Nächster Schritt?

  • Nach fast 30 J. Beziehung weiß ich (55), dass sie (52) eine "funktionierende Alkoholikerin" ist. Unser Sohn ist 12. Wir habe beide ganz passable Jobs, gutes Geld, wobei meiner mir nicht viel Spaß macht.
    Ich finde mich in einem schrecklichen Deja vu wieder, denn ich bin bei einer schwerst-alkoholkranken Mutter aufgewachsen, ein über 40 J. langes Martyrium.
    Meine oberste Priorität ist, dass ich das nicht noch einmal erleben muss. Und mein Sohn auch nicht.
    Meine Frau trinkt heimlich, man findet auch mal ne Flasche bzw. Tarn-Flaschen, z.B. "Limonade".
    Was tun?
    Gespräche mit ihr fruchten nicht.
    Alanon? War ich vor Jahren wg. meiner Mutter, half.
    Ausziehen?
    Weder weiß ich, was ich will (bleiben, gehen), noch kann ich klar denken und abgeklärt den nä. Schritt technisch planen.
    Aber wie gesagt, ich will nicht wieder jahrelang um einander herumschleichen und argwöhnisch auf Anzeichen von Glimmer achten müssen.

  • Hallo Norman,

    willkommen bei uns im Forum!

    Wie ist es eigentlich mit Dir, trinkst Du noch? Du hattest ja in einem anderen Beitrag
    schon einmal hier gepostet...

    Frage: Erfahrungen mit dem Problem? Verschwindet es bei Reduktion der Alkoholmenge, z.B Alk. nur am Wochenende?
    (Bin 56)

    Nur man selbst kann das Trinken stoppen, da helfen keine guten Worte oder Druck
    von aussen. Ist leider so.

    Mittlerweile bin ich über 8 Jahre trocken und mein Mann trinkt auch wegen mir zu
    Hause nicht.

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Moin Norman,
    ich bin Britt, Ende 50, trockene Alkoholikerin und über 30 Jahre verheiratet.
    Erst einmal möchte ich mich Ellys Frage anschließen, denn dein erster Beitrag vor fast einem Jahr las sich schon ein wenig eigenartig….
    Du schreibst, deine Partnerin sei eine „funktionierende Alkoholikerin“. Bezeichnest du dich auch als „funktionierender Alkoholiker“ ? Trinkt ihr beide zuviel Alkohol ?
    Ich habe auch jahrelang geglaubt, dass ich funktioniere. Ich hielt mich für belastbar und war fest davon überzeugt, ich sei die beste Tochter, Schwester, Ehefrau, Mutter und Arbeitnehmerin.
    Aber wehe mir fehlte das Gefühl von Sicherheit, dann trank ich; wenn ich nicht schlafen konnte, trank ich; wenn ich Angst hatte, trank ich und wenn ich Erfolg hatte,
    dann trank ich eben auch…tagsüber funktionieren und abends heimlich saufen…
    Mein Umfeld merkte es nicht (da war ich mir ganz sicher….).
    Ich finde, ein „funktionierender Alkoholiker“ funktioniert letztlich nur aus seiner eigenen Sicht. ICH glaubte nur zu funktionieren und war blind für meine eigene Sucht.
    Und die Tatsache, dass ich in Job und Alltag immer gut funktionierte, machte die Einsicht nur noch schwerer. Vielleicht ist das auch ein Grund, dass viele den Kampf gegen den Alkohol niemals antreten?
    Es geht doch bei dieser Krankheit immer um den alkoholabhängigen Menschen.
    Spielt es dabei eine Rolle, ob er gesellschaftlich funktioniert oder sich regelmäßig unter der Penner-Brücke besäuft? Ich finde nicht.
    Der Begriff "funktionierender Alkoholiker" ist m. Mng. nach genauso blöd wie der Begriff "kontrolliertes Trinken".
    Ich wage auch zu behaupten, dass „funktionierende Alkoholiker“ nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Gesellschaft das größere Problem sind,
    denn sie nehmen mit Promille oder Restalkohol am Straßenverkehr teil, sie arbeiten mit Promille oder Restalkohol an Maschinen,
    sie betreuen mit Promille oder Restalkohol schutzbedürftige und Kinder, ja sie operieren sogar unter Drogen am offenen Herzen….

    Keiner von euch beiden scheint einen „klaren Kopf“ zu haben. Keiner weiß, was er will…Keiner ist in der Lage, „klare Ansagen“ zu machen…tja, da wird es verdammt schwer, irgendetwas zu ändern.

    Ich wünsche dir (und deiner Frau) klare Gedanken.
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Danke soweit.
    Also, ICH trinke nicht. Mit Erkennen der Problematik einer gefählichen Trinkmenge für mich habe ich meinen Alkoholgebrauch stark reduziert, das war nicht problematisch, ich schlafe dadurch viel besser, habe keinerlei Entzugserscheinungen, und ich bin also nicht alkoholkrank.
    Die Partnerschaftsprobleme (Bett) kann ich inzwischen gut einordnen, mein Körper hat gestreikt und mich dadurch zum Nachdenken gebracht, mich also auf das Problem aufmerksam gemacht.
    Als "funktionierenden Alkoholiker" bezeichne ich jemand, der in Beruf und nach außen problemlos funktioniert, es ist also nicht so, dass sie dauernd krank geschrieben wird oder so.
    @ Britt: Ich habe durchaus einen klaren Kopf, nur kann ich nicht sehen, was der nä. Schritt für mich / uns sein sollte, s. Fragestellung. Weder scheint es sinnvoll, einfach auszuziehen, noch ewig die gleichen Gespräche zu führen.

  • Du hast Möglichkeiten:

    - dich hinter Problemen zu verstecken und darauf zu warten, dass diese sich von selbst in Luft auflösen…
    - dich zu fragen: wo genau ist etwas schief gelaufen und dabei nicht an der Oberfläche kratzen…
    - das Problem nicht auf einer Schuldfrage klären, reine Schuldzuweisungen (DU-Botschaften) werden nicht zu einer Lösung beitragen…
    - stelle dir selbst die klassischen W-Fragen…
    - an Kommunikation auf Augenhöhe „arbeiten“…in ICH-Botschaften deine Gefühle, Ziele und Erwartungen ganz klar formulieren…

    Veränderungen beginnen mit dem ersten Schritt jedes Einzelnen. Du kannst nicht die Schritte deines Partners beeinflussen. Jeder ist selbst für sein Handeln verantwortlich und trägt die Konsequenzen.
    Der erste Schritt erfordert immer auch Mut und Verantwortungsbewusstsein, weil Veränderungen Unsicherheit und Unruhe ins Leben bringen.

    Trial-and-Error – Fehler machen erlaubt!

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Norman,
    willkommen im Forum.

    Kurz zu mir: Ich bin Ende 40, Tochter eines nicht-funktionierenden Alkoholikers und selbst (psychisch) abhängig vom Alkohol geworden. Seit Ende Oktober trinke ich überhaupt nicht mehr und es geht mir wirklich gut damit. Ich empfinde mich als zufrieden abstinent, etwas, was ich Mitte Oktober noch nicht erwartet hätte.

    Du schreibst:


    Weder weiß ich, was ich will (bleiben, gehen), noch kann ich klar denken und abgeklärt den nä. Schritt technisch planen.
    Aber wie gesagt, ich will nicht wieder jahrelang um einander herumschleichen und argwöhnisch auf Anzeichen von Glimmer achten müssen.


    Ich denke, du benötigst mehr Informationen und zwar Informationen über die Alkoholkrankkeit, über Co-Abhängigkeit und über die Problematik, die das Aufwachsen in alkoholkranken Familien für Kinder bedeutet. Viele von diesen Kindern haben später als Erwachsene Probleme, EKA-Problematik. (EKA = Erwachsene Kinder aus alkoholkranken Familien)

    Lies dich mal durch die diversen Beiträge hier Forum. Du wirst zu allen Themen eine Fülle an Informationen finden.
    Interessant ist natürlich auch, was hier bislang schon anderen Angehörigen von Alkoholikern geraten wurde.

    Dass du im Moment nicht weißt, wie dein nächster Schritt sein sollte, ist verständlich. Da geht ja auch emotional so einiges ab und es hängt nicht wenig an deiner möglichen Entscheidung dran.

    Es mag sein, dass deine Frau noch funktioniert, also eine „funktionierende Alkoholikerin“ ist. Wenn du dich hier durch die Beiträge der Nutzerinnen und Nutzer liest, wird du feststellen, dass viele von uns bis zum Schluss recht gut „funktioniert“ haben. Allein die Tatsache, dass deine Frau heimlich trinkt und du gelegentlich Tarnflaschen findest, empfinde ich als ziemlich großes Alarmsignal.

    Dass Gespräche nicht fruchten ist leider typisch. Auch ich mochte es überhaupt nicht, wenn mein Mann mich auf meinen Konsum ansprach. Ich fühlte mich beobachtet und bevormundet. Ich war mir sicher, dass ICH kein Problem hatte, wenn dann nur er. Heimliches Trinken habe ich selbst aufgrund meiner familiären Vorbelastung vermieden, ich befürchtete, dass das der Weg in den Abgrund sei.

    Nach meiner eigenen Erfahrung wird allein schon das Lesen der anderen Beiträge etwas in dir verändern. Es wird sich eventuell Einiges für dich klären.

    Wenn du bestimmte Fragen zu den diversen Themen hast oder einen bestimmten Gedankengang, der dich beschäftigt und bei dem du nicht weiterkommst, kannst du hier im Forum Hilfe zur Selbsthilfe bekommen.
    Wenn du direkte Ansprechpartner brauchst, bist du mit einer SHG vor Ort gewiss gut beraten.


    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!