Das mit der geschenkten Zeit kann ich nachvollziehen, denn ich hab ja auch schon diverses überlebt. Das Thema war mir jedenfalls schon ziemlich nahe.
Aber auch ohne das ist mir mit ca. 40 aufgefallen, dass ca. die Hälfte meines Lebens vorbei ist und ich mir schon langsam überlegen sollte, was ich eigentlich mit dem Rest noch anstellen will. Das floss auch in das rein, dass ich dann aufgehört habe, weil ich dachte, solls das gewesen sein?
Ist mir der Alk wirklich so viel wert oder gibts da auch noch was anderes? Will ich am Ende nur alles versoffen haben?
Heute kam eine Mail von einem Freund, da fand ich unter Anderem dieses:
Dinge, die Sterbende am meisten bereuen
1. Versäumnis: Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, mir selbst treu zu bleiben,
statt so zu leben, wie andere es von mir erwarteten.
2. Versäumnis: Ich wünschte, ich hätte nicht so viel gearbeitet
3. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen
4. Versäumnis: Ich wünschte, ich hätte den Kontakt zu meinen Freunden gehalten
5. Versäumnis: Ich wünschte, ich hätte mir mehr Freude gegönnt.
Bronnie W. (2015). 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen. Einsichten, die Ihr Leben verändern werden. München: Wilhelm Goldmann Verlag.
Und das ist natürlich genau das.
Heute bin ich tatsächlich immer wieder dankbar, dass ich tatsächlich aufgehört habe und seit über 20 Jahren alles nüchtern erlebe.
Das ist ja überhaupt die Vorraussetzung für die Freiheit, heute mein Leben noch zu gestallten.
Tatsächlich lese ich auch gerne Geschichten von scheiternden Alkoholikern, weil ich dann denke, was hatte ich bloss für ein Glück, das es bei mir anders war. Zum Teil fährt es mir richtig rein, was ich nicht nur mir, sondern auch meinen Angehörigen für einen Gefallen getan habe, dass ich keine Rückfälle hatte. Manchmal sag ich so im Überschwang zu meinem Parter, ich bin so froh, das ich nie wieder saufen muss. Was wäre das für eine Scheisse.
Und die Gestaltung ist nichts, was man einmal macht, sondern auch nüchtern kommt immer wieder was Neues.
Ich fang jetzt das Weitwandern an. Erst mal kleinere Touren, aber Ziel ist, mal hundert Tage am Stück zu laufen. Nächstes oder übernächstes Jahr, denn irgendwann wird es einfach nicht mehr gehen. Und wenn ich es mache, werde ich es länger können, irgendwie fit bleiben.
Was ich eben auch nicht will ist, dass ich eines Tages denke, ach hätte ich doch. Ich will noch mal richtig unterwegs sein. Erfahrungsgemäss lerne ich hundert Leute dabei kennen, führe viele spannende Gespräche und werde das Leben dabei geniessen. Ist mir ja schon öfter so gegangen.
Das Forum hier ist ziemlich ruhig und ich lass das selbst auch so langsam ausklingen. Momentan bereue ich es überhaupt nicht, dass ich es nicht übernommen habe. Es würde sich für mich falsch anfühlen. Es ist einfach nicht das, was ich selbst brauche und will.
Es ist eigentlich nur die Neugier, ist wieder was passiert, die mich manchmal selbst nervt.
Ich merke ganz genau, wenn ich nicht vor dem Computer klebe, dann interessiert mich das ganze Thema überhaupt nicht. Hier zu sein ist irgendwie Leben in meiner Vergangenheit. Ausserdem, immer nur Probleme, will ich gar nicht, es reicht mal wieder.
Irgendwie habe ich ja auch nicht mit dem Trinken aufgehört, um den Rest meines Lebens immer noch vom Saufen zu reden. Einiges war notwendig, manches nützlich und anderes ganz nett, aber irgenwann in meinem Leben will ich mich mal viele Jahre lang gar nicht mehr mit dem Thema befassen. Und das geht, ich war ja schon mal jahrelang weg bis mir dieses EKA-Thema wegen meinem Vater einfiel. Aber das ist ja nun auch langsam mal durch.
An dem Punkt war ich schon mal, als ich mein letztes Forum verlassen habe. Es ist nur eine Ablenkung, wenn ich sowieso vor der Kiste sitze. Mir würde es besser tun, es ganz zu lassen, deswegen suche ich mir auch kein anderes Forum und auch keine Gruppe. Meine Neugier soll sich mal wieder andere Ziele suchen. Langeweile ist ein gute Gelegenheit, kreativ zu werden.
Gruß Susanne