Kumpel trinkt sehr viel

  • Hallo erstmal,
    vorerst schonmal vielen Dank für alle die sich zeitnehmen mein Anliegen durchzulesen und mir helfen wollen.
    Also es geht um einen Kumpel von mir welcher seit nun fast 2 Jahren so gut wie jedes Wochenende trinken geht, dies macht mein Freundeskreis zwar auch so gut wie jedes Wochenende, allerdings artet es in letzter zeit etwas auf und da es nun nicht nur mir Aufgefallen ist möchte ich hier jetzt mal um Rat suchen. Ich nenne ihn Josh. Josh ist 17 Jahre alt und geht aufs Gymnasium in die letzte Klasse. Josh seine Eltern sind sehr tolerant und erlauben auch des öfteren eine Party bei ihm zuhause. Josh wohnt in einem Dorf und hat nun seit auch fast einem Jahr dort einen neuen zusätzlichen Freundeskreis gefunden. Bis vor ca. einem halben Jahr war es so, dass Josh zwar so gut wie jedes Wochenende saufen gegangen ist, allerdings nie Vodkashots oder Wein angerührt hat. Josh war immer ab einem gewissen Punkt richtig gut drauf, hat viel gelacht und gute Stimmung gebracht. Seit einem halben Jahr geht er nun zusätzlich zu der Freundesgruppe zu der ich gehöre auch am anderen Wochenendtag oder nachdem er mit uns unterwegs war mit seinen Dorffreunden trinken. Diese werde ich ab nun einfach Dorfis nennen. Bei Josh war es eigentlich schon immer so dass wenn er einmal angefangen hat, er nichtmehr aufhören will/kann bis er dicht ist. Seit 1-2 Monaten hat sich aber einiges geändert. Josh wird irgenwie garnichtmehr fröhlich sobald er einen Pegel hat, sondern sitzt nurnoch da und man sieht ihm an seinen Augen wirklich an dass er irgenwie traurig ist. Er hatte davor schon psychische Probleme, welche er aber nie hat behandeln lassen. Dies hat er vor der Gruppe allerdings noch nie gesagt, sondern nur einmal zu einer Freundin von der ich diese Information habe. Also wie gesagt seit 1-2 Monaten trinkt Josh nurnoch bis er am ende umfällt, so gut wie nichtmehr sprechen und reden kann und rührt nun seit 3-4 Wochen auch Wein, sein eigentliches Hassgetränk an Zitat dazu: "Der knattert so schön" . Der ausschlaggebende Grunde wieso ich jz tatsächlich den Entschluss gefasst hab hier reinzuschreiben ist der, dass Josh vor 3 Wochen bei einer Houseparty sich in der Küche(nichtraucherhaushalt) eine Zigarette angezündet hat, wobei Josh früher immer der war der am meisten drauf geachtet hat in einem fremden Haushalt dass nichts kaputt geht oder jemand Tabak/Cannabiskrümel irgendwo liegen lässt. An diesem Abend war Josh um ab ca. 2 Uhr nachts bis 4 Uhr morgens so gut wie durchgängig alleine im Haus, ist nicht rausgekommen wobei alle anderen draußen waren was auch extrem untypisch für ihn ist. Am nächsten morgen weiß er in letzter Zeit so gut wie nichtsmehr vom Vorabend, hat zu besagten Abend gefragt ob er wirklich alleine drinnen war und ob das mit der Zigarette echt stimmt. Nochmal ein kleines Beispiel: letztes haben wir uns bei einem Kumpel zu 5 auf einen entspannten Abend getroffen, wobei geplant war ein bisschen was zu trinken, aber kein totalrausch. Josh kam etwas später als wir anderen und hat sich in den ersten 1.5 Stunden seine 2 mitgebrachten Weinflaschen einverleibt, wobei wir am Trinksspiel spielen war, dazu hat er dann immer gesagt :"Lass doch einfach so Saufen". Als wir dann zu einem Mario Kart trinkspiel umgestiegen sind wollte er die erste Runde auch noch mitspielen, konnte aber wie er gesagt hat nichtmal mehr sehen welcher Platz er ist. An besagten Abend hat sein Vater uns dann abgeholt und war schon wütend auf ihn, da er gemerkt hat wie Josh im Auto schwankt. Zuhause angekommen ist Josh dann wütend zu einem der Dorfis gegangen (welchem leider eh nichtmehr geholfen werden kann) und hat bei ihm noch bis um 4 Uhr morgens weitergetrunken. Danach ist er nach Hause gegangen, hat es aber nichtmehr ins Haus geschafft sondern draußen in der Schubkarre geschlafen. Bei dem Kumpel wo wir waren wurden wir übrigens um 23:30 abgeholt. Nun meine Fragen dazu:
    - Soll ich ihn mal darauf ansprechen? (unsere Bindung ist eigentlich sehr gut, wobei ich nicht glaube dass er mir seine Gefühle wirklich anvertrauen würde da er bislang auch immer den "harten Kern aufrecht erhalten hat), zusätzlich hab ich bedenken, dass er sich dann von uns abschottet und garnichtsmehr erzählt.
    -Soll ich seine Eltern mal ansprechen? Diese greifen aber nie durch, sind zwar immer sauer aber verbieten es ihm nie wirklich.
    -Was kann ich sonst tun?

    Vielen Dank fürs durchlesen und ich hoffe um ein paar hilfreiche Ratschläge.

  • Hallo Cedric,

    ich bin Risu und seit 2 Jahren alkoholfrei.

    Was du von deinem Freund schreibst hört sich schon nach ordentlichem Alkoholmissbrauch an, was auch schnell mal zu einer Sucht werden kann, wenn es das nicht sogar schon ist.

    Das kann nur er selber rausfinden.

    Wenn du dir über deinen Kumpel Sorgen machst, sprich ihn doch mal drauf an.

    Du könntest sagen: Mir ist aufgefallen, dass du mehr trinkst... ich mach mit Sorgen um dich... sowas kann schnell mal in eine Sucht führen....

    Du kannst fragen, ob du ihm irgendwie helfen kannst, ob er mal eine Beratungsstelle für Jugendliche aufsuchen möchte.

    Du kannst auch selber dort einen Termin vereinbaren und dich beraten lassen.

    Such einfach in der Stadt oder dem Kreis nach Suchthilfe/ Alkohol, oft findest du die bei der Caritas oder bei der Diakonie und die haben meist jemand, der für Prävention zuständig ist.

    Probier einfach mal zwei oder drei mal, ihn darauf anzusprechen und schau wie er reagiert, dann kannst du weiter überlegen, wie du weiter vorgehst.

    Viel Erfolg!

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Cedric,
    zunächst einmal muss ich dir meinen vollen Respekt aussprechen, dass du wegen deines Kumpels Hilfe suchst.
    Was du über ihn schreibst, klingt definitiv nicht mehr harmlos.
    Du fragst, ob du ihn mal darauf ansprechen sollst. - Wenn ihr tatsächlich eine gute Bindung habt, könnte das hilfreich sein. Allerdings rate ich dir, es zu tun, wenn er gerade nüchtern ist. Unter Alkoholeinfluss sieht man nämlich die Dinge häufig etwas anders, vielleicht kennst du das auch bei dir. (?) Es mag sein, dass er abstreitet, ein Problem zu haben, und dass er‘s dir sogar übel nimmt. Für Menschen mit einem aktiven Alkoholproblem ist das leider keine Seltenheit. Andererseits aber musst du dich fragen, ob du’s für dich aushalten kannst, deinem Kumpel dabei zuzusehen, wie er sich kaputt macht.
    Wenn du ihn ansprichst, kann es sehr hilfreich sein, in Ich-Botschaften zu sprechen, wie z.B. „Ich habe beobachtet....“ , „Ich mache mir Sorgen...“. Du-Botschaften können nämlich ziemlich kontraproduktiv sein, der Angesprochene kann sich ziemlich leicht angegriffen fühlen.

    Ob es hilfreich wäre, die Eltern anzusprechen, vermag ich mit den paar Informationen nicht zu sagen. Möglicherweise würde dein Kumpel das auch als Vertrauensbruch ansehen, was eventuell nicht förderlich wäre. Es kommt möglicherweise auch darauf an, wie gut das Verhältnis zu deinem Kumpel und zu den Eltern deines Kumpels ist.

    Was du sonst tun kannst: Du könntest Kontakt zu einer psychologischen Beratungsstelle aufnehmen. Dort sitzen professionelle Berater, die dir helfen können, deinen Weg im Umgang mit dem Problem deines Kumpels zu finden. Die haben möglicherweise auch weiterführende Adressen für dich.
    Es gibt auch die Möglichkeit einer Online-Beratung bei der Bundeskonferenz für Erziehungsberatung e.V. (bke) und dort den Bereich bke-Jugendberatung. Die ist vielleicht noch eher was für dich, da sie anonym ist. Scheu dich nicht, dir dort Hilfe zu suchen, denn dort sitzen wie gesagt professionelle Berater.

    Alles Gute dir!

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Cedric,

    ich möchte Dir auch erst mal meinen Respekt dafür aussprechen, dass Du hier für Deinen Freund Hilfe suchst. Ich nehme mal an, dass Du in seinem Alter bist und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht auf so eine Idee gekommen wäre, wenn ich einen Freund in ähnlicher Situation gehabt hätte.

    Ich bin selbst Alkoholiker und lebe jetzt aber schon lange ohne Alkohol. Was Du von Deinem Freund so beschreibst klingt nach deutlich mehr als nach "wir lassen es halt ab und zu mal krachen". Es sieht für mich eher so aus, als sei er da gerade an einem Scheideweg. Der Weg vom Missbrauch zur Sucht ist fließend... Und leider gibt es dazu auch keine klare Definition. Am Ende ist man, einfach gesagt, dann süchtig, wenn man trinken muss und nicht mehr ohne sein kann. Dass Dein Freund jetzt eher depressiv erscheint während er früher immer gut drauf war kann auch eine "Nebenwirkung" des regelmäßígen und hohen Konsums sein. Depressionen sind eine nicht seltene Begleiterkrankung von Alkoholikern....

    Tja, was also nun tun?

    Selbstverständlich kannst Du ihn ansprechen. Ich fände das sogar sehr gut und wenn Du ein guter Freund / Kumpel oder was auch immer bist, dann kannst Du das auch tun. Ich möchte nicht sagen, dass das Deine Pflicht ist aber ich fände es zumindest sehr fair von Dir, wenn Du einen guten Kumpel nicht einfach in sein Verderben laufen lassen würdest. Ob Du nun etwas erreichen kannst bei ihm steht auf einem anderen Blatt. Jedoch finde ich es immer ziemlich schwach, wenn alle dann hinterher sagen: Das der ein Alki ist das hat man ja schon lange gemerkt - aber angesprochen hat ihn keiner..... Feige irgendwie..... Deshalb sprich mit ihm. Aber sprich ihn unbedingt nur dann an, wenn er nüchtern ist. Ruhig und sachlich, soweit Dir das möglich ist. Sag ihm was Dir aufgefallen ist und worüber Du Dir sorgen machst. Vielleicht könnt Ihr ja auch ne Challenge vereinbaren, dass Ihr mal ein paar Wochen ohne Alkohol unterwegs seid? Falls Du zu sowas bereit wärst und ihn da vielleicht mitziehen könntest.

    Und was die Eltern betrifft: Klar wäre es nur fair, wenn auch sie Bescheid wüssten. Was sie dann daraus machen ist deren Sache. Worüber Du Dir im Klaren sein musst ist, dass Dein Freund evtl. nicht besonders begeistert sein wird, wenn er mitbekommen sollte, dass Du ihn dort "verpfiffen" hast. Könnte sein, dass er nicht versteht, dass Du ihm in Wahrheit helfen möchtest. Aber die Alternative wäre nichts zu tun und ggf. dabei zu zusehen, wie er immer mehr unter geht. Keine gute Alternative, finde ich.

    Viel mehr wirst Du nicht tun können. Es liegt dann letztlich an ihm, ob er Deine Anregungen oder Argumente aufgreift und nachdenkt oder ob er so weiter macht wie bisher. Das hast Du dann nicht in der Hand da hilft dann auch ein ständiges auf ihn Einreden irgendwann nichts mehr.

    Ansonsten hat Dir ja auch AmSee schon ein paar hilfreiche Hinweise gegeben. Z. B. auch was die Sprache in ICH-Botschaften betrifft. Und was die Beratungs- und Hilfsangebote für Jugendliche betrifft: Wenn Du die recherchierst, dann könnten diese Adressen natürlich auch für Deinen Freund hilfreich sein. Also dann, wenn er bereit sein sollte etwas in diese Richtung zu unternehmen. Du kannst sie nutzen um nochmal mit einem Profi darüber zu sprechen, wie Du Dich ihm gegenüber am besten verhalten kannst und er könnte sie ggf. nutzen um sich helfen zu lassen. Wenn er das will.

    Ich ziehe meinen Hut vor Dir und wünsche Dir alles alles Gute!

    Viel Erfolg!

  • Erstmal vielen Dank für die hilfreichen Antworten.
    Ich selber bin grade 18 geworden und gehe auf ein Gymnasium mit Psychologie als Kernfach, weswegen mir dass mit den Ich-Formulierungen auch schon in den Sinn kam.
    Ich bin mir aber irgendwie noch nicht sicher auf was genau ich ihn ansprechen soll, da gäbe es ja einmal:
    -Dass mit seiner Psyche, er wollte sich ja eigentlich Hilfe suchen aber hat es ja schlussendlich nie gemacht. Da bin ich mir halt unsicher ob er sich nich ganz verschließt sobald er rausfindet, dass ich auch davon weiß.
    -Dass er insgesamt halt mMn. zuviel trinkt und ob er meint dass sich irgendwie in seiner Sicht gegenüber Alkohol was verändert hat.
    -Nur dass mir aufgefallen ist, dass er sich ganz anders benimmt, wenn wir uns treffen um was zu trinken.

    Für weitere Antworten wäre ich sehr dankbar:)

  • Ich bin dreimal so alt wie Du und habe logischerweise auch ein paar andere Erfahrungen.
    aber:

    Ich bin manchmal extrem direkt. Ich sage jemandem, dass er zu viel trinkt. Stimmt ja auch.
    Ich frage dann aber auch, ob jemand wirklich so leben will..und ich akzeptiere, wenn jemand nichts ändern will.

    Und wenn jemand nicht will, dann kann ich auch nichts tun. Und ich tue dann auch relativ schnell nichts mehr, merkt man ja irgendwann, bringt ja nur mich schlecht drauf.

  • Hallo Cedric,
    auf seine Psyche, d.h. sein Vorhaben, sich Hilfe zu suchen, würde ich ihn an deiner Stelle zunächst einmal nicht ansprechen. Darüber hat er ja offenbar nicht mit dir gesprochen und möglicherweise empfände er es als Vertrauensbruch seiner Freundin, von der du die Infos hast, ihm gegenüber. Das wäre eher etwas, was seine Freundin ihm gegenüber ansprechen könnte. Vielleicht kannst du sie ja ins Boot holen und etwas coachen, wie sie in Ich-Botschaften mit ihrem Freund sprechen konnte.

    Du weißt also grundsätzlich aus dem Unterricht über Ich-Botschaften Bescheid. Formuliere doch mal in Ich-Botschaften deine Beobachtungen und deine Befürchtungen. Du könntest diese hier vorstellen und Rückmeldung erhalten, ob die Formulierung geeignet ist. Du hast in deiner Vorstellung doch schon einige deiner Beobachtungen geschildert.

    Es könnte sein, dass er dir, wenn du ihn ansprichst und bei ihm ankommt, dass du dir ernsthaft Sorgen um dich macht, von sich aus davon erzählt, dass er sich Hilfe suchen wollte. Dann ergibt sich möglicherweise ein gutes Gespräch darüber, was ihn bislang davon abgehalten hat. In dem Fall könntest du ihm deine Hilfe anbieten.


    Viele Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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