Ist es jetzt an der Zeit?

  • Hallo zusammen,
    ich bin Ende 40, lebe in einer sehr guten und glücklichen Partnerschaft mit einem Partner, der sehr wenig bis gar nicht trinkt, und ich befürchte seit geraumer Zeit, ein Alkoholproblem zu haben. Ich trinke nicht regelmäßig, aber doch mehrmals in der Woche und dann häufig bis etwa eine Flasche Sekt oder Wein. Ich nehme mir nie vor, dass es so viel wird, aber kontrolliertes Trinken, d.h. nur ein Glas, funktioniert nicht. Auf das erste folgt recht schnell ein zweites und dann ... Spätestens nach einer Flasche ist dann aber Schluss, mehr mag ich dann einfach nicht mehr. Ich trinke gerne einen Wein oder Sekt beim Kochen, dann macht die Kunst einfach mehr Freude. - Ich koche gerne und betrachte richtiges Kochen als Kunst. - Ich trinke am Nachmittag, wenn ich im Garten arbeite und Pause mache, gerne mal ein Sektchen oder Bierchen. Ich trinke am Abend vor dem Fernseher oder beim Lesen ein Weinchen. Ich trinke gerne einen guten Wein zu einem guten Essen. Im Sommer trinke ich auf der Terrasse gerne einen „Sundowner“. Ich trinke nicht jeden Wein oder jedes Bier, bei harten Sachen bin ich ganz vorsichtig. Ich bin nämlich vorgeschädigt. Meine Eltern waren beide Alkoholiker, meine Mutter hat zwar vor meiner Geburt für immer mit dem Trinken aufgehört, aber mein Vater hatte regelmäßig Rückfälle, die unsere Familie regelmäßig aus der Bahn warfen, und bei ihm jedes Mal mit professionellem Entzug in einer Klinik endeten. Mein Vater starb dann, als ich 15 war, bei einem Autounfall unter Alkohol- und Tabletteneinfluss. Die Sucht meines Vaters mitzuerleben war grauenvoll.
    Eigentlich sollte ich gar keinen Alkohol trinken, denn ich nehme ein Antidepressivum. Ich kann seit zwei Jahren keiner regelmäßigen Tätigkeit mehr nachgehen, weil ich MS und schwere Depressionen habe, die mich regelmäßig lähmen. Jeder Tag ist anders und ich weiß nie, ob der nächste Tag ein guter oder ein schlechter Tag wird. Ich bin aufgrund der Hilfe eines sehr guten Arztes psychisch stabil, habe meinen Weg gefunden, mit meinem beiden schweren Krankheiten umzugehen, und lebe so von Tag zu Tag.
    Sorge macht mir, ein Alkoholproblem entwickelt zu haben, denn gemäß gewisser Checklisten ist mein Verhalten auffällig. Abgesehen davon, dass ich wegen des Medikaments eigentlich gar keinen Alkohol trinken sollte, ist da eben, dass ich zwar tagelang problemlos keinen Alkohol trinken kann, aber dann, wenn ich dann Alkohol trinke, es einfach nicht bei einem Glas belassen kann, sondern es bis zu einer ganzen Flasche wird. Angst macht mir, nie wieder Alkohol trinken zu dürfen, denn ich liebe und genieße einen richtig guten Wein und es gibt so viele Situationen, die mit einem Glas Bier oder Sekt oder Wein oder ... einfach so richtig schön rund sind. Ich weiß aber auch, wie eine Sucht bzw. ein Suchtgedächtnis funktioniert. Ich war Raucher und hab mehrere Aufhörversuche hinter mir. Inzwischen scheint da der Schalter umgelegt zu sein, denn ich spüre überhaupt kein Bedürfnis mehr zu rauchen. Und geschmeckt, sowie früher, haben mir die Zigaretten bei meinem letzten Rückfall überhaupt nicht mehr und ich konnte der Raucherei gar nicht mehr das abgewinnen, was ich dem früher abgewonnen habe. Ich vermisse sie überhaupt nicht mehr, die Zigarette. Das aber kann ich mir bei Wein, Bier usw. überhaupt nicht vorstellen, denn anders als eine Zigarette schmeckt mir auch nach längerer Abstinenz der erste Schluck besonders gut.
    Eine Selbsthilfegruppe vor Ort möchte ich nicht aufsuchen. Mein Partner befürchtet, dass ich gefährdet bin. Wir haben schon darüber gesprochen, aber ich hasse es, wenn ich mich auf meinen Konsum anspricht und mich bevormundet. Ich möchte es erst einmal hier in der virtuellen Anonymität versuchen. Beim Rauchentzug hat mir auch ein sehr gutes Forum geholfen.
    Ich bin gespannt, wem ich hier so begegne und ob ihr mir weiterhelfen könnt.
    Viele Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Ich trinke gerne einen Wein oder Sekt beim Kochen, dann macht die Kunst einfach mehr Freude. - Ich koche gerne und betrachte richtiges Kochen als Kunst.

    dazu kann ich nur sagen, gut kochen kann man auch, ohne dabei zu trinken. Das ist rein Deine Entscheidung, dass Du das eben so willst. Hat mit "geht nicht anders" absolut nichts zu tun.
    Ich hab da in meiner nüchternen Zeit schon ganze Veranstaltungen gemacht, und ich weiss natürlich wie viele Leute dabei gerne trinken.

    Ich muss Dir aber leider sagen, wer gerne trinken will, darf das von mir aus gerne tun. Ich denke, das musst Du wohl mit deinem Mann ausmachen. So wie Du das trinken hier anpreist, werde ich sicher keine Anstrengungen unternehmen, Dich vom Gegenteil zu überzeugen.

  • Hallo Susanne,
    natürlich hast du Recht, dass man = auch ich ohne Alkohol richtig gut kochen kann.

    So wie Du das trinken hier anpreist, werde ich sicher keine Anstrengungen unternehmen, Dich vom Gegenteil zu überzeugen.

    Vielleicht habe ich mich nicht gut genug ausgedrückt. So ist es, wie ich das Trinken empfinde und das macht es mir ja gerade so schwer, es sein zu lassen, obwohl ich um die Gefahr weiß, obwohl ich vielleicht wirklich schon ein Problem damit habe. Dass Alkohol gefährlich ist, weiß ich ja nur zu gut.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ums antriggerns geht nicht, jedenfalls nicht bei mir.

    Ich hab aber schon die Erfahrung gemacht, dass man bei Leuten, die noch so viel Positives am Trinken finden wie Du, gegen Wände redet. Die hören sowieso nicht auf. Also wozu sollte man sich dann drum bemühen? So langweilig ist mir nun mal nicht.

    Ausserdem war ich früher ja auch so. Da half alles Reden nichts, so lange ich nicht selbst absolut genug davon hatte. Das ist also kein Vorwurf, sondern ich denke das wird momentan einfach nichts.

  • Das kann ich aus meiner Zeit und Tätigkeit im Forum für Nichtraucher nachvollziehen.
    Ich hab mich hier aber angemeldet, weil ich Hilfe suche.
    Geht es denn anderen Aufhörwilligen nicht ähnlich wie mir? Muss ich denn erst richtig abstürzen, um Hilfe zu bekommen?
    Es einfach so für immer sein zu lassen, kriege ich nicht hin. Das hab ich schon versucht.
    Wie machen das denn andere?

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich weiß, wie das beim Nicht-mehr-Rauchen-Wollen läuft, nur ist das, was ich da gelernt habe, nicht so auf meine Sache mit dem Alkohol übertragbar. Rauchen werde ich gewiss mir mehr, da scheint der Schalter nun endgültig umgelegt, aber nie mehr Alkohol trinken?

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo AmSee,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum. Schön das Du da bist, auch wenn der Grund dafür, wie bei fast allen, sicher kein schöner ist.

    Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Vorher trank ich weit über 10 Jahre abhängig, die meiste Zeit davon heimlich.

    Ich will Dir einfach meine Gedanken schildern und vielleicht stelle ich auch ein paar Fragen, mal sehen:

    Wenn ich Dich richtig gelesen habe, dann hast Du ja bereits einen oder auch mehrere Selbsttests gemacht. Damit meine ich diese Tests, die einem sagen, ob man möglicherweise ein Alkoholproblem haben könnte oder eben auch nicht. Wie Du ja selbst schreibst, deutet bei Dir einiges darauf hin das Du auf jeden Fall ein Problem hast. Und was Du hier so von Dir schreibst bestätigt das ja auch. Das ganze noch in Kombination mit den anderen schweren Erkrankungen von Dir.... Das ist schon kein einfaches Leben oder Schicksal, das Du da hast.

    Denoch scheinst Du ja (noch) eine recht innige Beziehung zum Alkohol zu haben. Du sprichst ja vom Weinchen und Bierchen und von "gutem Wein" zu gutem Essen. Klingt ein wenig nach Trinkkultur und nicht nach saufen. Harte Sachen lässt Du weg, denn die gehören zum "bösen" Alkohol. Der edle, oder wie Du es nennst "richtig gute" Wein dagegen.... Naja, im Grunde schon auch das, was uns die Gesellschaft seit ewigen Zeiten so vorlebt. Im Grunde ist es aber völlig wurscht was Du Dir reinpfeifst. Ob Du nun den sündhaft teuren Edelwein reinschüttest (und nicht mehr kontrollieren kannst) oder ne Pulle Schnaps, es ist einerlei. Das eine ist nicht besser als das andere. Und der Alkoholiker aus gehobenen Kreisen, der sich nur mit edelsten Tropfen besäuft ist kein besserer Alkoholiker als der Penner auf der Parkbank. Bei sind psychisch krank und hängen an der Flasche.

    Es ist aus meiner Sicht schwer zu sagen, ob Du jetzt zur Kategorie der bereits Alkoholsüchtigen gehörst oder ob Du vielleicht noch zu jenen gehörst, die "nur" Missbrauch betreiben. Der Übergang ist fliesend und auch individuell. Es gibt keine genaue Formel, eben nur verschiedene Indikatoren die auf ein Problem hindeuten. Aber diesbezüglich hast Du ja schon Deine Ergebnisse bekommen.

    Warum ich das schreibe? Nun, vielleicht willst Du ja mal eine Art Experiment wagen. Vielleicht nimmst Du Dir mal vor wirklich komplett auf Alkohol zu verzichten. Nicht mit dem Vorsatz nie mehr Alkohol zu trinken, was Du Dir ja offenbar gar nicht vortstellen kannst, sondern zeitlich begrenzt. Aber eben nicht nur auf ein paar Tage oder wenige Wochen begrenzt sondern vielleicht mal auf ein halbes Jahr. Ab sofort ein halbes Jahr keinen Alkohol mehr. Das wäre dann so bis Ende April nächsten Jahres, runden wir mal auf und sagen: bis 1. Mai 2021 keinen Tropfen Alkohol, danach alles wieder offen - wie fühlst Du Dich bei diesem Gedanken? Bist Du dabei? Achtung, auch an Weihnachten und Silvester.... kein Sektchen, nichts.....

    Wenn Du nicht süchtig bist, wird Dir das, vielleicht nach einer gewissen Anfangssehnsucht die auch von einer gewissen Gewohnheit kommen kann, relativ leicht fallen. Es gibt viele Menschen die gar keinen Alkohol trinken oder nur in allergeringsten Mengen. Oder nur alle paar Monate mal nur ganz wenig. Wenn Du jedoch schon ein ernsthaftes Problem entwickelt haben solltest, dann wirst Du das auch ganz schnell merken. Selbst wenn Du vielleicht verzichten kannst, wird Dir Dein Kopf, werden Dir Deine Gedanken die Signale geben. Wenn Du ständig an Alkohol denken musst, wenn Du wirklich kämpfen musst um nicht zu trinken, dann wird die Sache ziemlich ernst sein. Und wenn Du es erst gar nicht schafftst, also zur Flasche greifst, egal mit welchem Vorwand Du Dir das dann rechtfertigst, dann weißt Du was die Stunde geschlagen hat.

    Da Du ja selbst schreibst, dass Du tagelang problemlos ohne sein kannst und "nur" nach dem ersten Glas nicht aufhören kannst, wäre es schon eine gute Idee dieses erste Glas jetzt erst mal für längere Zeit stehen zu lassen. Um mal zu beobachten, ob das irgendwas mit Dir macht. Ob sich da in Dir was bewegt, ob sich was verändert. Probiers aus! Nicht reden sondern machen.

    Wenn Du wirklich Alkoholiker sein solltest, dann wirst Du das entweder nicht schaffen oder es auch im Anschluss an diese Zeit merken. D. h. dann wirst Du auch nach 6 Monaten ohne nach dem ersten Glas weiter trinken. Meine längste Trinkpause war fast ein Jahr lang. Und ein Biermischgetränk, ein EINZIGES, hat mich binnen weniger Tage wieder zurück in die Spur gebracht. Man entkommt dieser Sucht dann nur durch komplette Abstinenz, also dauerhafte komplette Abstinenz. Was sich für Dich ja aktuell nicht sehr schön anhört und Du Dir nicht vorstellen kannst. Aber vielleicht kommst Du da ja noch drum herum. Bin gespannt was Du zu meinen Gedanken sagst.

    Alles Gute für Dich und einen guten und hilfreichen Austausch hier im Forum wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla,
    hab vielen Dank für deine Antwort! Du bringst mich damit tatsächlich schon ein Stückchen weiter.
    Du vermutest ganz recht, dass ich den einen oder anderen Selbsttest gemacht habe. Bislang kam dabei immer „Riskanter Alkoholkonsum“ heraus. Inzwischen mache ich mir jedoch Sorgen, zu weit gegangen zu sein.
    Was du zum Alkoholiker aus gehobenen Kreisen schreibst, kann ich nachvollziehen, und denke ähnlich. Wenn’s erst so weit gekommen ist, dass jemand tatsächlich abhängig geworden ist, macht es keinen Unterschied mehr und der Alkoholiker aus gehobenen Kreisen unterscheidet sich nicht großartig vom Penner auf der Parkbank. Ersterer leistet sich eben nur die teurere Version des Fusels.
    Ich habe nicht zum Ausdruck bringen wollen, besser als der Penner auf der Parkbank zu sein, sondern etwas anderes. Soweit ich informiert bin, ist es dem „richtigen Alkoholiker“ schließlich egal, was er trinkt, Hauptsache es ist Alkohol. Für mich gehörte es bislang zu meinem eigenen Test oder meiner Selbsteinschätzung, dass ich, wenn ich einen Wein oder ein anderes alkoholisches Getränk nicht mag und dann lieber ganz verzichte, noch safe bin. Dass es mir also letztlich ausschließlich um den Genuss geht.
    Ich habe mir gerade eben das Buch von Daniel Schreiber, „Nüchtern“ als EBook runtergeladen. Der Anfang gefällt mir ziemlich gut und ich fühle mich davon sehr angesprochen. Da, wo er hingelangt ist, bin ich noch lange nicht, aber ich erkenne mich in Teilen wieder. Irgendwie, ich kann’s nicht erklären, empfinde ich es jetzt schon als heilsam das zu lesen. Es macht mir nicht Angst, im Gegenteil, es macht mir Mut.
    Der Deal mit mir selbst, den du vorschlägst, klingt vernünftig. Ich weiß, dass ich eine ganze Weile ohne Alkohol auskommen kann, wenn das für mich irgendwie stimmig ist. Der Sprung, Weihnachten und Silvester auf Alkohol zu verzichten, ist mir jetzt noch zu hart, obwohl ich um die Gefahr weiß. Ich werde das beobachten. Was Schreiber über seinen Misserfolg mit dem kontrollierten Trinken schreibt, könnte mir auch passieren, wenn auch nicht in DEM Ausmaß.
    Jetzt erstmal schließe ich mit mir folgenden Deal, denn alles andere ist für den Anfang zu groß. Auch heute - gestern habe ich auch schon nichts angerührt - trinke ich keinen Alkohol.
    Ich weiß gut, was du damit meinst, wenn ich mich unter welchem Vorwand auch immer, nicht an meinen Vorsatz halte und doch zur Flasche greife. Ja, wenn das passiert, weiß ich tatsächlich, was die Stunde geschlagen hat. Ich kenne das Suchtteufelchen, den Selbstbetrug und die Argumente recht gut aus anderen Zusammenhängen.

    Nochmals, danke dir, dass du mir geschrieben hast. Bis...

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Ich habe nicht zum Ausdruck bringen wollen, besser als der Penner auf der Parkbank zu sein, sondern etwas anderes. Soweit ich informiert bin, ist es dem „richtigen Alkoholiker“ schließlich egal, was er trinkt, Hauptsache es ist Alkohol. Für mich gehörte es bislang zu meinem eigenen Test oder meiner Selbsteinschätzung, dass ich, wenn ich einen Wein oder ein anderes alkoholisches Getränk nicht mag und dann lieber ganz verzichte, noch safe bin. Dass es mir also letztlich ausschließlich um den Genuss geht.

    nun ja, so weit, dass es mir egal war was ich trinke, war ich selbst auch noch nie. Man kann sich aber auch schon zu Tode trinken, so lange man noch sehr gezielt trinkt, und ich habe das mehrmals fast getan. Spätestens dann wird die Frage, ob man nun Alkoholiker ist oder nicht, absolut akademisch. Hin ist hin.

    Ich meine, ich kannte meine Kontrollverluste, deswegen war einfach immer genügend da. Ich musste nicht zu irgendwas greifen, weil sonst nichts anderes da war. Dafür hab ich schon gesorgt. Und ich hab nicht nach einer Flasche Wein aufgehört, sondern nach 2 Litern Schnaps und zum Teil noch mehr...durfte aber auch was Feines sein. Und wenn ich nicht trinken wollte, das war auch bei mir an mehreren Tagen die Woche der Fall, dann habe ich eben nicht getrunken. Auch mal Monate, wenn ich vorher entsprechend abgestürzt war. Und ich hab mir das Timing auch so ausgesucht, dass ichs mir leisten konnte, bis auf eine paar wenige Mal, wo ich fast nen Fehler gemacht hätte.

    Ein Problem hatte ich trotzdem, und aufhören kam natürlich auch für mich lange überhaupt nicht in Frage. Da wäre mein Leben gefühlt vorbei gewesen, und da war die Denke "lieber 20 Jahre weniger leben, aber dafür lustig" noch lange davor. Am Ende wars aber gar nicht mehr so lustig. Deswegen war es dann einfacher, aufzuhören, als weiter zu trinken, tat weniger weh. Wie machens andere...die saufen sich da hin. Und am Ende zwang es mich zu ein paar Änderungen, wegen denen ich jetzt deutlich glücklicher bin als zu der ganzen Zeit damals. Sonst wäre ich halt verreckt. Meine Fassade stand übrigens bis zum Schluss, also ausser meinem Partner, der es ungefiltert mit bekam, wollte es kaum jemand glauben, dass ich solche Probleme hatte. Davon sollte man sich nicht täuschen lassen.

    Du opferst ja auch schon was dafür und trinkst, obwohl Du weisst, dass Du nicht dürftest. Und Du kannst Dir nicht mal vorstellen, Weihnachten drauf zu verzichten, also ist das doch ein klares Zeichen, dass Du es brauchst. Ohne ist ja offensichtlich kein wirkliches Wohlfühlen für Dich möglich. Und mit aber auch schon fast nicht mehr, denn Du hörst ja auch nicht auf, so lange es noch schön ist.

    Offensichtlich ist es Deinem Empfinden nach eben noch nicht so schlimm, dass Du Dir vom Aufhören wirklich eine Verbesserung erhoffst. Oder Du weisst schlicht nicht, wie das geht. Wurde Dir ja auch nicht vorgelebt, mir übrigens auch nicht.

    Die Kontrollversuche, die Du da jetzt vorhast, habe ich jahrelang gemacht. Hätte ich mir schenken können, meine Abstürze wurden schlimmer, ich hab mit verstärkten Kontrollversuchen gegengehalten, usw. aber ich konnte halt auch nicht anders. Aber immerhin habe ich dabei schon mal gemerkt, dass Nüchtern gar nicht so schlimm ist. Ausserdem trainiert es die Willenskraft, was man dann durchaus brauchen kann, wenn es mal so weit sein sollte, dass es einem wirklich reicht. Ein paar verrecken halt auf diesem Weg, aber Schwund gibt es bekanntlich immer. Und man kann den Willen natürlich auch dazu verwenden, trotz besseren Wissens weiter zu trinken.

    Und heute kann ich feiern und auch den Sonnenuntergng bei Saft geniessen. Ohne drüber nachzudenken, ob ich ein Problem habe oder mir hinterher irgendwelche Selbstvorwürfe zu machen. Genuss ohne Reue. Ich bin heute gefühlsmäßig da, wo ich mit dem Trinken immer hin wollte. Nur bin ich schon lange nüchtern.
    Und Du musst natürlich selbst wissen, was Du willst, und was Du machst, kann Dir keiner sagen oder vorschreiben. Wenn Du Fehler machst, zahlst Du halt. Es wird sich zeigen.

    Viel Glück und Gruß
    Susanne

  • Hallo und Willkommen
    Hallo Am See.Also du weißt das du nicht Aufhören kannst wenn du einmal angefangen hast zu trinken :-\
    Gehe mal auf diesen Vorschlag von Gelcha ein,und du wirst sehen wo du stehst.
    Bei mir war das auch so,ich konnte Wochenlang nichts Trinken ,aber wenn es dann losging konnte ich nicht aufhören,und ich bin auch davon überzeugt,wenn ich jetzt wieder ein Glas Trinke sitzt mir schon das Teufelchen im Nacken und macht solange rum bis nichts mehr in der Flasche ist,deshalb fange ich erst gar nicht mehr mit einem Versuch an.
    LG

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Hallo Susanne,
    hab vielen Dank, dass du dir so viel Zeit für mich genommen hast. Ich verstehe sehr gut, was du mir sagen willst, und was du geschrieben hast, macht mich nachdenklich. Ich bin längst noch nicht an solchen Punkt gelangt, an den du vor Jahren gelangt bist, aber da will ich ja auch niemals hin. Deine Geschichte warnt mich aber und das ist gut so.
    Du hast Recht, dass ich selbst wissen muss, was ich will und was ich mache. Und mir ist sehr bewusst, dass ich bezahle, wenn ich Fehler mache.
    Ich bin von der Raucherei schließlich dadurch weggekommen, dass ich mich immer wieder genau beobachtet habe und in mich hineingehorcht habe. Manches war mir zwar vom Verstand her klar, aber ich hatte meine Gefühle und mein Belohnungszentrum unterschätzt. Bei den ersten Aufhörversuchen hörte ich mehr oder minder aus Vernunftgründen auf, glaubte aber, etwas zu verlieren. Ich scheiterte dann in gewissen Situationen, weil da der innere Druck, die Situation zu bewältigen und dabei funktionieren zu müssen, unerträglich war. Heute brauche ich keine Zigarette mehr, will nicht mehr rauchen und kann fast nicht mehr nachvollziehen, wie ich mir das antun konnte.


    Und heute kann ich feiern und auch den Sonnenuntergng bei Saft geniessen. Ohne drüber nachzudenken, ob ich ein Problem habe oder mir hinterher irgendwelche Selbstvorwürfe zu machen. Genuss ohne Reue. Ich bin heute gefühlsmäßig da, wo ich mit dem Trinken immer hin wollte. Nur bin ich schon lange nüchtern.


    Das hört sich unglaublich gut an! Das ergänzt mit dem, was ich an Vorteilen gelesen habe, wenn ich auf Alkohol verzichte, klingt sehr verlockend.

    Ob ich in Bezug auf Alkohol auch schon da angekommen bin, wo ich mit der Raucherei war, weiß ich nicht. Was ich so bisher an mir beobachtet und mit den Erfahrung anderer, die tatsächlich schon richtig abhängig waren, verglichen habe, bin ich noch nicht so weit. Mir ist aber sehr bewusst, dass ich in der letzten Zeit auf Messers Schneide balanciere. DAS ist definitiv nicht gut und so darf es gar keinen Fall weiter gehen.
    Das Buch von Schreiber sagt mir sehr zu und spricht mich an. Solche Literatur ist sehr hilfreich für mich. Ich kenne sowas auch in Bezug auf das Rauchen, aber dies ist noch besser.
    Wie ich‘s beim Rauchen gemacht hab, werde ich es auch mit dem Alkoholkonsum machen.
    Was ich ausprobieren möchte, ist zwar eine Art kontrolliertes Trinken, aber nicht so eines, wo ich mir regelmäßig gewisse Tage die Woche oder einmal im Monat einen Abend mit Wein gönne. Ich bezweifle, dass sowas bei mir gut gehen könnte. Aus der Erfahrung als Exraucher weiß ich, dass das nicht funktioniert, denn die EINE oder die zwei, die man sich einräumt, gewinnen eine viel zu große Bedeutung und es bleibt nie auf Dauer bei der einen. Rückzuck ist man (=ich) wieder voll drauf.
    Ich werde mich beobachten und in mich hineinhorchen. Kochwein wird’s nicht mehr geben und ich werde auch in den Pausen bei der Gartenarbeit nicht mehr Alkohol trinken. Da muss ich Alternativen finden, denn das, was ich getan habe, ist zu gefährlich. Ich weiß doch eigentlich um die Wirkung solcher Stoffe wie Alkohol und Nikotin auf die Biochemie im Gehirn. Wie kann ich nur so unvorsichtig sein? - Ja, ich weiß es, es ist die Sehnsucht, sich besser zu fühlen, zufrieden und glücklich zu sein. Aufgrund meiner Erkrankung hab ich zu wenig dieser Glückshormone....
    Was ich mir erlauben möchte, ist, an bestimmten, seltenen Gelegenheiten, wie z.B. Weihnachten, Alkohol trinken zu dürfen. Ob das gut geht, wird sich zeigen. Ich glaube für mich, dass es schon mal ein Fortschritt für mich ist, für mich anerkannt zu haben, dass mein bisheriger Konsum sehr problematisch ist, ich nicht mehr leugne, ein Problem zu haben, und mich hier angemeldet habe. Ich weiß nicht, ob das hier ähnlich läuft, wie in dem Forum für Nicht-mehr-Raucher, da ist nämlich echt was los und ich bin virtuell vielen Menschen begegnet, die mir wichtig geworden sind, die mich weiter gebracht haben und denen ich eine Hilfe sein konnte.
    Ich habe jedenfalls vor, hier zu berichten, wie‘s bei mir läuft. Heute jedenfalls trinke ich auch nicht. So hoffe ich es Schritt für Schritt zu schaffen, in der Regel abstinent und damit zufrieden zu sein.


    Bei mir war das auch so,ich konnte Wochenlang nichts Trinken ,aber wenn es dann losging konnte ich nicht aufhören,und ich bin auch davon überzeugt,wenn ich jetzt wieder ein Glas Trinke sitzt mir schon das Teufelchen im Nacken und macht solange rum bis nichts mehr in der Flasche ist,deshalb fange ich erst gar nicht mehr mit einem Versuch an.


    Hallo Daun 2020,
    Danke, dass du mir geschrieben hast. Ich habe von einigen gelesen, dass es ihnen so ähnlich ergangen ist, wie dir. Mir ist das meines Wissens so noch nicht passiert. Ich will das aber definitiv bei meinem nächsten Alkoholkonsum beobachten. Wenn’s so kommt, dass ich die Tage danach das Bedürfnis verspüre, meine Ausnahme auszuweiten, weiß ich, was die Stunde geschlagen hat. Bislang ist es so gewesen, dass ich nach dem ersten Glas noch mindestens ein zweites und ein drittes wollte, dass dann aber irgendwann der Punkt kam, an dem‘s mir gereicht hat, ich also gewissermaßen satt war.
    Ich werde jedenfalls die Augen offen halten, wie’s mir mit meinem Plan ergeht.
    Interessant und reizvoll wird für mich auf jeden Fall, welche Vorteile die rigorose Einschränkung der Alkoholkonsum für mich haben wird.

    Viele Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich bin ziemlich nachdenklich geworden und ich versuche zur Zeit mir bewusst zu machen, was da in mir geschieht, wenn ich Alkohol trinke. Ich schreibe das hier für mich auf, vielleicht hilft mir und anderen das ja.
    Ich wende das Wissen und die Fragen an, das/ die mir in Bezug auf das Rauchen weitergeholfen haben.
    Ich weiß eigentlich, dass Alkohol ein Suchtstoff ist. Vielleicht nicht so schlimm wie Nikotin, aber spielt das letztlich eine Rolle? - In meinem Fall möglicherweise nicht, weil ich wahrscheinlich zu denen gehöre, die anfällig für Suchtmittel sind. Alkohol sorgte dafür, dass ich (besser) funktionierte, länger arbeiten konnte, mich für eine kleine Weile besser fühlen konnte, entspannter, das Leben leichter empfinden konnte usw.
    Mir ist bekannt, dass Alkohol ziemlich schnell auf die Biochemie des Gehirns einwirkt und das Belohnungszentrum anspricht, dass er viel schneller als das wirkt, was auf natürlichen Weg die Ausschüttung des Belohnungshormons Dopamin bewirkt. Und mir ist bekannt, dass, wenn mein Gehirn diese Wirkung und den Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und „Wohlbefinden“ erst einmal kennengelernt und gelernt hat, dass es eine so eine bequeme Abkürzung gibt, es kein Zurück mehr gibt. Bei Zigaretten habe ich diesen fatalen Zusammenhang jedenfalls ziemlich deutlich kennengelernt.

    Zu welchen Gelegenheiten trinke ich? - Das habe ich bei meiner ersten Vorstellung geschrieben. Wenn ich ehrlich bin, habe ich zu diesen Gelegenheiten den Alkohol weniger aus Genuss, sondern vielmehr wegen seiner Wirkung getrunken. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, gehen bei mir alle Warnsignale an.
    Wie habe ich mich vor, während und nach dem Trinken gefühlt? - Vor dem Trinken hat‘s mir gewissermaßen Schwung bzw. Energie gegeben, Vorfreude. Während des Trinkens ging’s mir anfangs gut, ich fühlte mich beschwingt, aber das änderte sich von Glas zu Glas, die Energie nahm immer mehr ab. Nach dem Trinken ärgerte ich mich häufig über die Menge und schämte mich teils sogar. Manchmal fühlte ich mich am Folgetag kaputt und müde.
    Schmeckt der Alkohol wirklich?- Da ich wählerisch bin, anfangs ja. Wenn’s mehrere Gläser geworden sind, geht’s nicht mehr so sehr um den Geschmack. Nur das erste Glas schmeckt wirklich.
    Wie schnell ist ein Glas geleert? - Ehrlich gesagt, viiiieeel zu schnell. In der Regel brauche im Anschluss gleich noch ein zweites oder sogar drittes Glas.
    Wie fühlt es sich an, wenn die Flasche leer wird und ich eine neue kaufen muss? - Es fühlt sich nicht gut an. Zum einen schäme ich mich, weil sichtbar wird, wieviel ich getrunken habe, zum andere sorge ich mich, weil der „Spaß“ nun zuende ist bzw. sein sollte. Manchmal fange ich dann noch eine zweite Flasche an.
    Wegen Vorratsbeschaffung hatte ich selten Probleme, ich war eigentlich nie besorgt, keinen Nachschub bekommen zu können. Manches Mal hab ich extra keinen Alkohol mehr gekauft und das ging in der Regel ganz gut.

    Sehr ich mir das Ganze jetzt mal so mit einer gewissen Distanz an, wird mir gruselig.....

    Ganz und gar möchte ich den Alkohol noch nicht lassen. Ich möchte ausprobieren, ob ich noch zu einem „normalen“ - was ist schon normal? - Trinkverhalten zurückfinden kann. Sollte das nicht mehr möglich sein, weiß ich, was die Stunde geschlagen hat und den notwendigen Weg gehen.

    Ich hoffe, dass ich hier im Forum richtig bin und nicht störe. Ich habe mich gestern hier durch einige Threads durchgelesen und dabei verschiedene Positionen kennengelernt. Es liegt mir fern, jemanden, der abhängig ist, zu triggern. Ich möchte offen sein für Möglichkeiten und ich möchte mit dem, was mich beschäftigt, nicht mehr allein sein. Ich möchte mich mit Menschen, die für dieses Thema sensibilisiert sind austauschen. Mit meinem Mann habe ich gestern über das, was mich bewegt, gesprochen, hab ihm auch gezeigt, was ich geschrieben habe, aber er kann mir an dieser Stelle nicht so recht weiterhelfen.
    Wer das hier so liest, mag denken, dass die Lösung doch klar auf der Hand liegt: Nie wieder Alkohol. Doch da bin ich einfach noch nicht. Ich kenne in meinem Umfeld kaum jemand, der gar keinen Alkohol mehr trinkt. Ich kenne das so - und sehe es doch auch ständig im Fernsehen - und ich finde es schön, zu einem guten Essen einen guten Wein oder ein gutes Bier zu trinken. Ich werde das einschränken, definitiv, es soll nur noch gewisse, seltene Ausnahmen geben. Für alle anderen Situationen - Stress-, Entspannungs-, Belohnungs- oder Motivations-Situation - werde ich mir Alternativen ausdenken und mir angewöhnen müssen. Da ich mich hier geöffnet habe, sehe ich mich gewissermaßen verpflichtet, mich dran zu halten. Das ist meine Sicherheitsmaßnahme.
    Viele Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Aufgrund meiner Erkrankung hab ich zu wenig dieser Glückshormone....

    das Problem dabei ist, dass der Alkohol die Ausschüttung dieser Glückshormone erst mal fördert und damit die Empfindlichkeit der Rezeptoren herabesetzt. Und da sich der Körper an diese Krücke Alkohl gewöhnt, schüttet er ohne Alkohol dann noch weniger davon aus.

    Es ist ein bekanntes Phänomen, dass Alkoholiker dann ohne ihre Droge erst mal überhaupt keine Glücksgefühle mehr empfinden können. Das regelt sich meistens erst nach einer gewissen zeit der Totalabstinenz wieder ein. Der Körper findet dann ein neues Gleichgewicht.

    Wenn Du dazu noch Depressionen hast, ist die Versuchung groß, da nachzuhelfen. Aber auf Dauer verstärkt Alkohl die Depressionen.

    Ich will jetzt nicht sagen, das Du es nicht schaffen kannst, Dir ab und an ein Glas zu genehmigen. Auf Dauer geht es aber um mehr, als das nur "ohne" auszuhalten. Sondern dann schon darum, es gar nicht mehr zu brauchen. Schon so ähnlich wie mit dem Rauchen. Ich habe 20 Jahre 50 Kippen und mehr geraucht, und auch von einer Minute auf die Andere komplett aufgehört, weil mir runterreduzieren einfach zu anstrengend war (bei mir wars umgekehrt, ich hatte da schon die Erfahrung, mit dem Trinken aufzuhören) . Einmal durch und gut ist.

    Aber ich gehe natürlich von mir aus und Du musst das so machen wie es für Dich passt. Vielleicht merkst Du ja nach ein paar Wochen, dass dieses "ab und zu" dann doch nicht so wichtig ist. Oder Du machst es eben, das bringt Dich ja auch nicht gleich um, kannst Du immer noch gegensteuern wenn es nicht klappt. Solange Du Dir nicht zu viel vormachst..aber das kennst Du ja.

    Gruß Susanne


  • Ich hoffe, dass ich hier im Forum richtig bin und nicht störe.

    Wenns nach mir geht, klares Nein zu der Frage, ob das stört. Von einer vernünftigen Auseinandersetzung mit dem Thema können auch Andere profitieren. Und auch bei den Leuten, bei denen es dann "klick" gemacht hat - so wie bei mir - gabs ja eine Entwicklung da hin.

  • Nach mal kurz was zu dem "wenig".

    Bei mir war es klar so, wenn es dann mal schön war, dann wollte ich weiter machen. Oft war ich aber auch nur so leicht verblödet, was mir unangenehm war. Beides Situationen, die dann nach "mehr" schreien.
    Und da der Alkohol enthemmt, die Wurschtigkeit vergrößert und die Selbstkontrolle vermindert, ist es dann nach 3 oder vier Gläsern viel egaler, ob man sich dann noch was reinkippt, als ganz am Anfang. Da siegt dann die Gier noch leichter als vor dem ersten Glas. Bei mir trat keine Sättigung mehr ein, wenn ich nen bestimmten Punkt überschritten hatte. Und bei Leuten, die weniger brauchen, oft schon nach dem ersten Schluck.

    Ich konnte bis zum Schluss nach einem oder zwei Gläsern noch aufhören, wenn irgendwas wirklich wichtig war. Also die Kontrolle konnte ich haben, wenn ich wirklich wollte. Aber Spaß hat das keinen gemacht. Und ich weiss ganz genau, von einem Glas hab ich eh nichts. Der Geschmack, wenns darum geht, ist absolut ersetzbar.


  • das Problem dabei ist, dass der Alkohol die Ausschüttung dieser Glückshormone erst mal fördert und damit die Empfindlichkeit der Rezeptoren herabesetzt. Und da sich der Körper an diese Krücke Alkohl gewöhnt, schüttet er ohne Alkohol dann noch weniger davon aus.

    Stimmt, da hast hast Recht. Das hab ich irgendwie vor mir selbst irgendwie ausgeblendet.

    Zitat


    Wenn Du dazu noch Depressionen hast, ist die Versuchung groß, da nachzuhelfen. Aber auf Dauer verstärkt Alkohl die Depressionen.

    Auch damit hast du Recht. Ich hab das irgendwie nicht wahrhaben wollen. Die Depression begleitet mich jetzt schon ein Jahrzehnt und durch die MS ist sie verstärkt zurückgekommen und lässt mich nicht mehr los. Wenn ich Alkohol trinke, kann ich für eine kleine Weile beide Krankheiten vergessen. Es geht mir besser, alles geht irgendwie leichter. Ich kann Dinge tun, die ich sonst nicht mehr kann.
    Durch den Verzicht auf Alkohol erhoffe ich mir aber auf Dauer eine Verbesserung der Depression. Ich hab mich gestern diesbezüglich etwas eingelesen.
    Es ist merkwürdig, wie’s manchmal kommt. Manches ist mir vom Verstand her schon eine Weile bekannt, aber es ist trotzdem irgendwie nicht wirklich bei mir angekommen. Das fühlt sich diesmal anders an.
    Ich hoffe auch, dass die MS Symptome wieder weniger deutlich auftreten. Im Moment sind die täglich sehr präsent. Bislang hatte ich nur einen Zusammenhang mit Stress vermutet. Ich habe nämlich vor etwa einem Monat meine Mutter beerdigen müssen. Möglicherweise liegt das verstärkte Auftreten der MS-Symptome nicht nur am Stress, ich verspüre zusätzlich auch noch Alkohol-Entzugserscheinungen. Denkbar wäre das auch schon bei der Menge, die ich so konsumiert habe.
    Das motiviert mich, auf Alkohol zu verzichten.

    Zitat


    Auf Dauer geht es aber um mehr, als das nur "ohne" auszuhalten. Sondern dann schon darum, es gar nicht mehr zu brauchen.

    Da stimme ich dir vollkommen zu.

    Zitat


    Solange Du Dir nicht zu viel vormachst..aber das kennst Du ja.

    Danke dir! Ich fühle mich von dir verstanden. Das tut gut. :)

    Liebe Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

    Einmal editiert, zuletzt von AmSee13 (8. März 2022 um 13:24)


  • Ich konnte bis zum Schluss nach einem oder zwei Gläsern noch aufhören, wenn irgendwas wirklich wichtig war. Also die Kontrolle konnte ich haben, wenn ich wirklich wollte. Aber Spaß hat das keinen gemacht.

    Das ist interessant, was du schreibst. Ich kenne von meinem Vater, der immer heimlich angefangen hat, dass er stets die Kontrolle verloren hat. Von alleine konnte der nie aufhören, auch wenn er sich das vornahm. Ich hab ihm als Jugendliche mal bei so einem Entzug helfen wollen und wurde bitter enttäuscht. Ich dachte immer, das sei typisch für einen Alkoholiker. Er ist immer so richtig abgestürzt. Versuchte es dann mit Distra usw., aber das klappte nie.
    Für mich selbst habe ich beobachtet, dass ich mich zwar kontrollieren kann, mir das aber ebenfalls keinen Spaß macht, deshalb will ich mir ja nun auch keine wöchentliche oder monatliche Erlaubnis mehr gönnen.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo, AmSee,
    ich lese Dein Thema seit Anfang, bin zwar neu hier in Forum und habe jetzt echt überlegt ob ich Dir schreiben soll oder nicht, aber das Thema Alkohol ist leider nicht neu für mich.
    Und während ich die Zeilen las, die Du geschrieben hast, erkannte ich mich auch irgendwie selbst…
    Damals..wo ich nur paar „Gläschen“ trank…zur Entspannung zwischendurch, für gute Stimmung, weil Wetter schön war, weil Wetter schlecht war, während Kochen, oder in der Pause bei der Arbeit (habe je kreativer Arbeit, warum doch nicht die Kreativität etwas „fördern“ und „neue Horizonten erweitern“..
    Ich habe beruflich mir kreativem Kochen unter anderem zu tun, und Glas Sekt oder Wein war immer in der Hand, dann auf dem Tisch. So wie auch später am Abend auch am Computertisch.

    Ich war nie besoffen, es waren Wein war beim „Treibstoff“, alles klappte besser, schneller, ich hatte mehr „kraft und Enegrie“…..Ich hatte keine Gedanken oder überhaupt verdacht, dass Alkohol mir langsam alles ersetzt. Am Anfang ersetzt er Dir deine Gefühle und Emotionen.
    Und so trinkst Du bei Stress um runterzukommen, am Feier, um Freude zu verspüren, bei Wut, bei Ärger….Ich griff bei jeder Gelegenheit zum Glas…..Damals noch nicht jeden Tag.

    So macht ich paar Tage Pause, sagte mir selbst „siehst du, du bist nicht abhängig oder süchtig, du kannst jeder Zeit auf hören“ und freute mich auf das nächste Glas.
    Das ganze dauerte über die Jahre und erreiche irgendwann 1 und dann später 2 Flaschen Wein pro Tag...Ich blieb auch nur beim Wein, kein starker Alkohol..
    Machte ich mit bei Menge Gedanken? Natürlich machte ich mir Gedanken! Ich sah mich im Spiegel morgens…..mir waren auch anderen Veränderungen bewusst – mein Verhalten, meine Stimmungsschwankungen, Entwicklung des „Tunnelsdenkens“, langsames Verlieren der Interesse an allem (ich ging nicht auf Metallica-Konzert weil ich halt ….hm..nicht besoffen war, nein..sondert keine Lust hatte, müde war und Rühe haben wollte - in Wirklichkeit aber mit ne Flasche wein zu Hause sitzen), Depressionen, Gedächnistörungen, allgemeiner Verfall und „Verblödung“ irgendwie….Spass war schon längt nicht mehr dabei.
    Dabei war ich sehr aktiv noch, viel gereist, viel gearbeitet, wir hatten viel Besuch und führten allgemein aktives Leben…Aber irgendwie automatisch und nicht bewusst. Zumindest ich.
    Das ist das bei „everyday drinker“, das ganze kommt schleichend, Du trinkst Deinen teuren Wein, Du liegst nicht unter der Brücke, „Fassaden sind rausgeputzt und gepflegt“…ab und zu kratzen die Gedanken, aber die kann man gut runterspülen …

    Es ist schwer zu beschreiben. Wie man schön sagt: „man muss aufhören zu trinken, um zu begreifen, warum man aufhören soll“..

    Ich sehe das wie Susanne, solange Du noch Alkohol „romantisierst“, bist Du noch nicht soweit…Ich hoffe ich irre mich.

    Und in meinen Augen hast Du eine Abhängigkeit, wenn Du schon Dir Gedanken machst und nicht einfach so für halbes Jahr verzichten kannst wie Gerchla vorgeschlagen hat..
    Aber am Ende soll jeder für sich selbst entscheiden, ob jemand seine Gewohnheiten stören oder nicht…. Jeder geht seinen eigenen Weg und jeder tritt auf den unterschiedlichen Etappen seines Lebens die wichtigen Entscheidungen. Ich wünschte, ich hätte damals viel früher mein Problem erkannt und etwas unternommen. Aber es muss auch ein klick im Kopf machen.
    Alles Gute Dir.

    &quot;All the drugs in the world won&#039;t save us from ourselves.”-&nbsp; Marilyn Manson

  • Das ist interessant, was du schreibst. Ich kenne von meinem Vater, der immer heimlich angefangen hat, dass er stets die Kontrolle verloren hat. Von alleine konnte der nie aufhören, auch wenn er sich das vornahm. Ich hab ihm als Jugendliche mal bei so einem Entzug helfen wollen und wurde bitter enttäuscht. Ich dachte immer, das sei typisch für einen Alkoholiker. Er ist immer so richtig abgestürzt. Versuchte es dann mit Distra usw., aber das klappte nie.
    Für mich selbst habe ich beobachtet, dass ich mich zwar kontrollieren kann, mir das aber ebenfalls keinen Spaß macht, deshalb will ich mir ja nun auch keine wöchentliche oder monatliche Erlaubnis mehr gönnen.

    das, und die Tatsache, dass ich wirklich jederzeit Trinkpausen einlegen konnte und drei Tage in der Woche keinen Tropfen getrunken habe und auch morgens nicht weiter getrunken habe, war bei mir Bestandteil der Einbildung, dass ich kein Problem habe. Ich war auch noch nie in einer Entgiftung. Aber der Notarzt war schon mal da. Und ich habe auch sonst genügend Scheixx getrieben.

    Es gibt einen Trinkertypen, für den das charkteristisch ist. Habe ich aber auch erst realisiert, nachdem ich schon aufgehört hatte. Vorher war das auch für mich ein Rätsel. Und als ich auch, so wie Du gerade, das mal von aussen betrachtet habe, ging mir auf, das mein ganzes bisheriges Leben davon bestimmt war, nur ja nie so die Kontrolle zu verlieren, dass ich mal in die Situation käme, aufhören zu müssen. Das musste unbedingt so bleiben, dass ich weiter trinken kann. Mir ging aber dann auch auf, was ich schon alles da drum rum gebaut und was ich schon geopfert hatte. Ich hab da wirklich Hirnschmalz reingesteckt, mich ungehindert besaufen zu können.

    Herzliches Beileid wegen Deiner Mutter. Mein Vater starb vor drei Jahren und er starb auch am Alkohol.

    Gruß Susanne.

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