Ich würde gerne eure Meinung wissen..

  • Hallo alle Miteinander,

    Ich würde gerne mal eure Meinung zu meinem Problem wissen und vielleicht habt ihr ja den ein oder anderen Ratschlag.
    Ich heisse patti, bin Mitte 30 stehe beruflich mit beiden Beinen im Leben und trinke gerne mal, das ein oder andere Glas zu viel.
    Bedeutet, eigentlich seit ich angegangen habe Alkohol zu trinken, habe ich schon immer Probleme gejabt, mein Limit einzuhalten. Ich habe schon so einige peinliche Dinge getan , die ich nüchtern nie getan hätte. Ich bin wenn ich trinke ein vollkommen anderer Mensch, verliere mein verantwortungsbewusstsein komplett und benehme mich wie die axt im Walde.. mittlerweile geht es auch schon los, das ich regelmässig Streit mit irgendwem hab nach einer Party Nacht, weil ich mal wieder irgendwas gemacht habe was nicht so schön war. Ich habe schon alles mögliche versucht : keine harten alkoholika (das klappt bis zu einem gewissen Pegel, dann ist mir das auch egal wenn dann jemand eine Flasche Schnaps auf den Tisch stellt), zwischendurch Wasser trinken (das wird ab einem gewissen Pegel dann auch einfach nicht mehr gemacht) usw. Sagen wir mal so, die "katastrophenabende" überwiegen, sicherlich gibt es auch mal einen abend wo alles gut geht, das ist aber die Seltenheit. Eigentlich wache ich immer am nächsten Morgen auf und schäme mich in Grund und Boden (sofern ich mich noch an alles erinnern kann..)

    In meiner Familie ist Alkohol schon immer ein Thema gewesen. Mutter und Vater beide Alkoholiker. Daher weiss ich eigentlich auch, was die einzige Lösung ist.. gar kein Alkohol mehr.

    Das ist nur so wahnsinnig schwierig :( Alkohol ist ja so wahnsinnig present , wenn man sich mit Freunden trifft usw
    Ich hab manchmal auch Angst, das ich dann als langweilig abgestempelt werde und irgendwann nicht mehr gefragt werde bzw auch selbst einfach nicht mehr so die Freude an einem Abend mit Freunden zb habe.

    Aber wahrscheinlich gibt es für mich keinen anderen Weg oder ?

    Viele Grüsse
    Patti

  • Sagen wir mal so, Du machst es Dir auf Dauer einfacher, wenn Du das Problem grundsätzlich angehst und nicht nur an den Symptomen ein bisschen rumdoktorst.

    Für mich war es definitiv einfacher, gar nichts zu trinken, als nur ein bisschen. Da hin musste ich erst kommen und es war ein weiter Weg, aber dann wars eigentlich einfacher, nichts mehr zu trinken, als mit dem ganzen Elend, was Du in Ansätzen ja selbst beschreibst, weiter zu leben.

    Ich hab mir 5 Jahre gegeben, dann wollte ich damit durch sein, bei der Rechnung, dass ich noch 40 Jahre zu leben hatte, für mich ein lohnendes Geschäft. Ich hab das Trinken dann gleich hundertpro gelassen, nie einen Rückfall gebaut, nachdem ich mal ernstlich aufhören wollte, trotzdem stand ich über kurz oder lang natürlich vor diversen Schwierigkeiten, die sich ohne Alkohol aber trotzdem ale besser bewältigen liessen, als wenn ich weiter getrunken hätte.

    Und natürlich verbesserte sich manches schnell, schon die ganzen Katastrophen, die ich auf die eine oder andere Weise auch zur Genüge kenne, fielen ja dann ersatzlos weg. Alles weitere war dann schon Jammern auf höherem Niveau.

    Was Freunde oder Geselligkeit angeht: einerseits habe ich mir die Freunde danach ausgesucht, dass die auch getrunken haben. Es gibt definitiv viele Leute, die wenig oder nichts trinken, nur wollte ich die damals gar nicht sehen, die haben mich überhaupt nicht interessiert. Das haben schon viele festgestellt.
    Das andere ist, dass man sich natürlich trotzdem mit solchen Leuten treffen kann, aber dafür muss man dahin kommen, dass einem der Alkohol selbst dann ziemlich wurscht ist. Wenn ich da Apfelschorle trinken kann, ohne neidisch zu werden, dann kann ich mich auch weiter mit den "alten" Leuten treffen. Auch da kann man hinkommen, wenns einems selbst richtig gereicht hat, auch wenn das nicht alle schaffen. Nüchtern stellt man dann halt oft auch fest, wie langweilig das im Grund ist, was da so im Suff passiert und geredet wird.

    Ersatz zu schaffen ist aber mit Arbeit verbunden, man muss seine Komfortzone vielleicht ein bisschen verlassen, den Arsch hochkriegen, umdenken. Da muss man dann halt selbst wissen, was einem wichtiger ist, und was man dabei verpasst.

  • Guten Morgen Patti,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich stelle mich mal kurz vor: Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol.

    Als ich in Deinem Alter war hatte ich in etwa die Hochphase meiner Sucht erreicht, ich trank täglich und ich trank bereits erhebliche Mengen. Ich funktionierte noch, jedoch waren die Enschläge der suchtbedingten Veränderungen (psychisch bereits kaputt / körperlich erste Symptome aufweisend) bereits spürbar. Was dann noch folgte was sozusagen die Endphase. Nochmal ein paar Jahre wo es dann noch so richtig nach unten ging. Bis zum Schluss konnte ich die Fassade aufrecht erhalten. Was aber nur bedeutete, dass sie danach umso stärker zusammen fiel.

    Meine Gedanken zu dem was Du geschrieben hast:

    Was Du schilderst deutet für mich eindeutig auf Kontrollverlust hin. Wenn Du trinkst kannst Du ab einem bestimmten Zeitpunkt Deinen Konsum nicht mehr kontrolliern und musst einfach immer weiter nachlegen. Das ist eines der Anzeichen für eine Suchterkrankung. Es gibt noch weitere Anzeichen, Du kannst ja gerne mal einen Test machen. Einfach mal googeln, da wirst Du unsterschiedliche Test finden. Wichtig dabei ist, dass Du die Fragen absolut ehrlich beantwortest. Also nicht schönen, sondern einfach ganz ehrlich gegenüber Dir selbst sein.

    Am Ende ist es dann aber auch egal, denn das was Du hier schilderst ist ja Fakt. Und das was Du schlussfolgerst, nämlich das Dir hier wohl nur ein kompletter Verzicht auf Alkohol helfen kann, ist auch absolut richtig. Da ist es jetzt erst mal egal ob Du "nur" Missbrauch betreibst, also NOCH nicht süchtig bist oder ob Du bereits abhängig trinkst. Erst mal kommst Du hier nur raus, wenn Du nichts mehr trinkst.

    Auf die Länge gesehen würde es dann schon einen Unterschied machen. Denn wenn Du nicht süchtig sein solltest, dann kann es Dir gelingen, wieder zu einem normalen Trinkverhalten zurück zu finden. Wenn Du süchtig bist, wird Dir das in aller Regel nicht gelingen sondern Du würdest wohl früher oder später wieder komplett drin hängen.

    Wenn ich sage "erst mal nicht mehr trinken", dann meine ich damit nicht ein paar Tage oder Wochen. Dann meine ich damit einen längeren Zeitraum. Vielleicht einfach mal 3 Monate oder noch besser mal ein halbes Jahr gar keinen Alkohol trinken, also ohne Ausnahme absolut nichts. Das mag Dir jetzt utopisch vorkommen, ist aber für jemanden der kein Problem hat eben kein Problem. Viele Menschen machen das sogar unbewusst, weil sie nur bei wenigen Gelegenheit mal was trinken und diese oft Monate auseinander liegen.

    Wenn Du das tust, dann achte genau darauf, was mit Dir und was in Dir passiert. Fällt es Dir leicht? Oder musst Du kämpfen? Denkst Du ständig an Alkohol? Oder ist der Gedanke daran nach ein paar Tagen weg? Denn auch wenn Du Alkoholikerin sein solltest, kann es Dir durchaus gelingen eine längere Zeit ohne zu leben. Auch mehrere Monate, ich hatte auch solche Trinkpausen. Aber ich dachte eben fast ständig an das Zeug, immer wieder. Wenn Du es erst gar nicht durchhalten kannst, dann weißt Du was der Gong geschlagen hat. Dann kann ich Dir nur raten Dir auf jeden Fall Hilfe zu holen. Arzt, Suchtberatung, SHG, evtl. Therapie machen etc.

    Deine Angst bezüglich Deines Freizeitverhaltens, bezüglich Deiner Freunde und Deiner Lebensfreude kann ich absolut verstehen und nachvollziehen. Weil ich ja noch weiß, welche Gedanken ich damals hatte, auch wenn man unser Trinkverhalten nicht vergleichen kann. Aber ich kann Dir auch versichern, dass man ohne Alkohol ein wunderbares Leben führen kann. Und zwar inkl. Lebenfreude, Feiern, lustig sein und intensiven Austausch mit Freunden.

    Ich würde lügen, wenn ich Dir sagen würde, dass das einfach so passiert. Nein, es dauert ein wenig und es wird sich viel verändern. Aber ich habe nicht dabei verloren, sondern nur gewonnen. (Teilweise) neue, andere Freunde, neue Interessen, neue Sichtweisen und eine veränderte Wahrnehmung was den Sinn meines Lebens betrifft. War ein Prozess, ein sehr spannender der Dir aber keine Angst machen soll. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Leben seit ich keinen Alkohol mehr trinke, um Dimensionen besser ist als es vorher war. Was nicht bedeutet, dass es nicht auch Einschläge, schlechte Phasen, negative Erlebnisse, etc. gäbe. Ganz normal, wie bei allen anderen auch. Aber ich gehe ganz anders damit um.

    Also, lange Rede, kurzer Sinn: Probiere es doch mal mit einer langen Trinkpause. Für Deine Freude wirst Du Dir schon mal was einfallen lassen können, denn ich nehme nicht an, dass Du ihnen die Wahrheit sagen willst (wenn Du weiter trinkst werden sie diese früher oder später aber sowieso erfahren). Also sag ihnen doch z. B. einfach mal, dass Du einen Selbstversuch machst und mal ein halbes Jahr ohne Alkohol leben möchtest. Liest man immer wieder. Wenn es echte Freunde sind, dann werden sie damit kein Problem haben. Ansonsten solltest Du diese Freundschaften vielleicht mal hinterfragen.

    Ich hoffe, dass Dir meine Gedanken ein paar Denkanstösse geben konnten. Alles Gute und wenn Du Fragen hast, dann einfach raus damit.

    LG
    gerchla

  • Hallo Patti,

    Herzlich willkommen hier im Forum!

    Ich bin Rina,39J, verheiratet und habe 2 Kinder, seit gut einem Jahr lebe ich alkfrei.

    Mein Trinkverhalten glich stark deinem, wenn ich einmal anfing konnte ich nicht mehr aufhören...wollte ich eigentlich auch nicht da ich mich wegballern wollte und nicht genüsslich ein Glas Wein degustieren. Ich trank nicht täglich aber wenn dann und mit all den peinlichen Folgen. Das morgendliche Aufwachen war oft die Hölle...nicht mehr wissen was passiert ist, ob eventuell jemand sauer auf mich sein könnte, mit zittrigen Händen Telefon checken um dann vor Scham sterben zu wollen. Das alles kenne ich zu gut und ich kann dir versprechen, dass es immer schlimmer wird insofern man nicht irgendwann von diesem rasenden Zug Richtung Abgrund abspringt. Das habe ich getan.

    Ein abstinentes Leben will gelernt werden, es braucht Zeit und Veränderungen, am Anfang musste ich mich oft durchkämpfen. Nach 1 Jahr geht es einfacher und ich sehe die Welt anders und positif. Dass dieser Weg nicht ganz easy ist, ist dir ja schon bewusst aber was wäre dann die Alternative? Das was du jetzt erlebst einfach nur schlimmer. Alkoholismus ist fortschreitend...bei jedem der diese Krankheit hat.

    Ich stimme mit Susanne darüber mitein, es ist viel einfacher gar nicht zu trinken als ein bisschen oder „nach Plan“(was eh nie auf Dauer durchhaltbar ist).

    Ich hoffe das Forum hier hilft dir deinen Weg zu finden,

    Lg
    Rina

  • Vielen lieben dank für eure Antworten :)

    @rina:ja so wie es bei dir lief klingt sehr nach meiner jetzigen Situation. Ich hab ja auch schon etliche Dinge probiert um kontrollierter zu trinken.. sogar Freunde eingeweiht , sie sollen mich doch ansprechen wenn sie merken das es wieder zu viel ist bzw mich dran "erinnern" Wasser zu trinken. Problem ist nur , wenn ich irgendwann den gewissen Pegel erreicht habe, kann man mich so viel erinnern wie man will - dann wird zur Not heimlich irgendwas alkoholisches bestellt.

    Leider ist es bei mir auch so weit das mein Partner sagt, er macht das nicht mehr lange mit. Er schämt sich massiv für mein verhalten vor Freunden, Familie etc. Kann ich auch absolut nachvollziehen..

    Ich wusste es ja eh, und ihr habt es mir ja auch bestätigt ; ich muss es ganz sein lassen. Ich hab mir schon ein paar mal gesagt "so jetzt trinkst du mal mehrere Wochen nicht"

    Dann stand irgendeine coole Party nach 1-2 Wochen an und dann hab ich das Vorhaben ganz schnell wieder über board geworfen. Weil ich mir denke, ich kann nicht auch ohne Alkohol ausreichend Spass haben.

    Welche hilfestellungen gibt es da denn für mich ? Hab ja auch schon ein bisschen gegoogelt.. glaube für eine Therapie ist mein Fall Jetzt noch nicht dramatisch genug oder ? (Wusste jetzt nicht wie ich das beschreiben soll)

    Soll ich einfach mal zur drobs gehen ,können die mir wohl Wege aufzeigen wie ich es schaffen kann ?


  • glaube für eine Therapie ist mein Fall Jetzt noch nicht dramatisch genug oder ? (Wusste jetzt nicht wie ich das beschreiben soll)

    ich würde das an Deiner Stelle mal nicht unterschätzen, weil Dir im Zustand des Kontrollverlusts alles Mögliche passieren könnte, was Du eben nicht unter Kontrolle hast. Nicht gerade unwahrscheinlich, dass Du an einem Unfall oder einer massiven Alkoholvergiftung, die jederzeit tödlich sein könnte, schon mal knapp vorbeigeschrappt bist. Könnte auf jeden Fall jederzeit passieren, und wie willst Du das in Zukunft verhindern, wenn Du nicht aufhören kannst?

    Das heisst jetzt nicht unbedingt, dass Du eine Therapie brauchst, wenn Du es auch anders schaffst, aber ernst nehmen solltest Du das schon. Und Krankheitswert hat das ziemlich schnell, wenn Du dafür Hilfe brauchst.


    Soll ich einfach mal zur drobs gehen ,können die mir wohl Wege aufzeigen wie ich es schaffen kann ?

    genau wegen dem oben Geschriebenen ist das eine sehr gute Idee. Das oder allgemeine Suchtberatung, Diakonie, Caritas, wo man mir Dir zusammen herausarbeiten wird, was für Dich das Beste wäre. Oft - so kenne ich es - läuft das dann so, dass man ein paar Wochen in eine moderierte Motivationsgruppe geht, dazu ein paar Einzelgespräche hat, und nach ein paar Wochen kennt man Dich , und Du Dich selbst, dann schon genauer und weiss dann auch, ob du auch bei einer ambulanten Therapie nüchtern bleiben kannst und wie es Dir dann überhaupt damit geht.
    Ich hab dann zum Beispiel ohne Therapie weitergemacht, mir gings erst mal ziemlich gut, obwohl ich über 25 Jahre mit Drogen und Alkohol rumgemacht habe, ausserdem auch aus einem trinkfreudigen Elternhaus stamme, also eigentlich das volle Programm, nur hatte ich wirklich so die Schnauze voll davon...aber ich hab auf Dauer gesehen dann noch andere Sachen gemacht, aber das hat ja alles erst mal Zeit, denn wenn Du nüchtern bist, läuft das ja nicht mehr davon.
    Unabdingbar dafür ist allerdings, das Du Dir nichts vormachst, wenn Du das eben nicht schaffst oder auf Schwierigkeien stößt, dann darfst Du Dich nicht schämen, denn alles ist besser als weitertrinken.

    Gruß Susanne

  • Ja mit Drogen hatte ich damals auch zutun, und auch da hatte ich immer extremen Kontrollverlzst
    Ich war immer diejenige die am meisten und am längsten gemacht hat. Und vertragen hab ich es nie, körperlich ging's mir teilweise richtig dreckig , trotzdem weiter konsumiert. Das ist zum Glück heute kein Thema mehr, nach einem richtig heftigen Absturz konnte ich es zum Glück sein lassen.

    Aber das Thema Kontrollverlzst an sich gabs da halt auch schon. Bin schon recht suchtgefährdet würde ich meinen.

    Hab mich schon so oft gefragt warum alle meine Freunde das immer hin kriegen .. die trinken teilweise dieselbe Menge wie ich sind aber bei weitem nicht so drauf wie ich.

    Werde die drobs wohl mal anrufen gleich und mir einen Termin machen..


  • Ja mit Drogen hatte ich damals auch zutun, und auch da hatte ich immer extremen Kontrollverlzst
    Ich war immer diejenige die am meisten und am längsten gemacht hat. Und vertragen hab ich es nie, körperlich ging's mir teilweise richtig dreckig , trotzdem weiter konsumiert.

    Das ist jetzt beim Alkohol nicht anders...Suchtmittel sind austauschbar. Man kann von Alkohol dann leicht auf Gras,Medikamente, Bulimie oder Sport rüberswitchen.

    Ich bin halt sehr extrem veranlagt und passe daher sehr auf bei solchen Dingen, wenn man es weiss ist es von Vorteil, klar.
    Zum „dramatischen Fall“ oder nicht...es geht natürlich immer schlimmer. Die Frage ist wie viel Leidensdruck du bereit bist auszuhalten? Bei manchen geht das sehr sehr weit, bis in die Arbeitslosigkeit, Obdachlosigkeit, Leberzirrhose...

    Wir sind gegenüber dem Alkohol nicht alle gleich. Wir sind auch nicht alle gleich sensibel gegenüber UV-Strahlen, Stress, Weissmehl etc etc. Da hilft ja auch nur Akzeptanz, ändern lässt es sich nicht.

  • Hallo Patti,

    Ich bin weiblich 33 und lebe seit gut 80 Tagen ohne Alkohol.


    Hab mich schon so oft gefragt warum alle meine Freunde das immer hin kriegen .. die trinken teilweise dieselbe Menge wie ich sind aber bei weitem nicht so drauf wie ich.

    Das habe ich mich auch oft gefragt. Wir tranken das gleiche, aber während ich tief stürzte und am nächsten Tag nur wenig wusste, konnten sie sich an alles erinnern. Oft trank ich sogar weniger! Und sie waren auch bei Weitem nicht so ausfallend und immer noch sie selbst. Klar gab es mal den einen oder anderen der darauf auch nicht gut zurecht kam, aber das waren Minderheiten.

    Ich habe das lange gar nicht bewusst wahrgenommen, dass ich eben anders darauf reagiere.

    Ich vetrage es einfach nicht? Mein Körper macht da nicht mit? Ihm fehlt etwas, was andere Körper haben? Auch bei anderen Drogen kam ich nicht klar, schon bei geringen Mengen. Musste es dann lassen. Das runter kommen war den Höhenflug nicht wert. Beim Alkohol konnte ich das jedoch nie sehen.

    Ich habe in der Vergangenheit mal Studien darüber gelesen. Die bekomme ich jetzt nicht mehr zusammen, aber in einer hieß es: wer sehr schnell rot vom Alkohol im Gesicht wird, der kann ihn schlechter abbauen. (ganz kurze Fassung)

    Du bist nicht allein mit diesem Problem.

    LG Zelda

  • Hallo Pattie,

    ich kann mich in Deiner Erzählung zum Teil wiederfinden. Ich habe zwar meist keine Ausraster, wenn ich trinke, es kam aber schon vor, dass ich den einen oder anderen Streit mit meiner Frau hatte, wenn ich zu viel intuss hatte. Was ich aber kenne, ist die Unfähigkeit, mit dem Trinken aufzuhören, wenn ich mal angefangen habe. Ich wäre ein glücklicher Mensch, wenn ich sagen könnte: "So, jetzt hab ich zwei Bier getrunken oder zwei Gläser Wein und jetzt ist gut". Kann ich nicht. Wenn ich eine Flasche Wein aufmache, trinke ich die aus. Wenn ich ins Lokal gehe, trinke ich nicht ein Bier, sondern drei bis fünf. Auffällig werde ich dabei nicht, gottseidank, aber natürlich bin ich mir durchaus bewusst, was die Kellner denken, wenn sie mir das fünfte Bier an den Tisch bringen. Leider habe ich auch einen überwiegend trinkfreudigen Freundeskreis und meine Frau ist auch immer gut dabei. Ich käme mir vor wie ein Außerirdischer, wenn ich sagen würde "Ich trinke ab sofort keinen Alkohol mehr".

    Die Frage, ob ich das Trinken in Maßen hinbekomme, ist somit eigentlich beantwortet. Dennoch habe ich mir immer wieder genau diese Frage ernsthaft gestellt. Aber ich denke, der einzig funktionierende Weg ist es, garnicht mehr zu trinken. Vor ein paar Jahren war ich ein paar Wochen trocken und hab mich super gefühlt. Dann ein Ausflug am Sonntag in ein nettes Lokal und da war dann wieder das kleine Teufelchen auf der Schulter das ganz unschuldig meinte: "Ein kleines Bier kann ich mir doch sicher gönnen. Ich hab das ja im Griff". Einen scheiß hatte ich im Griff. Eine Woche später hab ich dann schon wieder einen halben Kasten Bier am Wochenende gekippt. Maßvoll trinken zu können, wäre wohl die Königsdisziplin, aber irgendwann legt sich dann bei mir immer der Schalter um und ich brauche mehr. Das liegt wohl auch daran, dass sich das gute Gefühl des leichten Schwips, den ich eigentlich so mag, bei mir erst nach höherer Dosis einstellt. Und wenn man dann das erste Bier gegen den Durst reingekippt hat und das zweite zum warmwerden, muss natürlich auch noch ein drittes hinterher, damit das gute Gefühl steigt. Und so geht das dann schön weiter.

    Ich achte in den letzten Jahren darauf, nie bis ans Limit zu gehen. Ich hasse den Kater am nächsten Tag zu sehr und habe mittlerweile eine recht gute Einschätzung, wieviel geht, um am nächsten Tag noch zu funktionieren. Aber auch das ist kein Dauerzustand. Ich möchte eigentlich ganz aufhören, aber wie Du schon schreibst: Alkohol ist überpräsent. Ich habe nie illegale Drogen konsumiert, weil ich davor Angst habe und auch zuviel Schiss, das Zeug irgendwo illegal zu besorgen. Aber Bier und Wein gibt es überall und in jeder sozialer Interaktion im Freundeskreis ist Alkohol zu einem gewissen Maße dabei.

    Das macht es mir sehr schwer. Vor Jahren habe ich in kurzer Zeit mit dem Rauchen aufgehört und meinen Konsum von drei Schachteln am Tag auf null gesenkt. Ich hatte auch nie wieder das Bedürfnis mit dem Rauchen anzufangen. Aktuell rauche ich alle paar Wochen eine oder zwei Zigaretten, wenn ich mit bestimmten Freunden was getrunken habe. Aber ich käme nie auf die Idee, wieder anzufangen. Mit dem Alkohol gelingt mir dies seit Jahren nicht, was zeigt, wie übel abhängig das Zeug macht.

    Soviel von mir.

    Viele Grüße und Dir alles Gute
    Bernd

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