Beiträge von Meta1986

    Ich versuche jetzt einfach mal einen Schritt weiter zu kommen, indem ich alles aufschreibe. Vielleicht bringt das etwas Klarheit.

    Auf der einen Seite ist da dieser Mann, den ich liebe. Er bringt mich zum Lachen. Er liebt mich und findet mich schön, so wie ich bin. Er ist ein guter Freund für meine Tochter und kümmert sich. Er ist mein bester Freund, mein Vertrauter. Da ist diese Vorstellung von einem Leben mit ihm, wie es sein kann in ein paar Jahren. Bis hierher sind wir auch schon gekommen. Da ist das Haus mit Garten und diese Gewissheit, dass wir alt zusammen werden.
    Es zusammen geschafft haben.

    Zum anderen ist da seine Unzufriedenheit, eher Langeweile?, vielleicht sogar Traurigkeit mit der Gesamtsituation. Er will mit seinen Drogentagen selbst nichts zu tun haben. Er hasst es selbst. (Aber doch nicht so sehr? Macht er sich etwas/mir etwas vor?) Er hat immer gerne sein Bier getrunken. Das kann er jetzt nicht mehr, weil er nur die Droge nimmt, wenn er trinkt.

    Es fällt mir schwer zur Anderen Seite etwas zu schreiben, weil ich ja selbst für mich beschlossen habe, in Zukunft ohne Rausch zu leben. Und ja, es gibt diese langen Tage, die eher dahinschleichen und sich schlecht anfühlen, aber das sind doch wenige. Ich bin grundzufrieden mit der Entscheidung nichts mehr zu trinken. Und genau das ist der Punkt, der mich einfach zweifeln lässt, ob das mit uns überhaupt funktionieren kann. Denn es dreht sich im Kreis: Er ist unzufrieden, das steckt meine Stimmung an, ich bin frustriert, das frustriert ihn und diesen Frust kann er nicht abbauen.

    Ich habe eine ganz andere Grundeinstellung zum Leben als er. Glaube ich. Aber ich kann im Moment noch nicht loslassen. Ich hoffe tatsächlich, dass es bei ihm "Klick" macht. Ich versuche ihn immer ein Stückchen Positives abzugeben, aber ich denke auch, dass man das erstmal nur durch sich selbst erkennend fühlen kann.

    Ich mach hier erstmal Schluss, es fällt mir wirklich schwer darüber zu schreiben - es ist wie durch Nebel sehen. Ich muss mich stark konzentrieren, die Gedanken zu fassen und zu formulieren. Im Kopf und allein sind sie ganz klar da. Aber eins ist klar, ich habe ein Problem.

    LG Zelda

    Guten Morgen,

    liebe Rina, danke für deine Worte.

    Unsere Beziehung sieht so aus, dass wir in den ersten Jahren zusammen sehr explosiv zueinander waren. Es wird immer ruhiger, wir werden das. Ich denke oft darüber nach, dass ich vielleicht eher eine Bremse, als sein Antrieb bin. Ich habe viel Einfluss auf ihn und damit wahrscheinlich auch Verantwortung übernommen. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihm ein Jahr Zeit gebe, seine Sucht in den Griff zu bekommen. Vielleicht ist der Zeitraum zu groß. Ich habe für diese ganze Thematik einfach keine gute Lösung. Ich drehe mich da im Kreis. Von: Ich habe ja auch Probleme und lange gebraucht, um sie auf eine machbare Weise anzugehen, bis zu: ich habe nur das eine Leben, ich sollte es nicht so verbringen. Manchmal bin ich voller Optimismus und manchmal ist es ganz klar eine Trennung. ABER: Es ist kein Grund mehr zum Trinken. Das ist durch. Deshalb werde ich nicht zur Flasche greifen. Es sind bekannte Gefühle, die sich viel besser bewältigen lassen, wenn ich nicht trinken.

    Ansonsten hatte ich letzte Woche eine fette Gastritis, die mich lahmgelegt hat. Eine Hinterlassenschaft meines Alkoholkonsums. Ich bin also nicht ganz ohne Schaden da herausgekommen. Vielleicht ist es aber auch eine Störung, die auf o.g. Problem zurückzuführen ist.

    Ich bin ratlos. Ich sortiere mit Hilfe von Gefühlen Gedanken von A nach B und wieder zurück. Sisyphusarbeit. Dann bin ich leer.

    LG Zelda

    Hallo Britt,

    Tatsächlich hat mich diese Frage auch schon einmal eine Weile beschäftigt: " Was ist ein Wert und wer wertet das überhaupt?"

    Die erste Überlegung dazu: der Wert ist ein Maß. 1 Kilo ist ein Maß oder eine Minute. Durch dieses bestimmte Maß wissen wir im Allgemeinen was gemeint ist. Wir können nach bestimmten Zutaten backen oder vergleichen uns im Rennen durch Zeiten.

    Wer aber bestimmt den Wert eines Menschen? Susanne sagt, im Krieg ist er nicht viel wert, aber manchmal tuen Menschen alles für eine Rettung. Da spielt Geld keine Rolle.

    Zusammen gesehen heißt das: das Maß eines Menschen hängt von seiner Situation ab?

    "die würde des Menschen ist unantastbar" was ist mit einem Menschen der einem anderen seine Würde nimmt? Hat er noch das Recht auf seine eigene Würde? Ich denke gerade speziell an Missbrauch und Misshandlung.

    Ich denke, der Selbstwert ist das Maß mit dem du dich selbst wertest und ist unabhängig gegenüber dem Maß an dem du andere wertest. Und dieses Maß richtet sich nach Gerechtigkeit? Nach dem Empfinden, was richtig und falsch ist und nach deiner persönlichen Einteilung. Und ist im Bezug auf dich ebenso abzugrenzen wie in Bezug auf die unterschiedlichen Menschen in deinem Leben.

    Und damit: gibt es kein Maß mehr, weil alles unterschiedlich stark bewertet wird...

    Deshalb ist es oft Unrecht wie strafen ausfallen? Weil sie einer norm unterliegen, die keine sein kann?


    LG Zelda

    Hallo Patti,

    Ich bin weiblich 33 und lebe seit gut 80 Tagen ohne Alkohol.


    Hab mich schon so oft gefragt warum alle meine Freunde das immer hin kriegen .. die trinken teilweise dieselbe Menge wie ich sind aber bei weitem nicht so drauf wie ich.

    Das habe ich mich auch oft gefragt. Wir tranken das gleiche, aber während ich tief stürzte und am nächsten Tag nur wenig wusste, konnten sie sich an alles erinnern. Oft trank ich sogar weniger! Und sie waren auch bei Weitem nicht so ausfallend und immer noch sie selbst. Klar gab es mal den einen oder anderen der darauf auch nicht gut zurecht kam, aber das waren Minderheiten.

    Ich habe das lange gar nicht bewusst wahrgenommen, dass ich eben anders darauf reagiere.

    Ich vetrage es einfach nicht? Mein Körper macht da nicht mit? Ihm fehlt etwas, was andere Körper haben? Auch bei anderen Drogen kam ich nicht klar, schon bei geringen Mengen. Musste es dann lassen. Das runter kommen war den Höhenflug nicht wert. Beim Alkohol konnte ich das jedoch nie sehen.

    Ich habe in der Vergangenheit mal Studien darüber gelesen. Die bekomme ich jetzt nicht mehr zusammen, aber in einer hieß es: wer sehr schnell rot vom Alkohol im Gesicht wird, der kann ihn schlechter abbauen. (ganz kurze Fassung)

    Du bist nicht allein mit diesem Problem.

    LG Zelda

    Hallo Elly,

    danke der Nachfrage, bei mir ist vieles gut :) Heute Tag 83, sagt meine App. Ich fühle mich stabil, auch mit den Momenten, in denen ich das Gefühl habe etwas trinken zu wollen. Sie sind kurz, mal mehr oder weniger intensiv und scheinen manchmal absolut. Das heißt, manchmal denke ich in den Moment, dass es nie wieder aufhört. Das ist unangenehm. Ich muss mich dann konzentrieren und mit mir reden, niemals verhandeln. Manchmal nur durchspielen, wie es wäre, manchmal muss ich mich nur daran erinnern, dass Freitag ist.

    Ich lerne dazu. Da ist die Sache mir meinem Freund. Ich könnte das im geschlossenen Bereich schreiben, habe ich überlegt. Wie sind seit mehr als 5 Jahren zusammen. Er hat ein Problem, mit dem ich ihn auch kennengelernt habe. Damals sagte ich, dass ich ihn nur will, wenn wir das in den Griff bekommen. Er das in den Griff bekommt. Drogen. Es war schwer am Anfang. Immer wieder Rückfälle. Es wurde besser. Ende letzten Jahres wieder schlimmer. Ich war am ausziehen und bin doch geblieben. Er geht jetzt zur Suchtberatung. Er hat keine Ahnung was Sucht ist. In den letzten 4 Jahren hat er es etwa 10-15 mal genommen, nur damit ihr eine Vorstellung habt. Immer in Verbindung mit Alkohol. Er sagt, dass er das kopflos nimmt.

    Ich erzähle das, weil die Situation etwas absurd ist. Ich versuche seit einem Jahr mit dem Trinken aufzuhören und entwickle mich weiter. Ich bin entschlossen und setze mich damit auseinander. Er versteht es nicht so ganz. Er versteht auch sich nicht. Und ich kann ihm nur von mir erzählen. Ich kann ihm da nicht helfen, er muss das Verstehen für sich selbst entwickeln. Ich bin oft sehr erstaunt, wie dieser eher kluge Mann so dumm sein kann. Ich lerne Geduld. Aber vor allem auch Präsenz. Ich bin ganz klar. Es gibt keine Zukunft, wenn er das nicht in einem Jahr hinbekommt. Er weiß das. Er sieht wie ich mit dem Nichttrinken umgehe, das ist gut.

    Ich erzähle das auch, weil es ein Teil meiner eigenen Sucht ist. Co Abhängigkeit habe ich hier gelesen. Ich bin sicher, dass ich das am Anfang war. Ich bin immer noch alarmiert, aber nicht mehr hilflos. Das war schlimm und tat weh.

    Es ist sehr komprimiert geschrieben, aber das ist meine Art und Weise die Dinge zusammen zu fassen. Auch so eine Sache, die ich lerne - es ist ok, dass ich nicht so viel rede, eher schlecht im Smaltalk bin. Ein Grund warum ich trank - um in Gesellschaft "normal" zu sein. Dann habe ich darüber nachgedacht, für wen das wichtig und richtig ist. Nur für die Anderen, ich finde es ok, so zu sein, anstatt zuviel Schein.

    Ich wünsche euch einen schönen Samstag.

    Wie geht es dir Elly?

    LG Zelda

    "Nimm dir doch nicht soviel vor" tja Elly :) Da hast du vollkommen Recht. Ich bin auch wirklich schon ruhiger geworden, aber ich habe jetzt auch mehr Zeit und langsam auch wieder mehr Energie. Klar kann sich immer was ändern, aber für manche Veränderungen muss ich schon selbst sorgen. Aber ja - heute im Heute bleiben, sehr schwer. Ich muss noch viel lernen.

    Susanne schrieb: Meditation. Ich denke, ich versuche es erstmal mit der "Unterstufe" Yoga, wurde mir schon oft empfohlen ;) Habe es gestern ausprobiert - ist ja auch erstmal ankommen bei sich selbst - viel mir schwer, ich war ungeduldig. Ich hatte Probleme den Kopf frei zu bekommen, von dem, was ich alles noch machen will/muss.

    Die Theorie von Achtsamkeit und dem sich Befreien vom Müssen ist leicht erkannt, aber sau schwer umgesetzt. Das fängt bei der Kindererziehung und der damit verbundenen Verantwortung an und hört beim Kompromiss mit dem Partner noch lange nicht auf. Dazwischen noch die Entscheidung der beruflichen Entwicklung und die Gestaltung der Freizeit. Aber ich denke mal, dass die Befreiung von einer Sucht schon deutlich mehr Möglichkeiten mit sich bringt. Ich schweife ab...

    Na, da möchte ich auch noch meinen Senf zum Thema Rauchen/Alkohol abgeben, obwohl ich immer noch rauche und erst kurze Zeit nicht trinke. Ich kann dazu sagen, dass ich etwa eine Woche schwer mit dem Nikotin gekämpft hatte, dann war es vorbei. Auf einen Schlag. Ich habe ein Jahr nicht geraucht. Im Suff wieder angefangen mit paffen und dann eine Weile nur geraucht, wenn ich trank. Und oh Wunder! Ich trank dann einfach mehr und früher - was ich damals aber schon als Blödsinn erkannte und wieder ohne Alkohol mit Rauchen anfing. Ich wollte ja kein Alkoholiker werden. Der Alkohol geht subtiler vor, sanfter fast, intelligenter und beständiger.

    Heute habe ich schönerweise besonders gute Laune :) Ich wünsche euch einen schönen sonnigen Tag.

    LG Zelda

    Damit hab ich ziemlich unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Meine Mutter hat sich schon wegen den Drogen aufgeregt, und wenn ich dann zu betrunken war, ebenfalls, und es war auch schon einer der Scheidungsgründe der Ehe mit meinem Vater. Anderseits ist meine Mutter selbst ein Mensch, der der Meinung ist bzw. lange war, dass man arm dran ist, wenn man nicht mehr "darf" und von daher wollte sie es lange nicht verstehen, das ich ganz damit aufgehört habe. Noch Jahre später fragte sie mich, wie ich dann von einer Veranstaltung heimkomme, weil es für sie absolut undenkbar war, dass man nach einer Feier noch fahrtüchtig ist. Denn auch meine Mutter hätte da nicht mehr fahren dürfen und konnte sich das auch nicht vorstellen, wie man feiern kann, ohne zu trinken.

    Das kenne ich etwas ähnlich von meinem Vater (früher - heute trinkt er sehr selten nur ein Bier), allerdings ist es bei ihm so gewesen, dass es normal war auf Siege (Sport) oder andere Höhepunkte anzustoßen - allerdings gab es die schon eher oft. Es war auch normal sich dort ordentlich zu betrinken und LUSTIG zu sein. Er hatte aber kein Verständnis dafür, wenn man es nicht war. Dann sollte man sich doch bitte zusammenreißen und ich ganz besonders. Auch bei uns galt: Keine Feier ohne Alkohol. Und den darf man sich ab und zu gönnen. Heute ist er da offener, auch durch viele Gespräche, die ich gesucht habe und durch sein eigenes Erleben, aber geprägt hat mich das früher erlebte schon.

    Aber ich verstehe was du meinst Susanne, für manche Menschen bedeutet Verzicht auch gleichzeitig Unzufriedenheit damit. Habe ich auch schon wahrnehmen müssen in anderen und diesem Bereich.

    Eis find ich gut :) Das ist auch ganz oben auf meiner Liste! Aber auch nicht immer greifbar nixweiss0 Aber vor allem Essen, ja! Ich war der Trinker: "Wenn ich trinke, esse ich nichts" habe Essen auch mit trinken ersetzt. Es kam für mich sehr sehr selten in Frage zu trinken, wenn ich gegessen hatte. Habe aber festgestellt, dass ich es manchmal gar nicht richtig merke, dass ich Hunger habe. Ich merke nur, dass ich an Alkohol denke und gereizt werde oder überfordert reagiere - dann weiß ich, dass ich essen sollte. Ist nicht immer so, nur ab und an. Mehr Aufmerksamkeit im Vorfeld lernen. Und ja, Schlafen :) Die Zeit nehme ich mir.

    Ich schreibe nachher oder morgen mehr... habe die Zeit vergessen, bzw. überschätzt.

    LG Zelda

    Am Anfang half mir immer der Gedanke, diesen Tag schaffe ich... Danach sehe ich weiter. Und so habe ich
    es gehalten Tag für Tag.

    Mittlerweile über 7 Jahre. Und ja... ich bin schon etwas "weit weg", wie Du es beschreibst,
    aber ich habe noch immer die Erinnerungen lebhaft im Kopf!

    Und so möchte ich Dich motivieren weiter für Dich zu sorgen, denn das ist es ja im Grunde!

    LG Elly

    Ich wollte noch schreiben, dass ich mich schwer damit tue nur von Tag zu Tag zu gehen. Ich sehe manchmal dieses große Ganze vor mir und denke mir je nach tagesform, dass ich das auf jeden Fall schaffen werde oder dass das ein ganz schön "großer Berg" ist. Das heißt manchmal freue ich mich auf alles was da kommt, weil ich es jetzt endlich erleben darf und manchmal scheint es ewig zu sein, was mir wie weiter oben beschrieben Angst macht. Als ich mit dem Rauchen für einige Zeit aufhörte konnte ich das gut mit dem Tag für Tag. Ich weiß nicht, warum das beim Alkohol so anders ist.

    LG Zelda

    Guten Morgen,

    vielen lieben Dank Elly, deine Worte freuen mich :) Und sie motivieren mich tatsächlich.

    Gerade erst gestern hatte ich mit meiner 18 jährigen Ziehtochter etwa folgendes Gespräch:

    "Wie lange trinkst du schon nichts mehr?" Etwa 2 Monate, darauf sagte sie, dass sie stolz darauf wäre.
    "Hast du manchmal Lust zu trinken?" Ja, schon. Das sind kurze Momente.
    "Aber willst du jetzt nie mehr trinken oder nur ab und zu mal?" Nie mehr. Ab und zu geht nicht mehr.
    "Aber es gibt doch viele, die nur ab und zu trinken und dann ist es doch ok" Aber ich kann gehöre nicht dazu, ich kann es nicht kontrollieren.

    Ich habe es dann noch versucht ein bisschen zu erklärendass sie ja auch an mitbekommen hat, wie ich betrunken sein kann und dass ich es dann jeden Tag will.
    Sie hat es nur bedingt verstanden. Ihre Mutter war schwer alkoholabhängig und ist an den Folgen gestorben als die Ziehtochter jünger war. Sie selbst trinkt gar nicht. Das Gespräch viel mir insofern schwer, als dass ich Mühe hatte das wirklich zu erklären, weil es für mich selbstverständlich ist, dass ich mit Alkohol nicht umgehen kann. Aber ich habe halt auch nicht von früh bis abends getrunken und manche Tage auch gar nicht. Das macht das Verständnis für manche schwierig, so bekomme ich den Eindruck. Die Mentalität ist ja immer noch dahingehend, dass ab und zu trinken bis saufen völlig ok ist oder sogar das tägliche Feierabendbier. Schwierig, da muss ich mir nochmal was überlegen, wie ich das etwas geschickter erklären kann. Ich weiß, dass da noch einige Gespräche kommen werden.

    Meine Schwägerin war da zum Beispiel ganz anders. Wir waren dort zu Besuch und sie fragte, ob ich ein Alkoholfreies Bier haben möchte, "Nein, schmeckt mir nicht" Sie sagte: "Aber du hast doch auch immer Bier getrunken" Ja, sagte ich, aber es hat mir nie geschmeckt, ich wollte nur die Wirkung. Und sie lachte und sagte "Achso, na dann ist es ja gut, dass du es nicht mehr trinken musst" Thema erledigt und geklärt.
    Damit konnte ich viel besser umgehen.

    Naja, vielleicht wird auch jedes Gespräch einfach sehr individuell sein, je nach Erfahrung und Meinung des Gegenübers und meiner Wortwahl. Ich kann nur versuchen immer etwas davon für mich mitzunehmen.

    Zu dem was Du da schreibst, es ist richtig, dass man sich nicht auf alle Situationen geistig vorbereiten kann und auch mal mit Überraschungen fertig werden muss. Trotzdem kann einen der Saufdruck auch völlig überraschend auch mal heftig erwischen, ich hatte das zwei mal, und dann braucht man ein paar Strategien um da wieder rauszukommen. Denn ich hab dann festgestellt, in dem Moment war das mal kurz, nur zwei drei Minuten, so intensiv, dass es das klare Denken deutlich beeinträchtigt hat. Da hilfts dann schon wenn man sich vorher was überlegt hat.

    Und so am Anfang, so lange das noch nicht so richtig "sitzt", würde ich solche Situationen auch nicht unbedingt suchen.

    Vieles wird ja dann sowieso langweilig, wenn man dann mitkriegt, was andere besoffen für Schwachsinn labern und man sich vor Augen hält, dass man selbst ja genau so war, und genau den gleichen Schrott erzählt hat, ober so was in der Art.

    Mich würde interessieren, was das für Strategien sind. Ich habe gehört: Situation verlassen (nicht immer möglich), Wasser trinken (immer möglich). Was gibt es noch für Möglichkeiten?
    Also nochmal zu der Situation: Warten vor dem Laden. Der Typ vergibt nur 2x im Jahr Termine. Das Projekt, was damit verbunden ist, hat viel mit meinem jetzt eingeschlagenen Weg zu tun. Jemand sagte mal: "Setz dir ein Mahnmal, wenn du eine Sucht besiegen willst." Das mache ich damit. Für mich war es sehr wichtig dort zu bleiben, um die Termine zu holen. Ich hatte auch nicht einen Augenblick das Gefühl etwas zu trinken. Der Gedanke war eben da und ich wollte sehen wo er hinführt, damit er wieder gehen kann. Verdrängung hatte ich genug.

    Meine größte "Problemzone" ist meine Wohnung, abends alleine, meine Laune, Streit und wie ich schrieb und feststellen musste, unvorhersehbare Trinkangebote.


    Ich glaube da schwingt bei mir die Angst des eigenen Scheiterns mit, ganz klar. Vielleicht auch die Bestätigung, dass man eben nie über den Berg ist, das es so eine Art Sicherheitszone nicht gibt und es aber immer ein Zurück in den Sumpf geben kann.

    Hallo Rina, ich habe davor auch mal Angst, mal großen Respekt. Ich hatte die letzten Tage Träume darüber, dass ich trinke. Es war ganz furchtbar, weil ich versagt hatte. Ich will das ganz klar nicht, aber dennoch kann ich es nicht für immer garantieren. Es macht mir auch Angst, dass es mich ein Leben lang begleiten wird. Ich hoffe, dass ich da noch wesentlich stärker werde, stabiler.

    Ich fühle mich aber langsam bereit für eine Selbsthilfegruppe. Ich bekomme immer mehr das Gefühl dafür, dass es gut sein würde, mich einmal in der Woche damit auseinanderzusetzen und mit Menschen, denen es hoffentlich ähnlich geht.

    Ich habe in meiner Jugend viel mit Suizidgedanken gespielt weil Ich den Lebensinn nicht mehr sah, ich hatte da null Perspektive. Die Lösung war dann der Alkohol, der machte einen Realitätswechsel möglich und sogar einen kleinen Suizid...ein bisschen Tod aber am nächsten Morgen wieder lebendig. Und wenn ich mir heute das Desaster meiner Alkoholkarriere ansehe dann hat diese Entscheidung damals zwar mein Leben gerettet aber das Leid in eine andere Richtung gelenkt. Und schlussendlich habe ich heute zwei Probleme statt nur eines: meine Wunden aus der Vergangenheit die halt nie geheilt wurden und dazu noch ein schwerwiegendes Alkoholproblem.
    Um gesund oder ungesund gehts ja weniger, sondern dass man durch einen Rückfall dann ja mehr Probleme hat als ohne...jedenfalls auf längere Sicht.

    Mir sind diese Gedanken auch nicht fremd. Ich war sehr müde vom Leben und hatte auch wenig Hoffnung. Alkohol machte eine süße Melancholie daraus. Er hat mich eingepackt und Schwere genommen. Bis zum nächsten Morgen. Wobei ich auch da oft mehr mit meinem Kater als mit dem inneren Schmerz beschäftigt war. Auf den konnte ich dann wieder trinken usw. Das hat sich alles gewandelt über die Jahre und vor allem durch mein Kind: keine süße Melancholie mehr. Das gemütliche Glas war ein Sturztrunk bis zur (gewünschten?) Wirkung, die dann verstärkt werden musste und schlussendlich überhaupt nicht das war was ich wollte. Aber wem erzähle ich das. Ihr wisst es ja selbst.

    LG Zelda

    Hallo zusammen,

    Hallo Susanne,

    Ich kenne da einen ähnlichen Satz:

    "Es muss weh tun, damit es heilen kann" Ist aus der unendlichen Geschichte und ich mag ihn sehr.

    Ich finde es ganz schön heftig, dass du diese Laune 4 Jahre lang ausgehalten hast. Heftig im Sinne von absoluter Konsequenz gegenüber deinem Entschluss nichts mehr zu trinken. Das ist ganz schön stur und rebellisch ;)
    Gut, dass du etwas dagegen gefunden hast, denn es war mit Sicherheit sehr anstrengend.

    Momentan geht es mir gut. Ich habe gemerkt, dass Kaffee mein Stresslevel stark erhöht und habe ihn jetzt sein lassen. Zumal sich auch mein Konsum drastisch erhöht hatte. Ich hatte angefangen mir ein neues Trinkritual damit zu schaffen. Ich hatte dann aber auch wahrgenommen, dass es das Verlangen nach Alkohol anspricht. Alles in Allem kann ich sagen, dass Kaffee nun auch nichts mehr für mich ist.

    Ich habe zurzeit einen sehr geregelten Tagesablauf. Das hilft mir auf jeden Fall entspannt zu bleiben, auch wenn es oft wenig Ruhe Phasen gibt. Ich mache ein bisschen Sport, denke aber das es mehr sein könnte - aber! Auch hier muss ich aufpassen mich mental nicht zu überfordern. Es könnte schnell passieren, dass ich mir zu viel vornehme, es nicht schaffe und dann frustriert bin. Achtsamkeit lernen, wie Rekonvaleszent es formuliert hat :) Bei mir in kleinen Schritten. Das meinst du wohl auch damit Susanne "ändern sie in 2 Wochen ihr Leben" Kann ich mir nämlich auch nicht vorstellen. Das braucht Zeit.

    Letzten Samstag habe ich mir einen Termin holen wollen. Corona bedingt waren diesmal nicht alle im Laden, sondern haben schön brav Schlange draußen gestanden. Nach einer Weile fragte eine:" Wer will noch was trinken?" Ich habe dann bemerkt, dass der Ladenbesitzer in seiner Tür einen kleinen Getränkestand aufgebaut hatte. Es gab neben Cola & Co auch Rum und Sekt. Automatisch habe ich "Nein" gesagt. Als ich dann weiter vorne stand und mir diesen Tisch mit den Getränken betrachtete dachte ich mir: "Wenn du jetzt eine Mischung oder zwei trinkst, bekommt das keiner den du kennst mit." Ich habe die Flasche dann eine Weile angestiert und mir das mal genauer überlegt. Ich mache das ja nicht für Andere, sondern ich trinke für mich nichts mehr, also ist es doch völlig egal, ob das jemand mitbekommt oder nicht. Auf jeden Fall habe ich dann noch mal kurz durchgespielt, was alles so passieren würde, würde ich jetzt das erste Glas trinken. Ich verglich das dann mit der Frau, die 2 Becher trank und abends noch auf Arbeit musste. Wahrscheinlich trinkt sie die 2, geht nach Hause, isst was oder schläft oder trifft sich noch mit Freunden. Sie trinkt wahrscheinlich nicht weiter. Also ist es völlig ok für sie, die 2 Becher zu trinken. Ich dagegen würde dann mit Sicherheit nicht mehr auf Arbeit gehen können, weil ich irgendwann schwer betrunken wäre.

    Die Vorstellung hat mir geholfen und gutgetan. Ich war auch nicht neidisch, ich war froh nichts trinken zu müssen. Die Sache hat mir gezeigt, dass ich mich vorbereiten kann wie ich will, die Knackpunkte kommen dann, wenn ich nicht damit rechne, unvorbereitet bin und mein Impuls hinterfragt werden muss. Ich kann mir damit ein Stück weit mehr vertrauen. Ein Kleines Stück. Ich hätte auch einfach gehen können, aber das hätte mich sehr enttäuscht und wahrscheinlich auch zurückgeworfen.

    LG Zelda

    Guten Morgen Susanne und Rekonvaleszent,

    "Wie viel gibt man in einem Forum von sich preis und wen interessiert das?" Mit dem Interesse meinte ich wohl zweideutig: Wer hat Interesse daran, wie viel ich preisgebe, also wer hätte Interesse an diesen Informationen, außer selbst Betroffene, die es gerade deshalb interessiert, weil sie betroffen sind und nicht, weil sie schaden wollen. Deshalb habe ich auch beschlossen offen zu sein.

    Und ja Susanne, die Wahrscheinlichkeit aus München zu stammen und in Berlin jemanden zu treffen ist gering, aber nicht unmöglich. Die Wahrscheinlichkeit in Berlin zu wohnen und jemanden in Berlin zu treffen ist auch irgendwie gering, wenn man nun nicht gegenüber wohnt. Aber die Wahrscheinlichkeit in einem kleineren Ort zu wohnen und dort jemanden zu treffen, den man kennt ist schon höher ;)

    Aber wie gesagt, im Endeffekt ist es ok für mich. Ich bin sowieso für mehr Offenheit, ob sexueller Missbrauch, Massentierhaltung, Depression, Krebs, kulturell bedingte Verstümmlung, Sucht, usw. ganz egal - mit mehr Offenheit gäbe es weniger Scham und damit mehr Toleranz, bzw. Gegenwehr.

    Du schreibst, dass du vordergründlich erst einmal aufgehört hast zu trinken, weil der körperliche Aspekt und der Mensch, der du im Suff warst, zu viel war und dir nicht guttat. Was sicherlich noch schwer untertrieben formuliert ist.
    Ich habe weder meine Arbeit, meinen Führerschein, meinen Partner oder Freunde durch den Suff verloren. Aber auf jeden Fall meine Selbstachtung, meinen Selbstwert und Selbstbestimmung. Ich war auch oft ein furchtbarer betrunkener Mensch. Immer wieder habe ich Probleme hervorgekramt und sie herausgeschrien, darauf herum geweint und mich selbst bemitleidet. Oder ich habe verletzende und enttäuschende Dinge gemacht. Manche waren ganz unterste Schublade. Ich habe betrogen und gelogen und am Ende bin ich in meiner Scham depressiv geworden.

    Ich habe dann aber Unterstützung bekommen - von fiesen Magenbeschwerden, resultierend aus zu viel saurem Wein. Es ging dann oft gar nix mehr. Mir war übel neben den Schmerzen, so richtig, über Tage und das immer wieder. Das hilft mir jetzt ungemein. Sobald ich einen Ansatz von Verlangen wahrnehme spiele ich sofort diesen Trumpf.

    Aber trotz oder weil eben soviel negatives im Suff passiert ist, ich immer wieder mal ein paar klare Momente hatte, konnte ich schon während meiner Trinkzeit viel von mir lernen. Wer ich sein will und was keinen Bestand haben soll (habe hier schon angefangen Freunde und Umfeld zu filtern). Und da war einfach das Resultat, dass ich nicht mehr trinken will, dass es für mich keinen Sinn macht, dass ich mich betrunken einfach nicht leiden kann. Aber so einfach war und ist das eben nicht, weil Sucht zum einen ganz speziell individuell ist und zum anderen gerade Alkohol einen nicht zu unterschätzenden soziokulturellen Wert besitzt, den man vor lauter Bäumen im Wald erstmal nicht erkennt. Mein Vorteil in diesem Falle ist, dass ich zu einem großen Teil auf unsere Gesellschaft scheiße - im Herzen ein Punk. Soll heißen: Es ist mir sehr egal, wenn andere trinken und mich belächeln, wenn ich es nicht tue - ich habe für mich beschlossen, dass Alkohol eine große Verarschung ist. Es gilt jetzt halt das aufrecht zu erhalten, die Suchtgedanken zu erkennen und manche davon genauer zu analysieren, bevor sie zu viel Raum einnehmen.

    "Und das lag daran, dass ich abends nicht runtergekommen bin" Vor diesem Punkt habe ich ordentlich Respekt. Daran bin ich bei meinem ersten ernsthaften Versuch aufzuhören gescheitert. Das war nach 3 Monaten im letzten Dezember. Ich war irgendwie im Dauerstresszustand und gereizt. Ich dachte, dass das nie aufhört. Dann kam eben an einem Tag noch ein Problem hinzu und ich habe aufgegeben, bzw. nachgegeben. Druck. Ganz wichtiger Punkt. Aber nichtsdestotrotz habe ich daraus gelernt und setze das wohl gerade um, denn ich habe diesmal eine ganz andere Einstellung, viel gefestigter, geduldiger und tiefer.

    Was hast du gegen diesen Stresspunkt unternommen?

    Und ich gebe dir auf jeden Fall Recht, dass die Motivation zum Aufhören eine übergeordnete und dauerhafte Rolle spielen muss, um die Abstinenz genießen zu können. Aber die Gründe für die Sucht herauszufinden ist für mich unumgänglich. Sie sind das Verlangen, der Druck und meine Reaktionen auf bestimmte Auslöser. Ich habe einfach keinen Bock damit mein ganzes Leben zu leben, deshalb werde ich dem nachgehen und mal gucken, was da so ist.

    Von Rekonvaleszent

    "Wichtig ist m.E. die eigene Abstinenz und somit die eigene Gesundheit rückhaltlos an erste Stelle zu setzen"

    Manchmal ist es schwierig diesen gesunden Egoismus konsequent zu praktizieren. Das sagst du ja auch. Ich habe für mich gemerkt: Wenn ich nicht trinke, bin ich ganz gut selbstsicher. Das wirkt sich auf meinen Umgang mit Kind und Partner aus und umgekehrt. Es wandelt sich von lächerlich wankelmütig bis widersprüchlich hinzu stabil und damit vollwertig. Aber noch ist es nur ein Anfang für mich, ein Gefühl dafür wie es sein kann, sein wird.

    "Und Königsweg und Standardprozedere..."

    Manche schwören und predigen auf diese Wege des Standardprogramms. Und ich finde, dass es schon ein gewisses Suchtverständnis benötigt, um mit sich selbst in der Sucht umgehen zu können. Aber am Ende finde ich gut, dass es eben noch andere Sichtweisen gibt, die einem nicht von Vornerein den Mut nehmen sich der Sucht zu stellen, wenn man eben ein anderer Typ Mensch ist, bei dem es Klick gemacht hat.

    Grüße

    Zelda

    (PS schreibe auf Word - deshalb die Zitierweise)

    Das mit meinen Eltern ist nicht Der Grund meiner Sucht, sondern nur ein Teil davon... Ich wollte eigentlich darauf hinaus, dass ich durch die psychische Erkrankung meiner Mutter anfing mich für Psychologie zu interessieren. Ich fing etwa mit 15 an viel darüber zu lesen. Ich habe mich mit mit den Ursachen, Gründen, therapieformen und anderen Lösungsansätzen beschäftigt... Ich fing damals an vieles in Frage zu stellen und habe andere Ansätze gesucht. Die Zweifel und die Skepsis gegenüber dem Umgang mit psychischen normabweichungen ist geblieben. Und mit all diesen abweichenenden Fragen gehe ich auch an meine Sucht heran.

    wikende091

    Wie viel gibt man in einem Forum von sich Preis und wen interessiert das überhaupt? Fragen, die ich nicht ausschließlich nur für mich beantworten kann - hängen ja andere Menschen mit dran. Tatsächlich hat mich das bis vor Kurzem gar nicht so sehr interessiert. Ich bin ja anonym. Wenn ich aber angebe, wo ich in etwa wohne, durch zum Beispiel Beschreibungen meiner Gegend, angebe, was ich in meiner Freizeit mache, die vielleicht nicht ganz so typisch ist und dann noch meine Geschichte detaillierter beschreibe, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher mich zu kennen.

    Macht mir das was aus? Nein. Macht es meinem Kind, meinem Partner etwas aus? Das kann mein Kind wahrscheinlich noch gar nicht beurteilen.
    Und wenn mich jemand hier kennt, dann kenne ich ihn vermutlich auch. Wir haben irgendwo ein ähnliches Problem.

    Tja, Gedanken dazu, sie kommen wieder, die Gedanken. Mein Hirn fährt nach etwa 8 Wochen ohne Alkohol hoch. Darüber freue ich mich. Es ist interessant ihnen zuzuhören.
    Sie springen wieder vom einen ins Andere und sitzen sich nicht fest, wie die lahmen Abende, einzig mit Wein. Sie verleiten zu langen Schachtelsätzen, die ohne Intonation ihr Verständnis verlieren.

    Danke Greenfox, dass du mir geantwortet hast. Oft hilft es mir, etwas auszusprechen, um eine Veränderung herbei zu führen. Oft hilft mir ein Satz, ein Wort, ein Gespräch eines Anderen, um das Verständnis und die Bewertung herumzudrehen und zu Staunen, was da noch so ist. Ich habe beschrieben, warum es mir schwer fällt zu schreiben - du schreibst: "Es triggert dich, gut, dann lass es erstmal" Ha, ja! Es triggert mich, das Kind hat einen Namen und schon ist es greifbar. Mit der Erkenntnis kann ich bewusst umdenken.

    Einige Trigger kann und möchte ich nicht vermeiden, deshalb arbeite ich mit ihnen. Zum Beispiel konnte ich eine Zeitlang Mittag statt Abend kochen. Aber ich werde weiter zum Training gehen. Anfangs habe ich Telefonate oder Abende mit Freunden vermieden, bis es einem ganz schlecht ging. Ich habe ihr dann sogar Alkohol besorgt, weil sie noch arbeiten war. Wir saßen zusammen, sie trank wenig und ich hörte zu. Klar hatte ich mir überlegt, wie schwer es sein würde. Aber ich will diese Momente nicht missen. Es war erstaunlich gut, denn ich konnte ihrem Kummer folgen, ihr zuhören, ohne zu vergessen und Schwachsinn zu erzählen, den ich am nächsten Tag bereuen würde. Es war also eine gute Erfahrung. Ich kann mich ganz gut in Gesellschaft ohne Alkohol bewegen, auch wenn getrunken wird. Ich habe (gerne) allein getrunken, in Gesellschaft immer nur zu viel.

    Ich habe in ihr etwas von mir kompensiert, von dem ich dachte, dass es von mir verlangt wird. Sprich: Ich habe mich weniger von Menschen distanziert, was dann aber am Ende immer zu anhänglich war, was zur Scham führte, weil ich ja so nicht bin. Ich bin eher vorsichtig, aber offen, wenn ich gefragt werde. Ich kann zuhören, ohne gleich meine Meinung zu vertreten. Meine Zu- und Abneigungen sind aber ziemlich deutlich erkennbar, für die, die es interessiert. Ich möchte damit sagen, dass ich mich ganz ok finde und dass ich da nichts mehr vorspielen muss. Es sind ja auch nur Menschen, wie ich.

    Ich bin auch ziemlich klar darin meine Gründe für den Suff und damit die Sucht zu erkennen, das macht es natürlich leichter, sie in den Griff zu bekommen. Bedeutet aber auch Überwindung zur Veränderung. Das habe ich nicht alles in 2 Monaten erkannt. Das ging über Jahre, die ich schon dran bin, mich davon zu befreien. Das trinken zu lassen ist quasi nur die Konsequenz von alledem.

    Meine Mutter ist früher psychisch sehr krank gewesen (und ist heute noch das Ergebnis davon). Mein Vater war überfordert. Meine Geschwister fast schon zu alt, um all das mitzubekommen. Es waren sehr viele Gespräche, eigene Erfahrungen und Vorwürfe nötig, um das alles verstehen zu können. Heute kann ich damit gut leben, vor Allem weil ich weiß wie ich damit umgehen kann.

    Für jetzt reicht die Schreibtherapie.

    LG

    Zelda

    Hallo Greenfox.

    Ja, warum täte ich nicht einfach scheiben tun, wenn ich es doch gut finden würde wollen. Also auch nur so für mich.

    Meine Vermutung:

    Habe bis vor ein paar Jahren viel (auf)geschrieben und trara! Natürlich von an- bis betrunken. Über die Jahre hat sich das immer beschissener gelesen bis ich es fast ganz gelassen habe. Aber die Verbindung Wein-Tastatur steht bis zur Umprogrammierung, die nur von statten gehen kann, wenn ich anfange nüchtern zu schreiben. Fällt mir noch schwer. Es fällt mir schwer mich darauf zu konzentrieren, ich merke das mein Körper reagiert, der die Verbindung sehr wohl erkennt.

    Zum anderen möchte ich mir Zeit fürs Schreiben nehmen, es nicht irgendwo dazwischen quetschen, aber das passiert eben doch (So wie jetzt - auf Arbeit). Dabei geht manches verloren. Aber momentan finde ich nicht die Zeit und wenn ich sie habe, bzw. sie mir nehme, dann habe ich immer noch die Wein-Tastatur -Verbindung als Blockade.

    Ich hoffe, dass ich das überwinden kann.


    LG Zelda

    Hallo,

    ich schreibe wenig und lese viel, wie viele. Ich trinke nichts und es geht mir gut damit - meistens. Gestern war ich sehr stolz auf mich. Ich hatte ja geschrieben, dass es bei mir gefährlich werden könnte, wenn ich mich mit meinem Partner streite. (Streit ist ein sehr banales und vereinfachtes Wort dafür - und auch nicht das richtige, aber das würde hier erstmal zu weit führen) Auf jeden Fall hatten wir am Montag ein Problem - ich hatte es. Ich steigere mich rein, bin aufgewühlt bis panisch und dann ist der Druck, nicht mal das Verlangen, zu trinken am höchsten (das habe ich schon mal erkannt und so hingenommen) Aus der Situation herausgehen war nicht möglich, auch keine Ablenkung, da wir zusammen mit Kind im Freizeitpark waren. Ich habe die letzten Tage dann daran zu kämpfen gehabt und wusste, wenn ich nichts tue, kann das zum Trinken führen, was ich nicht will. Also habe ich gestern meinen Mut zusammen genommen und das mit meinem Partner besprochen.

    Das habe ich sonst nie getan, immer nur betrunken. Es ist schwer für mich über etwas wirklich bewegendes zu reden, ohne dabei die Worte zu verlieren. Und es tat mir gut, es war ein großes Ausatmen, eine tiefe Erleichterung, der Druck ist weg. Das hat geklappt, weil ich nüchtern war, weil ich mir Zeit gelassen habe und weil mein Partner super reagiert hat. Auch das konnte er nur tun, weil er mich ernst nehmen konnte. Wenn ich betrunken bin, kann er das nicht.

    Das wollte ich mal hier festhalten. Es ist ein großer Schritt gewesen und ich bin mir dankbar, dass ich ihn bereit war zu gehen. Das ist ein gutes Gefühl.

    Ich habe ganz viel zu sagen, weil viel in mir passiert, aber es ist auch sehr dynamisch und ich bin wahrscheinlich (noch) nicht motiviert genug, das alles festzuhalten, obwohl ich es gut finden würde - wegen der Reflexion.

    Ich gehe gleich mit meiner besten Freundin wandern - deshalb verabschiede ich mich schon wieder.

    wikende091

    Tag 25, sagt meine App.

    Ich hab Urlaub und kann deshalb ausschlafen. Ich finde es sehr befriedigend morgens ohne duseligen Kopf aufzuwachen. Sowieso liebe ich den klaren Schlaf. Ich habe viele Träume, hauptsächlich eher alptraumhafte. Im Suff hatte ich gar keine mehr, obwohl ich sie schon seit meiner Kindheit kenne. Sie sind altbekannte und deshalb willkommen. Manchmal hinterlassen sie komische Gefühle, die länger bleiben, aber die müssen wohl hoch und ich da durch. Und ich bin froh schlafen zu können, nicht alle haben das Glück.

    In einem der letzten Tage hatte ich zum ersten Mal wieder das Gefühl etwas trinken zu wollen - was Blödsinn ist, weil ich es ja nicht will. Wir fuhren mit dem Auto vom einkaufen nach Hause, das Wetter war schön, die Musik hat gepasst und in meinem Kopf hieß es auf einmal: "Yeah, und zu Hause dann die Musik lauter und die Flasche auf" Um das Glücksgefühl zu verstärken, welches da ist, weil ich nicht mehr trinke. So paradox. Habe ich so hingenommen, die Sucht darf sich ja noch melden, hab ihr ja lange genug ein zu Hause gegeben. Ich bin ihr in dieser Situation mit einem freundlich amüsierten Nein gegenüber getreten. Sie ist dann auch bald gegangen.

    Muss man immer aufpassen. Was ist sie, was bin ich. Hat sich ja lange genug vermischt wer wer ist. Das heißt, ich muss mir schon sehr sicher sein, wer ich bin und das! lerne ich mit jedem klaren Tag.

    LG Zelda

    Ein junger Mann stand eines Tages auf einem Platz in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz der ganzen Stadt habe. Viele Menschen versammelten sich um ihn und alle bewunderten sein Herz. Es war auch wirklich wunderschön. Es hatte keinen Fleck und keine Fehler. Die Menschen gaben ihm recht. Es war in der Tat das schönste Herz, das sie je gesehen hatten. Der junge Mann war stolz und prahlte weiter mit seinem schönen Herzen.

    Dann tauchte ein alter Mann auf und sagte: „Dein Herz ist nicht annähernd so wundervoll wie meines.“ Die versammelte Menge und der junge Mann schauten auf das Herz des alten Mannes. Dieses schlug kräftig, aber es war voller Narben. Es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Die passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken. An einigen Stellen waren tiefe Furchen, und es fehlten Teile. Die Leute starrten ihn an: „Wie kannst du behaupten, dein Herz sei besser?“ Der junge Mann schaute auf das Herz des alten Mannes und begann zu lachen. „Du musst scherzen, dein Herz mit meinem zu vergleichen. Mein Herz ist perfekt und deines ist voller Narben und Tränen.“ So sagte der alte Mann, „Ja, deines sieht perfekt aus. Aber tauschen würde ich nicht mit dir.“

    Die Menschen lauschten,, als der Alte weiter sprach: „Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich mein Herz geöffnet habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es meinen Mitmenschen. Oft geben sie mir dann ein Stück ihres Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau gleich sind, habe ich einige Kanten. Ich schätze sie sehr, denn sie erinnern mich an die Beziehungen, die wir geknüpft haben. Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der Andere ein Stück seines Herzens zurück gegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Beziehung anzubieten und zu gestalten heißt ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, erinnern sie mich daran, was ich für diese Menschen empfinde. Ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen. Erkennst du jetzt wahre Schönheit des Herzens?“

    Der junge Mann stand still da. Er griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus und bot es dem alten Mann an. Der alte Mann nahm es an und setzte es in sein Herz. Dann nahm er ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde im Herzen des jungen Mannes. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an. Es war nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Verbundenheit mit dem alten Mann.

    Hallo Susanne,

    Sag mal, was macht denn deine Motivations Gruppe aus? Was ist anders im Gegensatz zu anderen selbsthilfegruppen? Ich informiere mich gerade im Internet. Ist natürlich gerade wirklich blöd, dass sich die Gruppen nicht treffen. Ich benötige keine akutberatung, denke aber, dass eine Gruppe schon sinnvoll sein kann, wenn ich mich an die richtigen halte, da habt ihr schon alle irgendwie recht.

    Man kann sich das ja mal angucken und vielleicht findet sich ja was passendes. Schreibe vom Handy aus, furchtbar, deswegen war es das erstmal.

    Grüße Zelda

    Hey Greenfox,

    Was meinst Du damit? "Dort dürfte keiner einknicken" nixweiss0

    Wenn dort jemand rückfällig wird, dann würde ich das "dürfen". Gegen diesen Gedanken kann ich (noch) nichts tun, er manifestiert sich als Impuls, ohne das ich ihn genau mitbekomme.

    Ich hatte eine Freundin, sie trank Vodka und kleine Kräuter. Etwas, was ich gar nicht mag. Sie trank es oft und viel. Sie versuchte auch immer wieder aufzuhören, war in einer ambulanten Therapie, hat es nicht so ernst genommen. Immer wenn sie wieder trank, nahm ich das als Sprungbrett. Ich musste diese Freundin verlassen, weil ich es mit ihr nie geschafft hätte aufzuhören.

    Natürlich ist so eine Gruppe nicht meine gute Freundin, aber sie könnte es werden. Ich mag Menschen, deswegen ist das ganz leicht.

    Anders ist es wenn mein Freund trinkt. Er trinkt Bier und selten zuviel, aber doch eher regelmäßig. Er hat nicht diese Wirkung auf mich. Aber das ist auch noch ein anderes Thema. Der wird zum Problem, wenn wir streiten. Aber auch das wird weniger, je ernster er mein Problem nimmt und das tut er.

    Und warum bin ich weit weg? Weil ich mit meiner Trockenheit früher angefangen habe als Du?
    Langsam, Schritt für Schritt - und plötzlich ist man ganz weit gekommen.

    Ja ;) du bist schon außer Sicht- aber zum Glück nicht außer Hörweite - Schritt für Schritt oder Eile mit Weile, sagte die Raupe bei Alice im Wunderland. Irgendwann flog sie zu Alice erstaunen davon.

    Zelda

    Hallo zusammen,

    danke für eure Antworten, die haben mich ein paar Tage beschäftigt. Für mich war klar, was ich mit meinen anderen Ansätzen in Bezug auf Therapien meine. Die Erklärungen in meinen Kopf klingen jedoch arrogant. Ich schreibe sie trotzdem auf. Ich bin süchtig, weil Alkohol süchtig macht. Nicht weil ich eine komische Kindheit hatte, dadurch gestörte Beziehungen entstanden oder ich selbst etwas zerstört war. Vielmehr wurden Beziehungen zerstört, weil ich trank. Ich selbst konnte mich schlecht entwickeln, weil ich trank. Psychologen könnten das mit mir aufarbeiten, aber das wäre verschwendete Zeit, da es mir jetzt ganz gut geht und ich meinen Frieden mit vielen Dingen geschlossen habe. Zum einen durch viele Gespräche, zum anderen durch persönliche Entwicklung. Ambulante Therapien sind wahrscheinlich Verhaltenstherapien. Ich war schon mal da, mit 18, aufgrund einer Angststörung - offiziell - kam vermutlich schon damals vom Trinken. Es gab eine Therapeutin, die mir einen Satz mit auf den Weg gab, an den ich mich oft erinnere. Das ist das Einzige, was ich von dort mitgenommen habe, ansonsten fühlte ich mich dort kränker als ich war. Und Selbsthilfegruppen? Dort dürfte keiner einknicken, das würde in schwachen Momenten gefährlich für mich werden - vielleicht denke ich darüber nach, wenn ich gefestigter bin. Das sind viele Rechtfertigungen ... aber im Grunde genommen würde mir einfach nichts davon helfen - denn süchtig bin ich, weil Alkohol einfach süchtig machen kann - und das jeder weiß, aber kaum einer versteht. Ich möchte mich auch nicht mehr so oft mit dem Alkohol auseinander setzten, was zwangsläufig passiert, wenn ich Therapien mache. Seit Juli letzten Jahres habe ich viele Autobiografien gelesen, viel im Internet, mich mit mir beschäftigt, mein Umfeld aufgeklärt und in ihm Stützen gefunden, Situationen, in denen ich sonst ertrank, ohne Alkohol ausgehalten. Jeder Rückfall hat mich hierher geführt, wo ich jetzt bin. Das meine ich mit "Eile mit Weile" Ich wachse ganz langsam. Was diesmal anders ist? Tja, ich bin es. Der Geschmack vom Alkohol widert mich an, der Geruch , die Sinnlosigkeit, die ich beim Trinken empfand, die Leere, das Hohle und und und. Die Illusion vom gemütlichen Gläschen Wein ist weg. Jeder Rückfall hat mich was gelehrt. Ich bin ein sehr impulsiver Mensch. Ich kann nicht garantieren, das ich nie wieder trinke, das wäre vermessen. Aber ich will es nicht mehr. Ganz sicher nicht und dafür kämpfe ich, jeden Tag arbeite ich an mir selbst. Ich habe Glück, ich habe kein Verlangen, gefährlich wird nur der Impuls, der gedankenlos ist. Ich habe erst gerade etwas sehr dummes gemacht, was mich viel Geld kosten kann. Ich bin dabei das zu klären, aber ich muss Geduld haben - das macht mich wahnsinnig und panisch, aber nur solange ich es zulasse.

    Rina, fast ein Jahr :) schön, dass es Vorbilder wie dich und Risu gibt. (Greenfox ist sehr weit weg ;) ) Ich habe realen Austausch mit Freunden und Bekannten, ich bin sehr offen (außer auf Arbeit) und wow, viele haben einen gefährlichen Konsum. Und es gibt das Forum.

    Ach und Susanne, ja hab ich verburschtelt.... Ich mag Wortspiele und wurde durch einen Kalender inspiriert ;)

    Ich wünsche euch einen schönen Tag. Ich hoffe, dass ich bald mehr Zeit finde zu schreiben.

    LG Zelda