Hallo liebe Community,
bin seit einiger Zeit stiller Leser und habe mich erst jetzt dazu entschlossen mich vorstellen:
Mein Name ist Benno, Anfang 40 und ich bin Alkoholiker, seit fast zwei jahren trockener Alkoholiker.
Mit dem Trinken habe ich mit 14-15 begonnen, über die Jahre immer weiterentwickelt bis ich an Spitzentagen 1.5L Schnaps in mich reingepresst habe. Was waren meine Ausreden? Ich habe einen stressigen Job, muss ein wenig entspannen...kannst sonst nicht einschlafen...bin eigentlich kein Alkoholiker, trinke nur einfach gerne...ihr kennt die restlichen Geschichten.
Anfangs habe ich noch in feuchter Gemeinschaft getrunken, die letzten 4-5 Jahre nur noch alleine. Würde ich mich bis auf die letzten 1.5 Jahre als funktionierenden Alkoholiker bezeichnen, was sich aber rein auf die Arbeit bezogen hat. Privatleben war ein Trümmerfeld; Famile sowie Freundeskreis habe ich vernachlässigt, zu einer Beziehung war ich nicht fähig. Öffentlich habe ich wenig getrunken oder fast gar nichts getrunken, das habe ich dann alleine Zuhause nachgeholt.
Verschlimmert hat sich das ganze als mein Vater nach 1.5J Erkrankung verstorben war und ich alleine mit meiner Mutter gewohnt habe. Dann gab es für mich fast keine Grenzen mehr! Ich bin nach der Arbeit in einen Supermarkt, Tanke, etc. und habe dort Schnaps in einen 0.5L Plastikflasche gefüllt, als Abendessen.
Das ging dann fast vier Jahre auf und ab, ich war ja kein Alkoholiker. Hatte auch diverse Alkoholurlaube hinter mir, wo ich fast 7 Tage am Stück nur getrunken habe. Und so ging es weiter, etc. Im letzten Jahr habe ich im Vollsuff mit meinem Auto einen Baum gerempelt, EUR10.000 Schaden und die Alkoholikerfassade ist schön langsam gebröckelt, konnte es nicht mehr geheim halten. Ca eine Woche Später kam es zum Show-down, ich 2% Zuhause mit meiner Mutter und das gab mir den Auftrieb, die Kraft, einen Grund meine Alkoholkarriere zu beenden.
Nach einem Besuch bei meinem Hausarzt machte ich alleine einen kalten Entzug und besuchte eine SHG, die mir extrem geholfen hat, immer noch hilft! War dort Anfangs von der extrem direkten Art überrascht, aber merkte auch, dass es genau diese gnadenlose Ehrlichkeit ist, die mir hilft, geholfen hat weiterzumachen, nicht mehr zu trinken -> Entweder aufhören zu saufen oder die beiden K's: Kiste oder Klapse, such es dir aus
Die ersten 6 trockenen Monaten waren eine Achterbahn, mich im normalen Leben & Beruf nüchtern wieder zurecht zu finden. Würde sogar sagen, dass der Entzug und die Reintegration in der Nüchternheit zu den schwierigsten Zeiten meines Lebens gehörten. Zuerst die körperlichen Schmerzen, dann diese ewig viele Zeit des Tages nüchtern zu verbringen und mich dann wieder ins Sozialleben zu integrieren.
Jetzt bin ich stolz darauf zu sagen: ich bin seit bald zwei Jahren trockener Alkoholiker und es war die beste Entscheidung meines Lebens, wahrscheinlich auch die einzige, dass ich jetzt noch am Leben bin! Denke ich noch Alkohol: teilweise eine ganze Woche nicht, dann wieder zwei Mal am Tag.
Das ware es jetzt von mir, Kopf
Liebe Grüße,
Benno
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Auf Veränderung zu hoffen, ohne selbst etwas dafür zu tun, ist wie am Bahnhof zu stehen und auf ein Schiff zu warten.