Mein Freund trinkt viel und es belastet mich und die Beziehung

  • Hallo,

    ich habe zwar schon ein Beratungsgespräch für Angehörige beim Blauen Kreuz nächste Woche jedoch, beschäftigt mich das Thema so sehr, dass ich mich jetzt schon gerne austauschen würde.

    Seit 3 Monaten bin ich mit meinem Freund (36) zusammen. Ein toller Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht, einen guten Job hat, aktiv und sehr ordentlich ist. Ich kenne ihn schon seit mehreren Jahren von Partys und wusste da schon, dass er gerne mal über den Durst trinkt. Jetzt habe ich aber festgestellt, dass er fast täglich und insgesamt sehr viel trinkt.

    Als wir zusammen kamen haben wir 2 Wochen lang jeden Tag abends zusammen etwas gekocht getrunken, 2-3 Gläser Wein und dann gab es auch Karneval, da gabs schon 3 Tage, wo er sehr viel getrunken hat. Da hatte ich noch nicht die großen Bedenken - frisch verliebt, schöne Abende, Karneval usw. Dann hat er Karneval bis Ostersonntag außerdem Alkohol gefastet und es auch ohne Probleme durchgezogen 6 Wochen nichts zu trinken.

    Seit 3,5 Wochen trinkt er wieder und ich bin zunehmend besorgt. Den ersten Abend, an dem er wieder getrunken hat, hat er sich komplett weggeschossen, was ich noch nachvollziehen konnte. Am nächsten Tag hatte er einen Kater und lag bis 17 Uhr im Bett, hat aber Abends wieder 2 Wein und einen Rum getrunken. Da wurde ich skeptisch. Inzwischen hat es sich so eingependelt, dass es etwa 2 Tage die Woche gibt, an denen er nichts trinkt. Dann gibt es 2-3 gesellige Abende (sei es über Zoom oder persönlich), an denen er sehr viel trinkt, damit meine ich 1 Flasche Wein oder mehr. Und vielleicht 2 Abende, an denen er "normal" trinkt (2 Gläser Wein). Ich habe auch das Gefühl, dass er keine Grenzen kennt, wenn er einmal anfängt, vor allem in Gesellschaft.
    Zum Beispiel waren wir mit einem befreundeten Paar im Park und haben da schon recht viel getrunken. Dann gingen wir heim und dort schenkte er sich noch mal ein riesiges Glas Rotwein ein statt den Abend Abend sein zu lassen. Oder er hatte ein Zoom Treffen mit Freunden und trank da schon mehrere Gläser und arbeitete danach noch weiter und trank noch 2-3 Gläser Wein alleine weiter.

    Inzwischen ist es so, dass ich schon permanent angespannt bin. Wenn ich zu Hause schlafe, habe ich Angst, dass er alleine trinkt. Wenn wir zu Freunden gehen, kann ich mich kaum freuen, weil ich weiß, er wird wieder viel trinken. Wir planen außerdem im Spätsommer zusammen zu ziehen und reden schon recht konkret über Zukunftspläne. Und ich habe einfach wahnsinnige Angst, dass es mehr wird und er abrutscht. Bzw. selbst mit seinem jetzigen Konsum kann ich mir eine Zukunft eigentlich nicht vorstellen.

    Man muss dazu sagen, ich selbst trinke eigentlich nicht so gerne, mir schmeckt Alkohol nicht so sehr. Und auch aus meiner Familie und aus meinem Freundeskreis kenne ich es so, dass man eher wenig trinkt. In seiner Familie hingegen gehört Wein hingehen zum guten Ton. Er und seine Eltern kennen sich sehr gut aus mit Wein, wissen extrem viel darüber und für sie gehört das einfach zum Lebensstil mit dazu und ist irgendwie auch ein Hobby von denen. Und auch in seinem Freundeskreis (alle zwischen 30 und 40, gute Jobs und weitgehend verheiratet) wird sehr viel getrunken.

    Wir haben nun schon öfters darüber geredet und je nachdem, wie ich es anspreche und in welcher Stimmung er ist, sieht er es sein, dass er zu viel trinkt oder stempelt mich eben als "übertrieben" und stressig ab. Was mich auch sehr verletzt hat, war das wir im Sommer (wenn es wegen Corona möglich ist) in das Ferienhaus seiner Familie in Frankreich fahren wollten. Vorgestern hat er gesagt, er weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist, da wir uns dort bestimmt viel streiten würden. Das Haus steht in einer Weingegend und man würde da eigentlich jeden Abend auf der Terasse sitzen und Wein trinken. Je nachdem, wie lange man da sitzt mehr oder weniger. Sein erster Gedanke war also den Urlaub sein zu lassen, nicht etwa seinen Konsum dort einzuschränken. :(
    Inzwischen hat er sich eine App runtergeladen, um seinen Konsum zu kontrollieren und hat festgelegt pro Woche nicht mehr als 12 Einheiten (d.h. 1 Flasche Bier/ ein Glas Wein...) zu trinken. Das finde ich zwar auch noch sehr viel, aber immerhin... Zudem will er jeden Monat eine Woche abstinent sein. Finde ich zwar gut und auch löblich, allerdings deutet das ja auch nicht auf einen "normalen", entspannten Konsum hin...

    Irgendwie weiß ich mit der ganzen Situation nicht so umzugehen... Übertreibe ich? Ich weiß auch nicht, was eine "richtige" Lösung sein könnte, auf die man sich einigt. Mit ihm absprechen, wie viele Tage alkoholfrei sein müssten? Ein Limit festlegen, wie viel er an einem Abend trinken darf? Und wo soll dieses Limit sein? Ich habe keine Ahnung... Auf jeden Fall gefällt mir diese Rolle der meckernden Frau, wenn er mal was trinkt gar nicht, in die ich gerade reinrutsche... Die würde ich auch nicht gerne beibehalten, da das wirklich nervenaufzehrend ist.

    Freue mich über Meinungen und Anregungen!

  • Selbst eine Beratungsstelle aufsuchen will er übrigens nicht, er sieht darin keinen Bedarf. Vor allem das Argument, dass er ja 6 Wochen lang nichts getrunken hat wird immer wieder vorgebracht.
    Er sagt außerdem ich solle mir das doch jetzt erst mal länger angucken, ich würde zu früh urteilen nach diesen 3 Wochen. Ihn erst mal einen Monat "machen lassen"... Das fällt mir nur wirklich schwer. :(

  • Hallo Muffina,

    also auf die Schnelle würde ich sagen, solche Auseinandersetzungen hatte ich mit meinem Partner auch und das über ca. 12 oder 13 Jahre. Ich hab versucht mich einzuschränken, auch aus eigenem Interesse, aber wenn mein innerer Druck entsprechend groß war hab ichs auch laufen lassen. Und über die Jahre mehr und mit zunehmenden Streitereien.
    Ich hab auch kein richtiges Problem gesehen und wirklich aufhören wollte ich auch nie. Gehörte für mich auch nicht zu den Basisabmachungen der Beziehung, da mein Partner mich schon vorher kannte und sich aus meiner Sicht ja drauf eingelassen hatte. Und heute weiss ich, ich hätte auch gar nicht aufhören können oder wäre dann zumindest ganztags ein Kotzbrocken gewesen.

    Trinkpausen habe ich auch gemacht, habe damit im Grunde aber nur vor mir selbst verborgen, dass ich gar nicht ohne konnte. Dienten ja grade dem Zweck, weiter trinken zu können.

    Also ich musste auf jeden Fall selbst an meine Grenzen kommen und mein Partner konnte das da nicht mehr mit ansehen.

    Du kannst für Dich formulieren, wie Du Dir eine Beziehung vorstellst, und ihn dann quasi vernünftig drauf ansprechen, ob das möglich ist. Wenn er rumzickt oder sich windet bist Du absolut machtlos. Und mit falschen Versprechungen und Stimmungsumschwüngen - heute so, morgen so - musst Du natürlich auch rechnen, weil er ist selbst "heute so und morgen so", also wenn Dir das jetzt schon keinen rechten Spaß mehr macht, würde ich an Deiner Stelle ernsthaft drüber nachdenken, ob Du den drei Monaten noch ein paar Jahre hinterherschicken willst. Diesen Mann kriegst Du im Moment nur mit seiner Trinkerei, so wie sie ist. Trinkpausen und Selbstkontrollversuche sagen nichts darüber aus, ob er es braucht, da sie zu einer Suchtentwicklung auch dazu gehören. Könnte also sein, nur weiss mans jetzt halt nicht. Ausser er macht plötzlich Nägel mit Köpfen, aber so siehts ja nicht gerade aus.

    Ganz ähnliche Geschichten gibt es hier mehrere, vielleicht liest Du hier erst mal. Ausserdem ist das natürlich nur auf Deine Beschreibung hin, ich kenne den Mann nicht und Du musst gar nichts, ich hab nur versucht Deine Frage zu beantworten.

    Ich wünsche Dir jedenfalls einen guten Austausch hier.

    Gruß Susanne

  • Hallo, Muffina!

    Zunächst einmal HERZLICH WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 57, Alkoholiker und nun schon seit 12 Jahren trocken.

    Was mir an Deiner Schilderung Bauchschmerzen macht, ist ganz einfach Folgendes:

    Seit 3 Monaten bin ich mit meinem Freund (36) zusammen. Ein toller Mann, der mit beiden Beinen fest im Leben steht, einen guten Job hat, aktiv und sehr ordentlich ist. Ich kenne ihn schon seit mehreren Jahren von Partys und wusste da schon, dass er gerne mal über den Durst trinkt. Jetzt habe ich aber festgestellt, dass er fast täglich und insgesamt sehr viel trinkt.

    ich bin zunehmend besorgt. ... Inzwischen hat es sich so eingependelt, dass es etwa 2 Tage die Woche gibt, an denen er nichts trinkt. Dann gibt es 2-3 gesellige Abende (sei es über Zoom oder persönlich), an denen er sehr viel trinkt, damit meine ich 1 Flasche Wein oder mehr. Und vielleicht 2 Abende, an denen er "normal" trinkt (2 Gläser Wein).
    ...
    Inzwischen ist es so, dass ich schon permanent angespannt bin. Wenn ich zu Hause schlafe, habe ich Angst, dass er alleine trinkt. Wenn wir zu Freunden gehen, kann ich mich kaum freuen, weil ich weiß, er wird wieder viel trinken. Wir planen außerdem im Spätsommer zusammen zu ziehen und reden schon recht konkret über Zukunftspläne. Und ich habe einfach wahnsinnige Angst, dass es mehr wird und er abrutscht. Bzw. selbst mit seinem jetzigen Konsum kann ich mir eine Zukunft eigentlich nicht vorstellen.

    Ihr seid gerade mal 3 Monate zusammen, plant aber schon, zusammen zuziehen - und Du hast jetzt schon regelrecht Panik davor!
    Und ich als Alkoholiker kann Dir sagen: zu Recht! Denn m.E. wird es nicht besser werden. Natürlich kenne ich Deinen Freund nicht.
    Aber was Du über Deinen Freund schreibst, über die Trinkmengen und über sein Verhalten und dann das hier:

    Wir haben nun schon öfters darüber geredet und je nachdem, wie ich es anspreche und in welcher Stimmung er ist, sieht er es sein, dass er zu viel trinkt oder stempelt mich eben als "übertrieben" und stressig ab.
    ...
    Inzwischen hat er sich eine App runtergeladen, um seinen Konsum zu kontrollieren und hat festgelegt pro Woche nicht mehr als 12 Einheiten (d.h. 1 Flasche Bier/ ein Glas Wein...) zu trinken.

    … das sind für mich typische Verhaltensmuster eines Alkoholikers.
    Je nach Stimmung und Situation zugeben oder abstreiten = passt! Eine App zur Konsum-Kontrolle = passt!

    Insbesondere die App dient hauptsächlich der Beruhigung des Partners. Vielleicht funktioniert es sogar eine Zeit lang. Aber lies Dich mal zum Thema "Kontrolliertes Trinken" ein - es ist wesentlich leichter, komplett zu verzichten als die Menge zu kontrollieren (versuche mal, nur ein bißchen Sex zu haben - ist nicht einfach ;) ).

    Ich kann Dir nur raten: Überleg Dir gut und gründlich, ob Du Dich wirklich an ihn binden und mit ihm zusammen ziehen willst! Lies Dich hier ein wenig ein über Schicksale von Angehörigen.
    Und bestimmt werden sich hier noch andere Angehörige melden, die Deine Situation aus ihrer Sicht bewerten können.

    Ich wünsche Dir jedenfalls ganz viel Kraft und einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit genommen habt mir zu antworten. Das zu lesen ist natürlich hart, bestätigt aber nur mein Bauchgefühl...
    Denkt ihr denn, es ist eine gute Idee, die Sache einmal die nächsten 2-3 Wochen ruhig zu beobachten bevor ich schon wieder das Thema anschneide? Vielleicht würde es auch helfen, ihm die Beiträge hier zu zeigen?
    Dass er ganz aufhört kann ich mir absolut nicht vorstellen... wie gesagt, der teure Wein gehört bei ihm, bei seinen Freunden und in seiner Familie zwingend dazu... Deswegen dachte ich, vielleicht gäbe es eine andere Lösung. Wenn die aber immer schwankt zu kippen stelle ich mir das allerdings auch nicht sehr entspannt vor.

    Und ja... ich habe inzwischen Panik wenn ich an die Zukunft denke wegen diesem Thema. Noch will ich nicht aufgeben, denn er ist der erste Mann seit vielen Jahren, mit dem ich mir eine Zukunft vorstellen konnte. Doch spätestens wenn ich endgültig zu ihm ziehen will, wird eine Entscheidung anstehen und die muss ich dann nach Vernunnft treffen. In der derzeitigen Situation müsste ich mich allein mir zuliebe dagegen entscheiden. ;(

  • Zitat

    Du kannst für Dich formulieren, wie Du Dir eine Beziehung vorstellst, und ihn dann quasi vernünftig drauf ansprechen, ob das möglich ist. Wenn er rumzickt oder sich windet bist Du absolut machtlos.

    Das Problem ist, dass ich gar nicht mehr weiß, wie ich mir das vorstelle. Denn eigentlich hatte ich in der Vergangenheit nie etwas dagegen alle paar Wochen auch mal mehr zu trinken, ab und zu ein Glas Wein haben. Jetzt bin ich allerdings sowas von angespannt, was das Thema betrifft, dass selbst das mich eventuell belasten würde. Was für Grenzen kann/darf ich festlegen?´

  • Also hier schlagen alle paar Tage Angehörige auf, bei denen das die ganz große Liebe war, die sich zur Hölle entwickelte. Und für die man alles mögliche einsteckt, bis es halt nicht mehr geht. Oder es zu Gewalttaten kommt, bevorzugt unter Alkoholeinfluss. Oft fings genau so an und dann steht da "vor 10 Jahren hab ich das noch toleriert, aber..."

    Es kann niemand hellsehen. Wir auch nicht. Wir können Dir auch nicht sagen, wie Du leben willst oder sollst. Eine zeitliche Grenze kannst Du dir schon setzen, auch um das Gefühl zu haben, es wenigstens versucht zu haben, solltest aber bedenken, das es immer schwieriger für Dich wird, da wieder rauszukommen, je länger Du das mitmachst. Weil das nämlich Deine Energie zieht. Ausserdem, wen das schon jetzt keinen Spaß mehr macht, auf was wartest Du?

    Die Beiträge hier zeigen könnte auch nach hinten losgehen, dass er Dir die Hölle heiss macht weil Du ihn öffentlich schlecht redest. Und sich dabei auch noch in die Enge gedrängt sieht und pipapo. Überzeugen können auch wir keinen, der trinken will, das steht nun mal ziemlich fest.

  • Ja, meine zeitliche Grenze wäre der Sommer, spätestens Juli vor dem Zusammenzug.
    Genau, es macht jetzt schon keinen Spaß und es belastet mich jetzt schon wahnsinnig. Manchmal bin ich mir aber nicht sicher, ob zurecht. Ich bin überfordert und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Wie und wann ich das wieder ansprechen soll. Wo meine Grenzen sind und sein sollten. Wenn er und seine Familie z.B. im Urlaub schon sein Leben lang immer auf der Terasse vom Ferienhaus saßen und Wein getrunken haben, kann ich da wirklich etwas dagegen sagen. Es ist ja so ein großer Genuss für ihn...

    Sein Wesen ist wenn er trinkt übrigens zum Glück gar nicht aggressiv. Er ist dann immer fröhlich und lieb.

  • Musste grad mal weg, sorry.

    Also was die Mengen angeht, die risikoarm etc. sind kannst Du mal bei https://www.kenn-dein-limit.de/ gucken.

    Die Persönlichkeit ändert sich mit der Zeit, auch durch den Alkoholkonsum und natürlich auch seinerseits durch die Spannungen.

    Und ansonsten sind das natürlich auch mal ganz simpel gesagt unterschiedliche Wert- und Lebensvorstellungen. Er tut ja nichts verbotenes, er will halt nur etwas Anderes als Du. Warum er das will, müsste er gar nicht erklären. Der eine will Kinder, der Andere nicht. Und das ist auch sein gutes Recht. Das ist auf jeden Fall auch ein Aspekt. Man muss sich nicht aneinander anpassen, wenn man nicht zusammen passt.

  • Hallo Muffina,

    Willkommen im Forum !

    Du hast bereits viele Antworten bekommen, ich kann sie alle nur unterstreichen.

    Nur kurz zu diesem Lebensstil und Weinkenner „Bla bla“...ich höre das mehr als zu genüge da ich in Südfrankreich wohne. Nicht selten versteckt sich hinter so einem „Art de vivre“-Gelaber nicht mehr als purer Alkoholismus den man dann ganz elegant hinter Weinverkostungen, teuren Tropfen und Geniessertum verstecken kann. Das muss dich nicht weiter beeindrucken...wer wirklich geniesst braucht nicht die ganze Flasche zu trinken, nach ein paar Gläsern macht man keinen Unterschied mehr zwischen teurem Bordeaux oder Aldi-Wein aus dem Tetrapack. Ich habe lange Zeit im Weinbaugebiet mit Wein gearbeitet, Alkoholismus ist dort sehr verbreitet aber auch sehr toleriert.

    Ich bin selbst Alkoholikerin und musste auch durch diese Kontrolliertes-Trinken-Schlaufe wie auch etliche Trinkpausen etc...den Weg müssen viele selbst gehen um zu Erkennen dass es allermeisten nur mit Abstinenz gelassen leben lässt.

    Alles liebe dir und viel Kraft

    Rina

  • Ja, das mit dieser Kultur kann ich bestätigen, solche Kreise gibts hier auch und ich habe mich lange in ihnen bewegt. Viele ziemlich gut situiert. Edelalkoholiker. Verbrämt unter kulturellem Deckmantel saufen sie wie die Löcher.

    Oder wie Joschka Fischer mal sagte, "Der Bundestag ist eine unglaubliche Alkoholikerversammlung, die teilweise ganz ordinär nach Schnaps stinkt"..und wie viele Gesetze unter Alkoholeinfluss beschlossen wurden, bleibt ein Geheimnis.

    So lange die nicht selbst wirklich ein Problem mit ihrer Trinkerei kriegen, hören die genauso wenig auf wie irgend ein Penner. Und weil sie Geld haben, merken sie es oft sogar noch viel später.

  • Guten Morgen Muffina,

    herzlich Willkommen hier im Forum.

    Also, ich finde Du hast jetzt ganz hervorragende Anregungen bekommen. Im Grunde kann ich meinen Vorschreibern und Schreiberinnen einfach nur voll zustimmen.

    Eines möchte ich ergänzen. Das kam mir gleich, als ich Deinen ersten Post hier gelesen habe: Bitte pass gut auf, dass Du nicht in eine Co-Abhängigkeit hinein rutscht. Vielleicht googelst Du einfach mal danach oder liest auch hier im Forum darüber. Wenn man da mal drin hängt ist das alles andere als lustig. Diese Krankheit zu überwinden ist ähnlich schwierig oder kompliziert wie es bei der Sucht selbst ist. Also bitte achte darauf, dass Du Dich da nicht, quasi unbemerkt und durch Liebe geblendet in eine für Dich sehr schwierige Situation hinein manövrierst.

    Das wollte ich einfach noch los werden. Ansonsten hast Du schon ganz viele Meinungen gehört, die auch der meinigen entsprechen.


    Und ansonsten sind das natürlich auch mal ganz simpel gesagt unterschiedliche Wert- und Lebensvorstellungen. Er tut ja nichts verbotenes, er will halt nur etwas Anderes als Du. Warum er das will, müsste er gar nicht erklären. Der eine will Kinder, der Andere nicht. Und das ist auch sein gutes Recht. Das ist auf jeden Fall auch ein Aspekt. Man muss sich nicht aneinander anpassen, wenn man nicht zusammen passt.


    Diesen Hinweis von Susanne finde ich sehr wichtig und richtig. Im Grunde ist es nämlich erst mal völlig egal, ab Deiner Freund jetzt Alkoholiker ist oder ob er nur Missbrauch betreibt. Entscheidend ist einfach nur, dass es für Dich so nicht in Ordnung ist. Er dagegen will daran aber nichts ändern.

    Ob er das nun deswegen nicht ändern will, weil er schon abhängig ist und es vielleicht auch erst mal einfach nicht kann oder einfach nur deshalb, weil der viel zitierte edle Tropfen für ihn zu seiner Lebensqualität zählt ist doch vollkommen egal. Er will es so, Du willst das nicht. Bei einer Beziehung, die jetzt gerade mal 3 Monate andauert gehört das für mich noch zur Findungsphase. Man stellt eben nach und nach fest ob ein potentieller neuer Partner dauerhaft zu einem passt oder nicht.

    Und klar, Kompromisse sind wichtig in einer Beziehung. Jedoch halte ich Kompromisse dann für unsinnig, wenn sie einem der Partner komplett zuwider laufen. Es gibt Dinge, die sind nicht verhandelbar. Die wird es bei Dir geben und die gibt es sicher auch bei ihm. Und es hat auch keiner was davon, wenn er zerknirscht auf seine edle Tropfen verzichtet oder und es Dir auf andere Weise spüren lässt.

    Entweder er erkennt Deine Bedenken an, versteht und akzeptiert sie und stellt dann sein Verhalten aufgrund EIGENER Einsicht um (wenn er nicht süchtig ist und das will, dann könnte er das auch) oder Du akzeptierst, dass er so ist wie er ist und lebst damit.

    Wenn beides nicht funktioniert wäre das eine dauerhafte Belastung dieser Beziehung. Man könnte auch sagen: Dann passt es eben nicht. Leicht gesprochen, ich weiß. Du hast ja geschildert, dass er der erste Mann seit langem ist, mit dem Du Dir eine längere Beziehung vorstellen kannst.

    Aber naja.... Der Teufel steckt immer im Detail und noch eines: Ich habe mich im Laufe meiner Sucht (ich trank über 10 Jahre abhängig) massiv verändert. Zum Negativen natürlich. Ich weiß von vielen anderen Süchtigen, dass es bei ihnen ähnlich verlief. Nach und nach verändert sich der Charakter bzw. treten bereits vorhandene Charaktereigenschaften (leider i. d. R. die negativen) stark in den Vordergrund. Dabei muss man nicht immer verbal oder physisch aggressiv werden. Ich kenne auch Alkoholiker, die extrem weinerlich wurden und geradezu vor Selbstmitleid zerflossen. Oder welche, die extrem träge waren. Bliebt sind auch Kombinationen aus allen möglichen Eigenschaften, je nach Tagesform. Heute lustig, morgen verstimmt, übermorgen aggressiv und tags darauf wieder positiv oder gar euphorisch.

    Also puhhh, überleg Dir gut ob Du Dich in so ein Spielchen hinein ziehen lassen möchtest. Vielleicht klärst Du nochmal in Ruhe mit ihm Eure beide Positionen und Meinungen ab und triffst dann eine Entscheidung. Die dann möglicherweise eher Kopfentscheidung sein muss, weil Dein Herz wird Dir wohl was anderes sagen. Oder aber, es kommt von ihm ein Impuls, das möchte ich ja gar nicht ausschließen. Liest sich nur aktuell nicht so, aber wer weiß.

    Alles Gute! Triff die richtigen Entscheidungen und achte darauf, dass Du dabei immer DICH und DEIN Wohlbefinden in den Vordergrund stellst.

    LG
    gerchla



  • Genau, es macht jetzt schon keinen Spaß und es belastet mich jetzt schon wahnsinnig. Manchmal bin ich mir aber nicht sicher, ob zurecht. Ich bin überfordert und weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Wie und wann ich das wieder ansprechen soll. Wo meine Grenzen sind und sein sollten. Wenn er und seine Familie z.B. im Urlaub schon sein Leben lang immer auf der Terasse vom Ferienhaus saßen und Wein getrunken haben, kann ich da wirklich etwas dagegen sagen. Es ist ja so ein großer Genuss für ihn...

    Sein Wesen ist wenn er trinkt übrigens zum Glück gar nicht aggressiv. Er ist dann immer fröhlich und lieb.

    Ich will mal kurz auf ein, zwei Dinge eingehen. Und mich dabei wirklich kurz fassen.

    "... kann ich da wirklich etwas dagegen sagen."
    Nöö, musst Du nicht - musst aber auch nicht dabei sitzen und Dir das ganze Getue antun. GRENZE!

    Es ist ja so ein großer Genuss für ihn...
    Aber für Dich? Anscheinend nicht - also siehe oben!

    Sein Wesen ist wenn er trinkt übrigens zum Glück gar nicht aggressiv. Er ist dann immer fröhlich und lieb.
    NOCH! Versuch doch mal, es ihm auszureden - mal sehen, ob er dann auch noch lieb und fröhlich bleibt. Auch noch in einem Jahr. Lies doch mal hier … ICH hätte es damals als persönlichen Angriff auf mich gewertet, als Bevormundung.

    Und denkst Du wirklich, es ist Liebe, wenn ein Mensch (also Du) die Vorlieben eines Anderen (also sein Trinken) aushält, es den (ihn) aber absolut nicht interessiert/juckt, dass es für ihn (Dich) extrem unangenehm ist?? Ich möchte in dem Zusammenhang nicht einmal von "Partner" reden - eher "Anhängsel" …

    Sorry, aber ich habe schon fertig.
    Hab ja gesagt, ich fasse mich kurz.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo,

    ich danke euch vielmals für die ganzen Antworten!

    Das mit der unterschiedlichen Wert- und Lebensvorstellung ist eine Sichtweise, die ich noch gar nicht im Kopf hatte, aber stimmt so auf jeden Fall. Ich muss selbst für mich herausfinden, wo meine Grenzen sind und was sich für mich in Ordnung anfühlen würde. Genauso müsste er das herausfinden und festlegen. Ich will zunächst noch meine Beratungsgespräch mit dem Blauen Kreuz abwarten und würde dann das Gespräch mit ihm suchen.

    Zitat

    Ich hab auch kein richtiges Problem gesehen und wirklich aufhören wollte ich auch nie. Gehörte für mich auch nicht zu den Basisabmachungen der Beziehung, da mein Partner mich schon vorher kannte und sich aus meiner Sicht ja drauf eingelassen hatte.

    Vielleicht würde es daher Sinn machen, nächste Woche im Gespräch solch eine Abmachung zu treffen. Wir sind ja noch sehr am Anfang und nur, wenn sich was ändert, könnte ich die nächsten Schritte in der Beziehung mit ihm gehen.

    Zitat

    Sein Wesen ist wenn er trinkt übrigens zum Glück gar nicht aggressiv. Er ist dann immer fröhlich und lieb.
    NOCH! Versuch doch mal, es ihm auszureden - mal sehen, ob er dann auch noch lieb und fröhlich bleibt. Auch noch in einem Jahr. Lies doch mal hier … ICH hätte es damals als persönlichen Angriff auf mich gewertet, als Bevormundung.

    Das ist auch wieder wahr... Denn wenn ich es recht bedenke, gab es zwei Situationen, in denen er getrunken hat und er gar nicht mehr fröhlich war, als ich meinen Unmut darüber ausgedrückt habe.
    Das eine Mal hat er bei einem 1,5 stündigen Zoom Gespräch mit seinen Freunden fast eine ganze Flasche getrunken. Es war nur noch ein Rest in der Flasche (etwa 1 Glas) und ich habe etwas provokativ die Flasche genommen, mir den Wein einigeschenkt und gesagt, ich trinke das jetzt nur, damit er die Flasche nicht leert. Da wurde er extrem sauer, hat die Tür hinter sich zugeknallt und meinte, was das soll, ich würde den guten Wein ja sowieso nur wegkippen (stimmt) und dazu wäre er ihm zu schade.
    Das zweite Mal war, als wir bei einem Freund von ihm waren, der auch ein Glas nach dem anderen getrunken hat und meinem Freund auch immer nachgeschenkt hat. Nach etwa 1,5 Flaschen Wein/Sekt meinte ich vorsichtig: "Das war aber dein letztes Glas, oder?" und er wurde genervt. Später meinte er, er hätte sich an dem Abend extra zurück gehalten (stimmt ein Stück weit) und fand es blöd, dass ich das gar nicht anerkannt hätte. Zudem hatte er in dem Moment das Gefühl, dass ich ihm das Trinken nicht gönne, auch wenn er im Nachhinein weiß, dass das quatsch ist.

    Tja... wir hatten vor 3 Tagen, weil es mir wegen dem Thema so schlecht vor Sorge wieder ein Gespräch. Sehr ruhig und liebevoll. Weil er wissen wollte, ob ich schon mein Beratungsgespräch hatte. Aber er meinte letztendlich wieder nur, dass wir halt zwei unterschiedliche Normalitäten hätten und daher für den anderen beide ein "Extrem" wären. Er würde niemanden im Umfeld haben, der so wenig trinkt wie ich, ich habe niemandem im Umfeld, der so viel trinkt wie er. Aber er hofft wir finden eine Lösung, auch wenn er sich nicht vollkommen verbiegen könne.

    Das letzte Mal hat er übrigens vor 6 Tagen getrunken am Samstag. Weiß nicht, ob das wegen unseren ganzen Gesprächen war, aber er meinte, er hätte dazu einfach keinen Anlass gesehen. Gab auch die letzten 6 Tage auch kein gesellschaftliches Event und wir haben auch nichts Besonderes gekocht. Das sind so seine Trink-Anlässe normalerweise. Aber es werden auch wieder Wochen kommen, wo es solche Anlässe mehrmals die Woche geben wird...

  • Ich habe mich jetzt auch etwas in die Thematik Co-Abhängigkeit eingelesen und bei mir würde auf Dauer auf jeden Fall die Gefahr bestehen. Schon jetzt ist es so, dass ich mich stark mit seinem Alkoholkonsum beschäftige und dafür auch meine Unisachen die letzten Tage vernachlässigt habe. Dass es meine Stimmung beeinflusst, wie viel er trinkt... Dass ich alleine zu Hause nicht mehr einschlafen konnte, weil ich dachte, vielleicht trinkt er und ich das Gefühl hatte, ich habe keine Kontrolle darüber und wegen den ganzen negativen Gedanken, die ich mir im Zusammenhang mit dem Thema allgemein mache...

  • ... oder.. ich habe gemerkt, dass ich schaue, wie viel Wein noch in der zuvor angebrochenen Flasche ist, ob ein Weinglas in der Spülmaschine steht und so.. :(

  • Liebe Muffina,

    Ich glaube die Gefahr besteht nicht nur in Zukunft, Du bist schon voll in der Co-Abhängigkeit drinnen!
    Was hast du vor? Das muss vielleicht erst einmal „sacken „ und du brauchst Zeit in Ruhe darüber nachzudenken...nimm dir die Posts von den SchreiberInnen hier zu Herzen, sie beinhalten so viel Wahres.

    Lg
    Rina

  • Wie kann das sein, dass es soweit gekommen ist nach nur 3-4 Wochen, in denen er Alkohol wieder konsumiert? Ist die Beziehung beenden der einzige Ausweg? Ich habe generell die Tendenz mir viel über alles Gedanken zu machen, kann mich auch in anderen Sorgen "festbeißen", ist wohl in meinem Naturell. Und Loslassen ist auch nicht eine meiner Stärken.

    Bevor ich handele und das nächste Gespräch suche, wollte ich mich aber wie gesagt zunächst beim Blauen Kreuz beraten lassen.

  • Aber er meinte letztendlich wieder nur, dass wir halt zwei unterschiedliche Normalitäten hätten und daher für den anderen beide ein "Extrem" wären. Er würde niemanden im Umfeld haben, der so wenig trinkt wie ich, ich habe niemandem im Umfeld, der so viel trinkt wie er. Aber er hofft wir finden eine Lösung, auch wenn er sich nicht vollkommen verbiegen könne ...

    ... Du aber sollst/solltest es tun?!?

    Ich glaube die Gefahr besteht nicht nur in Zukunft, Du bist schon voll in der Co-Abhängigkeit drinnen!

    Yepp!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Muffina,

    Ich hatte es ja befürchtet aber jetzt bin ich mir ziemlich sicher das Du Co-Abhängig bist. Das könnte auch der Grund sein, warum Du so dieser Beziehung fest hängst obwohl ihr Euch ja gerade erst kennengelernt habt. Du suchst genau nach so einem Menschen um Deine Co-Abhängigkeit ausleben zu können. Das ist jetzt etwas einfach ausgedrückt.

    Du solltest Dich unbedingt damit beschäftigen und Dir ggf. auch Hilfe suchen. Damit ist wirklich nicht zu scherzen und das kann Dir unbehandelt Dein ganzes Leben kaputt machen. Selbst wenn Du von ihm weg kommst würde evtl der nächste auf Dich warten. Das ist leider nicht selten so. Daher auch solche Sprüche wie: komisch, sie/er gerät immer an den/die Falsche(n)...

    Dabei sucht derjenige unbewusst nach derartigen Partnern und kommt dadurch von der einen in die nächste ungesunde Beziehung.

    Leider bin ich gerade in Eile und kann Dir nicht ausführlicher schreiben. Aber das wollte ich Dir schnell schreiben.

    LG
    Gerchla

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