Hallo,
nun melde ich mich auch mal wieder. Ich habe gemerkt, dass es mir nicht gut tut, mich zu viel mit dem Thema zu beschäftigen und habe deswegen etwas Abstand genommen. Jetzt fühle ich mich wieder bereit!
Es hat sich vieles getan, seitdem ich das letzte Mal geschrieben habe. Ich habe mit meinem Therapeuten wegen dem Thema Co-Abhängigkeit geredet sowie ein Angehörigen-Gespräch mit der Diakonie und dem Blauen Kreuz gehabt. Mein Freund und ich haben sehr viel geredet und seine Einstellung hat sich inzwischen sehr verändert. Er ist inzwischen aus seiner Abwehrhaltung rausgekommen und gibt zu, dass sein Konsum vor allem die letzten 1 - 1,5 Jahre bedenklich wurde (ihm wäre das selbst schon vor einem halben Jahr aufgefallen) und ist motiviert, etwas zu ändern. Er hat sich selbst schon die Regeln gesetzt, alleine nicht mehr zu trinken (auch nicht alleine mit mir, wenn ich nichts trinke) und wenn wir Abends etwas vorhaben, wo getrunken wird, setzt er sich immer Ziele. Er trinkt sehr langsam, genießt mehr, trinkt mehr Wasser zwischendurch und lehnt auch oft ab, wenn Freunde oder Familie ihm nachschenken wollen. Bisher klappt das auch ganz gut-
Entspannt bin ich immer noch nicht, was seinen Konsum betrifft, aber ich hoffe, das wird mit der Zeit besser, wenn mein Vertrauen in ihn wächst, was das betrifft. Es gab z.B. wieder einen Abend, wo er wieder etwas mehr getrunken hat. Bei Exfreunden von mir hätte ich darin kein Problem gesehen, es war für einen Freitag Abend auch noch absolut im Rahmen (1 großes Bier, 1 Sekt und 2 große Weingläser), aber bei ihm kann ich das nicht mehr so locker sehen...
Am Donnerstag haben wir ein Gespräch beim Blauen Kreuz zusammen. Ich denke, da wird es darum gehen, Strategien für einen reduzierten Konsum zu finden, evtl. auch mit anfänglicher längerer Pause. Ich hoffe, wir finden da Strategien/Ziele, die für uns beide in Ordnung sind. So, dass ich entspannen kann aber auch so, dass er voll und ganz dahinter steht, sonst wird es langfristig schwierig. Ich werde dann auch konkret danach fragen, wie ich mit Abenden umgehen soll, an denen er trinkt. An dem besagten Freitag habe ich ihm das 2. Glas Wein quasi weggerissen und so soll es auf keinen Fall laufen. Oder auch schon mal in Bezug auf unseren Urlaub... Ich habe das Gefühl, ich brauche ganz klare Regeln und Ziele, sonst werde ich nervös. Wenn es diese Ziele gibt, vertraue ich ihm auch, dass er das einhält und kann "loslassen". An den Abenden, an denen er sich selbst Ziele gesetzt hatte (bspw. nicht mehr als 2 Weingläser) konnte ich das auch ganz gut. Und da ich weiß, dass er alleine nichts mehr trinkt, bin ich wenn ich zu Hause bin auch wieder sorgenfrei. Problematisch sind noch so "Grauzonen", wo wir noch keine Ziele, die für beide in Ordnung sind, gefunden haben.
Ich danke euch auf jeden Fall für eure vielen tollen und gedankenvollen Antworten. Ich hatte diese meinem Freund zu lesen gegeben und man hat gemerkt, dass das etwas in ihm ausgelöst hat. Ebenso in mir.
Viele Grüße!