Hallo,
ich bin Jonas, ich bin 35 Jahre alt und habe ein Alkoholproblem, seit ich volljährig bin. In den letzten 10 Jahren nahm das immer mehr zu. Anfangs waren es 3 - 4 Bier am Abend. Unglücklich sein, mit dem falschen Partner, viel zu hohe Ansprüche an sich selbst nach einer verkorksten Jugend sorgten dafür, dass sich das Bier am Abend (wohlverdienter Feierabend) etablierte.
Beruflich hingegen lief alles steil aufwärts, was ich natürlich gebührend feierte. Mit der Zeit, ich war Anfang 30, merkte ich, dass etwas in meinem Leben nicht stimmt. Ich habe turnusmäßig alle zwei Jahre sehr viel Ärger mit meinen Freundinnen gehabt, so auch dieses Jahr. Zum Anlass meines Geburtstags vor einigen Wochen musste ich mich von Ihr trennen. Grund dieser Trennung war, dass wir quasi zwei Jahre am Stück jeden Tag Bier getrunken haben. Nicht in Maßen, sondern in Massen. Wir reden von 7 - 8, schlimmstenfalls 9 Flaschen Bier, die wir jeweils am Abend getrunken haben. Wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, war sie schon in freudiger Erwartung und saß im Garten mit zwei Flaschen ungeöffneten Bieres. Nicht, dass es mal okay gewesen wäre, aber jeden Tag, da stimmt was nicht. Da ist etwas grundlegend nicht in Ordnung. Ich distanzierte mich innerhalb des letzten halben Jahres arg von ihr, bis es schließlich in der Trennung mündete.
Hintergründe: Obwohl ich wusste, dass es nicht gut für mich ist, habe ich jeden Tag aberliterweise Bier in mich hineingeschüttet. Es hat den Abend schöner gemacht, denn ich glaube nüchtern hätte ich mit ihr niemals zusammen sein können. Das ist MEIN Problem. Warum dulde ich, dass ich mit dem falschen Menschen in MEINEM Haus bin und warum dulde ich, dass ich mich selbst so sehr gehen lasse dabei? Wie auch immer, weiter in der Geschichte. Während des Tages frage ich mich regelmäßig, wie bescheuert ich eigentlich bin. Ich riskierte teilweise meinen Führerschein durch den Restalkohol, weil ich mich selbst nicht wirklich sicher gefühlt habe, um ein Auto zu steuern. Unabhängig dieser Verantwortung, es ging ja immer gut (was absolut nicht in Ordnung ist!). Mit der Trennung (auch räumlich) fiel ich in ein Loch und konnte auch nicht stoppen, was ich vorher mit ihr die ganze Zeit gehabt habe: Die Sauferei.
Am Montag Abend hat es bei mir Klick gemacht, es muss jetzt aufhören, sofort. Gesagt, getan. Mit einem Kater am Dienstag zur Arbeit gewatschelt. Ich habe mich an den Abend zuvor erinnert und für mich festgestellt, jau, die Zeit ist gekommen. Abends bin ich nach Hause gekommen. Ich wollte zwar ein Bier trinken, aber ich habe es sein gelassen. Ohnehin hätte ich nur eines da gehabt. Ich habe es stehen gelassen. Am Dienstagmorgen bin ich aufgewacht, es geht mir nicht wesentlich besser. Durch die ganzen Jahre fühlt sich mein Kopf ein bisschen taub an, ich kann nicht erwarten, dass das nach einem Tag weg ist. Auch am Dienstag Abend kam ich nach Hause. Ich hatte Besuch, es gab keinen Alkohol. Gleiches Spiel am Mittwoch. Mittwoch Abend setzte ich mich ein bisschen mehr mit dem Alkoholismus auseinander. Ich merkte, wie mein Hirn mir im Supermarkt suggerierte: Los, kauf eine Kiste Bier. Ich schmunzelte und habe tatsächlich laut "Nein" gesagt. Zwar doof angeschaut worden, aber das tut nichts zur Sache. Ich war stolz an dem Abend, das hat mir ein wenig Kraft geschenkt, weiter zu machen. Abends vor dem Schlafen gehen habe ich mir Notizen aufgeschrieben, was gut an dem Tag war, wovor ich Angst habe und was ich mir wünsche. Ich habe festgestellt, dass sie und ich in einer Co-Abhängigkeit gelebt haben. Jeder Versuch, dem zu enteilen, scheiterte gnadenlos. Auf der einen Seite, weil jeder für sich zu labil war, einem Vorsatz (heute machen wir mal halb lang oder gar heute trinken wir nichts) auch nur ansatzweise standzuhalten.
Jedenfalls las ich mich auch in die Folgen eines solchen Entzugs ein. Ich habe das berühmte Zittern und auch das Schwitzen im Schlaf merke ich ziemlich heftig, Zusätzlich werde ich durch akute Magenschmerzen wach, die ich allerdings mit einem Protonenhemmer ganz gut im Griff habe (bin Gastritis-anfällig). Nun, mein Alkoholkonsum ist sicherlich enorm gewesen, aber seit Montag habe ich keinen Schluck zu mir genommen und ich fühle mich auch nicht hingezogen. Ich möchte ein Leben bei klarem Verstand führen, lese nun aber heftige Dinge wie lebensbedrohliche Trimens und dergleichen. Vielleicht war ich wirklich etwas naiv und dachte, ich könnte jetzt "einfach so" aufhören? Bisher läuft es ziemlich gut, ich habe die bisherigen vier Tage überstanden. Was ist eure Meinung, was sollte ich tun?
Danke und viele Grüße,
Jonas