Ich möchte mich vorstellen.

  • Hallo Leute, ich möchte mich vorstellen. Ich heiße Chris (hier angemeldet als Bochumer_4711_XY) Ich bin 56 Jahre alt und trinke seit ungefähr 35 Jahren überwiegend Bier in großen Menge, ungefähr 10 Flaschen täglich.
    Angefangen hat es während meines Studiums. Ich musste den ganzen Tag lernen und kam Abends schlecht runter. 2 Flaschen Bier hatten mir anfangs geholfen. Leider blieb es nicht bei dieser Menge, sondern wurde im Laufe der Zeit immer mehr.

  • Hallo Chris,
    erstmal herzlich willkommen, hier im Forum. Schön dass du den "Weg" hierher gefunden hast. Ja, angefangen hat es bei mir ähnlich wie bei dir, mit zwei Flaschen Bier oder einer halben Flasche Wein am Abend. Zum Schluss waren es dann ca. 7 bis 8 Flaschen Bier, die ich mir alle innerhalb weniger Stunden am Abend runter gekippt habe.
    Wenn es sein "musste" konnte ich auch mal einen Abend "ohne" sein, war auch nicht körperlich abhängig, konnte es aber trotzendem nicht lassen wenn es eben ging, es nahm mir immer vor, es bei 3 Flaschen zu belassen, was ja an sich schon viel ist, aber es klappte nie, es wurde immer mindestens doppelt so viel.
    Vielleicht ist es bei dir ja ähnlich?
    Erzähl doch noch ein wenig von dir.
    Liebe Grüße
    Frank

  • FrankUndFrei

    Vielen Dank für Deine Nachricht Frank.

    Währen meiner Berufstätigkeit als Programmierer musste ich meinen Alkoholkonsum auf's Wochenende begrenzen. (vorher als Elektriker nicht – das ging auch verkatert). Allerdings hatte ich dann das Schlafmittel Zopiclon als Ausschaltmittel für mich entdeckt. Verrückt wird es, wenn man anfängt Tabletten und Alkohol zu mischen.

    Ich habe mich hier angemeldet, weil ich fest entschlossen bin mein süchtiges Verhalten zu beenden. Vielleicht können mich Menschen in ähnlichen Situationen hier inspirieren und motivieren?

    Und natürlich auch umgekehrt.

  • Auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum und Glückwunsch zu Deinem Entschluss 44.

    Ich selbst bin ebenfalls Alkoholiker, nach mehreren Anläufen nun seit über 11 Jahren trocken und auch seit einigen Jahren in der Suchtselbsthilfe aktiv.
    Du schreibst, dass Du täglich 10 Bier (das entspricht 1 Flasche Schnaps - guckst Du hier) trinkst und

    Zitat

    Ich habe mich hier angemeldet, weil ich fest entschlossen bin mein süchtiges Verhalten zu beenden. Vielleicht können mich Menschen in ähnlichen Situationen hier inspirieren und motivieren?

    Tust Du auch noch etwas anderes, um Dein Suchtverhalten zu beenden? Besuch bei einer Suchtberatung, bei einem Hausarzt, Selbsthilfegruppe, Entgiftung … irgendetwas?
    Oder wartest Du hier auf Inspiration und Motivation?

    Ich empfehle Dir (auch bezugnehmend auf Deine Äußerung in einem anderen Thread) einen Blich in unsere Linksammlung und unsere Bücherecke. Dort findest Du viele nützliche Informationen zum Thema Alkohol/Alkoholismus und wie man davon wegkommen kann …

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Erfolg bei Deinem Vorhaben, Dein süchtiges Verhalten zu beenden!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Herzlich Willkommen Chris...aus Bochum, der 4711 benutzt und XY schaut :D

    Spaß gemacht, ist Nikolaus, da darf ich kindisch sein ;)

    Ich bin w. 55J. und seit ugf 2 einhalb Monaten erst trocken. Die Entscheidung, es endlich anzugehen wurde mir quasi von Außen abgenommen. Nachdem ich in eine Polizeikontrolle geraten war, meine Kinder davon erfahren haben wusste ich, jetzt muss Schluss sein. Deine Kinder haben genug gelitten, sie sollen in Zukunft wieder eine Mama haben, auf die sie ein klein wenig stolz sein können, und sich nicht für sie schämen.

    Wie ich hineingeraten bin, erzähle ich dir gerne wenn du es hören willst.

    Was schwebt dir vor ? Hast du den Wunsch, völlig abstinent zu werden ?

    Einen guten Austausch wünscht
    Emilie

  • Moin,

    ja das mit der Motivation und Inspiration....

    Ich habe mindestens 25 Jahre sehr viel getrunken, auch andere Drogen genommen damit es besser knallt, aber da ich sehr früh angefangen habe, war ich erst 41 als ich aufgehört habe und bin jetzt über 18 Jahre trocken, nüchtern, clean, wie auch immer Du das bezeichnen willst.

    Aufhören (Trinkpausen) konnte ich immer, aber dann fehlte mir mit schöner Regelmässigkeit nach ein paar Tagen was, nämlich das Abschiessen und das Rauschgefühl. Ich war gerne "breit", so gerne dass es mir wie "der Sinn des Lebens" erschien, und ich wusste sonst auch nicht, wie ich abends runter kommen und auftanken (passendes Wort in diesem Zusammenhang) soll. Abgesehen kannte ich kaum was Anderes, da es schon meine Eltern so gemacht haben und es auch mein sonstiger Freundes- und Bekanntenkreis so oder ähnlich gemacht hat. Bei mir wars halt ein bisschen extremer als bei vielen, die das bis an ihr Lebensende so machen, deswegen bin ich an meine Grenzen gestoßen und heute bin ich glücklich darüber, obwohl ich lange keine Lust hatte, es bleiben zu lassen.

    So lange das "gewirkt" hat, hatte ich keine Motivation, die Sauferei bleiben zu lassen. Ich wollte zwar nicht abstürzen wie ..Alkis.., die ich kannte, fühlte mich auch nicht als solcher weil ich es ja auch bleiben lassen konnte, konnte mir aber gar nicht vorstellen, dass ein Leben ohne Saufen etc. überhaupt Spaß machen konnte. Von daher, wozu aufhören, wenns nüchtern eh mindestens genauso beschi..en ist..., lange Jahre meine Denke.

    Das änderte sich bei mir erst, als das Trinken nicht mehr funktionierte, d.h. es stellte sich beim Saufen fast gar kein gutes Gefühl mehr ein, die ersten 10 Minuten Anfluten gingen zwar meist noch ganz gut aber das Betrunken sein selbst fand ich dann genau so unbefriedigend wie vorher den nüchternen Zustand. Ich hab dann meistens weiter gesoffen, so lange es halt ging und bis ich komatös ins Bett gefallen bin, aber im Prinzip hatte ich nichts mehr davon und morgens musste ich mich dann mühselig wieder in Form bringen, was öfter mal bis Mittag dauerte. Bis ich das gesehen habe, das Saufen mein Leben NICHT schöner macht und dass ich auch zwei Bier nicht geniessen kann, sondern da der Durst erst richtig kommt und ich immer volle Kanne brauchte, dauerte..ein paar Jahre.

    Also die Motivation war bei mir die, das es mir vom Trinken schlecht ging und es nüchtern auch schon nicht mehr schlechter war, da habe ich es sozusagen mal "ganz ohne" probiert. Ich hatte ja trinkmässig nichts mehr zu verlieren, da mich das Trinken auch nicht glücklich gemacht hat. Bei genauer Betrachtung gings mir nach meinen Räuschen sogar ausgesprochen schlecht, das konnte das bisschen Vorfreude bei den ersten Schlucken schon längst nicht mehr ausgleichen, das wollte ich ja nur lange nicht wahr haben.
    Aber wie das weitergehen sollte, wusste ich da auch nicht, ich kannte ja kein Leben dauerhaft ohne Rausch. Ich bin dann erst mal zur Suchtberatung, um mich darüber zu informieren, wie ich verhindern kann, dass ich jedesmal wieder anfange (aufhören war ja nicht das Problem..).
    Ich habe mit größten Schwierigkeiten gerechnet, aber zum Glück relativ schnell festgestellt, dass ich dem nüchternen Leben auch etwas abgewinnen kann. Ich dachte dann auch relativ schnell, das ichs hinter mir habe und habe erst mal nichts weiter gemacht, weder Therapie noch Gruppe. Erst nach einiger Zeit (Jahr++) stiess ich dann auf ein paar Schwierigkeiten, wo mir bewusst wurde, dass ich zur Lösung solcher Situationen nicht viel mehr wusste, als mir mal wieder die Kante zu geben, und da ich das nicht mehr wollte, musste ich was Anderes finden.

    Was ich dann statt Trinken gemacht habe - ich musste die Zeit ja irgendwie füllen und ich musste mir auch andere Methoden suchen, um abends runterzukommen - hat mich auch mehr befriedigt und ich war morgens nicht mehr so kaputt, so das ich es ziemlich schnell nicht mehr als Verzicht, sondern als Gewinn gesehen habe, nichts mehr zu trinken und das auch nicht mehr zu brauchen.

    Ich hatte in den 18 Jahren meines nüchternen Lebens auch schwierige Phasen, vor allem nach ca. 2 bis 4 Jahren war ich mal sehr unzufrieden mit meinem Leben, aber da mir völlig klar war, dass ich daran durch Trinken nichts verbessern würde, habe ich ein paar andere Dinge geändert. Abschiessen funktionierte nicht mehr, das wusste ich und ich wollte es auch nicht mehr, ich hab dann halt in den erst mal saueren Apfel gebissen und mein Leben noch mal ziemlich umgebaut. Hat sich für mich aber gelohnt und ich habs auch noch nie bereut, das ich mit dem Saufen aufgehört habe.

    Du fragst nach der Motivation. Ich denke, die muss aus Dir kommen und irgendeinen Grund wirst Du ja wohl haben, dass Du Dich hier angemeldet hast und Dein süchtiges Verhalten ändern möchtest. Jedenfalls, wenn Du nicht weisst, warum Du aufhören möchtest, dann kann ich Dir das auch nicht sagen. Mein Vater hat mir erklärt, dass es sich für ihn nicht rentiert, aufzuhören, er hat weitergetrunken bis er an den Folgen gestorben ist. Ich habe das akzeptiert, weil es ja sein Leben war und ich es auch nicht ändern konnte bzw. wollte. Mir war auch klar, dass man den Aufwand des Aufhörens, der bei den meisten Leuten ja doch eine erhebliche Anstrengung bedeutet und Umdenken erfordert, ja auch nicht auf sich nimmt, wenn man keinen Sinn darin sieht.
    Und so ist es natürlich bei dir auch, ist ja Deine Sache und nicht meine, wie und warum Du das machst. Ich lebe auch damit, wenn Du weitertrinkst, die Frage ist ja wie Du damit lebst. Und auch wie sich Dein Leben langfristig mit oder ohne trinken gestalten wird und was davon Dir lieber ist.

    Heute ist es bei mir jedenfalls so, das mir der Suff wie die Billigvariante eines schönen Lebens aussieht, eine Krücke, die man halt benutzt, weil man nix gescheites gelernt hat (damit meine ich nicht beruflich, sondern wie man wirklich genießt ohne etwas zu tun was man hinterher bereut), der Weg des geringsten Widerstands mit dem man zwar so ziemlich jeden Schrott eine Weile aushalten kann, der einen durch die Bequemlichkeit aber dran hindert, die wesentlichen Teile, die einen unzufrieden machen, wirklich zu ändern oder zumindest seine Einstellungen dazu.

    Ich lass das mal so stehen, vielleicht kannst Du was damit anfangen, vielleicht auch nicht.

  • Herzlich willkommen Bochumer,

    ich lebe selbst zwar erst seit kurzem komplett ohne das Zeug, beschäftige mich aber schon seit etlichen Jahren mit dem Thema.

    Was ich dabei festgestellt habe, ist, dass sich Suchtverhalten weitgehend im Unterbewusstsein abspielt. So wie das Stammhirn das Herz schlagen lässt, ohne einen bewussten Einfluss darauf, so verlangt Körper und Geist nach Alkohol, an den er sich über die Jahre gewöhnt hat. Darauf hat man mit rationalen Überlegungen nur begrenzten Einfluss.

    Das bedeutet zunächst, dass wir uns tausendmal die guten Gründe darlegen können mit dem Saufen aufzuhören, dass wir uns die negativen Seiten unseres nassen Verlangens noch so anschaulich vor Augen führen können und dennoch interessiert das den süchtigen Körper und Geist nicht die Bohne. Die wollen ihren Stoff!

    Also... was tun?

    Stell dir einen erfahrenen Yogi vor, der es durch jahrelanges Meditieren geschafft hat, seinen Herzschlag zu beeinflussen. Der gelernt hat, seine Gedanken komplett zum Versiegen zu bringen und die absolute Kontrolle über seinen Körper und seinen Geist besitzt. Wie hat er das geschafft? Nun... er hat es durch intensive Übung geschafft Einfluss auf sein Unterbewusstes zu erlangen und dadurch die Kontrolle über sonst nicht zu kontrollierende Aktivitäten dieses Unterbewusstseins. Ob das nun erstrebenswert ist, sei dahingestellt. Ich persönlich meine nein.

    Was ich damit aber verdeutlichen möchte ist, dass es unerlässlich ist um eine Sucht zu überwinden, Einfluss auf sein Unterbewusstsein zu nehmen. Das ist auch der Grund, warum einfach nur keinen Alkohol zu trinken langfristig meist nicht funktioniert. Der Ursprung dieser Entscheidung entspringt in der Regel dem rationalen Klarbewusstsein. Das Unterbewusste, und damit das eigentliche Headquarter der Sucht, bleibt dabei aber außen vor. Das bedeutet, dass, um von der Sucht loszukommen quasi eine Art Gehirnwäsche notwendig ist. Daher sind stationäre Langzeittherapien zur Suchtentwöhnung auch am effektivsten. Zusammen mit dem regelmäßigen Besuch von Selbsthilfegruppen. Die Einsicht in die negativen Seiten der Sucht und Notwendigkeit den Konsum des Suchtmittels zu beenden ist meistens recht früh vorhanden. Nur das Unterbewusstsein spielt dabei oft noch nicht mit, solange dieses nicht mit ständiger Beschäftigung mit dem Thema immer wieder bearbeitet wird, bis auch hier eine Veränderung eintritt. Und das dauert meistens einige Zeit. Vielleicht sogar ein Leben lang.

    Unser Unterbewusstsein ist wie ein kleines Kind, dass im Supermarkt herumtobt, weil es keine Süßigkeiten bekommt. Es braucht nervenstarke und geduldige Eltern die dem Kind immer wieder die Nachteile von zuviel Zuckerkonsum darlegen und beruhigend auf das Kind einreden. Irgendwann erkennt das Kind, dass es tatsächlich besser ist, nicht so viele Süßigkeiten zu essen. Aber das dauert. Hauruck geht da nix. Außer mit Züchtigung. Aber das wollen wir ja nicht... hoffe ich doch ;)

    Der erste Schritt allerdings um überhaupt jemals von einer Sucht loszukommen, ist der starke Entschluss künftig keinen Alkohol mehr zu trinken. Erst dann kann die Arbeit am Unterbewusstsein beginnen. Wenn du deinem Körper keinen Alkohol mehr zuführst, können starke körperlich Reaktionen auftreten, die lebensgefährlich werden können. Daher ist es ratsam im Zuge des körperlichen Entzugs medizinisch betreut zu werden.

    Stelle dir also die Frage: Möchte ich aufhören weiter Zellgift in mich reinzuschütten?

    Wenn du diese Frage mit JA beantwortet hast, hast du die erste Tür geöffnet um aus dem Gefängnis zu entkommen. Weitere Gefängnistore warten zwar noch geöffnet zu werden, aber den Schlüsselbund für die Schlösser hast du in der Hand.

    Wenn die Antwort eher ein JEIN; oder ein VIELLEICHT; oder ein hm... mal sehen... halt nicht mehr so viel... und nur noch am Wochenende usw. ist, dann kann die Arbeit am eigentlichen Suchthauptkommando, dem Unterbewusstsein, nicht beginnen. Man schafft es vielleicht sogar, seinen Konsum zu kontrollieren und mit Sport und weitgehend gesunder Ernährung die negativen Auswirkungen des Zellgiftes zu reduzieren. Aber aus dem Gefängnis entkommt man nicht. No Way!

    Die meisten Menschen sitzen in irgendeiner Form in einem persönlichen Gefängnis. Meist ist es eine Form von Sucht. Man gewöhnt sich schnell daran und ist sich dessen oftmals überhaupt nicht bewusst. Man kennt ja nichts anderes. Die meisten werden ja schon kurz nach der Pubertät oder noch früher verhaftet und eingesperrt. Ein Leben als Erwachsener in Freiheit ist ja der Mehrheit der Leute gar nicht bekannt. Denn das bedeutet das Nichtvorhandensein von Abhängigkeit letztlich... persönliche Freiheit.

    An dieser Stelle möchte ich Friedrich Nietzsche zitieren: "Nicht Freiheit wovon frage ich... sondern Freiheit wozu?"

    Ich will damit deutliche machen, dass die ganze Welt ständig dieses große Wort FREIHEIT im Munde führt und sich die Menschen dabei nur selten fragen, bin ich selbst eigentlich wirklich frei? Und was kann ich ganz persönlich tun um tatsächlich frei zu sein. Nämlich frei von Abhängigkeiten. Und nichts anderes ist die Vorstellung, ohne ein schönes Glas kaltes Bier den Sonnenuntergang am Strand nicht wirklich genießen zu können.

    Ich wollte vor vielen Jahren mit einem guten Freund nach Marokko um die arabische Welt etwas näher kennen zulernen. Zu der Zeit befand ich mich gerade in einer mehrmonatigen Alkoholpause. Er war nicht so recht begeistert und ich verstand erst gar nicht warum. Wir wollten schon länger zusammen Urlaub machen und ich fand Marokko echt interessant. Nach einigem Nachbohren meinte er nur, dass es dort kein Bier gäbe und er sich den Urlaub da nicht vorstellen könne...

    Damit hatte ich nicht gerechnet. Wie gesagt, das Thema Alkohol war für mich zu der Zeit nicht präsent. Deshalb hatte ich nicht daran gedacht. Aber es zeigt, wie sehr einen der Alkohol in seiner Freiheit einschränkt. Ich bin dann berufsbedingt weggezogen und wir haben nie zusammen Urlaub gemacht. Nicht mal am Ballermann :)

    Du siehst, jeder hat so seine eigene Herangehensweise um aus seinem Gefängnis rauszukommen. Ich versuch's quasi eher auf der philosophischen Schiene. Aber egal wie.... Hauptsache man befreit sich von den Ketten der Sucht und lässt den feuchten Kerker hinter sich!

    Denn....

    das Leben ist schön!
    Toni

  • Hallo Chris,


    Ich habe mich hier angemeldet, weil ich fest entschlossen bin mein süchtiges Verhalten zu beenden.

    In meinen Augen ist das ein ganz wichtiger Schritt, dass du klar erfasst hast, dass du süchtig bist und das her auch so offen eingestehst. Das heißt ja auch, dass du es dir selbst gegenüber eingestanden hast.
    Man kann nicht aus einem Gefängnis ausbrechen wenn man gar nicht weiß, dass man in einem sitzt.
    Ich habe es mir eingestanden, als ich das erste mal auf die Klingel der Selbsthilfegruppe, bei der ich immer noch bin, gedrückt habe. Klar, denn wenn ich mir nicht eingestehen würde, dass ich süchtig bin, warum würde ich sonst da hingehen.
    Von da an hatte der ewige Kampf, immer und immer wieder zu versuchen, kontrolliert zu trinke ein Ende. Ich wusste, dass ich es nicht kann und niemals können würde.
    Nun war bei mir auch die körperliche Sucht (noch) nicht oder jedenfalls nur schwach ausgeprägt (Alpha-Alkoholiker nennt man das wohl).
    , das hat die ganze Sache für mich natürlich einfacher gemacht als für mach andere. Nun weiß ich nicht wie das bei dir steht...
    Beruflich liegen wir übrigens gar nicht so weit auseinander, programmieren tu ich auch, bei mir gehts aber immer um die Kombi Hard- und Software, bin eben ein "Embedded-Fuzzy" :D
    "Eingentlich" geht das nicht verkatert, da hast du schon recht, davon habe ich mich aber nie abhalten lassen. Wenn ich am Vormittag nichts zustande brachte und erst am frühen Nachmittag zu Hochform auflief , dann habe ich das eben durch überlange Arbeitszeiten bis in den Abend hinein ausgeglichen, ausgestempelt und trotzdem weiter gearbeitet. Und dann hatte ich natürlich auch wieder eine prima Entschuldigung um den Abend wieder zu saufen:"Ich habe so hart und lange gearbeitet, jetzt habe ich eine Belohnung verdient", oder "...jetzt bauche ich was zum runterkommen",...u.s.w. blah, blah, blah, kennen wir alle.
    Gut das die Zeiten bei mir vorbei sind.
    Und bei dir kommt das auch!
    Liebe Grüße
    Frank

  • Susanne68

    habe mir gerade Deinen Beitrag in diesem Thread 3x durchgelesen ! Sehr gut geschrieben und auf den Punkt gebracht.
    In vielen Beschreibungen sehe ich mich wieder. Ich wäre froh das auch so gut niederschreiben zu können.
    Ich hoffe es ist ok das ich diesen Thread für meine Sicht "missbrauche"

    Zitat

    Aufhören (Trinkpausen) konnte ich immer, aber dann fehlte mir mit schöner Regelmässigkeit nach ein paar Tagen was, nämlich das Abschiessen und das Rauschgefühl. Ich war gerne "breit", so gerne dass es mir wie "der Sinn des Lebens" erschien, und ich wusste sonst auch nicht, wie ich abends runter kommen und auftanken (passendes Wort in diesem Zusammenhang) soll.


    Bis auf den Sinn des Lebens genau meins. Obwohl, genau genommen vielleicht doch 8)

    Zitat

    Das änderte sich bei mir erst, als das Trinken nicht mehr funktionierte, d.h. es stellte sich beim Saufen fast gar kein gutes Gefühl mehr ein, die ersten 10 Minuten Anfluten gingen zwar meist noch ganz gut aber das Betrunken sein selbst fand ich dann genau so unbefriedigend wie vorher den nüchternen Zustand. Ich hab dann meistens weiter gesoffen, so lange es halt ging und bis ich komatös ins Bett gefallen bin, aber im Prinzip hatte ich nichts mehr davon und morgens musste ich mich dann mühselig wieder in Form bringen, was öfter mal bis Mittag dauerte. Bis ich das gesehen habe, das Saufen mein Leben NICHT schöner macht und dass ich auch zwei Bier nicht geniessen kann, sondern da der Durst erst richtig kommt und ich immer volle Kanne brauchte, dauerte..ein paar Jahre.


    Mir ging es besoffen auch nicht (mehr) besser als nüchtern und umgekehrt. Ich habe am Abend schon angefangen mich wieder in form zu bringen. Magnesiumtabletten, Bentonit gegen Sodbrennen etc. Mein Körper hat komplett rebelliert. Ich habe meinen Brand kaum noch gelöscht bekommen.

    Zitat

    Was ich dann statt Trinken gemacht habe - ich musste die Zeit ja irgendwie füllen und ich musste mir auch andere Methoden suchen, um abends runterzukommen - hat mich auch mehr befriedigt und ich war morgens nicht mehr so kaputt, so das ich es ziemlich schnell nicht mehr als Verzicht, sondern als Gewinn gesehen habe, nichts mehr zu trinken und das auch nicht mehr zu brauchen.


    Bei mir ist es Sport

    Zitat

    Du fragst nach der Motivation. Ich denke, die muss aus Dir kommen und irgendeinen Grund wirst Du ja wohl haben, dass Du Dich hier angemeldet hast und Dein süchtiges Verhalten ändern möchtest. Jedenfalls, wenn Du nicht weisst, warum Du aufhören möchtest, dann kann ich Dir das auch nicht sagen.


    Besser kann man es nicht sagen. Niemand hört für Dich auf. Niemand wird Dich dazu bringen aufzuhören als Du selbst. Du kannst es nur für Dich machen, für niemanden sonst.

    Zitat

    Heute ist es bei mir jedenfalls so, das mir der Suff wie die Billigvariante eines schönen Lebens aussieht, eine Krücke, die man halt benutzt, weil man nix gescheites gelernt hat ......


    Das beschreibt es für mich auch sehr gut.

    LG Rainer

    'Eine Abstinenz ist eine bloße Schinderei,&nbsp; wie ein Wasserhahn der tropft und den man ständig in Stand halten muss. Und der einem dafür nur das bietet, dass er nicht tropft.&quot;<br /><br />Elementary Staffel 3

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