Wie soll ich das schaffen...

  • Hallo Zusammen,

    ich bin jetzt 40 Jahre und muss mir wohl selbst eingestehen das ich nur 24 Jahre gebraucht habe zu verstehen das ich ein Alkoholproblem habe... Dabei hasse ich es nicht die Kontrolle über mich zu haben und niemand merkt es mir an wenn ich sturzbetrunken bin (zumindest sagen es die anderen immer ... "echt du warst betrunken? habe ich gar nicht gemerkt...") aber trotzdem trinke ich jeden Abend nach der Arbeit meine 1 bis 2 Flaschen Wein oder einiges an Bier aber eher Wein.
    Ich mache mittlerweile früher Feierabend um mehr Zeit zum trinken zu haben.

    Ich habe erkannt das ich Alkoholiker bin. So weit so gut. Aber wie komme ich da raus ? In der Woche bin ich beruflich unterwegs und getrennt von meiner Frau und meinem Sohn. Abends sitze ich rum im Hotel oder an der Bar und trinke. Ich weiß gar nicht wie ich meinen beruflichen Druck und auch mich selbst ertragen soll ohne Betäubung. Ich habe einfach Angst.

    Kann das irgendjemand von euch nachvollziehen? Ich weiß das ich aufhören muss aber ich habe Angst vor dem Aufhören und das ohne das ich anfange zu zittern wenn ich nichts trinke. Eine körperliche Abhängigkeit scheint also in der Form nicht vorzuliegen obwohl ich seit faktisch 24 Jahren täglich trinke. Aber wenn ich zu Hause bin geht es ganz gut ohne es sei denn ich streite mich mit meiner Frau oder mein Sohn ist zu laut und ich komme nicht zur Ruhe. So ein paar (2 - 4) Tage ohne Alkohol komme ich eigentlich klar.

    Ich brauche einfach Hilfe weil ich überhaupt nicht weiter weiß.

    Grüße

  • Erst einmal HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich bin m, 56, Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken.

    Schau doch einfach mal hier rein: "Ich will mit dem Trinken aufhören. Was tun? Wer hilft mir?"
    Auch wenn Du in der Woche unterwegs bist - in fast jeder größeren Stadt gibt es Suchtberatungen. Die sind kostenlos und anonym. Und von den Suchtberatungen bei mir kenne ich es, dass man auch einen sehr kurzfristigen bis sofortigen Termin bekommt, wenn es pressiert/"brennt" ...

    Ich weiß das ich aufhören muss aber ich habe Angst vor dem Aufhören ...

    Wovor genau hast Du Angst? Werd doch mal konkret.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Planlos,

    das mit der Angst kann ich nicht nur nachvollziehen, sondern kenne es aus meiner eigenen Zeit als Süchtiger. Auch ich dachte, dass ich ohne Betäubung durch den Alkohol nicht glücklich leben könnte. Blöd war nur, dass ich auch mit dieser Betäubung nicht glücklich war.

    Also sprang ich ins kalte Wasser und hörte auf mich zu betäuben. Ich hatte das Glück, ziemlich schnell feststellen zu dürfen, dass meine Ängste völlig unbegründet waren. (Eigentlich hatte ich das sogar erwartet, weil mein vorangegangener Ausstieg aus der Tabakabhängigkeit nicht viel anders abgelaufen war. Aber sicher konnte ich mir natürlich nicht sein.)

    Du betrittst Neuland, wenn du dich von einer Sucht verabschiedest. Und wie immer bei Neuem ist auch Angst im Spiel.
    In meiner Rückschau ist diese Angst unbegründet.

    Mache den ersten Schritt. Und wenn die Angst zu groß ist, suche dir professionelle Hilfe.

    Alles Gute
    Bassmann

  • Ja, ich kenne diese Angst auch. Ich hatte Angst, das mir das Leben ohne Alkohol nichts mehr gibt. Bis es mit Alkohol halt auch nicht mehr auszuhalten war, da bin ich das Risiko eingegangen, damit aufzuhören. Ich habs nie bereut, auch wenn natürlich längst nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen war. Die Lebensqualität war trotzdem ziemlich schnell eine andere, anderes dauerte ein bisschen länger.

    Ja, diese Hinweisseite ist gut, das würde ich mal lesen an Deiner Stelle.

    Gruß Susanne

  • Hallo,

    erstmal vielen Dank für eure aufmunternden Worte... Mein Versuch nach diesem Forumseintrag hat genau 3 Tage funktioniert und dann traten wieder die alten Verhaltensweisen an den Tag. Nach einem harten Tag viele Kilometer 2 lange Meetings erstmal an die Hotelbar und ein Bier. Das Problem ist immer sobald ich 1 Bier oder ein Glas Wein getrunken habe kann ich nicht aufhören. Das endet meist damit ich mich dann in eine Scheinwelt flüchte und irgendwas von einem guten Geschäft erzähle als Rechtfertigung für den Konsum der oberhalb der Norm liegt.
    Alle eure Ratschläge sind sicher sinnvoll und gut aber ich denke wenn ihr mich mal real erleben würdet wüsstet Ihr das das nie funktioniert. Irgendwas stimmt mit mir nicht ich weiß nur nicht was es ist. Ich habe das Gefühl nie gut genug zu sein obwohl das nicht stimmt ich bin beruflich extrem erfolgreich und verdiene viel Geld.
    Ich arbeite allerdings auch immer extrem viel und bin nie unter 12 eher jedoch 14h im Einsatz.
    Alles was ich mir leisten will kann ich mir leisten auch ohne Darlehen aufzunehmen und trotzdem habe ich Zukunftsängste und denke ständig jedem gefallen zu müssen.

    Ich weiß das ist alles durcheinander aber irgendwie bekomme ich gerade keine Linie da rein.

  • Hi planlos 79

    Da ich selber erst seit wenigen Tagen nix trinke, bin ich wohl kaum qualifiziert irgendwem zu sagen, wie man das am besten anstellt

    Aber eine Frage drängt sich mir auf, wenn ich deinen Post lese.
    Die Tatsache, dass du das Gefühl hast nicht gut genug zu sein: kommt das daher, dass du so hohe Ansprüche an dich selbst hast und somit Schwierigkeiten diesen gerecht zu werden, ode daher dass du wirklich denkst den Ansprüchen anderen an dich nicht gerecht zu werden?
    Wenn ich deine Post so lese, habe ich eher das Gefühl, dass erstes der Fall ist

    Lieber Gruß
    Giwdul

  • Hallo und herzlich willkommen planlos,

    ich kenne diese Angst auch. Ich hatte Angst, dass eben alles anders wird. Ich hatte Angst, nicht mehr feiern zu können, nicht mehr kreativ sein zu können, nicht mehr mit den selben Menschen befreundet zu sein zu können...

    Ja, mein Leben ist anders geworden. Besser - viel besser.

    Ich feiere heute ganz bewusst und wenn es passen würde, dann würde ich auch auf dem Tisch tanzen. Ich lache gerne und viel. Ich kann mich allerdings am nächsten erinnern!!!

    Ich bin kreativer geworden. Mein Erfolg zeigt es mir.

    Mein Freundeskreis hat sich verändert. 44. Ich sehe es positiv.

    Ich bin ausgesprochen froh, dass mein Leben ein anderes Leben geworden ist. Jetzt seit März 2014 alkoholfrei und sehr glücklich. Im Übrigen ist mir dabei auch klar geworden, dass man nicht 2/3 des Tages mit Arbeit verbringen muss. Geld ist wichtig... ja wir Leben mit Geld. Aber... der beste Reichtum nützt nicht für dein Glück. Wir haben heute viel zu viele Dinge, die wir nicht benötigen. Genauso wenig wie den Alkohol. Mach dich frei von Ballast. Ich wünsche dir viel Erfolg und Glück dabei.

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

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