Bin neu hier

  • Hallo, bin neu hier und möchte mich gerne mit anderen Angehörigen von Alkoholikern unterhalten, denn langsam halte ich es nicht mehr aus.Bin 67J alt und wohne in einen Dorf, wo jeder jeden kennt.Wo soll ich in meinem Alter schon noch hin, habe schon oft daran gedacht Tabletten zu nehmen doch es immer wieder gelassen. Mein Mann tinkt jeden Tag 10-12 Flaschen 0,5l und dann wird er aggressiv. Erst gestern hat er zu mir gesagt " Ich mach dich kaputt, hätte noch nie so eine dreckige Sau geshen wie mich, dabei mache ich alles für ihn. Wollte ihn schon ein paarmal verlassen, aber mir fehlt das Geld dazu und wo soll ich hin, doch langsam wird es mir zu viel. Für andere macht er alles, doch wenn ich ihn um etwas bitte, dann ist es müde und kaputt.Den einen Tag schmeckt das Essen, am nächsten Tag das gleiche Essen ist scheisse. Ich kann nicht kochen und schon garnicht autofahren, muss ihn aber überall hinfahren, weil er schon um 7,00 Uhr morgens anfängt zu trinken.Ich verkriche mich dann immer in mein Zimmer und schliesse mich ein, doch er donnert vor die Tür und schreit weiter, ich kann nicht mehr.Was soll und kann ich gegen seine Sucht denn nur tun? Würde mich über Antworten sehr freuen.

  • Liebe Maryanne,

    willkommen im Forum!

    Ich möchte mein großes Mitgefühl für Deine Situation als Ehefrau und Angehörige eines suchtkranken Mannes ausdrücken!
    Alkoholismus unter Senioren nimmt leider immer mehr zu, und Angehörige in dieser Altersgruppe sind oft noch viel ratloser, wie es bei jüngeren Paaren der Fall ist.

    Aber es gibt auch für diese Altersgruppe gute unterstützende Hilfsangebote!
    Ich würde Dir gerne mit Kontaktadressen helfen, wenn ich weiß, in welcher Region Du wohnst. (Ich brauche dazu nicht den genauen Ort oder eine Adresse!)

    Zur Problematik selbst: An der Sucht Deines Mannes wirst Du aller Voraussicht nach nichts ändern könne. Aber Du kannst etwas für Dich tun, damit Du aus dieser unerträglichen Situation herauskommst!
    Auch in diesem Alter gibt es Möglichkeiten und gesetzliche Regelungen, sodass, die in diesem Fall durch die Sucht schwer benachteiligte Ehefrauen, ein gutes, und vor allem friedliches Leben ohne Schikane und Gewaltexzesse durch den trinkenden Ehemann leben können.
    Aber dazu brauchst Du aller Erfahrung nach Hilfe von außen!

    Ich bin zwar „etwas“ jünger, als Du (5 Jahre), aber hey, für mich fängt gerade im Leben Vieles erst richtig an!

  • Hallo Maryanne,

    herzlich Willkommen im Forum.

    Ich habe eben Deine Zeilen gelesen. Und ich empfinde es als immer wieder schlimm, wie sehr doch die Sucht den Partner oder auch andere Anghörige mit in die Tiefe reißt.

    Kurz zu mir, nur damit Du weißt wer Dir hier schreibt: Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol.

    Du schreibst ja von Deinem Alter, also das Du 67 Jahre alt bist und das Du deshalb (so interepretiere ich das jetzt mal) viele möglichen Perspektiven oder Optionen für Dich ausschließt. "Wo soll ich denn in meinem Alter noch hin" ist ein Satz oder eine Aussage, der diese Verzweiflung für mich deutlich ausdrückt.

    Ich möchte Dir sagen, dass ich Deine Denkweise durchaus ein wenig nachvollziehen kann, aber ich möchte Dir auch gleichzeitig sagen, dass ich es sehr schade und auch völlig falsch fände, wenn Du in dieser Denke verharren würdest. Ich möchte Dir mal eine kurze Geschichte von der anderen Seite erzählen, von der Alkoholiker-Seite. Es gibt da eine Frau, die ich wirklich gut kenne. Sie ist jetzt Mitte 70. Sie hatte einen großen Teil ihres Lebens ein ziemlich starkes Alkoholproblem, war definitiv eine Alkoholikerin. Irgendwie hat sie immer funktioniert, wenngleich sie natürlich immer wieder phasenweise Komplettabstürze hingelegt hat. Und natürlich litt auch ihr Umfeld unter ihrer Sucht.

    Mit Mitte 60, also vor ca. 10 Jahren, hat sie von heute auf morgen mit dem Trinken aufgehört. Man hätte damals auch gut sagen können: das rentiert sich jetzt auch nicht mehr! Die Hintergründe, etc. würden jetzt hier den Rahmen sprengen, jedenfalls hat sie es geschafft fortan ohne Alkohol zu leben. Wenn ich das mal von außen so betrachte, hat ihr eigentliches Leben erst damit begonnen. Und die 10 Jahre die sie bis jetzt hatte, die erscheinen mir von außen betrachtet als ein Ewigkeit. Ich kann und will mir nicht vorstellen wo sie heute wäre, wenn sie weiter getrunken hätte.

    Damit will ich Dir sagen, dass Du Dich nicht wegen Deines Alters aufgeben darfst. Im Gegenteil, wenn nicht jetzt, wann denn dann? Dietmar hat Dir ja schon geschrieben, dass er Dir Kontaktadressen für Hilfsangebote zukommen lassen würde. Nutze doch dieses Angebot bitte. Lass Dir auch von außen helfen. Es ist ja nicht so, dass Du die einzige Frau in den 60ern wärst, deren Mann ihr das Leben durch seine Sucht zur Hölle macht. Sucht im Alter ist ein häufig tabuisiertes Thema das aber omnipräsent ist in unserer Gesellschaft. Und es gibt dazu auch Hilfsangebote.

    Ich kann mir vorstellen, dass es nicht einfach für Dich ist Dich hier zu öffnen, die Angebote auch wahr zu nehmen. Aber jetzt hast Du schon mal einen ersten Schritt gemacht indem Du Dich hier bei uns angemeldet hast. Jetzt gehe Deinen Weg weiter, mit Unterstützung, nicht alleine.

    Eines noch:

    Zitat

    .Was soll und kann ich gegen seine Sucht denn nur tun?


    Von diesem Gedanken solltest Du Dich unbedingt befreien. Es ist überhaupt nicht Deine Aufgabe etwas gegen seine Sucht zu tun. Das muss er schon schön selbst erledigen, wenn er das möchte. Aber vielleicht will er ja gar nicht, vielleicht will er einfach trinken. Lass ihm sein's.

    Und kümmere Dich nur um Dich. Du kannst nur auf Dich und Deine Bedürfnisse schauen. Und wenn das für Dich bedeutet, dass Du Dich mit 67 Jahren von Deinem Mann trennen musst, dann geht es nicht darum Gründe zu finden, warum das Schwachsinn ist und nicht geht, sondern es geht darum, wie Du es umsetzen kannst. Man kann keine Ziele erreichen, wenn man sich nur vor Augen hält warum man sie nicht erreichen kann.

    Ich weiß das ich mich sehr leicht rede. Ich finde aber, dass man gerade als schon etwas älterer Mensch ganz besonders auf seine Bedürfnisse achten sollte. Das Leben ist eben nicht unendlich und umso wichtiger ist es doch, dass man die Zeit die einem vorbestimmt ist, so glücklich wie eben möglich verbringt. Ich persönlich kenne tatsächlich niemanden, der ein glückliches Leben an der Seite eines Alkoholikers geführt hätte.

    Ich wünsche Dir alles alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum.

    LG
    gerchla

  • Hallo, Maryanne!

    Auch ich möchte Dich ganz herzlich Willkommen heißen hier im Forum.
    Ich bin auch "erst" 56, Alkoholiker und nun schon ein paar Jahre trocken.

    Ich kann mich nur Gerchla und Dietmar anschließen: Für Senioren gibt es auch viele Hilfsangebote, so dass eine solch fatalistische Einstellung nicht angebracht sein muss.
    Du schreibst, dass Du auf einem Dorf wohnst, wo jeder jeden kennt - hast Du denn keine Bekannten dort? Die Deinen Mann kennen, so wie er wirklich ist - nicht so, wie er nach außen hin tut? Oder hilfst Du ihm nach Kräften, die Fassade aufrecht zu erhalten und tust nach außen hin, als wäre alles "Friede, Freude, Eierkuchen", so dass alle anderen denken MÜSSEN, es wäre alles harmonisch bei Euch?

    Und was hält Dich, Deine Sachen zusammenzupacken und ins Auto zu steigen und erstmal woanders hin zufahren und dann von dort aus alles Weitere zu regeln?

    Und kümmere Dich nur um Dich. Du kannst nur auf Dich und Deine Bedürfnisse schauen. Und wenn das für Dich bedeutet, dass Du Dich mit 67 Jahren von Deinem Mann trennen musst, dann geht es nicht darum Gründe zu finden, warum das Schwachsinn ist und nicht geht, sondern es geht darum, wie Du es umsetzen kannst. Man kann keine Ziele erreichen, wenn man sich nur vor Augen hält warum man sie nicht erreichen kann.

    Ich weiß das ich mich sehr leicht rede. Ich finde aber, dass man gerade als schon etwas älterer Mensch ganz besonders auf seine Bedürfnisse achten sollte. Das Leben ist eben nicht unendlich und umso wichtiger ist es doch, dass man die Zeit die einem vorbestimmt ist, so glücklich wie eben möglich verbringt.

    Das kann ich nur unterstreichen und/oder unterschreiben!

    Alles Liebe
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Vielen lieben Dank für Eure Schreiben,
    mein Mann ist ein guter Schauspieler, es weiss sonst nur meine Schwester dass er Alkoholiker ist, nach aussen ist er zu jedem freundlich, mur ich bin immer die doofe und bekomme alles ab.Wohne im Haus von meiner Schwester und sind erst letztes Jahr dort eingezogen, haben die Wohnung für viel Geld renoviert, deshalb haben wir auch noch viele Schulden, auch das Auto muss noch bezahlt werden, weil ich das andere Auto zu Schrott gefahren habe.Wohne im Schwalm-Eder-Kreis und will demnächst auch zu der Frauengruppe des Freundeskreises gehen.Ich gestalte mir mein Leben schon längere Zeit alleine und bin fast jeden Abend nicht zu Hause,weil ich mich einer Sportgruppe angeschlossen habe und auch einen Handarbeitskreis. Am schlimmsten ist es immer an den Wochenenden, da geht er schon morgens in den Keller und fängt an zu trinken,wenn meine Schwester nicht da ist dann schreit er immer rum und beleidigt mich, dann mache ich ihm immer alles falsch. Koche schon nur noch für mich, weil er sowieso nichts isst(es schmeckt ihm alles nicht).Mich wundert nur, dass seine Arbeitskollegen noch nichts mitbekommen haben, er ist 5 Jahre jünger als ich.Er muss auch noch jeden Tag zur Arbeit mit dem Auto fahren, glaube auch nicht, dass er am Morgen schon nüchtern ist. Auch ist er Epileptiker, normalerweisse dürfte er gar kein Auto fahren, wenn wir irgenwohin müssen, dann fahre immer ich, weil er ja morgens schon getrunken hat. Muss mal sehen wie ich weiter machen kann und welche Möglichkeiten ich ohne Geld habe hier weg zu kommen.
    Liebe Grüße
    Maryanne

  • Hallo Stevie84,
    ja mein Mann nimmt Medikamente, nur hat er den Arzt wechseln müssen, weil der andere in Rente gegangen ist.Der neue Arzt weiss nichts von seinen Anfällen und auch nicht, dass er Alkoholiker ist, werde ihn aber demnächst mal aufklären. Seine Leberwerte sind bei den Untersuchungen immer top, meine dagegen sind im Keller, verstehe ich auch nicht, aber so ist es.Ich sitze nie als Beifahrer neben ihm, sondern fahre immer selbst, weil ich ihm nicht traue und nicht gerne mit ihm Auto fahre.An der Arbeit scheint es auch noch nicht aufgefallen zu sein dass er trinkt, aber wenn er nach Hause kommt muss ganz schnell eine Flasche Bier her, damit das zittern der Hände aufhört.Es ist nun schon über eine Woche Funkstille bei uns, es wird kein Wort miteinander geredet.Ich habe meine Kinder und Familie hier, doch wenn ich von ihm weggehen sollte ist er ganz allein, denn seine Familie lebt m Ausland.
    LG an Alle hier, bis zum nächsten mal

  • Hallo liebe Maryann,

    willkommen im Forum :welcome:

    Dankeschön das Du Dich uns anvertraust 44.

    Ich darf mich kurz vorstellen:

    Proky, 41 Jahre alt, seit 2005 trocken.

    Liebe Maryann, Du schriebst in Deinem ersten Beitrag, dass Du ihn gerne verlassen möchtest. weißt aber nicht wohin und weißt nicht woher das Geld nehmen. Dir kann hierzu geholfen werden, dazu später mehr...


    Fakt Nr. 1 ist:

    Dein Mann ist Dir gegenüber gewalttätig! Und zwar verbal, psychisch und seelisch!

    Ich frage Dich liebe Maryann: Hat er dich auch schon körperlich (physisch) Gewalt angetan?

    Kein Mensch darf einen anderen Menschen Gewalt antun!!! Dazu zählt auch die psychische und seelische Gewalt! Erst Recht in einer Ehe! Dein Mann hat keinen Grund und kein Recht Dir (oder sonst wem) Gewalt anzutun! Und sei diese Gewalt auch seelisch.

    Seelische Wunden sind sogar noch schlimmer wie körperliche Wunden, sie verursachen die gleichen Schmerzen, sind unsichtbar und heilen nur sehr sehr langsam.

    Fakt Nr. 2:

    Du kannst gegen seine Sucht nichts, absolut gar nichts machen! Das kann nur er alleine! Du kannst bestenfalls Appelle an ihn richten. Nur wird er Dir nicht zuhören, geschweige denn sich danach richten...

    Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich - auch und gerade in einer Ehe!

    D.h. wenn Dein Mann säuft, dann ist es seine Aufgabe sich da raus zu holen. Nicht Deine!

    Deine Aufgabe ist es, auf Dich zu achten, dass es Dir gut geht!

    Ich weiß, Du gehörst aufgrund Deines Alters noch zu einer (Frauen-) Generation, denen man noch was ganz anderes beigebracht hat, nämlich: Treue und Selbstaufopferung bis zum Tod.

    Und auch das soziale Umfeld ist für Deine (Frauen-) Generation nicht zu unterschätzen: Zu den Nachbarn immer stets die Beste Seite zeigen. Niemals Grund zum Tratsch liefern.

    Liebe Maryann, mich persönlich würde es nicht wundern wenn diese zwei Dinge auf Dich zutreffen. Falls das so ist, bitte verabschiede Dich von diesen Ansichten (Ich weiß, leichter gesagt als getan).

    Was kannst Du tun?

    Zunächst einmal hast Du ja schon einiges getan, Du hast Dich einer SHG angeschlossen (ganz wichtig fürs Feedback und Bestätigung!), Du bist hier im Forum, Du hast Deine Sport- und Handarbeitsgruppe (Wichtig fürs Selbstbewusstsein).

    Da Du aber häuslicher Gewalt ausgesetzt bist, rate ich Dir dringend aus diesem häuslichen Umfeld auszubrechen!

    Kennst Du die Werbekampange Gewalt gegen Frauen? Nein? Gib mal auf Google ein:

    "Ohne mich bist Du nichts hat er gesagt"

    Ich rate Dir dringend beim Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen anzurufen und denen deinen Fall zu schildern: 08000116016 Dort wird Dir geholfen! In jedem Fall wird dir dort geholfen!!!

    Falls Dein Mann Dich schlägt oder damit droht Dich zu schlagen (dazu zählt auch das schlagen mit Fäusten gegen die Tür!!!), dann ruf die Polizei! Die Polizei kann Deinen Mann von Dir fernhalten mit einem Platzverweis!


    Folgende Gedanken wischt Du bitte zur Seite:

    - Ja aber was wird aus meinem Mann?

    Scheiß auf Deinen Mann (ich schreibe das in aller Deutlichkeit!), er hat sich da selbst reingebracht, dann soll er sich auch da selbst raus holen!

    - Ja aber er ist doch mein Mann, ich kann ihn doch nicht im Stich lassen, wir sind doch verheiratet und außer mir hat er doch niemanden.

    Oh doch, dass kannst Du! Ein jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich. Auch in einer Ehe! Und Du hast das Recht das man Dich mit Respekt behandelt! Tut derjenige das nicht, dann muss er mit den Konsequenzen leben!

    - Um Gottes Willen, was werden die Nachbarn dazu sagen?

    Werden die Nachbarn von Deinem Mann terrorisiert oder Du? Müssen die Nachbarn mit Deinem Mann unter einem Dach leben oder Du?
    Ohnehin wirst Du überrascht sein, wie sehr man Dich für diesen Schritt bewundern wird!


    Im übrigen möchte ich eines klar stellen, dass ich Dich nicht zur Trennung auffordere, sondern ich rufe Dich dazu auf Dich gegen Deinen Mann zu Wehr zu setzen. Er ist in der Bringschuld, nicht Du!


    Ich bin ein Mensch der bei Unrecht und Ungerechtigkeit, sehr empört ist. Deswegen auch mein direkter Schreibstil. Ich steh dazu!

    Bei Fragen komm auf uns weiterhin zu liebe Maryanne.

    Alles Gute Dir und viel Glück erstmal 44.

  • @ Maryanne:

    eines noch, weil ich gerade so in Rage bin, über diese Respektlosigkeit und Gewalt die Dir angetan wird:

    Deinem Mann schmeckt Dein Essen nicht? Das was Du kochst schmeckt scheiße?


    Ich würde ihn verlassen und zwar für eine gaaaaaanz laaaaange Zeit (Rückkehr fraglich). Dann soll er mal selbst kochen. Dann weiß er was Scheiße auf dem Teller ist.

    Aber vermutlich brennt bei ihm schon das Wasser an...

    Und sag ihm von mir: Auf den Dosengerichten steht drauf: Nicht kochen lassen...! ;)

  • Hallo, liebe maryann, :)

    ich bin (erwachsene) Tochter aus alkohol-krankem Elternhaus. Seit ich Selbsthilfe-
    gruppen für Angehörige (von Alkoholikern) besuche, durfte ich verstehen lernen:


    Was soll und kann ich gegen seine Sucht denn nur tun? Würde mich über Antworten sehr freuen.

    GAR NICHTS ist zu tun, "gegen" die Sucht eines anderen Menschen.
    Er ist sucht-krank, er braucht medizinisches/therapeutisches Personal.
    Und zu allererst den eigenen Wunsch, aus der Sucht wieder raus zu kommen.
    (Dafür muss er für sich selbst erfassen, dass er erkrankt ist, abhängig vom Alkohol.)

    Ohne seine eigene Krankheits-Einsicht lässt sich gar nichts an Deinem Status im Haus ändern.
    Er wird so lange dasselbe Verhalten (Missachtung, Verletzen, verbale Gewalt) an den Tag legen,
    wie er Alkohol konsumiert.

    - deshalb bleibt für Dich eigentlich nur der Blick auf die andere Halbkugel Deiner Welt:
    Wie kommst Du in ein gesünderes Umfeld? - Dazu: Infos einholen, Arztgespräch (Kur), ...
    Wie kannst Du für Dich Geld sicherstellen? - Infos einholen, Anwalt befragen, Beratungsstellen ...
    Was ist für eine räumliche Trennung vorzubereiten? - ...

    So verletzend und zerstörerisch es ist, was Du da im Moment noch mit machst, ... es hat mit
    ehelicher Treue Deinerseits nichts mehr zu tun. Du hast gar nichts mehr in der Hand, was in
    irgendeiner Art Gefühle von Rücksicht, Ausgleich, Augenhöhe o.a. in Deinem Mann erzeugen
    könnte. - Und das ist einzig SEINER Krankheit geschuldet. Das finde ich sehr wichtig, zu wissen.

    Sonst könntest Du aufgrund Deiner Erziehung (Werte, Moral) vielleicht denken, es liege an Dir,
    wie es ja auch ein gewaltbereiter Partner gern vermitteln will. (DAMIT Du Dir noch mehr Mühe
    gibst, ihn weniger ansprichst/forderst/nervst, so dass er ungestörter trinken kann.)

    Warte nicht auf eine Veränderung bei ihm. Und streng' Dich nicht weiter dafür an. Das möchte
    ich Dir am liebsten dazu sagen. - Sammel stattdessen Schritt für Schritt kleine Portionen Mut
    für Deine EIGENEN Fragen an Deine eigene Situation, Dein Bedürfnis nach Erholung, alle Dir
    einfallenden Möglichkeiten dazu ... Sobald Du einmal die Entscheidung zu treffen wagst: ICH
    muss hier weg, und zwar lebend, damit ich MEIN Leben - oder erstmal meine Wiederherstellung -
    überhaupt gedeihen lassen kann.

    Dieses Leben in der Wüste, im ständigen Verzicht auf Respekt, Wertschätzung, Wärme usw., ...
    das kann seltsam vertraut werden, weil man meint, man "beherrscht" es, weiß sich darin zu
    bewegen. - Es ist aber ein schleichender Abbau an der eigenen Seele, der völlig u n n ö t i g ist.

    Niemand, wirklich kein anderer Mensch, ist in der Lage, Dich für Dein Aushalten zu belohnen.
    Ich glaube, wenn man einmal für sich klar hat, dass da "nichts mehr" kommt, egal ob man
    Blumen gießend Kopfstand macht oder für einen Tag die bravste Frau der Welt ist ... DANN
    können die nötigen Energien für die eigenen Belange und für die längst überfällige Wut über
    so miese Behandlung überhaupt erst frei werden.

    Das ist ein ziemlich harter Brocken, denn er beinhaltet: Fühlen, dass etwas NICHT wird/geht.
    Dieses Nicht-Aufgehen anerkennen. Den Schmerz über die Enttäuschung und die vielen
    Kränkungen überhaupt und vielleicht zum ersten Mal wirklich fühlen. - Das ist für eine Frau
    allein vielleicht zuviel. Falls Du es Dir vorstellen kannst, würde ich überlegen, ob ich dafür
    mitfühlende, ermutigende, mich stärkende Hilfe an die Seite nehmen würde (Therapeut/in).

    Ich sende Dir mein Mitgefühl, dazu viel Mut, Dich zu allererst innerlich mal wirklich zu
    empören (über soviel Geringschätzung) ... und dann fernab des Trubels, z.B. bei einem
    aushäusigen Nachmittag irgendwo im Grünen, einfach mal Ideen kommen und ziehen zu
    lassen, ... ganz danach, was Du selbst gerade wünschst, brauchst, fürchtest, trotzdem willst.

    Herzliche Grüße für jetzt,
    von der Wolfsfrau

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