Hallo Community,
ich lese seit Wochen hier mit. Es fällt mir immer noch schwer meine Gedanken zu sortieren und alles in Worte zu fassen. Mein Freund (53) und ich (38) waren jetzt 5 Jahre zusammen. Durch den Umstand dass wir nie zusammen gewohnt haben, habe ich lange nicht bemerkt dass er Alkoholiker ist.
Unsere Beziehung war voller Extreme, teilweise wunderschön und gefühlsintensiv. Aber es wurde immer deutlicher und nach über 2 Jahren war ich sicher, er ist süchtig. Nach anfänglichem ausflippen und darüber lächerlich machen, konnten wir irgendwann über seine Alkoholkrankheit sprechen. Es folgten Abgründe, Liebe, Abneigung, Leidenschaft, Lügen, Urlaub, heftige Stimmungsschwankungen, Blackouts, Impotenz, finanzielle Probleme, Wahrnehmungsstörungen, eine Körperverletzung, Vertrauensbrüche, viel Streit und noch mehr Entschuldigungen und Versprechen. Er hält sich für den ganz besonderen Alkoholiker.
Er mochte mein Hobby, so wurde es zu seinem (einzigen). Nach einem bestimmten Vorfall machte ich die Ansage du musst dich entscheiden, Alk oder ich. Viele Gespräche, Tränen bei mir, wir bekommen das hin von seiner Seite, so kann es nicht weiter gehen. Versprochen.
Ein Jahr lang hatten wir dann regelmäßig aber nicht sehr intensiv Kontakt. Er war wechselhaft, distanziert, Borowiaks "Alk" in seiner Wohnung, nicht mehr betrunken in meiner Anwesenheit, Jellinek regt ihn auf, kontrolliertes Trinken??? Reden wollte er nie mehr. Ich wollte ihn nicht unter Druck setzen, Hauptsache er bleibt dran. Habe nie geglaubt dass ich co-abhängig sein könnte, denn ich habe ihn nicht gedeckt oder seine Sucht verharmlost oder unterstützt. Ich wusste nicht, dass ich genauso süchtig bin wie er. Er nach Alk und ich nach ihm. So kam ich immer wieder an, egal was er getan oder gesagt hatte. Ich wollte uns nicht aufgeben! Habe mich manchmal selbst gefragt ob ich keinen Stolz mehr habe.
Nach einem Jahr wurde es wieder intensiver mit uns, hatte den Eindruck alles wird besser. Ich war so voller Hoffnung, meine Gefühle für ihn waren ungebrochen aber viel Vertrauen war zerstört.
So kam es zu diesem Abend in seiner Wohnung, er muss kurz weg, war auch wirklich bei seinem Bruder, aber er hatte sein Handy vergessen. Ich hatte das Bauchgefühl dass eine riesige Unehrlichkeit zwischen uns steht.
Was ich da sehe in seinem Handy, nun, offenbar sind wir, seit meiner Ansage vor einem Jahr, getrennt. Fotos von einer betrunkenen Frau im Minirock in seinem Schlafzimmer vor unserem Urlaubsfoto, ein aktuelles Kuss-Selfie mit seiner Ex-Freundin, zig sms mit einer Bekannten seit einem Jahr inklusive Verabredungen und offenbar möchte er seine Ex-Frau wieder heiraten. Alle Frauen abwechselnd, durcheinander und dazwischen immer wieder ich. Er belügt sie, besucht mit ihnen "unsere" Orte, benutzt exakt die gleichen Sätze. Mit einer Frau hat er die innige Pose unseres gemeinsamen Lieblingsfotos nachgestellt welches immer noch groß und breit in seiner Wohnung hängt.
Ich komme mir vor wie ein Idiot. Während ich an unsere Beziehung glaubte, hat er sich längst anderweitig orientiert und vergessen mir das mitzuteilen!? Meine extra Portion Geduld und Verständnis, für ihn und seine Krankheit, hat das alles erst möglich gemacht. Auch trinkt er offenbar schlimmer denn je, hat keine Absicht trocken zu werden.
Ich habe mich gefragt, ob Frau wirklich so blöd sein kann, sich ein Jahr lang etwas einzubilden, das überhaupt nicht ist? Durch meinen unbändigen Wunsch mit ihm glücklich zu sein, hatte er leichtes Spiel mir regelmäßig Hoffnung zu machen und mich warmzuhalten. Ich weiß, ich habe verpasst ein Ultimatum zu setzen und die Konsequenz zu ziehen. Konnte ich vielleicht auch garnicht.
Als er an diesem Abend zurück kommt, frage ich ihn, was das alles zu bedeuten hat? Er verlässt den Raum und sagt "ich genieße mein Leben". Kein Blickkontakt mehr. Ich will ihm seinen Haustürschlüssel zurück geben, er sagt, er will ihn nicht. Mir ist das zuviel, ich gehe, er begleitet mich zur Tür, schaut mir nach und seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Ende. Das ist jetzt 2 Monate her.
Eine andere Ex erzählt mir nun er habe vor 20 Jahren schon Flaschen in seiner Wohnung versteckt etc. Offenbar bin ich einem Profi aufgesessen!?
Hatte ihn dann noch einmal angeschrieben, wann ich meine Sachen abholen kann - keine Antwort.
Ich bin geschockt, habe Albträume, mir kommen die Tränen. Er fehlt mir sehr, aber es gibt kein zurück. Was ist Charakter und was der Alkohol? Mittlerweile bin ich soweit, dass ich ihn nicht mehr will. Mein Leben wird auf Dauer besser sein ohne ihn. Erkenne mich eh kaum wieder nach diesen 5 Jahren. Aber ich kann nicht abschließen weil ich nicht verstehe was passiert ist. Warum am Ende nicht wenigstens Freundschaft oder Anstand bleibt, wo angeblich mal Liebe war. Es verletzt mich unendlich dass er mit diesen Frauen Kontakt hält und ich ihm kein Wort mehr wert bin.