Ich bin neu Hier

  • Guten Tag, ich heiße Jutta, bin seit vielen Jahren in der Jugendhilfe als Erzieherin tätig. Viele schwierige Situationen begleiten meinen Alltag. Dann nach getaner Arbeit und Ruhe im Haus, Entspannung durch eins zwei Gläser, Wein oder Mixgetränke. Im Laufe der Jahre wurden aus den Gläsern- Flaschen. Immer wenn es mir auffällt, habe ich für Wochen, inzwischen nur noch Tage, eine Alkoholpause gemacht. Inzwischen ist mir klar, das ich was unternehmen muss. Mir fehlt der Mut mit einem Arzt oder Selbsthilfegruppe zu sprechen. Ich bewundere sehr Eure Texte, fühle mich auch schon gestärkt, ich stehe nicht alleine mit dem Problem. Angst vor der Zukunft habe ich jedoch, was sage ich meinen Freunden- Party und ich sage Nein danke... in unserem Freundeskreis wird öfter mal getrunken. Natürlich haben Die nicht so ein Problem, zu viel zu trinken.
    Ich schäme mich sosehr, dass ich das überhaupt soweit habe kommen lassen. Sucht scheint bei mir ein böses Thema zu sein, das ist sicherlich familär bedinngt. Ich schiebe nicht meine eigene Schwäche auf die Familie, aber irgendwie hat sie es mir ja vorgelebt. Im Jahr 2000 habe ich mir das Rauchen abgewöhnt, dass war sehr schwer, weil ich 2 Schachtel pro Tag über 25 Jahre geraucht habe. - Geschafft -, dabei half mir auch ein Forum mit Gleichgesinnten. Ich hoffe so sehr das ich noch einmal in meinem Leben, die Kraft habe mich von einer Sucht zu befreien.

  • Hallo Jutta,

    herzlich Willkommen, schön das Du zu uns gefunden hast.

    Ein erster Schritt ist doch schon mal getan: Du hast Dich hier "geoutet". Ist zwar alles anonym, aber trotzdem. Ich weiß das es nicht so einfach ist über die eigene Sucht zu sprechen, dieses Tabu erst mal zu brechen.

    Wie Du so Dein Trinkverhalten beschreibst, ich finde da Parallelen zu meinem damaligen Trinken. Also ich meine jetzt speziell das mit den Trinkpausen. Ja, da wird einem mal wieder klar, dass es so ja nicht weiter gehen kann, dann legt man mal eine Pause ein. Am Anfang der Sucht geht das noch recht geschmeidig, ohne Riesenprobleme und mit zunehmender Suchtdauer wird's dann schon etwas schwerer. Ich hatte Anfgangs monatelange Pause, dann immerhin noch Wochen, dann Tage und am Ende war es dann schon mal ein großer Erfolg, wenn ich mal nur 4 oder 5 Bier am Tag getrunken hatte statt das Doppelte oder gar fast Dreifache. Aber eines konnte ich dann letzten Jahre nicht mehr: nämlich auch nur einen Tag ganz ohne Alkohol sein. Ich musste sogar trinken wenn ich krank war, Fieber hatte etc.

    Warum schämst Du Dich denn. Nicht, dass ich das nicht nachvollziehen könnte, ich habe mich nämlich auch geschämt. Aber warum? Du bist krank. Du bist süchtig. Das hat Gründe die Du vielleicht mal herausfinden wirst, wenn Du dauerhaft abstinenz lebst und dann aufarbeitest. Willensschwäche oder ein verdorbener Charakter sind aber ganz sicher nicht die Gründe, auch nicht Disziplinlosigkeit etc. Es wird andere Gründe haben, vielleicht welche, für die Du selbst gar nicht verantwortlich bist. Wovür Du aber selbstverständlich trotzdem verantwortlich bist ist, dass Du trinkst und Dir nicht helfen lässt. Letzteres willst Du jetzt ja ändern und deshalb solltest Du Dich nicht schämen sondern Du darfst mit erhobenen Haupt in den Spiegel sehen.

    Ein Arzt wird das nicht anders sehen. Ein Psychologe auch nicht und die bei der Suchtberatung auch nicht. Und die in der SHG schon gleich gar nicht, die haben das alles ja selbst schon durch. Also, mein Vorschlag: Angst ablegen, Backen zusammen kneifen und losmarschieren. Eine SHG ist eine wunderbare Sache und kann quasi Soforthilfe leisten. Einfach mal hin gehen, einfach mal ausprobieren. Dann zum Arzt, offen reden und seine Einschätzung abhohlen. Mit ihm zusammen weitere Schritte planen. Und zur Suchtberatung kannst Du auch gehen, dort bekommst Du ebenfalls ganz wertvolle Informationen.

    Und das wir uns alle immer soooo viele Gedanken darüber machen, was wir wohl unseren Freunden sagen werden. Immer schon den übernächsten Schritt im Kopf haben und immer schon vorauseilende Panik schieben. Ich schlage vor, Du legst erst mal los. Ich schlage vor, Du sorgst mal dafür, dass Dein Wohnumfeld alkohlfrei wird. In Kombination mit den o.g. Hilfsangeboten wirst Du einen Plan bekommen, wie es bei Dir weiter geht. Und dann gehst Du erst mal ein Stück des Weges. Und dann bist Du am Anfang halt erst mal nirgends dabei wo getrunken und gefeiert wird sondern konzentrierst Dich erst mal auf Dich. Und dann wird sich das alles geben. Vor allem wenn Du, wie Du selbst schreibst, einen Freundeskreis hast in dem zwar auch (wo wird das nicht) getrunken wird, wo das aber nicht im Fokus steht.

    Ich hatte ja diese Angst auch. Die haben wir wahrscheinlich alle gehabt. Aber die Dinge lösen sich. Wenn Du etwas länger abstinent lebst, wird sich Dein neues Leben einpendeln. Du kannst dann auch wieder wo hingehen wo andere trinken ohne das Du aus der Bahn geworfen wirst. Man wird Dich bald dann auch als diejenige kennen, die keinen Alkohol trinkt und es wird ganz normal für Deine Freunde werden. Und sollten welche dabei sein, die es nicht aushalten können, dass Du nicht mehr trinkst, dann solltest Du mal diese Freundschaften überprüfen. Aber entspann Dich, es wird werden. Oder meinst Du wir sitzen hier alle nur im Keller und schotten uns von der Welt ab?

    Also ich kann Dich nur ermutigen, Dir noch jede Hilfe zu nehmen, die Du bekommen kannst. Von außen, in der realen Welt. Keine Angst, lieber Mut.

    Alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Hallo Jutta,

    willkommen im Forum!

    Zitat von "Jutta"

    … fühle mich auch schon gestärkt, ich stehe nicht alleine mit dem Problem. Angst vor der Zukunft habe ich jedoch, was sage ich meinen Freunden- Party und ich sage Nein danke... in unserem Freundeskreis wird öfter mal getrunken. Natürlich haben Die nicht so ein Problem, zu viel zu trinken.

    Es kommt natürlich schon drauf an, wie oft, wie viel und wie lange schon Alkohol konsumiert wird/wurde. Aber rein erfahrungsgemäß würde ich sehr stark vermuten, dass Du auch in Deinen Freundes- und Partykreisen nicht allein mit dem Alkoholproblem ist.
    Nur: Es spricht halt niemand darüber, weil …

    Zitat von "Jutta"

    Ich schäme mich sosehr, dass ich das überhaupt soweit habe kommen lassen.


    … so viele auch heute, in unserer sehr aufgeklärten Zeit sich für etwas - nämlich dass sie Suchtmittelabhängig geworden sind - schämen, obwohl das ausnahmslos jeden treffen kann.

    Ganz toll, dass Du bereits Erfahrungen im Ausstieg aus einer Sucht, dem Rauchen, mitbringst! Gratulation dazu, dass Du diese Sucht zum Stillstand bringen konntest!
    Einen guten Anfang beim Ausstieg aus der Alkoholabhängigkeit hast Du auch schon gemacht, indem Du Dich hier angemeldet hast.
    Das Forum ist das niederschwelligste Hilfsangebot. Du bist hier anonym, geschützt und, wie Du an den vielen Beiträgen von Hilfesuchenden erkennen kannst, garantiert nicht allein mit Deinem Problem.

    Ich schreibe Dir mal von meinen Erfahrungen beim Angehen solcher oder ähnlicher Probleme in der heutigen Zeit, deren Errungenschaften ich aufgeschlossen sehr reichlich nutze.
    Auf der Suche nach einem Ausweg aus der Sucht, dürfte es sich bei vielen Betroffenen sehr ähnlich verhalten.

    Erst informiere ich mich über die diversen Kommunikationskanäle (Internet, Lektüre, Flyer, Filme usw.) über mein Problem. Finde ich ein Forum im Internet, dann kann ich mich sogar schon in dieser Phase mit Betroffenen austauschen, die oft sehr viel Erfahrung bei der Lösung haben, und mir meist mit Rat behilflich sind.
    Durch diese Phase kann ich mein Problem, und welche Rolle ich dabei spiele, immer deutlicher erkennen und konkretisieren.
    Jetzt gilt es die möglichen Lösungen für mich ganz individuell zu selektieren. Was ist für mich passend, was kann ich überhaupt realisieren, was kommt mir sehr gelegen, und was ist – zum Beispiel aufgrund meiner Arbeitszeiten, oder meines Wohnortes (Pampa) – nur mit einem extremen Aufwand umzusetzen.
    Aus all diesen Optionen suche ich mir dann die passende heraus.

    Dann kommt die Umsetzungsphase, in der ich Kontakt zu den Stellen aufnehme, die mir ganz real bei meinem Problem behilflich sind.
    Und dann geht es eigentlich schon richtig los …

    Das heißt übersetzt auf unsere Sucht: Hier im Forum, in der Orientierungsphase wirst Du verschiedene Vorschläge erhalten, was, wie und wo Du was gegen Deine Sucht tun kannst. Je nach Eigenerfahrung werden Dir die Forumsfreunde ihre Wege beschreiben und nahebringen.
    Bei manchen war das der Weg über die Suchtberatung (auf Wunsch sind diese Kontakte anonym!) und den Anschluss an eine Selbsthilfegruppe. Entweder hat sich da schon, oder ganz separat der Entschluss herauskristallisiert, dass eine ambulante oder stationäre Suchttherapie sinnvoll und zielführend für eine stabile, langfristige Abstinenz ist.
    Oder es hat einfach ganz ohne weitere fachliche Hilfe von den beruflichen Profis geholfen trocken zu bleiben. (Die nichtberuflichen Profis sind die Betroffenen selbst.)

    Und bei einigen anderen hat es ausgereicht sich hier im Forum und vielleicht auch noch mit Fachlektüre mit der Sucht auseinanderzusetzen, um trocken zu werden.

    Was ich sicher weiß, dass einfach nur Abwarten oder Aushocken nie geholfen hat. Die Sucht erledigt sich in der Regel nicht von alleine – man muss etwas dafür tun, man muss aktiv werden.

  • Auch von mir ein ganz herzliches WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 55, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen nun seit einigen Jahren trocken.

    Du schreibst:

    Mir fehlt der Mut mit einem Arzt oder Selbsthilfegruppe zu sprechen.

    Abgesehen davon, dass Gerchla da schon einiges zu schrieb, fielen mir sofort die Worte eines anderen Forum-"Neulings" ein:

    Auch habe ich mich erst gewehrt in eine Selbsthilfegruppe zu gehen. Bin dann mal hin um danach zu berichten das so eine Gruppe einfach nichts für mich ist...Tja was soll ich sagen bei dem einen mal ist es nicht gebliebenen. „Meine Gruppe“ ist mittlerweile für mich so wichtig geworden das ich mich jedesmal darauf freue.

    Ich hätte niemals gedacht das gerade auch Frauen Probleme mit Alkohol haben.
    Egal welches Alter, Herkunft oder sozialer Schicht.

    Egal. Schau doch auch mal in unsere Linksammlung oder in den Thread "Ich will mit dem Trinken aufhören. Was tun? Wer hilft mir?" Da findest Du eine Menge nützlicher Informationen, wo Du Dich durchlesen kannst ...

    ... und wenn Du Fragen hast - raus damit! Einfach fragen!

    Jede große Reise fängt mit einem ersten Schritt an - und Du hast Deinen ersten Schritt mit Deinem Outing, Deiner Anmeldung hier getan. Du allein bestimmst, wohin die Reise geht - vorwärts oder zurück.

    Auf jeden Fall wünsche ich Dir viel Kraft und Erfolg!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Jutta,

    den vorangegangenen Beiträgen ist nicht viel hinzuzfügen. Ich kann Dich auch nur ermutigen, mit dem Problem für Dich und in Deinem Freundeskreis offen umzugehen. Mit hat es sehr geholfen, mit anderen Betroffenen ins Gespräch zu kommen um zu erkennen, dass ich doch kein Einzelfall bin, es aber Hilfe gibt. Gerade aus meinem Freundeskreis erfahre ich seit meiner "Offenbarung" ganz viel Rückhalt, Unterstützung, Verständnis und vor allem Anerkennung, den Schritt in die Abstinenz zu machen. Und merkwürdigerweise ergeben sich in den Gesprächen viele Fragen für die anderen, wie die Situation denn eigentlich bei ihnen ist. Ich sage dann immer, dass ich niemanden missionieren will, mich erst einmal um mich kümmere und jeder für sich ausmachen muss, ob er ein Problem hat. Ich sage auch nicht, dass die ganze Welt krank ist (darüber lässt sich jetzt sicherlich streiten ;D), aber ich habe zumindest für mich erkannt, dass man manchmal Probleme hat, wo man professionelle Hilfe braucht. Und die gibt es. Und man sollte sie nutzen.

    Viele Erfolg und liebe Grüße
    Matthias

  • Danke für die Antworten, mal sehen wie und was ich umsetzen kann. Die Linksammlung werde ich mir auf jeden Fall ansehen. Danke nochmal für eure ehrlichen Worte. Ich hoffe sehr das es mit der Zeit leichter wird, offen über mein Problem zu sprechen.
    Liebe Grüße Jutta

  • Ich denke auch egal in welcher Form sich jeder Betroffene Hilfe holt bzw. sucht, gibt es kein richtig und auch kein falsch.
    Nach einem knappen Jahr unterstützen mich mach wie vor meine Einzelgespräche. Wobei die Abstände zu jeder „Sitzung“ immer größer werden.
    Genauso wichtig ist mir aber auch meine SHG die leider nur alle 14 Tage stattfinden

    Ich bin aber da auch ehrlich das es mir auch nicht von Anfang an leicht gefallen ist offen über meine Sucht zu sprechen.
    Erst kurz vor Weihnachten konnte ich in der SHG das erstemal diesen Satz sagen „Ich bin Alkoholikerin“

    Für manche war es vielleicht nur ein Satz...für mich war es wieder ein Schritt in die richtige Richtung.
    Offen mit meiner Sucht umzugehen und dazu zu stehen.

    Auch ich wünsche dir ganz viel Kraft und mindestens genauso viel Mut.

    Liebe Grüße Sanny.

  • Der erste Schritt ist getan. Ich habe mit meinen Mann gesprochen. Er findet meine Entscheidung gut und wird mich unterstützen. Wir haben gestern allen Alkohol in den Keller getan, eine offene Flasche Wein ausgekippt und mein Mann sagte mir, dann wird er auch vorerst zu Hause kein Alkohol trinken. Also gehe ich es an. Diesmal wird es klappen. Lg

  • Viel Kraft und maximalen Erfolg. Die eine offene Flasche weg zu kippen, ist zwar gut, den Alkohol komplett aus dem Haus zu verbannen, ist allerdings besser. Sonst weisst Du immer, wo es auf schnellem Weg was gibt und die Hürde liegt relativ niedrig, wieder zuzugreifen. Musst ja nur in den Keller gehen. Mein Tipp: Schaff es weg und leg die Schwelle möglichst hoch, wieder an Alkohol zu kommen.

    LG
    Matthias

  • Hallo Jutta und herzlich willkommen hier. Ich bin weiblich, Ende vierzig und alkoholabhängig, seit fünf Jahren zum Glück trocken.

    Ich hab zunächst nichts bei dir geschrieben, weil du schon so tolles Feedback bekommen hast, aber ich will dir jetzt doch sagen, dass ich mich für dich freue, dass du mit deinem Mann offen sprechen konntest und er dich unterstützen will. Ich schließe mich Trotzpeter an in seiner Empfehlung, dein gesamtes Zuhause alkoholfrei zu machen. Ich selbst habe immer heimlich getrunken und der Keller war dazu ideal geeignet.

    Und ich will dir Mut machen, mit deiner Ärztin / deinem Arzt zu sprechen.

    (Ich kenne die Scham, von der du schreibst, ganz genau.)

    Alles gute und einen guten Austausch dir!

    Camina

  • Guten Abend Jutta,

    toll gemacht!
    Du bist in der Orientierungsphase, weißt noch gar nicht, wie Du mit diesem, in jeden noch so winzigen Bereich Deines Lebens eingreifenden Problem für Dich richtig und zukunftsweisend umgehen kannst.

    Dass Du jetzt Deinen Mann eingeweiht hast, das ist eine grandiose, wirkliche Superleistung!
    Diese Hürde ist genommen - und wahrscheinlich spürst Du jetzt tief in Dir drin, dass es kein Zurück mehr gibt.
    Damit meine ich, dass Du jetzt nur noch wählen kannst: Frei zu sein und "ein gutes Gewissen ist ein gutes Ruhekissen" - oder aber mit schlechtem Gewissen und immerwährender Unruhe an die Flaschen im Keller denken.

    Du wirst nun nach und nach feststellen können, dass auch externe Menschen bei so einer Offenbarung (man muss ja nicht gleich jedem auf die Nase binden, dass man Alkoholiker ist!), dass Du "ein Problem mit dem Alkohol hast" und deswegen jetzt keinen mehr konsumieren möchtest, Dir eher positiv gestimmt entgegenkommen werden. Und die, welche es nicht tun, Dich vielleicht sogar animieren wollen, nun, die haben mit hoher Wahrscheinlich selbst zumindest ein klitzekleines Problem damit, sich ein Leben ohne Alkohol vorstellen zu können ...

    Es ist immer wieder schön für mich, wenn ich von solchen betroffenen Partnerschaften höre und lese, in denen der nichtbetroffene Partner mitzieht und unterstützt!

  • Danke für solche mutmachenden Worte. Wir wissen das der Keller nicht ideal ist. Mein Mann musste heute früh zeitig weg,er war nur über Nacht hier und er hat den Keller verriegelt. Schlüssel hat er mitgenommen und ab nächstes Jahr wird das auch noch geändert..leider muss er bis Neujahr arbeiten, aber ich schaffe das, diesmal ist mir ernsthaft klar geworden, dass der Alkohol mein Leben bestimmt, aber ab jetzt wird sich das ändern. Am 25.12.18 habe ich während ich Wein getrunken habe gewußt, das war dein letzter Wein. Im Moment kämpfe ich mit ein paar körperlichen Wehwechen, aber gut so, merke ich doch dadurch, dass es kurz vor 12 ist. Das mir mein Mann zur Seite steht gibt mir Auftrieb. Ja das Wort...FREI...ist sehr passend, da hast Du recht Dietmar. Das Gespräch mit meinem Mann und seine Reaktion, waren tatsächlich ein tolles Gefühl. Ich danke Euch allen für Ratschläge, gute Wünsche..LG Jutta

  • Liebe Jutta,

    an der Stelle ein kurzes "Blitzlicht", wie sich der Verzicht auf den Alkohol (und der ist bei mir noch nicht sonderlich lang) auf die Beziehung zu meiner Frau ausgewirkt hat. Seit dem ich nichts mehr trinke, hat sich mit zunehmender Zeit wieder eine viel tiefere Verbindung zwischen uns hergestellt. Dadurch, dass ich nicht mehr saufe (trinken finde ich in dem Zusammenhang schon verharmlosend) können wir wieder anders miteinander umgehen und das tut uns beiden gut. Das meine Frau noch immer bei mir ist, empfinde ich als echten Glücksfall, sie hätte auch schon längst gehen können. Ich genieße diese (wieder) neue Erfahrung.

    Wenn Dein Mann Dich unterstützt, dann hast Du in meinen Augen ein großes Los gezogen. Nutze es, wirf es nicht weg und mach was Sinnvolles daraus. Ich finde, es lohnt sich.

    LG
    Matthias

  • Hallo Matthias,
    Du hast so recht. Ich fühle das auch so.In dem klärenden Gespräch, als ich meinen Mann mein Alkoholproblem gestand, sagte er mir das er schon lange drauf gewartet hatte. Es ist schon verrückt, was man sich und den Lieben so antut. Ich muss dann nun endlich schaffen, viel zu lange habe ich mir vorgegaukelt, dass ich alles im Griff hätte. Es muss doch auch ohne Alkohol gehen. Heute ist der 4. Tag mit meinem neuen Bewusstsein und ohne Alkohol und körperlich gehts auch besser. Ich wünsche auch dir selber alles Gute und viel Erfolg. LG Jutta

  • Erstmal 44. dafür, dass Du es durchziehst.
    Zu Deinem Entzug möchte ich Dir aber nur dringend raten - da Du ihn ja "kalt" und ohne ärztliche Begleitung machst -, viel (alkoholfreies ;) ) zu trinken und möglichst nicht alleine zu bleiben. Zumindest sollte jemand regelmäßig nach Dir schauen, denn so ein Krampfanfall kommt, wenn, dann völlig ohne jede Vorwarnung!
    Wie gesagt: Soetwas KANN passieren, muss aber nicht, Das Tückische dabei ist, dass es nicht vorhersehbar ist, wen es wann betrifft. Es ist also nur ein gut gemeinter Rat.

    Ansonsten wünsche ich Dir (und natürlich allen Anderen auch) einen guten und gesunden Rutsch ins Neue Jahr!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox,
    Danke für deine Führsorge, ich trinke ganz viel Wasser und Tee zirka 3 Liter. Fühle mich eigentlich gut, wird jeden Tag besser. Morgens meistens Kopfschmerzen und tagsüber öfter mal schwitzen, aber das wird werden.
    Ich wünsche dir und allen einen guten alkoholfreien Start ins neue Jahr.
    Liebe Grüße Jutta

  • Hi Jutta,
    vielen Dank für deine Zeit und für deine herzlichen Worte zu meinem Beitrag. Deinen habe ich auch gelesen. Zu deiner Frage, ob ich mich meiner Familie gegenüber geoutet habe, fallen mir da zwei Gedanken ein:
    a) Zwischen der Rolle die meine Familie einerseits und dein Freundeskreis andererseits, im Zusammenhang mit unserer beider Alkoholkrankheit spielen, sehe ich gewisse Parallelen. Wie ich schon andeutete, haben meine Kinder, genauso wie deine Freunde, “nicht so ein Problem, zu viel zu trinken“. Der Alkohol erfüllt also bei Ihnen allen -Kindern wie Freunden- die ihm zugeschriebene genussspendende Funktion, die sie auch schadlos in Anspruch nehmen können. So gesehen würde unsere Abstinenz zwangsläufig auch unseren Ausschluss vom gemeinsamen Genuss bzw. von all dem Symbolismus bedeuten, der diesem zugedichtet wird.
    Andererseits bin ich mir absolut sicher, dass meine Kinder sich überhaupt nicht daran stören würden, wenn ich mit ihnen am Tisch sitze und keinen Alkohol trinke; ja sie würden eher spontan auch keinen trinken wollen. Ein Hauch von Krankheit bzw. von Abnormalem würde der Situation trotzdem anhaften, oder?
    b) Um mich zu outen müsste ich selbstverständlich auch eine gewisse Schamgrenze überwinden. Aber es sind letztendlich meine Kinder und da bin ich ziemlich zuversichtlich, dass sie mich nicht nur verstehen, sondern auch unterstützten werden. Viel gravierender sind für mich die Erinnerungen an meine Verlogenheit ihnen gegenüber, an die unzähligen Tage und Situationen, in/an denen ich all vollständiger Vater und Mensch für sie hätte da sein sollen und es nicht getan habe, entweder weil ich total verkatert war, oder, noch schlimmer, weil ich nur gewartet habe, dass sie endlich weg sind, damit ich weiter saufen kann.
    Und wie steht es mit deinen Freunden? Es muss doch welche geben, denen du dich anvertrauen kannst...
    Liebe Grüße
    Albert

  • Hallo!

    Das Thema, wen man alles "einweiht", wird sehr unterschiedlich angegangen. Das eigene unmittelbare Umfeld weiß eh Bescheid, dass man Alkoholiker ist, es sollte schon wissen lassen, dass das Problem jetzt endlich angegangen wird.

    Wen man darüber hinaus einweiht, ist jedem selbst überlassen. Es gibt Alkoholiker, die verfahren mit ihrer Krankheit sehr offen. Ich habe eine restriktivere Vorgehensweise gewählt. Der Kreis der Eingeweihten ist sehr überschaubar. Ich habe es nur Personen erzählt, denen ich auch andere ernsthafte Krankheiten mitteilen würde. Mit dieser Vorgehensweise bin ich bislang mehr als 3 1/2 Jahre gut gefahren.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • So gesehen würde unsere Abstinenz zwangsläufig auch unseren Ausschluss vom gemeinsamen Genuss bzw. von all dem Symbolismus bedeuten, der diesem zugedichtet wird.

    Das würde voraussetzen, dass Ihr Euch lediglich zu Wein-/Whisky- o.ä Verkostungen bzw. Gruppenbesäufnissen treffen würdet. Meine Erfahrung nach über 10jähriger Abstinenz aber ist, dass NIEMAND ausgeschlossen wurde - weder ich als trockener Alkoholiker noch der/die Genusstrinker. Ich habe mich nur bei dem Besuch von Treffen zunächst aus Eigenschutzgründen zurückgehalten und dies auch so kommuniziert.
    Nur Anderen, die wie ich ein problematisches Alkoholkonsumverhalten hatten und noch haben, wurden ... sagen wir mal, "beäugt" und sind dann nach einer Weile "aus freiem Entschluss" nicht mehr gekommen. Aber woran das wohl lag nixweiss0 ;)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hi Greenfox,
    das ist zwar Juttas Thread, aber da du einen Satz von mir zitierst, gestatte ich mir eine kurze Bemerkung dazu.
    Mit dem Konjunktiv “würde“ + “zugedichtet“ wollte ich eben gerade auf die imaginierte Funktion des sogenannten geselligen Trinkens hinweisen. Mir ist schon klar, dass reale Freundschaft nur zwischen Menschen und nicht zwischen Konsumenten von etwaigen Substanzen (auch von nicht einnehmbaren, wie Macht oder Status, z.B.) entstehen kann. Dass es dennoch äußerst problematisch ist, sich von einem bestimmten menschlichen Umfeld auf einmal zu trennen, sagst du ja selber, indem du von “Eigenschutz“ und “zurückhalten“ sprichst.
    Ich glaube, wir sind uns einig, dass es hier nicht um eine kontemplative und entspannte Veranstaltung geht, sondern – wie es in dem von dir unten zitierten Lied steht – um das Tun, dass uns aus dem Elend erlösen soll.
    Ein Lied übrigens, das mich naturgemäß an eine Zeit denken lässt, wo alles hätte anders, menschlicher, schöner laufen können.

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