• Hallo zusammen,

    ich habe jetzt einige Beiträge gelesen und habe das Gefühl, hier sehr wertschätzende Antworten zu bekommen, weshalb ich mich traue zu schreiben.

    Ich bin Anfang 30 und habe seit ca 2 Jahren ein Problem mit dem Alkoholkonsum. Am Anfang waren es einzelne Aussätzer, aber sehr unregelmäßig. Dann kam die Regelmäßigkeit dazu.
    Ich habe nicht den Eindruck, dass ich bereits einen Entzug benötige, aber auf jeden fall benötige ich Hilfe. Ich kann es auch zeitweise sein lassen mit dem Alkohol (ausschließlich Wein), aber ich will weg davon. Ich will nicht mehr an Wein denken. Ich trinke wenn ich Stress habe, wenn ich mich belohnen will, wenn ich Langeweile habe,...

    Ich habe eigentlich ein wundervolles Leben und verstehe mein Problem nicht.
    Einen Besuch bei einer Therapeutin habe ich beim zweiten Termin abgebrochen, weil ich mich absolut verurteilt gefühlt habe, sie Gesagtes durcheinander gebracht hat....ach es war einfach schrecklich und ich hatte mehr Bedürfniss zu trinken denn je zuvor.
    Ich war gewillt es selbst hin zu bekommen und mach mich auch relativ gut. Vom täglichen Konsum bin ich bei ein Mal in der Woche. Leider kann ich mit der Menge überhaupt nicht umgehen und will es am liebsten ganz sein lassen.

    Aber nun hatte ich vor einigen Tagen einen Aussätzer (mit vollem Kontrollverlust) und habe meinen Partner schwer verletzt (seelisch), leider nicht zum ersten Mal. Ich fürchte, dass ich ihn und alles was mir Lieb ist, verliere ...und dann komplett abzurutschen.
    Habe solche Angst davor - mehr vor dem Verlust, als vor dem Abrutschen!

    Vielleicht sollte ich konkrete Fragen an euch formulieren:
    Was kann ich tun um aufzuhören?
    Was macht ihr wenn ihr daran denkt, dass ihr jetzt gerne etwas trinken möchtet? Sofortmaßnahmen!
    Hat jemand einen Tipp wie man seine Beziehung rettet? Bzw. das Vertrauen zurück bekommt?
    Und was mach ich, wenn er mir keine Chance mehr gibt und ich total in ein Loch falle?
    Hat jemand von euch aufgrund des Alkohols seinen Partner verloren?

    Ich bin ziemlich verzweifelt und dankbar für ehrliche Hilfe!

  • Hallo, Bine, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Zunächst möchte ich mich erstmal kurz vorstellen: Ich bin m, 55, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen nun schon seit einigen Jahren trocken.

    Gut, dass Du Dir Gedanken über Deinen Konsum machst.

    Ich kann es auch zeitweise sein lassen mit dem Alkohol (ausschließlich Wein), aber ich will weg davon.
    ...
    Ich fürchte, dass ich ihn und alles was mir Lieb ist, verliere ...und dann komplett abzurutschen.
    Habe solche Angst davor - mehr vor dem Verlust, als vor dem Abrutschen!

    Vielleicht sollte ich konkrete Fragen an euch formulieren:
    Was kann ich tun um aufzuhören?

    Ich möchte hier mal nur auf zwei, drei Dinge eingehen:

    Denk nicht "Ich trinke ja nur Wein", denk "Ich trinke Alkohol". Denn in dem Thread "Ich will mit dem Trinken aufhören. Was tun? Wer hilft mir?" findest Du nicht nur Tipps zu Deiner Frage, sondern auch mal aufgezeigt, wie leicht man sich täuschen kann mit dem "NUR Wein" ...

    Ansonsten empfehle ich Dir auch unsere Linksammlung - hier findest Du viele weiterführende Links mit Tipps und Hinweisen. U.a. auf Suchtberatungsstellen.
    Denn das würde ich Dir empfehlen - Dich mit jemanden dort zu unterhalten. Ein direktes Gespräch kann manchmal hilfreicher sein als so ein Forum wie unseres - und dort ist es anonym (und kostenlos).

    Und "Verlust" und "Abrutschen" gehen oft Hand-in-Hand.
    Hast Du schon mal überlegt, mit Deinem Partner über Deine Gedanken/Überlegungen, die Du hier dargelegt hast, zu sprechen? Das würde ihm zeigen, welche Gefühle Du für ihn hegst (denn dass so ein Gespräch Überwindung kostet, sollte ihm hoffentlich klar sein) und dass Du etwas ändern möchtest. Und mit Unterstützung geht das natürlich leichter.

    Es gibt ein geflügeltes Wort: "Die Sucht bekämpfen kann nur der Süchtige allein - doch alleine schafft er es nicht."
    Und da liegt m.E. eine Menge Wahrheit drin - auch wenn es Menschen gibt, die es alleine geschafft haben. Die überwältigende Mehrheit der Leute, die ICH kenne, haben es nur MIT Unterstützung geschafft.

    Aber: Sie haben es geschafft! Also - nicht verzagen, wenn es nicht auf Anhieb klappen sollte.

    Ich wünsche Dir viel Kraft, ein friedvolles Weihnachtsfest und einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Bine,

    der erste Schritt es sich einzugestehen ist getan.
    Mit hilft, wenn doch mal die Gedanken um den Alkohol kreisen (und ja, Wein wird auch wenn man ihm einen „schönen seidigen Abgang“, „vegetale Note“, „Anflüge von Cassis“ bescheinigt nicht mehr, als ein tödliches Nervengift.

    Ändere Deinen Ort wo Du gerade bist (gewohntes Umfeld zu trinken), trinke eine große Menge Wasser auf Ex, rufe wen an und sie Dir Bilder Deiner Lieben an. Das hilft meistens über den ersten Druck hinweg.

    Zumindest bei mir.

    Du wirst sehen, das Verlangen nimmt ab, aber man muss immer wachsam sein. Nicht traurig, nein froh,
    dass man sich nicht mehr vergiften muss und alles mitbekommt.

    Schöne Feiertage üben Dein Anfang ist gemacht.

    Chapeau.

    Grüße, Outdoorfan

  • Ok. Nächstes Mal nicht vom Smartphone. Die Rechtschreibfehler darfst Du behalten

  • Hallo Bine,

    willkommen im Forum!

    Die gute Botschaft zuerst: Wenn Du tatsächlich „erst“ seit 2 Jahren ein Problem mit Deinem Alkoholkonsum hast, dann ist jetzt noch die Chance, dass Du die Sucht zum Stillstand bringen kannst, sehr, sehr hoch!

    Es liest sich so, dass Du keine Entzugssymptome beim Weglassen des Alkohols bekommst. Wobei man dabei nie sicher sein kann. Manche Symptome treten erst mit einer zeitlichen Verzögerung auf. Ich würde also an Deiner Stelle auf jeden Fall den Arzt meines Vertrauens hinzuziehen und mich mit ihm besprechen.

    Zitat

    Ich will nicht mehr an Wein denken. Ich trinke wenn ich Stress habe, wenn ich mich belohnen will, wenn ich Langeweile habe,...

    Ich habe eigentlich ein wundervolles Leben und verstehe mein Problem nicht.


    Du trinkst ja offenbar den Wein „nicht nur“, weil er Dir so gut schmeckt, sondern wegen seiner Wirkung auf Dich. Trotz schönem Leben möchtest Du Dich „wegbeamen“.
    Weg vom Stress, weg von der Langweile, und weil Du den Rausch als Belohnung wahrnimmst.

    Bei relativ vielen schweren Alkoholikern hat das auch mal so angefangen. Und irgendwann hat dann die Sucht das Ruder übernommen, und die Gründe und Anlässe, warum sie trinken mussten, waren beliebig austauschbar.
    Dein Problem ist also für nasse und trockene Alkoholiker sehr gut zu verstehen.

    Du schreibst, dass Du, wenn Du Wein trinkst, die Menge nicht mehr kontrollieren kannst, was nach den Kriterien für Alkoholabhängigkeit schon einmal den Verdacht auf einen Kontrollverlust aufkommen lässt.
    Es wäre also wirklich sinnvoll, auch an diesem einen Tag, an dem Du doch noch trinkst, auf Alkohol zu verzichten. Zumindest mal eine längere Zeit. Dann siehst Du – nüchtern – weiter. Wenn man mal wirklich zum Beispiel einen ganzen Monat keinen Alkohol getrunken hat, kommen ganz andere Gedanken auf!

    Zitat

    Was kann ich tun um aufzuhören?


    Trotz schlechter Erfahrung mit der Suchtberatung würde ich nochmals einen Termin ausmachen und schon im Voraus um eine andere Suchtberaterin bitten. Die Fachleute dort wissen, dass nicht jede Suchtberaterin zu jedem Klienten passt, und nicht jeder Klient zu jeder Suchtberaterin. Das ist absolut nichts Unbekanntes oder Verwerfliches.

    Darüber hinaus würde ich Dir empfehlen es mal mit einer Selbsthilfegruppe am Anfang zu versuchen. Auch dort werden Dir von erfahrenen Alkoholikern weiterführende und gute Erfahrungen auf dem Weg in die Abstinenz in die Hand gegeben.
    Es gibt auch Akut-Onlinegruppen (mal googlen) – und das Forum hier. (Nur musst Du halt hier im Akutfall auf eine Antwort warten.)

    Meine Vorschreiber haben Dir schon gute Empfehlungen mit auf den Weg gegeben.
    Du solltest einen, besser zwei Ansprechpartner (wegen der Verfügbarkeit) suchen, die Du einweihst und die Dich im Fall von Suchtdruck unterstützend beistehen. In manchen Selbsthilfegruppen gibt es solche Gruppenteilnehmer, die sich dazu bereit erklären und Dir ihre Telefonnummern geben. Oft auch quasi "anonym".

    Zitat

    Was macht ihr wenn ihr daran denkt, dass ihr jetzt gerne etwas trinken möchtet?


    Ich lebe nun schon einige Jahre abstinent. Aber ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich von Suchtdruck (Craving) stark heimgesucht wurde.
    Mir hat das Wissen darüber viel geholfen.
    Suchtdruck kommt –und geht auch wieder.
    Vorausgesetzt man „befeuert“ ihn nicht. Unter „befeuern“ ist gemeint, dass man „nur noch daran denkt, wann, wie, wo usw. man den nächsten Drink herbekommt“.
    Studien haben gezeigt, dass SD i.d.R. maximal ca. 15 Minuten akut auftritt, und dann abflacht. (Such mal dazu nach Craving urge surfing/auf der Welle reiten).
    Es gilt also sich in dieser relativ kurze Zeit abzulenken – oder eben urge surfing zu machen.

    Ich sagte mir dann immer: „Jetzt gerade nicht! Ich warte nun mal ein- zwei Stunden ab, beschäftigte mich derweilen mit etwas anderem. Sollte der SD dann immer noch da sein, habe ich noch genug Zeit mir etwas zu besorgen.“
    Meist war der SD dann komplett verschwunden, wenn ich doch nochmal nach dieser Zeit daran dachte.

    Dabei ist natürlich sehr wichtig, dass Alkohol nicht frei verfügbar und zu jeder Zeit bereit steht, also Dein Zuhause absolut alkoholfrei sein muss, weil Du es sonst sehr schwer hast, der Versuchung zu widerstehen.
    Zu den Sofortmaßnahmen findest Du im I-net viel unter „Skills bei Suchtdruck“.

    Wie Du Deine Beziehung retten kannst. Am besten mit Offenheit und Ehrlichkeit. Der Vorteil dabei ist, dass Du dann auch wahrscheinlich die Unterstützung Deines Partners erhältst, wenn bei Dir mal SD auftreten sollte.
    Und dann natürlich, indem Du ihm zeigst, dass Du aktiv etwas gegen Deine Sucht und die dadurch bedingten Ausfälle tust, sodass es sich nicht wiederholt.

  • Hallo zusammen,

    ich bin sehr bewegt, dass ihr euch so viel Zeit und Gedanken um wildfremde Menschen macht. Vielen Dank dafür!
    Die Tipps von euch sind tolle Hilfestellungen und ich werde alles in Ruhe nachlesen und schaue was sich für mich umsätzen lässt.

    Eine Selbsthilfegruppe habe ich gesucht und werde dort nach den Feiertagen mal hin gehen.
    Eine Beratungsstelle werde ich mal kontaktieren und auch einen zweiten Versuch mit einem Psychotherapeuten werde ich starten, stehe bei einer Praxis noch auf der Warteliste und werde im januar mal nachhaken.

    Mit meinem Partner werde ich sprechen und wenn ihr mir verzeiht, dann weiß ich, dass ich auf ihn bauen kann.

    Bin sehr dankbar nicht alleine zu sein und die Unterstützung von euch ist großartig!

    @Outdoorfan: Vielen Dank. Fehler nehme ich gerne, wenn ich die Sucht hier lassen kann ;) Bin dankbar um die offenen Worte und Unterstützung.

    Ich wünsche euch allen auch wundervolle Weihnachten und vor allem Gesundheit!

    Eure Bine

  • Hallo Bine,

    zunächst einmal finde ich es gut, dass Du hier schreibst.
    Ich bin auch noch nicht so lange hier aber dieses Forum kenne ich schon länger und hier gibt es immer wieder tolle Tipps und Anregungen, die mir schon sehr geholfen haben.
    Zu Deinen Fragen bzgl. wie scheffe ich es mit Suchtdruck umzugehen, hast Du ja schon einige wertvolle Hinweise bekommen.
    Ich trinke seit cirka 5 Monaten keinen Alkohol mehr und bin mehr als zufrieden mit meiner Entscheidung :)
    Der Grund weshalb ich zunächst nichts mehr trinken wollte betrifft auch Deine Frage:


    Hat jemand einen Tipp wie man seine Beziehung rettet? Bzw. das Vertrauen zurück bekommt?
    Und was mach ich, wenn er mir keine Chance mehr gibt und ich total in ein Loch falle?
    Hat jemand von euch aufgrund des Alkohols seinen Partner verloren?

    Ich bin ziemlich verzweifelt und dankbar für ehrliche Hilfe!

    Nun bei mir war eine ähnliche Situation.
    Ich habe nie exzessiv getrunken aber meine Partnerin hat es doch sehr gestört.
    Ich war nie beleidigend oder gar gewalttätig sondern neige eher dazu in angetrunkenem oder betrunkenem Zustand jedem alles recht machen zu wollen.

    Nichtsdestotrotz konnte und wollte es meine Freundin nicht mehr mitansehen, wie ich mir besonders am Wochenende ein Weißbier nach dem anderen reingeschüttet habe. Sie hat mir das auch öfter durch die Blume gesagt und ich habe es einfach nicht verstanden oder verstehen wollen.
    Im Juli dieses Jahres hat sie dann die Konsquenz gezogen und mich nach einem harmlosen Streit verlassen :(

    Der wahre Grund für die Trennung war mir schon bald klar und ich habe erstmals genau nachgedacht schwitz.

    Dabei wurde mir immer klarer, dass ich mich auch selbst unglücklich gemacht habe mit meiner Trinkerei.
    Um meine Freundin wiederzugewinnen habe ich dann zunächst beschlossen eine Zeitlang die Finger vom Alkohol zu lassen.
    Das habe ich ihr auch so geschrieben. Die Antwort war im wahrsten Sinne des Wortes ernüchternd.
    Sinngemäß hat sie mir geschrieben, dass es für sie keinen Sinn macht wenn ich mal für 2 Wochen nichs trinke weil es danach eben wieder so weitergeht.
    Tja und weil ich auch desöfteren in der Vergangenheit für mehrere Wochen oder sogar Monate alkoholfrei gelebt hatte war mir klar, dass sie recht hat.

    Es war auch weniger ihr Problem, dass ich mich ihr gegenüber betrunken deneben benommen hätte, sondern sie wollte mir nicht dabei zusehen wie ich mich immer mehr unglücklich mache mit meiner Trinkerei.

    Das hat mir gezeigt, dass sie mich wirklich geliebt hat und bei innigem Nachdenken hatte sie auch recht.
    Auch ich habe sozusagen ein scheinbar perfektes Leben:
    Guter Job, Gesundheit, soziale Kontakte usw.

    Aber im Grunde meines Herzens war ich unglücklich und der Grund war der Alkhol.
    Ich konnte mich nie an meine eigenen Vorgaben halten und habe immer wieder zum Weißbier gegriffen obwohl ich es mir anders vorgenommen hatte.
    Dadurch ist mein Selbstwertgefühl in den Keller gerauscht und ich bin praktisch immer unzufriedener und auch mir selbst gegenüber grantiger geworden >:(

    Da ich keine körperliche Abhängigkeit hatte war mir klar, dass ich radikal umdenken muss.

    Also bin ich unverbindlich zur Caritas und die haben mir eine sogenannte Motivations- und Orientierunsgruppe empfohlen. Das ist eine Art Selbsthilfegruppe für Abhängigkeiten jeder Art, in der man eine Sichtweise auf sein Problem entwickelt. Das Ganze wird von Sozialtherapeuten betreut und wenn man möchte gibt es auch sogenannte Einzelgespräche.

    Jedenfalls hat das bei mir bewirkt, dass ich erkannt habe, dass ich nur dann aufhöre wenn ich es für mich tue 44.

    Seit dieser Zeit habe ich nichts mehr getrunken und mein Leben hat sich um 1000 % verbessert 44.

    Das hat dann auch dazu geführt, dass ich wieder mit meiner Freundin zusammengekommen bin.
    Sie hat mir auch gesagt, dass sie erkannt hat, dass ich es ernst meine und so ist es auch.

    Ich muss nichts mehr verheimlichen oder mich verstellen. Keine Lügen mehr und nebenbei ist mein Selbswertgefühl wieder da 44.

    Das hört sich jetzt vielleicht ganz locker an, ist es aber nicht.
    Ich habe mich viel mit Alkohol und Alkoholabhängigkeit beschäftigt und viele Bücher gelesen.

    Ich beschäftige mich auch intensivmit meiner persönlichen Entwicklung in allen Bereichen denn die wurde jahrelang durch den Alkohol unterdrückt.
    Jedenfalls habe ich jetzt ein viel besseres Leben, dass ich nicht mehr eintauschen möchte und deshalb hatte ich bis jetzt auch trotz vieler Feiern und Parties nch keinerlei Bedürfniss wieder in meine alten Verhaltensmuster zurückzufallen.

    Meiner Beziehung hat das sehr gut getan. Meine Freundin muss jetzt keine Angst mehr habe, dass ich mich betrinke und ich habe das jahrelang (12 Jahre) nicht gesehen oder sehen wollen in meinem benebelten Zustand.
    Wenn ich jetzt hier in der Rubrik "Angehörige" immer mal wieder lese wie sehr die Partner unter ihren trinkenden Lebensgefährten leiden dann möchte ich das auch nie wieder jemanden den ich liebe antun ;(


    Ich wünsche Dir viel Glück und Erfolg, dass es sich bei Dir ähnlich entwickelt.

    Gruß und schöne Weihnachten

    Changemaker

  • Hallo Bine,

    von mir noch ein verspätetes ganz herzliches Willkommen hier im Forum.

    Ich habe Deinen Thread mal in aller Ruhe durchgelesen und ich finde, Du hast bereits sehr wertvolle Meinungen und Anregungen von anderen Mitgliedern dieses Forums erhalten. Ich kann mich meinen Vorschreibern da komplett anschließen und möchte jetzt nicht nochmal ähnliches schreiben.

    Zu ein paar Aussagen von Dir möchte ich aber meine Meinung sagen:

    Zitat


    Ich habe eigentlich ein wundervolles Leben und verstehe mein Problem nicht.


    Willkommen im Club. Ich bin Ende 40 und wenn ich so zurück denke, dann begann meine Sucht so richtig mit Ende 20. Also so ähnlich wie das bei Dir jetzt ja auch der Fall ist. Da war ich glücklich verheiratet, hatte bereits einen wunderbaren Sohn, einen echt tollen Job, einen wunderbaren Freundeskreis, eine Familie in der es keinerlei Probleme gab und auch gesundheitlich ging es mir bestens. Schicksalsschläge und ähnliches waren mir bis dato auch nicht widerfahren. Warum in aller Welt habe ich nur mit den Trinken angefangen? Und warum konnte ich es, nachdem ich es zumindest erahnt hatte, dass da was nicht stimmt, nicht stoppen?

    Als ich es das erste mal erahnt hatte, war ich noch nicht so tief drin. Meine täglichen Mengen waren noch überschaubar und ich hätte mir sehr viel Elend ersparen können, wenn ich damals kapiert hätte, worum es eigentlich geht. Übrigens, was noch viel wichtiger gewesen wäre, ich hätte meiner Familie (die ja nun wirklich nichts für meine Sauferei konnte) das ganze Elend ersparen können. Sie waren die größten Verlierer meiner Sucht.

    Aber gut bzw. schlecht, ich machte immer nur Trinkpausen. Weil ich ja wusste es stimmt was nicht, machte ich Trinkpausen. Ganz lange sogar, monatelang. Und fing dann wieder an.

    Die Frage nach dem "Warum" ist eine zentrale für mich gewesen. Aber erst nachdem ich aufgehört hatte zu trinken. Und es hat gedauert, bis ich die Antwort darauf fand. Denn eigentlich war kein Grund erkennbar. Noch in den ersten Monaten meiner Abstinez fragte mich jemand, der mich sozusagen betreute, was ich denn denke warum ich getrunken hätte. Ich antwortete, dass ich mir das nicht erklären kann und das bei mir wohl das Sprichwort "wenn dem Esel zu wohl wird begibt er sich auf's Eis" zutreffen müsse.

    Aber, so war es nicht. Es gab Gründe, ich musste nur etwas länger danach suchen. Und ich denke, so wird es bei Dir auch sein.

    Zitat

    Einen Besuch bei einer Therapeutin habe ich beim zweiten Termin abgebrochen, weil ich mich absolut verurteilt gefühlt habe, sie Gesagtes durcheinander gebracht hat...


    Ein Therapeut muss zu einem passen. Ich habe ähnliche Erfahrungen mit meinem Psychologen damals gemacht. Ich sprach mit ihm z. B. über meine mich absolut erdrückenden Schuldgefühle und er meinte nur, ich sollte mich gefälligst wie ein erwachsener Mann benehmen.

    Das hat mich damals schwer getroffen. Aber tatsächlich verstand ich erst viel später, was er eigentlich damit gemeint hatte. Ich war zu dieser Zeit recht weinerlich unterwegs. Kaum wurde es etwas emotionaler, brach ich in Tränen aus. Ich trennte mich damals von meiner Frau und verlor dadruch auch meine von mir über alles geliebten Kinder. Diese Zeit war echt die Hölle für mich, für meine Familie war sie das natürlich nicht weniger, denn sie konnten ja noch nicht mal was dafür. Treffen mit meiner Ex-Frau und meinen Kindern waren ein emotionales Fiasko. Aber dieser Psychologe hatte damals nicht ganz unrecht, denn in dieser Zustand des weinerlichen, schuldbehafteten Ex-Säufers brachte mich natürlich nicht voran.

    Allerdings war dieser Psychologe durch solche Sprüche nicht in der Lage mich zu erreichen. Bei anderen Dingen war er sehr gut, hier allerdings half er mir nicht. Und so suchte ich mir diesbezüglich anderweitig Hilfe. Etwas, das ich Dir auch empfehlen würde. Probiere doch einfach mal einen anderen Therapeuten aus.

    Zitat

    ach es war einfach schrecklich und ich hatte mehr Bedürfniss zu trinken denn je zuvor.


    Tja, da wäre dann wieder die Frage, warum Du so ein Bedürfniss hast bzw. hattest. Es geht also dabei sozusagen um die Gründe für Deine Sucht. Möglicherweise findest Du die Antwort für so ein Verhaltensmuster in Deiner Kindheit. Ich fand meine Gründe genau dort. Und ich möchte betonen, dass ich eine durchaus schöne Kindheit hatte. Trotzdem gilt: "Unter jedem Dach ein Ach". So war es auch bei uns. Meine Eltern beispielsweise trugen nie Konflikte aus, sie wurden unter den Teppich gekehrt oder einfach wegignoriert. Damit hatte ich etwas ganz wichtiges nicht gelernt, nämlich Probleme anzugehen und zu lösen. Und auch zu Dingen zu stehen, die ich fabriziert hatte. Das ist jetzt etwas komplizierter und kann hier nicht in ein paar Sätzen erklärt werden. Jedoch weiß ich heute, dass ich darüber zum Problemlöser Alkohol gekommen bin. Unter anderem, ein paar gesellschaftliche Regeln oder Traditionen spielten sicher auch eine Rolle. Es war wohl ein Zusammenspiel mehrere Faktoren.

    Wenn man es mal weiß, wird einem vieles klarer und bewusster. Ich wünsche Dir, dass Du Deine Gründe finden kannst.

    Zitat

    Und was mach ich, wenn er mir keine Chance mehr gibt und ich total in ein Loch falle?


    Du solltest Dir darüber im Klaren sein, dass Du NUR für Dich zum Trinken aufhören möchtest. Mach es für DICH und für sonst niemanden. Du musst für Dich die wichtigste Person in Deinem Leben sein. Und was sich jetzt so egoistisch anhört ist eigentlich genau das Gegenteil. Denn es ist so, dass Du erst dann für andere da sein kannst, wenn Du mit Dir selbst im Reinen bist. Das war für mich eine meiner zentralen Erkenntnisse. Erst wenn Du Dein eigenes Leben, Dein eigenes Ich geregelt hast, dann kannst Du Dich anderen widmen. Und wenn Du das tust, dann wird Dein Partner enorm davon profitieren. Denn dann hast Du Kraft und Energie, die Du auch in ihm investieren kannst. Und Liebe, wenn ich das mal so sagen darf. Denn ich glaube, dass ein nasser Alkoholiker gar nicht in der Lage ist richtig zu lieben, auch wenn er denkt er würde es. Ich dachte das jahrelang von mir. Ich hatte ja keine Ahnung was Liebe eigentlich bedeutet.

    Zitat

    Hat jemand von euch aufgrund des Alkohols seinen Partner verloren?


    Naja, ich habe kurz nachdem ich trocken wurde meine Frau verlassen. Ich trank die ganzen Jahre heimlich, sie wusste nicht, warum ich über Jahre immer depressiver und abwesender wurde, warum unsere Ehe langsam immer mehr den Bach runter ging. Dann outete ich mich, hörte zum Trinken auf und verlies sie. Das ist nicht einfach zu erklären. Ich sage mal so: ich war mir sicher, dass ich nicht dauerhaft abstinent hätte leben können, wenn ich weiter mit ihr zusammen gelebt hätte. Und mir wurde klar, dass meine Abstinenz für meine Zukunft das wichtigste in meinem Leben sein wird. Und das ich dieser Abstinenz absolut alles unterordnen werde. Denn sollte ich je wieder trinken, würde alles von vorne beginnen und ich weiß nicht, ob dann noch jemals die Kraft hätte, wieder da heraus zu kommen. Deshalb traf ich diese Entscheidung damals. Es war die Hölle für meine Frau, meine Kinder und auch für mich.

    Heute bin ich ein sehr glücklicher Mensch. Meine Ex-Frau und meine Kinder sind es auch, wir haben besten Kontakt. Ich bin mir sicher, dass keiner von uns heute glücklich wäre, wenn ich mich damals anders entschieden hätte.

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass Du Deinen Weg finden wirst. Fokussiere Dich dabei auf Dich, nicht auf Deinen Partner. Wenn es richtig läuft, Du offen mit ihm sprichst und offen über alles redest, dann wird verstehen und Ihr habt sicher eine gute Chance diesen Weg zusammen zu gehen. Wenn nicht, dann gehe ihn alleine und gehe in unbedingt für Dich. Am Ende wirst Du Dein Leben zurück erhalten. Du hast sehr gute Chancen denn Deine Sucht scheint noch nicht so lange zu bestehen. D. h. nicht, dass Du sie unterschätzen darfst, es erhöht jedoch die Chance, dass Du sie besiegen kannst.

    Alles alles Gute und bis bald.

    LG
    gerchla

  • Lieber Changemaker,
    lieber Gerchla,

    vielen Dank für Eure Offenheit. Es bedeutet mir sehr viel, dass ihr so ehrlich schreibt.

    Ja, ich denke auch, dass ich an die Wurzel des Übels muss und damit tue ich mir sehr schwer. Seit Wochen beschäftige ich mich mit mir, komme aber nur in sehr kleinen Schritten voran. Mit Sicherheit brauche ich Hilfe und ich glaube auch, dass da ein Einzelgespräch/Therapie hilft.
    Und ich muss schon sagen, dass auch ihr einen großen Beitragt leistet. Ich schieb es nicht mehr als Kleinigkeit weg, was ich schon in den Griff bekomm, weil ich fürchte das tu ich nicht. Euer Selbstbild zeigt mir das, auch ich kann es Wochen lang sein lassen um dann wieder zu einem Glas oder einer ganzen Flasche zu greifen... :-\

    Auch vielen Dank, dass ihr so offen über Eure Beziehungen schreibt. Auch hier habe ich sicherlich ein Thema, das ich angehen muss.

    Danke Euch auf alle Fälle viel mals!

    Ich hoffe ihr habe schöne Festtage

    Eure Bine


  • Du solltest Dir darüber im Klaren sein, dass Du NUR für Dich zum Trinken aufhören möchtest. Mach es für DICH und für sonst niemanden. Du musst für Dich die wichtigste Person in Deinem Leben sein. Und was sich jetzt so egoistisch anhört ist eigentlich genau das Gegenteil.

    Zu diesem Gedanken nur eine kleine Ergänzung meinerseits:

    Wenn Du mit dem Trinken nicht für Dich, sondern für jemand anderen aufhörst (egal, ob das nun der Partner/die Partnerin oder der Arbeitgeber ist) - was wäre, wenn er/sie sich dann doch in jemand anderen verliebt oder die Firma auch ohne Deine Mitarbeit Pleite geht (soll's ja geben)?? Was dann? Wären das echte Gründe, wieder zu saufen und wieder in das Loch zu stürzen?

    Hast Du aber nur für Dich aufgehört, dann bleibst Du auch bei solchen "Katastrophen" trocken, meisterst sie und lebst weiter.
    Ich war 6 Jahre trocken, als meine Frau sich von mir trennte - und eine Welt für mich zusammenbrach. Aber ich habe keinen Tropfen angerührt und mich nicht zugesoffen.
    Es war für mich nicht mal eine Option - weil ICH nicht wieder zurück in die Hölle Sucht wollte bzw. will!

    War nur so ein zusätzliche Gedanke, der mir beim Lesen durch den Kopf ging ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo zusammen und ein gutes neues Jahr wünsche ich euch.

    Ich hoffe und wünsche euch, dass sich alle Eure Wünsche und Vorsätze erfüllen.

    Ich bin so dankbar für Eure Zeilen, Eure Hinweise und Eure Tipps und bitte Euch noch mal um Eure Meinung und Erfahrung.
    Bisher komme ich Zuhause ganz gut zurecht. Ich habe keinen Wein mehr gekauft und Zuhause auch keinen getrunken und mein Kellerbestand habe ich in Weihnahtcsgeschenke verwandelt. Habe mich etwas über Craving informiert und die Erfahrungen hefen mir sehr. Ich kann in den kurzen Momenten in denen es über mich kommt, meine Gedanken sehr gut umlenken auch wenn die "Lust" natürlich nicht weg ist.
    An Heiligabend und Silvester habe ich jedoch Wein getrunken - in Maßen (in Gesellschaft hatte ich ja aber nie wirklich ein Problem). In den Momenten hat es mir nichts gemacht, im Nachhinein frage ich mich aber ob es nicht kontraproduktiv ist gelegentlich etwas zu trinken.

    Was meint ihr dazu?
    Ich weiß es ist bei jedem individuell, aber mach ich mir etwas vor?

    Weshalb ich es nicht ganz lasse? Naja, in meiner Familie gehört es zu einem schönen Abend, Wein hat für mich etwas mit Genuss zu tun...
    Lass ich mir damit ein Hintertürchen offen?

    Ich weiß ich muss an die Ursache. Bei einem Therapeuten bekomme ich wohl vor Ostern keinen Termin (so die letzte Praxis, die ich erreichen konnte).
    Und vor einer Gruppe habe ich ziemlich viel Respekt. Ich hoffe ich bringe den Mut auf, eine Gruppe aufzusuchen...

    Ich hoffe ihr habt mir einige Impulse.

    Eine gutes Neues!
    Eure Sabine

  • Hallo Bine,

    Du fragst ja nochmal nach Meinungen und Erfahrungen (von denen ich letztere immer deutlich hilfreicher finde).

    Also, mein Vorschlag ist zunächst mal, dass du deinen Faden nochmal von Anfang an durchliest. Und dann zum Schluss nochmal das, was du heute geschrieben hast:

    Zitat

    An Heiligabend und Silvester habe ich jedoch Wein getrunken - in Maßen (in Gesellschaft hatte ich ja aber nie wirklich ein Problem). In den Momenten hat es mir nichts gemacht, im Nachhinein frage ich mich aber ob es nicht kontraproduktiv ist gelegentlich etwas zu trinken.

    Was meint ihr dazu?
    Ich weiß es ist bei jedem individuell, aber mach ich mir etwas vor?

    Weshalb ich es nicht ganz lasse? Naja, in meiner Familie gehört es zu einem schönen Abend, Wein hat für mich etwas mit Genuss zu tun...
    Lass ich mir damit ein Hintertürchen offen?

    Ich würde sagen, da ist die Vordertür noch weit offen, wenn du verstehst, was ich meine.

    Kurz und bündig ist meine Erfahrung, dass ich als Alkoholikerin nicht mehr „ein Gläschen zu besonderen Anlässen“ trinken kann. Und als ich noch nicht verstanden hatte, dass ich Alkoholikerin bin, habe ich es so wie du versucht, und mir nur selber etwas vorgemacht.
    Mittlerweile fehlt mir bei besonderen Anlässen ohne Alkohol auch nichts mehr. Im Gegenteil. Das hätte ich vor ein paar Jahren noch nicht für möglich gehalten.

    Ansonsten haben dir (s.o.) Dietmar, Gerchla und die anderen schon wertvolle Hinweise gegeben und Vorschläge gemacht. Umsetzen kannst du sie aber nur selber.

    Zitat

    Eine Selbsthilfegruppe habe ich gesucht und werde dort nach den Feiertagen mal hin gehen.
    Eine Beratungsstelle werde ich mal kontaktieren

    Wie wärs, morgen mal in die offene Sprechstunde der örtlichen Suchtberatung zu gehen?

    Alles Gute!
    Camina


  • Hallo zusammen und ein gutes neues Jahr wünsche ich euch.

    An Heiligabend und Silvester habe ich jedoch Wein getrunken - in Maßen (in Gesellschaft hatte ich ja aber nie wirklich ein Problem). In den Momenten hat es mir nichts gemacht, im Nachhinein frage ich mich aber ob es nicht kontraproduktiv ist ..Was meint ihr dazu?
    Ich weiß es ist bei jedem individuell, aber mach ich mir etwas vor?

    Lass ich mir damit ein Hintertürchen offen?

    Eine gutes Neues!
    Eure Sabine


    Hallo Sabine,
    Du hast entschieden zu den Feiertagen zu trinken. Es war deine Entscheidung. Für mich ist deine Hintertür ganz weit offen...
    Lg Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Sabine,

    danke für Deine Wünsche. Ich gebe sie gerne an Dich zurück, auch, was die Vorsätze anbetrifft.

    Du bist noch in Deiner Orientierungsphase, in der Du auch für Dich austestest, was gehen könnte – und was gar nicht funktioniert.
    Das eine sind ja die Erfahrungen anderer, bereits abstinent lebender Alkoholiker, etwas ganz anderes die Eigenerfahrung. Die ist m. E. unabdingbar, dass es dauerhaft gelingen kann, die Sucht zum Stillstand bringen zu können.

    Jetzt bist Du in der Phase, in der Du lernst, worauf Du achten musst, damit keine eklatanten Rückfälle kommen.
    Den Alkohol hast Du schon aus Deinem persönlichen Umfeld verbannt, was sicher das einfachste Mittel ist, um dem Craving nicht unverzüglich nachgeben zu können.
    Sicher ist: Suchtdruckt kommt – und Suchtdruck geht auch wieder.
    Am Anfang, als zu Beginn der Abstinenz, ist es wichtig, dass Du Dir notwendige Skills aneignest, um diese dann irgendwann praktisch „automatisch“ ablaufen lassen zu können.
    Dabei ist es völlig egal, was Du anwendest, Hauptsache ist, dass es Dich von Deinen Gedanken an Alkohol erst einmal ablenkt.

    Nun fragst Du, was wir – hier ich – darüber denken, wenn Du ab und an noch „in Maßen“ Alkohol konsumierst.
    Um das zielführend beantworten zu können, muss man die Suchtmechanismen verstehen, und Deine eigenen kennst Du am allerbesten.
    I.d.R. ist es so, dass bereits der kleinste Kontakt (Konsum) zum Suchtmittel – wie es manche plastisch beschreiben – „die Bestie von der Leine lässt“.
    Die Geschmacksexplosion, vor allem aber die für Dein Belohnungssystem sehr schnell verfügbare Ausschüttung Deiner „Glückshormone“ setzt bei Alkoholikern dann ein heftiges Verlangen nach „mehr“ frei – also die Gier, ab dem Moment weitertrinken zu „müssen“.
    Wenn Du … sagen wir einmal 4 Wochen Null Alkohol konsumiert hast, dann haben die biochemischen Prozesse in Deinem Gehirn gerade einmal angefangen, sich zu beruhigen und vielleicht sogar, sich ein wenig wieder in ihrer körpereigenen und natürlichen Funktionen zu regulieren und regenerieren.
    Bringst Du sie an dem Punkt dann durch erneuten Konsum, und sei er noch so gering, erneut durcheinander, beginnt alles wieder von vorn.

    Also von meiner Seite aus ganz klar: Ja, das ist absolut kontraproduktiv, wenn Du Deine Sucht zum Stillstand bringen möchtest, und meinst „gelegentlich in Maßen“ doch noch konsumieren zu müssen.

    Da Du Dich Deiner Beschreibung nach noch nicht so wirklich Alkoholabhängig einschätzt, obwohl mindestens ein paar Kriterien dazu erfüllt sind (Kontrollverlust, Gedächtnisaussetzer (Filmrisse), Entstehung von sozialen Problemen (Partner), Konsum trotz besseren Wissens, usw.) wirst Du jetzt an dem Punkt für Dich herausfinden müssen, was noch möglich ist – oder was, wenn Du bereits eine Abhängigkeitserkrankung hast, gar nicht mehr geht.

    Was spricht denn dagegen, dass Du das einfach mal, sagen wir … die nächsten 6, besser noch 12 Monate ausprobierst, wie es ganz ohne Alkohol ist? Danach kannst Du dann immer noch entscheiden.

  • An Heiligabend und Silvester habe ich jedoch Wein getrunken - in Maßen (in Gesellschaft hatte ich ja aber nie wirklich ein Problem). In den Momenten hat es mir nichts gemacht

    Ist doch alles gar nicht so schlimm - Du hast ja nur in Maßen und nicht in Massen getrunken. Und ausgemacht hat es Dir in den Momenten auch nichts - warum machst Du Dir also Sorgen? Ist doch alles ganz easy. Na, und dass Du bestimmt erst Ostern einen Termin bei dem Therapeuten einen Termin bekommst, tja, kann man halt nix machen.
    Dann kannst Du ja beim nächsten schönen Abend mit der Familie wieder ein Glas Wein geniessen ... oder zwei. Und wenn keine Familie da ist - Du bist doch auch Familie, oder?

    Ironie-Modus aus!

    Du fragst, ob Deine Hintertür offen sein könnte?? Du stehst auf freiem Feld! Und betrügst Dich selbst von Hacke bis Nacke! Du solltest Dir vielleicht nochmal einige von unseren Geschichten hier durchlesen - dann würde Dir vielleicht einiges von dem Selbstbetrug, den Du da beschrieben hast, bekannt vorkommen ...

    Wach auf - und geh zu einer Selbsthilfegruppe und/oder Suchtberatung!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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