Heimliche Entgiftung

  • Hallo

    Ich habe mich gerade angemeldet , weil ich bisher zu meinem fragen und Problemen keine Antwort gefunden habe.
    Kurz zu mir: ich bin 34 , trinke regelmäßig seit ca 3 Jahren und körperlich seit letzen Oktober abhängig. Seitdem ca 1-3 Bier und Max 1/2 Flasche Wodka am
    Tag. Vor ca. 3 Wochen habe ich mich meiner Ärztin anvertraut.war nicht leicht und hat viel Überwindung gekostet. Meine Vorstellung vor dem Gespräch : gute Aufklärung und Möglichkeiten wie ich es schaffe
    Davon loszukommen ohne das es jemand mitbekommt. Ich bin Alleinerziehende mit Partner. Habe auf Hilfe zur Entgiftung zu Hause gehofft . Ich wurde nach Hause geschickt ohne Hilfe oder anderen Möglichkeiten als: stationärer Aufenthalt... bin dann in ein Ziemliches Loch gefallen , weil ich mir „ mehr „ Hilfe erhofft hatte. Ich möchte nicht dass jemand davon erfährt..
    Ich könnte es hinbekommen evtl. Mal 3 Tage zu „ verschwinden“ ohne dass es auffällig wird. Aber reicht das für eine stationäre Entgiftung ? Wie fühlt man sich danach ?
    Ich habe so keine Lust Mehr trinken zu müssen... ich will
    Absolut kein Bier oder Wodka mehr. Körper verlangt es nur so sehr. Ich möchte noch ein Kind und damit auch gerne loslegen , aber so natürliche auf keinen Fall. Also meine Frage/ wie wäre eine sichere Entgiftung zu Hause möglich und/ oder wie lange dauert es stationär mindestens ? Wie habt ihr es Heimlich hinbekommen?
    Lg

  • Hallo DieBibi,

    erst mal herzlich Willkommen hier bei uns im Forum.

    Ich stelle mich mal kurz vor: Ich bin Ende 40, Alkoholiker und lebe jetzt schon mehrere Jahre ohne Alkohol.

    Erst mal möchte ich Dir sagen, dass es sehr gut ist, dass Du Deine Sucht erkannt hast und jetzt aktiv etwas dagegen unternehmen willst. Ebenfalls sehr gut finde ich es, dass Du Dich einem Arzt anvertraut hast. Das ist ein Schritt, der den meisten Alkoholikern sehr schwer fällt. Du bist diesen Schritt bereits gegagen, auch wenn Dir das, was der Arzt Dir dann gesagt hat nicht so ganz Deinen Vorstellungen entspricht.

    Ich möchte erst mal auf Deine Idee, in 3 Tagen heimlich in einer Klinik zu entziehen zu sprechen kommen. Da ist die Zeit dann doch etwas zu knapp. Ist zwar so, dass in der Regel der körperliche Entzug nach ein paar Tagen bis hin zu einer Woche einigermaßen abgeschlossen ist, jedoch ist das individuell unterschiedlich.

    Aber jetzt mal im Ernst. So funkioniert die ganze Geschichte auch nicht. Du darfst Dir das nicht so vorstellen, dass Du da jetzt mal hin gehst, schnell körperlich entziehst und dann ist das Gröbste geschafft. Das Gegenteil ist der Fall. Nach dem körperlichen Entzug, den Du eben wenn es irgendwie geht unbedingt in betreuter Form machen solltest (gibt da übrigens auch noch den ambulanten Entzug, vielleicht wäre das ja auch eine Alternative) geht die eigentliche Arbeit erst los. Ich kann Dir nicht empfehlen einfach selbst kalt zu entziehen. Da spielst Du dann tatsächlich im schlimmsten Fall mit Deinem Leben.

    Dein Problem ist einfach, dass Du es heimlich machen möchtest. Du willst heimlich mit dem Trinken aufhören damit niemand mitbekommt, dass Du jemals getrunken hast. Und da kann ich Dir jetzt mal kurz meine Geschichte erzählen.

    Ich trank sehr viele Jahre abhängig. Viel länger als Du das von Dir schreibst. Ich denke mal, ich werde da auf jeden Fall an die 15 Jahre kommen. Die letzten paar Jahre dieser 15 waren unterträglich. Ich trank mindestens 10 Bier am Tag, meist jedoch noch mehr und oft auch noch Wein dazu. Täglich und bereits am Morgen damit beginnend. Ich war fertig mit meinem Leben. Nebenher hatte ich aber noch meine Familie, Frau und zwei wunderbare Kinder, einen tollen Job und war der Held in unserer Familie.

    UND: Ich trank komplett heimlich. All die Mengen an Alkohol nahm ich heimlich zu mir, selbst meine Frau hat das nicht mitbekommen. Zwar merkte sie, dass unsere Ehe immer mehr den Bach runter ging, dass sie keinen "Zugriff" mehr auf mich hatte. Auf Alkohol kam sie jedoch nicht. Ich hatte mir auch ein wunderbares Doppelleben aufgebaut und so konnte ich es tatsächlisch schaffen, diese enormen Mengen zu trinken, ohne aufzufliegen. Sowas ist sehr sehr selten, denn meist weiß das Umfeld längst, dass jemand ein Alkoholproblem hat bevor derjenige es selbst bemerkt.

    Vielleicht denkst Du mal darüber nach, wie das bei Dir ist? Bist Du sicher das keiner weiß das Du trinkst?

    Nun gut, meine Familie wusste es nicht, was, wie gesagt, äußerst selten vorkommt und ich musste bei meinem Outing meiner Frau auch erst alle meine Alk-Verstecke zeigen, damit sie mir das dann geglaubt hat.

    Was ich Dir aber eigentlich sagen wollte: All die vielen Jahre wo ich trank, hatte ich natürlich immer wieder mal den festen Vorsatz (so wie Du jetzt), mit den Trinken aufzuhören. Und immer dachte ich mir: Da Du ja heimich trinkst, kannst Du auch heimlich aufhören. Und dann bekommt keiner was mit. Eine echte WIN-WIN-Situation sozusagen.

    Ich höre heimlich auf, habe mein Leben wieder im Griff, bleibe der Held in der Familie, verliere nicht mein Gesicht usw. Alles toll alles gut. So schwer kann das dann doch auch nicht sein. Selbstverständlcih machte ich mir dabei keine Gedanken über kalten Entzug oder ähnlichem, ich hörte halt einfach auf. Mehrmals habe ich das getan. Erst in den lezten paar Jahren meiner Trinkerkarriere war mir das nicht mehr möglich, da war ich dann nämlich schon so tief unten, dass die körperlichen Symptome klar zu erkennen waren und ich auch gar keinen Sinn mehr im Aufhören sehen konnte.

    Aber gut, vorher hörte ich mehrmal auf. D. h. ich legte Trinkpausen ein. Mehr wurde da nämlich nie daraus. Anfangs schaffte ich Trinkpausen von mehreren Monaten, später dann Wochen, irgendwann mal nur noch ein paar Tage. All diese Pausen begannen aber immer mit dem festen Vorsatz nicht mehr trinken zu wollen. Einige davon sogar mit dem Vorsatz NIE mehr trinken zu wollen.

    Es misslang immer. Warum? Weil ich keine Ahnung hatte, wie mächtig diese Sucht ist. Weil ich mir mit meiner Heimlichtuerei auch immer ein Hintertürchen offen gehalten habe. Denn als ich dann wieder trank, war für mein Umfeld kein Unterschied zu vorher zu bemerkten. Da war keiner der sagte: Hey, ich dachte Du bist Alki und trinkst nicht mehr? Da war keiner, der wusste das ich Alkoholiker bin und der mir deshalb nichts alkoholisches zu trinken anbot. Da war keiner, der wusste, warum ich beim Geburtstag nicht mit Sekt anstoße und mir ganz automatisch einen O-Saft rüber reichte.

    Und da war dann noch die Sucht, die mir immer sagte: Mensch, jetzt hast Du sooooo lange nichts getrunken, ich habs Dir doch gesagt, Du bist gar nicht süchtig. Kannst ruhig mal wieder was trinken. Kannst ja auch wieder aufhören, siehste ja, hast ja jetzt auch geschafft. Und hey, merkt ja auch keiner, weiß ja auch keiner. Also sei mal nicht so streng zu dir, ein Bierchen geht schon....

    Tja und genau so, fing es immer wieder von vorne an uns wurde immer schlimmer.

    Erst als ich ganz unten war, da habe ich es anders gemacht. Da bin ich zu meiner Familie und habe mich geoutet. Sie fielen aus allen Wolken und mein bisheriges Leben war damit beendet! Das war mir klar, das wusste ich und ich denke dessen bist Du Dir auch bewusst. Ich erzählte es auch meinen Geschwistern und meinen besten Freunden. Und dann gings erst richtig los. Ich ging sofort in eine Selbsthilfegruppe, ich ging zum Psychologen, natürlich auch zum Arzt, ich holte mir noch anderweitig psychologische Hilfe. Um diese gefährlich Sucht irgendwie überwinden zu können. Da war körperlich längst alles prima.

    Schon nach ein paar Tagen hätte ich Bäume ausreißen können, körperlich gesehen. Psychisch jedoch, dauerte es Monate bis ich wenigsten einigermaßen stabil war. Das ist übrigens auch der Grund, warum viele den Weg einer stationären Therapie wählen. Wenn Du nicht mal die Entgiftung in der Klinik machen willst, dann wirst du eine monatelange stationäre Therapie sicher auch komplett auschließen. Ich hatte keine, jedoch sehr viele Einzelmaßnahmen, die ich mir selbst zusamengeschneidert hatte.

    Aber mit verheimlichen wäre das alles natürlich nicht gegangen. Weißt Du, man muss nicht jeden auf die Nase binden das man Alkoholiker ist. Z. B. sollte man sich gut überlegen, ob es Sinn macht das in der Arbeit zu erzählen. Das unmittelbare Umfeld sollte es aber meiner Meinung nach schon wissen. Das ist reiner Selbstschutz. Diese Sucht (ich wiederhole mich) ist verdammt mächtig. Sonst würden nicht Millionen in unserem Land davon betroffen sein und einfach auch nicht mehr davon weg kommen.

    Es ist absolute Minderheit, die es schafft die Alkoholsucht zu besiegen. Da kannst Du Dir vielleicht vorstellen, dass das nicht mit "ich möchte aber dieses nicht und ich möchte auch jenes nicht" funktioniert.

    Bei mir funktionierte es erst, als ich bereit war absolut alles dafür zu tun von dem Zeug weg zu kommen. Ich war auch bereit eine stationäre Therapie zu machen. Und wenn es sein hätte müssen, hätte ich auch landesweit im TV verkündet, dass ich Alkoholiker bin. Mir war das alles egal. Ich wollte einfach nur weg von dem Zeug.

    Bist Du schon so weit? Oder willst Du zwar weg aber zu Deinen Bedingungen? Letzteres wird schwer. Denn die Sucht nutzt jede noch so kleine Schwäche und Lücke aus um Dich bei der Stange zu halten.

    Deshalb würde ich, auch wenn Du Dir das jetzt vielleicht gar nicht vorstellen kannst, offener mit Deiner Sucht umgehen. Und dadurch den Wunsch nach einem abstinten Leben die absolute Priorität in Deinem Leben einräumen. Erst kommst Du und Deine Abstinenz, dann kommt lange nix, und dann Deine Kinder, Deine Familie, Freunde usw.

    Denn Du musst bedenken: Wenn Du weiter trinkst, egal warum, egal aus welchen Gründen Du nicht aufhören konntest, dann wirst Du und damit auch Dein Umfeld, Deine Kinder usw. zu Grunde gehen. So ist das leider.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum und alles alles Gute für Deine Zukunft.

    LG
    gerchla

  • Hallo DieBibi,

    Ich bin 55 und länger trocken, im meinem Umfeld haben es viele Vermutet, das ich ein Alkoholproblem habe.
    Das zum Geheim halten, meine Frau hat an meinen Augen gesehen wenn ich getrunken habe, sie hat nur
    lange nichts gesagt. Ich lebe in einem Dorf in Oberbayern 600 Einwohner, da fällt man halt auf.
    Am Anfang habe ich mich geschämt, was wohl die Leute über mich reden? Hatte auch geglaubt das ich es zu Hause machen kann,
    Entgiften und trocken werden. Bei der Suchtberatung, hat mir meine Beraterin nach dem 3 Gespräch, klar gemacht,
    das ich stationär Entgiften muss und zwar in einer Psychiatrie und voll Stationär entwöhnen muss.
    Das war ein Schock für mich, ich ging in die Psychiatrie und es wurde auch gleich meine Psychischeerkrankung behandelt.
    Dann 14 Wochen in der Salusklinik in Friedrichsdorf, 500 Kilometer von zu Hause weg. Es war eine schöne, gute Zeit, möchte sie nicht mehr missen.
    Ohne Entgiftung und Entwöhnung, hätte ich den Schritt in die Abstinenz nicht geschafft.

    Grüße,
    kossi

    Das Leben leben ohne Alkohol und Medikamente!

  • Guten Abend Bibi,

    willkommen im Forum!

    Vorweg: Allein an der Menge Alkohol, die Du konsumierst, kann man die Schwere eventueller Entzugssymptome nicht festmachen. Es gibt Betroffene, die haben schon mit regelmäßigen 2-3 Bier/täglich heftige Symptome, und andere, die deutlich mehr trinken, haben entweder nur körperliche oder psychische Probleme, oder sogar nahezu gar keine.

    Zitat

    Davon loszukommen ohne das es jemand mitbekommt.

    Deine Ärztin weiß es nun ja schon mal.
    Allerdings, so wie Du schreibst, bekommst Du von ihr keine medizinische, oder vielleicht sogar psychologische Unterstützung. (Für letzteres sind Mediziner auch nicht gezwungenermaßen zuständig.)
    Dass die Ärztin Dir keine unterstützende Medikamente verschreibt, die es natürlich durchaus gibt, spricht einerseits für ihr Verantwortungsbewusstsein als Medizinerin, andererseits scheint sie Dich entweder zu wenig oder aber zu gut als ihre Patientin zu kennen, dass sie darauf nicht eingeht.
    Da ich aus eigener Erfahrung als Alkoholiker weiß, dass in der Situation, in der Du Dich befindest, sich kein Alkoholiker von einem Versuch, kalt zu entziehen, abhalten lässt, gilt für mich die Risiken zu minimieren.

    Du schreibst, dass Du seit ca. 3 Jahren körperlich abhängig bist.
    Wie äußert sich diese körperliche Abhängigkeit bei Dir?
    Welche „Freiheiten“, Dich ganz auf Dich zu konzentrieren, hast Du Zuhause? Da Du Alleinerziehende bist, ist da ja noch ein (kleines?) Kind?
    Gibt es für Dich Möglichkeit wenigstens eine Vertrauensperson einzuweihen, die für Notfälle da ist, bzw. in ständigem (im Zeitraum des Entzugs) Kontakt stehen kann, um nötigenfalls Maßnahmen einzuleiten?
    Hier schon erwähnt wurde die ambulante Möglichkeit eines Entzugs, die im Übrigen immer häufiger in Anspruch genommen wird, je nach Standort.
    Es gibt natürlich auch – wie von Dir angedacht – die Möglichkeit eines teilstationären/ambulanten Entzugs. Meist werden diese über die PIAs (Psychiatrischen Instituts Ambulanzen) der Fachkliniken organisiert. In der Regel wird dabei aber nach z. B. einem kurzen stationären Aufenthalt empfohlen, noch einige Tage regelmäßig ambulant, ggf. sogar ganztägig (zur Nacht Nachhause) anwesend zu sein.

    Wie Gerchla Dir schon schrieb, wird aber alleine ein körperlicher Entzug mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht ausreichen, die Sucht, die vor allem und in aller Regel psychische Ursachen hat, zum Stillstand bringen zu können. Dazu ist dann langwierige therapeutische Unterstützung notwendig, entweder in Einzelsitzungen, oder halt in Gruppentherapien.

  • Hallo
    Ja es war sehr unhöflich auf eure Nachrichten nicht zu antworten. Entschuldige mich dafür schon einmal

  • nach sooo viel lesen , überlegen und planen kommt es für mich nur so in Frage: stationär - alles raus , hoffe auf baclofen zur Unterstützung. Danach will ich nichts mehr mit dem Thema zu tun haben . ... Ich möchte nichts mehr davon hören und mein Leben neu beginnen. ... ich sage bewusst : nur noch 6 Tage Alkohol ... ich freue mich ehrlich gesagt auf Freitag und ein neues Leben

    Wie soll es denn ein "neues" Leben geben/werden, wenn Du Dir schon jetzt etwas vormachst, die rosarote Brille aufsetzt, die Ohrstöpsel reinschraubst und sämtliche Erfahrungen Anderer in den Wind schiesst??
    Wenn Dein Rezept, Dein Weg funktionieren würde - und glaubst Du nicht, dass schon Viele vor Dir auf diese Idee gekommen sind? - meinst Du, es würde dieses Forum geben? Es würden sich so viele Menschen quälen, um von dem Zeug wegzukommen.

    Ich wünsche Dir alles Glück der Welt, dass es funktionieren möge. Aber, um es mit Goethes Faust zu sagen: "Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube."

    Du weisst ja, wo Du uns findest.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Bibi,

    erst mal freut es mich, dass Du nun "so weit" bist und Nägel mit Köpfen machst. Ich wünsche Dir für Deine Entgiftung alles Gute!

    Was Deinen Plan betrifft, anschließend nichts mehr "damit" zu haben zu wollen: Ich habe ja schon viel erlebt und viel gelesen was diese Sucht betrifft. Ich habe auch manchmal Fälle erlebt, wo die überlicherweise als sinnvoll erachteten Wege verlassen wurden und wo der Süchtige es trotzdem geschafft hat.

    In Deinem Fall wünsche ich Dir selbstverständlich, dass alles so aufgeht, wie Du das planst. Aber Du willst ja jetzt dann praktisch Dein ganzes bisheriges Leben als nicht mehr existent betrachten. Wenn ich das richtig sehe, ist Dein bisheriges Leben vom Alkohol und der Sucht dominiert. Klar, sonst bräuchtest Du ja nicht entgiften. Wenn Du dann aber entgiftet hast, möchtest damit nix mehr zu tun haben, d. h. Dein altes Leben, all die Erfahrungen die Du sammeln durftest, vor allem auch die Negativen, sind dann weg. Das alles interessiert Dich dann nicht mehr, weil Du willst ja nix mehr damit zu tun haben.

    Vielleicht ist das vergleichbar mit der Neuformartierung einer Festplatte. Alle alten Daten werden gelöscht und man kann alles noch mal neu bespielen. Komplett neu anfangen sozusagen.

    Also ehrlich, leider lässt sich das Suchtgedächtnis nicht löschen. Es bleibt unser Leben lang. Das ist erwiesen, deshalb ist das eine Sucht, anderfalls wäre es keine.

    Ich habe hier im Forum zwei Dinge schon diskutiert:

    Einmal meine Meinung, dass man seine Sucht nur dann dauerhaft zum Stillstand bringen kann, wenn man sie aufarbeitet. Wenn man sich damit beschäftigt (das muss jetzt nicht zwangläufig über seine SHG passieren, kann aber für viele das Richtige sein) und wenn man seine Vergangenheit als Teil seines Lebens ansieht und aus den negativen Erfahrungen lernt. Gerade die negativen Erlebnisse sind es, die mich heute sehr dankbar und bescheiden haben werden lassen. Beides Eigenschaften, die sehr hilfreich sind das eigene Leben ohne Alkohol positiv zu gestalten.

    Und dann die andere Meinung einiger, die sagen, sie wollen nicht aufarbeiten. Sie sehen keinen Sinn darin zu grübeln, warum und wieso sie getrunken haben usw. Sie legen ihren Fokus vielmehr auf das heute und jetzt und heben immer die positiven Eigenschaften eines Lebens ohne Alkohol in den Vordergrund. D.h. sie gehen durch ihr abstinentes Leben und machen sich immer wieder bewusst, wie viel schöner dieses Leben jetzt doch ist, wo sie nicht mehr trinken müssen. Wieso, weshalb und warum ist ihnen egal, sie sagen, das bringt im Nachhinein ohnehin nichts mehr zu wissen warum man Alkoholiker wurde.

    Ok, diese beiden Sichtweisen kenne und obwohl ich Variante 1 bevorzuge, kann ich Variante 2 durchaus verstehen und auch akzeptieren. Beide Varianten setzten sich aber mit der Vergangenheit außeinander. Variante 1 vielleicht ein wenig tiefer, besonders mit dem eigenen Leben, aber auch Variante 2, denn nur wenn ich die Vergangenheit nicht vergesse kann ich Vorzüge der Gegenwart erkennen.

    Jetzt kommst Du und willst mit allem nix mehr zu tun haben. Variante 3 sozusagen. Diie klingt für mich ungefähr so: Ich trinke nichts mehr und damit basta!

    Und dann kommt wieder die alte Alkoholikerweisheit um die Ecke: Nur nix trinken reicht nicht aus - zum dauerhaften trocken bleiben gehört etwas mehr!

    Aber gut, vielleicht bist genau Du diejenige, die hier mal das Gegenteil beweist. Würde mich freuen für Dich. Aber ums mit Greenfox's Goethe zu sagen: Ich hör die Botschaft auch, und mir fehlt er auch, der Glaube.

    Wünschen tue ich Dir aber, dass Du uns eines Besseren belehrst.

    Alles alles Gute!

    LG
    gerchla

  • Zu greenfox: sorry , aber deine Nachricht wollte mir und meinen
    „ Plänen“ wohl einen Strich durch die Rechnung machen . Für so eine
    Unterstützung hätte ich bei meiner Ärztin bleiben können.
    Das Gute ist: ich weiß was ich kann . Vom leidenschaftlichen Raucher zum
    3 mg e-Zigaretten Raucher und nächsten Monat ohne Nikotin . Vom morgendlichen
    Trinken zu einer mir festgesetzten Menge jeden Tag. ( 3/4 weniger als bisher)Ich weiß was ich kann
    Und hatte mich angemeldet um eine Art Unterstützung und Infos zu sammeln ... und keine Rückschläge. Das Thema ist da zu heiss für mich um mich noch ärgern zu müssen ..

  • Wow - ich würde mich sehr freuen, wenn Du mir/uns beweisen würdest, dass Du "die Eine" bist, die die Erfahrungen der Vielen Lügen straft.

    Ich wünsche Dir viel Erfolg.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo Bibi,

    habe ich Dich jetzt richtig verstanden? Du planst nicht komplett mit dem Trinken aufzuhören sondern möchtest nach der Entgiftung kontrolliert trinken? Das ist mir vorher irgendwie durchgegangen.

    Für kontrolliertes Trinken gibt es eigene Programme, soweit ich weiß. Und ich bin mir auch nicht sicher, ob Du dafür vorher komplett entgiften müsstest oder ob man sich da nicht langsam an sein geplantes Niveau heran trinkt. Aber ok, Du wirst Dich ja intensiv damit beschäftigt haben und schon wissen was Du tust oder nicht tust.

    Jetzt verstehe ich auch, dass Du als zukünftige kontrollierte Trinkerin nix mit Selbsthilfegruppen usw. zu tun haben möchtest. Dort sind ja normalerweise die Menschen, die dauerhauft abstinent leben wollen. Und oft auch die, bei denen kontrolliertes Trinken nach wiederholten versuchen nicht funktioniert hat.

    Also, ich wünsche Dir bei Deinem Unterfangen ganz viel Glück und natürlich auch Erfolg. Mir blieb der Erfolg da versagt, ich hab das mehrmals probiert, allerdings ohne in ein offizielles Programm einzusteigen. Nimmst Du an einem Programm für kontrolliertes Trinken teil, also so mit Anleitung, Trinktagebuch und allem was so dazu gehört oder machst Du das alles mit Dir alleine aus?

    Letzteres habe ich, wie gesagt, mehrmals versucht. Naja, ein paar Tage und mal ein paar Wochen habe ich es immerhin geschafft. Und leider kenne ich tatsächlich niemanden, der es geschafft hat dauerhaft kontrolliert zu trinken. Ich glaube das können nur diejenigen schaffen, die noch nicht süchtig waren. Also die, die zwar Missbrauch betrieben haben und viel zu viel tranken, jedoch noch nicht in die Sucht gerutscht sind. Und ob man süchtig ist oder nicht, das weiß man ja immer erst, wenns halt nicht mehr klappt mit den kontrollieren.

    Ach, und was das Rauchen betrifft. Die beiden Süchte sind nicht gut miteinander vergleichbar. Das Rauchen verändert nämlich nicht den Charakter und die Denkweise des Süchtigen. Die psychische Abhängigkeit ist beim Alkohol eine ganz andere. Deshalb gibt es bei Rauchern auch eine viel höhere Rate der Selbstremission. Viele Raucher hören nach jahrelangem süchtigen rauchen irgendwann einfach spontan, "von selbst sozusagen, wieder auf. Mit ein bisl Aufwand zwar, aber trotzdem vergleichsweise einfacher als beim Alkohol.

    Wie dem auch sei. Ich wünsche Dir viel Erfolg bei Deinem Vorhaben. Ich persönlich zweifle sehr, ob Du da den richtigen Weg gehst, aber es ist Dein Weg und Du allein entscheidest.

    Alles Gute.

    LG
    gerchla

  • Liebes Forum ,
    Ich melde mich nun mal zurück !
    vor 4 1/2 Wochen ging ich zur Entgiftung ins Krankenhaus. Ich bin so froh, dass ich es gemacht habe ! Ich hatte keine Beschwerden bis auf die erste Nacht ab Tag 4. ohne Medikamente abends. Am 5. Tag bin ich nach Hause ohne weitere Pillen. Mir geht es blendend . Ich hatte seit dem ersten Tag im Krankenhaus keine Lust mehr auf Alkohol und das ist bis heute geblieben

  • Hallo ,das soll klappen?
    Ich wünsche es dir,obwohl wozu willst du das denn probieren??

  • Ich kann sagen : ich hab es ( fast) alleine geschafft und mein Plan hat funktioniert. Ich gehe sogar noch weiter: ich werde sogar wieder trinken ... bestimmt nicht in den nächsten Monaten , ... auch keinen einen Wein beim Essen oder Bier beim grillen ... keine shots mehr , niemals alleine und unter der Woche . Niemals mehr als an 2 Tagen im Monat . Diese Regeln habe ich für mich aufgestellt . Wann und ob ich sie jemals testen werde , weiß ich nicht ...

    :lach: oder doch eher :wall:

    Ich weiß es nicht nixweiss0

    Glaubst Du denn, wir sind alle mit dem Klammerbeutel gepudert? Wie oft habe ich überlegt, ob es nicht für meine Familie besser wäre, wenn ich mir nen nassen Strick nehme und mich damit erschiesse, nur weil ich es einfach nicht geschafft habe, von dem Scheißzeug wegzukommen - und dann doch noch nen Versuch und noch einen ... bis es geklappt hat und ich jetzt über 10 Jahre trocken bin. Und in dieser Zeit habe ich auch viele Menschen betreut und begleitet, die es teilweise geschafft haben, aber auch teilweise nicht geschafft haben, von dem Mistzeug wegzukommen ...
    Und da willst Du uns erzählen "Tirili und tirila - ich bin geheilt - war ganz easy"

    :sorry: Fühle mich etwas vera...lbert.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Zitat

    Unglücklich sollte man nicht mit einem Entzug beginnen... das wäre schwierig. ….Ich gehe sogar noch weiter: ich werde sogar wieder trinken ... bestimmt nicht in den nächsten Monaten , ... auch keinen einen Wein beim Essen oder Bier beim grillen ... keine shots mehr , niemals alleine und unter der Woche . Niemals mehr als an 2 Tagen im Monat . Diese Regeln habe ich für mich aufgestellt . Wann und ob ich sie jemals testen werde , weiß ich nicht ...ich halte euch auf dem laufenden

    Schwierig, bei so vielen niemals-nie-nicht nicht unglücklich zu bleiben ;D

  • Hallo Bibi,

    das ist ja schön, dass das alles so wunderbar bei Dir klappt. Und dass Du so zuversichtlich bist und heute schon weißt, wie Du irgendwann mal wieder was und wie viel trinken wirst. Ich freue mich wirklich für Dich und ich wünsche Dir, dass alles so aufgeht, wie Du es vorher sagst.

    Ich möchte Dir eine kleine, wahre Geschichte eines AA-Freundes von mir erzählen. Diese hat dieser mir damals erzählt, als ich ein paar Wochen trocken war. Ich war damals auch ganz begeistert von meinem neuen Leben und so voller zuversicht, auch wenn ich noch viele Altlasten vor mir herschob. Im Gegensatz zu Dir wollte ich aber nicht irgendwann wieder trinken weil mir schon damals der Sinn von Alkohol abhanden gekommen war.

    Er erzählte also von sich. Er war ein sehr guter Erzähler und ich hörte ihm sehr gerne zu. Zu diesem Zeitpunkt war er 15 Jahre trocken. Er erzählte mir von seiner Anfangszeit, als er gerade ein paar Wochen trocken war. Vorher trank er sehr viel hartes Zeug, vor allem Vodka, mindestens 2 Flaschen am Tag und reichlich Bier zum herunter spülen. Er war megastolz das er es geschafft hatte nicht mehr zu trinken. Sein Job brachte es mit sich, dass er etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit in der Welt herum reisend verbrachte. Entsprechend sprach er auch mehrere Sprachen fliesend. Schon damals hat er bei seinen Auslandsreisen, wenn diese länger als dauerten, immer die jeweiligen AA-Meetings in den Städten in denen er nächtigte besucht. Er war gerade mal 2 Monate trocken, da verschlug es ihn nach Japan, ich glaube es war Tokio.

    Auch dort besuchte er eine Gruppe der AA, wie er es von da an bei zahlreichen folgenden Besuchen dann auch immer tat. Bei diesem ersten Besuch erfuhr er von den japanischen AA Freunden von einer AA-Freundin, die einen Rückfall hatte und im Krankenhaus lag. Euphorisch wie er war, bat er um die Adresse um diese AA-Kollegin, die ja nicht mal kannte, besuchen zu können. Er wollte sie motivieren, sich nicht hängen zu lassen und dran zu bleiben. Er sagte mir, dass er so gut drauf war und so positiv dachte, dass er dieser Frau unbedingt seine Geschichte erzählen wollte und ihr so helfen, wieder zu einem trockenen Leben zurück zu finden.

    Und tatsächlich ging er in das Krankenhaus und besuchte diese Frau. Er sprach mit ihr und erzählte seine Geschichte, voller Begeisturung darüber, dass er es geschafft hatte nicht mehr trinken zu müssen. Diese Frau fragte ihn dann, wie lange er denn schon trocken sei. Stolz antwortete er: 2 Monate!

    Sie hat dann rausgeworfen. Sie bat ihn sehr strikt sein Zimmer zu verlassen und wieder zu kommen, wenn er mal 2 Jahre hinter sich hätte.

    Diese Geschichte hat er mir erzählt und er hat mir damals gesagt, dass dieses Erlebnis ihn sehr sehr nachdenklich gemacht hat und es für ihn auch ein Wegweiser für sein künfitiges weiteres Leben ohne Alkohol war. Und für mich hat diese Geschichte eine ähnliche Bedeutung.

    Übrigens, er traf diese Frau bei späteren Aufenthalten in Japan in genau dieser Gruppe wieder. Sie hatte die Kurve wieder bekommen und es stellte sich heraus, dass sie schon häufiger mehrere Jahre trocken war und leider auch mehrere schwere Rückfälle hatte. Bis mein AA-Freund in Rente gegangen ist, sah er diese Frau immer wieder mal wenn er dort war. Seither haben sie aber keinen Kontakt mehr.

    Mit der Geschichte kannst Du anfangen was Du willst.

    Alles Gute wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Leute, ich bin hier raus und melde mich ab... Unterstützung habe ich in diesem Forum nicht gefunden , mich hat es viel zu sehr deprimiert und herunter gezogen ... vielleicht war ich zu „kurz“ richtig abhängig, dass mir das alles leichter fällt. Aber solche Kommentare brauch ich nicht und tun mir nicht gut !vielleicht Neider?! Sorry aber ich versteh es nicht .... ich denke jeder alkoholiker ist verschieden ... ob trinkmenge, erlblich bedingte Veranlagung ,Umfeld , Einstellung, Willenskraft , psychische Beschaffenheit etc. Und diese Faktoren bestimmen doch das Gelingen oder scheitern!.. hier ging es um mich... und ja es gibt Menschen die es genauso geschafft haben und manche eben nicht..
    Mich aber dafür verurteilen diesen Weg zu gehen... so ein Verhalten würde eine psychisch labile Person
    Wieder zum alk treiben... ganz ehrlich... hat mich hier alles zu sehr aufgeregt... mir geht es super und auch nachdem meine unwissende Mutter mir gestern ein Küchenstück mit ordentlich alk hingestellt hatte. Ich wusste nicht dass etwas drin war.Ich hab’s gegessen

  • Gerchla
    Danke für deine Worte !
    Ich gehe mit Zuversicht und einem guten Gefühl weiter
    Und nicht mit der täglichen Angst dass ich morgen
    Wieder trinken werde...

  • Alles Gute Bibi, auf Deinen Post in ein paar Jahren freue ich mich schon jetzt. Ich hoffe, ich bin dann noch hier im Forum aktiv, man weiß es ja nicht.

    Eines noch, zu Deinem Gefühl, dass die Leute Dir hier Deinen Erfolg neiden könnten oder alles schlecht reden wollen: Was mich betrifft und ich denke auch was die anderen betrifft, möchte ich das komplett ausschließen. Im Gegenteil, ich (wir) würden uns sehr sehr freuen, wenn alles so funktioniert wie Du es Dir wünscht und vorher sagst. Und natürlich weiß keiner von uns hier, wie stark Du tatsächlich in der Sucht hingst oder ob Du überhaupt süchtig bist oder "nur" missbrauch betrieben hast. Das wissen wir alles nicht, dazu wissen wir auch viel zu wenig von Dir.

    Das was bei Dir vielleicht als Neid oder schlecht reden herüber kam ist nichts anderes als die Erfahrungen, die wir selbst gemacht haben und die auch andere gemacht haben und mit uns geteilt haben. Siehe die Geschichte meines AA-Freundes. Und leider habe ich und ich denke auch andere, schon ganz viele Geschichten von Alkoholikern gehört (und auch persönlich im Umfeld erlebt), die Deiner sehr ähnlich waren. Und die eben leider nicht so ausgingen, wie Du es bei Dir prognostizierst. Darum, und NUR darum, habe ich auch warnende Worte an Dich gerichtet. Das hatte nichts mit "nicht gönnen" oder "schlauer trockener Alkoholiker sein wollen " zu tun.

    Ich wünsche Dir nur das beste! Viel Erfolg in Deinem neuen Leben und vielleicht schreibst Du ja mal in ein paar Jahren hier und berichtest über Dein neues, tolles Leben.

    LG
    gechla

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