3 monate abstinent

  • ich bin jetzt seit 3 monaten abstinent. keinen schluck alkohol getrunken. in der vorstellungsrunde hab ich mein trinkverhalten beschrieben.
    habe nicht oft bzw nur am wochenende getrunken, dann aber immer die kontrolle verloren. manchmal bin ich aggressiv geworden.
    war jedes mal am nächsten tag depressiv und hatte schuldgefühle weil ich nie nur 2 biere trinken konnte. das ging ungefähr 2 jahre so.

    hatte schon vor einem jahr vor, längere zeit abstinent zu bleiben, aber es hatte nie geklappt.
    jetzt jedoch habe ich 3 monate geschafft. es ist dennoch oft sehr hart. ich habe oft starken saufdruck. dieses verlangen wird durch manche musikstücke, manchmal durch bilder oder erinnerungen an meine exfreundin ausgelöst. dann möchte ich mich einfach nur betrinken bis ich diese gefühle nicht mehr spüre.

    heute ist heiligabend. ich war bei der familie. niemand hat getrunken. ich habe eine flasche alkoholfreien sekt gekauft und diesen mit meinen geschwistern geteilt.
    das verlangen nach richtigem alkohol war auch heute ziemlich stark.

    ich finde es einfach hart nichts zu trinken weil ich das gefühl habe nicht dazuzugehören. in diese gesellschaft, wo doch so gut wie überall alkohol konsumiert wird.

    nunja, wollte nur mal meinen zwischenstand posten. frohe weihnachten euch allen :)

    grüße
    nitram

  • Hi, nitram!

    Zunächst einmal: Ich finde es super, dass Du mittlerweile 3 Monate geschafft hast, obwohl Du unter Saufdruck leidest!

    Respekt 44.

    Allerdings finde ich es schade, dass Du anscheinend immernoch dem Alkohol hinterhertrauerst. Wieso "gehört man nicht dazu", wenn man keinen Alkohol trinkt? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass immer mehr Menschen in meinem Umfeld (vielleicht liegt es daran?) immer weniger Alkohol trinken.
    Selbst mein Schwiegervater und mein Schwager (sind Russen) trinken kaum noch etwas! Und wir können uns alle prächtig amüsieren, ohne uns die Birne zuzukippen.

    Vielleicht machst Du es mal so, wie Bassmann sagt: Versuch Dir darüber klar zu werden, was Dir der Alkohol bringt - welche Vorteile und welche Nachteile.
    Schlechte Gedanken kann man mit Alkohol in die Stratospäre schiessen - yepp. Aber sie kommen mit ziemlicher Wucht zurück, sobald man wieder nüchtern ist.

    Egal: Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Frieden findest und sich Deine Wünsche in Bezug Alkohol erfüllen!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Nitram

    Du hattest jetzt drei Monate ( 44. )keinen Tag mit depressiven Verstimmungen und Schuldgefühlen (und ohne Kater etc), wiegt das Deine doch eher negativen Gefühle des Nicht-Trinkens nicht auf? Kannst Du diese Wochenenden nicht besser nützen und geniessen?

    Ich selber trinke seit 3.5 Jahren nur noch sehr selten und wenn, dann nur sehr wenig Alkohol. Am Anfang kam es mir auch vor, als sei ich die einzige, die nicht trinkt und irgendwie nicht mehr so richtig dazuhehört. Da ich aber unter meinen Trinkgewohnheiten sehr gelitten habe (bei mir war es jahrelang, täglich und häufig bis ich total betrunken war), hatte ich nach dem aufhören nie Suchtdruck, weil ich einfach froh war aus dem Teufelkreis raus zu sein. Und mit der Zeit habe ich bemerkt, dass es erstens meistens doch noch andere Leute in einer Runde hat, die nicht trinken, und es zweitens auch viele gibt, die sehr moderat trinken und mit denen man auch zu später Stunde gute Gespräche führen kann.

    Hingegen habe ich fast etwas Mitleid mit den Leuten, die sich betrinken und freue mich jedesmal, nicht mehr in diese Kategorie zu gehören :) . Da muss ich fast aufpassen, dass ich nicht von oben herab auf diese Menschen sehe - weil ich finde es mittlerweile ziemlich erbärmlich, was zuviel Alkohl aus diesen Leuten macht.

    Ich wünsche Dir, dass Du vermehrt den Gewinn sehen kannst - mal ehrlich, was verlierst Du genau, wenn Du nichts trinkst?


    Lg Mira

  • Hallo nitram,

    zu dem was Du geschrieben hast fällt mir spontan ein: Der Druck muss unbedingt weg!

    Du hast Dir jetzt 3 Monate ohne Alkohol "erkämpft", Du hast dem Suchtdruck widerstanden und Dich dagegen gestemmt. Dafür hast Du meinen vollen Respekt!
    Ich glaube aber das Ziel sollte sein eben nicht mehr kämpfen zu müssen. Du kannst bestimmt viele Kämpfe gewinnen, je nachdem wie stark ein Wille ist. Leider reicht ein verlorener Kampf und schon wirst Du wahrscheinlich alles Erreichte in Frage stellen. Und so ein Kampf ist schnell mal verloren, ich weiß das noch gut von früher.

    Also heißt die Devise: Nicht mehr kämpfen müssen.

    Und ich denke das erreicht man nur, wenn man diese Krankheit genau kennt, sich selbst und sein eigenes Suchtverhalten genau kennt und den ganzen Mist einfach aufarbeitet. Manche schaffen das alleine, manche holen sich Hilfe beim Psychologen, viele machen eine Therapie. Durch dieses Aufarbeiten wird einem bewusst, dass man den Alkohol nicht vermissen muss. Man lernt auch wieder z. B. Spaß zu haben ohne Alkohol. Dieses "nachtrauern" verschwindet.

    Ich kann heute an meine Alki-Zeit zurück denken ohne etwas zu vermissen. Ich kann auch zurück denken und sage: Oh ja, da waren auch echt schöne und lustige Zeiten dabei - MIT Alkohol. Was hatten wir tolle Feiern, was haben wir für lustigen Blödsinn gemacht - ja, es gab auch schöne Situationen / Momente. Denke ich genauer darüber nach, dann waren die fast alle entweder zu der Zeit, wo ich noch nicht süchtig war oder eher ganz am Anfang meiner Sucht. Zum Ende hin gibt es keine schönen Erinnerungen mehr, denn es gab ja immer den Tag danach.... Nicht dass ich einer von denen gewesen wäre, die im Suff randaliert hätten, nö, man hat mir meinen Konsum gar nicht angemerkt. Aber ich wusste was ich getrunken hatte, ich fühlte mich schlecht, ich wollte was ändern und ich versagte ein ums andere mal.

    Heute ist es so, dass ich die lustigen Feiern, den Blödsinn, das gesellige Beisammensein wieder habe. Und in vollen Zügen genießen kann. Aber ohne Alkohol und trotzdem oder gerade deswegen noch mehr als früher. Und ich muss dafür nicht kämpfen denn ich habe mit dem Alkohol abgeschlossen.

    Dazu kommen heute noch viele neue Bekanntschaften und Freunde die ich durch mein verändertes Leben gewonnen habe. Das passiert dann ganz nebenbei. Ich mache z. B. wieder viel Sport, ich laufe sehr viel und habe darüber viele gute Bekanntschaften geknüpft. Wir laufen dann auch mal zusammen, bereiten uns gemeinsam auf einen Wettkampf vor, setzen uns einfach so mal zusammen. Und trinken dabei keinen Alkohol weil wir ja Sportler sind (wohlgemerkt: alles im Hobby und Freizeitbereich). Obwohl keiner der anderen ein mir bekanntes Alkoholproblem hat - es ist einfach ganz normal, dass diese Menschen keinen oder nur äußerst selten mal Alkohol trinken.

    Ich kann mich hier also nur meine Vorschreibern anschließen. Ich kann nicht sehen, dass man ausgegrenzt wird, wenn man nichts trinkt. Vielleicht ist das bei bestimmten Veranstaltungen so, wo sich bestimmte Leute treffen. Aber im "normalen Leben" könnte ich das nicht sagen. Darüber habe ich mir am Anfang meiner Abstinenz irre viele Gedanken gemacht. "Wenn du da hin gehst, da musst du dann ja was trinken" oder "bestimmt wird mir ständig Alkohol angeboten werden, wie komme ich nur aus der Nummer raus", usw. Und eigentlich war es fast immer so, dass ein einfaches "ich trinke keinen Alkohol" vollkommen ausgereicht hat und alles geklärt war.
    Ausnahmen die Saufveranstaltungen - aber diese habe ich einfach nicht mehr besucht und ehrlich gesagt ist das absolut kein Verlust.

    Also fühle Dich nicht ausgegrenzt, fühle Dich viel mehr dazugehörig. Du gehörst jetzt zu den Menschen die keinen Alkohol trinken, Du gehörst zu uns! Du kannst das ja auch mal so sehen. Und ist das nicht viel mehr Wert als im Mainstream mitzuschwimmen?

    Alles Gute und bleib Standhaft!

    LG
    gerchla


  • Ich kann nicht sehen, dass man ausgegrenzt wird, wenn man nichts trinkt. Vielleicht ist das bei bestimmten Veranstaltungen so, wo sich bestimmte Leute treffen. Aber im "normalen Leben" könnte ich das nicht sagen. Darüber habe ich mir am Anfang meiner Abstinenz irre viele Gedanken gemacht. "Wenn du da hin gehst, da musst du dann ja was trinken" oder "bestimmt wird mir ständig Alkohol angeboten werden, wie komme ich nur aus der Nummer raus", usw. Und eigentlich war es fast immer so, dass ein einfaches "ich trinke keinen Alkohol" vollkommen ausgereicht hat und alles geklärt war.
    Ausnahmen die Saufveranstaltungen - aber diese habe ich einfach nicht mehr besucht und ehrlich gesagt ist das absolut kein Verlust.

    Also fühle Dich nicht ausgegrenzt, fühle Dich viel mehr dazugehörig. Du gehörst jetzt zu den Menschen die keinen Alkohol trinken, Du gehörst zu uns! Du kannst das ja auch mal so sehen. Und ist das nicht viel mehr Wert als im Mainstream mitzuschwimmen?

    Alles Gute und bleib Standhaft!

    Hallo!

    Genau so ist es.

    Ich bin jetzt im dritten Jahr abstinent. Ich wurde nirgendwo ausgegrenzt. Ich gehe nur nicht mehr zu Veranstaltungen, bei denen der heftige Konsum von Alkohol im Vordergrund steht. Warum? Weil mich Saufgelage an sich, nicht das Trinken von 2-3 Bieren, stören. Da fühle ich mich vollkommen fehl am Platze.

    Ich kann nur anraten, dich mal gründlich mit unserer Krankheit auseinanderzusetzen durch

    (1) Fachlektüre aus Patienten- und Therapeutensicht

    (2) Internetrecherche zu dem Thema wie diesem oder anderen Foren

    (3) Kontaktaufnahme zur Suchtberatung, um zu klären, ob bei dir ggf. therapeutische Maßnahmen angezeigt sind (z.B. eine ambulante Therapie).

    Mein Blickwinkel veränderte sich nach Befolgung der o.a. 3 Schritte sehr schnell. Warum sollte es dir nicht auch gelingen? Es haben auch schon andere geschafft.

    Es grüßt der
    Rekonvaleszent

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