JeNnY

  • Hallo ihr Lieben
    Möchte mich kurz vorstellen...
    Ich heiße Jenny, bin 30 Jahre alt &
    seit gut fünf Wochen trocken
    (was mir zunehmend schwerer fällt)

    Ich kam vor genau fünf Wochen mit einer schweren pankreatitis (bachspeicheldrüsenentzündung)
    ins KH...lag 2 Tage auf intensiv & dann noch
    1 1/2 Wochen auf normaler Station!

    Natürlich war schnell klar wovon es kam...
    Ich habe drei Jahre, seitdem mein Papa
    (der mein Anker + mein held & mein Leben war) gestorben ist, jeden Tag Korn + Vodka (eigentlich alles was mir in die Finger kam, meistens pur) getrunken! Morgens um acht hab ich angefangen...am Ende war es nur noch anstrengend an Alkohol zu kommen, da es auch ziemlich ins geld ging & ich teilweise schon Freunde anbetteln musste :(
    Ich hab mich selbst nicht mehr wieder erkannt & auch nicht mehr leiden können ... hab mich zurück gezogen & täglich geweint ...

    Dann kam der große Knall...
    Die Schmerzen waren unerträglich & auch die Zeit im Krankenhaus war eine schlimme Erfahrung...ich habe seitdem keinen Tropfen mehr angefasst, bin in engem Kontakt zu meinem Hausarzt & wurde auf schonkost umgestellt! Meine Blutwerte sind wieder Top & im großen & ganzen fühle ich mich gut ...
    Kriege sehr viel positives Feedback von Familie & Freunden...ich wäre wieder ruhiger & lebendiger...nur merke ich täglich, das es sich für mich nicht so anfühlt! Ich fühle mich leer & irgendwas fehlt...ich überlege mit meinem Arzt zu sprechen, das ich vielleicht doch noch eine Zeit stationär in Therapie gehe ...bin lustlos & irgendwie für mich zu nichts zu gebrauchen :(

    Mag nicht wieder Rückfällig werden,
    da ich echt Glück im Unglück hatte & die bauchspeicheldrüse auch beim kleinsten Schluck wieder angeschlagen wäre!

    Es wäre wirklich schön, wenn ihr mir ein paar Tipps / Anregungen geben könntet,
    wie ihr die ersten Monate überstanden habt ...
    Wie es euch da ging ...ob diese leere vorrüber geht...

    Bin für alles dankbar
    Lieben Gruß *JeNnY*

  • Hallo!

    Du hast schon viel unternommen. Du bist entgiftet und stehst im Austausch mit deinem Arzt.

    Warst Du schon bei der Suchtberatung? Ich kann sie nur empfehlen. Sie klären mir dir ab, ob und ggf. welche Therapieform -stationär oder ambulant- für dich ratsam ist.

    Zusätzliche Unterstützung kannst Du in einer Selbsthilfegruppe finden.

    Bei aufkommendem Saufdruck, der stellt sich in den ersten Monaten mit großer Regelmäßigkeit ein, beschäftige dich mit Dingen, die dir Ferude machen. Bei dem einen ist es der Sport, bei den anderen das Basteln o.ä.

    Zugleich halte dir bei Saufdruck einfach mal die Schmerzen von der Bauchspeicheldrüse vor Augen. Allein der Gedanke an starke Schmerzen würde bei mir abschreckend wirken.

    Lies dich mal in Fachliteratur ein. Lass dir ggf. welche von der Suchtberatung empfehlen. Ich rate zu "Alk" von Borowiak und Lindenmeier "Lieber schlau als blau". Es gibt aber auch etliche andere Werke.

    Was machst Du am Wochenende? Füll es am besten mit etwas Sinnvollem aus; etwas was dich fordert, beglückt und ablenkt zugleich.

    Gruß Rekonvaleszent

  • Hallo Jenny,

    willkommen im Forum!

    Eine Entgiftung im „normalen“ Krankenhaus hast Du hinter Dir.
    Leider ist es bei einer Entgiftung in den Allgemeinkrankenhäusern so, dass Betroffene zwar unter stationärer Aufsicht einen Entzug machen können, aber ansonsten eigentlich nichts in Bezug auf die Sucht passiert.
    Bei Dir kommt noch dazu, dass Du einen schweren Verlust in Deinem Leben erlitten hast, den Du mittels Alkohol kompensiert hast.

    Es ist gut, wenn Du jetzt Familie und Freunde hast, die zu Dir stehen und Dich motivieren, weiter „dran“ zu bleiben.
    Meist reicht das allein aber nicht aus, um dauerhaft stabil trocken zu bleiben. Was bei Dir aufgrund Deiner alkoholbedingten organischen Probleme eine Voraussetzung für ein gutes Leben sein wird.
    Die Hilfe durch die Suchtberatung hat Rekonvaleszent schon angesprochen. Dort findest Du qualifizierte und empathische Ansprechpartner, die sich mit Alkoholismus und der Komorbidität auskennen.
    Voraussetzung für eine (sinnvolle!) Langzeittherapie, bei der auch Deine Trauer in begleitenden Indikationsgruppen therapiert werden kann, ist die Vorbereitung und Beantragung der Therapie durch die Suchtberatung. Hier erfährst Du auch, welche Klinik für Dich am besten geeignet ist
    Nicht nur zur Überbrückung kann ich Dir den Besuch einer Selbsthilfegruppe empfehlen. In solchen Gruppen wirst Du noch mal auf einem völlig anderen Level in Deiner spezifischen Problematik verstanden.

    Es ist leider völlig normal, dass Du jetzt immer mehr Suchtdruck verspürst, also das brennende Verlangen wieder Alkohol konsumieren zu wollen. Der Alkohol hatte ja zuvor eine Funktion für Dich. Nur den Alkohol jetzt weglassen verändert nichts an der Ursache, warum Du zu ihm gegriffen hast.
    In manchen Städten gibt es auch die sogenannten PIAs,(Psychiatrische Instituts Ambulanz – spezifisch: Sucht), die sich Form von Tagesklinik zur Überbrückung anbieten.
    Ich kann Dir nur empfehlen selbst aktiv nach begleitender Hilfe zu suchen, weil es alleine zwar durchaus machbar ist, aber sehr, sehr schwer wird.

  • Hallo JeNny,

    zunächst einmal: Das mit der Leere geht vorbei.
    Ich habe diese Leere zwei Mal erlebt, das erste Mal beim Rauchstopp und dann noch einmal, als ich mit dem Trinken aufhörte.
    Für mich war in dieser Phase wichtig eine positive Perspektive zu haben.
    Um die zu bekommen und zu erhalten, las ich z.B. alle von erfolgreichen Ex-Süchtigen geschriebenen Berichte, die ich im Internet fand. Ihre Berichte zeigten mir auf, dass ein erfolgreicher Ausstieg möglich ist und dass trotz aller Aufs und Abs eine Steigerung der Lebensqualität winkt.

    Genau das, was diese Leute an Positivem erfuhren, wollte ich auch erleben. Diese positive Erwartungshaltung trug mich über alle Tiefen hinweg.
    Heute kann ich sagen: Die durch den Suchtausstieg gewonnene Freiheit war jede Durststrecke wert.

    Willkommen im Forum.

    Bassmann

  • Hallo, Jenny!

    Herzlich Willkommen hier im Forum :welcome:

    Ich bin m/Ü50, Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken. Auch mir fiel es anfangs nicht leicht und ich hatte Rückfälle - bis ich mich nach meiner letzten Entgiftung bei mir nach einer passenden Selbsthilfegruppe (SHG) suchte und sie auch fand. Okay - ich wohne in Berlin und hier herrscht kein Mangel an den unterschiedlichsten SHG, es hätte also mit dem Deibel zugehen müssen, wenn ich keine gefunden hätte. In ländlichen Gegenden ist das schon "etwas" schwieriger.

    Jedenfalls fühlte ich mich dann auch nicht mehr allein, sah, dass es Anderen genauso bzw. ähnlich erging/ergangen ist wie mir und konnte von ihren Erfahrungen profitieren.
    Und ich "arbeitete" zunächst mit kleinen Zeiträumen - nämlich immer von einem SHG-Termin zum nächsten. War ein schönes Gefühl (für mich selbst!), sagen zu können: Die letzten Tage habe ich nicht getrunken!

    Ansonsten ist es wichtig, dass Du - so wie es auch schon die Anderen hier schrieben - etwas suchst, mit dem Du die Zeit, die Du früher mit dem Alkohol ausgefüllt hast, sinnvoll und befriedigend ausfüllst. Das kann lesen, Sport, Weiterbildung, Handarbeit ... was auch immer sein.
    Und auch das informieren über unser Problem halte ich für gut.
    Hier kann ich Dir, wie Rekonvaleszent, das Buch "ALK - Fast ein medizinisches Fachbuch" von Simon Borowiak empfehlen. Vor allem deshalb, weil Borowiak selbst Betroffener ist und man ihm seine Arbeit als Autor für die Satire-Zeitschrift "Titanic" beim Lesen anmerkt: es ist sehr unterhaltsam geschrieben, ohne erhobenen Zeigefinger o.ä..

    Halt die Ohren steif, bleib am Ball! Es lohnt sich!
    Und halte Dir nicht nur die Gesundheit etc vor Augen, sondern auch, was Dein Papa dazu sagen, darüber denken würde, wenn Du wieder trinken würdest. Vielleicht wäre das ja auch eine weitere Motivation nixweiss0

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Jenny,

    herzlich Willkommen auch von mir!

    Den Grundstock für ein trockenes Leben hast Du ja jettz schon mal gelegt. Du bist entgiftet und seit einigen Wochen ohne Alkohol. Von dauerhaft trocken kann man da aber leider noch nicht sprechen. Trotzdem finde ich, kannst Du erst mal stolz auf das sein, was Du bereits erreicht hast. Und das sollte Dich auch motivieren jetzt dran zu bleiben. Das Wissen, dass Du, solltest Du wieder mit dem Saufen beginnen, Deine Bauchspeicheldrüse komplett ruinieren wirst und dass Du möglicherweise auch daran sterben kannst, sollte weitere Motivation sein.

    Ich kann Dir jetzt nur mal schreiben, was ich damals so gemacht habe:

    Gerade mal 24 h nach meinem letzten Bier war ich bereits in einer SHG - die darauf folgenden Wochen / Monate verbrachte ich mehrere Tage in der Woche dort. Das hat mir sehr geholfen. Ich konnte mich persönlich mit Menschen austauschen, die es geschafft haben weg zu kommen. Ich traf auch auf Menschen, die ewig weg waren vom Alk und rückfällig wurden und dann wieder weg kamen. Das z. B. lehrte mich den Respekt vor meiner Krankheit. Den hatte ich zwar vorher schon, aber wenn Dir mal ein gepflegter netter Mensch, der neben Dir sitzt erklärt, dass er nach 8 Jahren rückfällig wurde, wieder jahrelang soff und seit 6 Wochen wieder dabei ist erneut trocken zu werden, dann ist das doch nochmal eine andere Hausnummer.

    Gleichzeitig habe ich mich um Termine beim Psycholgen bemüht. Es gab einiges aufzuarbeiten in meinem Leben - ich meine neben meiner Sauferei. Diese hatte ja Gründe, die bei mir nun nicht sofort offensichtlich waren. Ich wollte nicht einfach aufhören mit dem Trinken, ich wollte auch psychisch geheilt werden. Und wer säuft ist m. E. auf jeden Fall psychisch krank. Dieser Prozess dauerte etwas länger - erst mal musste ich einen Termin bekommen und dann gab's noch viele Folgetermine. Das war alles nicht einfach, der Psychologe schien mich auch nicht zu verstehen.... Heute sehe ich das etwas anders - gut, dass ich ihn hatte.

    Dann traf ich mich regelmäßig mit einem Mönch. Ein Seelsorger sozusagen. Ein Mensch, dann ich während meiner nassen Zeit mal kurz kennengelernt hatte. Nur so am Rande. Und der mir trotz meiner Promille in Erinnerung blieb. Als jemand, der so unglaublich ausgeglichen gewirkt hat. So zufrieden mit sich und seinem Leben. Und da ich auch so werden wollte nahm ich Kontakt auf und fragte nach, ob er bereit wäre mit mir zu reden. Mit Gott und Glauben hatte ich übrigens absolut nix am Hut.

    Er war bereit und wir trafen uns sehr viele male. Es ging nie um Gott oder Glauben, es ging immer um meine Krankheit, um mich, um mein Leben und meine Probleme. Nun, dieser Mensch hat mir vielleicht das Leben gerettet. Sicher ein eher unkonventioneller Weg den ich da völlig unbewusst gegangen bin, aber vielleicht gibt es auch für Dich unkonventionelle Wege raus aus der Sucht.

    Ebenso habe ich mich sofort geoutet bei meiner Familie und auch bei mir nahe stehenden Menschen. U. A. auch bei meinem besten alten Freund. Und auch mit ihm fanden zahlreiche Gespräche statt. Diese waren fern von psychologischen Feinheiten, sie waren eher pragmatisch, eben ganz anders. Mein Freund hat seines dazu beigetragen, dass ich stabil wurde.

    Hierher, in dieses Forum, fand ich erst nachdem ich schon längere Zeit trocken war. Ich kam hier nicht in einer Notsituation an sondern aus reinem Interesse und dem Wunsch mich weiter austauschen zu wollen. Und auch helfen zu wollen, wenn es möglich ist.

    Alles Gute wünsche ich Dir und einen guten Austausch hier im Forum. Bleib' dran, überlege ob Du nicht schnell eine Therapie anfangen kannst. Es wartet ein wunderbares Leben ohne Alkohol auf Dich!

    LG
    gerchla

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