Downgrade.

  • Hallo liebe Mitstreiter.

    Habe mich gerade angemeldet und werde mich zuerst einmal vorstellen. Ich bin 56 Jahre alt. Und schon seit einigen Jahren geht mir mein Alkohol Konsum mächtig auf die Nerven. Ich habe stellenweise mit dem Maßhalten einige Probleme. Ich muß und will sozusagen "downgraden". Also reduzieren. Von absoluter Abstinenz ist bei mir nicht die Rede. Ich habe keine Probleme mit der Gesundheit. Sprich die betreffenden Blutwerte sind zwar angestiegen die letzten Monate, aber noch im "grünen Bereich" laut Aussage meines Hausarztes und dem Vergleich der letzten 5 Jahre. Lasse mich jedes Jahr testen mit großem Blutbild. Um das in den Griff zu bekommen muß ich mich dem Problem Alkohol Konsum stellen. Es ist ein Problem. Das weiß ich. Übrigens trinke ich nur Wein. Aber z.Zt oft 5 Flaschen a 0,75 Ltr. auf die Woche verteilt. An mindestens 2 Tagen trinke ich nur ganz normales Wasser. Im Sommer nur Radler oder mal einige Schwarzbier beim grillen. Bier selten und nur wenn es extrem heiß ist im Sommer. An den Tagen an denen ich Wein trinke fahre ich sobald ich etwas merke meinen "Pegel" mit Wasser wieder herunter. Hochprozentiges gibt es bei mir nicht.

    Trotzdem möchte ich reduzieren und mir hier einige Inspirationen dazu holen. Alkohol zählt nun mal zu den Genussmitteln. Übermässiges trinken hat mit Genuss nichts mehr zu tun. Ich trinke nur nach Feierabend. Beruflich ist bei mir 0% angesagt. Habe da auch keine Schwierigkeiten damit. Eher das Gegenteil. Habe auch ein sehr gutes Alkohol Messgerät zu Hause. Ja ich teste mich auch selbst. Das nimmt schon fast pathologische Züge an. Weiß ich. Wenn nur nicht dieses Verlangen nach dem guten Geschmack von gutem Weißwein wäre. Zu allem Übel wohne ich nicht weit von guten Weinkellern. Habe aber höchstens 2 gute Flaschen im Kühlschrank. Anmerken sollte ich noch, das wenn mein Lieblingswein nicht da ist, ich auch kein Verlangen nach Alkohol verspüre. So wie beim Rauchen. Ich rauche auch. Eine spezielle Sorte Naturtabak. Bekomme ich nicht überall. Ist sie nicht vorhanden, dann rauche ich eben nicht. Zigaretten habe ich auf 10 Stück pro Tag reduziert. Seit einigen Jahren schon.


    Liebe "Reduzierer". Gibt es ein Erfolgsrezept ?

    Gruß
    Blaumann

    Einmal editiert, zuletzt von Blaumann (18. März 2017 um 10:43)

  • Hallo, Blaumann, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum!

    Als Betroffener, der seit fast 9 Jahren trocken ist, weil ich mit der von Dir angestrebten Reduktion absolut keinen Erfolg erzielen konnte, kann ich leider nicht mit einem "Erfolgsrezept" aufwarten.

    Zumal Du ja eigentlich gar kein Problem hast - jedenfalls Deiner Schilderung nach: nur Wein, nur in Maßen (0,75 l/Tag, dazwischen 2 Wassertage), bist zwar Mitglied im Whiskey Club, trinkst ihn aber nicht, trinkst überhaupt nur nach Feierabend, und wenn, dann nur edle Tropfen ... etc. Auch das Rauchen hast Du voll im Griff und reduziert, nur Naturtabak.

    Klingt alles sehr kontrolliert/unter Kontrolle.

    In meinen Augen hat das Ganze nur einen Haken: Du hast Dich hier angemeldet.
    Scheint also alles nur Fassade und/oder Selbstbetrug zu sein und es ist doch nicht alles soo unter Kontrolle ...
    Aber ich habe keine Glaskugel ...

    Wie gesagt: Leider kann ich nicht mit einem Erfolgsrezept in dem von Dir gewünschten Sinne aufwarten.

    Gruß
    Greenfox


    PS: Ähnliche Geschichten wie die Deine habe ich schon mehrfach gehört: sowohl auf Entgiftungsstationen als auch bei der Langzeittherapie.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen Blaumann,

    Wenn nur nicht dieses Verlangen nach dem guten Geschmack von gutem Weißwein wäre.

    was du m.E. in aller Ehrlichkeit für dich klären musst, ist die Frage, ob dein Verlangen nach Weißwein nun tatsächlich dem Geschmack oder vielleicht doch eher seiner Wirkung geschuldet ist.

    Falls du zu dem Schluss kommst, dass es am Geschmack liegt, dann solltest du dir vergegenwärtigen, dass dein derzeitiger Konsum das Dreifache der allgemein für gesundheitlich unbedenklich gehaltenen Menge beträgt.
    Du schädigst deinen Körper also, indem du deinem Verlangen nachgibst.

    Ist der gute Geschmack das wert? (Und kannst du deine Hand dafür ins Feuer legen, dass du allein des guten Geschmacks wegen eine solche Schädigung in Kauf nimmst?)

    Ich selbst bin nach meinem viele Jahre andauernden Alkoholmissbrauch zwar auch nicht zu einem Abstinenzler geworden. Aber ich denke, dass eine Reduzierung der Konsummenge nur dann möglich ist, wenn man sich selbst gegenüber absolut ehrlich ist und es schafft, die Muster der Abhängigkeit und die eigenen -oft sehr falschen Vorstellungen- über „Genussmittel“ zu erkennen, um diese dann zu verändern/zu durchbrechen.

    Alles Gute
    Bassmann

  • Hallo Greenfox,

    Danke für die Willkommens Grüße.

    Ja 5 Flaschen Wein verteilt auf die Woche. Zur Zeit jedenfalls. Ich denke aber die letzte Zeit öfter darüber nach was meinen Konsum betrifft. Vorausgegangen waren für mich zwei einschneidende Erlebnisse vor ein paar Tagen. Meine Frau war 4 Wochen bei Verwandten zu Besuch bzw. etwas Urlaub machen. Diese wohnen etwas weit weg, weshalb sie nicht so oft hinkommt. In dieser Zeit habe ich den Wein selbst besorgt. Sonst bringt meine Frau auf Nachfrage den Wein immer aus dem Markt mit. Sie bringt auch das Leergut zurück. Und genau da liegt der Punkt. Ich habe die leeren Flaschen halt 4 Wochen gesammelt. Fein säuberlich in der Speisekammer. 20 leere Flaschen. In 4 Wochen. Als sie zurück kam meinte Sie nur ob ich eine Party veranstaltet hätte. Im Spaß natürlich. Das hat mir erstmal vor Augen geführt was das für eine Menge ist. Ist der Monat etwas länger dann sind das 22 Flaschen. Das wären bei 0,75 Liter pro Flasche etwa knapp 200 Liter Wein im Jahr.

    Gut im Sommer trinke ich viel weniger Wein. Dafür öfter mal ein dunkles Bier. Dann sagt mein Hausarzt noch das meine Blutwerte leicht erhöht sind. Das wundert mich jetzt nicht mehr. Wenn man immer nur ein angebrochenes Fläschlein Wein im Kühlschrank sieht, macht man sich keine großen Gedanken. Stell dir vor der Hausarzt würde sagen: Könnten sie ihren Jährlichen Verbrauch von 200 Liter auf 150 Liter herunter fahren. Ich würde sagen ja besser auf 100 Liter. Das muß reichen. Ich habe halt den Blickwinkel geändert und erkannt das es da ein Problem gibt bei mir. Egal was diese ganzen Wissenschaftler für unproblematisch halten.

    Übrigens gehe ich seit Jahren auf keine Weinfeste mehr. Was ich dort Stellenweise sah, hatte mit Genuss auch nichts mehr zu tun. Mich eingeschlossen. In "guter" Gesellschaft. Alles "honorige" Bürger. Mehr als angeheitert. Das sind meine eigentlichen Gründe warum ich hier bin. Auch um mich auszutauschen mit Menschen die gemerkt haben das da ein Problem be/entsteht. Die Erkenntnis soll ja bekanntlich der erste Schritt zur Besserung sein. Vielleicht bin ich ja auch in das Alter gekommen wo man vieles vergangenes hinterfragt. Manches hinterlässt dann ein mulmiges Gefühl. Ich gehe die ganze Problematik mal an und reduziere konsequent den Genuss. Heute mal mit Wasser.

    Gruß
    Blaumann

  • Guten Morgen Bassmann,

    ja du hast Recht. Genau dort liegt mein momentanes Problem. Es ist nicht "nur" der Geschmack. Es betrifft auch die Wirkung. Etwas "angeheitert" sein zu wollen beim "genießen". Etwas "entspannen" dabei. Und da kommt das Verlangen mit ins Spiel. Und die Angst das Verlangen könnte weiter steigen irgendwann. Es ist ja schon zu hoch. 5 Flaschen in der Woche sind eindeutig zu viel. Das komischste kommt aber noch dazu. Ich habe immer wieder Zeiten gehabt, wo ich mich nach einiger Abstinenz ( kein Verlangen ) fast regelrecht zwingen musste einen Wein zu trinken. Es wäre auch ohne gegangen. Die ersten Tropfen haben noch nicht mal geschmeckt.

    Ich denke mir wird es auch nicht zu schwer fallen jetzt zu reduzieren. Doch möchte ich dann nicht irgendwann wieder zurückfallen in das alte Strickmuster. Mein Ziel wäre die Hälfte des jetzigen Konsums. Das verteilt auf die Woche mit 2 abstinenten Fastentagen dazwischen. Zur Zeit fasse ich auch Wein mit "wenig" Alkohol ins Auge. Es gibt ja schon erstklassige Produkte die nur 5,5% Alkohol haben. Löst zwar nicht das Problem mit dem Verlangen, reduziert aber die Wirkung und kommt der Gesundheit etwas entgegen. Fast schon ein Alkohol Placebo.

    Triftige Gründe zum trinken der Wirkung des Alkohol wegen hätte ich eigentlich keine. Weder psychisch, Familiär noch berufl. wie Dauerstress oder dergleichen. Meine Frau trinkt überhaupt keinen Alkohol. Die Tochter höchstens mal einen Drink auf einer Party. In meinem Elternhaus ( 5 Geschwister ) hatte bis auf meinen Vater niemand was mit Alkohol am Hut. Mein Vater hat es aber im Alter von Ende 50 einfach sein lassen. Von jetzt auf nachher. Noch nicht mal Schokolade mit Traube/Rum drin. Er wurde immerhin fast 90 Jahre alt.

    Wie hast du es eigentlich geschafft zu reduzieren. Wie bist du vorgegangen. Wie hast du dich mit dem Problem auseinander gesetzt. Du schreibst ja du bist zu keinem Abstinenzler geworden. Also denke ich mal du bist jetzt wieder "normaler" Konsument. Mit Maß und Ziel sozusagen. Das Problem "Verlangen" habe ich jetzt mal für mich zur Kenntnis genommen und akzeptiert. Wie könnte ich die Muster der Abhängigkeit wie du trefflich
    geschrieben hast verändern/durchbrechen.

    Gruß
    Blaumann

  • Zitat

    die Angst das Verlangen könnte weiter steigen


    -Ich finde mit Genuss hat das weniger zu tun wenn man Angst davor hat.

    Zitat

    Es wäre auch ohne gegangen. Die ersten Tropfen haben noch nicht mal geschmeckt.


    -Das kann die "Sehnsucht" nach dem "angeheitert" sein, bedeutet das man angeheitert sein will egal ob es schmeckt oder nicht.

    Du kannst mir natürlich dagegen sprechen wenn ich nicht richtig liege, ich kenne es eben nur von mir :-\

    Zitat

    Wie hast du es eigentlich geschafft zu reduzieren. Wie bist du vorgegangen.


    -Naja ich kann nach ca. einer Woche ohne Alkohol noch nicht sagen das große Ziel ist erreicht, natürlich soll es noch weiter gehen und das lesen der Storys hier im Forum bestärkt mich in meinem Tun, die Finger momentan vom Alkohol fernzuhalten.

  • Hallo Blaumann,

    meine Abhängigkeit vom Alkohol (aber auch vom Nikotin) bestand in der Vorstellung, dass mir diese Suchtmittel trotz ihrer Nachteile Lebensqualität verschaffen.
    Zum Beweis des „Nutzens“ meiner Suchtmittel reichte mir in meinem damaligen Irrglauben ein einfaches Experiment: Ich musste nur meine Nikotin-/Alkoholdröhnung aussetzen oder reduzieren, und schon ging es mir schlecht.

    Irgendwann erkannte ich, dass es mir nicht durch den Konsum meiner Suchtmittel gut ging, sondern dass ich sie konsumieren musste, damit es mir nicht schlecht ging. Auf der anderen Seite würde es mir ohne Suchtmittel jedoch nicht schlecht gehen, wenn ich mich nicht vorher süchtig geraucht und getrunken und mich auf diese Weise „angreifbar“ gemacht hätte. (Sucht wehrt sich mit Entzugserscheinungen, wenn sie nicht befriedigt wird.)
    Und so beißt sich die Katze in den Schwanz.

    Bleibt nur eine Lösung: Raus aus der Abhängigkeit.
    Das war für mich in erster Linie ein Schritt, der im Kopf passierte. Seit diesem Tag erwarte ich nichts mehr von Suchtmitteln, sondern hole mir das, was ich brauche, anderweitig und ohne Gefahr des Süchtigwerdens.

    In Bezug auf das Nikotin bin ich zum Abstinenzler geworden. Was den Alkohol betrifft, wollte ich nicht bei jedem Hustensaft, Tortenstück usw. erst eine chemische Analyse durchführen, bevor ich konsumiere. Deshalb probierte ich, ob ich ohne Rückfall mit geringen Mengen leben kann.
    Das klappt.
    Ich war und bin mir aber nicht sicher, ob sich nicht irgendwo ein Quäntchen Sucht versteckt. Deshalb habe ich mich anfangs ganz penibel an die empfohlenen Grenzwerte gehalten.
    Heute trinke ich automatisch sehr wenig. Denn mittlerweile finde ich es unangenehm, wenn ich die Wirkung von Alkohol spüre.

    Gruß
    Bassmann

  • Hallo Blaumann,

    willkommen in diesem Forum.
    Als „Mitstreiter“ sehe ich mich selbst jetzt allerdings eher nicht, weil ich längst keinen „Streit“ mehr mit meinem Alkoholkonsum habe. ;)
    Du schreibst, als hättest Du „eigentlich“ gar kein Problem mit Deinem Konsum. Auch, weil die Betonung auf dem „geschmacklich so guten“ Weiswein liegt.
    Lesen tut es sich für mich dann wieder anders.

    Weil, hättest Du kein Problem, dann wär’s ja bei Deinem vermeintlich geringfügigen Konsum überhaupt kein Problem schlicht darauf zu verzichten, oder schlimmstenfalls mal einige Wochen den Wein wegzulassen.
    Die Blutwerte, ich nehme an, damit meinst Du die Leberwerte (?), sagen relativ wenig bis gar nichts über die tatsächlich durch den Alkohol entstandene Schädigungen, wie z. B. Herz, aus.
    Es gibt auch zirrhotische Leberschäden, die zu so gut wie keine erhöhte Wert führen (bei Abstinenz).

    Vielleicht hast Du Dich schon ins Forum eingelesen, dann wirst Du wissen, dass dieses „ich trinke „nur“ dies und das" eine beliebte Konsumform ist, um sich selbst zu täuschen. Weil es nämlich im Prinzip egal ist, in welcher harten oder milden Forum Alkohol konsumiert wird. Es geht ja ausschließlich um den tatsächlichen Reingehalt an Alkohol, und der ist z. B. bei Wein für 100 ml (was ist das schon? ;) ) höher (8,8 gr.), als bei einem Glas Tequilla (6,1 gr.).

    Reduktion ist immer gut, und zumindest ein guter Anfang.
    Allerdings, das hat Dir u. a. schon Greenfox geschrieben, für viele, auch für die sogenannten Missbraucher, die also nach fachlicher Definition noch nicht alle Kriterien für die Suchtkrankheit erfüllen, schlicht nicht mehr realisierbar.
    Der reduzierte, permanente Konsum des Suchtmittels führt zu Verlangen (Suchtdruck) nach mehr.
    So vergehen oft viele wertvolle Jahre, bis Betroffene erkennen können: Entweder überhaupt nichts mehr – oder weiter der Bahn abwärts in die Sucht. (Was man dann Suchtspirale nennt.)

    Du fragst nach einem „Erfolgsrezept“ für Alkoholreduktion? Ja – im Prinzip – gibt es das. Nämlich das sogenannte Kontrollierte Trinken, das man in Kursen (natürlich bezahlte ;) ) erlernen kann.
    Da führt man dann so eine Art Konsumtagebuch, das je nach Selbstbetrug mal ehrlicher und mal weniger ehrlicher ist.
    Viel Aufwand um über etwas Kontrolle ausüben zu wollen, über das der Betroffene ganz offensichtlich rein rational betrachtet keine Kontrolle hat.

    Hier in diesem Forum triffst Du ja vor allem auf Betroffene, die sehr viel eigene, aber auch beobachtend von außen, Erfahrung mit der Sucht, ihrer Entstehung, ihrem Werdegang und leider oft auch mit dem unweigerlichen Untergang von anderen Betroffen gemacht haben.
    Verständlicherweise kann niemand außer Dir selbst beurteilen, „wo“ Du in Deiner Alkoholgeschichte tatsächlich stehst.
    Und verständlicherweise aufgrund der vielen Erfahrungen mit KT (Kontrolliertem Trinken), wird niemand raten wollen, dass Du es über diese Schiene versuchst.
    Einschlägige Erfahrungen damit sagen lediglich aus, dass es bei einem sehr geringen Prozentsatz bei Betroffenen, die aufgrund ihres permanenten Alkoholmissbrauchs erst einmal damit probiert haben, wirklich funktioniert.
    (Ich habe direkten Kontakt zu Betroffenen in einer KT-Selbsthilfegruppe, in der ungefähr die Hälfte relativ regelmäßig zur Entgiftung muss, um dann wieder von vorne anzufangen. Die andere Hälfte trinkt angeblich „kontrolliert“, aber mit Erfahrung sieht man dann schon den Dauerkonsum deutlich an.)

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch hier im Forum, und ich wünsche Dir, dass Du bei all den Voraussetzungen, die Du mitbringst (Selbsterkenntnis, stabile gute soziale Verhältnisse, guter Job, Führerschein, usw.) die richtigen Schlüsse für Dich ziehst.

  • Erst mal Danke für die Antworten.

    Angemon

    nein möchte nicht widersprechen.

    Bassmann

    du schreibst: "Deshalb probierte ich, ob ich ohne Rückfall mit geringen Mengen leben kann."

    Genau dort versuche ich die nächste Zeit mal anzusetzen.

    @Dietmar

    Ich bin gerade dabei herauszufinden wo ich wirklich stehe. Was Realität ist und was reines Wunschdenken.
    Diesen Montag und Heute war Wasser angesagt. Wein war diese Woche auf 3,5 Flaschen a 0,75 Ltr. reduziert. Wichtig wird werden das Limit zu halten. Vor dem Weinregal inne halten und überlegen ob es jetzt wirklich nur um den Genuss geht. Wein steht übrigens noch im Kühlschrank. Zum trinken ist mir kein triftiger Grund eingefallen. Weder Genuss noch einen guten Tropfen zum Mittagessen. Abscheu aber auch nicht. Disziplin gehalten wäre das bessere Wort. Habe lieber meine Harley geputzt und mit der Katze den Freigang trainiert. Trotzdem beschäftigt mich das Thema. Gerade weil dieser überbordende Konsum sowas von unnötig ist. Riskant noch dazu.

    Ich berichte mal so unter der Woche wie es läuft mit der Selbstdisziplin. Dabei werde ich kein Glas unterschlagen. Am Mittwoch habe ich einen Termin bei meinem Hausarzt. Mit ihm habe ich schon darüber gesprochen. Er wird mich in Abständen untersuchen. Er kennt mich schon 20 Jahre. Wir sprechen offen über das Thema Alkoholabusus. Also mein Hausarzt spricht noch nicht von Sucht. Er spricht von der Akzeptanzgrenze. Da wird die Messlatte wohl bei jedem anders liegen. Er meint jedoch es wäre jetzt der richtige Zeitpunkt um die Geschichte anzupacken bevor es mehr werden könnte. Leber Ultraschall und abtasten ist schon mal zufriedenstellend verlaufen. GGT um 20 über der Norm. Krankheiten und Medikamente scheiden aus. Wiege 78 Kg bei 1,83 cm Größe. An Medikamenten nehme ich höchstens alle Karfreitag mal eine Aspirin.

    Ich muß dazu sagen das ich von selbst auf meinen Hausarzt zugegangen bin. Mag sein das ich da etwas "Übervorsichtig" reagiere. Ich lasse mich aber alle 2 Jahre komplett auf den Kopf stellen. Da fällt sowas auf. Wir werden auch vom Betriebsarzt gecheckt im Rahmen unserer Tätigkeit. Leider etwas oberflächlich. Ich besitze auch alle Führerscheine. Draussen vor dem Haus kann ich mir Null erlauben. Vielleicht deshalb die Vorsicht.
    Auf jeden Fall bin ich schon mal froh hier im Forum angemeldet zu sein. Das hilft schon sehr. Man kann aus den Beiträgen sehr viel mitnehmen. Vor allem sich auch selbst ehrlich einzuschätzen ( Mittlerweile ) und aus den Erfahrungen anderer lernen. Sich vor Augen halten was Sache ist bevor es zu spät ist. Sich eingestehen das es so nicht laufen kann. Das man selbst etwas unternehmen muß bevor das andere übernehmen müssen. Vielleicht hilft das auch Anderen in ähnlicher Situation. Ich bin nicht der Typ der sagt da wäre noch "etwas Luft nach oben" . Nicht mehr. Ich kenne auch Leute die meinen sie hätten bei 3 Kasten Bier in der Woche noch alles im Griff. Als Gegenargument hört man dann oft das sie noch jemanden kennen der mehr konsumiert und diesem das angeblich auch nicht schaden würde. Dann schon lieber wirklich Abstinent.

    Gruß
    Blaumann

  • Wein war diese Woche auf 3,5 Flaschen a 0,75 Ltr. reduziert. Wichtig wird werden das Limit zu halten.

    Ja, soetwas habe ich auch mal gemacht ... Aber dann kam mal ein harter Tag, wo ich mir dann sagte: "Okay - dafür dann nächste Woche entsprechend weniger." Was ich dann meist "vergessen" habe umzusetzen. Statt dessen gab es dann immer wieder mal solche harten Tage, die sich dann zu harten Wochen summierten ...

    Das Ende vom Lied hieß dann wieder "Entgiftung" :(

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    können wir nur selber tun!

  • Greenfox

    kann ich sehr gut nachvollziehen.

    Im Moment fällt es mir nicht schwer nichts zu trinken. Mir würde es auch nicht schwer fallen Heute eine Flasche zu entkorken. Einen Grund würde ich schon finden. 8)

    Mit dem "Nichtstrinken" ist die ganze Sache ja nicht ausgestanden. Der erneute "Griff ins Regal" kann das Problem werden. Bei mir wird er Heute nicht stattfinden. Ausserdem wäre noch ein Gläschen im Kühlschrank.
    Es "dürstet" mich aber ( noch ) nicht danach. Und da beginnt langsam die ernsthafte Auseinandersetzung damit.

    Es wäre jetzt "Missbrauch von Alkohol" wie Bassmann das schon treffend formuliert hat. Da ich nachher einkaufen gehe werde ich aber trotzdem am Weinregal stehen bleiben. Ich muß mich einmal der "Herausforderung" stellen und mich fragen: Was nun ?

    Ja es stimmt. Es ist Alkoholmissbrauch. Nichts anderes. Soweit habe ich das kapiert. Durch nichts zu rechtfertigen. Ausser der Schwäche eines dummen Menschen. Solange ich diese Frage nicht mit meinem Gewissen eindeutig geklärt habe bleibt jede Weinflasche vorläufig zu. Ich denke nur ein Tropfen würde jetzt meine Überlegungen zur Problemlösung über den Haufen werfen. Dadurch könnte ich in mein altes Rechtfertigungsmuster zurück fallen. Das versuche ich jetzt erst einmal zu vermeiden. Zum Glück beginnt die Motorrad Saison. Da ist immer 0% angesagt. Das gibt mir etwas Zeit mir Klarheit zu verschaffen.

    Ausserdem beschäftigt mich im Moment das Thema Chinesische Heilpilze und der Granatapfelsaft zur Entgiftung der Leber sehr stark. Werde mal von meinen Eindrücken am Weinregal berichten.

    Gruß
    Blaumann

  • Ausser der Schwäche eines dummen Menschen.

    Das hat nix mit "dumm" zu tun!

    Ich find es gut, dass Du Dir Gedanken um Deinen Konsum machst - und nicht nur "Hopp, hopp - rin in'n Kopp".
    Vielleicht hilft Dir ja schon diese Beschäftigung mit dem Thema, zukünftig bewusster mit dem Alkohol umzugehen und so "Mißbrauch" wieder in "Genuß" zu verwandeln.

    Gruß
    Greenfox

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    können wir nur selber tun!

  • Hallo Blaumann,

    auch von mir noch ein herzliches Willkommen hier im Forum.

    Ich bin Mitte 40, Alkoholiker und ein paar Jahre trocken.

    Ich habe jetzt erst mal Deine Beiträge und die der anderen Forumsmitglieder, die Dir geantwortet haben, in Ruhe gelesen. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich überhaupt nicht beurteilen kann, wo Du "alkoholtechnisch" jetzt eigentlich stehst. Also Missbräuchler oder bereits hoffnungslos abhängig? Ich will das auch gar nicht beurteilen, weil es grundsätzlich schwierig ist, vielleicht auch unmöglich, aus der Ferne zu einer (richtigen) Einschätzung zu kommen. Was noch hinzu kommt ist, dass diese Alkoholkrankheit extrem individuell ist. Es scheint zwar immer, dass es bei allen gleich abläuft - stimmt auch auf den ersten Blick. Letztlich hat diese Krankheit aber viele Facetten und so individuell wie sie oft entsteht so individuell sind auch oft die Wege heraus ( wobei leider die meisten nicht heraus finden).

    Aus diesen Gründe versuche ich immer einfach nur von mir zu erzählen, von meinen eigenen Erfahrungen zu berichten. Sofern ich zu einem Thema etwas beizutragen habe. In Deinem Fall würde ich gerne folgendes sagen:

    Ich habe viele Jahre auf einem sehr niedrigem Niveau getrunken. Es war niedriger als das von Dir geschilderte. Ich trank über viele Jahre ein bis zwei Bier pro Tag. Immer wieder mal mit ein oder zwei Tagen Pause pro Woche. Selbstverständlich kam es an manchen Wochenenden "ganz normal" zu einer höhere Menge. Z. B. dann, wenn eine Feier an stand. Dann warens halt mal vier Bier oder fünf. Diese Wochenende waren aber extrem unregelmäßig und konnte auch mal komplett ohne Alk verlaufen, wenn ich z. B. der Fahrer war. Ich "bewegte" mich damals also jahrelang auf einem Niveau, dass man fast noch als unbedenklich gemäß der offiziellen Empfehlungen sehen könnte. Ich trank auf diesem Niveau völlig unbewusst, ich hatte keine Ahnung von irgendwelchen Grenzwerten usw.

    Aber schon damals hat mich die Regelmäßigkeit meines Konsums beschäftigt und schon damals habe ich immer BEWUSST die Pausentage eingelegt. Heute weiß ich, dass ich bereits süchtig war. Denn während dieser Pausen dachte ich an Alkohol. Mir fiel es noch sehr leicht diese Pausen zu machen. Insgeheim wäre mir mein Feierabendbier aber wesentlich lieber gewesen als die Apfelschorle.... Aber ich hatte es unter Kontrolle!

    Ich weiß heute, dass ich damals den Grundstein für meine spätere, "richtige" Alkoholikerkarriere gelegt habe. Ich hatte, genau wie Du das von Dir beschreibst, absolut keine Gründe zu trinken. Und ich habe ja auch ohne Grund getrunken - ich trank weil mein Feierabendbier halt dazu gehört. Ob es mir jemals so richtig geschmeckt hat kann ich gar nicht mehr genau sagen. Es war ein Ritual, später einer lieb gewonnene Gewohnheit - ich war nach dem Bier, auch nach zweien, nicht betrunken. Ich war entspannt und alles war gut so wie es war.

    Irgendwann muss es dann aber doch mal passiert sein. Ein paar Problemchen, vielleicht auch öfter mal was zum Feiern, ich kanns nicht mehr sagen, ich kann "den" einen Anlass nicht mehr ausmachen. Aber ich trank etwas mehr - erst mal nur ab und zu auch mal das dritte Bier - dann regelmäßig das dritte Bier. Die Pausen wurden seltener - dafür aber oft länger. Ich musste mir beweisen, dass ich kein Problem habe.... Heute weiß ich, dass man bereits ein gehöriges Problem hat, wenn man sich beweisen muss, dass man keines hat.

    Kommen wir zum kontrollierten Trinken - das ist das, was Du ja jetzt planst. Reduziert und somit auch kontrolliert zu trinken weil Du nicht ganz auf Alkohol verzichten möchtest. Warum eigentlich nicht? Diese Frage habe ich mir damal nie ernsthaft gestellt geschweige denn ernsthaft hinterfragt. Aber ich wollte natürlich auch kontrolliert trinken. Ich glaube jeder Alkoholiker wollte irgendwann mal kontrolliert trinken. ALLES - nur nicht komplett auf Alkoholverzichten. Also ich versuchte es - ich erinnere mich an Kampf - an wollen aber nicht dürfen,an (Du hast das Wort auch bereits verwendet) DISZIPLIN! Es braucht doch nur Disziplin - ich hatte Disziplin, ich konnte kontrolliert trinken - paar Tage, paar Wochen sogar - reduziert, ab und an mit einem kleinen Ausrutscher aber ok. Und es war schrecklich! Immer nur Disziplin, immer nur Kampf, immer nur an Alkohol und nicht dürfen denken. Es kam immer irgendwann die Zeit, wo es dann soweit war und ich für mich selbst einen Grund fand, warum ich heute mal mehr trinken "darf" - und wenn dieser Zeitpunkt dann mal da war, dann waren die Dämme auch schon gebrochen. Ich musste dann noch die Erfahrung machen, dass ich nach jeder kontrollierten Trinkphase aber auch nach meinen richtigen kompletten Trinkpausen (auch da hatte ich viele, Teilweise sogar mehrere Monate lang) immer mit höherem Niveau zurück kam als ich aufgehört hatte. Es schien, als wollte ich aufholen was ich verpasst hatte. Mit beruhigtem Gewissen weil ich mir ja bewiesen hatte, dass ich kann wenn ich will.

    So kam es, dass ich irgendwann bei zehn Bier und einer Flasche Wein als "ganz normale" Ration angelangt bin, ohne Ausfallerscheinungen am nächsten Tag (die hatte ich eh so gut wie nie) und dass auch da dann immer noch nicht Schluss war. Ich musste dann auch schon morgens trinken und es wurden auch mal 12 oder 14 Bier.... Nun ist die Trinkmenge nicht entscheidend, das weiß ich heute. Denn ich war schon mit ein bis zwei Bier abhängig. Dennoch hatte die Menge am Schluss natürlich enorme "Nebenwirkungen".

    Ich wollte dann nicht mehr und ich habe alle Gedanken an kontrolliertes Trinken usw. begraben. Ich habe komplett aufgehört und mich mit der Alkoholsucht im allgemeinen und mit meiner Sucht im Besonderen auseinander gesetzt. Ich habe versucht mir die Frage zu beantworten, warum ich getrunken habe (denn ich hatte objektiv betrachtet echt keinen Grund). Und ich habe mir die Frage gestellt, was mir dies Sucht eigentlich gebracht hat - und was es mir für Vorteile bringen würde, wenn ich weiter oder wieder trinken würde. Ich habe mich auch gefragt, was es mir bringen würde, wenn ich wirklich nur kleine Mengen trinken könnte. Was wäre der Vorteil, warum sollte ich das tun? Was bringt es mir "ein Glas Bier oder Wein" zu trinken? Ich habe diese Fragen für mich beantwortet und mir wurde die absolute Bedeutungslosigkeit des Alkohols für mich persönlich bewusst. Das alles hat übrigens Jahre gedauert und dauert noch an.

    Das wollte ich Dir schreiben. Vielleicht kannst Du für Dich was heraus ziehen und für Dein weiteres Leben mit oder ohne Alkohol!

    Alles Gute wünsche ich Dir und einen guten Austausch!

    LG
    gerchla

  • Habe ja noch ein paar Tage frei.

    Heute Morgen war ich einkaufen. Dabei habe ich mal bewusst im Weinregal vorbeigeschaut. Ich wollte wissen nach welchem Kriterium ich kaufe oder nicht kaufe. Genau zwischen den Regalen kam das alte Verhaltensmuster zurück. Das ewig praktizierte Ritual. Der obligatorische Griff zur "Hausmarke". Die Obsession. Es hat sich bei mir nicht wie eine Sucht angefühlt. Eher wie eine alte Gewohnheit. So als wenn ich an der Fleischtheke etwas aussuche.

    Für einen Moment war ich wie Ferngesteuert. Einerseits wusste ich das es jetzt nichts bringt da mir überhaupt nicht nach "Genuss" war. Andererseits war da die reine Gewohnheit. Es war schon ein sehr Interessanter Moment für mich. Zumal ja zu Hause noch unangetastet etwas Wein im Kühlschrank steht. Ich hätte nicht geglaubt das die Gewohnheit so banal aber heftig zuschlagen kann. Ich habe mir dann einige Etiketten anderer Marken durchgelesen und bin ohne Wein weiter einkaufen gegangen. Es war nur eine Sache des Moments. Wie der Schuss aus einer Pistole. Ein Quäntchen ein leiser Hauch. "Flashback" ! In genau dem Moment würde ich mal gerne die Gehirnströme messen.

    Ich muss zugeben es war mein erster Gang in den Supermarkt nachdem ich angefangen habe mich der Sache zu stellen. Ich denke es kann genauso zur Routine werden einfach am Regal vorbeizulaufen. Ich möchte den Konsum ja eigentlich reduzieren. Doch im Moment überkommt mich so etwas wie eine "Trinkblockade". Allein der Gedanke das es so nichts bringt hält schon den Korken in der Flasche. Der Zeiger schlägt vorläufig erst ein mal in Richtung Abstinenz aus. Ich verspüre im Moment auch kein Verlangen. Eher das Gefühl das es nicht Okay ist wenn ich jetzt was trinken würde. Also erst mal Pause. Drang etwas zu trinken verspüre ich jedenfalls keinen.

    Ich schlafe gut und fühle mich ausgeglichen. Gedanken an den Alkohol bzw. das Bedürfnis ein Glas Wein trinken zu müssen habe ich nicht. Nur den Gedanken an die Sache als Problem. Aber ich denke das ist normal sobald man einmal anfängt ein größeres Problem lösen zu wollen. Da muss man sich halt intensiver rein arbeiten. Universallösungen oder Patente gibt es halt keine. Alle Geschichten sind auch zu Grundverschieden. Eines ist mir aber schon bewusst geworden. Wir Menschen beurteilen andere ohne uns selbst zu kennen.

    Ein alter Spruch über die Männer sagt: "Wir schauen mit 18 Jahren in den Spiegel und sehen uns dann so unser ganzes Leben lang". Ich denke erst ein Arztbesuch wird uns eines besseren belehren. Ich für mich versuche mal die Woche mit Wasser und Obstsäften rum zu kriegen. Weinregale schaue ich mir jedenfalls keine mehr an diese Woche. Höchstens leere.

    Gruß
    Blaumann

  • Kontrolliertes Trinken als Lebensaufgabe nixweiss0
    Denn dieser Druck der Kontrolle wird dich dein Leben lang begleiten.
    Ich kann mir schönere Lebensaufgaben vorstellen, für die diese aufgewandte Energie eingesetzt werden kann.

    LG Gerd

  • Hallo Gerchla,

    danke für deinen Bericht. Ich war leider gleichzeitig am Schreiben wie du. Deshalb hänge ich meine Antwort mit hinten an.
    Wie du vielleicht in meinem letzten Bericht schon lesen kannst scheint sich die ganze Geschichte bei mir schon langsam zu drehen. Ich stehe noch ganz am Anfang wie ich festgestellt habe. Ganz am Anfang das Problem lösen zu wollen. Aber ich sitze schon tiefer im "Schlamassel" als mir bewusst war vorher. Solche Zeilen die du schreibst bestätigen das leider. Nicht die Menge scheint das Problem zu sein sondern die Routine. Die Akribie mit welcher versucht wird das Problem als solches nicht erkennen zu wollen. Da ich sowohl berufl. sehr Leistungsfähig bin als auch Privat schon einiges mit viel Energie auf die Beine gestellt habe ist es nach aussen auch nie aufgefallen. Ich selbst hatte mein Problem schon länger erkannt. Und es immer mehr oder weniger gut wegretuschiert.

    Ich war Zeit meines Lebens immer ein hilfsbereiter Mensch und konnte manchen Mitmenschen aus schwierigen Situationen heraushelfen und zur Seite stehen. Gesundheitlich war ich immer Top Fit. Bis heute. Ich hatte auch immer meinen Konsum im Griff. Es gab nie größere Aussetzer. Im Nachhinein war aber alles ein großes Täuschungsmanöver. Mein Glück war bis jetzt das nichts passiert ist und die Gesundheit mitgespielt hat. Bis dato habe ich noch keinen "Bockmist" gebaut wie man so schön sagt. Das war aber bis jetzt reiner Zufall. Deshalb habe ich mich entschlossen mein zukünftiges Trinkverhalten anders und neu zu ordnen.

    Das reduzieren das Alkohols auch wenn die Menge vielleicht für andere kein größeres Problem darstellen würde ist für mich mehr als "Vehikel" gedacht gewesen. Mit einem "harten" Ausstieg konnte ich mich jedenfalls vorläufig noch nicht anfreunden. Vielleicht liegt es auch an der mangelnden Erkenntnis das es besser wäre. Ich stehe da noch am Anfang. Reduzieren zu wollen ist für mich z.Zt die bessere Alternative als einen harten Ausstieg sprich die Abstinenz auf Anhieb nicht zu schaffen. Momentan wie zu lesen war enthalte ich mich mal vorläufig sowieso und bleibe beim Wasser.

    Die Gründe sind ja jedem der das durchgezogen hat bekannt. Der Grad beim reduzieren ist sehr schmal. Sich ein passendes Regelwerk was Menge und Marke betrifft zurecht zu schustern kann zum "verdeckten" Rückschlag werden. Heute scheint die Sonne also 3 Bier. Bewölkt dann 2 Bier und bei Regen und Schneefall nur 1 Bier. Du weißt was ich meine. Ich habe die versteckten Gefahren schon erkannt. So als wenn sich der Chirurg selbst operiert. Ich habe das heute im Supermarkt zwischen den Weinregalen erkannt. Soll ich etwas mitnehmen ? Wenn ja wieviele Flaschen ? Wie teile ich die dann ein ? Fehlt dann nur noch ein Beipackzettel mit der empfohlenen Menge. Nein da gebe ich dir völlig Recht. Dann kann ich es auch gleich sein lassen.

    Soweit bin ich leider noch nicht. Ich hänge da noch etwas in der Luft, da mir dieser Umstand nicht so direkt ins Auge gefallen war. Das einzige Plus mit dem ich zur Zeit aufwarten kann sind einige Liter Wasser die ich konsumiert habe, die Erkenntnis das ein Problem besteht und der feste Wille dies ein für alle mal zu ändern bzw. in geregelte Bahnen zu lenken. Wie schon gesagt stehe ich sehr weit am Anfang. Ich versuche meinen Weg zu finden. Vielleicht ist letzten Endes doch die Abstinenz das Mittel der Wahl.

    Nochmals herzlichen Dank für deine aufschlußreiche Darstellung. Das bringt sehr viel.

    Gruß
    Blaumann


  • Kontrolliertes Trinken als Lebensaufgabe nixweiss0
    Denn dieser Druck der Kontrolle wird dich dein Leben lang begleiten.
    Ich kann mir schönere Lebensaufgaben vorstellen, für die diese aufgewandte Energie eingesetzt werden kann.

    LG Gerd

    Hallo Gerd

    Da muß ich Dir Recht geben. Buchstäblich "nüchtern" betrachtet bin ich beim kontrollieren schon gescheitert.

    Gruß
    Blaumann

  • Guten Morgen zusammen,

    und keine Angst. Ich leide nicht unter Schlaflosigkeit. Mich treibt es schon seit meiner Jugend früh aus dem Bett. Ich komme mit 6-7 Stunden Schlaf sehr gut aus. Das kommt meinem Beruf mit unregelmässigen Anfangszeiten auch sehr entgegen. Gestern wieder keinen Wein getrunken. Mist aber auch. Dafür noch zwei Flaschen Spätlese ( war mir immer zu süß ) im Kellerregal entdeckt und in den Kühlschrank transportiert. Ansonsten keine großen Probleme mit der selbst auferlegten Abstinenz. Ich fühle mich sehr ausgeglichen. Der Druck der Gewohnheit scheint i.M etwas in den Hintergrund zu treten. Ganz gut so. Das schöne Wetter bei uns tut das übrige dazu. Zeit meine kleine private Harley Werkstatt zu Hause auf Vordermann zu bringen. Die Gabel braucht neue Simmerringe. Das wollte ich diese Woche noch angehen. Den Rest verbringe ich mit Papierkram. Meine Frau ist ja auch Berufstätig. Da bleibt für "Papa" immer der Part Bank, Finanzen, Überweisungen liegen. Fällt halt in mein Resort. Kennen bestimmt auch einige. Dafür kocht "Madame " wenn sie nach Hause kommt. Hat auch sein Gutes.

    Die "Sucht" muß quasi im Moment in den Hintergrund rücken und kann sozusagen nicht bedient werden. 8)
    Ich muß lernen das Thema zwar konsequent aber etwas locker umzusetzen. Die Lebensfreude muß erhalten bleiben. Der positive Blick auf das Wesentliche im Leben. Deshalb der vielleicht etwas "andere" Umgang mit dem Thema Alkoholmissbrauch, Alkoholsucht.

    Ich kann den Alkohol nicht vor meinen Augen verbannen wie manche Menschen sich einbilden. Also wegschmeissen, auskippen usw. Das wird nichts. Ich muß mit dem Alkohol leben. Ich muß ihn nicht trinken, aber leben muß ich damit. Alkohol ist allgegenwärtig in unserer Gesellschaft. An jeder Ecke. In jedem Supermarkt an jeder Tankstelle. Je näher er bei mir ist und sei es im eigenen Kühlschrank um so mehr ich mit ihm konfrontiert werde um so mehr muß ich mit ihm auseinander setzen. Ich vergleiche das mit einem der einen 300 Kmh schnellen Porsche fährt, aber auf der Autobahn das Schild Tempolimit 80 Kmh vor Augen hat. Er hat ein Gebot zu beachten. Niemand verschrottet seinen Porsche nur weil er sich nicht an die Gebote der Geschwindigkeit halten will. Als notorischer Raser kommt früher oder später das böse Erwachen. Wie bei dem der das Maß beim Weintrinken nicht kennt.

    Im Straßenverkehr muß ich auch ständig die Geschwindigkeit im Auge behalten. Da fällt mir das nicht schwer. Der Diabetiker kommt ohne vernünftigen Umgang mit bestimmten Lebensmitteln schnell in eine bedrohliche Lage. Er ist ständig angehalten sich und sein Konsumverhalten einem kritischen Blick zu unterziehen. Ich habe mir selbst vorläufig und bis auf weiteres die "Trinklizenz" entzogen. Ich muß mir erst selbst beweisen das ich dazu in der Lage bin am "Verzehr" wieder teilzunehmen. Ich muß erst einige Kritikpunkte erfüllen. Wie beim Autofahren. Die Vergleiche mögen vielleicht nicht ganz exakt passen. Für mich ist es aber ein Schritt um das eigene Konsumverhalten zumindest auf die Probe zu stellen. Es kann gutgehen wie dem Autofahrer der nach bestandener MPU seinen "Lappen" wieder bekommt. Es kann auch wieder schief gehen. Da gibt es keine Erfolgsgarantie. Es gibt sowohl Faktoren die es scheitern lassen, wie auch Faktoren die ein Gelingen begünstigen. Ich plane daher mal auf lange Sicht. Ich gehöre nicht zu den Menschen die nach 4 Wochen Abstinenz sagen werden Puhh ich habe es geschafft. Ich bin "trocken".

    Dazu ist mir die ganze Geschichte zu Komplex. Zu verworren und noch zu sehr unübersichtlich.
    Ich bin noch "mittendrin". Und das wahrscheinlich für immer. Ich lebe mit der Gefahr des "Rückfalls". Wie jeder hier denke ich mal. Sich mit seiner eigenen Psyche auseinander zu setzen ist nicht ganz einfach ehrlich gesagt. Doch ohne hinterfragen der eigenen Gedanken und Empfindungen wird es nichts werden. Bei mir kommen schon diverse Fragen auf die nur ich mir selbst beantworten kann. Wer kann in jemand anderen schon hineinsehen. Ich habe z.B schon erkannt das ich in bestimmten Situationen was den Konsum betrifft auf Risiko gepeilt war. Ständig die Gefahr vor Augen es könnte schief gehen. Das hat mich aber nicht abgehalten. Das Ganze auch noch Grundlos. Im nach hinein betrachtet Grundlos. Zur Zeit des ein oder anderen Glases gab es natürlich schon Gründe. Vorgeschobene halt.

    Vermutlich wird darüber in Therapiegruppen diskutiert. Ich war nie in einer. Die meisten Mitmenschen da draussen verschweigen ja solche heiklen Themen mal eher. Meist auch dann wenn sie selbst davon betroffen sind. Das geben nur wenige zu. Scheinbar haftet dem übermässigen Alkoholgenuss immer noch der Nimbus der Stärke und Verwegenheit an. Der wilde Westen mit der Whiskey Flasche auf dem Tresen. Ich war ja auch mal von der Sorte. Hart aber besoffen. Lächerlich. Ich bin beim Tempolimit angekommen. Das ist besser so. Den Moralapostel werde ich aber nicht spielen. Diesen Posten habe ich verspielt.

    Trotz allem setze ich mich weiterhin mit der "Geschichte", dem Problem Alkohol auseinander. So lange bis ich sagen kann es ist ein Sinneswandel eingetreten. Ob mit Reduktion oder Abstinenz. Beide Wege stehen zur Option. Sie müssen für mich nur ernsthaft und nachhaltig gewollt sein.

    Habe jetzt genug genervt. War mir aber wichtig.

    Gruß
    Blaumann

  • Hi Blaumann,
    ganz wichtig finde ich,
    nach deiner Trinkpause dein Trinkverhalten zu beobachten.
    Sehr oft steigert sich die Trinkmenge nach jeder Pause,
    als müsste man alles nachholen.

    LG Gerd

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