Beiträge von - FORTUNE -

    Einfach das „Sein“ einfach zu leben?

    Vor X Jahren und 9 Monaten wurdest Du, liebe Emily, gezeugt. Es war ein riesen Zufall, unwahrscheinlicher als ein 6er im Lotto, dass sich gerade die Einzelle und das Spermium "getroffen" haben und Du daraus entstanden bist. Wenn Deine Eltern nur einen Bruchteil einer Sekunde später ...

    Das Du vor dem Bildschirm/Laptop/Handy sitzt und diese Zeilen überhaupt lesen kannst, ist also alles andere als selbstverständlich. Manche Menschen sind bereits in jungen Jahren schwer krank, meine Mutter hat gerade eine Herz-OP überstanden und freut sich gerade über jeden Sonnenstrahl und über jedes wohlschmeckende Essen.

    Da darf man schon demütig und vor allem dankbar sein, dass dass Schicksal uns ausgewählt hat, dieses Leben überhaupt führen zu dürfen.

    Ich hatte hier gerade was von "Luxusproblem" gelesen. To be honest: Vielleicht trifft's das ganz gut.

    Aber jeder darf natürlich seine Lebenszeit gestalten,
    wie er es gerne möchte.

    Ich bin körperlich ausreichend aktiv. Ich spiele Golf mit großer Freude, gehe gerne wandern, mache so oft es geht kurzen Urlaub und beklage mich nicht. (...) Mir macht das Spaß, ehrlich, ...

    Ich habe überhaupt kein Problem mit meinem Beruf. Ich mache genau das, was ich immer machen wollte.

    Ich habe alles im Leben, (...)

    Vermutlich ist Dir selbst bewusst, dass Du in einer sehr privilegierten Lage lebst. Das wird Dir alles nicht zugefallen sein, sondern auch ein Ergebnis von Ausbildung, Disziplin und Zielstrebigkeit sein. Glückwunsch! Das, was Du hier beschreibst, sind m.E. Erachtens durchaus wesentliche Bausteine für ein erfülltes Leben. Jemand, der monatlich ständig schauen muss, wie er seine Rechnungen bezahlen muss, hat zweifelsohne andere Rahmenbedingungen.

    Aber ...

    (...) Es muss doch etwas geben, was dem Leben eine tiefere Bedeutung gibt, einen Zweck. Ich möchte etwas hinterlassen - nein, keine Kinder.

    Für mich ist die Sinnsuche im Leben wirklich ein primäres Lebensziel, was ich bisher nicht erreichen konnte.


    Die Frage nach dem Sinn des Lebens beschäftigt die Menschheit wohl so lange, wie sie existiert. Das Problem ist: Diese Frage hat bisher noch keiner konsistent und überzeugend beantworten können.

    Es gibt bei der Beantwortung dieser Frage schon auf der theoretischen Ebene das Problem der unendlichen Rekursion: Du hast vielleicht früher mal den "Sinn" darin gesehen, durch ein Studium die Grundlage für einen tollen Job zu legen. Dann kann man weiter fragen: Worin besteht denn der "Sinn" eines tollen Jobs? Antwort: Damit ich xy machen kann. Frage: Was ist der "Sinn" von xy? Antwort: Damit ich yz machen kann. Frage: Was ist der "Sinn" von yz? Das läuft ins Leere.

    Es bezweifeln nicht wenige Philosophen, dass auf die Sinnfrage eine vernünftige Antwort überhaupt möglich ist: "Warum setzen Sie eigentlich voraus, das ein Leben, außer da zu sein, auch etwas haben müsste oder auch nur könnte - eben das, was Sie Sinn nennen?"

    Was nun?

    Was erhoffst Du Dir eigentlich von der Beantwortung der Frage nach dem Sinn Deines Lebens? Nehmen wir mal an, ein Allwissender sagt Dir eines Tages: Der Sinn Deines Lebens besteht in xxxx. Wir unterstellen jetzt mal, dass Dich die Antwort des Allwissenden vollends überzeugen würde: Wäre mit dem Wissen über den Sinn Deines Lebens denn auf einmal alles schön in Deinem Leben?

    Gut, Du möchtest "etwas hinterlassen". Keine Kinder, aber etwas, das Du aktuell noch nicht wirklich beschreiben kannst. Das ist verständlich und vielleicht ja auch eine Form der Erfüllung. Aber heißt das, dass alle Menschen, die nichts hinterlassen, ein sinnloses Leben geführt haben? Zudem: Nach 100 Jahren spricht sowieso keiner mehr über Dich und über mich, fast egal, was Du oder ich der Welt mal hinterlassen werden.


    Vielleicht ist es bei der Suche nach dem Sinn ja so, dass gerade die intensive Suche dazu führt, dass man nicht fündig wird. Je mehr man danach greift, desto mehr zerrinnt alles durch Deine Finger. Mitunter stellt sich beim konkreten Tun und/oder beim Dasein für andere eine gewisse Sinnerfüllung ein; hingegen nicht beim Nachdenken über einen etwaigen Sinn. Der Sinn fällt nicht vom Himmel, sondern entsteht - so zumindest meine Überzeugung - als Nebenprodukt eines erfüllten Lebens.

    Anstatt ein sinnvolles Leben anzustreben, finde ich es deshalb viel sinnvoller ein "erfülltes Leben" nicht nur anzustreben, sondern dieses auch zu (er-)leben. Hierzu empfehle die Lektüre des Buches von Friedemann Schulz von Thun über ein "Erfülltes Leben".


    By the way: Mitunter kann eine sehr fokussierte Sinnsuche auch darauf hindeuten, dass die eigene Lebensführung (Beruf, Mann/Partner, Freunde, ...) vielleicht doch nicht als so befriedigend/erfüllend empfunden wird, wie es auf dem ersten Blick Dir selber erscheinen mag. Ich möchte das hier nicht vertiefen (steht mir mangels Wissen über Dich auch nicht zu).

    Alles Gute!


    Die virtuelle Welt möchte ich in meinem Leben - wie ich bereits geschrieben habe - kein allzu großes Gewicht mehr geben. Deshalb verschwinde ich jetzt erstmal wieder von der Bildfläche.

    Noch soviel zum Thema Hamsterrad:

    Für mich wurde im Rahmen meines Nikotin- und Alkohol-Stopps eigentlich das Thema Freiheit immer wichtiger, letztlich zu einem Kernthema für mich.

    "Zwischen Reiz und Reaktion wird der Raum aufgespannt, in dem unsere Freiheit liegt" [sinngemäß nach Viktor Frankl]. Wir müssen nicht immer nach dem gleichen Muster reagieren: Ich kann mich jederzeit im Leben dafür entscheiden, dass ich auf einen bestimmten Reiz anders als bisher reagiere. Das ist unsere (Entscheidungs-)Freiheit, die uns niemand nehmen kann - außer wir selbst.

    Alkohol und Nikotin machen unfrei. Ein Couch-Potato-Dasein macht unfrei. Lügen machen unfrei. Permanentes Ja-Sagen macht unfrei. Nicht für seine Bedürfnisse und Grenzen einstehen machen unfrei. Mitläufertum macht unfrei. ...

    Ich kann sehr wohl Dinge in meinen Leben ändern, zugegebenermaßen manches nicht, manches braucht auch seine Zeit, manches darf auch gerne so bleiben, wie es ist, aber ich habe mehr Dinge in der Hand als ich vormals beim gewohnten Blick auf die (eingefahrene) Situation vermutet habe. Bei mir ist immer noch ein Thema, dass ich - wie auch jetzt - noch (zu) viel Zeit im Intranet verbringe. Ich habe im Netz (insbesondere auf Youtube) wirklich viel lernen dürfen, aber ich bin mittlerweile an einem Punkt, wo ich merke: An sich kann ich mich aus der virtuellen Welt noch mehr zurückziehen. In der realen Welt findet letztlich das Leben statt. Wenn ich später am Sterbebett liege und noch einmal das Schöne in meinem Leben gedanklich vorbeiziehen lasse, wird wohl kaum mein Internet-Konsum dabei sein.

    Die mächtige Gegenspieler von Freiheit hat einen Namen; er heißt "Abhängigkeit". Mitunter tarnt sich der Gegenspieler der Freiheit und tritt unter anderen Namen auf: Mal heißt er "Angst", mal heißt er "Bequemlichkeit", mal heißt er "Mutlosigkeit" oder gar "Feigheit".

    Freiheit hat aber nicht nur Gegenspieler, sondern auch befreundete Mitspieler - und die heißen: "Loslassen", "heitere Gelassenheit" und "Humor".

    Da wir Teil einer Gemeinschaft und auch bestimmte materielle Dinge für ein erfülltes Leben unerlässlich sind, sind folglich auch Abhängigkeiten in einem gewissen gesunden Maß unerlässlich. Manchmal schweißen ja auch gemeinsam bewältigte Lebensabschnitte (im positiven Sinne) zusammen. Aber es gibt einen Unterschied zwischen (freiwilliger) Hingabe und Aufgabe.

    Auch wie du schreibst, dieses Hamsterrad geht mir auf den Zeiger. Im Job, aber auch privat.

    Wie entkomme ich dem beruflichen und privaten Hamsterrad?

    Praktische Strategien für mehr Zufriedenheit und Balance im Alltag

    [KI-generiert: Also ich finde die KI-Tipps durchaus hilfreich - auch, wenn diese innerhalb von 1 Sekunde in einem Rechenzentrum generiert wurden]

    Viele Menschen kennen das Gefühl, sich tagein, tagaus im gleichen Trott zu bewegen – beruflich wie privat. Der Alltag wird zur Routine, die Motivation sinkt, und das Leben fühlt sich an wie ein endloses „Hamsterrad“. Doch es gibt Möglichkeiten, diesem Kreislauf zu entkommen und wieder mehr Erfüllung, Freiheit und Sinn in den eigenen Alltag zu bringen. Im Folgenden findest du konkrete, umsetzbare Tipps, die dir helfen, das Hamsterrad zu verlassen.

    1. Bewusstsein schaffen

    • Reflexion: Nimm dir regelmäßig Zeit, um deinen Alltag zu reflektieren. Was läuft gut? Was raubt dir Energie? Wo wünschst du dir Veränderung?
    • Tagebuch führen: Schreibe deine Gedanken, Gefühle und Tageserlebnisse auf. So erkennst du Muster und kannst gezielter an Veränderungen arbeiten.

    2. Ziele setzen und Prioritäten definieren

    • Langfristige Ziele: Überlege dir, wo du in fünf oder zehn Jahren stehen möchtest – beruflich und privat. Visualisiere deine Wünsche und halte sie schriftlich fest.
    • Prioritäten: Was ist dir wirklich wichtig? Sortiere Aufgaben und Verpflichtungen nach ihrer Bedeutung für dein Wohlbefinden.
    • Nein sagen lernen: Delegiere Aufgaben oder lehne Verpflichtungen ab, die dich nicht weiterbringen oder unnötig belasten.

    3. Routinen durchbrechen

    • Neues ausprobieren: Verlasse bewusst deine Komfortzone – probiere neue Hobbys, Sportarten oder Freizeitaktivitäten aus.
    • Arbeitsalltag verändern: Überdenke deinen Arbeitsweg, deine Pausen oder deinen Arbeitsplatz. Schon kleine Veränderungen können einen großen Unterschied machen.

    4. Zeit für dich selbst nehmen

    • Regelmäßige Auszeiten: Plane bewusste Ruhephasen oder kleine Auszeiten im Alltag ein, z. B. Spaziergänge, Meditation oder einfach mal Nichtstun.
    • Digital Detox: Lege handyfreie Zeiten fest, um den Dauerstress durch ständige Erreichbarkeit zu reduzieren.

    5. berufliche Perspektiven prüfen

    • Weiterbildung: Investiere in neue Qualifikationen, um beruflich neue Chancen zu erschließen.
    • Jobwechsel: Habe den Mut, dich neu zu orientieren, wenn du dauerhaft unzufrieden bist.
    • Work-Life-Balance: Prüfe, ob flexible Arbeitsmodelle (z. B. Homeoffice, Teilzeit) möglich sind.

    6. Unterstützung suchen

    • Gespräche: Sprich mit Freunden, Familie oder Kollegen über deine Situation. Oft hilft ein offener Austausch, neue Perspektiven zu gewinnen.
    • Coaching oder Therapie: Professionelle Unterstützung kann helfen, belastende Muster zu erkennen und zu durchbrechen.

    7. Kleine Schritte machen

    • Geduld haben: Veränderungen brauchen Zeit. Setze dir kleine, erreichbare Ziele – jeder Schritt zählt!
    • Feiere Erfolge: Anerkenne auch kleine Fortschritte und belohne dich dafür.

    Fazit

    Dem Hamsterrad zu entkommen ist kein einmaliger Kraftakt, sondern ein Prozess, der mit Selbsterkenntnis und kleinen, konsequenten Veränderungen im Alltag beginnt. Mit den oben genannten Tipps kannst du Schritt für Schritt mehr Freude, Sinn und Balance in dein Leben bringen. Viel Erfolg dabei!

    Ich hardere ja auch immer wieder mit der Sinnfindung und im Moment tue ich mich auch wieder sehr schwer. Bei mir liegt es an dem verregneten Sommer, der allgemeinen schlechten Wirtschaftslage, der damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklung und der Tatsache, dass ich mittlerweile über 50 bin. Wieviel "gesunde" Restlaufzeit ist da wohl noch? 20 Jahre?

    Ich als 60jähriger hab' wohl noch so round about 15 Sommer,
    die ich genießen kann -
    oder auch nicht.

    Ja, das Vergegenwärtigen, dass unser Leben endlich ist, also der Zähler unserer verbleibenden Lebenszeit stetig rückwärts läuft, ist einerseits schmerzhaft. Das ging mir auch so und ist auch nicht ungewöhnlich: Gerade in der Lebensphase zwischen 50 und 60 vergegenwärtigen sich viele Menschen ihrer Endlichkeit und stellen sich die Sinnfrage.

    Der Sinn des Lebens besteht meines Erachtens darin, sein Leben zu leben. Klingt erstmal ziemlich profan. Klarer wird es, wenn man das Ganze umdreht, also wenn man feststellt, dass man in Teilen ein ungelebtes Leben geführt hat. Ungelebt heißt, wenn man das Leben so vor sich hin plätschern lässt, sich nur im Hamsterrad bewegt und die täglichen schönen Momente dabei übersieht.

    Wenn man dem folgt, ergibt sich quasi der Auftrag an sich selbst:
    Nutze Deine (verbleibende) Lebenszeit!

    Die Endlichkeit des eigenen Lebens kann einem also auch den Wert des eigenen Lebens vor Augen führen - zumal man nur dieses eine Leben hat.

    Das Leben ist doch letztlich eine Aneinanderreihung von wahrgenommenen und verpassten Chancen. In diesem Sinne kann man die Augen für alles Schöne offen halten, vom Denken ins Handeln kommen (man kann sein Leben nicht "erdenken", sondern nur erleben), öfters etwas Körperliches tun (z.B. ein Spaziergang in der Natur) und dankbar sein für das, was man hat, anstatt sich über das zu beklagen, was man nicht hat.

    Was ich hilfreich empfand beim erstmaligen Lesen: Man ist zwar seine Glückes Schmied, aber man ist auch stets das heiße Eisen auf dem Amboss seines Schicksals. Ergo: Der Fluss des Lebens geht manchmal eigentümliche Wege und ich tue gut daran, dies anzunehmen.

    Oh danke für die Info. Ehrlich gesagt, habe ich erst 3-4 Smoothies getrunken.

    Ich hatte meinen Beitrag auch nur geschrieben, da ich - insbesondere in der ersten Zeit der Abstinenz - im ziemlich starken Maße auf frischgepressten O-Saft und Schokolade umgestiegen bin. Das waren dann meine Ersatzdrogen, wobei ich damals (fälschlicherweise) dachte, dass doch der frischgepresste O-Saft soooo gesund sei. Pustekuchen: Zucker und Fuchtzucken sind gleichermaßen schädlich für den Körper - und mit zunehmenden Alter macht sich das vermehrt (negativ) bemerkbar.

    Generell gilt: Früchte essen ist besser als den gepressten Saft zu trinken. Dann sind automatisch Ballaststoffe dabei und die Menge ist ebenfalls automatisch begrenzt. Man kann zwar locker den Saft aus 4 Äpfeln trinken, aber wer isst schon in kurzer Zeit 4 Äpfel?

    Ich hatte mich in den vergangenen Jahren recht intensiv mit mir und meinem Leben beschäftigt. Das ging von gesunder Ernährung, Bewegung bis hin zu einem Mindset, das mir ein Leben ermöglicht, das ich später im Rückblick auch geführt haben möchte. Bei der Gelegenheit hatte ich über den Smoothie-Mythos gelesen, dem einige (ich ja zeitweise auch) verfallen waren/sind.

    Aber Du machst ja anscheinend alles richtig:
    Es geht - wie bei vielen Dingen im Leben - um das richtige Maß.

    Ich möchte kein Spielverderber sein, aber hier kurz KI-generiert zum Thema "Smoothies und Gesundheit":

    "Smoothies werden von Ernährungsexperten als potenziell ungesund eingestuft, da sie oft sehr viel Zucker (Fruchtzucker), Kalorien und freie Ballaststoffe enthalten können, die zu Übergewicht, Stoffwechselstörungen und Diabetes führen können, wie Studien nahelegen."

    Wer will schon Bier oder Wein? Heute in der Stadt habe ich gesehen, dass man mit nem Smoothie to go in der Hand durch die Stadt geht. Habe ich dann auch gemacht. Tolle Sache, sehr lecker und noch gesund on top. Kam an einem Weinlokal vorbei und hatte ehrlich gesagt Mitleid mit den Leuten die da saßen und Wein, also Nervengift tranken. Mein Smoothie sah schick aus und fand ich viel cooler.

    Ich dachte früher auch mal, dass Lebensmittel mit ausschließlich natürlich Grundlagen für den Körper "gut" sein müssten. Smoothies sind aber tatsächlich sehr ungesunde (Frucht-)Zuckerbomben. Es ranken sich einige Mythen um gesunde Ernährung: Smoothies sind da ganz vorne dabei.

    Ich bin weiblich, Mitte Vierzig, Vollzeit berufstätig und habe ein Kind im Teenageralter.

    Ich bin glücklich verheiratet, treibe sehr viel Sport, eigentlich ist mein Leben nahe an der Perfektion. Wenn da nicht der Alkohol wäre.

    Glückwunsch!

    Man sollte sich gelegentlich an den Dingen erfreuen, die man hat. Das sind alles keine Selbstverständlichkeiten, die Du hier von Deinem Leben teilst: Glücklich verheiratet, (glücklich?) berufstätig, treibst viel Sport, Mitte 40 ist ein zauberhaftes Alter, Du hast ein Kind, das Dir sicherlich oftmals Freude bereitet. Das ist die Haben-Seite in Deinem Leben. Da sind Dinge dabei, die manche Menschen nie erreichen werden. Dafür darfst Du durchaus dankbar sein.

    Und: Ich lese bei den meisten, dass sie so unglaublich happy über die Nüchternheit sind und das Leben so wahnsinnig viel mehr Spass macht. Teilweise schon nach 2 Tagen ohne Stoff. Totale Euphorie. Gibts hier auch jemanden, der wie ich erstmal nicht so unglaublich happy damit ist?

    Bei mir kam das schrittweise nach einigen Wochen, aber dann sehr intensiv. Wenn Du magst kannst Du in meinem Thread "Trinkst Du noch oder lebst Du schon?" mal stöbern. Die (temporäre) Abstinenz traf bei mir zusammen mit der (für mich) wichtigen Erkenntnis/Eingebung: "Lerne Deine Lebenszeit zu schätzen." Ich hatte keine Lust mehr auf "ungelebtes" Leben. Soll nicht heißen, dass mein vorheriges Leben so wirklich unattraktiv gewesen ist, aber das Bild des Hamsters im Rad traf vielleicht mehr Realität als mir lieb war.

    Als Perspektivwechsel fand ich es hilfreich, wenn man mal über den Nachruf auf das eigene noch zu lebende Leben sinniert (Harald Welzer). Das ist natürlich nur ein Trick: Man legt sich gedanklich auf's Sterbebett und fragt sich dann: Mein Leben - wie war's denn so? Im Gegensatz zur tatsächlichen Sterbebettsituation hat man im Falle der Fiktion allerdings noch die wertvolle (!) Zeit, seinen Nachruf aktiv im eigenen Sinne zu gestalten.

    Mir half auch das Bewusstsein, dass ich auf der Bühne meines Lebens nicht irgendeine Probevorstellung gab, sondern dass ich mich gerade mittendrin in der echten und einzigen Aufführung meines Lebens befinde. Und dass ich eben nur dieses eine Leben habe. Und da gilt es, das sehe ich mittlerweile als Verpflichtung an, mein Leben nach Möglichkeit so zu leben, dass ich - wenn es mal so weit ist - mit einem Lächeln auf dem Gesicht einschlafen kann.

    Warum schreibe ich das? Nicht-Mehr-Trinken alleine macht ein Leben noch nicht lebenswert.

    Um ehrlich zu sein, weiß ich gar nicht, ob ich eine „lebenslange Abstinenz“ anstrebe. Ich weiß auch nicht, ob man das muss.

    Den Vorschlag von "Gerchla", das Trinken einfach mal für ein paar Monate sein zu lassen (mit dem beginnenden Sommer hast Du dazu auch zauberhafte Rahmenbedingungen). würde ich mir mal ernsthaft durch den Kopf gehen lassen. Die wirklich positiven Aspekte eines Alkoholverzichts lernst Du nämlich erst nach einigen Wochen (richtiger: Monaten) kennen. Bei nicht wenigen Menschen liegt dann, wenn Du den Alkoholverzicht mit begleitenden (Ver-)Änderungen in Deinem Leben verknüpfst, eine geniale Zeit vor Dir. Die Wahrheit ist aber auch: Das wird leider kein Dauerzustand, aber mein Glückslevel hat sich durchaus nachhaltig angehoben.

    Vor allem hat der Vorschlag keine ernsthaften Nachteile: Nach ein paar Monaten kannst Du ja weitertrinken, wenn Du meinst, dass das die richtige Option für Dich ist.

    Ich gehöre zu den Menschen, deren Trinkmenge ein gewisses Maß nie überschritten hat. Irgendwann überschreitet man eine Grenze, wo die Welt danach ein andere ist. Bei mir war das anscheinend noch nicht der Fall: Aktuell trinke ich gelegentlich ein Glas Wein oder Bier, aber eben nur gelegentlich. Ein intensiver Rausch hat bei mir seinen Reiz verloren.

    Was ich damit sagen möchte: An sich brauchst Du Dir noch gar keine Gedanken über eine lebenslange Abstinenz zu machen; fang' doch erstmal mit ein paar Monaten (konsequenten) Verzicht auf Alkohol an und lerne diese 'sober world' etwas kennen.


    Ich könnte mir übrigens vorstellen, dass Dir ggf. ein guter Coach/Psychiater auf Deinem Weg behilflich sein könnte. Die Betonung liegt dann allerdings auf "guter". Ich finde ein Leben auf der Überholspur mitunter durchaus ganz reizvoll. Licht & Schatten bedingen einander. Jeder Sieg trägt bereis Elemente einer Niederlage in sich; jede Niederlage ist der Startpunkt zu etwas Neuem. Vielleicht hörst Du Dir mal ein Video von Dieter Lange an: (für mich) sehr inspirierend.


    Alles Gute für Dich, liebe Blackisbeautifull!

    Hi Lala,

    Dein kleiner Teufel wird in den nächsten Wochen seine Spielchen treiben. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.

    Aber genau der Raum zwischen einem Reiz (z.B. Balkon mit Glas in der Hand) und Deiner Reaktion ist der wunderbare Ort, an dem sich Deine individuelle Freiheit manifestiert - oder auch nicht.

    Du kannst Dich natürlich weiterhin wie ein pawlowscher Hund den Offerten Deines Teufelchens ausliefern oder Du entscheidest Dich dafür, den Reizen künftig nicht mehr nachzugeben. Du bist schließlich Dein Chef. Also handle auch so. Lieferst Du Dich weiterhin Deinem Teufelchen aus oder wählst Du den Weg der Freiheit?


    Lala, kleine Anregung von meiner Seite, die den Threadtitel im Blick hat: Vereinbare doch mit Dir selbst eine Challenge, die womöglich den großen Berg etwas kleiner werden lässt. Zumindest in zeitlicher Perspektive;-)

    Meine Anregung: Bis einschließlich 30.09.2024 trinkst Du keinen einzigen Tropfen Alkohol mehr. Neben dem Nichttrinken baust Du eine schöne neue Gewohnheit in Dein Leben ein. Zum Beispiel: Jeden Morgen/Abend spazieren gehen/joggen - die aktuelle Jahreszeit passt dazu übrigens wunderbar. Zudem belohnst Du Dich am Ende jeden Monats mit etwas, was Du schon länger mal machen wolltest: Zum Beispiel in ein Konzert gehen oder was auch immer. Die knapp drei Monate sind ein überschaubarer Zeitraum ("kleiner Berg", zudem mit einem schönen Aufstiegspfad garniert;-). Am 30.09. fragst Dich ganz ehrlich: Wie geht's mir? Falls die Antwort am 30.09. unbefriedigend ausfallen sollte (ich wette dagegen), kannst Du ja immer noch weitersaufen. Nur so 'ne Idee.


    Alles Gute für Dein weiteres Leben

    - Fortune -

    Ich finde die Reportage und die Protagonisten auch echt schwierig.

    Stimmt.

    Da ist diese Ex-Marketing-Dame, die eigentlich alles hat (Knete, Freund, ...), aber ständig voller Selbstmitleid durch die Welt läuft, die vor dem Schönen, was das Leben nun mal bietet, völlig die Augen verschließt. Eine andere Frau hat es zwar geschafft, über einen längeren Zeitraum abstinent zu bleiben, aber allein ihr Gesicht sprach Bände: Mit zufriedener Abstinenz hat das nix zu tun. Wer ein Alkoholproblem hat und diese "Reportage" anschaut, öffnet vermutlich noch während der Sendung die nächste greifbare Weinflasche. Keine gute Werbung für ein Sober-Lifestyle. Es gibt so tolle Menschen, die in dieser Disziplin die Augen öffnen könnten. Na ja: Öffentlich rechtliches Fernsehen halt;-) Auf Youtube und im Real-Life gibt's viel mehr Inspiration.

    Ich hätte dem auch nen Arschtritt verpasst und mich getrennt - weil ich mir das selbst wert gewesen wäre. Auch zum damaligen Zeitpunkt schon. Aber ich bin halt nicht sie und das ist auch gut so. Leben und leben lassen, wa?! 😃

    Na, in dem Fall vielleicht eher:

    "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet, der Wahn ist kurz, die Reu ist lang." [Friedrich Schiller]


    Aber hier geht's um Lala ... und zuletzt ging's im Thread um Wein im Kühlschrank, um Alkohol im Essen ...

    Lala : Wie Du siehst, auch nach jahrelanger Abstinenz gibt es unterschiedliche Ansätze, wie man im Alltag mit Alkohol umgehen kann. Bei all der Unterschiedlichkeit gab es Konsens bezüglich der Anfangsphase: Zumindest die ersten Monate der Abstinenz würde auch ich zur Vorsicht raten und z.B. den Kühlschrank mit allen möglichen Dingen füllen, aber nicht mit Alkohol. Ansonsten drücke ich die Daumen für Deinen weiteren Weg.

    Zu den Themen "Wie gehe ich mit dem gelegentlichen Alkoholkonsum meines Partners um?" und "Wie gestalte ich bei mir zuhause Festivitäten?" empfand ich die Beiträge von rent und Oran-Gina wirklich überzeugend. Chapeau!

    Leben und leben lassen.

    Ich empfand es einerseits empathisch, dass rants Freundin ihm angeboten hat, auf den Alkohol zu verzichten; andererseits empfinde ich als als eine zu tiefst liebevolle Geste, dass er ihr zugesteht, das zu tun, womit sie kein Problem hat, obwohl er selbst damit ein Problem (hatte).

    Oran-Gina hat das m.E. perfekt in Worte gefasst:

    Ich trage die alleinige Verantwortung dafür und warum sollte mein Gegenüber mitziehen müssen,nur weil ich ein Problem habe?

    AmSee13 schreibt in diesem Kontext, dass man seinen Partner natürlich bitten darf, auf den Konsum von Alkohol in ihrer Gegenwart zu verzichten ...

    Wenn es mir nicht gut tut, wenn mein Partner zuhause am besten noch in meiner Gegenwart Alkohol konsumiert, darf ich ihn denn dann nicht darum bitten, Rücksicht auf mich zu nehmen?

    Bin ich denn weniger wichtig als andere?

    Das stimmt schon, allerdings erscheint mir das hier doch eher als eine in eine "Bitte" gekleidete Aufforderung. Vorweg: Ein Paar, in dem der eine abstinent lebt, der andere hingegen Alkohol als universellen Problemlöser betrachtet, würde eh nicht zueinander passen. Hier geht's doch darum, ob - wohl dosierte - Kompromisse mit dem Partner möglich sind. Das Sichtweise, dass der Partner, der mit dem Alkoholkonsum gar kein Problem hat, doch bitte auf seinen Konsum möglichst komplett verzichten möge, würde ja bedeuten, dass sich der Abstinente vollumfänglich durchgesetzt hat. In dieser Konstellation könnte ja der Partner auf die Idee kommen, sich die folgende Frage zu stellen: "Bin ich denn weniger wichtig als andere?" :)

    Bighara spricht in diesem Kontext das "Fordern" auf einen Alkoholverzicht des Partners explizit an:

    Darf ich etwas fordern? Ja. Du darfst.

    Natürlich darf ich alles fordern. Aber in einer Partnerschaft gibt es neben den eigenen Interessen stets die Interessen des Partners. Das heißt ja nun im Umkehrschluss nicht, dass man seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigen solle oder ein Überschreiten der eigenden Grenzen nicht klar zum Ausdruck bringen dürfe. Gleiches gilt dann aber nach meinem Verständnis auch für die Bedürfnisse und Grenzen des Partners.

    Auch waren die Kompromisse mit meiner Partnerin und meinem Umfeld genau richtig, ich brauchte diese "Normalität", alles andere

    Das find' ich klasse, weil Du und Deine Partnerin Euch damit auf Augenhöhe begegnet. Das schließt übrigens nicht aus, dass Du, rent, irgendwann mal auf Deine Partnerin zugehst und ihr sagst: Aktuell triggert mich das gerade. Könntest Du vielleicht in den nächsten Tagen darauf verzichten?

    In einem anderem Forum hatte ein Forist mal einen Thread eröffnet, in dem er schon im Titel zum Ausdruck brachte, wie unsinnig den jedweder Alkoholkonsum sei und dass dies doch ausschließlich Nachteile hätte. Er sähe darin überhaupt keine Vorteile. Ein anderer abstinenter Forist berichtete daraufhin in dem besagten Thread von einem Freund, der vor ein paar Wochen in einem Gespräch besonders hervorgehoben hätte, wie unglaublich froh er denn sei, dass endlich mit seiner Freundin Schluss sei. Diese sei ja schon immer sowas von ... gewesen. Er hätte eigentlich nie mit ihr zusammenkommen dürfen. Ein ganz schlimme Zeit. Ende der Geschichte: Nach einem Anruf von besagter Damen kamen sie natürlich wieder zusammen. Etwas sachlicher meinte ein anderer abstinenter Forist, dass er mit seiner ebenfalls abstinenten Frau im Skiurlaub gewesen ist und sie dort einen entspannten alkoholfreien Abend verbracht hätten. Er gab allerdings auch unumwunden zu, dass das Paar, das sich nebenan gerade eine Flasche Wein teilte, auch einen durchaus glücklichen Eindruck machte. Der Forist hatte offenbar Frieden mit sich und seinem Leben gefunden. Und zwar so, wie es nunmal ist. Da sind wir wieder:

    Leben und leben lassen.

    Herzlich willkommen, HQuinn.

    Ich weiss eigentlich nicht warum. Ich mag es. Und irgendwie hilfts mir meinen Hintern mal für ein paar Momente ruhig zu halten. Oder mal wieder auf andere Gedanken zu kommen, mich kurzfristig besser zu fokussieren, mich zu motivieren, kontaktfreudiger und offener zu sein, meine Kreativität zu fördern, die Stimmen ein wenig leiser zu machen.

    Das, was Du hier beschreibst, ist zunächst mal völlig normal. Die von Dir beschriebenen Erfahrungen haben wohl fast alle Menschen so gemacht. Auch ich. Eigentlich auch kein Problem, wenn man das ab und zu mal so macht und die Dosis nicht zu hoch ist. Es ist eben - wie vieles im Leben - eine Frage des richtigen Maßes.

    Ich trinke jeden Tag. Manchmal schon tagsüber. Ich trinke selten zu viel, aber so ne halbe Flasche Vodka geht schon rein.

    Um hier erst gar nicht viel drum herum zu reden: Du trinkst eben nicht "ab und zu", sondern täglich. Und: Du trinkst eben nicht "selten zu viel", sondern ständig zu viel. Ein halbe Flasche Wodka täglich ist, egal welche Maßstäbe man anlegt, im Bereich von "sehr viel" zu taxieren.

    Wenn man Alkohol nicht zum gelegentlich Genuss nutzt, sondern irgendwann als generellen Problemlöser zu missbrauchen beginnt, also eigentlich nur noch wegen der erhofften Wirkung trinkt, passiert zwangsläufig folgendes: Mit Deinem jetzigen schon sehr hohem Konsum-Level "hilft" Dir der Alkohol vielleicht noch dabei, Deinen Hintern mal für ein paar Momente ruhig zu halten oder mal auf andere Gedanken zu kommen, macht Dich vermeintlich kreativer etc., aber in wenigen Monaten wirst Du feststellen, dass die halbe Flasche Wodka nicht mehr die gleiche Wirkung zu entfalten vermag. Dein Körper gewöhnt sich in zunehmenden Maße an Deinen Konsum. Man nennt das Toleranzentwicklung. Das ist bei allen Süchten so; beim Alkohol ist der Zeitraum sogar vergleichsweise lang.

    Weitermachen auf gleichen Level hieße demnach für Dich: Die gewünschte Wirkung wird immer schwächer werden und irgendwann ganz ausbleiben. Die halbe Flasche Wodka wird Dir nicht mehr das bieten, was sie Dir heute bietet.

    Du hast also eigentlich nur zwei Alternativen: Du säufst immer mehr oder Du hörst auf.

    Die Aufhör-Option klingt in Deinen Ohren vermutlich dramatisch. Allein schon beim Lesen dieser Zeilen denkst Du womöglich: "Mein Leben ist eh schon schwer. Und jetzt soll ich mich noch von meinem besten Freund - meiner Wodka-Flasche - verabschieden? Da bleibt doch nur noch Leere und Schmerz."

    Ich kann Dir sagen: Es ist völlig anders als Du aktuell denkst. Wenn Du mit dem Trinken aufhörst, eröffnet sich eine Welt, die Du Dir aktuell gar nicht ausmahlen kannst. Diese Welt ist schön, voller Farben, voller Gefühle, voller Klarheit. Eben das volle Spektrum, was das Leben so bietet: von tieftrauig bis himmelhochjauchzend. Es ist ein Weg von den alkohlinduzierten Fake-Gefühlen zu den echten Gefühlen, die in Dir schlummern.

    Ich kann Dir auch sagen: Es ist kein einfacher Weg, bisherige Gewohnheiten zu überschreiben. Das geht schon gar nicht von heute auf morgen. Vermutlich wirst Du Unterstützung brauchen. Vielleicht auch professionelle Unterstützung. Schwierig ist, dass Dein Mann Deinen Konsum anscheinend nicht bremst, sondern sogar noch anfeuert. Keine gute Kombination.

    Ich hab das Beste aus meinem Leben gemacht, das mir möglich war. Und ich tue alles dafür zu halten, was ich mir aufgebaut habe.

    Ich wünsche Dir, dass Dir das gelingt. Von Herzen.

    Erster Schritt: (Selbst-)Erkenntnis. Dann werden sich mehrere Schritte anschließen. Hier im Forum gibt es eine Menge Know How, aber letztlich musst Du Deinen eigenen Weg finden. Es ist ja auch Dein Leben. Und Du hast eben nur dieses eine Leben. Meine Anregung: Werde Dir dessen bewusst und lerne Deine verbleibende Lebenszeit zu schätzen. Das kann man nicht erzwingen, aber es wäre doch schade, wenn Du Dir kurz vor Lebensende irgendwann eingestehen müsstest, dass Du eben doch nicht das Beste aus Deinem Leben gemacht hast. Aber glücklicherweise bist Du ja noch nicht kurz vor Deinem Lebensende, sondern sitzt hier im Juli 2024 vor Deinem Bildschirm und liest diese Zeilen.

    Was hat Dich lange Zeit daran gehindert auszusteigen?

    Vor ein paar Monaten sagte jemand, dass das eigene Bild im Spiegel stets jünger aussieht als es tatsächlich ist. Zumindest in der Wahrnehmung. Man hinkt der tatsächlichen Entwicklung etwas hinterher. Das entspricht auch meiner Erfahrung. Irgendwie malen wir uns die Welt wohl mitunter schöner als sie ist, was ja auch klug sein mag. Zumindest ist das eine freundlichere Welt als anders herum.

    Gleiches gilt nach meiner Erfahrung auch für andere Wahrnehmungen, die unsere Vergangenheit prägten. Das damalige leichte Beschwipst-Sein war ja auch mitunter wirklich nett, lustig, etc. Diese Rückblicke werden aber ebenfalls verklärt: Auch, wenn sich die Wirkung des Alkohols bereits Jahre vor meiner Entscheidung, für 1 Jahr kein Alk mehr zu trinken und kein Nikotin mehr zu konsumieren, in der Realität bereits deutlich anders darstellte, produzierte mein Kopf noch die schönen Bilder aus einer Zeit, die längst vergangen war. Eben: Aus der Vergangenheit. In Wirklichkeit war das zweite Bier gar nicht mehr so köstlich, wie es das mal war. Und das Dritte machte es auch nicht besser. Klar, da war noch was, aber merklich anders. Eben weniger intensiv, eher etwas enttäuschend. Manchmal war ich bereits etwas irritiert, aber letztlich lief ich noch dem Gefühl der Vergangenheit hinterher, obwohl es nicht zurückholbar ist.

    Das ist eben das blöde an Drogen: Sie nutzen sich in ihrer Wirkung ab, während wirklich schöne & gute Dinge ihre Strahlkraft nicht verlieren, sondern erfüllend bleiben oder gar noch wertvoller und erfüllender werden, als sie es mal waren.

    Diese Abnutzung des Wohlfühlerlebnisses bei Drogen gestehen wir uns in der Regel nicht ein. Dann kommen noch die hier bestens bekannten Suchtmechanismen im Hirn dazu, die den Abschied schwer bis unmöglich machen, aber selbst die Abwägung (Trinke ich noch weiter? Oder lasse ich es lieber?), die viele hin- und herreist, wie die Nussschale in einem wilden Fluss, findet eben nur mit dem oben geschilderten Bias statt. Das Ignorieren der aktuellen Realität durch das innere Diktat der verklärten Vergangenheit verhindert meines Erachtens bei vielen zuverlässig den Ausstieg.

    Was hat Dich lange Zeit daran gehindert auszusteigen?

    Drogen haben nun mal die schöne/schlechte Eigenschaft, dass der mit dem Konsum einhergehende Rauschzustand, insbesondere in der Anfangsphase, ganz reizvoll ist. Rausch ist in der Geschichte der Menschen fest verankert und das (maßvolle) Streben danach zunächst mal nix Pathologisches.

    Es gibt ja bekanntermaßen auch nicht-stoffliche Rauscherlebnisse, z.B. beim Tanzen, bei intensiven Sporterlebnissen bis hin zu einem eher meditativen Einschlag beim langen Spazieren gehen oder Wandern. Eigentlich alles normal. Beim Alkohol kommt noch hinzu, dass man das Zeugs, wenn man die Dosis einigermaßen begrenzt, jahrelang trinken kann, ohne dass irgendwelche negativen Effekte auftreten.

    Weiterhin ist gerade Alkohol kulturell hier in Europa "bestens" eingebettelt: Man trinkt halt bei allen möglichen Gelegenheit mal ein Glässchen. Da erzähle ich nix Neues. Gerade in Deutschland fehlt ein kulturelles/soziales Korrektiv, das hohe Trinkmengen sanktioniert.

    Alles zusammen genommen, ggf. noch begünstigt durch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale und schicksalhafte Wendungen im Leben, und der "Cocktail" ist irgendwann fertig angemixt: Man trinkt zu oft zu viel.

    Und was denkst Du, was könnte Dir dabei helfen doch auszusteigen?

    Das Bewusstsein, dass das eigene Leben wertvoll ist.

    Das Bewusstsein, dass es nur dieses eine Leben für Dich gibt.

    Kurz zu den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die für Honks Entscheidung auch eine gewisse Rolle spielen können:

    Die Zahl der offenen Stellen geht seit 2022 abwärts (mehr oder weniger synchron zur Erosion der wirtschaftlichen Performance Deutschlands): Immer mehr als 15% minus. Aktuell haben die Arbeitnehmer das Sagen. Je nach Branche wird das auch noch eine Zeit lang so bleiben, ist aber m.E. kein Dauerzustand. (Ich habe diesbezüglich gerne Unrecht).

    Ich gebe Dir ansonsten vollkommen recht: Ein ausbalancierter Arbeitsmarkt ist letztlich "gesund".

    Bei entsprechender Mobilität empfiehlt es sich m.E., zum Beispiel in die Schweiz umzusiedeln und dort zu arbeiten: Da hat man zweifelsohne mehr Lebensqualität (insbesondere bei einen Zeithorizont auf die nächsten Jahre;-). Vielleicht auch eine Überlegung für Honk?

    Deine aktuelle Stelle beschreibst Du mit folgenden Worten:

    • Die Abläufe sind ineffizient,
    • die dort arbeitenden Beamten lassen sich "an vielen Stellen vom System kaputt machen",
    • die Vorgesetzten sind "unfähig",
    • die übergeordnete Behörde ist "dämlich",
    • keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten und Belohnungssystem,
    • der Kollege im Büro ist "eigentlich ganz nett", aber ständig krank.

    Die Menschen in meinem Umfeld sind auch gelegentlich am meckern über ihren Job, aber bei Dir ist anscheinend (fast) alles Grütze.

    Was möchtest Du da eigentlich noch verhandeln? Geht's Dir um Knete? Die Dinge, die Du oben auflistest, haben nun mal eine Gemeinsamkeit: Sie sind nicht verhandelbar. Die übergeordnete Behörde ist nun mal "dämlich", die Vorgesetzten sind eben "unfähig".

    Ich finde, wenn man solche Worte, wie "dämlich" und "unfähig" nutzt, und dies nicht mal spontan aus einer Laune heraus gesagt wurde, sollte man tatsächlich gehen.

    Was möchtest Du da vorher - also bevor Du einen neuen Job verbindlich hast - mit Deinem unfähigen Vorgesetzten überhaupt besprechen?

    Der Fachkräftemangel führt aktuell in der Tat zu einem unausbalancierten Arbeitsmarkt zu Gunsten der Arbeitnehmer. Der Höhepunkt ist aber vermutlich schon überschritten. Die Wirtschaftsdaten in Deutschland kennen seit Monaten nur eine Richtung: nach unten. Die politischen Degrowth- und Wir-retten-die-Welt-Phantasien, die weltweit an der Spitze liegenden Energiepreise und der Bürokratie-Irrsinn führen bereits aktuell zu massiven Abwanderungen. Miele ist nur ein Beispiel von vielen. Die Dynamik nimmt noch zu. KI wird demnächst bei Brainworkern, die bisher von Rationalisierungsmaßnahmen weitestgehend verschont blieben, zur Substitution von Jobs durch Maschinen führen. Wenn man wirklich gut ist, muss einen das nicht kirre machen, aber den von Dir skizzierten Optimismus teile ich - zumindest mittelfristig - nicht.

    So gesehen hat ein sicherer Job durchaus seine Vorzüge, aber wenn Dein Job sich so konträr zu Deinen Anforderungen und Bedürfnissen gestaltet, sollte das Sicherheitsargument m.E. nicht den Ausschlag geben. Gibt es nicht die Möglichkeit, im öffentlichen Dienst eine komplett andere Aufgabe wahrzunehmen? Leher als Quereinsteiger? Nur so'n Beispiel, aber eben einen Job, der Dir wirklich liegt.

    Auf der Haben-Seite steht noch, dass Du "unkontrolliert machen kannst, was Du willst." Ich musste ja zugegebenermaßen beim Lesen Deiner Zeilen ein bisschen schmunzeln. Dir ist natürlich klar, dass so ein "Paradies" in der freien Wirtschaft nicht anzutreffen ist. Mitunter kann es sogar passieren, dass Du dort so im jobmäßigen Hamsterrad herumstrampeln musst, dass Du gar keine Lust mehr verspürst, Dein richtiges Fahrrad zu nutzen. Aber das kann man beim Vorstellungsgespräch abklären.

    Mitunter gibt es eben auch gut austarierte und gut bezahlte Jobs, bei denen die eingangs genannten No-Go's Deines aktuellen Jobs nicht auftreten und Du wieder richtig Spaß am Arbeiten haben wirst. Vielleicht findest Du so einen; ich drücke die Daumen!

    Just my 2 Cents.