Soll ich anrufen oder warten

  • Hallo ich bin neu hier und habe direkt eine Frage an euch ich schildere hier meine b.z.w. Lage meines Vaters!

    Mein Vater ist 56 Jahre alt. Lebt in dem Haus meiner Tante(also seine Schwester,dort wohnt sie mit mann und 5 jährigen Sohn) in einer Mietswohnung! seine Mutter und Bruder wohnen in der benachbarten Stadt und ich wohne leider 200 km entfernt. Mein Vater, ist langzeit arbeitslos gewesen, auch durch Krankheit und wurde vor ca. 1 Jahr vom Amt dann in "Frührente" geschickt! Ich denke da nicht mehr vermittelbar! Davor war er 1 Euro jobber und das hatte ihm eigentlich gut getan, aber dann gab es einen gesundheitlichen Unfall und er konnte dort nicht mehr weiter machen und somit wurde er in "Rente" geschickt.
    Mein Vater hat einen niedrigen Bildungstand, stammt aus einer Großfamilie mit 8 oder 9 Geschwistern, ist der älteste Junge der Großfamilie. Musste zu seiner zeit viel helfen im Garten damit die Familie versorgt war und damit wurde Schule und Ausbildung vernachlässigt!
    Meine Eltern trennten sich als ich ca. 4 jahre alt war! Damals hat er wohl schon getrunken und ich bin heute 33 Jahre alt!
    Viele sagen er hat die Trennung von meiner Mutter nie wirklich verkraftet.
    Nun lebt er zurück gezogen in seiner Bude, sitzt meist vor dem Fernseher. Wird hier und da zum Einkaufen mitgenommen, geht wohl hin und wieder spazieren und besucht seine Mutter, die aber auch regelmäßig da ist. Das wars! Mit Alkohol versorgt wird er von seinem Bruder und von seiner Schwester! Wenn ich ihn besuchen fahre, bringe ich von unterwegs keinen Alkohol mit und wir trinken auch kein Alkohol vor Ort wenn wir da sind.
    Das das Thema "Trinken" so massiv ist wurde mir bewusst als er zu besuch bei mir zu hause war und ich ihm keinen Alkohol zur freien Verfügung gab und er dann nachts die Flaschen in der Bar und im Kühlschrank heimlich leerte. Eigentlich nix aß und bei Unternehmungen sich schnellstens selbst mit Alkohol versorgte!
    Nun ist klar das er wohl schon seit gut 20 jahren oder länger trinkt. Wenn man ihn anspricht will er nicht darüber reden, schon gar nicht mit mir. Ich soll ihn sein Leben lassen, er tut niemaden was! Aber leben tut er auch nicht! Ich wäre sein ein und alles im Leben, das einzige worauf er stolz ist! Ich fahre ca. 5 x im Jahr hin mal übermacht aber meist nur einen Sonntag, er bekocht uns, worauf er besteht und spielt mit seinem Enkelkind und dann ist er aber glaub auch froh wenn wir wieder fahren und er wieder ungehindert trinken und rauchen kann!
    Nun habe ich ihm einen Brief gesendet in dem ich im schreibe, das ich von seiner Alkoholsucht weiß, das ich trairig bin und ich auch deswegen immer seltener komme, weil mir sein Zustand sehr weh tut. Gleichzeitig ihm geschrieben das ich Ihn sehr vermisse und ich mir wünschte er wäre bei uns da ich ihn sehr gut gebrauchen könnte und das es schade ist das der alkohol das alles kaputt mache und ich ihn als einen sehr tollen Menschen empfinde und ihn liebe! Ich habe ihm gefragt wo er sich sieht in den nächsten zehn jahren und mitgeteilt das ich nur 3 Situationen sehe, Er lässt sich helfen! er trinkt sich zu Tode oder ich muss irgendwann für einen heimplatz für Suchtkranke Senioren für ihn suchen und bezahlen! Seit dem sind nun 2 Wochen vergangen und ich weiß nicht soll ich mich nun melden oder wirklich warten bis er soweit ist?

    Natürlich gibt es noch mehr zu schreiben, aber so ist die Situation meines Vaters derzeit, grob zusammen gefasst!

    Kann ich ihm denn noch helfen nach so einer langen zeit? und muss ich wirklich das Brecheisen rausholen und ihn gan fallen lassen? Ich habe angst das er sich dann wirklich umbringt!
    Aber die frage ist nun soll ich Ihn anrufen oder warten bis er sich auf den Brief hin meldet? Vorher hat er sich regelmäßig gemeldet und seid dem Brief nicht mehr?

    Lieben Gruß und Danke im vorraus für Antwort und gehör!

  • achja ich habe in den brief auch reingeschrieben das ich Ihn finaziell gerne unterstütze um zu Therapien oder zu AA Treffen zu fahren, da er kein Führerschein hat und in einem Dorf wohnt welches eine schlechte Busverbindung hat! Gleichzeitg telefonnummern von Hilfe Organisationen in seiner nähe beigelegt!

  • Hallo Celestine

    So einfach lässt sich das gar nicht beantworten. Sein Schweigen ist ja eigentlich schon eine Antwort. Er wurde wahrscheinlich zum ersten Mal so konkret mit der Situation seines Konsums konfrontiert. Peinlichkeit, Scham. Ertappt sein.
    Im Grunde ist es egal wie du dich letztlich entscheidest. Ein Anruf bringt dir etwas mehr Klarheit auch wenn dein Vater dann nicht rangeht. Andererseits denke ich wird dich die Warterei zermürben.
    Also vllt. doch callen. Eher infomässig wie es ihm jetzt mit der Situation so geht. Keine Nägel mit Köpfen AA, Therapie und so. Das ist zuviel auf einmal. Da ist er nicht bereit zu.


    Brant

  • ja ich möchte den kontakt ja auch gar nicht abbrechen..und fordere kein ultimatum..wollte das er weiß, das ich nicht blöd bin! Ich konnte ihm das einfach nicht direkt sagen, deswegen habe ich mich für den brief entschieden, da ich seine reaktionen kenne, wenn ich davon anfange!
    Ich bin auch bereit ihm seinen Weg zu lassen, ich möchte nur das er weiß, das mir seine Situation bewusst ist und das ich es sicherlich nicht mehr unterstütze aber trotzdem da bin, wenn er hilfe will! Ansonsten wird es bei den besuchen bleiben, mit dem Unterschied das ich nicht mehr direkt dort übernachten kann ich pack das einfach nicht mehr.
    Mein Vater ist nicht der aggresive Typ, sondern der depressive, der dann wenn er genug hat anfängt zu zweifeln ob ich seine Tochter bin etc..pp..auf einmal quatschen kann..Er ist auch definitiv ein Leveltrinker, der normal wirkt wenn er ein gewissen Pegel hat. Aber er hält seinen Haushalt noch sauber, nur er selbst verfällt so langsam. Nur Frage ich mich wie lange soll ich warten? Wird mich je wieder anrufen? Und welches level benötigt er dafür?
    Ich würde ihn gerne anrufen, auf der andern seite, ist es vielleicht auch ein klick schritt wenn er über seinen Schatten springt..oder ist das zu viel erwartet?

  • Hallo Celestine,

    ich würde dir gerne bei deiner Entscheidung Hilfestellung leisten, fühle mich aber ebenso ratlos wie du dich selbst. Vielleicht kann dir jedoch unsere Linksammlung im Forumsbereich Selbsthilfe/Therapie Entscheidungshilfe geben.

    Alles Gute
    Bassmann

  • Soll ich das da auch nochmal posten? Ich habe auch schonmal eine e-mail gesand an eine hilfe organisation, leider bisher keine Antwort deswegen bin ich hier gelandet!

  • Hallo Celestine, :)

    ich sehe es ähnlich wie Brant. Keine Antwort heißt, er wird "darüber" mit Dir (noch?) nicht sprechen wollen.
    Du hast ihm alles hingelegt, was Deine Position zu ihm betrifft. Dass Du ihn liebst, aber nicht mehr daneben
    stehen wirst (übernachten und mehr sehen), wenn er auf dem Weg des Trinkens bleibt, sich damit umbringt.

    Mehr ist erstmal gar nicht "anzubieten". Deine Grenzen sind benannt, das ermöglicht ihm, zu erkennen, etwas
    stimmt nicht mit seiner bisherigen Situation (Alkohol). Jedenfalls ist es jetzt auf dem Tisch, auch vor ihm selbst.

    Meiner Mutter (damals ebf. noch funktionierende Pegeltrinkerin) habe ich 2010 genau so einen Brief geschickt,
    mit Broschüren der Suchthilfe und AA-Kontaktdaten dabei. Plus 3 Seiten Text über meine eigene Erfahrung durch
    die Arbeit mit Gefühlen in einer 12-Schritte-Klinik, über die Erkenntnis, dass Scham nur alle Lebendigkeit tötet,
    und dass sich kein Süchtiger für die Sucht zu schämen braucht. Sie redet auch grundsätzlich nicht über sich.

    Reaktion: Den Brief behielt sie, die Broschüren kamen zurück: "Liebe Wolfsfrau, ich habe keine Verwendung dafür."
    Super-Text, oder? Kein Wort zuviel, und kein einziges über sich. - Das ist bis heute ihre Kommunikation zu Gefühlen.

    Es ist nicht unsere Pflicht als Kinder, dem alkoholkranken Elternteil unsere Liebe zu versichern. (Die wissen das.)
    Und es heilt auch nicht. Heilend kann allenfalls eine eigene Einsicht sein, ein starker Verlust, irgendein innerer Riss,
    der den Motor anschmeißt, vom eigenen Leben "mehr" haben zu wollen, überhaupt wieder etwas zu WOLLEN. Das
    kann eine Weile dauern, weil davor viele Störgefühle (eben die genannte Scham vor sich und anderen) liegen.

    Mein Therapeut erklärte mir das mal als Spirale:
    Solange j-d trinkt (also fern seiner Gefühle sein 'muss'), braucht er Alkohol. (Um die Gefühlsferne auszuhalten.)
    Ein Kreis, der sich aufrecht erhält, außer es ändert sich etwas in Bezug auf die Gefühle und den Umgang damit.
    Dann könnte etwas in der Seele in Gang kommen, ein Hunger nach Lebendigkeit. Das braucht aber Schutz und
    Ermutigung (Klinik, Therapie). - Vielleicht schreibe ich das hier recht idealisiert, aber mit diesem Bild fiel es mir
    dann leichter, zu begreifen: Mehr als meine Wahrnehmung samt Infos hinlegen, kann ICH nicht an ihrem Leben
    "tun". Das ist auch nicht meine Aufgabe.

    Im Moment lebe ich auch mit einer Funkstille zu ihr, aber vor allem, weil ich gerade keinen Nähewunsch fühle.

    Das Wichtigste ist, dass DU Dich weiterhin so spontan und unverdreht in Deinen Gefühlen bewegst wie sonst.
    Wenn Dir nach Anrufen ist, mach es doch einfach? Erwartungen würde ich nicht dran hängen, das würde Dich
    in der Co-Abhängigkeit (ihn heilen wollen) festhalten. Aber das Maß an Nähe finden, mit dem DU gut umgehen
    kannst, wenn Dir der Kontakt wichtig ist, das könnte eine Richtung sein. Dein Wille, nichts "für ihn" oder "damit
    er ..." - ...

    (Dieses Mitdenken ist nicht ohne. Es suggeriert auch Dir oder mir, wir hätten "Einfluss" und müssten aufpassen.
    Haben wir nicht und müssen wir nicht. Genau das sind ja die Pfeiler der Co-Abhängigkeit, die uns ans Geschick
    der anderen Person binden und schlimmstenfalls eher noch verhindern, dass er / sie eigene Schritte tun kann.)

    Ich wünsche Dir viel Glück und innere Klarheit für Dich und Deine Gefühle. (Du bist nicht für ihn verantwortlich.)

    Liebe Grüße,
    Wolfsfrau

  • Hallo, Celestine, und HERZLICH WILLKOMMEN!

    Ich gehöre - wie Dein Vater - auch zu den Betroffenen (bin allerdings seit 8 Jahren trocken).
    Im Grunde denke ich, es ist wie Brant schrieb:

    Er wurde wahrscheinlich zum ersten Mal so konkret mit der Situation seines Konsums konfrontiert. Peinlichkeit, Scham. Ertappt sein.

    Und jetzt muss er für sich auch erst einmal klarwerden, wie er Deinen Brief (für sich) werten soll: Als Angriff auf sein Leben, seine Selbstbestimmung? Als Spiegel-Vorhalt und Hilfsangebot?

    Versteh mich nicht falsch: Es geht nicht darum, wie Du den Brief gemeint hast, sondern wie er für sich selbst denken soll, dass Du ihn gemeint hast.

    Wenn früher Freunde oder meine Frau mich auf meinen Konsum angesprochen haben, habe ich meist abgeblockt und war beleidigt, eingeschnappt. Obwohl ich tief in mir drin schon wusste, dass sie Recht hatten. Aber es hat leider sehr lange gedauert, bis ich mich aufgerafft habe und etwas unternommen habe, Hilfe angenommen habe.

    Tja, und ob Du bei ihm anrufst und nachfragst oder abwartest, dass er jetzt reagiert ... das musst letztendlich Du selbst entscheiden.

    Und mit seinem Hinweis auf die Linksammlung meinte Bassmann bestimmt nicht, dass Du dort etwas posten sollst oder eine Email an die dort genannten Organisationen schicken sollst, sonder Dir vielleicht vielmehr Hilfe für Dich selbst raussuchen kannst. Hier zum Beispiel ...

    LG
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ich danke euch erstmal für die Antworten, die mir wirklich helfen! Ich habe mir auch schon ein SHG rausgesucht die sich in der Nähe trifft und will dort hin gehen!
    ich denke genauso wie Greenfox, und so kenne ich Ihn auch er ist sicherlich verärgert oder sauer über diesen Brief. Denn nach seiner Aussage trinkt er ja gar nicht so viel und manchmal auch gar nix..Er sicherlich nicht genau weiß ob jetzt wirklich sauer sein soll über den Brief oder traurig oder, was auch immer!
    Wolfsfrau ich denke du triffst den Nagel auf den Kopf ich danke für dein schreiben und deine Erfahrung! 44.

    Es ist wirklich nicht leicht das mit anzuschauen, denn ich liebe ihn sehr! Somit bin ich auch zu schwach für das was andere fordern und meinen es wäre gut!

    Andere im umfeld sagen ich solle seinem Hausarzt bescheid geben und der Krankenkasse, im schlimmstenfall Zwangseinweisen.
    Aber ich liebe meinen Vater sehr, er war immer gut zu mir und hat mir nie direkt weh getan und ich weiß das er eine arme Sau ist.
    Ich besitze nicht die nötige Abgrenzung, auszuhalten das mein Vater dann mich aus seinem Leben verband weil ich ihm das an tue!
    Er lebt friedlich in seiner Bude mit seinem Schicksal und tut niemanden wirklich was zu leide. Er hat auch nicht viel geld. Nährt sich von billig Wein und Bier. Soviel ich weiß. Aber egal, kurz gesagt ich selbst bin zu sensibel, solche harte Maßnahmen anzuleiern, wenn ich mit massiver gegenwähr rechnen muss! Zumal ich wirklich nicht weiß ob er das wirklich übersteht!

  • ... nochmal ich ... :)


    Andere im umfeld sagen ich solle seinem Hausarzt bescheid geben ...

    Als reine Info an den Hausarzt könnte das hilfreich sein, falls der als "Externer" (also
    nicht Familie/Freunde) einen sachlicheren Zugang zu Deinem Vater finden könnte.
    Oder sich nicht von unauffälligen Leberwerten täuschen lassen sollte. - Aber das können
    Betroffene vielleicht noch besser einschätzen. Für OPs kann es eine wichtige Info sein,
    weil der Narkose-Bedarf dann glaube ich höher liegt. Irgendwie ist es schon ein Eiertanz.
    Nicht Regie führen, trotzdem klare Grenzen setzen, und medizinisch unterstützend sein.

    Kein leichter Job. schwitz. Ich freue mich jedenfalls, wenn ich Dir etwas Mut machen kann,
    auf Deinem Kurs (Situation ansprechen) zu bleiben. Das ist das Wichtigste, nicht mehr
    mit zu leugnen, auch nach außen. Nur so findet die Hilfe zu Deinem Vater, wenn er es zulässt.

    Nochmals alles Gute, vor allem für die SHG! Ein guter Schritt. 44. (Denn Du bist auch wichtig.)

    Liebe Grüße,
    Wolfsfrau

    p.s.
    Du könntest die Frage (KK informieren u.a.) mal selbst als Anliegen mit zur "Suchtberatung"
    (für die Angehörigen) nehmen. Was die mir gesagt haben, hat mir geholfen, mich mehr bei
    mir selbst aufhalten zu "dürfen" und weniger "ich müsste doch aber ..." in mir auszukämpfen.
    Es gibt viele gute Adressen, auch für uns Angehörige! (Denn wir brauchen mindestens so viel
    Hilfe wie der zuerst Süchtige.)

  • Hallo Celestine,

    auch ich bin der Meinung, dass du in erster Linie Hilfe für dich holen solltest. Dort bekommst du ganz viel Informationen für dich. Wie verhalte ich mich. Wie gehe ich damit um usw.

    Der Brief war sicher erst einmal gut. Dein Vater muss diesen Brief aber auch verarbeiten. Ich war in ähnlicher Situation. Meine Tochter hat unter meinem Konsum gelitten und es mir auch manchmal versucht, mitzuteilen. Bei uns lief alles, ich hatte (habe) einen guten Job etc.
    Und ich wollte ein "ZUVIEL ALKOHOL" nicht sehen oder hören, obwohl ich es eigentlich doch wusste. Heute ist meine Tochter sehr stolz auf ihre Mama.

    Für deinen Papa ist es bestimmt nicht einfach und er denkt auch darüber nach, aber er weiß auch sicher nichts zu sagen. Eins sage ich dir: Zwingen kann man ihn nicht. Das ist völlig aussichtslos. Er muss es wollen. Und das wünsche ich euch. Für deinen Seelenfrieden: Ruf ihn an. Hab erst einmal keine Erwartungen. Rede mit ihm. Er ist dein Papa. Und du? Für dich (euch) alles Gute. Es ist zu schaffen.

    LG von Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Also, mein Vater hat sich heute gemeldet und ich weiß natürlich auch nicht ob ichs richtig oder falsch gemacht haben. Er ist denke mal in dem glauben er mich wieder eingenullt hat und jetzt alles wieder friedlich ist. Einbischen ist das ja so, da ich glaube, das ich eine härtere Gangart nicht gut wegstecken kann. oder doch , ich bin hin und her gerissen!

    Aber erstmal zu seiner Reaktion:
    er rief mich an und sagte er müsste mit mir sprechen! Er klang nüchtern somit denke ich im Wohlfühl Level angekommen! Er wäre stink sauer gewesen wie ich ihm so ein scheiß schreiben könne! Wie darauf kommen würde so über ihn zu denken. Er trinkt erst ab 20 uhr abends seine 2 Bierchen und will seinen frieden haben. Er tränke ja kein Schnaps oder harten Alkohol! Und ob er jemals betrunken war, als ich mit der kleinen da war, oder er was getrunken hat als wir da waren! Ich sagte das weiß ich nicht, ich habe und werde dich nicht kontrollieren! Ich habe ihn erklärt das das meine Stantpunkt ist und das der so bleibt egal, was er jetzt sagt! er meinte natürlich es wäre sein leben und er lebt da wo er ist 200km entfernt von mir gut und wird auch da sterben! Er sagte wieder er möchte kein Streß mit mir und ich sagte ich will ihm auch keinen machen. Das es mein versuch war ihm die Wahrheit die ich sehe zu verdeutlichen und zu sagen wenn er sich hilfe holen will bin ich da!
    Er fing wieder an ob er schonmal getrunken haben, als ich da war mit der kleinen. Ich sagte ihm du klar es gab die situation als wir dort übernachteten das er abends dann doch betrunken war und mich fragte ob ich wirklich seine tochter wäre! Da ziemlich scharf darauf reagiert hattte und gedroht hatte sofort zu gehen wenn er weiter so redet, konnte er sich an diese situation erinnern und gab zu betrunken gewesen zu sein! Darauf sagte ich und da habe ich dich auch nicht trinken gesehen, wovon warst du dann betrunken?
    Keine Antwort!
    Es ist mein Leben und mir geht es gut! Ich freue mich wenn du kommst! ich solle ihm nicht vorwerfen er wäre nicht da! Es wäre ja nicht so!
    Ich sagte, ich sage es wäre schön wenn du in der nähe wärst ich könnte dich gut gebrauchen! Du bist Rentner muss nicht abreiten und könntest mir als Opa behilflich sein und Emely hätte einen Opa in der Nähe.
    Bei euch fühle ich mich nicht wohl! ich sagte ja weil du hier nicht trinken konntest! Nein deswegen nicht antwortete er!
    Letzendlich sagte ich ihm, das ich weiß das es sein leben ist und ich ihn nicht dazu zwingen kann. ..Warum schreibst du mir dann so ein scheiß??!
    Weil ich mir nicht vorwerfen lassen will das ichs nicht wenigstens mal angesprochen habe und versucht habe, dir zu helfen!
    Mir geths gut ich will meine ruhe, ich will frieden haben.
    Ich sagte ihm ich auch! Das ich ihn trotzdem liebe, aber das ich je nach dem wie sein zustand sich verschlechtert nicht weiß, wie oft ich mir das antun kann.
    er hat dann gefragt wann wir mal wieder kommen. und wir sind wieder ins normale Gespräch gerutscht!
    Da meine Tochter dann auch aufmerksamkeit wollte, war kein weiterer Zeitrahmen da!

    Mein Mann meint, es gibt niemand der ihm vorraugen führt das er wirklich abhängig von alkohol ist auch zu hause und das was er mir erzählt das er erst ab abends trinkt auch noch selbst glaubt! Obwohl es anders ist!
    Ich eigentlich öfters hin fahren müsste, weil er vor uns ja nix trinken kann. oder soll sagen wir kommen jetzt für eine woche vorbei, schaffst du das nüchtern zu bleiben so lang? wenn er sagt ja. Hin zu fahren und ihn auflaufen zu lassen da er sicher trinken wird irgendwo und irgendwie!
    Die frage ist bringt es was oder nicht? Kann ich das oder nicht? Bin ich bereit die hässliche seite meines Vaters herauszufordern in dem ich an seinem Lügenbaum säge?

  • Hallo Celestine,

    bei mir war es so, dass ich durchaus um meine Abhängigkeit wusste, mir aber nicht vorstellen könnte, ein Leben ohne Alkohol zu führen. Wenn meine Frau mich auf mein Trinkverhalten ansprach, empfand ich das als Stress. Am liebsten wäre mir gewesen, wenn man mich in Ruhe hätte trinken lassen.

    Lange Rede kurzer Sinn: Mir hätte das Sägen an meinem In-die-Tasche-lügen nichts gebracht. Schließlich wusste ich ja, dass ich abhängig war. Ich wollte das nur nicht aussprechen oder von Anderen hören.

    Gruß
    Bassmann

  • Yepp, seh ich genauso wie Bassmann!
    Das ist eine ganz normale :o Reaktion von Deinem Vater! Ich hätte (damals!) wahrscheinlich ähnlich reagiert, so wie ich es ja auch als Angriff auf meine Persönlichkeit betrachtet habe, wenn man mich auf mein Trinkverhalten angesprochen hat. Schließlich haben ja Andere viiiiel mehr als ich getrunken und nur harte Sachen und überhaupt. Und aus meinen Gesprächen mit vielen Anderen (aus meiner und anderen SHG, in den Kliniken etc) weiss ich, dass diese ebenfalls so reagierten.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Hallo Celestine,

    Und ich wollte ein "ZUVIEL ALKOHOL" nicht sehen oder hören, obwohl ich es eigentlich doch wusste.

    LG von Betty

    So hatte ich es dir schon geschrieben! Es ist tatsächlich so. Ich wollte es nicht auch noch hören, was ich doch schon lange wusste.

    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Guten Morgen, liebe Celestine,

    zum co-abhängigen "Instrumentarium", Einfluss auf den Trinkenden zu nehmen,
    kann ich aus meinen gewonnenen Erfahrungen und Infos (Al-Anon und Therapie)
    nur weitergeben:

    Dinge tun, die das Verhalten des Süchtigen (also sein Trinken) verändern sollen,
    bringt nichts. Es hält einen im Irrtum fest, gegen die Sucht ankommen zu können,
    wenn man es nur doll genug versucht. - Der Trinker trinkt weiter, dafür gehst Du
    irgendwann in die Klinik, weil Deine Kraft aufgebraucht ist, Dein Leben still steht,
    Deine innere Spannung alles überlagert, Entspannung kaum noch möglich ist.

    Etwas Unkontrollierbares (die Sucht eines andern, manchmal auch die eigene
    Kontrollsucht) kontrollieren wollen, ist die Selbst-Überschätzung aus Liebe und aus
    Interesse am anderen Menschen, der viele Co-Abhängige Partner und Kinder aufsitzen.

    Dein Brief war der best mögliche Schritt: Die Info ist über den Tisch, gilt in SEINEM
    Leben. Egal, wie er sich jetzt dazu vor Dir zeigt. Auch das ist Teil seiner Sucht. Leugnen.

    Ich würde nicht nachsetzen, ihn zum "Zugeben" überreden oder überlisten wollen:


    Ich eigentlich öfters hin fahren müsste, weil er vor uns ja nix trinken kann.

    Dazu musste ich als Angehörige und nicht-Profi erst lernen, dass bei Sucht auch die
    psychische, teils hirn-chemische Abhängigkeit ein Eigenleben entwickelt, das nicht nach
    Belohnung oder Strafe auszuhebeln ist.

    Einzig Deine Klarheit (ohne Erwartung) und Abgrenzung lässt den Ball auf seiner Hälfte.
    Er muss dann SICH fragen, ob er will, dass ihr immer nur für einen Tag kommt.
    Oder ob er bereit ist, dann viele schöne Erfahrungen mit seinem Enkel zu verpassen.

    Das sind innere Prozesse auf seiner Seite, über die Du auch die Kontrolle abgeben darfst.
    Es muss sich dort abspielen, sonst bleibst immer Du Gegner, Vorwand, Anlass, Instrument,
    für seine Sucht. Dann wirst Du eingebaut in die "Notwendigkeit" des Süchtigen, zu trinken.

    Bei AA und Al-Anon habe ich dazu den etwas versöhnlichen Ansatz kennen gelernt, dass in
    so giftigen Momenten, wo man mit der "Fratze" Kontakt hat, eigentlich die Sucht spricht.
    Das entschuldigt nicht das Verbleiben in der Sucht, aber der Mensch als Person existiert auch.
    An den und seine Gefühle, Bewusstheit, Einsichtsfähigkeit ist im betrunkenen Zustand KEIN
    Rankommen. Auch im nüchteren Zustand nur bedingt. Den "Klick" muss es bei ihm machen.

    Das ist für uns Kinder total paradox: Der eigenen Sorge mit "Nichtstun" und innerem Abrücken
    vom Fokus Alkohol begegnen zu sollen. Aber anders ent-heddern sich die Systeme nicht und
    es bleibt ein aussichtsloser K(r)ampf in völliger Verhakelung.

    Ich bin jahrelang in Minderwertigkeitsgefühlen und Depression stecken geblieben, weil ich mich
    unbewusst sogar als Teil des Ungesunden, nicht-mehr-Lebendigen (im Elternhaus) gefühlt habe,
    bis in meine Erwachsenen-Karriere hinein. Sonst würde ich nicht so klar Partei für das eigene
    Recht auf freien inneren Raum und Glück - egal wie sehr ein anderer sich SELBST vernachlässigt -
    ergreifen.

    Dazu musste ich aber auch erstmal lernen, "genug mit mir selbst" zu sein, innerlich stehen zu
    können ohne eine starke Mutter, die alle Berechtigung zum ich-selbst-sein, meiner Durchsetzung,
    an mich hätte weitergeben können. (Andere Geschichte als Deine, aber die Tentakeln IHRER Sucht
    haben mich mit im Griff gehabt, ehe mir mein eigener Verzicht auf Lebendigkeit bewusst werden
    konnte. Das läuft sehr unterschwellig und Schuldgefühle, "erfolglos" bei der Suchtheilung zu sein,
    tun ihr übriges.)

    Das ist jetzt wieder sehr viel geworden. Ich hoffe, ich habe Dich nicht erschlagen.

    Nimm Dir, was für Dich jetzt und hier brauchbar ist, und der Rest steht ja später auch noch da. :)

    Liebe Grüße und weiterhin Mut zu Deinem Gefühl, wünsche ich Dir.

    Wolfsfrau

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