Guten Morgen Gerd,
du hast recht! Es war, aus meiner heutigen Sicht, eher ein Durchhalten und Verzicht.
Erstaunlich trotzdem, wie lange ich das "aushielt".
Auch bezüglich des befreienden Gefühls, das man in der Abstinenz hat, stimme ich Dir absolut zu.
Natürlich gibt es, vor und nach der aktiven Sucht, viele Fesseln, gesellschaftliche und eigene. Die zu erkennen und sich zu entfesseln ist manchmal schwieriger, als nichts zu trinken.
Beim Leben auf der Straße hast Du zumindest keine offensichtlichen Regeln zu beachten.
Ich erinnere mich noch gut, dass in meiner Therapie viel von Regeln einhalten die Rede war. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sogar extra manche Regel gemacht wurde, um zu testen, wer damit klargekommen ist und wer nicht.
Meine Therapeutin erklärte mir auf mein Nachfragen, dass sich gerade Süchtige sehr schwer tun, Regeln einzuhalten und zu akzeptieren. Da eine Therapie eine Rehabilitation ist, versuche man sie wieder an das normale Leben mit all seinen Regeln heranzuführen.
Ich habe erlebt, dass diese Regeln für manche Alkoholiker der Anlass war, wieder mit dem Trinken anzufangen, und sogar die Therapie abzubrechen.
Daran erkenne ich, dass Freiheit für jeden etwas anderes bedeutet.
Liebe Grüße zurück
Dietmar