Planung Entzug / ganz am Anfang

  • Hallo,

    ich hoffe, ihr könnt mir mit euren Erfahrungen weiterhelfen. Ich bin 31 J. alt und hab mir inzwischen eingestanden, dass ich seit mehreren Jahren alkoholsüchtig bin und dass es so einfach nicht mehr geht. Also wahrscheinlich Minimalziel erreicht..

    Neben Alkohol gibts aber auch noch genug andere Baustellen wie Essstörung (grad eher das geringste Problem), Depressionen & Ängste, Jobverlust (Vertrag ausgelaufen / Mobbing), massivem Liebeskummer und einfach irgendwie völliger Perspektvlosigkeit/Hoffnungslosigkeit..

    nen Entzug würde ich vielleicht auch noch hinkriegen. Aber dass ich grad einfach keine Antwort darauf hab, WOFÜR kämpfen und die ganze Kraft aufbringen, hält mich echt davon ab. Dachte erst, dass das mit ner ambulanten Therapie vorab vielleicht angegangen werden könnte aber das Erstgespräch mit dem Therapeuten war dann ziemlich ernüchternd. Da müsste man wegen dem Alkohol einfach stationär dran. Das wird also schonmal nix.

    Und eine weitere Sache, die mir Sorgen macht: ich will/kann mich nicht einfach mal für 4-6 Wochen Entwöhnung von meinen Tieren (2 Katzen + 3 Kaninchen) trennen. Kennt jemand ne Klinik/Einrichtung, wo man die mitnehmen dürfte (keine Privatklinik und idealerweise NRW aber bin auch bereit weiter weg zu fahren)??

    Wenn wer sonstnoch Tipps, Ideen oder Fragen hat, gerne schreiben!

    Danke schonmal!

  • Hallo mind84,

    herzilich willkommen im Forum! :)

    Ich geb dir gleich einmal die obligatorische Überweisung: ;)
    nämlich: schau doch mal in die Linksammlung und Infos des Forums unter Selbsthilfe/Therapie hinein, da kannst du dich ein bisschen vorinformieren, falls du es noch nicht getan hast.

    Ich will mit dem Trinken aufhören. Was tun? Wer hilft mir?
    Entzug/Entzugserscheinungen
    Linksammlung


    Hallo,

    ich hoffe, ihr könnt mir mit euren Erfahrungen weiterhelfen. Ich bin 31 J. alt und hab mir inzwischen eingestanden, dass ich seit mehreren Jahren alkoholsüchtig bin und dass es so einfach nicht mehr geht. Also wahrscheinlich Minimalziel erreicht..

    Das ist schon mal ein guter Beginn!


    Neben Alkohol gibts aber auch noch genug andere Baustellen wie Essstörung (grad eher das geringste Problem), Depressionen & Ängste, Jobverlust (Vertrag ausgelaufen / Mobbing), massivem Liebeskummer und einfach irgendwie völliger Perspektvlosigkeit/Hoffnungslosigkeit..

    nen Entzug würde ich vielleicht auch noch hinkriegen. Aber dass ich grad einfach keine Antwort darauf hab, WOFÜR kämpfen und die ganze Kraft aufbringen, hält mich echt davon ab. Dachte erst, dass das mit ner ambulanten Therapie vorab vielleicht angegangen werden könnte aber das Erstgespräch mit dem Therapeuten war dann ziemlich ernüchternd. Da müsste man wegen dem Alkohol einfach stationär dran. Das wird also schonmal nix.

    Ja meistens kommt mehr zusammen. Da weiss man nicht, wo man anfangen soll. Zuerst den Alkohol, oder zuerst schauen, dass man die dringensten
    Probleme und Sachen einmal so weit (so halbwegs) beinand hat und dann die Sache mit dem Alkohol angehen.

    Wofür kämpfen? Das ist etwas, was bei mir auch erst langsam reifte. Wie wärs mit mehr Freiheit im Leben? gesünder sein, Geld sparen, ...

    Ich wünsche Dir alles Gute, sicher wirst du noch mehr Antworten bekommen. :)

  • Hallo mind84,
    willkommen im Forum. Schön, dass Du hergefunden hast. wikende091
    Deine Depressionen und Ängste und die Perspektivlosigkeit und Hoffnungslosigkeit kann ich sehr gut nachvollziehen. Noch vor 3 Monaten habe ich mir die Frage gestellt, was zuerst da war. Der Alkohol oder die Depression. Im Grunde spielt es keine Rolle, weil beides zusammenhängt. Auch ich habe versucht, eine Therapie wegen der Depressionen zu bekommen und die Antwort erhalten, dass ich nicht therapiert werde, weil ich einen Alkoholhintergrund habe und mit diesem Thema beginnen muss.

    Nach meiner Entgiftung in der Klinik (5 Tage) bin ich sofort zur Suchtberatung gegangen. Klar, dass hat mich Überwindung gekostet, aber heute bin ich froh, diesen ersten Schritt gemacht zu haben. Dort wurde mir – ohne Druck und ohne erhobenem Zeigefinger – deutlich gemacht, welche Möglichkeiten ich habe:
    - 1 Jahr 2 x wöchentlich Gruppentherapie
    - stationärer Aufenthalt in einer Klinik
    - ambulante Therapie in einer Tagesklinik
    Nach einigen Einzelgesprächen, die mir meine Situation deutlicher gemacht haben, und der Teilnahme an 5 Gruppengesprächen in einer „Motivationsgruppe“ habe ich mich für die Tagesklinik entschieden und dort bin ich jetzt in der 7. Woche. Die Suchtberatung hat mich sehr gut beraten und mir bei allen Formalitäten geholfen. Für mich war das der richtige Weg und ich kann ihn Dir wirklich empfehlen.

    Die Tagesklinik hilft mir so unglaublich, wie ich es mir nie hätte vorstellen können. Nein, es ist kein Kampf, sondern dort tun sich für mich neue Perspektiven und Gedankengänge auf und aus der Hoffnungslosigkeit wird Mut und – zumindest bei mir – ist eine große Dankbarkeit entstanden. Die Therapie ist kein Zuckerschlecken und teilweise wirklich anstrengender als der stressigste Arbeitstag, aber sie ist mein Neubeginn. Das geht nicht von heute auf morgen und ich habe gelernt, wie wichtig Geduld ist. Die Therapeuten und auch die „Mitpatienten“ helfen mir bei meinem Weg in die Abstinenz. Alleine wäre ich nie dort, wo ich jetzt schon bin, sondern wahrscheinlich längst wieder beim Alkohol.
    Ich kann Dir nur raten, Dir Hilfe zu holen. Wundere Dich nicht, was dann alles mit Dir und Deinen Gedanken passiert und wie viel Klarheit Du über Dich bekommst und wie Du Dich ganz neu entdeckst. Das ist richtig spannend ;)

    Ich wünsche Dir, dass Du den für Dich richtigen Weg findest.
    Liebe Grüße
    Vita

  • Zunächst einmal auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN!


    Noch vor 3 Monaten habe ich mir die Frage gestellt, was zuerst da war. Der Alkohol oder die Depression. Im Grunde spielt es keine Rolle, weil beides zusammenhängt. Auch ich habe versucht, eine Therapie wegen der Depressionen zu bekommen und die Antwort erhalten, dass ich nicht therapiert werde, weil ich einen Alkoholhintergrund habe und mit diesem Thema beginnen muss.

    Auch in meiner SHG sind mehrere Menschen, die "so nebenher" unter Depressionen leiden bzw. litten.
    Und hierbei rede ich nicht von depressiven Verstimmungen, die die meisten Menschen ab und an haben.
    Diese Leute haben auch davon berichtet, dass sich ihre Depressionen stark gemildert haben bzw. sogar ganz verschwunden sind, nachdem sie sich um ihr Alkoholproblem gekümmert haben und trocken sind.
    Natürlich muss man erst mal schauen, was zuerst da war. Aber nicht nur die Ärzte, sondern auch die Betroffenen in meiner Gruppe sagen, dass man zuerst das Problem Alkohol angehen sollte. Denn nur mit einem klaren Kopf kann man auch die anderen Baustellen beackern. Geht nun mal nicht, wenn man sich zudröhnt und/oder abschießt.

    Ich habe auch mal gedacht, dass ich Depressionen habe. Mag sein. Aber ich habe festgestellt, dass die bei mir alkoholbedingt waren (Depri, weil ich doch wieder gesoffen habe, also die Depri weggespült, das Mistvieh kann aber schwimmen und kam gestärkt zurück, also ... Kreislauf).

    Nur Eins will ich noch ganz klar sagen: Auch wenn man es schafft, vom Alkohol wegzukommen, heißt das noch lange nicht, dass alle anderen Probleme (zum Beispiel die Depression) damit auch erledigt sind!! Wenn es so ist - schön! Wenn nicht, kann man die anderen aber klar und überlegt(er) angehen.
    Mit klarem Kopf klappt's vielleicht auch mit der Nachbarin ;) oder dem Job.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Danke für eure Antworten und Erfahrungen!

    In einer Tagesklinik war ich vor gut nem Jahr auch schonmal wegen Angststörung/Depression für 6 Wochen + 4 Wochen weitere Krankschreibung zu Hause. War ne super Zeit dort und hat mir viel gebracht. Meine problematischste Zeit sind aber die Abende. Da fall ich regelmäßig in ein Loch und betäube das mit Alkohol. Daher glaub ich nicht, dass ambulant oder Tagesklinik jetzt wirklich das passende wäre.

    Theoretisch könnte meine Mutter meine Tiere versorgen. Dazu müsste ich ihr das ganze Dilemma natürlich beichten.. Und das wird so mit das schwierigste, weil ich befürchte, dass sie sich dann Vorwürfe macht. Sie war vor meiner Geburt alkoholkrank (seitdem konsequent trocken), mein Vater trinkt seit geschätzten 10 Jahren und wird den Absprung eher nicht schaffen, dann gibts noch 2 Onkel, die ebenfalls Alkoholprobleme haben und mein jüngerer Bruder ist zumindest gefährdet, würde ich sagen. Also beste genetische Voraussetzungen.. ::) Wie habt ihr die Alkoholsucht euren Freunden/Verwandten gesagt? Wie haben sie reagiert?

    Vorgestern und gestern hatte ich ein Erlebnis, dass mir auch total Angst gemacht hat. Viel geweint und "natürlich" auch getrunken. Und Donnerstag Nachmittag hatte ich nen Arzttermin, den ich total vergessen hatte, weil ich immer noch dachte, es wäre Mittwoch. Aber der Mittwoch war einfach "weg" und ich weiß nicht wie.. (klar liegts am Alkohol, aber kann mir das jemand genauer erklären? Dieses fehlende Gefühl für Zeiten und Tage?)

    Und noch ein Anliegen: weiß jemand, womit man am besten das Händezittern/Tremor wegkriegt? Ich hab Dienstag in Vorstellungsgespräch. Da kann ichs vielleicht noch auf die Aufregung schieben, aber wär schon gut, da noch was hilfreiches zu haben. :-[

    LG

  • Hallo mind84, ich habe ein gutes Gefühl, dass du schon eine Lösungsmöglichkeit finden wirst, um dann eine Therapie oder Weg zu finden, der dich wieder ins alkoholfreie Leben zurückführt (auch weil du die Lage schon gut niedergeschrieben hast, zeigt mir, dass du dich mit der Situation schon gut auseinandergesetzt hast). Ich würde mich jetzt nicht stressen, sondern eins nach dem anderen abhandeln.

    Du weisst auch, wenn die krititischen Punkte sind, und wie du dich fühlst, wenn der Alkohol einmal wegbleibt. Es muss auch irgendwie reifen das ganze, ich habe auch ein paar Wochen hin und her überlegt, dann einen Termin für mich selbst festgelegt, an dem ich dann schlussendlich startete. Alles Gute!

    Franz

  • Danke Franz für deine Antwort!

    Ja, ich kann mich ganz gut selbst analysieren und kenne viele meiner Schwachpunkte. Aber wie ich sie überwinden soll, stellt mich noch vor große Fragezeichen..

    Den Reifungsprozess, den du beschreibst, erleb ich grad wohl auch. Der Gedanke und das Eingeständnis an das Suchtproblem muss sich wohl wirklich erstmal setzen.. Vor allem wenn man eh Angst vor Veränderung hat..

  • Hallo mind,

    ich kann Dir nur empfehlen, Deine Mutter einzuweihen. Gerade sie wird "Verständnis" dafür haben und Dich sicherlich mit ihrer jahrezehntelangen Abstinenz-Erfahrung mental unterstützen und ermutigen können. Sicherlich wäre das für Euer Verhältnis ein Gewinn. Ich als Außenstehende glaube nicht, dass Du sie "schonen" musst. Bestimmt ist sie eine starke Frau, bei dem was sie so alles selbst mitgemacht und überlebt bzw. überwunden hat. Aber das ist natürlich nur mein subjektives Empfinden aus der Ferne. Ich wünsche Dir Mut!

    Liebe Grüße
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Hallo Mind!

    wegen dem Zittern könntest du einen Arzt fragen, wie du das wegkriegst. Es gibt bestimmt Medikamente dagegen.

    Ich bin mir nur nicht so sicher, ob es in deiner Situation gut ist, dir einen neuen Job zu suchen. Am besten wäre es, dass du dich erstmal um deine Gesundheit kümmerst. Deine Mutter einzuweihen ist ein guter Plan, dann wären die Tiere versorgt. Vielleicht hast du auch Freunde, die sich um deine Tiere kümmern könnten, während du nicht da bist. Denen musst du ja nicht die Wahrheit sagen. Psychische Probleme, Burn out oder sowas ist inzwischen eh salonfähig.

    Alles Gute auf deinem Weg!

    Liebe Grüße
    Sara

  • Dazu müsste ich ihr das ganze Dilemma natürlich beichten ... Wie habt ihr die Alkoholsucht euren Freunden/Verwandten gesagt? Wie haben sie reagiert?

    Als ich mich geoutet habe, waren meine Leute froh, dass ich es endlich selbst eingesehen habe. Sie haben es schon eine ganze Weile "gewusst"!

    Und Deiner Mutter kannst Du auch zutrauen, dass sie als "Ehemalige"/Trockene/nicht mehr Trinkende weiss, was in Dir vorgeht.
    An Deiner Stelle würde ich auch nach aussen hin "Nägel mit Köpfen" machen. MICH hat es damals erleichert und vielen Leuten auch den Wind aus den Segeln geklaut. Und ich brauchte mir dann keine Ausreden einfallen lassen, warum ich plötzlich nicht mehr getrunken habe ...

    Und wegen dem Tremor/Händezittern - sicher, dass es nicht einfach "nur" Entzugserscheinungen sind?? Bei mir war das jedenfalls eins der ersten und ziemlich gheftigen Erscheinungen - Kaffeetasse musste ich mit beiden Händen halten, sonst hätte ich mir den heissen Kaffee über's Hemd geschüttet. Ein Bier - und ich konnte einen Faden ins Nadelöhr einfädeln (damit war aber nach dem dritten dann auch wieder Schluß :-\ ) ...

    Gruß
    Greenfox

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