KT und meine Erfahrung

  • In einem weiteren Thread wird die Frage erörtert, ob KT oder „kontrolliertes Trinken“ eine besondere Therapie sei. Das kann ich nicht bestätigen, denn bei mir kommen Eigenheiten ins Spiel, die nicht für jeden gelten. Deshalb möchte ich mich vorstellen und erzählen, wie ich den Umgang mit Alkohol erlebte.

    Ich bin 62 Jahre alt, arbeitslos und einsam. Hier gibt es niemand, der mich vom Trinken abhalten könnte, und deshalb hatte ich jegliches Maß verloren. Auf meine Sucht wurde ich erst durch Entzugserscheinungen aufmerksam, wobei ich bereits körperlich abhängig war. Ohne Alkohol litt ich unter nervösen Zuckungen und manchmal zitterten mir die Hände. Es gab eine Reihe von Dingen, die ich erst unter Alkohol tun konnte. So brauchte ich erst ein gewisses Quantum, um vernünftig schreiben zu können. (Jetzt schreibe ich nüchtern). Das ging mir gewaltig auf den Keks! Übrigens besitze ich kein Auto und das ist auch gut so. Mit Alkohol darf ich nicht fahren und unter Entzug könnte ich nicht fahren. Nur um meine Sucht zu befriedigen, mußte ich täglich zum Supermarkt gehen, und das bei jedem Wetter. (Bei Sturm und Regen kostet das schon einiges an Überwindung).
    Eines Tages wurde mir das zu dumm, und ich entschloß mich aus eigener Initiative zu einer Entgiftung. Zunächst nahm ich mit der Suchtberatung Kontakt auf und dort wurde mir eine nahegelegene Klinik empfohlen. Bis zu meiner Aufnahme brauchte ich noch eine Überweisung vom Hausarzt. Dem Arzt schilderte ich meine Symptome, wobei jeder Mediziner wohl weiß, was ich damit meine. Sofort hatte ich die Überweisung und machte mit der Klinik einen Termin aus. Auf der Suchtstation wurde ich von der ersten Minute an trocken gestellt, denn der Bezug von Alkohol ist praktisch ausgeschlossen. Gegen Entzug helfen Medikamente, die bei mir teilweise wirkten. (Ich wurde mit Oxocepan behandelt). Meine Hände hörten auf zu zittern. Schon am nächsten Morgen konnte ich die Kaffeetasse wieder mit einer Hand halten, während ich vorher beide Hände dazu brauchte.

    Dafür wurde eine zweite Krankheit diagnostiziert, von der ich bisher nichts wusste. Das nennt sich Polyneuropathie und bedeutet, daß einige Nerven beschädigt sind. Die Folgen sind individuell unterschiedlich, je nachdem welcher Nerv betroffen ist. Bei mir haben die Nerven im linken Bein gelitten und die Folge sind Gangstörungen. Beim Gehen oder Stehen fühle ich mich wie auf einem schwankenden Schiff. Das ist nicht einmal unangenehm, doch dafür aber riskant. Schon mehrere Male hatte ich das Gleichgewicht verloren und war gestürzt. Also habe ich Angst, daß mir das wieder passieren könnte.

    Als ich noch trank, hatte ich die Symptome völlig falsch eingeordnet. Morgens schlotterten mir die Knie und ich hielt das für eine Entzugserscheinung. Dann trinke ich nur im Sitzen und da macht sich die Krankheit nicht bemerkbar. Als ich danach aufstand, geriet ich schon ins Schwanken, doch das hielt ich für die Folge von Trunkenheit. Heute weiß ich, das diese Symptome nichts mit Alkohol zu tun haben. Also sind es keine Entzugserscheinungen, die durch Alkohol vergehen.

    Nachdem ich die Entgiftung hinter mir hatte, blieb ich vier Monate lang trocken. Zum Selbstversuch bewog mich mein Unglaube und meine kritische Neugier. Über den Rückfall hörte ich die wildesten Geschichten, die ich nicht auf mich beziehe. Angeblich gehen da irgendwelche Rezeptoren an, welche den Menschen dazu zwingen, bis zum bitteren Ende zu trinken. (Auf der Suchtstation gab es einen Patienten, der nach eigenen Angaben 92 Stunden am Stück getrunken hatte. Das könnte ich gar nicht, denn zwischenzeitlich muss ich auch mal essen und schlafen).

    Mein Selbstversuch sah dann so aus: Gegen 22 Uhr suchte ich mir bei YouTube ein schönes Musikvideo aus, das ich gerne höre. Dazu schenkte ich mir einen kleinen Schnaps ein. Ich trinke sehr langsam. (Im Gegensatz zu anderen kann ich nicht auf Ex kippen, denn davon wird mir schlecht). Gegen 23 Uhr meldete sich der Hunger. Ich kochte noch ein leckeres Essen und danach wurde ich müde. Um Mitternacht legte ich mich dann schlafen. Ich verbrachte eine ruhige Nacht und das war’s dann. Heute habe ich noch keinen Alkohol zu mir genommen. (Ja „trinken“ schon, aber in dem Sinne, dass ich gerne auch Tee trinke). Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich heute abend wieder trinken möchte. (Im Supermarkt hatten sie gerade weißen Rum im Sonderangebot und davon habe mal ich eine Flasche mitgenommen. Auch wenn ich heute nicht will, dann kann die Flasche ruhig stehenbleiben).

    Darauf will ich hinaus: Alkohol jagt mir keinen Schrecken mehr ein. Es ist eine andere Frage, ob KT soviel bringt. Ich möchte das mal so sagen: In Gesellschaft trinke ich gerne das, was andere auch trinken, und das muss nicht immer alkoholfrei sein. Außerdem habe ich für November eine Reise an die Algarve gebucht. Dort gehört der Tischwein quasi zur Kultur. (Also ein portugiesisches Essen ohne „Vinho verde“ kann ich mir schwer vorstellen. Nur in Deutschland gibt es keinen „Vinho verde“ und ersatzweise hatte ich meine Verträglichkeit mit Rum getestet).

    Nun bin ich gespannt auf Eure Kommentare.

  • Hallo Olaf, herzlich willkommen,

    vier Monate hast du ja geschafft, auf das darfst Du ja gleich einmal stolz sein.
    Ich rate Dir natürlich, trinke heute nicht schon wieder, auch wenns ganz wenig ist!
    Wenns schon zu spät ist, dann versuche morgen, nichts zu trinken.

    * Einsamkeit:
    ist sicher so, dass man dann die Leere mit Alkohol etwas füllen möchte. Ich bin zwar auch Single, habe aber einen Job
    (und ich find auch insofern wichtig, weil man dann soziale Kontakte hat, auch wenn weniger erfreuliche auch dabei sind).
    Ich fühle mich zwar manchmal alleine, aber selten einsam. Vielleicht wäre ein Besuch bei einer SHG einmal einen Versuch wert.
    Kontakte herstellen (auch wenns nicht unbedingt die sein müssen, die du dir wünscht, aber es ist ein Anfang) und Alkoholproblematik behandeln in einem.

    * Krankheit:
    ja, da weiss ich leider nichts dazu zu sagen. Wie sind die Prognosen, dass es besser werden könnte durch Medikamente?

    * Urlaub:
    ich würde versuchen, zb die ersten zwei Tage gar keinen Alkohol zu trinken, dann wirst du sehen, wie du damit klarkommst.
    Viel unternehmen, wandern, ... und einfach ablenken, gutes Essen kann man auch ohne Wein geniessen.

    Das "kontrollierte Trinken" steht bei mir nicht mehr auf der Agenda (obwohls ichs mir heimlich doch hin und wieder wünschen würde):
    ich hab das schon zweimal probiert, drei oder vier monate beim letzten mal geschafft. Dabei habe ich auch täglich ein Trinkprotokoll mitgeschrieben.
    Aber dann habe ich irgendwann drauf gepfiffen.

    Alles Gute und einen schönen Urlaub wünsche ich dir

    Franz

  • Hallo Franz,

    ich antworte gleich auf deinen Eintrag, denn heute habe ich noch nichts getrunken. Zumindest keinen Alkohol - wenn du das meinst, - denn das Verb "trinken" hat ja eine doppelte Bedeutung.

    Zur SHG: bis vor kurzem ging ich noch zu einer SHG und gerade auf der letzten Sitzung wurde ich herbe enttäuscht. Ich kann mich am leichtesten vom Alkohol ablenken, wenn ich mich mit Dingen befasse, die mit dem Thema nichts zu tun haben. So habe ich beim letzten Mal erzählt, was ich im Internet so treibe. Natürlich hat das mit Alkohol nichts zu tun, denn das Schnapsglas müsste schon direkt neben dem Computer stehen, bevor ich einen Zusammenhang erkenne. Mir wurde also vorgeworfen, ich würde vom Thema abweichen und mir wurde sogar noch gesagt, ich solle solche Vorträge zukünftig unterlassen. Für mich ist das absolut kontraproduktiv und seitdem gehe ich nicht mehr zu dieser Gruppe.

    Meine Krankheit ist leider nicht heilbar und ich muss lernen, mit dieser Behinderung zu leben. Wichtig ist nur die Einsicht, dass Alkohol kein Heilmittel ist. Das klingt wie eine Binsenweisheit, doch meine Gangstörungen sind so, dass man sie leicht mit Entzugserscheinungen verwechselt. (Oder mit Trunkenheit, wobei ich den Widerspruch heute selbst erkenne. Alkohol änderte nichts an meiner Befindlichkeit, doch dafür hatte ich eine leichtere Erklärung).

    Zum Urlaub: Vielleicht ist es klüger, wenn ich nachträglich berichte, wie es war. Nur soviel sage ich vorweg: In Gesellschaft von Menschen, die selbst gerne trinken, empfinde ich das Wort "Abstinenz" wie eine Diskriminierung. Die anderen dürfen trinken und ich darf das nicht. Wieso eigentlich? Im Urlaub ist die Wahrscheinlichkeit größer, Menschen zu begegnen, die gemeinsam trinken wollen. Noch etwas kommt hinzu: Die Menschen kennen mich ja nicht und wissen auch nicht, dass ich wegen Alkoholproblemen schon einmal in Behandlung war. Das werde ich denen auch nicht auf die Nase binden und somit kommen sie gar nicht auf den Gedanken, dass ich abstinent bleiben müsse. Dagegen steht die Frage, was ich zu welchem Essen trinke auf einem anderen Blatt. Normalerweise entscheide ich darüber spontan, sobald ich die Speisekarte gelesen habe.

    Deshalb sage ich auch, wie ich im letzten Beitrag zur Assoziation kam. Bevor ich den Schnaps einschenkte, wählte ich portugiesische Musik, um mich auf den Urlaub einzustimmen. Den Schlager "Griechischer Wein" gibt es auch auf portugiesisch und darin wird der "griechische Wein" mit "Vinho verde" übersetzt. Das brachte mich auf den Gedanken.


  • Hallo Franz,

    ich antworte gleich auf deinen Eintrag, denn heute habe ich noch nichts getrunken. Zumindest keinen Alkohol - wenn du das meinst, - denn das Verb "trinken" hat ja eine doppelte Bedeutung.

    Hallo Olaf, nicht dass du mich falsch verstehst. Du musst dich weder rechtfertigen noch geht es mich etwas an.
    Trotzdem: das finde ich gut (wenns nicht dann wieder täglich losgeht), ist nur meine persönliche Meinung

    @SHG: Ach so. Ja, das ist nicht gut. Ich gehe auch nur mehr ganz selten hin, es gibt da einige Suderer, die nehmen gleich 15 bis 20 min. Redezeit in Anspruch,
    ohne etwas wirklich, für andere hilfreiche oder interessante Sachen zu sagen, in Anspruch. Ich hasse so etwas. Und ausserdem ist es irgendwie so trist.
    Aber ganz umsonst finde ich SHGs nicht. Ich werd vielleicht ein oder zweimal im Monat weiterhin hingehen. Ich habe schon die eine oder andere Gruppe probiert,
    bei den einen ist es lustiger/lockerer, bei den anderen ernster. Bisschen motivierend zum Weitergehen des Weges sind sie meiner Meinung nach schon, die SHGs.

    @Urlaub: ich war ja auch vor kurzem weg und habe mich mittendrin nicht gemeldet, aber manchmal mitgelesen.
    Für mich war hilfreich, den ganzen Tag auszufüllen mit Aktivitäten. Bei einem Strand AllInclusive Urlaub hätte ich viel zu viel Zeit (und würde mich fadisieren),
    und dann vielleicht viel eher wieder Alkohol trinken. Wie gesagt, das gilt für mich und muss nicht für andere gelten. Ich habe mich selbst etwas ausgetrickst:
    "Ich darf was trinken, ich will es aber eh nicht" (klingt eigenartig, fand ich aber hilfreich, es nahm mir den Druck und das Thema Alkohol (das "nicht dürfen") war
    eigentlich gar kein Thema. Nachdem ich die ersten paar Tage es so recht mühelos geschafft habe, dachte ich mir, warum nicht weiter so? Vorher habe ich auch gedacht:
    Urlaub und kein Bier, war für mich gar nicht vorstellbar, was ist denn das für ein Urlaub bitte? ;) Abstinenz ist so ein Wort, das ich auch nicht mag.
    Und: ja es ist komplett wurst, was man den Leuten sagt, es geht ihnen eh nichts an, ob man was trinkt, oder einfach nichts trinken will oder einfach keinen Alkohol trinkt.

  • Guten Morgen Olaf,


    Alkohol jagt mir keinen Schrecken mehr ein.

    wenn es so ist, dass du nicht (mehr) trinken MUSST, besteht auch kein Grund, dich vor dem Alkohol zu fürchten. Das tue auch ich nicht. Ich habe aber erfahren, dass Alkohol süchtig machen kann; deshalb und weil der menschliche Körper nur geringe Alkoholmengen ohne Katerbeschwerden am nächsten Morgen bzw. ohne langfristige negative Folgen wegstecken kann, habe ich mein Trinkverhalten komplett geändert.

    So ganz verstehe ich deinen Eingangsbeitrag nicht. Besteht die Botschaft darin, dass dir der Selbstversuch gezeigt hat, dass du seit deiner Erkenntnis in Bezug auf die nicht vorhandene Heilwirkung des Alkohols vor süchtigem Trinken gefeit bist? Und was hat das alles mit kontrolliertem Trinken zu tun?

    Grüße vom
    Bassmann

  • Guten Morgen, Olaf, und HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum!

    So ganz verstehe ich deinen Eingangsbeitrag nicht. ... Und was hat das alles mit kontrolliertem Trinken zu tun?

    Es geht mir wie Bassmann - ich verstehe das nicht wirklich. Nur weil Du gestern (??) einen Schnaps getrunken hast und nix weiter passiert ist, meinst Du, dass es auch so weiter geht?

    Meine Krankheit ist leider nicht heilbar und ich muss lernen, mit dieser Behinderung zu leben. Wichtig ist nur die Einsicht, dass Alkohol kein Heilmittel ist.

    Stimmt - Alkohol ist die URSACHE! Aber das scheint Dir nicht bewusst zu sein :(
    Denn sonst hättest Du nicht nach 4 Monaten wieder bewusst zu dem Gift gegriffen, dass diese Krankheit verursacht.
    In meiner SHG gab/gibt es Menschen, die konnten auf Grund der PNP nur mit dem Rollator gaaanz langsam unterwegs sein. Mit der Trockenheit und viel Training konnten sie wieder halbwegs normal laufen. (Okay, muss nicht bei Jedem so gut laufen).
    Aber Dir scheint das sch...lichtweg egal zu sein, ob diese Krankheit weiter fortschreitet ...

    Deine unangenehmen Erfahrungen mit der SHG kann ich zum Glück nur im Geiste nachvollziehen - solche "Staubtrockenen" Dogmatiker kann ich auch nicht ab und habe ich in "meinen" Gruppen auch nicht erlebt.
    Und wenn man eine Gruppe erlebt hat, kennt man noch längst nicht alle! Ich kann Dir nur raten: Schau Dir auch andere Gruppen an (Es sei denn, Du hast das "Pech", auf Helgoland zu wohnen, wo es nur eine einzige Gruppe gibt ;) )

    In Gesellschaft von Menschen, die selbst gerne trinken, empfinde ich das Wort "Abstinenz" wie eine Diskriminierung. Die anderen dürfen trinken und ich darf das nicht. Wieso eigentlich? Im Urlaub ist die Wahrscheinlichkeit größer, Menschen zu begegnen, die gemeinsam trinken wollen.

    Olaf, sei nicht sauer, aber für mich klingt das wie "Yippieh - endlich mal alkoholtechnisch wieder zuschlagen!"

    Die Menschen kennen mich ja nicht und wissen auch nicht, dass ich wegen Alkoholproblemen schon einmal in Behandlung war.

    Genau - die kennen Dich nicht und im Allgemeinen sieht man sich ja auch nicht wieder. Da kann man ja schön einen draufmachen ...

    Dagegen steht die Frage, was ich zu welchem Essen trinke auf einem anderen Blatt. Normalerweise entscheide ich darüber spontan, sobald ich die Speisekarte gelesen habe.

    Bei Mir war es immer ganz "spontan" etwas Alkoholisches.

    Sei mir bitte nicht böse, aber ich glaube, Du hast den Ernst der Lage noch nicht ganz verstanden!
    Und das hat nix damit zu tun, dass Du keine Abstinenzentscheidung getroffen hast, weil sonst alles okay ist und Du möglicherweise wie Bassmann o.a. "normal" mit Alkohol umgehen könntest. Sondern diese, meine Einschätzung kommt daher, dass Du nicht mal den VERSUCH machen willst und nicht wahrhaben willst, wie sehr der Alkohol Dich schon geschädigt hat!

    Ich hoffe sehr, mich mit dieser Einschätzung zu irren und auch nach Deinem Urlaub noch von Dir zu lesen!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Greenfox : ich glaube, Olaf, sucht sich eine insgeheime Rückversicherung oder Bestätigung, dass kontrolliertes Trinken ok sei (für ihn).

    @Olaf: Das will und kann ich dir nicht geben!; weil du suchst ja nach Gründen oder Rechtfertigungen, dass der Alkohol ja nicht
    schuld sei an Deiner Situation. Aber ich selbst kann das nicht beurteilen.

    Empfehlung für KT von meiner Seite nicht.

    Nschtrag, nur aus Interesse, tweils mir gerade eingefallen ist:
    hat jmd. schon einmal alkoholfreien/armen Wein probiert?
    Oder kann man das eh gleich wegschütten?

    Einmal editiert, zuletzt von fran53 (11. September 2015 um 10:05)

  • Hallo Olaf53,

    herzlich Willkommen hier im Forum. Da hast Du ja gleich mal ein heißes Thema angesprochen mit dem KT. Zunächst muss ich eingestehen, dass ich (ähnlich wie einige meiner Vorposter) nicht ganz nachvollziehen kann, was Du eigentlich erreichen willst. Willst Du Dir beweisen, dass Du kein Alkoholiker bist und KT kannst? Oder bist Du Dir sicher, dass Du KT kannst?

    Meine persönliche Meinung dazu:

    Das ist ein Spiel mit dem Feuer. Ich habe das, bevor ich trocken wurde, mehrmals versucht. Das ging dann schon mal, paar Tage, paar Wochen. War immer eine Qual, weil ich eigentlich saufen wollte. Ich habe es nie lange durchgehalten. Als meine Sauferei fortgeschrittener war, habe ich dann schon die Versuche mal kontrolliert zu trinken argumentativ zur Seite gelegt. Z.B. mit dem Argument, dass ja in ein paar Wochen der Urlaub ansteht (i.d.R. Frankreich oder Italien) und da gehört doch der Wein zur Lebenskulter, also da kann ich auf keinen Fall kontrolliert trinken. Oder es stand irgendein Geburtstag kurz bevor oder Sylvester oder eine Feier oder oder oder. Das waren für mich immer Gründe, warum ich es sich nicht "rentiert" genau jetzt weniger zu trinken oder ganz aufzuhören. Aber danach, da kann ich dann ja immer noch..... Pustekuchen

    Für mich ist die zentrale Frage, warum ich eigentlich kontrolliert trinken sollte? Also, warum, weshalb und was bringt mir kontrolliertes Trinken? Mir, einem 100%igen Alkoholiker. Ich kann nur von mir sprechen. Ich sage, es brächte mir gar nichts. Ich habe nur gesoffen wegen der Wirkung! Ausschließlich! Später habe ich gesoffen, weil ich nicht mehr anders konnte, selbst wenn ich gewollt hätte. Das war nicht freiwillig am Schluss, sondern Sucht. Kennen wir ja alle. Würde ich jetzt kontrolliert trinken, in gesundheitlich unbedenklichen Mengen, ergäbe sich daraus für mich keine Wirkung. Ich würde es nicht merken oder vielleicht kaum. Und: so guuuuut kann das Glas Wein oder Bier oder sonstwas gar nicht schmecken, dass es mir Wert wäre dafür ein Rückfallrisiko einzugehen. Es gibt so viele gute Getränke ohne Alkohol, ich kann dieses "Genießer-Argument" überhaupt nicht nachvollziehen, zumindest nicht, wenn jemand Alkoholiker ist und damit dann sein Leben auf's Spiel setzt.

    Ich muss zugeben, dass am Anfang meiner Trockenheit, die unangenehmsten Situationen immer dann waren, wenn ich in Gesellschaft war und Alkohol trinken dazu gehörte. Ähnlich wie Du es beschreibst. Sich als Abstinenzler outen, hmmmm, nicht schön. Deshalb habe ich Anfangs Gesellschaften gemieden, wilde Ausreden erfunden usw. usw. Aber nach nicht allzu langer Zeit habe ich die Erkenntnis gewonnen, dass es ja wohl nicht sein kann, das andere über mein Trinkverhalten bestimmen. Nur weil andere Alkohol trinken und weil es zur "Lebenskultur" gehört (bei einigen gehört es eher zur Sterbenskultur, leider). Und dann habe ich eine interessante Erfahrung gemacht: Ich bin wieder zu Feiern, zu Helferfesten, auf Silvesterveranstaltungen usw. gegangen. Fest entschlossen, keinen Alkohol zu trinken, fest entschlossen notfalls ein: ICH BIN TROCKENER ALKOHOLIKER entgegen zu schmettern, wenn jemand penetrant versucht mich zu überreden. Und: Das war gar nicht notwendig. Bei 90 % der seit meiner Trockheit besuchten "Trinkanlässe" habe ich einfach gesagt, ich hätte gern ne Apfelschorle, ein Cola oder was auch immer ohne Akohol ist. Keinen hat's gejuckt. Da ich glücklicherweise kein Problem habe, anderen beim besoffen werden zu zu schauen, war und ist dieses "Problem" jetzt für mich gelöst. Ach, bleiben ja noch die 10%. Ja es gab und gibt auch Situationen, wo man mal Tacheles reden muss. Ich habe einmal jemand ganz Penetranten gefragt, ob er ein Alkoholproblem hat und unbedingt jemanden braucht , der mit ihm trinkt. Ich glaube, da habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Thema war dann aber durch. Ich habe auch schon gesagt, ich bin trockener Alkoholiker, wobei ich das zu vermeiden versuche, weil es meist für die andere Seite sehr peinlich ist. Keinesfalls für mich, weil ich kann ohne Probleme offen mit meiner Krankheit umgehen.

    Du schreibst, dass in Portugal der Wein zur Kultur gehört und Du Dir nur schwer Vorstellen kannst, dort ohne Tischwein auszukommen. Warum? Alkohol gehört quasi fast überall zur "Kultur". Ich komme aus Bayern. Bei uns gehört Bier sowas von zur Kultur, dass ich eigentlich den ganzen Tag hackedicht sein müsste. War ich ja auch jahrelang, und wie oft habe ich mit "es gehört ja zur Kultur" argumentiert, meist um mich vor mir selbst zu rechtfertigen. Biergartenbesuch ohne eine Mass Bier? Das geht ja überhaupt nicht in Bayern. Vier Mass Bier? Für einen Bayern kein Problem, da werden wir vom Kulturvolk erst mal warm. Usw usw usw. Alles Selbstbetrug, genau wie kontrolliertes Trinken.

    Mag sein, dass es Ausnahmen gibt. Bassmann scheint eine zu sein. Ich kenne absolut niemanden in meinen Alkoholikerumfeld, der KT geschafft hat. Quasi jeder hat es mal versucht, alle gescheitert, früher oder später.

    Alles Gute Dir und schreib' hier gerne mal, wie es Dir ergangen ist.

    VG
    gerchla


  • Das ist ein Spiel mit dem Feuer. Ich habe das, bevor ich trocken wurde, mehrmals versucht. Das ging dann schon mal, paar Tage, paar Wochen. War immer eine Qual, weil ich eigentlich saufen wollte. Ich habe es nie lange durchgehalten.

    Da gab es ja den (krassen) Vergleich mit der "Körperliche Liebe", habe ich das nicht eh in diesem Forum gelesen?

    Man/frau beginnt, die Lust steigert sich und dann soll man aufören, wenn es gerade schön wird und es gibt keinen Höhepunkt?

    Zum Thema "Genuss": Die beruhigende Schwere, das Wärmegefühl, das gelöst sein, das etwas mehr enthemmt sein, waren bei mir die Gründe für den Alk. Zum Genuss alleine (Wein) oder zum Essen brauchte/trank ich ganz selten Alkohol, sondern nur zum hinunterschledern. Da ist mehr "Genuss" für mich, ein besseres Essen auszusuchen ohne Wein & Co.

  • Da gab es ja den (krassen) Vergleich mit der "Körperliche Liebe", habe ich das nicht eh in diesem Forum gelesen?

    Man/frau beginnt, die Lust steigert sich und dann soll man aufören, wenn es gerade schön wird und es gibt keinen Höhepunkt

    Da hast Du richtig gelesen - den Vergleich gab es. Und genau so sehe ich das KT auch. Klingt komisch - ist aber so.

    Und, Gerchla, genau die selben Erfahrungen habe ich auch gemacht.


    Ich bin wieder zu Feiern, zu Helferfesten, auf Silvesterveranstaltungen usw. gegangen. Fest entschlossen, keinen Alkohol zu trinken, fest entschlossen notfalls ein: ICH BIN TROCKENER ALKOHOLIKER entgegen zu schmettern, wenn jemand penetrant versucht mich zu überreden. Und: Das war gar nicht notwendig. Bei 90 % der seit meiner Trockheit besuchten "Trinkanlässe" habe ich einfach gesagt, ich hätte gern ne Apfelschorle, ein Cola oder was auch immer ohne Akohol ist. Keinen hat's gejuckt. Da ich glücklicherweise kein Problem habe, anderen beim besoffen werden zu zu schauen, war und ist dieses "Problem" jetzt für mich gelöst. Ach, bleiben ja noch die 10%. Ja es gab und gibt auch Situationen, wo man mal Tacheles reden muss. Ich habe einmal jemand ganz Penetranten gefragt, ob er ein Alkoholproblem hat und unbedingt jemanden braucht , der mit ihm trinkt. Ich glaube, da habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen. Das Thema war dann aber durch. Ich habe auch schon gesagt, ich bin trockener Alkoholiker, wobei ich das zu vermeiden versuche, weil es meist für die andere Seite sehr peinlich ist. Keinesfalls für mich, weil ich kann ohne Probleme offen mit meiner Krankheit umgehen.
    ...
    Ich kenne absolut niemanden in meinen Alkoholikerumfeld, der KT geschafft hat. Quasi jeder hat es mal versucht, alle gescheitert, früher oder später.

    In meiner Familie (haben eh alle gewusst) und auf Arbeit habe ich einmal gesagt, dass ich trockener Alkoholiker bin und das auch bleiben möchte (trocken!). Und aus diesem Grund entweder nicht zu bestimmten Feiern gehe und wenn, dann auch keinen Alkohol trinke. Punkt. Haben alle akzeptiert, zur Kenntnis genommen - fertig 44.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Nach meinem Einstieg musste ich mit einiger Kritik rechnen. Besser, ich ersetze das Kürzel „KT“ durch „Experiment“, denn das kommt meiner Absicht sehr viel näher. Der Unterschied besteht darin, dass ich hier keinen Trend fortschreibe. Aus einigen Beiträgen lese ich die Meinung heraus, dass KT überhaupt nichts bringt. Wer dieser Ansicht ist, der soll ruhig dabei bleiben. Auch ich kenne einige Dinge im Leben, die mir rein gar nichts bringen und darauf kann ich getrost verzichten.

    Lieber möchte ich sagen, welches Motiv mich zur Beteiligung an diesem Forum veranlasst. Alkohol verleitet auch zu Trugschlüssen. So haben sich in meinem Kopf Vorstellungen festgesetzt, die ich schrittweise korrigieren muss, um wieder normal leben zu können. Somit muss ich auch Dinge hinterfragen, die für andere selbstverständlich sind. Selbstgespräche bringen mir nämlich auch nichts. Also brauche ich die Auseinandersetzung mit anderen, damit ich durch eigenes Nachdenken die Spreu vom Weizen trennen kann. Den Selbstversuch brauchte ich zum Vergleich. Ich wollte wissen, ob Alkohol sooo einen Unterschied ausmacht, wie ich mir früher eingebildet hatte. Das Ergebnis behalte ich für mich selbst, denn hier geht es um Musik, wobei ich einen ziemlich speziellen Geschmack habe. Jedenfalls ziehe ich daraus den Schluss, dass die Auswahl von Titeln den größeren Unterschied ausmacht, während Alkohol nur eine Stimmung vertieft, die ich ohnehin schon habe. (Dadurch kann schlechte Musik sogar noch schlechter werden und das ist die Ironie der Sache).

    Wie schon gesagt, war ich bereits in einer SHG. Das Problem besteht darin, dass ich nur eine begrenzte Redezeit habe, die auch noch auf einen bestimmten Zeitpunkt festgesetzt ist. So soll ich innerhalb von zehn Minuten spontan sagen, was mich innerlich bewegt. Das führte bisher zu Missverständnissen, die mir rein gar nichts bringen. Wenn einer falsche Schlussfolerungen zieht, dann kann ich mich zwar distanzieren, doch dann hätte ich mit dem Menschen gar nicht erst reden müssen und das bleibt sich gleich.

    Noch einen Umstand möchte ich erwähnen. Mein Vermieter ist gleichzeitig mein Nachbar. Dem blieb mein Trinkverhalten nicht verborgen, denn ich musste ja eine größere Anzahl von Flaschen entsorgen. Der sagte einmal einen guten Satz: „Im Kopf fängt es an“. Ja, so ist es. Zuerst stelle ich mir vor, dass Alkohol meine Stimmung verbessert. Dann möchte ich es konkret wissen und diesen Gedanken in die Tat umsetzen.

    Mit KT verhält es sich jetzt so ähnlich. Der Unterschied ist nur, dass ich mich etwas selbst austrickse. Wenn ich nämlich Schnaps auf nüchternen Magen trinke, dann bekomme ich Heißhunger. Spätestens nach einer Stunde ist mein Wunsch, zu essen, stärker als mein Wunsch, zu trinken. So kann ich mit dem Alkohol wieder aufhören und darauf kommt es ja an. Wenn ich aber alkoholisiert gegessen habe, dann werde ich müde und möchte nur noch schlafen. Deshalb lege ich mein Experiment auf den späten Abend. Ich werde dann müde, wenn ohnehin Schlafenszeit gekommen ist.

  • Wie schon gesagt, war ich bereits in einer SHG. Das Problem besteht darin, dass ich nur eine begrenzte Redezeit habe, die auch noch auf einen bestimmten Zeitpunkt festgesetzt ist. So soll ich innerhalb von zehn Minuten spontan sagen, was mich innerlich bewegt. Das führte bisher zu Missverständnissen, die mir rein gar nichts bringen.

    Darauf kann ich nur auf meine Worte verweisen:

    Und wenn man eine Gruppe erlebt hat, kennt man noch längst nicht alle! Ich kann Dir nur raten: Schau Dir auch andere Gruppen an

    Es gibt so viele unterschiedliche SHG: Monolog-, Dialog-Gruppen, darunter angeleitete Gruppen (wo also ein Therapeut mit bei ist), reine Betroffenen-Gruppen etc.
    Ich habe mir damals, nach meiner (hoffentlich) letzten Entgiftung 2 Wochen lang jeden Tag eine andere SHG angeschaut. Hier in Berlin haben wir die komfortable Lage, jede Menge an unterschiedlichen Gruppen zu haben. Und dann habe ich mich für eine Gruppe entschieden - nicht danach, wie die Gruppe/der Verein heisst, sondern danach, wie ich mich dort fühle und mit den Menschen dort klarkomme. Ich persönlich mag den Monolog zum Beispiel nicht. Und wenn in "meiner" Gruppe jemand der Meinung ist, einen halbstündigen Monolog halten zu müssen/wollen - dann sage ich das! In der Gruppe, nicht hinterher.


    Nach meinem Einstieg musste ich mit einiger Kritik rechnen. ... Lieber möchte ich sagen, welches Motiv mich zur Beteiligung an diesem Forum veranlasst. Alkohol verleitet auch zu Trugschlüssen. So haben sich in meinem Kopf Vorstellungen festgesetzt, die ich schrittweise korrigieren muss, um wieder normal leben zu können. Somit muss ich auch Dinge hinterfragen, die für andere selbstverständlich sind. Selbstgespräche bringen mir nämlich auch nichts. Also brauche ich die Auseinandersetzung mit anderen, damit ich durch eigenes Nachdenken die Spreu vom Weizen trennen kann.

    44.
    Ich möchte meine Worte nicht als Kritik verstanden wissen. Sie stellen vielmehr meine Meinung zu verschiedenen Punkten dar. Und zu dieser (heutigen) Meinung bin ich durch viele eigenen Erlebnisse/Erfahrungen gekommen gepaart mit vielen Gesprächen (u.a. in der SHG, bei Krankenhausvorstellungen etc.).
    Im Übrigen kriege ich in meiner SHG (Dialog-Gruppe, nur Betroffene) auch ab und an Gegenwind. Ich hab DIE Wahrheit ja schließlich nicht erfunden ;) Und das regt mich dann immer wieder zum Nachdenken an. Wenn mich Argumente überzeugen, bin ich auch gerne bereit, meine Meinung zu ändern.

    Und dieses Forum soll ja auch dem Austausch dienen. Schließlich hat jeder seine eigenen Erfahrungen gemacht, von denen er/sie berichten kann. Ein klein wenig spielt auch der Gedanke mit, andere von den selbst gemachten Fehlern abzuhalten.
    So hast Du ja hier schon gelesen, dass nicht nur ich KT ausprobiert habe. Und damit sowas von auf die Fresse geflogen bin.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Olaf53,

    versteh' mich bitte nicht falsch. Es liegt mir fern, Dich zu kritisieren. Das steht mir gar nicht zu. Ich kann hier nur meine Meinung sagen und von meinen Erfahrungen berichten. Die sind genau so, wie ich sie bereits geschrieben habe.

    Wie man den Grund zum Trinken nennt, ist meiner Meinung nach eigentlich auch egal. Ob das jetzt KT, Experiment oder Sahnetorte heißt ist doch egal. Es geht doch letztlich darum zu trinken. Und zwar Alkohol. Warum auch immer. Für mich ist das eigentlich ganz einfach: Ist man Alkoholiker, dann ist der Zug abgefahren. Ende und aus. Man ist abhängig, das war's. Alkohol ist dann Tabu oder aber es geht dahin (im Normalfall).

    Oder man ist kein Alkoholiker, obwohl man vielleicht bedenklich viel über lange Zeit und auch regelmäßig getrunken hat. Dann kann man aber auch einfach aufhören, spürt keinen (Sauf-)Druck und muss auch keine Experimente machen. Sowas gibt es auch, wenn auch nicht so oft. Ich denke, Du wirst heraus finden wo Du stehst.

    Was Du da mit "abends einen Schnaps trinken und dann hunger bekommen und was essen und dann müde werden und schlafen gehn und deswegen dann keinen Alkohol mehr trinken wollen" usw. schreibst. Also nixweiss0

    Willst Du das jetzt dann Dein Leben lang so machen? :o

    Naja, Deine Sache. Drück' Dir auf jeden Fall die Daumen, dass alles so klappt, wie Du Dir das vorstellst. Für mich wäre das nix.

    VG
    gerchla

  • Oder man ist kein Alkoholiker, obwohl man vielleicht bedenklich viel über lange Zeit und auch regelmäßig getrunken hat. Dann kann man aber auch einfach aufhören, spürt keinen (Sauf-)Druck und muss auch keine Experimente machen. Sowas gibt es auch, wenn auch nicht so oft. Ich denke, Du wirst heraus finden wo Du stehst.

    Kein Alkoholiker? Die Frage habe ich mir auch schon gestellt, denn es gibt einige Ungereimtheiten, die ich hier zur Diskussion stelle.

    Zuvor hatte ich geglaubt, trinken zu müssen, nur weil ich einige Symptome falsch interpretiert hatte. Mein Aufenthalt in der Klinik kam einer wahren Erleuchtung gleich. Plötzlich war alles ganz anders. Zwar brauchte ich eine Überweisung vom Hausarzt, doch dem genügte meine mündliche Behauptung, ich sei Alkoholiker. Eigentlich komisch – vor deiner Äußerung kam keiner auf die Idee, solch eine Behauptung kritisch zu hinterfragen. Wie wäre es wohl, wenn ich mich als „Syrer“ ausgebe, denn das Thema kommt ja ganz groß in den Medien. Da würde wohl manch einer nachhaken und fragen, ob das wirklich so stimmt.

    Ich kann auch nicht wahllos alles trinken. Wenn ich das Falsche trinke oder wenn ich zu schnell trinke, dann wird mir davon schlecht. Früher, als ich noch weniger Erfahrung hatte, musste ich mich gelegentlich auf der Toilette übergeben. Heute merke ich schon rechtzeitig, wenn es mir hochkommt, und höre dann auf, zu trinken. Gerade auf einer privaten Party ist es normal, dass alle zum gleichen Zeitpunkt gehen wollen. Dann lasse ich lieber ein halbvolles Glas stehen, bevor ich in einem Zug leer trinke. Ich weiß ganz genau, dass ich das nicht vertrage. (Und abgestandenes Bier ist sogar noch das schlimmste, denn davon wird mir garantiert schlecht).

    Das brachte mich dann auf die Idee, vor dem Essen zu trinken und nach dem Essen zu schlafen. Auf die Weise kommt der Appetit als erstes, bevor ich weitere Folgen spüre. Somit möchte ich das Thema KT nicht weiter vertiefen, denn ich gehe von einer Prämisse aus, die nicht auf jeden zutrifft.

    Wie konnte ich dann große Mengen trinken, ohne dass mir davon schlecht wurde? Ganz einfach gesagt: Ich schlief nach jeder Mahlzeit. Zeitweilig hatte ich bis zu 14 Stunden am Tag geschlafen. Das war nicht weiter tragisch, doch ein sinnvolles Leben war das auch nicht. Damit habe ich jetzt Schluss gemacht.

  • Zum Thema SHG habe ich mich noch nicht vollständig geäußert. Natürlich weiß ich auch, dass es unterschiedliche Gruppen gibt, die unterschiedlich vorgehen. Aber bis ich zur nächsten Gruppe komme, möchte ich nicht vorgreifen. In der letzten Gruppe hatte ich gelernt, dass mein erster Eindruck nicht unbedingt maßgeblich sein muss. In jener Gruppe hatte ich meine Redezeit und fand das zunächst auch gut so. Erst im Laufe der Zeit gewann ich den Eindruck, dass die Leute aneinander vorbei reden. Es tut aber auch keiner etwas dagegen und das gab bei mir den Ausschlag. Dann habe ich mich stillschweigend verabschiedet. Ich bin einfach nicht mehr hingegangen.

    Also wenn die Kommunikation nicht stimmt, dann merkt man das erst im Laufe der Zeit. Deshalb werde ich mich nicht voreilig über Gruppen auslassen, die ich nicht hinreichend kenne.


  • Zum Thema SHG habe ich mich noch nicht vollständig geäußert. Natürlich weiß ich auch, dass es unterschiedliche Gruppen gibt, die unterschiedlich vorgehen. Aber bis ich zur nächsten Gruppe komme, möchte ich nicht vorgreifen. In der letzten Gruppe hatte ich gelernt, dass mein erster Eindruck nicht unbedingt maßgeblich sein muss. In jener Gruppe hatte ich meine Redezeit und fand das zunächst auch gut so. Erst im Laufe der Zeit gewann ich den Eindruck, dass die Leute aneinander vorbei reden. Es tut aber auch keiner etwas dagegen und das gab bei mir den Ausschlag. Dann habe ich mich stillschweigend verabschiedet. Ich bin einfach nicht mehr hingegangen.

    Also wenn die Kommunikation nicht stimmt, dann merkt man das erst im Laufe der Zeit. Deshalb werde ich mich nicht voreilig über Gruppen auslassen, die ich nicht hinreichend kenne.

    Gerade heute habe ich wieder eine (neue) SHG besucht, und die hat mir gefallen. Nicht weil die Leute so anders waren (einige habe ich schon gekannt), sondern
    weil der Gruppenleiter, ruhig, geistreich, humorvoll und souverän war. Er hat die Schwafler geschickt gestoppt, und die Wenigredner ermutigt, noch weiterzureden.

    Er meinte, ich solle regelmässiger kommen ;) Ich möchte aber nicht unbedingt, ein, zweimal im Monat genügt mir eigentlich. Grundsätzlich positiv eingestellt
    (zur "Stärkung" des Entschlusses und zum Austausch), aber jede Woche ist mir zuviel. Dann fahr ich um 17:30 hin und komme um 20:30 nach hause, das dauert mir zu lange.
    Gut ich könnte später kommen oder früher gehen, ... ist ja keine Schule, wo man von Anfang bis Ende bleiben muss.
    Nach der Arbeit habe ich keine Lust mehr und am Freitag abend, das ist bei mir sozusagen die "Prime Time" in der Woche, möchte ich nicht in der SHG Gruppe sitzen.
    Ich mache da jetzt keine Agenda, wenn ich Zeit habe und will (oder etwas besonderes vorgefallen ist), schau ich vorbei.
    Jede/r ist verschieden. Den einen hilft es sehr, regelmässig vorbeizuschauen, andere weniger oft.

  • Gerade heute habe ich wieder eine (neue) SHG besucht, und die hat mir gefallen. Nicht weil die Leute so anders waren (einige habe ich schon gekannt), sondern
    weil der Gruppenleiter, ruhig, geistreich, humorvoll und souverän war. Er hat die Schwafler geschickt gestoppt, und die Wenigredner ermutigt, noch weiterzureden.

    Jene Gruppe, von der ich mich jetzt distanziere, wird von einer Frau geleitet, die eine ziemlich dominante Person ist. Zuerst fand ich das gut, denn bei der Leiterin weiß man, wo man dran ist. Erst im Laufe der Zeit merkte ich, dass das so eine Art von Zweiklassengesellschaft ist. Sie hat ihre besonderen Lieblinge und denen lässt sie alles durchgehen. Die anderen werden stillschweigend ignoriert - und dazu zähle ich selber. Niemand hört mir zu. Die anderen verstehen nur die Hälfte und das verstehen sie auch noch falsch. Natürlich brauchte ich einige Zeit, bis ich das realisiert hatte. Darauf will ich hinaus: Sowas bemerkt man nicht von Anfang an. Nach außen hin ist die Leiterin eine sehr liebenswerte Person. Sie sagt auch nie ein böses Wort. Das alles geschieht nur hinten rum. Einige Leute besucht sie auch privat. (Mich hat sie noch nie besucht). Einmal weinte sie Tränen, weil jemand ausschied, den sie schon seit vier Jahren kennt. (Mir wird sie bestimmt keine Tränen nachweinen). Dabei fragte ich sogar kritisch nach, ob sie jedes Mal weinen würde, nur weil jemand verschwindet. Nein sagte sie, andere melden sich per E-Mail ab und das sei doch ganz normal. Ich konnte mich nicht einmal abmelden, denn mir hatte sie keinerlei Kontaktdaten gegeben. Ich kenne nicht einmal ihre E-Mail Adresse.

  • Sorry, Leute, aber: Sucht doch nicht immer die Schuld bei Anderen!


    Es tut aber auch keiner etwas dagegen und das gab bei mir den Ausschlag. Dann habe ich mich stillschweigend verabschiedet. Ich bin einfach nicht mehr hingegangen.

    Das nennt man "den Schwanz einziehen", weglaufen, kneifen ...!
    Wenn Dir etwas nicht gefällt: Mach den Mund auf, ändere etwas! Wenn sich nix ändert, kannst Du immer noch gehen.

    (Ich bitte, das "Dir/Du" hier allgemein zu sehen - damit meine ich nicht jemand Einzelnen persönlich!)

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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