Moin, moin -
seit meiner Entgiftung vor nunmehr fast acht Jahren lebe ich alkoholabstinent.
Damit bin ich nicht zum Abstinenzler konvertiert - will heißen: Weder verdamme ich den chemischen Stoff Alkohol, noch möchte ich ganze Strassenzüge trockenlegen, noch misskönne ich anderen Menschen ihren Alkoholkonsum / Alkoholgenuss.
Ich habe für mich eine Abstinenzentscheidung getroffen, weil ich mich ansonsten zu Tode gesoffen hätte.
Alkohol tut mir nicht gut, und darum verzichte ich auf ihn - und ich verzichte gerne auf ihn, weil es mir heute gut geht - besser, als jemals zuvor in meinem Leben. Ich verzichte auf Alkohol, wie andere Menschen
- auf Schweinefleisch und zu viel Alkohol wegen ihrer Gichterkrankung
- auf Laktose, wegen ihrer Intoleranz
- auf Schokolade, wegen ihrer Diabetes
- auf Fleisch wegen ihrer moralischen Überzeugungen
- auf Gluten wegen ...
- auf tierische Produkte wegen ...
Mein Verzicht ist freiwillig - basierend auf einer Erkenntnis. Diese Erkenntnis gründet sich auf die negativen Erfahrungen, die ich mit dem chemischen Produkt Alkohol gemacht habe.
Mein Verzicht ist in meinem Kopf auch nicht negativ besetzt. Ich hadere nicht mit meiner Abstinenzentscheidung - ganz im Gegenteil. Weder verbiete ich mir den Alkoholkonsum, noch können das andere tun - nur, ich möchte halt keinen Alkohol trinken - basta.
Und da ich halt kein Abstinenzler geworden bin, gibt es auch immer einmal wieder Augenblicke des Bedauerns. Zwar war ich auch Genusstrinker - aber in aller erster Linie ging es mir wie den meisten Alkoholikern um die Wirkung - und dann konnte es im Zweifel auch mal der ganz billige Wein oder der sprittigste Grappa sein, wenn gerade nichts anderes zur Hand war ... Also - es gibt Augenblicke des Bedauerns - und aus meiner Sicht ist das auch nach acht Jahren Abstinenz normal. Die Frage ist halt immer: Wie gehe ich damit um? Früher habe ich die "Saft- und Wasserfraktion" bedauert oder belächelt - heute nach acht Jahren Rauschfreiheit, weiß ich mein derzeitiges Leben hal twirklich wert zu schätzen ... Letztendlich läuft es auf eine Abwägung hinaus - welcher Zustand ist mir mehr wert? In meinem Fall löst sich dann mein aufflacherndes Bedauern in null komma nichts in Luft auf ... ! Ich vergleiche mich dann gerne mit Vegetariern, die auch gelegentlich ihre "Ich-will-jetzt-ein-Stück-Fleisch-(fr)essen-Attacken" bekommen - und es dann natürlich doch nicht tun.
Beste Grüße
keppler