Schauze voll....

  • Nein, ich gehe momentan eigentlich gar nicht feiern. Das war gestern mein erstes Mal und auch in einem gesicherten Umfeld. Ich war nur so euphorisch heute, weil es sich besser angefühlt hatte, als ich es erwartet hatte. Ich war davon ausgegangen, dass mir irgendwann alles zu viel wird, ich nicht loslassen und einfach die Musik genießen und tanzen gehen kann, mir die Konsumenten zusetzen...was weiß ich alles. Nichtsdestotrotz würde ich mir jetzt nicht zutrauen mit Leuten loszuziehen, die selbst viel trinken. In Begleitung von Jemanden, der nicht trinkt, fühle ich mich deutlich wohler und das setzt mich innerlich nicht so unter Druck,

    Hallo!

    Das bezeichnete mein Therapeut stets als "Absicherung". Jedoch sind die Begleiter nicht für einen selbst verantwortlich. Sie sind keine Aufpasser. Schwierig wird's, wenn der Begleiter plötzlich selbst anfängt zu trinken und einen womöglich noch animiert oder gar einen Drink in die Hand drückt.

    Auch wieg dich bitte nicht in falscher Sicherheit, nur weil es mal gut gegangen ist. Das ist keine Garantie für die Zukunft. Gefährdet sind wir immer. Nur tritt nach einiger Zeit, häufig nach mehr als einem Jahr eine gewisse Grundfestigung ein. Dadurch wird man nicht immunisiert, weiß jedoch zu handeln, wenn es anfängt zu triggern.

    Ich habe mir stets vorgenommen, direkt zu gehen, wenn ich die Situation als unangenehm oder gar gefährlich empfinde. Diese Strategie hat sich bei mir eingeschliffen und ist sozusagen mein Notfallprogramm. Vielleicht kannst Du ja was damit anfangen. Und versprich dir selbst schon vor dem Losgehen zu dem Ereignis, zu verschwinden ohne zu zögern, falls es dir nicht zusagt.

    Alles Gute
    wünscht der Rekonvaleszent


  • Hallo Greenfox,

    nein, so ist das nicht. Das kam falsch rüber. Ich gehe mir hier am Freitag eine SHG anschauen, ...

    Na, da bin ich ja beruhigt 44.
    Es kam anders bei mir an - wie Du bemerkt hast.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo,

    44. Gut, dass du dich entschlossen hast. "Wieder" entschlossen hast. Das ist eigentlich auch nicht ungewöhnlich. Du bist nicht die Erste, die mehrere Anläufe braucht. Ich wünsche dir für diesen Versuch alles Gute und Erfolg. Du bist ja auf dem richtigen Weg. Nimm alle Hilfe in Anspruch. Alle Hilfe, die du bekommen kannst. Es erleichtert die Verfolgung des Entschlusses. Am Ende hat sich dann bestimmt aller Aufwand gelohnt. Sehr gelohnt. Ich bin jetzt über 5 Jahre "alkoholfrei". Ich genieße es so sehr. Also, mach weiter und berichte.

    LG Betty :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Guten Morgen Bighara

    Danke für deine Geschichte:).

    Ich bin Liv, 49 Jahre alt und in meinem zweiten Versuch seit 151 Tagen (es gibt da so eine App die für mich zählt ;)) trocken.
    Erstmal finde ich es gut, dass du so geplant an das Ganze herangehst, dich und dein Handeln auch reflektierst. Die Auszeit bis zum neuen Job wird dir die Möglichkeit geben deinen Seelentank (wie ihn Britt in ihrem Thread so gut beschrieben hat) aufzufüllen, damit dir das Nüchternbleiben einfacher fällt wenn der Arbeitsalltag wieder losgeht. Ich wäre ja eh dafür, dass man sich jedes Jahr eine 2-3monatige Auszeit nehmen sollte, umsetzen lässt sich das bei mir finanziell leider nicht ;D.

    Leider ist es so, dass man auf Therapieplätze meist länger warten muss, aus dem Gröbsten raus ist wenn es losgeht. Aber wie ich selber feststelle ist "das Gröbste" nicht unbedingt das Schwierigste. Das nüchtern bleiben wenn man sich daran gewöhnt hat nüchtern zu sein ist nicht ohne. Hört sich weird an, nicht!?

    Es gibt verschiedene Wege nüchtern zu werden. Ich habe wie du von Anfang an nicht darauf verzichtet meine Freunde zu treffen, weg zu gehen, auch mal eine Party zu besuchen. Getriggert hat das bei mir nie, das kam/kommt eher in Situationen vor wie gemütliches Grillen im Garten mit der Familie bei welchem der Rotwein&Co. immer dazu gehörte.
    Was ich gelernt habe ist, dass immer eine Person dabei sein muss welche selber wenig oder gar nicht trinkt. Ich war letzthin als einzige Nichttrinkerin an einem Strassenfest mit meiner Mädelsclique, das war unschön. Als der Gedanke "trink halt 1, 2 Proseccos dann findest du das Ganze vielleicht auch lustig" Einzug hielten, nahm ich mich selber aus dem Geschehen raus und bin nach Hause gegangen.
    Ich verzichte auf einige Anlässe mittlerweile. Nicht weil die Gefahr besteht, dass ich rückfällig werde, sondern eher weil ich diese Anlässe jeweils nur ab mind. 1.5 Promille ganz ok fand.

    Toll wie dein Umfeld reagiert, das sind wirkliche Freunde :)!
    Für mich wäre das Abkapseln von der Ausgehwelt auch ein no go gewesen. Ich bin mir sicher, dass dies eher dazu geführt hatte, dass ich rückfällig geworden wäre - ich habe meist zu Hause am meisten getrunken.
    Ich denke für dich wichtig ist, dass du dich aus kritischen Situationen rausnehmen kannst, entweder eine Notfallperson mit dabei hast, oder aber jederzeit eine anrufen kannst. Meist dauern die "schwachen" Momente nicht länger als ein paar Minuten.

    Ja, als Exalki hat man diesen gewissen Blick auf das trinkende Volk ;).
    Ich kann dir mittlerweile ziemlich genau sagen wie viel es noch braucht bis Kollegin X einen Rausch hat oder wie man in der Schweiz gerne sagt: "übere gheit". Am Silberblick des einen oder anderen kann ich abschätzen ob es Sinn macht noch ein tieferes Gespräch zu führen oder wir besser bei bla bla bleiben. Ausser bei primitiven Anwandlungen von Männern die ab einem gewissen Level ihre Libido nicht mehr im Griff haben, amüsiere ich mich meistens über meine trinkenden Mitmenschen. Die benehmen sich ja sooooooooooooooooooo doof teilweise und das Schöne am Ganzen: ich kann ihnen im Gruppenchat am Tag danach davon erzählen ;D!

    Ich freue mich darauf mehr von dir zu lesen und wünsche dir auf deinem weiteren Weg nüchtern zu bleiben ganz viel Stärke und Zuversicht.

    Liv

  • Hallo, ihr Lieben!
    Vielen Dank für euer Feedback. Ich muss sagen, dass gerade Liv mir wirklich aus der Seele spricht.
    Ich gehe bewusst weiterhin weg und möchte die ehemaligen mit Alkohol überschatteten Situationen in meinem Gehirnautobahnen neu verknüpfen. Das wird eine Zeit dauern, aber ich bin fest davon überzeugt, dass es mir gelingen wird. Die Alternative, d.h. Abkapselung ist für mich keine Option. Ich bin ein geselliger Mensch und wenn ich mich selbst dieser Säule in meinen Leben zusätzlich berauben würde, würde mich das wohl nur anfälliger für Rückfälle machen. Daher ich setze mich diesen Ausgehsituationen ganz bewusst aus. Ich war am Freitag mit einem Kumpel und zwei von seinen Freundinnen unterwegs. Wir waren in so einem Schlagerschuppen, weder diese Läden samt Publikum noch die Musik ist mein Fall. Da mochte bei mir auch nicht so recht Stimmung aufkommen, weil auch alles so eng war. Da war ich kurz davor nach Hause zu gehen, weil ich gemerkt habe, dass sich meine Stimmung dabei war auf die Anderen zu übertragen. Das wollte ich auch nicht. Dann wurde aber mir zu Liebe die Lokalität gewechselt, zwar auch wieder ein Schlagerschuppen, sogar eigentlich ein noch übleres Kaliber, aber da war viel Platz zum Tanzen und dann hab ich mir eine Fassbrause nach der anderen bestellt und die Nacht einfach durchgetanzt. Ich finde es sehr interessant, wie sich die Wahrnehmung verändert. Ich mache mich nicht über meine Leute lustig, die dann trinken. Natürlich nerven mich die Besoffenen, die mir betrunkenen Kopfes an den Hintern fassen und bei mir landen wollen. Da ich aber generell keine Stresserin bin, tanze ich einfach in eine andere Ecke und entziehe mich dieser für mich in dem Moment unangenehmen Situation. Nein, ich fange plötzlich darauf zu achten, wer was und wieviel trinkt. Nicht nur von meinen Leuten, sondern auch von Menschen die ich überhaupt nicht kenne. Ich mag es nicht, wenn die Menschen zu touchy werden und mir dann einfach so den Arm um die Schulter legen oder mir auch direkt in Gesicht sprechen, sodass der Alkohol auch in voller Gänze in meiner Nase ankommt. Ich habe mich jedoch in der jeweiligen Situation dann ganz klar artikuliert und das wurde dann auch immer direkt gelassen. Das fand ich ganz schön, dass meine Wünsche dann auch direkt und ohne Diskussion umgesetzt werden. Ich habe nun in der doch noch relativ kurzen Zeit nicht ein Mal bereut, dass ich keinen Alkohol mehr trinke. Ich habe mir für mich schöne Abende und Gespräche geschaffen. Interessant wird es natürlich, wenn es ein Mal nicht so glatt läuft. Diese Situation wird sicherlich auch noch auf mich zukommen. Aber auch die werde ich meistern. Wenn ich in dieser Zeit nun eines über mich gelernt habe, dann ist es der Fakt, dass ich stärker bin als ich vorab gedacht hätte. Wenn ich an meine abstinente Phase mit Mitte 20 zurückdenke, habe ich mich häufig fehl am Platz und unwohl gefühlt, aber das habe ich nun gar nicht mehr. Ich bin nun älter und noch gefestigter im Charakter, ich weiß, was ich an mir habe und was mich auch ausmacht. Das verleiht mir einfach noch mal eine andere Festigkeit und Stärke, weil ich auch einfach weiß, was ich mir zutrauen kann und was nicht.
    Also, bisher läuft also alles so wie es soll. Heute Nachmittag geht es für zur Gruppentherapie, sofern diese bei der Hitze auch stattfinden sollte.

    Daher...kommt alle gut durch diese Woche. Fröhliches Schwitzen wünsche ich,

    Bighara

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