Darkys Leben danach

  • So, dann will ich mich auch mal an einer Art Abstinenz-Tagebuch versuchen - als zusätzlichen Motivationsschub, weiter durchzuhalten.

    Für mich ist heute erst Tag 2 ohne Alkohol. Ich war, muss ich zugeben, leichtsinnig, dass ich dieses Mal versucht habe, alleine aufzuhören. Ich weiß, dass man niemals einen kalten Entzug machen sollte... aber nach dem ersten Entzug Anfang des Jahres, wo ich auch Medikamente bekommen habe, verliefen die weiteren beiden ohne Medikation und ohne Komplikationen...
    Wahrscheinlich habe ich mehr Glück gehabt.

    Am Donnerstag geht es zum Hausarzt, einmal durchchecken lassen und besprechen, ob es sinnvoll ist, noch einmal in die Klinik zu gehen oder nicht.

    Heute war ich so beschäftigt, dass ich nur kurzzeitig den Suchtdruck überhaupt bemerkt habe und gereizt wurde. Ansonsten hatten wir ein volles Tagesprogramm.
    Ich hatte eine Riesenangst vor dem Termin in der Beratungsstelle, weil ich ja meinen Rückfall beichten wollte.. naja, wie ihr wisst, ist das alles andere als angenehm. Dennoch fand ich es toll, dass sie so einfühlsam reagiert hat und meinte "Das ist nicht schlimm. Manche machen die Entgiftung 30-40 mal durch... Sehen Sie es als Chance, wieder neu anzufangen, jeden einzelnen Tag!"
    Ich habe ihr auch mitrgeteilt, dass ich mich für die Klinik in Bad lippspringe entschieden habe für die Langzeittherapie und sie erzählte mir, dass diese Klinik einen hervorragenden Ruf habe.
    Gleichzeitig hab sie mir die Antragsunterlagen für die Langzeittherapie mit. Wir werden uns die nächste Zeit öfter sehen, weil sie zusätzlich zu der Antragstellung einen Bericht mit einsenden muss.

    Anschließend waren mein Verlobter und ich einkaufen. Eine Geduldsprobe, an den Alkoholregalen vorbei zu gehen, und der Verführung zu widerstehen. Aber es hat geholfen, mir selbst in dem Moment "Nein" zu sagen.

    Gegen Abend ht mein Verlobter mich dann zu unserer Selbsthilfegruppe begleitet. Ich war länger nicht dort, weil ich rückfällig geworden war und dann immer wieder begonnen hatte, zu trinken. Ich muss mich in der Zeit irgendwie "verloren" oder "aufgegeben" haben.
    Und ich fand sofort wieder den Anschluss und wurde lieb begrüßt. Für meinen Verlobten wurden die Regeln noch einmal erklärt, und ich fand es super, dass auch er sich dort, unabhängig von mir, öffnen konnte.
    Er hat sich fest vorgenommen, etwas anzusprechen: Eine Geschichte, die bisher nur ich kenne.

    Er war wohl in den 90ern selbst einmal zum Entzug gewesen, weil sein bester Freund am Alkohol verstorben war. Dadurch hat er sich entschieden, aufzuhören...
    Doch vor vier Jahren, als seine Exfreundin an Krebs verstarb, fing er wieder an.
    Wegen seiner Kinder, die damals noch minderjährig waren, musste er aus seiner Sicht stark bleiben - und begann, heimlich wieder zu trinken.
    Nun hat er sich vorgenommen, als er so die Geschichten der anderen gehört hat, zu erzählen warum er trinkt:
    Um die Trauer zu vermeiden udn die Erinnerung an den Schmerz "herunter zu spülen".

    Für ihn ist das ein riesiger Schritt, der mich unglaublich stolz macht.

    Aber auch für mich konnte ich viele Dinge mitnehmen.
    Unter anderem, dass es wichtig ist, nach vorne zu schauen.
    Sich morgens vorzunehmen: "Heute bleibe ich nüchtern!"
    Und jeden Tag einzeln zu betrachten... ich habe vorher immer die Tage ohne gezählt und war dann enttäuscht wenn ich nach einem Rückfall weniger lange bis zum nächsten gebraucht habe.

    Der Austausch in der Gruppe war sehr interessant - auch wenn ich zunächst skeptisch war. Die Hälfte der Teilnehmer könnten meine Großeltern sein.
    Aber sie haben auch Respekt vor mir, dass ich in meinem Jungen Alter bereits die Krankheitseinsicht habe und an mir arbeite.

    Liebe Grüße
    Darky

  • Hallo Darky,

    ich finde es toll das du den Mut hast und die Motivation dazu dieses Tagebuch anzufangen! Ich wünsche dir auf jedenfall schon mal viel Kraft und Durchhaltevermögen für deinen Weg!

    Und nochmal HUT AB! :)

    Ablenkung und Arbeit ist meistens der beste Weg sich von den miesen Gedanken den trinkens abzulenken, je weniger Zeit um Nachzudenken um so besser vor allem zu Anfang!

    ich kann verstehen das du ein unwohles Gefühl hattest, den Rückfall zu beichten. Aber das gleiche habe ich schon zu einem anderen Forumsmitglied geschrieben, Rückfälle gehören in meinen Augen dazu.. Zum Abstinent werden so wie zum weiterlernen...

    Zur Klinik in BAD LIPPSPRINGE:

    Mein Vater war auch für eine längere Zeit in der Klinik untergebracht ich kann nur aus der Erfahrung von meinem Vater und von mir selber sagen, das es wirklich eine sehr gute Klinik ist, ich bin mir sicher das du da genau die richtige Entscheidung getroffen hast! Die Menschen da sind sehr Kompetent und echt sehr gut in Ihrem Fach!

    Zum Einkaufen, klar ist das schwer wird auch jetzt nach einem Rückfall nicht leichter werden aber du bist stark daran vorbei gegangen und hast die Chance nicht genutzt! Darauf kannst du stolz sein wirklich, das ist wieder ein weiterer Schritt auf deinem Weg den Suff endlich aus deinem Leben zu werfen.

    Ich finde es auch super das dein Verlobter dich mit in die Therapie begleitet, diese ist nicht nur gut für dich sondern auch für deinen Verlobten, ihr werdet viel zusammen da Aufarbeiten können und euch dadurch vielleicht noch besser verstehen lernen können. ich sehe das von Grund auf sehr positiv!!!=)

    So nun muss ich erstmal gleich los legen hab zwar noch Urlaub aber bin bei meinem Partner, muss erstmal noch klar schiff machen usw=).

    VLG

  • Hi Ann-Cathrin,

    vielen Dank für deine Antwort! :)
    Ja, es ist nicht leicht und fiel sehr schwer, den Rückfall zu beichten... aber wenn ich es berheimliche, gerate ich so schnell wieder in alte Muster... und ich habe schon zuviel in meinen jungen Jahren durch den Konsum verloren...

    Ich erinnere mich gerade daran, als ich noch in der Ausbildung war, und als sich meine Kollegen einen Tag nach einer Betriebsfeier (Neueröffnung nach Brand) darüber köstlich amüsiert haben, wie betrunken ich war :-X :-\
    Leider hat auch jemand mitbekommen, dass ich während der Arbeitszeit mich schon an dem Sekt bedient hatte (ich war damals 19)... das führte natürlich zu einer Abmahnung und ich konnte von Glück reden, dass man mir immer wieder eine Chance gab, neu zu beginnen. Aber ich hab es mir versaut, hab die Ausbildung nicht geschafft und schließlich mit meinem damaligen Chef vor der Handwerkskammer einen Auflösungsvertrag gemacht.

    Schön, dass du mir etwas von Bad Lippspringe erzählen kannst :) ich freue mich auch schon sehr darauf und hoffe, dort aufgenommen zu werden. Ein Freund von mir ist noch bis Anfang September dort und er fühlt sich sehr wohl.

    Ja, einkaufen ist noch schwierig - aber genau deshalb gehe ich momentan auch noch nicht alleine. Ich muss mich da einfach absichern.

    Ich habe heute noch einmal mit meinem Verlobten den gestrigen Abend bei der SHG nachbesprochen. Er sagt von sich aus "Ich bin nicht abhängig... ich kann Nein sagen!", andererseits äußert er dann aber Dinge wie "Ich möchte meine Erinnerungen wegspülen" ...
    Ich lasse es momentan unkommentiert, habe ihm darauf geantwortet, dass es so in der Art bei mir mit dem Alk angefangen hat - und hoffe, dass die Mitglieder der Gruppe ihm da die Augen öffnen können.
    Immerhin hat er sich dort verstanden gefühlt. Aber im Einzelgespräch mit der Gruppenleiterin meinte sie zu mir, dass es ja auch die "Quartalstrinker" gibt, die längere Trinkpausen einlegen können... und die Tatsache, dass er in den 90ern einen Entzug gemacht hat (den er "selbst bezahlt hat"; zumindest einige Zusatzleistungen) spricht schon sehr dafür, dass er auch ein Problem hat...
    Das Problem bei ihm ist nur, dass er eine leichte geistige Behinderung hat und deshalb dieses Verständnis für die Krankheit ein wenig fehlt.

    Aber wie auch immer, nach der SHG hatte er eigentlich nen furchtbaren "Bierdurst", hat mich dann aber gefragt, ob die anderen Gruppenmitglieder wohl auch trinken. Als ich zu ihm meinte, dass die meisten das nicht tun - und diejenigen, die einen Rückfall haben, in der Gruppe darüber sprechen - da wollte er dann doch nix mehr trinken.

    Heute ist übrigens Tag 4 ohne Alkohol. Morgens mit leichten Kopfschmerzen aufgewacht und ich musste sehr kämpfen, statt Alkohol (den hätte ich aber erst kaufen müssen), etwas anderes zu trinken. Aber ich habe es geschafft!

    Darky

  • Darky, Du schaffst das! Auch wenn es manchmal holprig ist, lese ich aus Deinen Zeilen heraus, dass da jemand mit Sattel und Geschirr reitet: nämlich Du. Das Pferd ist wild, aber es ist zähmbar, um es mal bildlich auszudrücken.

    Was Du gerade auf die Beine stellst, wie aktiv Du Dein Leben in die Hand nimmst, wie Du reflektierst, das finde ich bemerkenswert. Und all das, was Du jetzt tust, verändert Dein Leben. Das ist mutig und es ist eine große Chance. Vielleicht auch für Deinen Freund.

    Liebe Grüße
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Pinguin : Lieben Dank an dich!

    Solche starken Worte zu lesen, macht mir unglaublich Mut, weiter zu machen!

    Heute hatte ich wieder so einen schwierigen Moment, direkt beim Kochabend unserer WGs. Zum Glück ist der Kochabend mitten auf dem Dorf, wo es keinen Alkohol zu kaufen gibt.
    Also habe ich die Gelegenheit genutzt, um meinen Suchtdruck bei der Betreuerin direkt anzusprechen.

    Und trotz meiner Anspannung wurde es noch ein sehr lustiger und spannender, 4. Tag ohne Alkohol :)
    Dafür musste ich mich daheim angekommen, auch gleich erstmal loben!

    Darky

  • Tag 6 ohne Alkohol...

    der erste Morgen, an dem ich aufgestanden bin und nicht gleich an alkoholische Getränke gedacht habe.
    Ausnahmsweise wurde ich auch mal mit schönen Neuigkeiten geweckt:
    Meine Mutter hat wieder einen Job (und ich hoffe, dass sie dadurch wieder aufhören wird zu trinken), dieses Mal in Vollzeit, und ich werde zum dritten Mal Tante!
    Damit hat jetzt jede meiner Schwestern ein Kind oder erwartet eins.

    Ich möchte auch eine eigene Familie gründen, aber ich halte eine für mich wichtige Reihenfolge dabei ein:
    Erst die Hochzeit, dann die Langzeittherapie (die ich unbedingt als verheiratete Frau antreten möchte), und danach kann ich immer noch Kinder bekommen. Bei uns eilt es auch nicht, ich bin ja noch jung und mein zukünftiger Mann hat ja auch zwei wunderschöne Töchter.

    Soweit zu mir. Mein Verlobter hat heute viele Termine und ich werde wohl auch eine Weile allein zuhause bleiben.
    Früher hätte ich ein massives Problem damit gehabt - ich hatte immer Angst, alleine zu sein. Aber mittlerweile geht es - in unserer neuen Wohnung fühle ich mich sehr sicher :)

    Liebe Grüße
    Darky

  • Tag 6 ohne Alkohol...

    44.

    Zitat

    Erst die Hochzeit, dann die Langzeittherapie (die ich unbedingt als verheiratete Frau antreten möchte),

    nixweiss0 Verstehe ich nicht so ganz. Es sei denn, der Hochzeitstermin steht schon (in naher Zukunft) fest...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen,

    zu Tag 6 :clap:

    Schön, dass du bei Tag 6 angekommen bist. Es werden sicher noch viele alkoholfreie Tage folgen.


    Erst die Hochzeit, dann die Langzeittherapie (die ich unbedingt als verheiratete Frau antreten möchte),

    Hierzu habe ich allerdings eine Frage. Warum möchtest du unbedingt erst heiraten und dann deine Langzeittherapie beginnen? Ich würde auch unverheiratet die Therapie beginnen. Ist doch wichtig für dich. Heiraten läuft dir doch nicht weg. Solltest du vorher heiraten, dann ist es schön und ok, aber ich würde es an deiner Stelle nicht zur Voraussetzung deiner Therapie machen.

    Aber so what, weiterhin alles alles Gute und ganz viel Kraft für dein Vorhaben. ....morgen Tag 7

    Liebe Grüße von Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Aaaalso, um euch mal aufzuklären: Die Hochzeit ist für mich nicht Voraussetzung, um die Langzeittherapie zu beginnen.

    Ich fände es nur einfach schön, verheiratet dorthin zu fahren ;)
    Das hat damit etwas zu tun, weil eine Hochzeit der ultimative Liebesbeweis ist und mein Verlobter große Angst hat, mich zu verlieren. Ich würde ihm damit gerne zeigen, dass ich nicht vor habe, ihn zu verlassen, sondern -was für mich schon länger fest steht - mit ihm weiterhin eine gemeinsame Zukunft plane.

    Angenommen, wir bekommen so schnell keinen Termin, trete ich die Therapie auf jeden Fall an.

    Das sollte jetzt nicht so klingen, dass ich die Langzeittherapie nur mache, wenn ich vorher geheiratet habe.

    Liebe Grüße
    Darky

  • Angenommen, wir bekommen so schnell keinen Termin, trete ich die Therapie auf jeden Fall an.
    Das sollte jetzt nicht so klingen, dass ich die Langzeittherapie nur mache, wenn ich vorher geheiratet habe.

    Puuh schwitz. da bin ich ja beruhigt ;)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • 44. 44. 44.

    Perfekt! Dann ist ja alles gut.

    Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • So, da bin ich nun wieder. Hab mich wohl irgendwie verrechnet *schäm* erst heute ist Tag 6 ohne Alkohol! :-[

    Aber naja, das macht ja nichts. Eben war ich zum ersten Mal bewusst alleine einkaufen; und ich habe nur alkoholfreie Getränke gekauft.
    Es war gestern sehr schwer zu widerstehen, wenn mein Verlobter Bier trinkt und ich genau weiß, dass er irgendwo im Haus noch mehr versteckt hält. Aber ich habe es geschafft!
    Es war verdammt schwer, an seiner Flasche vorbei zu gehen und nicht einfach einen Schluck zu "mopsen", wenn er nicht hinschaut... Aber das wollte ich nicht.

    Einmal lauf Nein zu mir selbst gesagt (das war ein sehr guter Tipp aus der SHG), und schon fiel es mir leichter. Ich habe mich dann erst einmal in "mein" Zimmer zurück gezogen und abgelenkt.
    Praktischerweise haben mein Verlobter und ich unsere WOhnung so eingerichtet, dass man sich in schlechten Zeiten auch gut zurückziehen kann. Das Wohnzimmer ist dann "sein" Zimmer und das Schlafzimmer "meins". So geht man sich dann nicht zu sehr auf die Nerven.

    Jetzt werde ich erst einmal das Wochenende genießen, und mich gedanklich und emotional auf meinen Amtstermin am Montag vorbereiten.

    Darky

  • Verrechnet oder nicht, egal. Hauptsache schon 6 oder 7 Tage geschafft 44.

    Eine Verlobung ist doch auch schon sehr verbindlich und ein schöner Liebesbeweis, finde ich. Diese Tradition soll ja wieder etwas mehr in Mode sein, hab ich gehört. Aber schlussendlich muss es für euch stimmen :).

    Lg Mira

  • Praktischerweise haben mein Verlobter und ich unsere WOhnung so eingerichtet, dass man sich in schlechten Zeiten auch gut zurückziehen kann. Das Wohnzimmer ist dann "sein" Zimmer und das Schlafzimmer "meins". So geht man sich dann nicht zu sehr auf die Nerven.

    Ja, eine Rückzugsmöglichkeit ist sehr wichtig! Übrigens nicht nur bei Leuten, die ein Alkoholproblem haben wie wir ;)

    Und: Herzlichen Glückwunsch zu den ersten 6 Tagen 44.

    Notwendigerweise sind die kleinsten Dinge die Anfänge der größten. Publilius Syrus (1. Jh. n. Chr., römischer Mimen-Autor)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

    Einmal editiert, zuletzt von Greenfox (8. August 2014 um 20:58)

  • Danke euch beiden!

    Ja, die Rückzugsmöglichkeit ist wichtig!
    Und seit mein Verlobter renoviert hat, kann ich diese auch wieder für mich nutzen... vorher hat mmich dieses Zimmer getriggert...

    Liebe Grüße
    Darky

  • Tag 9...

    Ich hätte nicht gedacht, dass ich ohne Klinik einmal so lange durchhalte... und das ganze nicht als Trinkpause, sondern wirklich einmal mit dem Ziel, eine Abstinenz zu erreichen.
    Ich habe Ziele vor Augen, die sich langsam wieder klar abheben:


      [li]Ich freue mich auf meine Langzeittherapie[/li]
      [li]Ich möchte mein Abitur machen, und es ist schön zu wissen, dass mich die Lehrer so unterstützen[/li]
      [li]Nach der Langzeittherapie möchte ich mit meinem Partner, irgendwo anders hier in Deutschland, neu anfangen.[/li]

    Aber auf der anderen Seite machen sich nun natürlich auch (unterfüllte) Bedürfnisse mehr und mehr bemerkbar und drängen sich in den Vordergrund. Bisher weiß ich noch nicht, wie ich mit ihnen umgehen soll, und versuche, mir zumindest durch gelegentliche Tagträume, vorzustellen, wie es wäre (oder sein könnte), wenn diese erfüllt wären.

    Da wäre ein unglaubliches Bedürfnis nach Geborgenheit. Aber nicht jene Geborgenheit und Nähe, wie man sie in einer Beziehung erfährt - nein, vielmehr geht es bei mir um familiäre Geborgenheit, die mir irgendwie fehlt.
    Alles aus der Familie melden sich bei mir, wenn sie ein Problem haben, und erwarten von mir Zuspruch, dass ich einfach nur zuhöre oder im schlimmsten Fall, dass ich zwischen zwei streitenden Parteien vermittle.

    Doch wer ist für mich da?
    Wer hört mir denn zu, wenn ich einmal reden möchte?

    Es macht mich schon irgendwie traurig, dass niemand meinen letzten Post auf Facebook bemerkt hat.
    Wenn ich etwas Schönes poste, kommen viele Kommentare und Rückmeldungen - doch wenn es mir nicht gut geht... nixweiss0

    Es scheint so, als würde es einfach überlesen werden.

    Mein inneres Kind schreit und vermisst meine Betreuerin, obwohl ich sie bereits morgen wiedersehe.
    Mit ihr kann ich über alles reden - aber sie hat einfach nicht die Zeit, sie hat ja auch andere Betreute als mich.
    In der Therapie heißt es, es sei zu früh, darüber zu reden.
    Mein Partner sagt, ich soll nicht darüber nachdenken.

    Aber, diese Gedanken sind nun einmal da...

    Und ich fühle mich unverstanden... und wünsche mir, dass einfach mal jemand kommt und mich nur im Arm hält.
    Dass jemand mich im Arm hält und mir sagt, dass alles wieder gut wird und ich in Sicherheit bin. Und mir einen Kako macht, sich einfach nur neben mich setzt und mir zuhört.
    Jemand, der mich einfach nur mal ausweinen lässt, der mich meine Verzweiflung und meinen Schmerz hinaus schreien lässt, ohne mir vorzuwerfen, ich würde übertreiben oder sei "nicht hart genug".

    Ich habe die Schnauze voll, alles nur herunter zu schlucken.
    Und es ist auch keine Option mehr, meinen Schmerz einfach herunter zu spülen.

    Nur so langsam stellt sich die Frage: Wohin damit?

    Darky

  • Alles aus der Familie melden sich bei mir, wenn sie ein Problem haben, und erwarten von mir Zuspruch, dass ich einfach nur zuhöre oder im schlimmsten Fall, dass ich zwischen zwei streitenden Parteien vermittle.

    Doch wer ist für mich da?
    Wer hört mir denn zu, wenn ich einmal reden möchte?

    Und ich fühle mich unverstanden... und wünsche mir, dass einfach mal jemand kommt und mich nur im Arm hält.
    Dass jemand mich im Arm hält und mir sagt, dass alles wieder gut wird und ich in Sicherheit bin. Und mir einen Kako macht, sich einfach nur neben mich setzt und mir zuhört.
    Jemand, der mich einfach nur mal ausweinen lässt, der mich meine Verzweiflung und meinen Schmerz hinaus schreien lässt, ohne mir vorzuwerfen, ich würde übertreiben oder sei "nicht hart genug".

    Ich habe die Schnauze voll, alles nur herunter zu schlucken.
    Und es ist auch keine Option mehr, meinen Schmerz einfach herunter zu spülen.

    Oh man, dass kenne ich auch (noch) - zur Genüge ;( >:( Ich war auch immer der Mülleimer für die Sorgen und Nöte der anderen.
    Zum Glück für mich liegt das aber in der Vergangenheit.
    Mittlerweile bin ich auch in der Lage abzublocken, wenn es mir gerade nicht so prickelnd geht. Ich habe (langsam) gelernt zu sagen: "Sorry, aber momentan geht's mir auch nicht so blendend. Frag jemand anderen!"
    Und das fantastische dabei ist: die meisten sagen "Okay" und gehen tatsächlich zu jemand anderem!
    Ein Gruppenfreund sagt immer: "Geht aus den Köpfen der Anderen!" Wir erwarten immer, dass der Andere furchtbar enttäuscht oder wütend ist, wenn wir mal "Nein" sagen - aber dem ist doch nicht so. Okay, manchmal mag es so sein - aber das soll doch nicht unser Problem sein.
    Wir müssen zuerst an uns denken - damit wir überhaupt in der Lage sind, anderen helfen zu können. Es tut uns nunmal partout nicht gut, wenn wir anderen auf Teufel-komm-raus helfen (wollen) und dabei u.U. selbst kaputt gehen.

    Zitat

    Und es ist auch keine Option mehr, meinen Schmerz einfach herunter zu spülen.

    Auf den Punkt gebracht! 44.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Zitat

    Mittlerweile bin ich auch in der Lage abzublocken, wenn es mir gerade nicht so prickelnd geht. Ich habe (langsam) gelernt zu sagen: "Sorry, aber momentan geht's mir auch nicht so blendend. Frag jemand anderen!"
    Und das fantastische dabei ist: die meisten sagen "Okay" und gehen tatsächlich zu jemand anderem!

    Greenfox, da hast du etwas Wichtiges gesagt! :) Mir fällt es oft schwer, über meine eigene Befindlichkeit zu sprechen, weil sich dadurch einfach die Beziehung zwischen zwei Personen ändert... was ich meine ist, dass ein ehrliches "Mir geht es selbst nicht so gut", auch schon wieder Vetrauen benötigt und Nähe aufbaut... was für mich schwierig auszuhalten ist, da ich sowieso ein Problem mit Nähe und Distanz habe.
    Meistens sage ich dann, dass ich gerade keine Lust habe zu reden - aber dieses Abblocken muss ich wirklich noch üben.

    Und es ist auch keine Option mehr, meinen Schmerz einfach herunter zu spülen.

    Es muss raus, das weiß ich... nur frage ich mich wohin damit?
    Ich habe einfach immer noch diese alten Muster im Kopf, dass man nach außen hin nicht über private Probleme spricht - das heißt, egal wo ich bin, ich bemühe mich um ein distanziertes Verhältnis und verhalte mich immer professionell und distanziert: dem anderen zugewandt, auf seine Probleme eingehend, über Alltagsdinge sprechend, ohne dabei auf mich zu kommen oder eben dabei von mir abzulenken.

    Und ich habe auch Angst, über meine Probleme zu sprechen... weil sich dadurch eine Nähe aufbaut, die zwar angenehm ist, aber doch so schwer auszuhalten...

    Angenommen, ich fühle mich bei einem Bekannten geborgen und kann mit ihm über meine Nöte sprechen - dann ist dort im Hintergrund gleich wieder diese Angst, ich könnte mich in diese Person verlieben oder (zu) abhängig von ihr machen.
    Bei Freundinnen ist es aber ähnlich.

    Ich muss irgendwann lernen, mit Nähe und Distanz angemessen umzugehen... bis dahin... nixweiss0

    Manchmal, wenn es mir besonders schlecht geht, versuche ich mir vorzustellen, eine bestimmte Person, die ich mag, wäre in meiner Nähe und würde mich trösten... für den Moment tut das gut.
    Mit meinem Partner kann ich zwar reden, jedoch geht es dann eher in Richtung Ablenkung, da er die abstrakten Aspekte meiner Krankheit - also die nicht-sichtbaren Dinge - nur schwer erfassen und somit auch nicht verstehen kann.

    Okay das war jetzt etwas weit ausgeholt und wohl eher borderline-typisch, aber es musste mal geschrieben werden.

    Darky

  • Tag 10 ohne Alkohol - endlich wieder zweistellig, und so langsam fasse ich wieder Mut.

    Heute Morgen stand ein Amtstermin an - zum Glück hatte ich noch kein Geld auf meinem Konto; normalerweise trinke ich mir vor solchen Terminen immer "Mut" an, weil ich dann, mit etwas Glück vorher dissoziiere und keine Gefühle wahrnehme. Das fällt mir leichter, ruhig zu bleiben.

    So hatte ich aber auch Glück. Ich habe eine neue Sachbearbeiterin, die sehr verständnisvoll ist...
    Sie versteht, dass ich wegen meiner Erkrankung momentan keine Rehamaßnahme wahrnehmen kann; zumindest keine berufliche, und meinte, dass ich alles richtig mache, wenn ich mich vorerst voll um meine Gesundheit kümmere. So viel Veständnis hätte ich auf dem Amt nicht erwartet. Und darüber freue ich mich sehr. :)

    Darky

  • Tag 11 und heute bin ich genervt. >:(

    Das Geld, welches sonst eigentlich am 10. kommt, ist immer noch nicht da, und die unglaubliche Lücke in unserem eh schon knappen finanziellen Leben, ist nur schwer auszuhalten und zu überbrücken.
    Noch ist der Kühlschrank voll, aber es nervt einfach.

    Wird das jemals vorbei sein?
    Werden wir jemals wieder auf einen grünen Zweig kommen?

    Klar könnte mir im Notfall, wäre der Kühlschrank nun auch noch leer, meine Familie aus der Patsche helfen, doch dazu ist die Lage noch nicht schlimm genug. Ich hasse es auch, abhängig von anderen zu sein.
    Andererseits ist es gerade Glück, dass kein Geld da ist, sind in solchen Momenten die Gedanken an den Alkohol doch wieder besonders präsent. Da hilft wohl nur durchhalten und hoffen, und an die positiven Aspekte der abstinenz denken.

    Imerhin habe ich seit meinem ersten Entzug knapp 6 abstinente Wochen geschafft. 6 Wochen, in denen das Denken ein anderes war - weniger selbstabwertend und vernichtend, und mehr positiv. Ich habe bei Problemen teilweise nicht einmal mehr an den Alkohol gedacht, sondern eher an die Lösungsmöglichkeiten, die es gibt.

    Dort möchte ich auch gerne wieder hin kommen.
    Aber für den Moment gilt wohl eher: Augen zu und durch!

    Übermorgen habe ich meinen Termin in der PIA. Ich bin gespannt, wie es mir danach geht.

    Liebe Grüße
    Darky

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