Diskussion um Suchtprävention

  • Anmerkung der Moderation: Ich habe die Diskussion, die sich im Nikotins News - Thread ergeben hat, in ein neues Thema ausgelagert. Grüße AmSee


    Wir haben früher kräftig geraucht. Ich besonders viel, und zwar immerzu, auch im Auto. Unser Hund, der immer mitgefahren ist, bekam als er älter wurde ein Lungenemphysem. Er ist fast erstickt an seinem Husten und der Tierarzt fragte als Erstes: "Rauchen Sie?". Kinder waren auch meistens dabei, man kannte den Begriff "Sekundärrauchen"noch nicht.

    Was mir gerade auch durch den Kopf geht: Ich halte die Freigabe von Cannabis für einen riesengroßen Fehler! Die Ziele, den illegalen Markt einzudämmen, Qualität zu gewährleisten, Jugendschutz, Prävention? Klingt ja alles gut, aber funktioniert es? Ich halte das für pure Augenwischerei und von Leuten erarbeitet und beschlossen, die entweder wenig Sachkenntnis haben (Einstiegsdroge) oder sehr naiv sind. Realitätsfremd.

    Und wer bitte soll den Anbau und die Mengen kontrollieren?

    Man raucht das Zeug doch, oder? Die Reihenfolge erst Tabak, dann Cannabis ist unwichtig, finde ich.

    In den Niederlanden z.B., wo man Cannabis schon lange problemlos kaufen kann, ist das Drogenproblem in keinster Weise kleiner geworden. Es hat also durchaus noch viel weitreichendere Folgen als das Rauchen an sich. Die Schäden, besonders bei Jugendlichen sind immens. Was wird den jungen Gehirnen denn noch alles zugemutet. Und wenn es heißt "erlaubt", dann wird es wohl nicht so gefährlich sein....? Das ist wie mit manchen Naturheilmitteln oder mit rezeptfreien Medikamenten.

  • Die Schäden, besonders bei Jugendlichen sind immens. Was wird den jungen Gehirnen denn noch alles zugemutet.

    Warum mutet man den Gehirnen, vorallem den jungen nicht ein Bisschen mehr Bildung zu?

    Ich war früher oft in Schulen ... "Aufklärungungsunterricht" in Sachen Drogen, Alkohol und Co. - wie erschreckend war das Nichtwissen und ist es bis heute. Spricht man mit vielen Erwachsenen ist es nicht anders.

    Erwachsene... an denen sich Kinder orientieren, ... zu Hause fängt es oft an, ein Elternteil trinkt und/oder raucht = alles o.k., alles Eigenverantwortung, alles nicht so schlimm.

    Ob Cannabis legalisiert wird oder nicht, ist irrelevant. Im letzten Jahr stieg der Kokainkonsum enorm an, ebenso der synthetischer Drogen. Das Zeug wird immer preiswerter, macht immer süchtiger, wird immer unreiner/unberechenbarer.

    Wer da glaubt Verbote würden helfen ist doch auf dem Holzweg!

    Ich hörte doch erst mit der Trinkerei auf, als ich begriff ...

    Kinder, junge Menschen, auch alte, brauchen Wissen, Bewusstsein, Vorbilder, Aha-Effekte - keine Verbote, Massregelungen.

  • Hallo Paul

    Da bin ich ganz bei Dir. Vielleicht habe ich mich schlecht ausgedrückt. Besonders Dein letzter Satz ist für mich eine Selbstverständlichkeit. Wobei Verbote nicht grundsätzlich falsch sind, es kommt halt drauf an, welche. Den Heranwachsenden einfach nur Verbote hinknallen, ist natürlich Unsinn. Aber generell alles mögliche legalisieren, weil Verbote ja eh umgangen werden? Besonders dann, wenn die Substanz erwiesenermaßen schädlich ist? Es ist schon klar, man kann für alles Mittel und Wege finden, wenn man es haben will.

    Und ein bisschen was ist ja schon passiert von Gesetzes wegen: Die Kasse im Supermarkt piept, wenn Alkohol über den Scanner gezogen wird. Ich habe ein paarmal mitgekriegt, dass junge Leute den Perso vorzeigen mussten deswegen. Die Zigarettenautomaten funktionieren nicht mehr mit Bargeld und in den Geschäften sind die Glimmstengel hinter so einem Rollladen. Rauchverbot in Lokalen, Bahnhöfen, Flughäfen, Zügen. Früher habe ich beim Buchen von Flügen immer dazu sagen müssen, dass ich Nichtraucherplätze will. Da hatte ich aber schon aufgehört. Vorher wäre ich empört gewesen, irgendwo nicht rauchen zu dürfen! In Filmen waberten früher die Rauchschwaden herum, heute darf keine Zigarettenwerbung mehr sein. Leider wird in Filmen viel zu viel getrunken. Ständig haben die Schauspieler da Weingläser in der Hand, wenn sie sich unterhalten.

    Zigaretten sind sehr teuer geworden, manchmal geht sowas auch über den Preis.

    Ich weiß, das ist alles viel zu wenig. Aber ich weiß auch, dass wir selbst uns als Jugendliche komplett über unsere strenge Erziehung hinweggesetzt haben. Wir galten dann als "Gammler" "Hippies" " Langhaarige" und waren erst mit 21 volljährig. Für sogenannte gute Vorbilder hatten wir nur Hohn und Spott übrig. Großzügige Eltern anderer Jugendliche wurde verehrt und waren Vorbild.

    Alles, was passiert zur Zeit liegt natürlich in der Verantwortung der Erwachsenen, insbesondere der Eltern. Und es gibt einfach zu viele, die es sich leicht machen oder denen es egal ist, wenn sie ein schlechtes Vorbild sind. Wenn die vor nichts Respekt haben und nur ihr eigenes Wohl im Auge, was soll da rauskommen? Aber es gibt noch ganz viele andere Gründe, warum so manches schiefläuft.

    Wer in der Schule arbeitet, weiß, wie manipulierbar Jugendliche sind. Die seelische und geistige Entwicklung läuft nun mal so ab und wird auch durch die Beschleunigung heutzutage nicht schneller. Da bringt auch das größere Wissen heute nicht mehr Reife ins Hirn.

    Aufklärung und Warnung sind extrem wichtig, aber Jugendliche glauben leider oft ihren Altersgenossen mehr als den Erwachsenen. Sie suchen sich ihre Vorbilder selbst aus.

    Du schreibst, Du hast Drogenprävention in Schulen gemacht, das finde ich prima. Denn im normalen Lehrplan ist eigentlich viel zu wenig Platz für das, was heute nötig wäre: Drogenprävention, Medienkompetenz, Sozialkompetenz, Teamfähigkeit, Demokratieverständnis, Umweltbewusstsein, Sprachkompetenz, erste Hilfe und noch viel mehr. Und natürlich die Hauptfächer Deutsch, Mathe, Sprachen, Sachunterricht, Chemie, Physik, aber auch den musischen Bereich, und ganz viel Sport! Oh ja, und jedes Kind dort abholen, wo es steht. Und außerschulische Lernorte nicht vergessen, und Projekte. Das ist die Quadratur des Kreises, so viele Wochenstunden gibt es nicht!

    Jetzt hab ich es total überzogen, das hat ja mit dem eigentlichen Thema nichts zu tun. War nur als Kommentar zum Kommentar gedacht. Ab und zu muss ich auch mal klugsch...!

    Herzlichen Gruß

    CeBe


    Du schreibst ja selbst, dass Du erst mit dem Trinken aufgehört hast, als Du begriffen hast..... Es ist wohl so: Wer sehr früh mit dem Alkohol anfängt, wird eher abhängig werden. Das Gehirn ist erst mit 21 Jahren ausgereift, und viele trinken schon mit 14.

  • Warum mutet man den Gehirnen, vorallem den jungen nicht ein Bisschen mehr Bildung zu?

    Damit steht und fällt doch jede Prävention!

    Nebenbeibemerkungen in den Nachrichten oder einem Gesundheitsminister, dem kaum zugehört wird, können doch nichts ändern, wenn nichts bei der breiten Masse (Volk) ankommt.

    Die Suchtprävention in der Schule ist ein Lacher und kommt im Lehrplan praktisch nicht vor. In den Nachrichten wird über begleitendes Trinken diskutiert ... auf gut deutsch: führen wir unsere Kinder schon mit 14 an den Alkohol heran oder überlassen wir ihnen die Entscheidung selbst, sich erst mit 16 entscheiden zu dürfen, sich die Rübe wegzuballern?

    Liebe Erwachsene, liebe Volksvertreter und die die sie wählen ... das kann doch nicht sein?

  • Die Suchtprävention in der Schule ist ein Lacher und kommt im Lehrplan praktisch nicht vor.

    Ich weiß ja nicht, woher deine Kenntnisse darüber rühren, aber in den verschiedenen Schulen, die mir bekannt sind, wird tatsächlich ernsthaft Suchtprävention betrieben und kommt durchaus in den Lehrplänen vor.

    Das hat Jugendliche, die mir persönlich recht gut bekannt sind, trotzdem nicht daran gehindert, sich mit Alkohol, Zigaretten, Drogen abzugeben, als und weil das in ihren sogenannten Peergroups „IN“ wurde. Und selbst Eltern, die ihre Kinder zu schützen gedachten, konnten das nicht verhindern.

    Man mutet den jungen Gehirnen übrigens durchaus mehr Bildung zu, nicht gerade wenig sogar.

    Solange Alkohol in unserer Gesellschaft weiterhin wie selbstverständlich zum Leben dazugehört und der Konsum vorgelebt wird, wird es Menschen geben, die irgendwann ein Problem mit Alkohol entwickeln. Vorher ist jeder trotz Aufklärung davon überzeugt, dass es IHN/SIE nicht treffen wird.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • wird tatsächlich ernsthaft Suchtprävention betrieben und kommt durchaus in den Lehrplänen vor.

    Diese Argumentation ist mir wohlbekannt, von Lehrern und (!) Eltern ... die Gesellschaft, WENN, ABER, HÄTTE, WÜRDE, KÖNNTE ... .

    Selbst Lesen wird in vielen Schulen gelehrt, dennoch nimmt die Zahl der Leseschwächelnden stetig zu.

    An wem liegt es? An den Kindern? Warum verändert sich nichts, wenn denn so viel getan wird?

  • Diese Argumentation ist mir wohlbekannt, von Lehrern und (!) Eltern ... die Gesellschaft, WENN, ABER, HÄTTE, WÜRDE, KÖNNTE ... .

    Dann frag ich dich doch erst mal zurück: Wie tief bist du bereits in diese Materie eingedrungen?
    Was du schreibst, klingt für mich im Moment wie die üblichen Stammtischparolen, die immer mal wieder auftauchen.

    Wer könnte denn am ehesten Aussagen darüber treffen, was in Schulen so abgeht, als die Menschen, die davon unmittelbar betroffen sind? Und das sind doch nun einmal Lehrer und Eltern und Menschen, die mehr oder minder unmittelbar damit zu tun haben.


    Im Bildungssystem, so jedenfalls, wie ich es kennengelernt habe, liegt tatsächlich einiges im Argen. Bekannt ist das schon lange, aber meiner Kenntnis nach ändert sich da u.a. aus politischen Gründen herzlich wenig. Es hat wohl auch damit zu tun, dass Politiker inzwischen nur noch von Legislaturperiode zu Legislaturperiode denken scheinen.

    Die Probleme sind vielfältig. Klassen sind zu groß, d.h. es sind zu viele Kinder in einer Klasse und so bekommen nicht wenige Kinder tatsächlich nicht die Unterstützung, die sie eigentlich bräuchten. Zugleich fehlt diesen Kindern nicht gerade selten auch die Unterstützung durch ihre Erziehungsberechtigten. Da ist ein ganz großer Unterschied zu beobachten zwischen Kindern aus bildungsnahen Schichten der Gesellschaft und bildungsfernen.

    Besonders Grundschulen, aber Schulen im Allgemeinen sind, das ist allgemein bekannt und geht immer mal wieder durch die Medien, unterversorgt mit Lehrpersonal. So kommt es auch immer wieder zu ersatzlosem Unterrichtsausfall.

    Zugleich wird immer mehr verlangt, was Schule noch so alles leisten soll, ohne dass dafür überhaupt noch irgendwelche Kapazitäten frei wären. Inzwischen hat die Wirtschaft ihre Interessen angemeldet und als Unterrichtsfach Einzug in die Schulen erhalten. Da die Stundenzahlen aber nicht erhöht werden können, müssen die Stunden anderer Fächer gekürzt werden.


    In den letzten Jahrzehnten habe ich durch Freunde mit Kindern sowie unmittelbar durch meine Nichten und Neffen kennengelernt, was man sich für das Erlernen von Sprache in den Grundschulen Neues ausgedacht hat. - Hab mitunter echt mit dem Kopf schütteln müssen und bei mir so gedacht, dass das so nicht funktionieren kann und funktionieren wird.
    Von meinen Nachbarn, die an Grundschulen tätig sind, erfahre ich, dass sie schon seit geraumer Zeit mit Kindern zu tun haben, die über nicht oder nicht ausreichende Deutschkenntnisse verfügen. - Zum Vergleich: In anderen Ländern Europas sind entsprechende Sprachkenntnisse Voraussetzung für den Schulbesuch.


    Von Freunden weiß ich, wie von den Behörden getrickst wird, um die tatsächlichen Zahlen der Unterrichtsversorgung schön zu rechnen.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe AmSee13,

    Stammtischparolen ... schön wär's, würde sich jemand am Stammtisch für Bildung interessieren. Die Lehrer stöhnen, viele werfen das Handtuch, demnächst wird es noch dramatischer mit dem Lehrermangel, wenn die Babyboomer in Rente gehen.

    Wir haben ein Bildungsministerium, alle Zahlen sind bekannt, die Prognosen ebenso und das schon seit Jahrzehnten. Ändern tat sich bisher nichts bzw. sehr wenig.

    Warum ist das so? Warum vernachlässigt eine Regierung (Nation) seinen Nachwuchs? Weil sich unmittelbar kein Profit erzielen lässt? Weil ein Bildungsminister und seine Untergebenen nur ihren Job machen?

    Egal! Es wird gestritten, gejammert, beschuldigt, nebenbei verfallen die Schulen immer mehr, die Lehrer werden unzufriedener, das Bildungsniveau sinkt, mehr Schüler kommen hinzu, die nicht einmal die deutsche Sprache beherrschen, die Lehrer werden weniger.

    Zurück zur Suchtprävention, wenn ich meinen/einen Nachwuchs nicht vermittel kann, dass bestimmte Handlungen schädlich, sogar gefährlich sein können, habe ich versagt!

  • Zitat

    Zurück zur Suchtprävention, wenn ich meinen/einen Nachwuchs nicht vermittel kann, dass bestimmte Handlungen schädlich, sogar gefährlich sein können, habe ich versagt!

    Ich kann sicher sagen, dass ich weder mangelnde Aufklärung in der Schule hatte, noch, dass ich durch meine Familie die Folgen der Sucht nicht ausreichend aufgezeigt bekommen habe. Wenn es so simpel wäre hätte die Welt weniger Süchtige.

    Beste Grüße Helga (sowohl mein eigener Name, als auch alle Namen in meinen Beiträgen sind frei erfunden, um real existierende Personen zu schützen)

  • ... die Folgen der Sucht nicht ausreichend aufgezeigt bekommen habe. Wenn es so simpel wäre hätte die Welt weniger Süchtige.

    Vielleicht war es ja für deine Familie ausreichend. ...

    Bei mir genügte es nicht. Klar, Alkohol und Nikotin waren nicht gesund, auch war meine Familie nicht bildungsfern, aber ausreichend waren die ganzen Verbote, kleinen Hinweise nicht gerade.

    Niemand half mir ein Bewusstsein für solche Sachen aufzubauen, mir, in der prägendsten Phase meines Lebens. Überall wurde geraucht und getrunken, nicht übermäßig gesoffen, doch Alkohol war allgegenwärtig, typisch für die 60er und 70er Jahre. Selbst heute ist es nicht viel anders. Höhepunkte waren Familienfeiern oder allgemein Feiern, als ich dann 12 ...13 war, alle waren fröhlich, friedlich, ausgelassen - was sollte also sooo schädlich daran sein, wenn alle es mochten und es taten?

    Nur nicht zu viel, wurde immer gesagt. Doch was ist zu viel?

    ... ein Bier kann doch nicht schaden, ein Schnaps ist schon o.k., auf einem Bein kann man nicht stehen ... wer kennt diese Sprüche nicht?

    Ist das ausreichend? Ist das förderlich zur Bildung eines Bewussteins, einer Meinung?

    Heute: bunte Bildchen auf Zigarettenpackungen, vielleicht schreckt das einige zarte Gemüter anfangs ab, doch so richtig schocken/überzeugen tut das kaum jemanden. Prävention in der Schule ... ja, wird auch gemacht, ist es jedoch ausreichend?

    Irgendwann, vielleicht mit 14 Jahren, bemerkte ich die angenehm betäubende Wirkung von Alkohol, das was anfangs nicht gerade sehr lecker schmeckte, schmeckte irgendwann, zumindest nach dem zweiten oder drittem Glas.

    ... wenn alles so einfach wäre, hätten wir nicht so viele Süchtige ...:/

  • Vielleicht liest Du meinen Satz einfach nochmal. Ich denke Du hast mich nicht verstanden.

    Beste Grüße Helga (sowohl mein eigener Name, als auch alle Namen in meinen Beiträgen sind frei erfunden, um real existierende Personen zu schützen)

  • Ist das ausreichend? Ist das förderlich zur Bildung eines Bewussteins, einer Meinung?

    Was ist ausreichend?

    Nur darum ging's mir. Wäre alles so ausreichend, also würde die praktizierte Prävention genügen, gäbe es mit Sicherheit viel weniger Süchtige, vielleicht auch weniger Mord und Todschlag, Kriege, Ungerechtigkeit u.s.w..

    Und da gibt es doch erhebliche Defizite in der Bildung allgemein, im Elternhaus, der Schule, überhaupt in der Gesellschaft.

    Erst wenn ich die Gefahren wirklich (!) kenne, reagiere ich doch oder es tut so weh, das mir gar nichts anderes übrig bleibt.

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