• Freunde, ich möchte ein neues Thema eröffnen.

    Vielleicht spricht es euch an, oder aber ihr teilt mir eure Einstellung mit.

    Es geht im ein kleines Gedicht. Geschrieben von Ringelnatz.

    Von weit her Hundebellen

    Klingt durch die nächtliche Ruh.

    Es spülen die schwarzen Wellen

    Mein Boot dem Ufer zu.


    Die blauen Berge der Ferne

    Winken am Himmelssaum.

    Auf in den Lichtbann der Sterne

    Trägt mich ein Traum.


    Stumm ziehen wilde Schwäne

    Über das Wasser hin.

    Mir kommt eine müde Träne.

    Ich weiß nicht, warum ich so bin.


    Was mich eigentlich interessiert ist, kam die Melancholie vor dem Saufen, oder hat der Suff die Melancholie mit gebracht.

    Bin gespannt

    LG Mops

  • Hallo Mops,

    Was mich eigentlich interessiert ist, kam die Melancholie vor dem Saufen, oder hat der Suff die Melancholie mit gebracht.

    also bei mir war die Melancholie schon vor dem Suff da, aber der Suff hat sie dann noch weiter verstärkt.

    Letzteres lässt sich mit den Erkenntnissen der Neurobiologie auch ziemlich gut erklären.

    Dass die Melancholie mich mein ganzes bisheriges Leben begleitet hat, dürfte bei mir mit dem zu tun haben, was ich in Kindheit und Jugend erlebt habe. So etwas hinterlässt nun einmal tiefe Spuren und prägt.

    Das Gedicht spricht mich an. Es beeindruckt mich immer wieder, wenn Menschen mit ein paar Worten eine Szenerie oder eine Stimmung so bildhaft einfangen können. Und Ringelnatz schafft das in diesem Gedicht.

    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo AmSee,

    ich bin mir da sehr unsicher und hab mich diesbezüglich auch etwas kundig gemacht. Eine Aussage die mich ansprach war die Aussage von Siegmund Freud:

    Bei Freud fällt in der Melancholie der Schatten des Objekts auf das Ich. Das Objekt, das der Melancholische angreift, ist daher nicht der „böse“ Teil des anderen, den er in sich selbst aufnimmt: Es ist ein Schatten, der das Ich verdunkelt. Der Melancholische verfolgt nicht das Objekt, sondern seinen Schatten.

    Das war erst Mal grob gegoogelt,

    Weitere Aussage von Freud ist das Melancholie eine Depression ist. Zitat:

    In seinem Aufsatz Trauer und Melancholie von 1917 grenzt Sigmund Freud die Melancholie von der Trauer ab: Sie sei dadurch gekennzeichnet, dass die Herabsetzung des Selbstgefühls nicht durch die positive Trauerarbeit behoben wird: „Die Melancholie ist seelisch ausgezeichnet durch eine tiefe schmerzliche Verstimmung, eine Aufhebung des Interesses für die Außenwelt, durch den Verlust der Liebesfähigkeit, durch die Hemmung jeder Leistung und die Herabsetzung des Selbstgefühls, die sich in Selbstvorwürfen und Selbstbeschimpfungen äußert und bis zur wahnhaften Erwartung der Strafe steigert.“ Diese selbstzerstörerischen Aspekte sieht Freud als Ursache für die Suizidgefährdung der Melancholiker.[26] Im Lexikon der Psychologie[27] wird vom melancholischen Typus als von einem „mittelalterlichen Begriff“ gesprochen, nämlich von seiner Verbindung mit der überholten Lehre von den Körpersäften. In der heutigen Psychologie findet man den Begriff eher selten. Laut Meyers Kleines Lexikon Psychologie (Mannheim, Wien, Zürich 1986) wird Melancholie zuweilen gleichbedeutend mit endogener Depression verwendet.

  • Hallo Mops,

    ich würde mich, wenn ich mich mit dieser Thematik beschäftige, nicht mehr auf Freud beziehen. Er hat zwar einiges entdeckt, aber manche seiner Entdeckungen und Theorien gelten heute als überholt und empirisch nicht nachweisbar.

    Auch der Begriff „endogene Depression“, von dem ich selbst in den 90ern im Zusammenhang mit meiner Mutter zum ersten Mal gehört habe, ist mittlerweile überholt.

    Wenn du unsicher bist, ob die Melancholie oder vielmehr eine Depression schon vorher da war oder erst durch den Suff entstanden ist: Hattest du solche Stimmungen schon früher, d.h. vor und nach dem Verschwinden deines Vaters?

    Von mir selbst weiß ich, dass ich das schon vor dem Tod meines Vaters hatte. Alkohol habe ich erst Monate nach seinem Tod zum ersten Mal getrunken.

    Darf ich dich fragen, warum dich das im Moment so interessiert? Hoffst du, dass die Melancholie bei dir „nur“ etwas mit dem Alkoholmissbrauch zu tun hat und im Zuge der Abkehr vom Alkohol zunehmend von selbst verschwindet?
    Macht es dir möglicherweise Angst, dass das nicht so sein könnte?

    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo mops,

    wenn ich so zurückdenke, war die Melancholie schon immer ein fester Bestandteil meiner selbst, schon als Kind. Ich versuchte mir verschiedene Dinge/Gefühle zu erklären, das gelang nicht und machte mich noch nachdenklicher und drückte auf's Gemüt.

    Ringelnatz, Rilke, auch Hermann van Veen und viele andere, konnten das sehr gut ausdrücken, was auch ich empfand ... Gefühl, das faszinierte mich, bis heute. ... Schwermut trifft es vielleicht auch.

    Je nach Dosierung (Alkohol) konnte ich dieses Gefühl verstärken oder betäuben, bis der Alk. nicht mehr funktionierte (Gewöhnungseffekt).

    Wann beschlich mich die Melancholie? ...immer wenn ich unzufrieden war, ich mich verletzt oder vernachlässigt fühlte, mir die Ablenkung fehlte. War ich fröhlich, entspannt war dieses Gefühl nicht vorhanden.

    Bei dir wird es ähnlich sein. (?)

  • Macht es dir möglicherweise Angst, dass das nicht so sein könnte?

    Hallo AmSee,

    Ja genau das ist der Punkt.

    Du hast es echt drauf.

    Klar ich will das viele Geister aus meinem Kopf verschwinden. Es gab Jahre da könnte ich nicht weinen. Es ging einfach nicht. Heute Weine ich wie ein Schloss Mops :) wenn ich ein Liebesfilm oder ähnliches im Fernsehen sehe. Ich Weine schon bei lassie. Also das totale Gegenteil von früher.

    Für mich lässt das nur einen rückschluss zu, und zwar das ich ganz lange Zeit meine eigen Gefühle unterdrückt habe. Und jetzt steht da so'n Mops vor mir, den ich kaum kenne. Ein Typ der Gefühle zu lässt, schwäche zeigt, verletzbar ist, alles was mir vorher Angst gemacht hat.

    Ich denke ich habe in der Vergangenheit viel Abneigung erfahren und irgendwann einfach auf Durchzug gestellt

    Jetzt in meiner Trockenheit werfen sich viele Fragen auf.

    Ja. Fällt mir nicht gerade leicht über mein verkorkstes Seelenleben zu schreiben, zu Mal ich ein sehr introvertierter typ bin.

    LG Mops

  • Es ist schon irgendwie komisch, aber je länger ich jetzt nicht trinke kommt in mir ein ganz anderer Mensch zum Vorschein.

    Ein Mann mit ganz vielen Gefühlen, ein verletzbar er Mensch.angreifbar und sehr verletzlich. Ich denke mit dem Alk hab ich mich in ein Schneckenhaus verpisst. Ich hatte immer das Verständnis für alle und jeden. Aber meine Gefühle hab ich nicht geteilt.

    Und nun?

    Steh da, quasi nack. Ohne Droge ohne halt.

    Lerne gerade wieder laufen.

  • Hallo Mops,
    ich denke, dass du das als ein wirklich gutes Zeichen deuten darfst, wenn du jetzt weinen kannst, Gefühle zulassen kannst, Schwäche zeigen kannst.

    Das mag sein, dass da jetzt so‘n Mops vor dir stehen hast, den du kaum kennst, aber ist dieser Mops nicht ˋn echt liebenswerter, total menschlicher Typ?

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Was ich dir zu deiner Erleichterung sagen kann:

    In den ersten Wochen und Monaten kann das durchaus sein, dass du emotional sehr viel anfälliger bist, als du das eigentlich von dir kennst. Das ist völlig normal.

    Ich hab das bei mir selbst so beobachtet, aber auch bei vielen anderen, die ich hier im Laufe der Zeit so kennengelernt habe.

    Steh da, quasi nack. Ohne Droge ohne halt.

    Vielleicht würde es dir helfen, dich darüber auszutauschen. So findest vielleicht den Halt, den du brauchst.


    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo mops

    Ich denke ich habe in der Vergangenheit viel Abneigung erfahren und irgendwann einfach auf Durchzug gestellt

    Hier im Forum hat mal ein User eine kleine Geschichte eingestellt von einer Mutter die all ihre (Gefühls)kinder gleich liebt. Dann ist die Harmonie gegeben um ganzheitlich durch`s Leben zu gehen. Leider wurden viele von uns zum Nichthinschauen gezwungen und somit war der natürliche Flow unserer Energien fortan blockiert. Ich erinnere mich noch sehr gut wie ich mich schon sehr früh mehr und mehr von meinen echten Gefühlen abkapselte und mir praktisch eine Ersatzwelt schuf unterstützt vom Alkohol. So ein Tag so wunderschön wie heute ... . Dies hatte zur Folge das ich seelisch verkrüppelte und vieles was da in mir anklopfte nicht mehr wahrnahm oder sehr verzerrt interpretierte.
    Mit der Abstinenz ging es dann auf den langen Weg zurück. Eine Reise ohne Ende anscheinend jedoch mit immer echterer Tiefe. Das Leben hat soviele Facetten und diese wirklich zu erleben braucht es auch die Bereitschaft dorthin zu schauen wo es weh tut. Das Leben ist kein Ponyhof heisst es ja klassisch.
    Als mein Hund in die "Ewigen Jagdgründe" ging stürzte für mich eine Welt zusammen. Das Tier war der loyale Begleiter meiner abstinenten ersten Jahre gewesen. Und jetzt war da nur noch ein Nichts. Doch ich lernte in dieser finsteren Zeit was Abschied und Trauer ist. Gefühle die man nicht mehr so ohne weiteres beiseite schieben und verdrängen sollte. Hier hat mich mein Hund anscheinend noch nach seinem Ableben unterstützt. Für diese Erfahrung bin ich sehr dankbar.


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