Hallo in die Runde - Vorstellung

  • Dass mit der Freude macht mir in der Abstinenz am Meisten zu schaffen. Mein Suchtgedächtnis weiß noch, dass ich mir die Freude, das Hoch, die Leichtigkeit schnell durch den Alkohol in mein Leben holen könnte.

    Ich ahne, womit du da (noch) zu tun hast.
    Das klingt so, als wenn du im Grunde noch mit diesem „Verlustgedanken“ zu tun hast, noch zu nah an dir dran ist, was du dir bzw. was dein Suchtgedächtnis dir vom Alkohol versprochen hast.

    Ich selbst erlebe schon seit einer Weile bessere, nachhaltigere Hochs, erlebe Freude und Leichtigkeit in meinem Leben in dem Ausmaß niemals zuvor.

    Das ist natürlich nicht von selbst gekommen. Da steckt viel Arbeit dahinter. Diese Belohnung dafür hatte ich so nie erwartet, aber ich fühle eine tiefe Dankbarkeit, dass es jetzt so ist. Und diese Dankbarkeit wiederum trägt auch noch.


    Oh, Bandscheibenvorfall. Das kenne ich leider auch, ich hatte ich vor Jahren zwei davon. Hab mich damals aber zum Glück wieder erholen können. Die Schmerzen haben mich damals total mürbe gemacht.

    Ich kann mir nicht annährend vorstellen, was eine MS-Erkrankung bedeuten muss.

    Musst du auch nicht. Vergleiche dich da bitte nicht mit mir. „Vergleiche sind der Anfang allen Übels.“ pflegt ein guter Freund von mir immer mal wieder zu sagen und er hat damit absolut nicht Unrecht.

    Ich kann inzwischen schon wieder ein paar Kilometer gehen und fühle Dankbarkeit, dass mein Körper mir das ermöglicht. Er tut, was er kann, und manchmal überrascht er mich im Positiven.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich schließe aber erstmal für heute. Bin hundemüde. 🥱😴

    Wir lesen uns.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • AmSee13 Nein, der Verlustgedanke trifft es nicht. Auch da greift die Kontrolle umgehend ein bzw. ich empfinde auch keinen Verlust. Der Alkohol fehlt mir nicht. Es ist die Erkenntnis, dass das Loslassen lernen bei mir ein langer Prozess werden wird. Also, die Kontrolle mal nicht durchgehend laufen zu haben, sondern sie auf natürlichem Wege abzuschalten zu können. Wie gesagt, im Kleinen gelingt mir das bereits sehr gut. Aber das sehe ich als sehr guten Fortschritt, denn sowas langfristig umzusetzen und wirklich tief zu verinnerlichen, braucht Zeit.

  • AmSee13 Mir ist ein Beispiel eingefallen, was das mit der Kontrolle abgeben gut verdeutlicht. Zum meinem 1-jährigen Trockendasein hab ich mir ein paar Freunde als Supporter geschnappt und bin nüchtern Karaoke singen gegangen. Ich bin keine sonderlich gute Sängerin, aber ich singe gern. 😁 Ich war super aufgeregt, hatte den Tag über was den Text geübt, um mir nicht völlig die Blöße zu geben und bin dann halt abends hoch auf die Bühne und hab vor ner Crowd von 40 Leuten oder so mein Liedchen geträllert. Hat alles gut funktioniert, ich hab das ganz gut hinbekommen. Als ich runter von der Bühne bin, erstmal ein ‚Yeeees, I did. it!‘ Und Zack, hab ich gemerkt, dass dieser Auftritt mein Suchtgedächtnis angetitscht hat. Ich habe mich exponiert, die innere Kontrolle trat in den Hintergrund, ich war durchströmt von Adrenalin und es war ein mega geiles Gefühl. Ein natürliches High. Direkt danach fing das aber an, dass ich merkte: Ich will mehr davon. Mehr von dem High. Nächste Woche wieder Karaoke singen, Bungee Jumping, 10 Mal die schnellste Achterbahn hintereinander fahren. So in die Richtung ging das in meinem Kopf. Ich hatte keinen Drang Alkohol zu trinken, Null, aber natürlich wusste ich, dass ich mir ein Hoch auch leicht durch den Griff zum Alkohol hätte holen können. Wie gesagt, ich hab das gemerkt, was mein Gehirn da für nen Film fährt, aber der Film war halt da. Das meinte ich mit Leichtigkeit, Unbeschwertheit einerseits und Kontrolle abgeben andererseits. Es ist für mich ein Balanceakt.

  • Bighara denke gerade über das Thema nach und wie das bei mir war/ ist. Hab einige Gedanken dazu, muss mich aber erst noch sortieren, um das in einem Text formulieren zu können.

    Hast du schon mal von dem Modell des sogenannten Inneren Teams gehört? Dich schon mal mit dem sogenannten Inneren Kritiker beschäftigt?

    Das ist nämlich etwas, was mich weitergebracht hat.

    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • AmSee13 Klar. Inneres Team war eine Therapiemaßnahme im Entzug, Innerer Kritiker Thema in der ReHa.
    Ich denke, dass so Situationen wie oben beschrieben einfach zur Nüchternheit dazugehören. Die lange Zeit des Alkoholkonsums ist ja nicht von heute auf morgen aus meinem Kopf gewischt. 🤷‍♀️ Im Nachhinein dachte ich mir, dass ich mir eigentlich hätte denken können, dass diese krasse Exponation mit dem Nüchtern Karaoke singen etwas mit mir macht (mit Alkohol früher verknüpft, raus aus Komfortzone, Runterfahren Kontrolle etc.), aber wenn ich meine Welt wieder vergrößern möchte, muss ich solche Situationen irgendwie halt schon auch in Kauf nehmen. Ein wenig Risiko läuft halt immer mit. 🤷‍♀️ Aber: Hab‘s ja hinbekommen und beim nächsten Mal Karaoke, weiß ich ja, was da auf mich zukommen könnte. 😂 Learning by doing.

  • Bighara , inzwischen hab ich mir die ersten beiden Folgen deines Podcasts angehört und deinen Hintergrund, den ich ja bislang nicht kannte, näher kennengelernt.

    Feedback dazu geben möchte ich dir dazu nicht, dazu müsste ich ins Detail gehen, was mir aber sehr schwer fällt. Außerdem vermischt sich da für mich gefühlt etwas. Das eine ist der Podcast, mit seinen jeweiligen Inhalten und vielleicht auch Intentionen, das andere bist du hier, mit der ich direkt auf ein Teilen deinerseits mit meinen eigenen Erfahrungen antworten kann.

    Was ich recht gut kann, ist direkten Bezug auf Aussagen in einem Text nehmen. Das andere ist für mich komplizierter und kostet mich viel Zeit und Energie.

    Kurz und gut, ich hab dich und deinen persönlichen Hintergrund durch das Anhören etwas näher kennengelernt und dabei sind natürlich eigene Erfahrungen und Gedanken hochgekommen.

    Innerer Kritiker, wer ist das eigentlich, wozu ist der überhaupt da, ist für mich ein großes und wichtiges Thema gewesen.

    Heute weiß ich, woraus sich der speist bzw. aus welchen Aussagen und Wertvorstellungen er sich entwickelt hat.
    In meinem sogenannten Inneren Team hat er zusammen mit dem sogenannten Inneren Antreiber den Großteil meines Lebens die Führung übernommen, mich zu Höchstleistungen angetrieben, nach einem bestimmten Bild geformt.
    Und die beiden waren gnadenlos.
    In gewisser Weise waren sie aber auch mein Schutz, denn im Grunde war mein Leben von einer ständigen Grund-Unsicherheit geprägt.
    Das sogenannte Urvertrauen habe ich von zuhause leider nicht mitbekommen, weil ich eben in einer dysfunktionalen Familie aufgewachsen bin.

    Andere Innere Anteile sind da deutlich zu kurz gekommen, zum Verstummen gebracht worden, völlig hinten runter gefallen.

    Doch die sind ja auch da. Hab zwar mal gelesen, dass Innere Anteile auch von anderen Inneren Anteilen getötet werden können, aber so schlimm scheint es bei mir nicht gekommen zu sein.

    Ich hab mich gefragt, wer von diesen Anteilen bei dir erst unter Alkoholeinfluss eine Chance rauszukommen gehabt haben mag. Musst du mir hier übrigens nicht beantworten, wenn du das nicht möchtest oder gar nicht in deine Richtung geht.

    Neben diesem Modell der sogenannten Inneren Teams habe ich in den letzten zwei Jahren in der Psychotherapie (tiefenpsychologisch fundiert/ Traumatherapie/ EMDR/ Ego-State-Therapie) noch das Modell der sogenannten Ego-States kennengelernt. Das komplettiert für mich das Bild meines traumatisierten Ichs.

    Ich habe gelernt, dass mein sogenanntes erwachsenes Ich nicht mit meinem sogenannten Inneren Kritiker gleichzusetzen ist. Im Grunde ist es noch was ganz anderes, aber ein Teil von mir, der in gewisser Weise völlig überfordert und auch verkümmert war.

    Erst, als es mir mit Hilfe der Therapie, Übungen in Achtsamkeit und Selbstfürsorge, Erfahrungen der Selbstwirksamkeit gelang, diesen Anteil, dieses Erwachsenene Ich aufzubauen und zu stärken, war er in der Lage, sich dem Inneren Kritiker zu stellen, ggf. in die Schranken zu weisen, aber auch seine eigentliche Aufgabe zu erkennen und zu kommunizieren.

    Heute ist dieser Anteil, mein erwachsenes Gegenwarts-Ich, in der Lage, sich um meine verletzten Inneren Kinder und Teenager zu kümmern.

    Und ja, da sind einige tiefe Verletzungen vorhanden. Die Angst und das Dissoziieren, von dem du in der zweiten Folge erzählt hast, hat mich an eigene entsprechende Erfahrungen erinnert. Bei mir zuhause war‘s zwar anders als bei dir, aber so unähnlich sind meine eigenen Erfahrungen den deinen nicht.


    Im Vordergrund steht bei mir bzw. meinen erwachsenen, fürsorglichen Gegenwarts-Ich inzwischen nicht mehr die Kontrolle. Das, was da ist, was ich bin, fühlt sich an, wie etwas, was ich von erwachsenen, fürsorglichen, selbstbewussten, gesunden Eltern erwarten würde.


    Ich schicke das jetzt erstmal ab. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen….

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Im Nachhinein dachte ich mir, dass ich mir eigentlich hätte denken können, dass diese krasse Exponation mit dem Nüchtern Karaoke singen etwas mit mir macht (mit Alkohol früher verknüpft, raus aus Komfortzone, Runterfahren Kontrolle etc.), aber wenn ich meine Welt wieder vergrößern möchte, muss ich solche Situationen irgendwie halt schon auch in Kauf nehmen.

    Eigentlich logisch, dass sie was mit dir macht, und zwar in vielerlei Hinsicht.
    Das eine ist gewiss die Verbindung zum Alkohol, die dich getriggert hat. Er war ja auch 23 Jahre lang dein Begleiter. Alle möglichen positiven, aber auch negativen Erfahrungen sind damit verknüpft und diese Verknüpfung kann nicht rückgängig gemacht, nicht gelöscht werden.

    Da könnte aber noch etwas anderes eine Rolle spielen. Raus durfte nämlich ein Innerer Anteil, der sonst nicht ohne Alkohol rauskommen durfte oder konnte. Dass der Purzelbäume schlägt, ist eigentlich nicht verwunderlich, meine ich.

    Dass der sich wiederum mit der Erinnerung an den Alkohol verknüpft, finde ich auch irgendwie nachvollziehbar. Der muss erst lernen, das Vertrauen haben, dass er auch so einfach raus darf. :)

    Ist doch auch megageil, so eine Erfahrung. Mag sich zwar wegen des Triggerns gefährlich anfühlen, aber im Grunde war’s doch etwas Gesundes. 🤔

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
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  • Feedback dazu geben möchte ich dir dazu nicht, dazu müsste ich ins Detail gehen, was mir aber sehr schwer fällt. Außerdem vermischt sich da für mich gefühlt etwas. Das eine ist der Podcast, mit seinen jeweiligen Inhalten und vielleicht auch Intentionen, das andere bist du hier, mit der ich direkt auf ein Teilen deinerseits mit meinen eigenen Erfahrungen antworten kann.

    🤔 Nicht, dass das missverstanden wird. Ich finde es beeindruckend, was du dir da vorgenommen hast, nur (über-)fordert es mich, dir dafür Feedback zu geben.

    Oberflächlich könnte ich das, aber oberflächlich war noch nie meine Sache, geht mir einfach gegen den Strich.

    Entscheidend ist meines Erachtens doch, was sich für DICH richtig anfühlt.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
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  • AmSee13 Nein, der Verlustgedanke trifft es nicht. Auch da greift die Kontrolle umgehend ein bzw. ich empfinde auch keinen Verlust. Der Alkohol fehlt mir nicht. Es ist die Erkenntnis, dass das Loslassen lernen bei mir ein langer Prozess werden wird. Also, die Kontrolle mal nicht durchgehend laufen zu haben, sondern sie auf natürlichem Wege abzuschalten zu können.

    Mein erster Gedanke, als ich das von dir las, war der Gedanke an den sogenannten Inneren Kritiker, der - zumindest bei mir - stets so eine Art Kontrollinstanz war.

    Wie vorhin schon geschrieben, bot der mir in gewisser Weise auch Schutz. Dahinter dürfte durchaus das Empfinden gesteckt haben, dass ich nicht fehl gehen kann, wenn ich mich an ihn halte. Fehler führten mich gefühlsmäßig in die Unsicherheit, ich hatte aber ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Sicherheit. Deshalb durfte ich mir möglichst keine Fehler erlauben.

    Doch seine Führung, seine dauernde Kontrolle, seine völlig überhöhten Ansprüche haben mir eben auch nicht gut getan. Er hat mir stets das Gefühl gegeben, nicht gut genug zu sein.


    Ein anderer Gedanke kam auf, als ich die zweite Folge deines Podcasts hörte. Was du deine Sucht hast aussprechen lassen, deutet für mich ziemlich deutlich auf Verlustgedanken hin. Deine Sucht war da ziemlich deutlich, als der Alkohol dich darauf hingewiesen hat, dass er immer für dich da war und dir mitgeteilt hat, dass er dich vermisst.

    Hab mich beim Zuhören ein bisschen gegruselt, weil bei mir die Assoziation eines psychisch gestörten Exfreundes hochkam, ja sogar so eines Typen wie in an Falcos Lied, „Jeanny“ von 1985. Im Unterschied dazu ist die Sucht, die du da sprechen lässt, kein Fremder, sondern ein Teil deines Selbst, eben deine Sucht.

    Nach allem, was ich weiß, ist es nicht verwunderlich, dass es etwas mit dir macht, wenn du deine Suchtgedanken ausformulierst und ihnen deine Stimme leihst. Hast du schon mal von dieser Lebensweisheit gehört oder gelesen: „Du bist dort, wo deine Gedanken sind. Sieh zu, daß deine Gedanken da sind, wo du sein möchtest.

    Ich selbst habe in meinem Leben immer wieder erfahren, wie viel Wahrheit in dieser Lebensweisheit steckt. In der Tat bin ich meistens gefühlsmäßig dort, wo ich mit meinen Gedanken bin. Bin ich mit meinen Gedanken bei etwas Traurigem, fühle ich mich traurig, bin ich in meinen Gedanken bei etwas, das mir Angst macht, fühle ich mich ängstlich, fürchte ich mich. Bin ich bei etwas Schönem, Angenehmen, fühle ich mich gut. Und so weiter.

    Insofern lässt sich erklären, warum es dir zusetzt, wenn du deine Suchtgedanken ausformulierst und ihnen deine Stimme leihst.

    Es ist die Erkenntnis, dass das Loslassen lernen bei mir ein langer Prozess werden wird. Also, die Kontrolle mal nicht durchgehend laufen zu haben, sondern sie auf natürlichem Wege abzuschalten zu können.

    So formuliert, würde mir persönlich das wenig Mut machen, sondern mich eher sogar behindern, weil’s mir in gewisser Weise auch Angst machen würde.
    Das suggeriert mir ja, dass ich eigentlich ständig auf der Hut sein muss und dass ich noch laaaaaaaaaaaaaaaaaange durchhalten muss, bis es mir wirklich gut gehen wird.


    Für mich (wieder-) entdeckt habe ich den Begriff „Selbstwirksamkeit“ und was alles so dahinter steckt. Immer, wenn ich eine schwierige Situation bewältige, und bei mir sind das zum Beispiel Panikattacken, die mich überkommen, diese aber selbst mit meinen „Werkzeugen“, meinen Skills bewältigen kann, erfahre ich Selbstwirksamkeit.

    Im Anschluss an eine solche Situation mache ich mir noch einmal bewusst, dass ich das gerade alleine, ohne fremde Hilfe hingekriegt habe und klopfe mir dabei gedanklich auf die Schulter. So stärke ich mich, ermutige mich und nehme mir vor zukünftigen vergleichbaren Situationen die Angst.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • AmSee13 Nur kurz, denn ich hab gleich noch Vorlesung in der Uni: Der Alkohol ist in mein Leben getreten, bevor alles andere da war (Kind, Beziehungen etc.) und die Suchtgedanken so auszuformulieren ist hart gewesen, ja. Ich habe dem Alkohol eine eigene Stimme gegeben und die Suchtgedanken geben die langjährige und innige Beziehung wieder, die ich zum Alkohol gepflegt habe. Nur meine innere Emotionskontrolle ist noch älter, weil sie mich schon von Kindesbeinen an begleitet und mich vor meinem Vater geschützt hat. Deswegen greift die Kontrolle auch so hart bei mir. Gelernt ist gelernt und das seit vielen Jahrzehnten. 🤷‍♀️ Sie wird nie weggehen, aber das ist auch ok, denn sie hilft mir ja auch. Ich muss nur lernen mehr zuzulassen und in dem Prozess bin ich drin (siehe nüchtern Karaoke singen). Meine Beziehung zum Alkohol sehe ich so: Ich habe mich von ihm getrennt. Die Trennung war hart. 23 Jahre halt. Aber ich hab gute Gründe für diese Trennung gehabt und ich stehe zu 150% zu den Trennungsgründen. Ich brauche den Alkohol als Partner nicht mehr, denn ich habe gelernt, dass ich auch ohne ihn gut parat komme und ohne ihn geht es mir besser. Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine toxische Beziehung. 😅🤷‍♀️ Wie das aber nunmal so ist, gehen die Gedanken bisweilen trotzdem zurück an den langjährigen Weggefährten…23 Jahre wischt man nunmal nicht einfach so weg. Ich für mich habe gelernt, dass es für meinen Seelenfrieden besser ist zu akzeptieren, dass diese Suchtgedanken da sind. Sie sind halt da, aber das war es auch schon. Wenn sie kommen, dann erkenne ich das an, sage kurz ‚Hallo‘ und gehe dann weiter, wie bei einem alten Bekannten auf der Straße, mit dem ich nichts mehr zu tun haben möchte. Ich darf diese Gedanken nicht wegschieben, weil verdrängen und wegschieben bei mir keine Gute Lösungsstrategie in der Vergangenheit gewesen sind. Und nur weil die Gedanken da sind, hat das keinerlei Aussagekraft über mich und die Abstinenz. Es sind Gedanken, nicht mehr und nicht weniger. Ich kann ihnen folgen oder halt nicht. Und ich folge ihnen nicht. Die Gedanken bestimmen nicht über mich. Ich entscheide, welchen Gedanken ich folge.

  • Hallo Bighara,

    nur kurz, weil ich den Eindruck habe, dass du unter Rechtfertigungsdruck stehst. - Kann mich aber auch täuschen.
    Das, was ich dir geschrieben habe, mag bei dir zwar den Eindruck erweckt haben, dich rechtfertigen zu müssen, aber lass dir von mir versichern, dass du dich nicht rechtfertigen musst.
    Nicht bei mir und auch bei sonst niemand.

    Frohes Schaffen und hohes Aufnahmevermögen heute Abend in der Uni. 🍀


    Wir lesen uns?!

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • AmSee13 Ich sehe das Geschriebene nicht als Rechtfertigung, ich spüre auch keinen Rechtfertigungsdruck oder so. Ich lasse dich an meiner Gedankenwelt teilhaben und wie ich die Dinge für mich sehe. That‘s it. 😁😬

    Dann ist gut. 👍
    Genau so gilt das auch umgekehrt: Ich lasse dich an meiner Gedankenwelt teilhaben und wie ich die Dinge für mich sehe. 😉😄

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Nur meine innere Emotionskontrolle ist noch älter, weil sie mich schon von Kindesbeinen an begleitet und mich vor meinem Vater geschützt hat. Deswegen greift die Kontrolle auch so hart bei mir. Gelernt ist gelernt und das seit vielen Jahrzehnten. 🤷‍♀️ Sie wird nie weggehen, aber das ist auch ok, denn sie hilft mir ja auch.

    Das kann ich nachvollziehen, deshalb hab ich das ja geteilt, wie das ich das bei mir mit dem sogenannten Inneren Kritiker erlebt habe und was ich selbst diesbezüglich dazugelernt habe.
    Ob sich das bei dir auch so verhält, kann ich natürlich gar nicht wissen. Ich weiß ja auch nicht, ob du an dem Thema in der Form dran bist wie ich.

    Mein Innerer Kritiker wird auch nie weggehen, er ist und bleibt ein Teil von mir. Und ich sehe das auch so wie du, dass das ok ist, er hilft mir ja auch und dient in gewisser Weise meinem Schutz, aber auch dazu, mich weiter zu entwickeln.

    Ich muss nur lernen mehr zuzulassen und in dem Prozess bin ich drin (siehe nüchtern Karaoke singen).

    Damals in der Klinik, aber auch später habe ich gelernt, mit dem Wort „müssen“ ganz bewusst umzugehen. Bevor und als ich in die Klinik ging, war mein Leben voll von „ich muss“, wurde es davon beherrscht und ich völlig überfordert.

    Nicht nur das Stationspersonal empfahl mir mehrfach, das „ich muss“ durch „ich darf“ zu ersetzen. „Sie müssen gar nichts.“ sagte man mir.

    So richtig begriffen hab ich das zunächst nicht und das Ersetzen von „ich muss“ durch „ich darf“ hörte und fühlte sich für mich nicht selten merkwürdig und unpassend an.
    Unter den Patienten, mit denen ich mich anfreundete, haben wir uns oft über unsere Umformulierungen amüsiert und uns gegenseitig scherzhaft mit den Formulierungen, mit denen wir auf der Station immer wieder konfrontiert wurden, ermahnt oder hoppgenommen.

    Nun wäre ich aber nicht ich, wenn ich nicht ernsthaft darüber nachgedacht und mich damit beschäftigt hätte. Ich hab oft in mich hineingefühlt, was die eine oder andere Forumulierung mit MIR macht und allmählich begriffen, worauf die auf der Station eigentlich hinauswollten.


    Daher möchte ich dir eine Empfehlung geben, es selbst bei dir auszuprobieren: Formuliere das „Ich muss nur lernen mehr zuzulassen“ in „Ich darf lernen mehr zuzulassen“ um und spüre immer mal wieder in dich hinein, was das mit dir macht.



    Und noch was dazu:

    Ich für mich habe gelernt, dass es für meinen Seelenfrieden besser ist zu akzeptieren, dass diese Suchtgedanken da sind. Sie sind halt da, aber das war es auch schon. Wenn sie kommen, dann erkenne ich das an, sage kurz ‚Hallo‘ und gehe dann weiter, wie bei einem alten Bekannten auf der Straße, mit dem ich nichts mehr zu tun haben möchte. Ich darf diese Gedanken nicht wegschieben, weil verdrängen und wegschieben bei mir keine Gute Lösungsstrategie in der Vergangenheit gewesen sind.


    Wenn sich das bei dir so verhält und sich vor allem „richtig“ anfühlt, dann kann es eigentlich nicht verkehrt sein. Ich sehe das auch so bzw. habe es selbst erfahren, dass Verdrängen eher nicht hilfreich ist, jedenfalls nicht für mich. Zum Wegschieben schreibe ich auch noch was.

    Ich selbst habe inzwischen so gut wie gar keine Suchtgedanken im eigentlichen Sinne mehr. Das sind eher so Erinnerungen, die mich ab und zu mal so anfliegen, aber nichts, was mich in irgendeiner Weise triggert. Gedanken sind nun einmal frei und aus dem Unterbewusstsein kommt immer mal wieder dieses oder jenes hoch. Interessant ist eigentlich nur, wie man damit umgeht.

    In deiner Beschreibung, „Wenn sie kommen, dann erkenne ich das an, sage kurz ‚Hallo‘ und gehe dann weiter, wie bei einem alten Bekannten auf der Straße, mit dem ich nichts mehr zu tun haben möchte.“, finde ich mich wieder. So ähnlich geht’s mir auch. Dem „Bekannten“ gebe ich in meinem Denken nicht sonderlich viel Raum, weil sich für mich die oben genannten Lebensweisheit bewahrheitet hat und weiterhin bewahrheitet. Ja, wenn dieser „alte Bekannte“ meinen Weg kreuzt, kriegt er ein kurzes freundliches, aber gelassenes, distanziertes Nicken und nix weiter.

    Er hat mal zu mir dazugehört und in der Tat hatten wir auch unsere guten Zeiten und es tut mir nicht weh, wenn Erinnerungen daran hochkommen. Jetzt will ich ihn nicht mehr in meinem Leben haben, denn ohne ihn geht’s mir richtig gut. Ich vermisse ihn nicht.

    So, wie du das schreibst, scheinst du auch in diese Richtung unterwegs zu sein.


    Noch etwas zu Kontrolle. Das passt für mich gerade auch in diesen Zusammenhang.

    Ich hab dir ja erzählt, dass ich immer wieder mal mit Panikattacken zu kämpfen habe.
    Letztens bin ich diesbezüglich wieder einen Schritt weitergekommen. Ein Mitglied dieses Forums hat mich mit dem Begriff „Fließen Lassen“ erinnert, wie ich ggf. für mich sorgen kann.

    Letztens baute sich in meinem Inneren wieder so ein Panik auf und es hat sich bei mir durchaus schon so eine Angst vor der Angst entwickelt.

    Als ich mich schon zusammenkrümmen, Arme fest um meinen Körper geschlossen in den Armen wiegen wollte, fiel mir der Begriff „Fließen Lassen“ ein. Weil ich die Wirkung von anderen Gefühlen schon kannte, fühlte ich so eine Art Vertrauen oder Bewusstsein in mir, dass ich das wagen kann. - Du musst dazu wissen, dass sich die Angst/ die Panik so schlimm anfühlt, dass man die eigentlich gewiss nicht fließen lassen will. Das fühlt sich für mich nämlich so an, als würde ich das nicht überleben. -

    Ich ließ also fließen und in dem Moment spürte ich, dass die Kontrolle, das Sich-dagegen-Wehren, es nur noch schlimmer gemacht hatte. Durch das Fließen Lassen ließ ich los und spürte unmittelbar schon eine Erleichterung.

    Körperlich setzt mir so eine Panikattacke natürlich zu, ich hatte noch tagelang mit den Auswirkungen der in meinem Körper ausgeschütteten Stresshormone und der Muskelanspannung zu tun. Doch ich weiß, dass das völlig normal ist, und sorge entsprechend für mich.


    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Mir ist noch etwas zu „Kontrolle“ und Panikattacken eingefallen, das sich zwar auf Panikattacken bezieht, aber auch für andere Bereiche gelten oder hilfreich sein könnte.

    Ich hab vor ein paar Jahren mal gelernt, dass sich Panikattacken nicht unmittelbar kontrollieren lassen. Die zeichnen sich nun einmal durch Kontrollverlust aus. - Wer sich etwas näher damit beschäftigt, wird auch nachvollziehen können, warum. Das hat etwas damit zu tun, wie unser System seit Ewigkeiten auf Gefahrensituationen reagiert: „Fight - Flight - Freeze“ ist etwas, was wir nicht bewusst steuern, sondern ein Programm, das angesichts einer Gefahrensituation ganz von selbst abläuft. -


    Mein Arzt erklärte mir aber, wie ich gewissermaßen über einen Umweg doch die „Kontrolle“ behalten kann. So eine Panikattacke läuft immer nach einem gewissen Schema ab, ruft ganz bestimmte Körperreaktionen hervor.
    Er erklärte mir, dass ich, wenn ich die Körperreaktionen beobachte, bewusst wahrnehme, mir selbst sagen kann: „Ah, jetzt kommt dies, jetzt kommt das, und da kommt jenes.“

    Ich habe damit zwar nicht direkt die Kontrolle über meinen Körper, aber indirekt habe ich sie schon, weil ich genau weiß, was da eigentlich in mir vorgeht.

    Dieses Wissen und diese Herangehensweise hat es mir so manches Mal schon leichter gemacht, wobei ich bis vor Kurzem die Angst vor der Angst nicht verloren hatte.
    Das mit dem Fließen-Lassen ist jetzt neu hinzugekommen und hat sich als hochwirksam erwiesen.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Und nun noch etwas zum „Wegschieben“:

    Hast du schon mal von der „Tresor-Übung“ gehört?

    Bei mir war das (inzwischen kaum noch), öfter so, dass aus meiner Vergangenheit etwas hochkam, mich gedanklich und emotional ungemein forderte. Etwas, was mit der Gegenwart nicht unbedingt zu tun hatte, aber durch irgendwas getriggert wurde.

    Während der Therapie habe ich dann als Hilfe, mich in der Gegenwart zu stabilisieren, die „Tresor-Übung“ kennengelernt.

    In gewisser Weise ist das ein „Wegschieben“, aber kein Wegschieben für immer, sondern ein Ver- oder Aufschieben auf die Zeit, in der ich mit meinem Therapeuten im geschützten und begleiteten Rahmen da ran gehen kann.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Bighara Danke für für deine kurze Rückmeldung.

    Hoffe, es ist dir nicht zu viel Input geworden.

    Es eilt wirklich nicht, dass du mir antwortest.
    Lass dich nicht stressen und sorge für dich. Das ist wichtiger als eine adäquate Antwort. 😉

    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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