Ich bin Alkoholikerin

  • Hallo zusammen

    ich bin heute den 4.ten Tag bei diesem Forum angemeldet und hoffe auf einen guten Austausch mit gleichgesinnten. Zu einer Suchtberatung konnte ich mich bisher noch nicht durchringen da meine Scham noch viel zu groß ist.

    Zu mir, ich bin mittlerweile 56 und meine Eltern nebst Stiefeltern (mittlerweile alle verstorben) waren Alkoholiker. Ich hatte immer Angst selbst ein Alkoholiker zu werden und musste es mir jetzt leider eingestehen, ich bin eine Alkoholikerin.
    Es hat viele Jahre gedauert in denen ich moderat getrunken habe, nur Wein oder Sekt beim Essen oder zu besonderen Anlässen. Ich war ja schließlich eine Genießerin.

    Nach der Trennung vom (mittlerweile) Ex-Mann fing es so langsam an mehr zu werden, ich war ja mit Kind allein und abends eine Weinschorle zum entspannen ...

    Es wurde so langsam in den Jahren mehr und mehr. Ich dachte immer es im Griff zu haben, denn schließlich kam ich auch Tage ohne zu trinken aus.

    Vor 4 Jahren dann, nach Jahren der Depression und PTBS kam noch eine Herzerkrankung ich wurde erstmal Teilberentet und konnte doch auf dauer nicht mehr arbeiten. Das war die Zeit in der ich angefangen habe fast täglich zu trinken. Es kam auch Bier, Likör und auch Whiskey, Wodka etc. dazu. 2020 dann Corona mit der Isolation und letztes Jahr der Tod meines Stiefvaters.

    Ich fing an über mein Alkohol Konsum nachzudenken. Musste mir eingestehen das ich kaum einen Tag ohne Alkohol auskommen konnte dem Nachmittag entgegen fieberte wenn ich endlich das Essen fertig hatte und so ab 17:00 Uhr das erste alkoholische Getränk zu mir nehmen konnte. Zuletzt war es so das ich solange mein Lebensgefährte auf war, mich zusammen gerissen habe und moderat Alkohol getrunken hame um dann später heimlich die Flasche Wein zu leeren, mir noch die eine oder andere Flasche Bier zu trinken oder noch härtere Drinks.

    Ich wusste seit einigen Monaten, so kann es nicht weitergehen. Ich bin Alkoholikerin.

    Meinen Entschluss dieses zu ändern habe ich Ende April gefasst und mich einem Arzt und meiner Therapeutin anvertraut. Beide waren erschrocken und hätten nicht gedacht dass ich ein Alkoholproblem habe. Alkoholiker sind tolle Schauspieler und können andere eben gut täuschen. Sogar meinen Lebensgefährte habe ich erfolgreich getäuscht.

    Heute ist mein 7ter Tag ohne einen Tropfen Alkohol und meine körperlichen Entzugserscheinungen werden immer weniger. Psychisch wird es länger dauern und ich hoffe es ohne Entzugsklinig, Suchtklinik etc. alleine zu schaffen.

    Ich werde einfach den nächsten Schluck Alkohol nicht trinken ... und das hoffentlich für den Rest meines Lebens schaffen.

  • Hallo Nomore65

    ich habe deinen Beitrag gelesen und ich fühle mich angesprochen, dir zu antworten.
    Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht leicht ist, sich einzugestehen, dass es mit dem Alkohol nicht so weiter gehen kann.
    Niemals hätte ich gedacht, dass ich in eine Abhängigkeit rutsche.
    Das Gefühl, sich auf den erlösenden abendlichen Schluck Wein zu gieren kenne ich auch. Ich trank abends gerne zum Genuss, zum Abschalten und weil es immer wieder einen Anlass gab..heute weiß ich, dass ich zum Alkohol griff,weil ich schleichend in eine Abhängigkeit rutschte.
    Ich versuchte jahrelang meinen Konsum zu drosseln, aber ich trank viel zu lang und viel zu viel und viel zu regelmäßig Rotwein. Er gehörte zu mir, wie das tägliche Abendessen.
    Ich trank gegen Ende eine Flasche Wein am Tag. Mal machte ich Pausen, um mir zu beweisen, dass ich es auch ohne Alkohol schaffen kann, aber auch das war nur ein Selbstbetrug, damit ich wieder eine Rechtfertigung hatte, um weiter zu trinken.

    Ich bin jetzt 50 Jahre alt.

    Keiner hätte mir mein Alkoholproblem "zugetraut". Mein Expartner aber bemerkte oft, dass ich ganz schön viel trinke und dass ich doch mal weniger trinken sollte.
    Aber auch ihn trickste ich aus.
    Erschrocken war ich vor mir selbst, als ich manchmal heimlich trank, indem ich ihm auch etwas vormachte: Ich trank ein, zwei Gläser....und ging in der Keller und in unbemerkten Momenten machte ich mir im Keller eine Flasche auf , die ich im Keller stehen ließ und dann wieder zu der Flasche, die wir gemeinsam öffneten so tat, als hätte ich nicht weiter getrunken ,dabei schenkte ich mir immer wieder das Glas voll, wenn ich in den Keller ging..
    Die Scham war auch bei mir groß und immer wieder nahm ich mir vor, dass ich den Konsum reduzieren werde...und ich scheiterte immer wieder.

    Nun bin ich mittlerweile 1 Jahr und 6 Monate ohne einen einzigen Schluck Alkohol unterwegs.
    Niemals dachte ich, dass ich das schaffen würde.

    Ich habe es bis heute geschafft und mittlerweile ist es so selbstverständlich für mich, keinen Wein mehr zu trinken.
    Ich habe es auch ohne therapeutische Hilfe geschafft.
    Der Austausch hier im Forum und die Auseinandersetzung mit der Thematik und mit Literatur dazu haben mir die Augen geöffnet.
    Das habe ich am Anfang gebraucht, um an meinem Vorhaben dran bleiben zu können und trotzdem muss ich sagen, dass es mir erstaunlich leicht fiel. Warum ? Ich vermute, weil ich es einfach wollte.


    Vor 1, 5 Jahren war mir klar, ich will nie wieder Alkohol trinken.
    Es war einfach genug.
    Ich wusste, wenn ich nicht aufhöre mit dem Trinken, dann wird das nicht gut mit mir weiter gehen und das hat mir Angst bereitet.

    Unter der Rubrik "Vorstellungen" (Ich bin neu) findest du meine "Geschichte".

    Du wünschst dir einen guten Austausch hier-das wünsche ich dir auch und vor allem, dass du so nach und nach die Vorzüge der Abstinenz wahrnehmen kannst.

    Was mich interessieren würde: Hast du deinen Lebensgefährten auch eingeweiht und wenn ja, wie hat er reagiert ?

    Viele Grüße, Orangina

  • Hallo Nomore65,

    herzlich Willkommen in dieser Online-Selbsthilfegruppe, schön, dass du zu uns gefunden hast und dich ausführlich vorgestellt hast. :welcome:

    Die ersten Schritte hast du geschafft und dazu kann ich dir nur gratulieren. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass es auch mit der Psyche besser wird. Ich selbst leide ebenfalls unter Depressionen und durfte eine deutliche Verbesserung feststellen.

    Ich wünsche dir einen guten und hilfreichen Austausch hier.

    Mehr kann ich zur Zeit leider nicht schreiben, da ich unterwegs bin und mein Datenvolumen aufgebraucht ist.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • hallo Nomore65
    Erst mal willkommen hier.
    Scham, na ja, jeder geht anders damit um. Aber eins kannst du mir glauben, je mehr Hilfe, und je offener du mit deinem Alkoholproblem umgehst, desto einfacher wird es.
    Den Anfang hast du ja jetzt gemacht.
    Hoffen wir das Beste.
    LG
    Daun

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Auch von mir ein ganz herzliches WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 59, Alkoholiker - und "feiere" heute meinen 14. Zweit-Geburtstag.

    Ich habe damals eine ganze Weile gebraucht, um zu erkennen, dass ich Alkoholiker bin - und dann nochmal eine Weile, bis ich erkannt habe, dass ich es nicht alleine schaffe, dass ich Hilfe brauche.
    Hab dann eine Therapie gemacht, geglaubt, geheilt zu sein, bin auf die Fresse gefallen damit und musste ganz schön kämpfen, um aus dem Loch dann wieder rauszukommen.
    Vier Jahre später habe ich es dann geschafft - indem ich alle Hilfe angenommen habe, die ich nur kriegen konnte. Und meinen Zweit-Geburtstag kann ich heute nur feiern, weil ich auch heute noch am Ball bleibe, Hilfe annehme, wenn es mir mal nicht so gut geht und die Flasche näher rückt.
    Ich will nicht vergessen, wie dreckig es mir ging - denn das hält mich wachsam. Das "vergessen" war damals mein Weg in den Rückfall.

    Und was die Scham angeht, zur Suchtberatung oder zu einer Selbsthilfegruppe (SHG) zu gehen: Was meinst Du, was für Menschen Du da treffen könntest??
    Höchstwahrscheinlich nur solche, die dieselben Probleme haben wie Du. Ich habe noch nie von Menschen gehört, die dahin gegangen sind, um zu schauen, wen sie da alles reingehen sehen können.

    Natürlich hat jeder eine gewisse Hemmschwelle. Wenn in unsere SHG Neue gekommen sind, habe ich ihnen immer gesagt, dass sie außer ihrem Namen nichts sagen MÜSSEN, sondern einfach erstmal nur zuhören und beobachten können. Und wenn sie denn etwas sagen WOLLEN - bitte schön.
    Natürlich gibt es viele verschiedene SHG, aber sie haben alle etwas gemeinsam (ebenso die Suchtberatung): Sie sind anonym, d.h., es erfährt niemand, wer dorthin kommt. Es sei denn, derjenige möchte es - z.Bsp. als Bestätigung für die MPU, den Arbeitgeber o.ä. nach einer Auflage nach einem Alkoholvorfall.

    Genug gelabert. Schau Dich erstmal hier in Ruhe um und vielleicht einige unserer Geschichten im Bereich Vorstellung an.
    Und im Bereich "Wichtige Erstinformationen ..." findest Du auch unsere Linksammlung und die Bücherecke, wo wir viele weiterführende Informationen gesammelt haben.

    Auf einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Orangina,

    vielen lieben Dank für deine Antwort.
    Es erleichtert zu wissen das es Menschen gibt die das geschafft haben so wie du. Ich werde mir nachher in Ruhe deine Geschichte durchlesen.

    Bei mir ist es der erste Versuch, ich bin bis etwa vor einem halben Jahr gar nicht auf die Idee gekommen ich könnte ein Alkoholproblem haben. Meine Konzentrations- und Gedächtnis Probleme habe ich auf meine Psyche geschoben. Auch die körperlichen Symptome hatte ich auf meine Medikamente geschoben. Ich hatte angefangen im Internet nach meinen Symptomen zu recherchieren und es tauchte unter anderem Alkohol auf. Erst da hat es bei mir klick gemacht, vor allem nachdem mir bewusst wurde mein Konsum liegt weit über dem was als "gesundes trinken" gilt. Und Trinkpausen gab es kaum.

    Es war eine Illusion, da ich wenn ich mit dem Auto unterwegs war ein Verfechter von 0,0 war und fast nie vor 17:00 Uhr getrunken habe.

    Meinem Lebensgefährten habe ich nicht eingeweiht, für den Fall dass ich es nicht schaffe. Als ich letzten Mittwoch anfing keinen Alkohol mehr zu trinken, habe ich nur gesagt das ich mal einige Zeit den Alkoholkonsum reduzieren möchte. Das ist meine Hintertür falls ich es doch nicht ohne Suchtklinik schaffe. Aktuell habe ich noch keine Zusage meiner Krankenkasse auf weitere Kosten Zusage für meine Psychotherapie und nur Notfall Sitzungen bei meiner Therapeutin. Auch bzgl. meiner Erwerbsunfähigsrente warte ich noch auf meinen Bescheid. Von daher meinte mein Psychiater, dem ich mich anvertraut habe ich soll mir aktuell nicht noch Druck machen und erst einmal reduzieren. Dem Alkohol Problem sollten wir dann in Ruhe nach den Bewilligungen und der geplanten Hochzeit nebst anschließender Reise im September angehen.

    Aber ich bin wie ich bin und kann nicht aus meiner Haut und möchte nicht noch mehr Zeit in mit meiner Alkoholsucht verbringen. Das ist ein Muster von mir, Hilfe anzunehmen fällt mir schwer ...

    Liebe Grüße

  • Hallo amSee13,

    Danke das du mich hier im Forum willkommen heißt und freue mich über einen weiteren Austausch mit dir.

    Ich wünsche dir eine angenehme Zeit während du unterwegs bist.

    Liebe Grüße
    Nomore

  • Hallo nomore

    Ich finde es gut ,dass du dich hier angemeldet hast.
    Dass es dir schwer fällt ,Hilfe anzunehmen kann ich nachvollziehen und trotzdem hast du schon damit begonnen.
    Dass du es vor deinem zukünftigen Mann verheimlichst und er eigentlich gar nicht weiß,wie es um dich steht ,hab ich fast vermutet und auch ,dass du jetzt Schwierigkeiten hast, ihm mit offenen Karten zu begegnen.
    Ich kann dein Dilemma ganz gut nachvollziehen.
    Alles hat seine Zeit.

    Trotzdem möchte ich dir sagen,dass das mit dem Hintertürchen gefährlich werden kann.
    Du räumst dir damit unbewusst einen Weg zurück in die Sucht ein.
    Sei da bitte auch ehrlich mit dir selbst.
    Gehört das in die Kategorie "sich selbst belügen?" ,so wie du und wir es alle kannten ,als wir noch getrunken haben oder willst du dich vor deinem Partner nicht öffnen ?
    Ich verstehe deine Angst ,schließlich hat er bis dato nichts von deinem Problem gewusst.
    Und trotzdem denke ich ,wäre es wichtig für dich (und auch für euch ),dass du dir da selbst gegenüber wachsam bleibst.

    LG Orangina

  • Du hast dich deinem Arzt und dem Therapeuten anvertraut, das ist doch schon ein riesen Schritt und zeigt doch, dass du Hilfe suchst und auch annehmen kannst.

    Ich wollte es auch ohne Klinik schaffen und ich habe es geschafft.
    Allerdings habe ich mir kein Hintertürchen mehr offen gelassen, für mich war ganz klar der Wille da,nie wieder zu trinken.
    LG

  • Hallo Daun, hallo Geenfox

    vielen Dank für eure Begrüßung hier im Portal.

    Was die Scham angeht, Schäme ich mich am meisten vor mir Selber. Da ich mir fest vorgenommen hatte nie meinen doch so leuchtenden Vorbildern in meiner Familie nachzumachen. Vor fast zwanzig Jahren war ich auch regelmäßig bei Alanon Gruppen oder Coda. Auch für meine psychischen Erkrankungen habe ich mir Hilfe gesucht und gehe recht offen damit um.

    Warum ich jetzt beim Thema Alkohol anders reagieren kann ich (noch) nicht sagen. Ein Teil hat mit meinem Versagen zu tun, dass ich ein Alkoholiker geworden bin ohne die Grenze erkannt zu haben. Vielleicht möchte ich mir auch beweisen das ich es schaffe. Vielleicht werde ich mit der Zeit auch nach und nach weitere Hilfen suchen und annehmen. Aktuell wissen mein Psychiater/Neurologe, meine langjährige Therapeutin, meine DBT-Stabilisierungs Gruppe und anonym hier dieses Forum Bescheid.

    Als nächstes werde ich meinen Hausarzt einweihen. Wann ich mit meinem Lebensgefährten rede weiß ich noch nicht? Ich kann auch nicht sagen warum mir das bei ihm so schwer fällt. Wir sind seit 16 Jahren zusammen, haben soviel gemeinsam durchgestanden und wollen dieses Jahr heiraten. Während ich dieses schreibe, wird mir klar das ich die Hoffnung habe doch keine Alkoholikerin zu sein und wenn ich es ihm gegenüber gestehe es wirklich Realität ist. So lange kann ich mir noch eine Hintertür offen lassen.

    Ich danke euch für diese Erkenntnis die ich durch das Schreiben mit euch erlangt habe. Es liegt noch viel Arbeit vor mir ...

    Liebe Grüße
    Nomore


  • Wann ich mit meinem Lebensgefährten rede weiß ich noch nicht? Ich kann auch nicht sagen warum mir das bei ihm so schwer fällt. Wir sind seit 16 Jahren zusammen, haben soviel gemeinsam durchgestanden und wollen dieses Jahr heiraten. Während ich dieses schreibe, wird mir klar das ich die Hoffnung habe doch keine Alkoholikerin zu sein und wenn ich es ihm gegenüber gestehe es wirklich Realität ist. So lange kann ich mir noch eine Hintertür offen lassen.

    ... Es liegt noch viel Arbeit vor mir ...

    Als es bei mir damals soweit war, mich zu "outen", habe ich vielfach Reaktionen erlebt, die mich fast aus den Socken gehauen haben, da ich dachte, es hat keiner mitbekommen: Viele sagten einfach nur
    "Na endlich, wurde ja auch Zeit, dass Du es selber merkst und etwas unternimmst." :o

    Viele von meinen Freunden hatten schon versucht, mit mir durch die Blume zu reden, aber ich WOLLTE sie nicht verstehen. Und ich war erschrocken, wieviele im Prinzip Bescheid wussten.
    Und auch wenn ich mit meiner damaligen Frau heute nicht mehr zusammen bin (hat andere Gründe) - es hat mir unheimlich geholfen, dass sie nicht nur Bescheid wusste, sondern mir auch geholfen und in der ersten, schwierigsten Zeit den Rücken frei gehalten hat.

    Ihr wollt heiraten. Meinst Du nicht, dass Dein Lebensgefährte auch ein Recht darauf hat, von diesem für Dich schwerwiegenden Problem zu erfahren? Oder willst Du mit einer Lüge in die Ehe starten? Zumal Du merken wirst, dass Du Dich in der nächsten Zeit ändern wirst - ändern müssen wirst.
    Bislang war Dein Leben auf den Alkohol ausgerichtet - in Zukunft wird es darauf ausgerichtet sein müssen, dass Du auf Dich achtest, damit die Suchtstimme nicht zu laut wird und Du wieder zugreifst. Und wenn sie sich meldet (und das wird sie!), wirst Du Mechanismen entwickeln müssen, um sie "abzuschalten".
    Und das geht nicht wirklich, ohne ihm zu sagen, warum Du jetzt gerade dieses tust oder jenes eben nicht - obwohl Du es normalweise sonst immer getan hast/hättest.

    Hört sich jetzt kompliziert an, ist es aber nicht wirklich. Nur soviel: Einfach nur den Alkohol weglassen und hoffen, dass das für immer reicht, ist, als wenn Du mit einem Fahrrad einen waldigen Abhang hinunterfährst und die Augen zumachst und hoffst, dass Du heil unten ankommst. Es kann klappen, aber ... es erscheint reichlich "blauäugig".

    Zitat

    Was die Scham angeht, Schäme ich mich am meisten vor mir Selber.

    Yupp, das kann ich nachvollziehen.
    Kann man übrigen auch im "Kleinen Prinz" nachlesen:

    Der nächste Planet wurde von einem Säufer bewohnt. Sein Besuch war nur sehr kurz, doch versenkte er den kleinen Prinzen in eine tiefe Traurigkeit:

    »Was machst du hier?«, sprach er zu dem Säufer, den er stumm sitzend vor einer Reihe leerer und einer Reihe voller Flaschen vorfand.
    »Ich trinke«, antwortete der Säufer mit düsterer Miene.
    »Und warum trinkst du?«, fragte der kleine Prinz.
    »Um zu vergessen«, antwortete der Säufer.
    »Was willst du vergessen?«, fragte der kleine Prinz, der ihm schon leid tat.
    »Ich will vergessen, dass ich mich schäme«, gestand der Säufer und ließ den Kopf hängen.
    »Über was schämst du dich?«, fragte der kleine Prinz beharrlich weiter, denn er wollte ihm helfen.
    »Ich schäme mich, weil ich saufe!«, sagte der Säufer abschließend und hüllte sich in tiefes Schweigen.

    Da verschwand der kleine Prinz bestürzt.

    »Die großen Leute sind wirklich sehr, sehr sonderbar«, dachte er sich während er weiterreiste.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Nomore,
    nun bin ich wieder zurück und kann dir ausführlicher schreiben.

    Danke dir für den lieben Wunsch, ich hatte wirklich einen guten Tag.

    Da du einen Austausch wünschst, möchte ich gerne ein paar meiner Gedanken zu dem, was du über dich geschrieben hast, mit dir teilen.

    Zum Thema Scham, weil du offenbar auch Alkoholikerin geworden bist, obwohl du genau das nie wolltest:

    Auch mein Vater war Alkoholiker und das war für mich eine ziemlich schlimme Zeit. Auch ich wollte niemals Alkoholikerin werden. Wobei: wer will das schon? ;)

    Ich hatte zwischenzeitlich sogar echt Angst, ich könnte ebenfalls Alkoholikerin werden. Wobei das bei mir eine Angst in zwei Richtungen war: Einerseits hatte ich Angst, genau so die Kontrolle zu verlieren und womöglich zu werden wie er. Andererseits hatte ich Angst, nie wieder Alkohol konsumieren zu dürfen, wenn ich Alkoholikerin würde.

    Und wie bin ich mit dieser Angst umgangen? - Ich hab mich mit Online-Selbsttests „beruhigt“, noch nicht Alkoholikerin zu sein.
    Ich hab Trinkpausen von ein, zwei, drei Tagen eingelegt und mir damit versichert, kein „Problem“ zu haben.
    Ich hab‘s auch mit kontrolliertem Trinken versucht, d.h. mir vorgenommen, nur maximal zwei Gläser zu „gönnen“. - Besonders Letzteres fiel mir schwer bzw. klappte gar nicht, weil der „Durst“ sozusagen beim Trinken kam.

    Heute denke ich: Was für ein Selbstbetrug! Und das Alles nur, um weiter „sorglos“ Alkohol konsumieren zu dürfen.
    Hach, was hab ich mir vom Alkohol versprochen. Und ich hab doch auch nur aus Genuss getrunken. - Dachte ich…

    Heute denke ich eher: Was bin ich froh, nicht mehr Alkohol trinken zu müssen.
    Ich vermisse das ganz und gar nicht, sondern genieße im Gegenteil eine völlig neue Art von Freiheit.
    Die Abstinenz hat für mich körperliche und psychische Verbesserungen gebracht, die ich so nie erwartet hätte, die mir aber auch gezeigt haben, wie negativ sich der Alkohol bei mir auf meinen gesamten Körper und meine Psyche ausgewirkt hat.


    Was deine Scham betrifft: Niemand will Alkoholiker werden. So etwas geschieht schleichend und hat eher wenig, d.h. eigentlich gar nichts mit „Versagen“ zu tun.
    Wenn du dich z.B. ein wenig mehr mit der „Neurobiologie der Sucht“ beschäftigt hast - in unserer Linksammlung verweisen wir z.B. auf einen interessanten Artikel - wirst du feststellen, dass sich das eine oder andere einfach deiner rationalen oder kognitiven Kontrolle entzieht. Mit anderen Worten: Es ist nicht dein Verstand oder deine Vernunft, der/die dich da steuert.



    Während ich dieses schreibe, wird mir klar das ich die Hoffnung habe doch keine Alkoholikerin zu sein und wenn ich es ihm gegenüber gestehe es wirklich Realität ist. So lange kann ich mir noch eine Hintertür offen lassen.

    Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis, die du da hast!
    Hintertürchen sind etwas, was du unbedingt im Auge haben solltest bzw. die du besser schließen solltest.

    Meiner Erfahrung nach, und das bestätigen viele Erfahrungsberichte anderer, wird dein Suchtgedächtnis/ Belohnungszentrum sich immer mal wieder melden und dein „Problem“ verharmlosen. Das hat etwas mit der Neurobiologie der Sucht zu tun. Dem gilt es gegenzusteuern, um nicht rückfällig zu werden.

    Da du Schwierigkeiten hast, deinem Lebenspartner mitzuteilen, dass du Alkoholikerin bist, könntest du dich fragen, was du und was er für eine Vorstellung habt, was ein „Alkoholiker“ sei.
    Vielleicht liegt der Knackpunkt auch darin, dass du (und er?) die Vorstellung habt, du hättest es besser kontrollieren können und ein Alkoholiker sei selbst schuld, weil er zu schwach und zu unkontrolliert gewesen sei?

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

    Einmal editiert, zuletzt von AmSee13 (18. Mai 2022 um 23:44)

  • Guten Morgen,
    ich bin’s nochmal. ;)


    Vielleicht liegt der Knackpunkt auch darin, dass du (und er?) die Vorstellung habt, du hättest es besser kontrollieren können und ein Alkoholiker sei selbst schuld, weil er zu schwach und zu unkontrolliert gewesen sei?

    Wie schon angedeutet, hat es herzlich wenig mit fehlender Kontrolle oder Schwäche zu tun, wenn jemand Alkoholiker wird. Das mag zwar in der Gesellschaft allgemein noch angenommen werden, aber das hat, wie ich vermute, damit zu tun, dass Menschen, die so etwas annehmen, herzlich wenig Ahnung davon haben und sich auch nicht näher damit beschäftigen wollen.

    Alkohol ist omnipräsent in unserer Gesellschaft, keine Feierlichkeit, kein gesellschaftliches Event scheint denkbar ohne Alkohol. Überall wird vorgelebt, dass Alkohol einfach dazu gehöre. Und Alkohol vermittelt ja auch, sofern man noch nicht den Punkt erreicht hat, trinken zu MÜSSEN, weil’s nicht mehr anders geht, durchaus angenehme Gefühle.

    Wer daraus aussteigt, steht erstmal vor dem Problem, damit zurecht zu kommen, sozusagen „draußen“ zu sein. Und unter Umständen sieht er sich damit konfrontiert, was andere über ihn denken mögen.

    Ich gestehe ein, dass auch ich anfangs meine Schwierigkeiten damit hatte. Das war übrigens auch der Grund, warum ich im vergangenen Sommer einmal überaus heftigen Suchtdruck verspürte, den ich nur mit Unterstützung durch andere trockene Alkoholiker und gaaaaaaaaaaanz viel Mineralwasser überstanden habe.

    Inzwischen denke ich anders darüber und ich denke auch anders über Alkohol. Ich habe mit dem Trinken aufgehört, weil ich nicht dorthin gelangen wollte, wohin andere und unter anderem auch mein Vater bereits gelangt waren. Was mir dabei noch nicht bewusst war, war, dass ich mich noch dafür bedauerte, nicht mehr Alkohol trinken zu dürfen.

    Nach jenem überaus heftigen Suchtdruck-Erlebnis habe ich bei mir mit der Vorstellung aufgeräumt, mich dafür zu bedauern, nicht mehr Alkohol trinken zu dürfen/ zu können, mich dafür zu bedauern, „draußen“ zu sein.
    Das ist übrigens etwas, was ich „Trockenarbeit“ oder „Selbstfürsorge“ nennen würde, und weshalb ich dir dringend davon abraten würde, nur das Glas sozusagen einfach stehen zu lassen und zu hoffen, dass das gut geht.

    Meiner Ansicht nach sollte eigentlich niemand Alkohol konsumieren, weil ich mich in den letzten 19 Monaten intensiv damit beschäftigt habe, was Alkohol im Körper, in der Psyche, in der einen oder anderen Familie und gesamtgesellschaftlich anrichtet und wie Sucht entsteht. Doch ich missioniere nicht und teile meine Ansicht öffentlich nur sehr, sehr, sehr selten mit, weil die Leute sowas gar nicht hören wollen, sondern lieber unbesorgt „feiern“ und Spaß haben wollen. Ich gönn‘s ihnen, sollen sie doch Alkohol trinken, wenn sie meinen, dass sie das glücklich macht. Sie sind erwachsene, mündige Menschen, die ihre eigenen Entscheidungen treffen und eben ihre eigenen Fehler machen und sie machen dürfen. - Ich hätt‘s mir selbst auch nicht verbieten lassen wollen, als ich noch Alkohol konsumiert hab, es und ich hab äußerst empfindlich reagiert, wenn mein Mann mich auf meinen Konsum angesprochen hat, und hab ihn für eine „Spaßbremse“ gehalten. :devilsmile:

    Du weißt ja, wie du in die Abhängigkeit hineingerutscht bist. Es fängt so harmlos an, mal ein Gläschen hier und da und das nur zu besonderen Anlässen. Und dann eine Weinschorle am Abend zum Entspannen.
    Und schleichend wird’s dann mehr und mehr. Und irgendwann - hoppla - bist du bei einer Flasche am Abend und auch die reicht irgendwie nicht mehr. Merkwürdigerweise ist die Flasche so schnell leer. Ich hab mir echt eingeredet, dass eine Flasche Wein oder Sekt am Abend oder eine Flasche Sekt mit Aperol ja wohl voll noch im Rahmen sei…. Bis es mir dann doch ziemlich unheimlich und ungemütlich wurde, weil ich immer wieder und immer mehr über den Punkt hinauskam, an dem‘s noch angenehm war, und ich mich stattdessen nur noch erschöpft, müde und erschlagen fühlte.

    Du hast Alkohol um seiner Wirkung willen konsumiert, zur abendlichen Entspannung, wie du sagst. Und da geht’s eigentlich schon los, denn dein Belohnungszentrum merkt sich diese leicht zu habende Abkürzung und vergisst sie auch nie wieder. Wozu denn auch für „Belohnung“ arbeiten, wenn man das Gleiche auch so ohne Mühe haben kann?
    Dummerweise geschieht da etwas, was sich der kognitiven Kontrolle entzieht. Das wird in jenem Beitrag, den wir in der Linksammlung, in der wir den verlinkt haben, recht gut erklärt.

    Ich kann dir nur sagen, dass du deine Scham ablegen darfst. Ich hab mir als Angehörige auch meinen Teil über meinen Vater gedacht, ebenso wie ich mir als Angehörige meiner an schweren Depressionen erkrankten Mutter meinen Teil gedacht habe und damit gehadert habe, dass die beiden so waren, wie sie waren. Doch das Ganze stellte sich für mich ganz anders dar, als ich Alkoholsucht und Depressionen selbst von Innen als selbst davon Betroffene kennenlernte.

    Auch ich gehe mit meiner Depressionserkrankung sehr viel offener um als mit meiner Alkoholkrankheit. Das hat bei mir aber etwas damit zu tun, wie meiner Beobachtung nach diese Krankheiten in unserer Gesellschaft anerkannt sind. Mittlerweile darf man ja in der Regel sagen, dass man Depressionen hat, weil diesbezüglich sehr viel Aufklärung stattgefunden hat. Bei Alkohol ist das leider noch nicht so …. wird ja auch sehr viel Geld mit verdient. ;)

    Ich kann dir nur Mut machen, das nicht allein durchzustehen, dir Hilfe zu holen und deinen Lebenspartner einzuweihen. Vielleicht musst du nicht unbedingt den Begriff „Alkoholiker“ verwenden, wenn gerade dieser Begriff dir Schwierigkeiten bereitet, es sagt auch schon viel, wenn du ihm erklärst, dass (und warum) du die Kontrolle über deinen Konsum verloren hast und du nicht mehr trinken willst.

    Ich hab‘s bei meinem Mann ähnlich gemacht, wobei dieser derjenige war, der mich immer wieder besorgt auf meinen Konsum angesprochen hat. Nach und nach habe ich mit ihm das geteilt, was ich Neues über Alkohol und diese Erkrankung herausgefunden oder gelernt habe, und interessanterweise hat das dann auch bei ihm Klick gemacht, dass er ebenfalls gar keinen Alkohol mehr trinkt, obwohl er tatsächlich einer der wenigen ist, die ich kenne, die wirklich nicht gefährdet sind.

    Für entscheidend halte ich, dass du dich mit deinem Konsum auseinandergesetzt hast, dir selbst eingestanden hast, ein Alkoholproblem entwickelt zu haben, und erkannt hast, dass es so nicht weitergehen kann. Die ersten Schritte hast du gemacht. Und das ist nichts, wofür du dich schämen müsstest, sondern im Gegenteil etwas, wobei du dir selbst gegenüber schon Mut bewiesen hast. - Vielleicht kann dich ja der eine oder andere Spruch in unserer Zitate und Sinnsprüche Sammlung aufbauen. ;)

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Nomore (guter nick!),

    mir drängt sich die Frage auf, inwieweit dein potentieller Ehemann die Veränderung deines Trinkverhaltens über Jahre nicht mitbekommen haben soll?

    Oder schweigt er nur drüber?

    Oder konsumiert er auch immer mehr?

    Netten Gruß, ichso - die damals mit "nur heute nicht" begann, da war der Abstinenz-Berg nicht so groß in meinem Kopf, lächel...

  • Hallo
    Nomore65
    Na ja, wenn ich das so lese, willst du dieses Jahr heiraten.
    Jetzt schreibst du aber auch, du willst deinem Mann das noch nicht sagen.
    Bis hierhin verstehe ich das noch.
    Gesetzt den Fall, du hältst das ganze schon mal bis zur Hochzeit durch, Trocken und Geheimhaltung.
    Dann wird meist auf der Hochzeit mit Sekt angestoßen, und dann?
    Verstehen muss ich ja nicht alles, aber ich stelle mir das ganze schon schwierig vor.
    Gut, ich habe nie verheimlicht, somit habe ich da keine Erfahrung.
    Erst hörst du auf, und dann muss dir aber auch bewusst sein, dich wieder in Gefahr zu bringen anzufangen.
    Was Kann schlimmstenfalls passieren, frage ich da.
    Wenn dein zukünftiger Mann schon jetzt, so wie er dich kennt, kein Vertrauen mit dir aufbaut, wann dann?
    Das wäre für mich jedenfalls eine Bewährungsprobe.
    LG
    Daun

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Hallo zusammen,

    vielen lieben Dank für eure Rückmeldungen. Ich habe mir einiges auch zu Herzen genommen vor allem das mit der Hintertür und der Ehrlichkeit gegenüber meines Lebensgefährten.

    Ich habe mir ein Herz gefasst und heute mit meinem Lebensgefährten über mein Alkohol Problem gesprochen. Ich sagte ihm, dass ich mich als Alkolikerin sehe und gerade in Corona Zeiten mein Alkohol Konsum extrem zugenommen hat. Als Reaktion kam ein Lachen und Kopfschütteln. Ich sei doch keine Alkoholikerin, ja er hätte schon bemerkt das ich etwas viel trinken würde, aber ich würde doch auch Tage ohne Alkohol auskommen und hätte kein Problem dabei. Ich würde aufgrund meiner Familiengeschichte meinen Alkoholkonsum zu dramatisch einschätzen. Er kann mein Problem mit dem Alkohol nicht nachvollziehen findet es jedoch gut und will mich unterstützen wenn ich keinen Alkohol mehr trinken möchte. Er selber hat schon immer wesentlich weniger getrunken als ich.

    Irgendwie hatte ich mir so eine Reaktion Irgendwie gedacht und dann wieder auch nicht. Es werden noch einige Gespräche folgen aber ich bin jetzt doch erleichtert das ich mich getraut habe mein Alkohol Problem offen zu legen.

    Morgen werde ich mir alles was ihr geschrieben habt nochmal in Ruhe durchlesen, jetzt fühle ich mich erst einmal erschöpft und werde mir etwas Schlaf gönnen.


    Liebe Grüße
    Nomore

  • Hallo Nomore

    Du schreibst ,dass du erleichtert bist,nachdem du dich deinem zukünftigen Mann geöffnet hast.
    Das wird dir sicher auch für die weiteren Schritte sehr viel Druck nehmen!
    Es ist schön ,dass er dich unterstützen will.
    Seine Reaktion kann ich verstehen, da er eben wie viele andere auch (eingeschlossen mich selbst ) ein bestimmtes Bild von einem Alkoholiker hat.
    Da in unserer Gesellschaft der Alkohol noch immer einen hohen Stellenwert hat, wird der Konsum nicht unbedingt als kritisch angesehen, so wie es inzwischen
    beim Rauchen der Fall ist.

    Der Alkohol gehört eben immer noch dazu und bei fast jeder Feierlichkeit spielt er eine Rolle.

    Dass ich ein massives Alkoholproblem entwickelt hatte, wurde mir auch sehr viel später klar ,da in meinem Kopf ein Alkoholkranker ganz anders aussieht, auf der Straße lebt , Arbeit verloren hat etc.

    Meinen Konsum erachtere ich viel zu lange als unbedenklich und immer mit dem Gedanken " alles noch in der Norm"...
    Ich kann mir vorstellen, dass es deinem Mann ähnlich geht.

    Sicher ist er jetzt auch sehr überrascht gewesen, dass du ihn gestern konfrontiert hast mit solch einer Nachricht.
    Auch er braucht Zeit ,um das besser einordnen zu können.

    Wichtig ist doch erst mal, dass du dir deinen Weg frei gemacht hast und du dich deiner Abstinenz widmen kannst ,ohne das Gefühl haben zu müssen ,dass du ihm etwas vormachst.

    LG Orangina

  • Hallo
    Nomore65
    Jetzt kannst du erst mal richtig durchstarten,mit dem Trockenwerden.Es wird ja noch so manches Zipperlein auf dich zukommen,aber du brauchst dich nicht zu fürchten,andere haben es auch geschafft.

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Gratulation - das war schon mal ein großer Schritt, Dich Deinem Partner zu offenbaren :blumen:

    Auch wenn es nicht gerade die feine englische Art ist, über so eine schwerwiegende Eröffnung zu lachen und sie herunterzuspielen: Aber niemand, der nicht selbst ein Suchtproblem hat, kann die Probleme, Sorgen von Betroffenen nachvollziehen/verstehen.
    Wenn sich jemand den Kopf am Türrahmen stößt, ertönt ein kollektives Aufstöhnen, einen Beinbruch, eine Erkältung hat fast jeder schon mal gehabt und kann es nachvollziehen.
    Aber ein Alkoholiker - soll sich nicht so haben und einfach aufhören bzw. weniger trinken.

    Wenn es so EINFACH wäre, dann gäbe es keine Alkoholiker.

    Ich habe damals versucht, meiner Frau und meinen engsten Freunden zu erklären, wie es ist, wenn mein gesamter Tagesablauf auf den Alkohol ausgerichtet ist: Wann kann ich wieder etwas trinken? Natürlich möglichst so, dass es nicht auffällt. Habe ich auch noch genug zu Hause (z.Bsp. Wochenende)? Wie entsorge ich die Flaschen möglichst unauffällig? Wo hole ich heute Nachschub (nicht immer im selben Geschäft)? Und, und, und ...
    Und so konnten sie plötzlich im Nachhinein auch viele meiner "Marotten" verstehen - warum ich z.Bsp. scheinbar übermotiviert plötzlich nochmal losgezogen bin zum Einkaufen, Tanken, Keller aufräumen etc.
    Aber so hatte ich auf meinem Weg in die Trockenheit eine gute Unterstützung, denn sie haben es dann auch ein klein wenig besser verstanden, wenn ich mal sagte, dass es mir warum nicht so gut geht.

    Und - jetzt ist auch für Dich der Druck weg, es vor Deinem Partner verheimlichen zu wollen. Es spricht sich jetzt bestimmt viel leichter.

    Weiterhin alles Gute 44.

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

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