Ein freundliches Hallo an Alle,
mein Name ist Mel und Ich bin zum 1. Mal in einem Forum. Ich hoffe, ich mache hier alles richtig und trete niemandem zu nahe!
Ich bin hier weil Ich nicht mehr weiß wie Ich mich als Angehörige noch verhalten soll.
Es geht um einen 67 jährigen, aktuell 'nassen' Alkoholiker, welcher seit 2,5 Jahren permanenten Alkoholabusus betreibt. Mit anschließenden Krankenhausaufenthalten.
Die Alkoholproblematik besteht bereits bei ihm seit Jahrzehnten. Er hat sich alle 1-2 Jahre über Tage oder wenige Wochen stark betrunken und sich anschließen selbst zu Hause auf kalten Entzug gesetzt. Seit 2,5 Jahren allerdings kommt dies alle 4-6 Wochen vor und dann über Viele Wochen bis 2/3 Monate. Gepaart mit Medikamentendosierungen die er im schwindeligen Kopf nicht mehr kontrollieren kann. Seiner Krankheit ist er sich vollkommen bewusst, ist auch seit längerem bestens vernetzt, bei den AA, Selbsthilfegruppen, enger Kontakt zu Suchttherapeuten und war nun kurz davor eine ambulante Therapie über die Caritas anzufangen. Vor ca 15 Jahren hat er wohl auch mal eine Langzeittherapie begonnen, dann aber wieder abgebrochen und lehnt einen erneuten Versuch absolut ab.
Er ist soweit abgerutscht, dass er keine Termine mehr einhalten kann und seinen wirtschaftlichen Aktivitäten (Immobilieneigentümer- und Verwalter, Gastronom) seit 2 Jahren nicht mehr nachkommen kann. Die selbstauferlegten Entzüge schafft er leider auch nicht mehr. Weder psychisch (er sagte früher "irgandwann legt er einen Schalter um und dann will er nicht mehr") noch körperlich. Die letzten 4-5 Male ging es soweit, dass Ich den Rettungsdienst rief wegen schweren Verletzungen durch Stürzen etc. Die letzten 3x hätten Sie ihn wegen Eigengefärdung mitgenommen, ich konnte Ihn aber davon überzeugen, freiwillig auch für mich mitzugehen. Also 3x kurz vor knapp, hätte Ich ihn nicht gefunden.
Der letzte 14 tägige Krankenhausaufenthalt ist ca 2 Wochen her. Eingeliefert kurz vor einem Krampfanfall und mit den späteren Diagnosen u.a. Fettleber, Speiseröhren- und Magenschleimhautentzündung, Polyneuropathie.
Alles in Allem war Er immer ein absoluter Lebemann der sich und das Leben liebte, viel und gerne unterwegs war.
Seit diesen 2 Jahren, insbesondere in den letzten Monaten aber erkenne Ich seinen Lebenswillen nicht mehr. Er hat des öfteren davon gesprochen, dass er keine Angst vor den Tod hat. Er hat mir vor 1. Woche gesagt, dass er im Krankenhaus darüber nachgedacht hat, vom Dach zu springen. Vor wenigen Tagen, der 1 oder 2. Tag seines Rückfalls, dass er einfach nur noch sterben möchte. Das war auch ungefähr der Zeitpunkt wo Ich begriff, was öffentliche Hilfsstellen und nahe Bekannte meinten mit "kümmern Sie sich um sich selbst. Suchen Sie sich selbst Hilfe".
Ich habe viel mit der Kranken Person gesprochen, über das, was ich bereit bin zu tun und wozu nicht mehr, wegen mangelnder Kraft und Aushaltevermögen. Er weiss und versteht dies natürlich. Bittet mich lediglich, seinen Weg und seine Wünsche zu respektieren.
Wir haben es vor einigen Tagen noch geschafft, wichtige Vorsorgedokumente wie Patientenverfügung, Vorsorgevollmachten etc. zu fertigen.
Nun ist er wieder rückfällig geworden wofür er mir die Schuld gibt weil wir uns gestritten haben. Ich versuche natürlich mir davon nichts anzunehmen, schwierig ist es trotzedm. Vor allem weil er seit seinem Rückfall täglich anruft um mir irgendwie wie im Wahn zu befehlen, ihm Stoff zu besorgen. Wenn ich das nicht tue, bin ich für ihn gestorben und wilde Beschimpfungen folgen. Ich versuche einen Kühlen Kopf zu behalten und wiederhole mich stets Hilfe zu leisten wenn er entzügig werden will, sonst aber nichts mehr tun kann.
Vor 2 Jahren wusste Ich intuitiv, dass 'das Ende naht'. Er hatte es zuvor auch recht eilig, sein Testament zu fertigen. Ich kann es in Worten kaum beschreiben. Was nun seither alles passierte, ist schlimmer als ich es mir zu denken gewagt hätte. Wegen all den schrecklichen Bildern und der intensive Zeit der Betreuung war ich selbst 6 Monate in Psychologischer Behandlung um mir Unterstützung bei der Verarbeitung zu suchen. Irgendwie ahne Ich (oder ist es vielleicht doch nur die Angst?) , dass das 'Baby jetzt vor die Wand fährt'.
ich mache mir nur leider so häufig selbst ein schlechtes Gewissen, weil ich denke, Ich lasse einen wichtigen Menschen im Stich. Ich habe auch Angst davor, dass ich mir evtl. Vorwürfe mache, wenn er ableben könnte und ich habe ihm nicht rechtzeitig helfen konnte wie bei den letzten Malen als ich den Notruf rief.
Manchmal denke Ich, er will es so. Das hat er auch heute am Telefon gesagt. Ich brauche also kein schlechtes Gewissen haben. Aber diese Gedanken kommen so oft.
Dann widerrum denke ich, SO kann er es doch nicht wollen. Keiner kann soetwas wollen. Ich muss also doch irgendwie etwas machen. Aber was?
Vielleicht kann ja jemand Erfahrenes etwas kommentieren und mir evtl Denkanstöße geben. DAfür wäre ich überaus dankbar!