Ich bin neu

  • @AmSee

    Ich glaube das schönste für mich war an diesem Abend, dass ich mich nicht mehr wohl fühlte unter den Feuchtfröhlichen und dass ich es mir mir nicht mehr vorstellen kann, dass ich selbst einmal so viel getrunken habe.
    Es ist so ,wie wenn ich dieses Leben abgestreift hätte und heute ist es selbstverständlich, dass ich nicht mehr trinke.
    Darüber freue ich mich sehr ,dass ich heute einen anderen Blick darauf habe im Gegensatz zu früher.
    Früher konnte ich mir nie vorstellen, dass es eine Zufriedenheit oder eine Selbstverständlichkeit ohne Alkohol gibt.

    LG Orangina

  • Ich glaube das schönste für mich war an diesem Abend, dass ich mich nicht mehr wohl fühlte unter den Feuchtfröhlichen und dass ich es mir mir nicht mehr vorstellen kann, dass ich selbst einmal so viel getrunken habe.
    ...
    Früher konnte ich mir nie vorstellen, dass es eine Zufriedenheit oder eine Selbstverständlichkeit ohne Alkohol gibt.

    Geht mir auch heute noch manchmal so - und dann schüttelt es mich innerlich.
    Und ich bin froh, den Absprung geschafft zu haben :)

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Greenfox

    ...Das zeigt auch ,wie das Suchtgedächtnis umgebaut und umgepolt werden konnte.
    So zumindest erkläre ich mir das.
    Ich finde das schon bemerkenswert und phänomenal.

    Es ist auf jeden Fall ein riesen Geschenk,worüber ich besonders nach solchen Party Events vom vergangenen Freitag dankbar bin.
    LG Orangina


  • Früher konnte ich mir nie vorstellen, dass es eine Zufriedenheit oder eine Selbstverständlichkeit ohne Alkohol gibt.

    Das ging mir genau so und ich kann meiner Freude und meinem Erstaunen darüber, dass es mir jetzt genau anders herum geht, kaum Ausdruck verleihen. Ich find‘s richtig schön so, wie es jetzt ist. ^^

    Auch ich bin unglaublich froh darüber, den Absprung geschafft zu haben.
    - Und mir ist dabei auch bewusst, dass ich das Menschen aus diesem Forum hier zu verdanken habe, die sich die Mühe gemacht haben, sich mit mir und meinen Fragen und Zweifeln zu beschäftigen. -

    Ich weiß aber auch, dass ich auf der Hut sein muss, denn trotz meiner zufriedenen Abstinenz ist mir letzte Woche doch tatsächlich wieder der Gedanke oder das Bild in den Kopf gehüpft, wie angenehm es doch wäre, auf der sonnigen Terrasse ein kühles Bier zu trinken.
    Ich weiß ja, woher das kommt, daher erschreckt mich das nicht, aber lieber wär’s mir trotzdem, wenn solche Gedanken gar nicht erst aufkämen. Die passen nämlich eigentlich so gar nicht mehr zu mir.

    Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • @AmSee
    Das freut mich auch zu lesen ,dass du zufrieden bist.
    Deine Gedanken zum Bier auf der Terrasse...
    Womöglich sind eben noch hin und wieder Assoziationen damit verknüpft, die einem durch den Kopf schießen, was ich jetzt nicht ungewöhnlich finde.

    Es kommt doch letzten Endes darauf an ,wie man gegensteuern kann ,sobald dieser Gedanke.mit einem gewissen Suchtdruck verbunden ist oder ob der Gedanke eben nur ein Gedanke ist ohne Suchtdruck.

    "Auf der Hut sein "- Das klingt so ,wie wenn die Alarmbereitschaft dauernd angeschaltet wäre und vor allem ,wie oft passiert dieses "Auf der Hut sein ?"

    Ich denke gar nicht mehr an Alkohol.
    Ab und an denke ich :" früher hätte ich jetzt ne Flasche Wein aufgemacht ".
    Das sind Gedanken, die ich als positiv empfinde, denn sie sagen mir ,dass ich früher die Probleme mit Alkohol "versucht habe zu lösen "und heute brauche ich das nicht mehr-ein Glück !!

    Auf der Hut sein klingt für mich so nach : ich bin noch gefährdet, hoffentlich werde ich nicht rückfällig.
    Das zumindest verbinde ich mit "auf der Hut sein ".
    Damit will ich dir nicht unterstellen,dass du eine"Wackelkandidatin" bist.

    Ich möchte mir nicht immer wieder und immer wieder innerlich sagen müssen:"sei auf der Hut"- damit.würde ich das Problem Alkohol viel zu sehr in den Fokus rücken und es würde mich unsicher nachen.
    Sollte ich merken,dass ich aufpassen müsste, rückfällig zu werden ,hoffe ich dass ich auf meinen Notfallplan zurückgreifen kann.
    Bis dahin möchte ich mein erworbenes Suchtproblem,das ich erfolgreich bis heute bearbeitet habe nicht dauernd im Fokus haben in Form von " pass auf ,dass du nicht wieder rückfällig wirst"

    Die Auseinandersetzung mit dem Thema (auch schreibend hier ) sehe ich als Auseinandersetzung in positiver Form unter Leuten ,die ähnliches kennen und durchgemacht haben und die voneinander profitieren können.
    LG
    Orangina

  • Hallo Orangina,
    mit „auf der Hut sein“ habe ich eine Formulierung aufgriffen, die Greenfox hier letztens verwendet hat.

    Eine „Wackelkandidatin“ bin ich gewiss nicht, ich bin ganz gewiss auch nicht in ständiger Alarmbereitschaft und habe auch mein Suchtproblem nicht ständig im Fokus, aber ich kenne so ein paar Tricks, die mein Suchtgedächtnis auf Lager hat, und denen möchte ich schon ganz gerne zuvor kommen. ;)

    Schon aufgrund meiner Depressionserkrankung habe ich mich etwas mehr mit der Neurochemie und -biologie des Gehirns beschäftigt und aufgrund meiner Suchterkrankung dann noch etwas mehr und deshalb weiß ich darum, dass sich da gewisse Prozesse meiner unmittelbaren Kontrolle entziehen. Letztens erst hab ich mich mit meinem Therapeuten darüber unterhalten, wie sich gewisse Gedanken auf das vegetative Nervensystem und das limbische System auswirken und wie ich ggf. gegensteuern kann.
    Dieses „Auf-der-Hut-Sein“ könnte man insofern auch als „Selbstfürsorge“ bezeichnen.

    Suchtdruck hatte ich seit dem Erlebnis im vergangenen Sommer überhaupt keinen mehr.

    Mit dem Rauchen habe ich mehr als ein Mal die Erfahrung machen müssen, wie ich mich hab austricksen lassen und wieder rückfällig wurde. Derzeit kann ich das auch noch immer nicht lassen, obwohl’s total unvernünftig ist und ich mich durchaus gut erinnere, wie angenehm ich das Nicht-mehr-Rauchen empfunden habe. In Bezug auf Alkohol soll mir das garantiert nicht passieren.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • @AmSee
    Danke für deine Antwort.
    Es freut mich ,dasa du seit letztem Sommer keine "kritische" Phase mehr hattest.
    Ich verstehe deinen Ansatz nun auch besser ,was du mit Auf der Hut sein meinst.

    Ich rauche ja schon etliche Jahre nicht mehr ,aber es kam immer wieder mal vor ,dass mir durch den Kopf schießt:" jetzt rauch ich erst mal eine".
    Erst letzte Woche ist mir das passiert. Dies sind Gedanken, die nur Worte sind und die ich fast absurd finde.
    Das Thema Rauchen ist für mich komplett durch und ich sehe mich schon Jahre nicht mehr gefährdet.

    LG Orangina

  • Mit diesem "auf der Hut sein" meine ich nicht, dass man stets und ständig aufpassen muss in dem Sinne, daran zu denken, nur ja nicht in eine Situation zu geraten, wo man getriggert werden könnte oder gar in Versuchung geführt oder ...

    Nein, damit meinte ich einfach, im Allgemeinen am Thema zu bleiben und nicht zu vergessen, dass man ein Suchtproblem hat(te) und das Suchtgedächtnis noch im Hinterstübchen da ist. Und im Allgemeinen auf sich selbst und seine Verfassung, seinen Gemütszustand achtet. Will ich wirklich zu dieser Veranstaltung/Feier/was auch immer hin? Wie lange will ich da bleiben? Komme ich da auch (alleine) wieder weg, wenn es mir nicht gut geht/mir die Leute/die Feier auf den Keks geht (Siehe Deine Feier)?

    Ich bin nun 14 Jahre trocken. Finde ich schön. Und doch gab es vor nicht allzulanger Zeit eine Zeit, da ging es mir psychisch nicht so besonders gut - und ich merkte, dass die Flasche wieder am Horizont auftauchte. Also suchte ich mir schleunigst Hilfe in Form einer Therapeutin - jetzt ist alles wieder im Lot.

    Nach meiner ersten Therapie fühlte ich mich stark, unbesiegbar. Geheilt. Und ich habe nicht mehr über das Thema Alkohol nachgedacht. Aus heutiger Sicht sage ich, dass ich deshalb nicht die Flasche auf mich zufliegen sah - bis ich sie am Hals hatte.

    Zitat


    Ich denke gar nicht mehr an Alkohol.
    Ab und an denke ich :" früher hätte ich jetzt ne Flasche Wein aufgemacht ".
    Das sind Gedanken, die ich als positiv empfinde, denn sie sagen mir ,dass ich früher die Probleme mit Alkohol "versucht habe zu lösen "und heute brauche ich das nicht mehr-ein Glück !!

    Auch wenn man nicht regelmäßig in eine SHG geht - heute denke ich, solange man sich einfach nur ständig bewusst ist, welches Problem Einem am Hals hängt, kann man damit umgehen. Und wenn man hier darüber schreibt und liest, dann vergisst man nicht.

    Ein Gruppenfreund hat damals für sich gemerkt, dass sein Alkoholkonsum zu hoch ist und hat in von sich aus reduziert und dann auf Null geschraubt. Das sollte eine vorrübergehende Maßnahme von einem Jahr sein. Daraus sind dann 10 Jahre ohne Alkohol geworden. In einem Urlaub hat er dann mal bei seiner Frau am Wein gerochen, danach probiert, am nächsten Tag sich selbst ein Glas bestellt, am übernächsten Tag eine Flasche. Und am darauffolgenden Tag hat er auf dem Markt dann 5 Flaschen gekauft, falls es den Wein im Hotel nicht mehr geben sollte. Und so ging es dann noch ein paar Jahre weiter, bis er in einer Entgiftung gelandet ist - und kurz darauf bei uns.
    Erst durch die Gespräche mit uns ist ihm bewusst geworden, dass er Alkoholiker ist und was da im Urlaub abgegangen ist.
    Das ist jetzt wieder 10 Jahre her. Aber dieses Mal hat er anders auf sich und sein Verhältnis zum Alkohol geschaut.

    Solange Du an Alkohol in der Art denkst, was er mit Dir angestellt hat (und wieder anstellen würde!!) - solange ist das okay.
    Wenn Du garnicht mehr an ihn denkst, ihn vergisst und nicht auf Dich achtest - dann wird es gefährlich. Denn dann kann er sich unbemerkt "anschleichen".
    Und dann kommt dieses berühmte "Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte nixweiss0"

    Von daher ist doch alles im grünen Bereich.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe AmSee.
    Ich möchte noch auf das Rauchen eingehen.
    Du schreibst ,du hast dich austricksen lassen und deshalb fällt es dir schwer ,das Rauchen bisher dauerhaft zu lassen.
    Ich erinnere mich so gut an die Zeit ,in der ich aufgehört habe zu rauchen.
    Es war eine richtige Qual und nicht zu vergleichen mit dem Aufhören mit Alkohol.
    Auch wenn ich das Rauchen nicht mehr wollte (und das ging fast 3 Jahre lang so ) , konnte ich trotz Widerwillen, trotz Überdruss und trotz des Wissens,wie unvernünftig es war, nicht aufhören.
    Immer wieder scheiterte ich.
    Irgendwann aber hats geklappt.
    Es war ganz schlimm ohne die Zigarette leben "zu müssen ".
    Es war im Grunde nur der Kopf ,der sich mit dem Aufhören befasste.
    Aber die Gier hatte ich noch ca 1 Jahr danach und ich musste jedesmal so heftig gegensteuern, dass ich nicht wieder rückfällig werde.
    Nach einem Jahr war ich überm Berg.

    Welche Gedanken haben dich immer wieder ausgetrickst?

    Ich bin mir sicher ,dass es auch hier beim Rauchen individuelle Wege gibt und dass auch mehrmaliges Scheitern zum endgültigen Aufhören gehören kann.

    Was ich allerdings merke ,dass ich das Aufhören mit dem Rauchen gar nicht vergleichen kann mit dem Aufhören von Alkohol.
    Es sind zwei vollkommen unterschiedliche Ansätze bei mir gewesen.

    Mein Notfallplan ,den ich mir für den Alkohol zurecht gelegt habe ,hätte damals beim Rauchen gar nicht funktioniert.

    Ich wünsche dir jedenfalls alles Gute und drück dir die Daumen für deinen Aufhörplan.

    LG Orangina

  • Lieber Greenfox

    Danke für deine Zeilen.
    Ich kann das gut nachvollziehen, was du schreibst.
    Wenn ich Abends Tee mache oder ein anderes Getränk, dann denke ich nicht mehr an Alkohol.
    Es ist schon so normal geworden, dass ich keinen Alkohol mehr "brauche".
    Das meinte ich mit "ich denke nicht mehr an Alkohol ".

    Aber im Kopf sind Erinnerungen gespeichert und immer das Wissen um meinen Grund ,weshalb ich aufgehört habe mit dem Trinken.
    Mir ist auch klar ,was passieren würde,wenn ich mal ne "Ausnahme " machen würde, sprich: wenn ich mal 1 Glas trinken würde.
    Oft genug hab ich das selbst erfahren, bevor ich endgültig aufhörte.

    Die Geschichte deines Gruppenfreundes klingt sehr eindrücklich.
    Danke ,dass du sie hier geschrieben hast.
    Solche Geschichten sind wichtig,damit das Leid und die Macht des Alkohols nicht unterschätzt werden

    LG Orangina

  • Liebe Orangina,
    wie du weißt, ziehe ich ganz gerne ab und zu mal Vergleiche zwischen Alkoholabhängigkeit und Nikotinabhängigkeit, obwohl diese beiden Abhängigkeiten eigentlich recht unterschiedlich sind.

    Was das Rauchen betrifft, hab ich so einige Anläufe, damit für den Rest meines Lebens aufzuhören, hinter mir. Sie waren alle höchst unterschiedlich. Mal ging’s schwer, mal ging’s leicht. Mal wollte ich nur vom Kopf her aufhören, da war’s besonders hart, mal war ich so mit dem Rauchen durch, da ging’s verhältnismäßig leicht.

    Mit dem Alkohol habe ich nur diesen einen Anlauf hinter mir und da war’s nicht nur vom Kopf her, sondern da spielte deutlich mehr eine Rolle. Alkoholkonsum zieht aber auch, im Gegensatz zum Rauchen noch einen ganzen Rattenschwanz hinter sich her und damit meine ich nicht die diversen Krankheiten, sondern die Wirkung, die dabei einsetzt. Da kam bei mir zum Beispiel der „Durst“ beim Trinken und ich hatte erst genug, wenn ich beduselt war und Erschöpfung einsetzte. Das ist beim Rauchen z.B. überhaupt nicht so, da kommt keine Lust auf gleich die nächste und die nächste Zigarette hinterher.

    In Bezug auf Alkohol hatte ich immer darauf geachtet, den ja nicht zu trinken, wenn ich Probleme hatte. Ich fürchtete nämlich, dass mich genau DAS alkoholabhängig machen könnte. - Dass ich dann trotzdem alkoholabhängig wurde, steht auf einem anderen Blatt. - Ich glaube, dass mich dieses Verhalten vor mancher möglichen Triggersituation bewahrt hat, und bin sehr froh darüber. - Ich erinnere mich aber, dass ich nach dem Tod meiner Mutter, als ich von dort wegfuhr, schnurstracks zur Tankstelle fuhr, um mir Bier zu kaufen und meine Trauergefühle damit etwas abzufedern, was auch gelang….

    Beim Rauchen hingegen war das anders bei mir, denn nach 20 Jahren des Nicht-mehr-Rauchens griff ich genau in einem Moment, in dem ich in höchster Anspannung war und mich mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln nicht runterregulieren konnte, zur Zigarette und diese wirkte sofort und sorgte binnen Sekunden, dass die Anspannung spürbar nachließ. Da das so prima funktionierte, wurde ich wieder Raucher. Das ist inzwischen 6 1/2 Jahre her.

    In der Zwischenzeit habe ich immer mal wieder aufgehört, einmal hab ich’s sogar für für 1 1/2 Jahre geschafft und hätte nie gedacht, rückfällig zu werden.

    Es ist äußerst schwer, rational zu erklären, warum ich auch diesmal wieder angefangen hab und warum ich zur Zeit nicht aufhören kann/will. Von außen betrachtet, klingt das alles nämlich irgendwie ziemlich blöde. ;)

    Du musst wissen, ich erlebe immer mal wieder Zustände höchster Erregung und Anspannung, die kaum zu ertragen sind. Sie kommen mehr oder minder aus heiterem Himmel, obwohl’s eigentlich immer einen Auslöser gibt, den ich aber VORHER nicht erkenne und deshalb vermeiden könnte. Es besteht offenbar ein Zusammenhang mit meiner Depressionserkrankung.

    Genau während solcher Zustände bin ich bislang fast jedes Mal rückfällig geworden. Der Gedanke, dass mir in solchen Zuständen eine Zigarette hilft - und sie tut es dann tatsächlich - , wird soooo übermächtig, dass er alles andere Wissen, was ich über meine Nikotinabhängigkeit habe, einfach beiseite schiebt. Dann denkt etwas in mir: „Du rauchst jetzt schon so lange nicht, diese eine wird nichts ausmachen, kannst ja danach einfach wieder damit aufhören.“

    Wenn ich dann aber erst wieder eine geraucht hab, bin ich merkwürdigerweise ruckzuck wieder richtig dabei und etwas in mir will erstmal gar nicht wieder aufhören. Das ist etwas, was du ja auch kennst. Das Nikotin hilft ja auch recht gut bei Stress, bis dann irgendwann der Punkt kommt, an dem es nicht mehr hilft - den ich auch schon kennengelernt habe.

    Und genau DAS, was mir da in Bezug auf das Rauchen widerfährt, fürchte ich, wenn ich mich nochmals auf den Alkohol einlassen sollte. Dass das nicht unwahrscheinlich ist, dass mir das passieren könnte, zeigt nicht nur Greenfox’ Beispiel. Ich hab das auch schon von anderen gelesen. Und gerade deshalb bin ich in Bezug auf meine Alkoholerkrankung besonders „auf der Hut“.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe am See,

    ich habe lange nichts mehr hier geschrieben, aber ich lese immer mal wieder mit.
    Nun, mich als ehemaliger Raucher (seit sechs - ein halb Jahren "trocken") hat dein Post angetriggert,
    jetzt doch mal was zu schreiben.
    Wie bei jeder Sucht haben auch Raucher alle irgendwo viele Ähnlichkeiten in ihrer Suchtgeschichte und trotzdem ist
    jede Sucht höchst individuell. Ich denke Rauchen / Alkohol und Depressionen spannen ein komplexes Ursache-Wirkungsdreieck
    auf, wo man sich immer wieder fragen kann, was ist die Henne und was ist das Ei.
    Ich tendiere wohl auch irgendwo zu Depressionen, weiß aber ziemlich sicher für mich, dass nicht nur Alkohol, sondern auch das Rauchen bei mir die Tendenz zu Depressionen zumindest begünstigt hat. Andererseits habe ich sicher auch wegen dieser Tendenz zu Depressionen getrunken/geraucht - eben Henne/Ei
    Aber mir geht es jetzt als Nichtraucher nicht nur körperlich, sondern auch psychisch wesentlich besser als als Raucher.
    Ca. 2 Monate nach dem Rauschstopp musste ich nochmal durch eine ziemlich heftige Phase inkl. Behandlung beim Neurologen, der mir Anti-Depris verschrieb (würde ich heute nicht mehr nehmen, aber das würde jetzt zu weit führen). Aber von da an ging es nur noch bergauf - sehr langsam aber immer stetig. Den letzten Kick hat es bei mir nochmal gegeben, als ich meinem Neurologen angetriggert habe, dass wir jetzt endlich mal die Antidepressiva absetzen müssen, er hat das zwar befürwortet, wäre aber von selber nicht auf die Idee gekommen :(

    Als ich trocken (vom Alkohol) geworden bin, war ich anfangs richtig euphorisch. Aber dann ging es wieder bergab. Ich merkte irgendwie, ich bin noch nicht "fertig" . Ich schlief wieder schlechter und stand dann mitten in der Nacht auf um zu Rauchen. Ich habe mich dann wohl schon auf den Rauchstopp vorbereitet, indem ich wieder angefangen habe Sport zu treiben. Ich wusste wohl unbewusst, ich würde etwas brauchen, wenn es so weit ist . Und noch ein Jahr später war es dann so weit.

    Ich schlafe zwar immer noch nicht mehr jeder Nacht durch. Aber es macht mir nicht mehr besonderes viel aus. Im Gegenteil, manchmal genieße ich es sogar, wenn ich mitten in der Nacht aufwache und ich noch etwas Zeit für mich habe, z.B. um etwas zu lesen und noch etwas kühle Nachtluft ins Zimmer zu lassen.
    Oder wenn es bald Zeit zum Aufstehen ist lieg ich einfach nur da und dussel so ein bisschen vor mich hin. Und es ist Ruhe in der Birne. Kein Kater, kein Suchtdruck, in keine Richtung. ich muss nicht aufstehen, Kaffee trinken (weil erste Zigarette ohne Kaffee ging nicht) und rauchen. Ich darf entspannen Einfach nur schön!

    Zum Schluss noch zu deinem Satz : "da kommt keine Lust auf gleich die nächste und die nächste Zigarette hinterher." ...bei mir war das so. Vor allem morgens, mindestens 2 , meist aber 3 oder 4 direkt hintereinander. Das war aber nicht, weil ich Lust drauf hatte, sondern weil eine Zigarette die Sucht gar nicht befriedigen konnte.
    Die nachfolgenden zwei oder drei übrigens auch nicht.

    Liebe Grüße

    Frank

  • Lieber Frank,
    Danke dir für deinen Post. Du erinnerst mich da an etwas, mit dem ich gut etwas anfangen kann. Muss da noch ´n bisschen drüber nachdenken bzw. in mich hineinfühlen.

    Bezüglich:


    Ich denke Rauchen / Alkohol und Depressionen spannen ein komplexes Ursache-Wirkungsdreieck
    auf, wo man sich immer wieder fragen kann, was ist die Henne und was ist das Ei.

    Da stimme ich dir durchaus zu.
    Ich weiß zwar mit ziemlicher Sicherheit, dass bei mir die Depressionen zuerst da waren, aber das spielt eigentlich keine Rolle. Ich hab phasenweise durchaus bemerkt, wie sich mein Alkoholkonsum negativ auf meine Erkrankung auswirkte, und mit dem Rauchen ging’s mir ganz ähnlich. Und in schlechten Phasen hab ich daraufhin definitiv mehr geraucht, das weiß ich noch gut. Und ich war zweifellos auch geneigt, mir mit Alkohol das Leben schöner zu machen. Was dann mehr und mehr misslang.


    Was mir wirklich noch Kopfzerbrechen bereitet, ist, wie ich durch diese Phasen höchster Erregung und Anspannung durchkommen soll, wenn sie mal wieder auftreten. Wasser trinken, bewusst Atmen, Igelball o.ä., Eis auf den Handgelenken, scharfer Geruch usw. hat bislang nicht wirklich funktioniert. Ich bleib aber am Ball, bin ja schon eine Weile dran. Grins.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Eine Anmerkung noch zu mir:
    Als ich damals das Rauchen aufhörte ,begann ich mehr Alkohol zu trinken.
    Heute denke ich ,dass das mein Ersatz war und eine Kompensation. Eine Sucht wurde aufgegeben, dafür die andere genährt..

    Es war unterbewusst wohl ein Festhalten an etwas ,was mir Halt geben sollte.

    Frank und Frei:
    Ich rauchte damals auch eine nach der anderen ,sobald ich anfing gierte ich nach der nächsten und am Ende des Tages war ich deprimiert, dass ich schon wieder zu viel geraucht habe.
    Mein Tageslimit war dann irgendwann bei 10 am Tag.
    Das schaffte ich selten.
    Das war auch so eine üble Selbstaustrickserei wie beim kontrollierten Trinken.
    Sobald ich unter 10 Zigaretten blieb ,sagte ich mir :" Ich kann jeder Zeit aufhören, bin ja nicht richtig süchtig."
    So dreht man sich das hin und her ,wie man es gerade braucht.


    Psychisch ging es mir sehr schlecht, als ich mit dem Rauchen aufhörte.
    Es war eine ziemliche Leere,die ich auch wahrnahm -Phasenweise zumindest, genauso wie ich es auch wahrnahm, als ich mit dem Trinken aufhörte.
    Trotzdem war das beim Nichtrauchen so massiv unerträglich, weil mir definitiv etwas fehlte.
    Der Entzug war derart hart.
    Ich konnte es nur mit Disziplin durchhalten.

    @AmSee
    Was würde denn passieren, wenn du die Anspannung und die Erregung aushalten würdest ?
    Ich lese heraus ,dass du große Angst davor hast .
    Deine Befürchtung kenn ich von Aussagen von anderen auch ,dass der Plan zum Nichtraucher nicht funktioniert, weil die Angst vor der Anspannung etc zu groß sind.
    Ja,es ist hart.
    Aber hat man erst mal die ersten Tage geschafft ,wird es von mal zu mal besser.

    Ich frage mich, weshalb dies dauerhaft nicht klappt bei dir.
    Sieh das nicht als Vorwurf oder Kritik.
    Es ist eine Frage ,die ich dir stelle,weil ich es verstehen will.
    Mir hat das Nichtraucher Buch von Allen Carr gut geholfen.
    Ich denke ,du hast noch zu positive Verbindungen zum Rauchen (gedanklich ).
    Vielleicht ist das auch komplett falsch.

    Für mich wäre es unvorstellbar, zu rauchen aber nicht mehr zu trinken.


    LG
    Orangina

  • Liebe Orangina,
    das Problem besteht eher weniger beim Aufhören. Klar bereitet mir auch die erste Zeit des Nikotinentzugs Unbehagen, aber ich weiß, dass und wie die zu überstehen ist.
    Die Anspannung und Erregung, die ich meine, steht meiner Erfahrung nach nicht mit dem Entzug in Zusammenhang. Einmal zum Beispiel traf sie mich aus heiterem Himmel nach gut 1 1/2 Jahren zufriedenen Nicht-mehr-Rauchens.
    Mein Therapeut hat mich letztens in so einem Zustand erlebt, da ist in mir ein Empfinden höchster Überforderung und Hilflosigkeit, das dann auch Angst und Panik aufkommen lässt. Das lässt sich für mich nicht aushalten und ich bin eigentlich recht hart im Nehmen.

    Was mir derzeit noch den Mut nimmt, die erste Zeit des Entzugs hinter mich zu bringen, ist tatsächlich die Angst vor dem nächsten Scheitern, wenn wieder so ein Zustand eintritt, den ich einfach nicht auszuhalten vermag.
    Und dummerweise, wie das mit solchen Suchtmitteln nun einmal ist, springt man ja auch drauf an, weil das Belohnungszentrum davon angesprochen wird. Jedenfalls empfinde ich die Zigaretten derzeit mal wieder als willkommene Belohnung. nixweiss0

    Ich weiß gut, wie das von außen klingt. Wir kennen solche Argumentationen von Alkoholikern, die (noch) nicht aufhören wollen. Ich müsst‘s ja eigentlich besser wissen, aber ich kann aus der Innenperspektive nur sagen, dass es sich von Innen anders anfühlt, als man das aus der Distanz von außen wahrnimmt.
    Und gerade, weil’s sich von Innen so darstellt, wie ich das derzeit erlebe, ist’s mit so wichtig, dass mir das mit Alkohol ja niemals geschieht.

    Noch hab ich nicht etwas wirklich Hilfreiches aufgebaut, aber da bin ich derzeit dran, hab schon mit meinem Therapeuten darüber gesprochen. Muss das allerdings noch in guten Zeiten üben, damit ich in schlechten Zeiten tatsächlich auch darauf bauen kann.

    Frank hat mich gestern tatsächlich noch an etwas erinnert, was mir möglicherweise helfen könnte.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Huhu AmSee ♡

    liest sich von aussen, als hättest du (immer noch/immer wieder) Angst vor dem stinkenden, krankmachenden Kippenmonster.

    Angst beginnt im Kopf. Mut auch.
    -VerfasserIn unbekannt-

    Alles hat seine/ihre Zeit.

    Netten Gruß von ichso - die mal gelernt hatte: Das Suchtmittel ist meist egal. Der Weg rein und raus ist der Gleiche. Wünsche dir in echt, dass dein tiefster Punkt nicht Lungenkrebs wird :( Das wünsche ich tatsächlich auch allen RaucherInnen, die hier mitlesen.


  • Huhu AmSee ♡

    liest sich von aussen, als hättest du (immer noch/immer wieder) Angst vor dem stinkenden, krankmachenden Kippenmonster.

    Huhu ichso,
    nee, vor dem ja gerade nicht. :devilsmile:


    Angst beginnt im Kopf. Mut auch.
    -VerfasserIn unbekannt-

    Wem sagst du das! :devilsmile:

    Nur, wenn du in der Angst bist, die durch irgendwas aus/in deinem Unterbewusstsein getriggert und genährt wird, dann fühlt sich das ziemlich existenziell an. Klingt nach Jammern, ist aber nur ´ne Zustandsbeschreibung.
    Ich hab in den letzten Monaten dank meines Therapeuten schon das eine oder andere aufarbeiten dürfen und vertraue darauf, dass in absehbarer Zeit endlich wirklich Ruhe einkehrt.
    Dann klappt es bestimmt auch dauerhaft mit dem Rauchstopp.


    Alles hat seine/ihre Zeit.

    Genau so sehe ich das auch. Dieser Spruch hat sich in meinem Leben schon sehr, sehr oft bewahrheitet.


    Wünsche dir in echt, dass dein tiefster Punkt nicht Lungenkrebs wird :(

    Das wünsche ich mir auch. Ich wäre, soweit mir bekannt ist, die vierte in meiner Familie, die daran zugrunde ginge. :(

    Nette Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Was mir wirklich noch Kopfzerbrechen bereitet, ist, wie ich durch diese Phasen höchster Erregung und Anspannung durchkommen soll, wenn sie mal wieder auftreten. Wasser trinken, bewusst Atmen, Igelball o.ä., Eis auf den Handgelenken, scharfer Geruch usw. hat bislang nicht wirklich funktioniert. Ich bleib aber am Ball, bin ja schon eine Weile dran. Grins.

    ...ich glaube, ich weiß so ungefähr, was du da mit diesen Phasen meinst. Bei mir war es der Sport (Rennen) , der mir geholfen hat. 2019 dann mein erster Halbmarathon, sogar mit einer halbwegs anständigen Zeit. Nun soll er nach 2 Jahren Corona-Pause am 3. Oktober wieder stattfinden und jetzt bin ich wegen einer Achillessehnen-Reizung lahm gelegt. :(
    Der Orthopäde hat mir zwar in Aussicht gestellt, dass das durchaus was werden kann, wenn ich jetzt meine Schiene 6 Wochen brav trage und dann erst langsam wieder los lege.
    Aber anmelden werde ich ich nur wenn ich den Trainingsrückstand wieder aufholen kann und zu mindestens nicht langsamer bin als vor 3 Jahren. Dafür schwimme ich jetzt wie ein Wahnsinniger, letzten Sonntag 5km . Ein Freund aus meiner Selbsthilfegruppe würde dazu sagen: Wir sind eben Alkoholiker, wir können nicht "Normal".
    ...vielleicht sollte ich auf Triathlon umsteigen, ist vielleicht etwas schonender für Gelenke und Sehnen für ältere Herrschaften wie mich ;) und ich müsste aufs Laufen denn doch nicht ganz verzichten

  • ...kennt ihr den Frädrich?

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    habe ich in der Anfangsphase x-mal geguckt. Finde ich ziemlich gut, auch wenn ich nicht in allen Punkten seiner Meinung bin - vor allem zum Thema Nikotinersatz.
    Wer heilt hat recht, meine ich und es gibt nun mal viele, die es mit Nikotinersatz geschafft haben und Ohne x-mal gescheitert sind. Auch die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zeigen ja, dass Nikotin nur EIN Suchtstoff von vielen in Zigaretten ist. Deshalb stimmt der Spruch "Einen Raucher mit Nikotinpflaster entwöhnen zu wollen ist als ob man einen Alkoholiker mit Weinbrandbohnen trocken legen will" eben nicht.
    Ich will Nikotinersatz nicht glorifizieren, es ist immerhin auch ein Gift und ein Suchtstoff. Wenn es jemand ohne schafft , um so besser. Aber für Manche kann es ein Weg sein, ob nun Pflaster, Kaugummi oder Dampfe. Ich selbst habe die ersten 50 Stunden kalt entzogen und wenn ich mir dann eines von den schon bereit gelegten Nikotinkaugummis reingepfiffen hätte wäre ich garantiert zur Tanke gefahren und hätte mir Kippen gekauft.
    Aber wie gesagt, ansonsten finde ich den Frädrich super.

  • Frank und Frei

    Ich kannte den FRÄDRICH nicht,habe aber jetzt mal reingeschaut und mir die ersten 2 Teile angeschaut.
    Mich hat das sehr angesprochen.
    Besonders gut gefallen hat mir ,dass durch das Rauchen der Suchtpegel aufrecht erhalten bleibt und jedes mal mit einer Zigarette wieder neu angestachelt wird...Der Frädrich schildert das ganz gut und anschaulich.
    Die Mechanismen beim Rauchen (und die typischen Gedanken dazu ) hat er gut aufgedröselt.

    Orangina

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