Ist es jetzt an der Zeit?

  • Hallo Dagny,
    natürlich ist mir willkommen, dass du mir schreibst, und ich verstehe vollkommen, dass du mich warnen willst, damit es mir nicht ähnlich ergeht wie dir. Ich habe deine Vorstellung gelesen und ich kann gut nachvollziehen, dass du dich in dem, was ich geschrieben habe, erkennst. Mir geht es nämlich mit dem, was du über dich erzählt hast und was du hier bei mir über dich erzählst, ähnlich. Und wie ich dich lesend kennengelernt habe, wird es dir ähnlich wie mir gehen, dass es dir in gewisser Weise gut tut auf Menschen zu treffen, die Dir ähnlich sind. Du darfst mir also gerne weiter schreiben, ich werde dir gewiss auch schreiben, wenn ich etwas zu sagen habe. Ansonsten lese ich gerne bei dir, wie es dir so geht. Ich finde das beeindruckend, wie du die Sache in den Griff bekommen hast.
    Ich denke, ich bin nicht mehr an dem Punkt, an dem ich Alkohol „romantisiere“. Es hat seinen Grund, warum ich mich hier angemeldet habe. Ich sehe die Warnzeichen. Wenn ich den Alkohol wirklich noch „romantisieren“ würde, hätte ich mich hier nicht angemeldet, denn eure Antwort wäre mir klar gewesen und auch nicht willkommen gewesen. Bei meiner ersten Vorstellung ging es mir darum, mich vorzustellen. Dazu gehörte für mich auch eine Darstellung, wann ich Alkohol trinke und mit welchen Empfindungen. Ich dachte mir, dass die Chance, mir zu helfen, steigt, je genauer ich mich vorstelle.
    Auch, wenn es für manchen vielleicht missverständlich gewesen ist, letztlich hat genau diese Vorstellung zu einer für mich notwendigen Auseinandersetzung mit meinem „Problem“ geführt. Wer mir geantwortet hat, hat diesbezüglich nachgefragt, und durch das Aufschreiben, die Nachfragen und die Auseinandersetzung mit den Fragen wurde mir selbst Manches klarer. So hast du mir zum Beispiel von dir erzählt und ich erkenne mich in Manchem wieder, in Manchem zum Glück noch nicht. Was du und auch Susanne mir geschrieben habt, spricht mich an, weil ihr schreibt, wie ihr schreibt, und weil ihr mir in gewisser Weise ähnlich seid. Und es warnt mich, es ja nicht so weit kommen zu lassen. Und es tut mir irgendwie gut, dass ihr mir schreibt und euch um mich sorgt. Glaub mir, ich bin ein sehr nachdenklicher Mensch, ich reflektiere häufig, was ich tue, und hinterfrage mich. Gerade weil ich so krank bin, aber nicht im Jammern versinken will, suche ich nach neuen Wegen. Natürlich meine ich nicht den Weg, meinen Kummer im Alkohol zu ertränken, sondern nach Wegen, die mir dauerhaft gut tun.
    Ich möchte meinen Weg finden, verstehst du? Wenn das, was ich vorhabe, funktioniert, ist es doch gut für mich, und wenn es nicht funktioniert, falle ich ja nicht in ein tiefes Loch, sondern weiß, was ich zu tun habe, werde es tun und habe dann solche Vorbilder wie dich. Was ist denn so schlimm daran, es reflektiert auf einen Versuch ankommen zu lassen? Ich verstehe vor deinem eigenen Hintergrund deine Sorge, aber ich stehe in Bezug auf dieses Thema nicht mehr ganz am Anfang, glaub mir.
    Vielleicht kommt es ja auch so, dass es mir nicht mehr so wichtig ist. Ganz wie Susanne es als Möglichkeit in Aussicht gestellt hat. Möglicherweise sind die Vorteile des Verzichts in den kommenden zwei Monaten so groß, dass ich‘s lieber ganz sein lasse. Wer weiß? Heute jedenfalls trinke ich ebenfalls nicht. Aus dem Nicht-mehr-Raucher-Forum weiß ich, dass diese kleinen Schritte ggf. hilfreicher sind als der Gedanke nie mehr rauchen zu dürfen. Wer sich dann genau beobachtet, stellt nach und nach Fortschritte und Vorteile fest.
    Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn du mich bei meinem Weg begleiten könntest. Ich mag, wie du reflektierst.
    Viele Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Susanne,
    hab ganz lieben Dank, dass du mir schon wieder schreibst. Das bedeutet mir viel!
    Mit Trinkertypen habe ich mich auch schon beschäftigt. Kennst du das Buch von Simon Borowiak, „Alk: Fast ein medizinisches Sachbuch“? Ein amüsantes Buch, das ich mit Lust gelesen habe, ebenso wie seinen Roman „Sucht“. Wer Borowiaks Stil mag, dem kann beide Bücher empfehlen.

    Habe ich aber auch erst Und als ich auch, so wie Du gerade, das mal von aussen betrachtet habe, ging mir auf, das mein ganzes bisheriges Leben davon bestimmt war, nur ja nie so die Kontrolle zu verlieren, dass ich mal in die Situation käme, aufhören zu müssen. Das musste unbedingt so bleiben, dass ich weiter trinken kann. Mir ging aber dann auch auf, was ich schon alles da drum rum gebaut und was ich schon geopfert hatte. Ich hab da wirklich Hirnschmalz reingesteckt, mich ungehindert besaufen zu können.

    Das kann ich völlig nachvollziehen. Ich werde mich beobachten. Immerhin bin ich aufmerksam geworden, dass ich auf keinem guten Weg gewesen bin, dass ich vor der Gefahr bislang ziemlich die Augen verschlossen habe bzw. mir die Sache schöngeredet habe. Wie ich mich kenne, bezweifle sehr, dass ich wieder da hin komme. In meinem Kopf ist ein ziemlich strenger Richter, musst du wissen, der guckt, mir, wenn er auf etwas aufmerksam geworden ist, ziemlich genau auf die Finger. (grins) Früher war das ganz schön schwer, gegen den zu bestehen, mittlerweile kenne ich mich so gut, dass ich mit ihm leben kann. Er meint‘s ja irgendwie auch gut mit mir.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Danke für deine Beileidsbekundung. Das ist sehr aufmerksam von dir!


    Mein Vater starb vor drei Jahren und er starb auch am Alkohol.

    Oh, dann hast du als Kind und Jugendliche vermutlich auch diesen ganzen Sch..... erlebt, der dich für dein Leben geprägt hat....
    Ich bin meinem Vater heute nicht mehr böse. Er tut mir leid. Er war nur 43 Jahre alt, als er starb, und davor schon eine ganze Weile todunglücklich.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo AmSee,

    Es gibt schon Unterschiede. Mein Vater wurde 82. Er ist auch nie ganz so abgestürzt wie ich. Bei ihm war es eher der tägliche Treibstoff. Dafür habe ich ihn während 57 Jahren (so alt war ich bei seinem Tod) wohl keinen Tag ohne Alkohol erlebt, ausser in den letzten Tagen, als er gar nicht mehr wach wurde. Über den Tag gerechnet aber ordentliche Mengen, er fing ja zum Frühstück damit an. Und am Ende tat er fast nichts anderes mehr. Hat nie versucht aufzuhören, meine Eltern waren u.a. deswegen schon lange geschieden. Er hat jeden rausgeschmissen, der ihm helfen oder ihn sonstwie beinflussen wollte. Am Ende waren Hirn und Leber restlos hinüber. Kein schöner Anblick.
    Ich hab ihn am Schluss betreut. Wir haben unseren Frieden geschlossen, nachdem es lange sehr schweirig zwischen uns war. Das war der Grund, warum ich dann irgendwann hier aufgeschlagen bin, mein eigenes Problem hat mich da schon länger nicht mehr beschäftigt, aber da kam ich dem noch mal relativ nahe. Und jetzt sehe ich halt, das ich hier ab und an was tun kann und dass mir das auch gut tut.

    Gruß Susanne

    Einmal editiert, zuletzt von AmSee13 (8. März 2022 um 13:24)

  • Hallo Susanne,
    da bist du ja wieder. Auch wenn’s ein ernstes Thema ist, ich freue mich, dass du mir schreibst.


    Es gibt schon Unterschiede. Mein Vater wurde 82. Er ist auch nie ganz so abgestürzt wie ich. Bei ihm war es eher der tägliche Treibstoff.



    Inzwischen habe ich gelesen, dass es körperlich eigentlich gar nicht so sehr den Unterschied macht, ob man so abstürzt wie du oder das so durchzieht, wie es dein Vater gemacht hat. Möglicherweise leidet die Psyche mehr, wenn man es so macht, wie du es getan hast.
    Auf jeden Fall ist es eine sehr traurige Geschichte, die du da erzählst. Eigentlich unfassbar, dass man sich von diesem Stoff so kaputt machen lässt. Ich kann mir die Reaktion deines Vaters auf Hilfsangebote sehr gut vorstellen. Mit dem Rauchen verhält es sich ja ähnlich. Da kriegen die Menschen COPD oder sogar Lungenkrebs und rauchen trotzdem noch weiter. Ich find’s besonders erschreckend, wenn ich vor dem Krankenhaus Gestalten mit Atemgeräten rauchen sehe.
    Ich habe in Bezug auf das Rauchen letztens bei ARTE eine sehr interessante und aufschlussreiche Doku gesehen. Wenn du sie nicht gesehen hast, findest du sie gewiss noch bei ARTE in der Mediathek.
    Übertragen lässt sich das Ganze gewiss auch auf die Alkohol-Industrie. Wenn ich bedenke, wie oft ich in Film und Fernsehen sehe, dass sich ein Bier, ein Wein oder ein „Drink“ eingeschenkt wird. Oder die schöne Werbung für Bier etc. ...

    Du siehst, ich bin ziemlich nachdenklich.

    Bewundernswert, dass du deinen Vater am Schluss betreut hast. Das war gewiss alles andere als leicht.

    Zitat

    Und jetzt sehe ich halt, das ich hier ab und an was tun kann

    Und das machst du, wie ich nicht nur bei mir bemerkt habe, ziemlich gut. Danke!

    Liebe Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich habe mich in den letzten Tagen sehr viel mit den Themen „Alkohol“, „Alkoholmissbrauch“ und „Alkoholismus“ beschäftigt und ich bin nach wie vor ziemlich nachdenklich.
    Ich habe hier einige Lebensgeschichten gelesen und sie berühren mich nicht wenig. Ich war noch nie dort, wo einige hier waren, aber ich erinnere mich gut, wie das bei meinem Vater war. Er dient mir immer als Warnung, aber ich war und bin doch so ganz anders als er.... Dass auch andere Wege als seiner in den Alkoholismus führen, ist mir hier bei der Lektüre deutlich geworden. Mir geht’s diesmal aber auch anders als sonst, es ist, als erreichte mich dies Thema wirklich in meinem Innern. Und mir ist klar geworden, dass, auch wenn ich noch längst nicht dort bin, wo andere hingekommen sind, ich im Begriff bin/war, so richtig abhängig zu werden. Meine Vorstellungsfrage ist damit beantwortet. Es ist an der Zeit!
    Ich trinke auch heute keinen Tropfen. Heute ist damit mein 6. Tag ohne. Ob ich Weihnachten eine Ausnahme machen werde, wird sich zeigen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Jetzt gerade, heute, ist mir das nicht wichtig. Mich interessiert eher, wie ich auf gesundem Weg das erreichen könnte, was mir sonst der Alkohol gegeben hat.
    Ich habe in einer Doku gestern gehört, dass, wer Alkohol konsumiert, am ehesten den GABA-Neurotransmitter ansprechen möchte. Was ich dazu gelesen habe, würde das jedenfalls echt gut bei mir passen. Ein Medikament oder künstliches Präparat würde ich deswegen (noch) nicht zu mir nehmen, ich traue der Pharmaindustrie nicht so recht, aber mich interessiert, wie ich diesen Neurotransmitter auf natürliche Weise ansprechen könnte.
    Ich hatte gehofft, dass einige meiner Symptome auf Entzugserscheinungen zurückzuführen wäre, sind sie aber wohl nicht. Freitagabend stand ich etwas neben mir, ich konnte mich kaum richtig auf das konzentrieren, was ich gerade tat, es fühlte sich unangenehm wattig an, gestern fühlte ich mich den ganzen Tag erschöpft, geriet bei den kleinsten Anstrengungen außer Puste und hatte Schweißausbrüche und auch heute geht’s mir nicht viel besser. Freitag war mein 4. Tag ohne Alkohol, es ist also unwahrscheinlich, dass das noch Entzugserscheinungen waren. Die Symptome sind mir nicht neu, die habe ich schon eine Weile, nun kann ich wenigstens ausschließen, dass es vom Alk kommt. Morgen mache ich mal einen Termin beim Arzt ab, um das abklären zu lassen. Jetzt kann ich ja auch hingehen, ohne mich schämen zu müssen, dass die Symptome auf Alkoholmissbrauch zurückzuführen wären.

    Ich wünschte mir, hier wäre etwas mehr los. Das fehlt mir hier.

    Gestern Abend habe ich nach Selbsthilfegruppen bei mir vor Ort gegoogelt. So richtig sprach mich keine an. Das klingt interessant, was einige hier darüber erzählen, wie sie zu ihren SHGs gekommen sind, aber meine Hemmschwelle, von mir aus Kontakt aufzunehmen, ist noch riesengroß, abgesehen davon, dass zur Zeit wahrscheinlich auch bei uns keine persönlichen Treffen mehr stattfinden werden. Es gibt wohl Online-Angebote, aber irgendwie traue ich mich nicht da dran. Und dann möchte mich eigentlich auch nicht ständig mit Geschichten von Abstürzen beschäftigen, sondern ich möchte inspiriert werden, wie’s ohne Alkohol gut läuft. Ich möchte nicht ständig nach hinten sehen, sondern nach vorne.

    Bin gespannt, was ihr zu dem, was ich geschrieben habe, antwortet.

    Viele Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo
    Erst mal toll das du jetzt 6 Tage geschafft hast. 44. :clap:
    Gestern Abend habe ich nach Selbsthilfegruppen bei mir vor Ort gegoogelt. So richtig sprach mich keine an.
    Na ja so mit der Vorstellung wie sich dort eine Shg vorstellt alleine wirst du da nicht weiter kommen.
    Und dann möchte mich eigentlich auch nicht ständig mit Geschichten von Abstürzen beschäftigen, sondern ich möchte inspiriert werden, wie’s ohne Alkohol gut läuft. Ich möchte nicht ständig nach hinten sehen, sondern nach vorne.
    Na ja sehe es doch mal von einer Anderen Seite.Dort in einer Shg sindnicht nur Geschichten von Abstürzen zu hören nixweiss0
    Betrachte eine Shg wie eine Folge im Fernsehen oder im Film,da lächst ja auch jeder der verrückt ist drauf wie es Weitergeht in der Nächsten Folge.Das Kann recht Spannend werden.
    Weil,du weist nie was in der Nächsten Woche denn so Passiert.Dort gibt es keine Mediatek :lach:
    Dallas ,Nur die Liebe Zählt,Bauer sucht Frau, alles Sendungen im Fernsehen,aber wenn du deine Shg gefunden hast,bist du mit einem Male Hauptdarsteller schwitz.
    Aber eins wirst du merken,zwar vielleicht nicht am Anfang,aber mit der Zeit schon,wenn du dort Regelmäßig hingehst,du musst dir die Zeit nehmen,für dich ,und dann wird dir allnählich bewust,warum du das tust.
    Und Irgendwann kommt dann mal eine Neue-er und stellt sich dann mal vor,dann lauschen erst mal alle auf seine Geschichte,und die Nächste Folge fängt an.
    Kommt er nächste Woche wieder,und wie ist es ihm ergangen?
    Und dann kann es vielleicht passieren wenn du dann aus welchem Grunde auch immer mal gerade diese Sendung verpasst,und dann wer weis
    bist du so Neugierig,oder Denkst gerade mist wie war denn seine Vorstellung :P
    Und vielleicht lernst du jemanden aus der Nachbarschafft kennen,den du Vorher gar nicht Kanntest,und von dem du nie vermutest,das er ein Suchtproblem hatte.
    Und wenn du Angst hast Dorthinzugehen,dann Denk doch Kehrt ihr mal erst vor eurer Eigenen Haustüre.
    Du glaubst nicht was vor manchen Haustüren für Dreck liegt,der ist zwar nicht sichtbar,aber er ist da.
    Ja du möchtest nicht nach hinten sehen,kann ich verstehen,aber wenn dann doch einer e Kommt,stellst du fest,du bist ja jetzt nicht mehr die Neue,und du Kannst Reflektieren,ich bin ja schon wieder ein Stück des Weges weitergekommen.
    Sehe es einfach mal Sportlich.Lieber Kleine Schritte,sonst,wenn du Grosse Schritte machst kannst du eher Fallen :P
    LG
    Hans

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Gestern Abend habe ich nach Selbsthilfegruppen bei mir vor Ort gegoogelt. So richtig sprach mich keine an. ... Und dann möchte mich eigentlich auch nicht ständig mit Geschichten von Abstürzen beschäftigen, sondern ich möchte inspiriert werden, wie’s ohne Alkohol gut läuft. Ich möchte nicht ständig nach hinten sehen, sondern nach vorne.

    Aus dem, was Du da über SHGs schreibst, lese ich, dass Du noch nie eine besucht hast und eine völlig ... verquere Vorstellung davon hast, wie es in so eine SHG zugeht. Deshalb ist es meine Vorstellung einer "Vorstellung einer Selbsthilfegruppe" in Krankenhäusern die, dass ich zunächst natürlich erst einmal kurz von mir und meiner Geschichte erzähle, dann aber hauptsächlich davon was eine SHG ist, wozu sie da ist und wie es da so zugeht (in meiner Gruppe, die NICHT AA ist). Und zum Glück sind Rückfälle nicht sehr häufig. Denn sonst würde es sich ja anhören wie in einer Kneipe.
    Und wenn es Dir nicht um die Rückfälle geht, sondern um die Abstürze der Gruppenmitglieder, die dazu führten, dass sie auf dem einen oder anderen Weg zur Abstinenz fanden - nun, genau dass zeigt doch aber den Neulingen, wie es gelingen kann, den Weg hinauszufinden. Und dann natürlich trockenzubleiben.
    Aber wenn man nicht zuhören will, wie andere trocken geworden sind, dann braucht man auch nicht in eine SHG zu gehen. Denn das wäre wie der Versuch, sich zu waschen, ohne sich nass zu machen.
    "Selbsthilfegruppen - wozu eigentlich" - hier findest Du meine Gedanken dazu.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Sehe es einfach mal Sportlich.Lieber Kleine Schritte,sonst,wenn du Grosse Schritte machst kannst du eher Fallen :P

    Hallo Hans,
    hab ganz lieben Dank dafür, dass und was du mir geschrieben hast! Ich fühle mich von dir ernstgenommen und gleichzeitig neugierig gemacht auf das, was mich da so erwarten könnte. Das Serien-Beispiel finde ich gut, es hat mich Lächeln lassen, wie du das beschreibst, und es hat mir etwas Furcht genommen. Danke dir!
    Eigentlich möchte ich gar kein Hauptdarsteller sein. Das hat mit negativen Erfahrungen in Kindheit und Jugend zu tun. - Am liebsten wäre ich immer unsichtbar geblieben, denn wer nicht gesehen wird, den kann man auch nicht quälen. Gleichzeitig musste ich manchmal sichtbar werden, um andere zu beschützen, weil/ wenn das sonst niemand tat. Dass es wohltuend sein kann, auch mal Hauptdarsteller zu sein, habe ich inzwischen allerdings auch mal kennenlernen dürfen.

    Kleine Schritte. Genau, wie du sagst!

    Liebe Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Greenfox,
    ich hab erstmal etwas gebraucht, um deine Nachricht zu verdauen. Erst als ich sie vorhin nochmals gelesen habe, verlor sie für mich etwas ihre Schärfe.
    Mit einer Selbsthilfegruppe für Alkoholiker habe ich persönlich in der Tat noch keine Erfahrung. Vor 35 Jahren war ich mal bei einem A-Anon-Meeting, weil‘s dort keins für Teens gab. Ich saß da allein mit einem ehemaligen Alkoholiker, da sonst keine Angehörigen von Alkoholikern gekommen waren. Er war sehr freundlich, aber helfen konnte er mir gar nicht. Unser Gespräch kreiste auch nur um mein Unglück. Wie ich mit der Krankheit meines Vaters umgehen könnte, also irgendeine Art Lösungsansatz gab’s für mich nicht. Vor fünf Jahren war ich mal eine Weile in einer Gruppe mit Depressiven. Da kreisten die Gespräche eigentlich nur um aktuelle Probleme, zwar wurden Lösungen angesprochen, aber diese Gruppe empfand ich größtenteils als belastend für mich. Vor zwei Jahren war ich mal in einer Gruppe für MS-Kranke. Die zog mich eher noch mehr runter, deshalb bin ich da recht bald weggeblieben.

    Ich hatte deinen Post zu Selbsthilfegruppen gelesen und daraufhin nach Selbsthilfegruppen hier vor Ort gegoogelt, um eine zu finden, deren Programm oder Vorstellung mich am ehesten ansprechen würde. Du erzählst zum Beispiel von monologischen und dialogischen Gruppen. Ich bin zwar gläubig, aber das Programm der AA schreckt mich irgendwie ab. Das klingt so fürchterlich evangelikal und mit Evangelikalen hab ich vor vielen Jahren so meine Schwierigkeiten bekommen. Das 12 Punkte Programm schreckt mich in seiner Formulierung einfach ab. Zum Kreuzbund mag ich nicht gehen, weil ich meine Schwierigkeiten mit der katholischen Kirche hatte.

    Es geht es nicht darum, dass ich nicht zuhören will oder mich nicht „nass“ machen will. Natürlich können die Geschichten, wie einer schließlich den Weg zum Trockenwerden fand, hilfreich sein. Ich lese mich ja auch gerade durch solche Geschichten, aber... oh Mann, wie soll ich das besser ausdrücken... mich interessiert, wie man glücklich und erfolgreich ein Leben ohne Alkohol führt. Mein schlimmste Erfahrung war die Gruppe mit den Depressiven....

    Ich hatte gehofft, dass man - auch und gerade du - mir etwas die Angst nehmen könnt, zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen. Einfach so irgendwo aufschlagen, kann ich nicht. Ich hab schon eine ganze Weile schwere Depressionen und es fällt mir zum Teil schwer bis unmöglich, überhaupt das Haus zu verlassen. Wenn ich einen Termin vor mir habe, muss ich mich innerlich darauf vorbereiten und das hab ich eben auf meine Art versucht.

    Viele Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Es tut mir leid, dass Du anscheinend so schlechte Erfahrungen mit SHG gemacht hast. Nun, ich habe selbst SHG kennengelernt, die als leuchtend schlechtes Beispiel dienen könnten. Aber genau deshalb sage ich immer wieder, dass man sich mehrere verschiedene anschauen soll - persönlich. Denn selbst innerhalb eines Vereins sind die verschiedenen Gruppen nicht gleich - eben weil es die Menschen nicht sind. Als ich vor über 12 Jahren meine Reise begann, habe ich mir fast 3 Wochen lang jeden Tag eine andere Gruppe angeschaut (hier in Berlin ist das möglich - ich habe noch längst nicht alle "ausprobiert"). Und dabei habe ich überhaupt nicht auf den/die Namen der Vereine geachtet. Ich habe einfach nur geschaut, wie es dort in der Gruppe abläuft, wie es IN der Gruppe zugeht, ob ich mich dort wohlfühlen würde. Und als ich mich dann für 2 Gruppen entschieden habe, war ich doch etwas erstaunt, dass sie beide zum selben Verein gehörten. Wie gesagt: Das war für mich absolut kein Kriterium.

    Ich hatte gehofft, dass man - auch und gerade du - mir etwas die Angst nehmen könnt, zu einer Selbsthilfegruppe zu gehen. Einfach so irgendwo aufschlagen, kann ich nicht. ... Wenn ich einen Termin vor mir habe, muss ich mich innerlich darauf vorbereiten und das hab ich eben auf meine Art versucht.

    Ich weiß nicht, wie Du es Dir sonst vorstellst. Wie gesagt, ich kenne es so, dass man einfach hingeht und sagt "Hallo, ich bin XY und möchte erstmal zuhören." Das habe ich damals so gemacht und mache es auch heute noch so, wenn ich im Urlaub einfach mal eine Gruppe besuchen will (okay, momentan ist das etwas schwierig bis unmöglich :( ). Aber wenn mir jemand erzählt, er braucht für eine SHG einen Termin, dann klingelt bei mir eine "Alarmglocke".
    Wenn Du aber eine Sozialphobie (?) hast, dann wäre wohl ein Einzeltherapeut vermutlich angeratener - und da bin ich absolut kein Ansprechpartner/Kenner der Szene. Ich hatte die ersten knapp 2 Jahre einen Einzeltherapeuten und bin sehr happy, dass ich ihn hatte, aber das war es auch schon mit meinen Erfahrungen ...

    Achso:


    Hallo Greenfox,
    ich hab erstmal etwas gebraucht, um deine Nachricht zu verdauen. Erst als ich sie vorhin nochmals gelesen habe, verlor sie für mich etwas ihre Schärfe.

    Es tut mir leid, wenn ich etwas zu direkt oder zu scharf formuliert habe - ich mag und kann schlecht von hinten durch die Brust um die Blume herum ins Auge formulieren :sorry:
    Ich möchte aber auf keinen Fall jemandem zu nahe treten - das ist nie meine Absicht!
    Wenn, dann schreibe ich es auch so :grins:

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo,

    Mir fällt ja auch nicht immer was ein.

    Zum Trockenwerden und -bleiben habe ich keine Selbsthilfegruppen gebraucht. Bei mir gings eher drum, dass mein Freundeskreis nach mehreren Umzügen und dann auch in Folge meiner Geschichte - ich habe mich selbst von den meisten zurückgezogen, weil einerseits gerne getrunken habe, andererseits das besoffene Geschwätz aber selbst unerträglich fand - ziemlich ausgedünnt war und ich auf der Suche nach einem Bekanntenkreis war, bei dem man die Abende nüchtern verbringen konnte. Da auf dem Land, wo wir gewohnt haben (aber erst hingezogen waren), gabs nicht viel, und bei den örtlichen Vereinen war fröhlicher Umtrunk Standardprogramm, hatte ich keine Lust dazu.

    Ich bin auch nie regelmässig in eine Gruppe gegangen, meistens hatte ich das Gefühl, das bringt mir nicht viel, und irgendwann hatte ich mir das wo so eingerichtet, dass ich bei einem regionalen Selbsthilfeverein, also weder Kreuszbund noch AA, sondern "frei", lose dann aufgetaucht bin, wenn ich gerade mal Lust dazu hatte. Die haben mich dann da auch ganz gerne gesehen, weil ich lange trocken war und was erzählen konnte, aber zum Teil hatte ich da dann auch so eine Alleinunterhalterposition, die mich nur teilweise befriedigt hat. So geht es mir zum Teil auch hier, wenn ich viel schreibe, es könnten wegen mir gerne mehr Vielschreiber hier sein.
    Wenn in einer Gruppe nur zwei Vorturner sind und der Rest da sitzt wie die Ölgötzen und drauf wartet, dass ihnen was geboten wird, dann kann ich da meist drauf verzichten. Auch offline bringen ja viele das Maul nicht mal dann auf, wenn man sie fragt wie es ihnen geht. Das gehört aber wohl dazu, kann ich nicht ändern.

    Das Problem der nüchternen Zusammenkünfte habe ich anderweitig gelöst, mit Leuten, die keine Alkoholprobleme haben. Diesbezüglich bin ich in der Welt der Gesunden angekommen, und ich habe auch noch ein paar andere Interessen die ich dann dort verwirkliche. Soziale Ängste sind aber auch nicht mein Hauptproblem, wenn ich irgendwas machen will, dann kann ich das normalerweise auch tun.

    Zu diesen "Erfolgsgeschichten", nach denen Du suchst: Leute empfinden ja absolut unterschiedlich, was sie nun als erfolgreich oder inspirierend oder sonstwas empfinden. Mir für meinen Teil geht es ziemlich gut mit dem, was ich mache. Und bei allen Problemen, die ich trocken schon hatte, und die ich auch heute wegen meiner Körperbehinderung (ich hab übrigens auch u.A. eine neorodegenerative Erkrankung, aber das ist nur eine meiner beiden Hauptbaustellen, die andere ist eine Teilquerschnittslähmung) noch habe, empfand ich es trotz allem immer als Gewinn, dass ich mit dem trinken aufgehört habe. Und ich bin ziemlich zäh, trotz Gehbehinderung bin ich gestern 14 Kilometer und 500 Höhenmeter bei schönstem Sonnenschein gelaufen. Und ich laufe das nicht wegen den 14 Kilomern, sondern weils grade so schön war, dass wir halt noch nen Umweg gegangen sind. Trotzdem war ich früher - bevor ich meine Behinderung hatte - deutlich fitter und musste auch erst lernen, damit umzugehen. Aber heute kann ich das - trinkend wäre ich garantiert bedeutend selbstmitleidiger und hätte viel eher eine Opferhaltung.
    Beruflich habe ich mir mein Leben komplett selbst gestaltet, nachdem mich alles andere nicht befriedigt hat. Auch das hätte ich mit Alkohol wohl gar nicht erst versucht.
    Und ich war, als ich kurz nach dem Aufhören bei der Suchtberatung aufgeschlagen bin, auch noch in einem Zustand, wo man über Antidepressiva nachgedacht hat. Noch früher war ich eindeutig mal mehrere Jahre in einem tiefen Loch...alles weg.

    Was jemand Anderes als schön oder gelungen empfindet - damit meine ich jetzt bewusst nicht "Leistung" - empfindet, würde Dir ja möglicherweise gar nicht gefallen. Nicht Deins, unerreichbar, gar nicht Deine Wellenlänge, etc -
    Was ich damit sagen will: was wäre denn für Dich eine solche Erfolgsgeschichte? Btw...findest Du welche, die Dich ansprechen?

    Nach was suchst Du da? Wie würde sich das für Dich anfühlen, wenn Du selbst am "Ziel" wärst?
    Vielleicht ist es Deine Aufgabe, das für Dich herauszufinden und zu verwirklichen...dann hättest Du Deine persönliche Erfolgsgeschichte wie ich auch und noch ein par andere hier.

    Im Übrigen finde ich es schon mal absolut positiv, dass Du da jetzt so nach vorne guckst.

    Gruß Susanne

  • Hallo Susanne,
    hab gaaaaaanz lieben Dank für das, was du mir schreibst! :blumen2:
    Ich hatte heute morgen so einen schönen Text verfasst, in dem ich mich u.a. auch bei dir bedanke, aber dann habe ich hier einen Fehler gemacht, weil ich nachträglich ein Zitat einfügen wollte und mir das Ganze auf Vorschau angucken wollte, und alles war weg. :wall: Ich leg nachher nochmal los, weil mir das, was ich sagen will, wichtig ist, und es auch für ein paar der stillen Mitleser hilfreich für ihre eigene Auseinandersetzung mit dem Thema sein könnte.
    Auf das, was du mir geschrieben hast, antworte ich dann später auch ausführlicher. Eins schon mal vorweg: Du scheinst mir vom Typ her ähnlich zu sein. Das mit der Alleinunterhaltung kommt mir irgendwie bekannt vor... 8)
    Hut ab, dass du gestern so viele Kilometer geschafft hast! Davon kann ich- zumindest zur Zeit - nur träumen. Ich schaffe zur Zeit so maximal 6 Kilometer, gestern war allerdings schon die Treppe bei uns im Haus ein kleine Herausforderung... Ächz.... Wird schon, ich lass mich nicht unterkriegen. Es gibt schlechte, aber eben auch gute Tage.
    Viele Grüße und bis später.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich habe auch gute und schlechte Tage. 6 Kilometer reichen mir oft auch absolut. Manchmal komme ich nicht mal so weit. Und Treppensteigen..übe ich gezielt, wat mutt dat mutt.
    An Anfang konnte ich nicht mal eine Kaffeetasse halten, Laufen war schon nach 5 Minuten eine Qual. War aber das Einzige, was gegen die Schmerzen half. Mein erster Neurologe meinte, ich solls besser ganz lassen und mich in den Rollstuhl setzen. Ich hab dann lieber den Neurologen gewechselt.
    Vor 2 Jahren hab ich nach dem letzen Umzug neue Ärzte gesucht und musste mich da durchchecken lassen. Ich bin heute viel fitter, als die harten Befunde vermuten lassen. Mein langjähriger Partner meint manchmal, vieles ist mir wohl auch nur dadurch gelungen, dass ich schon immer etwas eigen war und schon immer gegen den Strom geschwommen bin. Ich kenne auch (Alk-) Gruppenleiter, mit denen ich privat befreundet bin, die der Meinung sind, das ich mich auch in Punkto Alkohol wohl selbst erfolgreich therapiert habe.

    Will aber jetzt hier nicht Dein Thema kapern, schreib das nur deswegen weil auch bei mir vieles nicht selbstverständlich ist. Ich nehme es aber als Anlass zur Dankbarkeit, dass es immer noch irgend wie geht. Und ich bin ganz ehrlich auch dankbar, dass ich so bin. Und ich meine , das sind wahrscheinlich Persönlichkeitseigenschaften, die ich mir so gar nicht aussuchen konnte, sondern die mir mit auf den Weg gegeben wurden. Von wem auch immer.

    Bin gespannt was Du dann schreibst.

  • Hallo Susanne, Gerchla, Daun2020, Dagny und Greenfox!
    Hallo auch ihr stillen Mitleser!
    Ich bin euch, die ihr mir geschrieben habt, sehr, sehr dankbar, dass ihr euch Zeit für mich genommen habt! Der Austausch mit euch, eure Erfahrungen und Gedanken, haben mich nicht gerade wenig weitergebracht. Ich hatte mich schon früher mit diesem Thema beschäftigt, aber ich war da irgendwie nicht weitergekommen. Irgendwie hat mich das, was ich in Erfahrung gebracht hatte oder über das ich selbst so nachgedacht hatte, innerlich nicht erreicht. Ich bin mir sicher, dass diesmal auch eine Rolle spielt, ein Gegenüber wie euch zu haben.
    Ob ich schon Alkoholikerin oder „nur“ stark Gefährdete bin, spielt für mich nun kaum eine Rolle mehr. So oder so habe ich für mich erkannt, dass mein Alkoholkonsum nicht so weitergehen darf, dass ich dringend etwas ändern muss. Mir ist in dieser relativ kurzen Zeit seit meiner Anmeldung ziemlich deutlich geworden, dass ich den Alkohol in der Regel wegen seiner Wirkung getrunken habe. - Er ließ mich meine beiden schweren Krankheiten regelmäßig eine kleine Weile vergessen, er machte das Leben irgendwie leichter und unbeschwert. - Verständlich, dass ich diesen „leichten“ Weg gegangen bin. Wohin mich dieser Weg aber auf Dauer führen würde, sehe ich inzwischen ziemlich deutlich vor mir. Und deshalb ist es jetzt Zeit etwas zu ändern.
    Ob ich nie wieder Alkohol trinken werde, vermag ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu sagen, ich sehe aber nun sehr (!!!) viel deutlicher, worauf ich mich einlasse, wenn ich es tue. Im Moment ist mir jedenfalls die Lust auf Alkohol gründlich vergangen.
    Dass ich so schnell zu so wesentlichen Erkenntnissen gekommen bin, habe ich u.a. euch zu verdanken. Deshalb hier mein ausdrückliches DANKE.

    Ich habe in den letzten Tagen auch viel in den Büchern, Daniel Schreiber, „Nüchtern“ und Catherine Gray, „Vom unerwarteten Vergnügen, nüchtern zu sein: Frei und glücklich - ein Leben ohne Alkohol“ gelesen. Beides für mich außerordentlich hilfreiche Lektüre, Danke an Greenfox für die Literaturliste.

    Ich hab mich heute auch gegenüber meinem Doc geoutet. So sorge ich noch mehr dafür, mich nicht mehr verstecken zu können, sondern die Sache auch tatsächlich anzugehen.

    Übrigens, ich bin jetzt eine Woche lang trocken, wie man so sagt, und habe in der letzten Nacht, auch wenn ich wie üblich mehrfach wachgeworden bin, deutlich besser geschlafen als sonst. Ein erster auffälliger, motivierender Vorteil. 44.

    Viele Grüße

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.


  • Wenn Du aber eine Sozialphobie (?) hast

    Nein, eine Sozialphobie habe ich zum Glück nicht, nur das, was schwere Depressionen recht häufig so mit sich bringen. Iss halt so, kann man mit leben lernen. Unbekannte Situationen versuche ich zu entschärfen, in dem ich sie mir weniger unbekannt und etwas positiver besetzt mache.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe Susanne,
    du hast sooo viel geschrieben, auf das ich sooo viel antworten könnte und eigentlich auch möchte. Ob ich das heute noch hinkriege? Schau‘n mer mal.

    Fangen wir mit dem „besoffenen Geschwätz“ an. Oh ja, das kenne ich auch, und es liegt mir überhaupt nicht, hat mir noch nie gelegen. Zu meinem Glück hat sich schon vor einer Weile mein Freundeskreis verändert und es dürfte kein Problem sein, bei meinen Freunden nüchtern zu bleiben und trotzdem einen lustigen Abend o.ä. zu verleben. So betrachtet, bräuchte ich eine Selbsthilfegruppe nicht, um Menschen kennenzulernen, die nüchtern sind und bleiben.
    Was du über deine Gedanken und Erfahrungen mit Selbsthilfegruppen schreibst, so könnte mir das ziemlich genau so ergehen. Wie ich schon schrieb, hab ich mit Selbsthilfegruppen für Alkoholiker noch keine Erfahrungen, aber ich kenne das, was du beschreibst, von anderen Selbsthilfegruppen und aus anderen Zusammenhängen ziemlich gut. Ich gehörte regelmäßig zu den Vorturnern, zwar wäre ich auch am liebsten still geblieben, aber dieses Sch.....öne Verantwortungsgefühl für andere, das bei mir enorm ausgeprägt ist, sorgte regelmäßig dafür. Selbstfürsorge habe ich erst in den letzten Jahren kennen- und schätzen gelernt.
    Ich werde mich aber womöglich trotzdem mal zu einer oder mehreren SHG vor Ort begeben, um diese Möglichkeit und damit verbundene Chance nicht unversucht zu lassen, wenn ich denn Bedarf danach verspüren sollte bzw. mein Leidensdruck so groß werden sollte, dass ich mich schließlich gezwungen sehe, über meinen Schatten zu springen.
    Was meine sozialen Ängste betrifft, meine Freunde wissen Bescheid, wenn’s mal nicht geht, dann geht’s eben nicht. Ansonsten arbeite ich stetig daran, damit umzugehen.
    Ich kann recht häufig das Haus nicht verlassen und telefonieren kann ich meist auch nicht, aber Schreiben kann ich in der Regel recht gut und deshalb ist dieses Forum ganz gut für mich. Zwar gibt’s auch Zeiten, in denen ich auch nicht schreiben kann, aber das Gute ist ja, dass ich mir jederzeit eine Auszeit nehmen kann, wenn’s nicht geht. Durch den virtuellen Kontakt im Forum für Nicht-mehr-Raucher habe ich Menschen kennengelernt, die ich unheimlich gern mal persönlich treffen möchte. Wenn sich irgendwann mal die Möglichkeit dazu ergibt und es gibt - zur Zeit natürlich leider nicht - ab und zu Treffen in irgendeinem Teil Deutschlands, werde ich sie wahrnehmen.
    Was ich über mich bzw. meine Krankheit schreibe, mag für einen Ausstehenden fürchterlich klingen, aber so empfinde ich das von Innen nicht. Ich bin eh ein introvertierter Mensch und konnte mich schon immer gut allein beschäftigen. Und an meinen Problemen arbeite ich in der Regel recht konstruktiv und erfolgreich. Meine Erkrankungen sind chronisch, daran wird sich nichts mehr ändern, trotzdem lasse ich den Kopf nicht hängen. In Ostfriesland sagt man so schön, „Nützt ja nix.“ und genau so ist es.

    Susanne, ich bewundere, was du mit deinem Eigen-Sein, deiner Sturrheit und deiner Energie geschafft hast. Ich mag solche Erfolgsgeschichten, denn sie inspirieren mich, machen mir Mut. Ich habe übrigens nicht das Gefühl, dass du mein Thema kaperst. Gewiss aber wäre das, was du zu erzählen hast und was ich zu erzählen habe, eher ein Thema nur zwischen uns beiden. Meinst du nicht auch?
    Gegen den Strom schwimmen - Lächel! - oh, auch das kommt mir irgendwie sehr, sehr bekannt vor.....
    Du fragst, was für mich eine Erfolgsgeschichte wäre. Mmmmh, das ist schwierig zu beantworten. So Vieles geht bei mir inzwischen nicht mehr, weshalb ich mir eigentlich keine großen Ziele mehr vornehme. Ich guck so von Tag zu Tag, was gerade möglich ist, nehme mir kleine Ziele vor. Und stets von Neuem versuche ich meine Grenzen zu erweitern.
    Mmmmh...
    Ein Ziel ist zum Beispiel, ohne Kochwein Spaß am Kochen zu haben. Heute hab ich dieses Ziel erreicht.
    Traumhaft wäre für mich, wenn meine Erkrankungen sich wieder etwas bessern.
    Meinst du sowas mit Erfolgsgeschichten?

    Liebe Grüße, bis....

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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