Liebes Forum!
Toll, dass es diese Gemeinde gibt! Ich habe schon einige Geschichten mitgelesen und wertvolle Erkenntnisse sammeln dürfen.
Leider ist mein nächster Beratungstermin für Angehörige erst am 22.9., die Selbsthilfegruppe nimmt gerade keine Neuen auf und ich habe jetzt schon einige Fragen, die mich ziemlich umtreiben.
Betroffen ist mein Partner, vielmehr mein Ex-Partner, gestern war ich beim ihm, um unsere Sachen zu tauschen, wir haben getrennte Wohnungen. Ich halte die Situation nicht mehr aus und kann ihm einfach nicht helfen.
Er hat seinen ersten qualifizierten Entzug hinter sich, raus war er am 26.7. (dazu gibt es natürlich auch eine längere Vorgeschichte) und steckt jetzt, soweit ich das mitbekommen habe seit einer Woche, im Rückfall fest. Das ging schnell.
Es ist so traurig zu sehen, dass jemand, der nüchtern ein Energiebündel voller Liebe und Lebenswillen ist, von der Sucht so eingefangen wird, dass er all das offenbar nicht mehr sehen kann.
Ich habe ihm gesagt, dass ich mich darauf freue, ihn nüchtern wiederzusehen und ihm nochmal die Telefonnummer von der Suchtstation in die Hand gedrückt (die eigentlich auch an seinem Bett liegt), bei der er jederzeit anrufen kann.
Es fällt mir so schwer zu akzeptieren, dass er sich lieber weiter für die Verelendung und das Risiko des frühen Todes entscheidet. Beide Konsequenzen sind ihm bewusst.
Habt ihr Tipps wie ich emotional damit umgehen kann, dass der Betroffene bei voller Einsicht der Situation sagt, er schaffe es nicht noch einmal in die Klinik, dass sei zuviel für ihn und er schaffe es sowieso nicht mehr, aus der Sache herauszukommen?
Oder kann ich das für mich als weiteren Manipulationsversuch in Richtung Aufmerksamkeit durch Mitleid verbuchen?
Ich habe halt den Eindruck, dass er jetzt den Selbstmord auf Raten durchziehen möchte, von dem er kurz vor dem qualifizierten Entzug schon einmal gesprochen hat und fühle mich hin und hergerissen zwischen Selbstschutz und unterlassener Hilfeleistung.
Da ich aber eine Situation wie vor dem letzten Entzug (zweimal Notaufnahme, Megadrama und die zwei schlimmsten Nächte meines Lebens) nicht noch einmal ertragen kann, kann ich gerade nichts anderes machen, als auf Abstand zu gehen.
Wahrscheinlich haben hier schon mehrere Leute ähnliche Erfahrungen gemacht. Ich wäre sehr dankbar, wenn ihr mir sagen könntet, wie ihr die Akzeptanz für die Entscheidung eurer Betroffenen entwickelt habt? Und wie ihr mit schlechtem Gewissen umgeht.
Liebe Grüße, Billy