Hallo in die Runde

  • Hallo, bin nicht so ganz neu hier und lese schon ne Weile mit.
    Möchte mich aber nochmal kurz vorstellen: ich bin Charlotte, 54, seit ca 20 Jahren missbräulich mit Alkohol unterwegs, seit 3 Jahren abhängig ( morgens trinken), seit 3 Monaten am Ende mit 3 - 4 l Bier pro Tag, manchmal auch Wein obendrauf. Hab in letzter Zeit häufiger mal versucht zu reduzieren bzw aufzuhören, hat nie geklappt und der letzte Versuch letzte Woche endete in einem Ohnmachtsanfall.

    Ich war heut morgen beim Arzt und hab ne Einweisung in die Klinik und nach 4h telefonieren eine gefunden, die mich am Donnerstag aufnimmt.
    Ich werde dort 5 Tage entgiften, wie es dann weitergeht, weiss ich noch nicht.
    Ich hab schon bei einer Suchtberatungsstelle ( Lukaswerke) angerufen, dort auch einen Termin bekommen, aber wie es dann weitergeht, ist noch unklar. Ich hoffe, ich pack das Alles. Im Moment geht's mir zml mies und ich trinke gegen diese Entzugserscheinungen an.
    Melde mich wieder, alles Gute für euch, Charlotte

  • Hört sich ja nach dem richtigen Schritt an.

    Du wirst es kaum glauben, ich war kurz davor, auch bei Dir mal nachzufragen, weil ich Dich immer unten sehe. Und ich kann mir ziemlich gut vorstellen, was in Leuten, die auf mehrmalige Nachfragen (in dem Fall von Gerchla) nicht antworten, vorgeht.

    Jedenfalls wünsche ich Dir, dass Du das packst. Es ist nie zu spät, nur wenn man sich ganz aufgibt.

    Gruß Susanne

  • Hallo Charlotte,

    schön das Du Dich wieder bei uns gemeldet hast.

    Ich glaube Du hast jetzt die richtigen Schritte eingeleitet. Gut, dass Du nicht mit Deinem Leben spielst und Dich in professionelle Hände begibst. Ich kann mir vorstellen, dass da jetzt ziemlich viel in Deinem Kopf herum geht. Und ich kann das sowas von verstehen!

    Ich möchte Dir sagen: Hab einfach mal vertrauen. Jetzt erst mal die Entgiftung, das ganze in der Klinik und damit bist Du erst mal sicher.

    Danach geht es um die eigentliche Sucht, also Deine psychische Abhängigkeit. Wenn Du es wirklich willst, wenn Du wirklich weg willst von dem Zeug, dann kannst Du das auch schaffen. Du hast bereits einen Termin bei der Suchtberatung, das ist ganz hervorragend. Öffne Dich dort, sprich über Deine Sucht, Deine Ängste über das was Dich bewegt. Macht zusammen einen Plan, wie es weiter gehen könnte.

    Und vor allem: Hab keine Angst, vertraue! Vertraue darauf das es gut werden wird, und zwar dann, wenn Du bereit bist alles für ein Leben ohne Alkohol zu tun. Damit meine ich einfach nur offen sein für die Hilfsangebote die es gibt, bereit sein Hilfe anzunehmen, sie zu suchen. Erst mal nichts ausschließen sondern probieren. Eine Selbsthilfegruppe könnte Dir auch sehr gut helfen, gerade auch am Anfang, wenn Du noch unsicher bist und Dir vielleicht auch alleingelassen vorkommst. Aber das bist Du nicht.

    Und wir sind ja auch noch da. Kommuniziere mit uns. Wir helfen wo wir können indem wir Dir schreiben was wir selbst erlebt haben, was wir denken, was unsere Erfahrungen sind.

    Ich drücke Dir jedenfalls die Daumen und wünsche Dir, dass Du gut durch die Entgiftung kommst und dann Deinen Weg weiter gehen kannst. Ich würde mich sehr freuen, wenn Du hier bleibst und Deine Erfahrungen mit uns teilst. Wir begleiten Dich gerne.

    LG
    gerchla

  • Danke euch Beiden. Ja, ich bin in der Tat gerade sehr verunsichert, was wird.
    Kurz einmal noch zu meiner Person, weil ich es ein bisschen unfair finde, dass ich von/über euch schon soviel gelesen habe: ich habe eine Familie mit Kindern und Enkeln. Mein Mann hat seit einiger Zeit eine schwere Autoimunkrankheit, die aber mit Medis recht gut eingestellt ist. Die Kinder sind alle erwachsen, ausm Haus, aber 2 sind noch in der Nähe und sind oft da. Gut, weil ich diesen Rückhalt wohl brauchen werde. Unter anderem, weil wir auch ein paar Tiere haben? Die ja versorgt sein müssen.
    Sie wissen alle Bescheid. Wir haben gestern noch über meine Pläne gesprochen; ich sagte: " ich weiss doch, wie Aufräumen geht. Alles raus, sauber machen, wieder einräumen und den Rest wegschmeissen". Als Mutter von 4 Kindern weiss man sowas.
    Die Antwort meiner Töchter war: " Aber Mama, du bist ein Psychomessie". Recht hat sie.
    In der Tat ist es so, dass beim Lesen durch eure Posts immer wieder auf einen Punkt gestossen bin:
    Das Leben muss auf den Prüfstand und zwar alles. Das macht mir Angst und kommt mir gerade unüberwindlich vor.

    Ich habe eine Frage bzgl Arbeit: wie habt ihr das mit dem Job gehändelt? Ich bin jetzt erstmal für 2 Wochen krankgeschrieben, aber das wird ja vllt nicht reichen. Ich verdiene unseren Lebensunterhalt weitgehend allein, umd bei uns läuft gerade ne Entlassungswelle durch. Meine Krankmeldung war 1 Tag zu spät und per E-Mail hab's schon Ärger. Ich bin Ingenieurin und habe viel Kumdenkontakt. Mit 3 bar Überdruck aufm Kessel oder zittrigen Händen arbeiten zu gehen geht nicht.
    Habt ihr da einen Rat? Ich hab jetzt vorerst stumpf gelogen. Da mein Ohnmachtsanfall am Arbeitsplatz war, schien mir das am einfachsten, aber auf Dauer geht das vermtl nicht.

    Liebe Grüße von Charlotte

  • Vorab: das ist keine Rechtsberatung. Darf ich nicht. Suchtberatungsstellen an Deinem Wohnort sollten da aber jemanden wissen, der weiterhelfen kann. In der Entzugsklinik kann Dir vielleicht auch jemand verbindliches sagen.

    Ich selbst hatte das Glück, dass ein Projekt abgeschlossen war und ich dann erst mal was Neues finden musste. Was aber kein Problem war, denn in meiner Branche waren die Headhunter unterwegs. Ich musste sie nur ein bisschen bremsen.
    Jetzt bin ich schon lange selbstständig.

    Alkoholismus ist eine anerkannte Krankheit, man kann dafür nicht gekündigt werden, bevor nicht bestimmte Dinge vorgefallen sind (weitertrinken trotz Therapie und Abmahnung, grobe Verfehlungen, in der Richtung). Es besteht halt Mitwirkungspflicht zur Heilung, aber auch erst wenn es bekannt wurde. Und auf der Krankmeldung steht das nicht.
    Während der Krankmeldung kannst Du meines Wissens nicht gekündigt werden, hinterher sieht es allerdings anders aus. Aber Therapie dient ja auch der Erhaltung bzw. Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit, das hängt ein bisschen davon ab wie Dein Arbeitgeber gestrickt ist. Viele unterstützen das sogar, aber nicht alle.

    Gilt auch für Langzeittherapie.

    Manchmal ist es besser, es offen zu legen, vor allem wenns Gerüchte gibt. An sich bleibt das aber jedem selbst überlassen, wie er das macht.

    Und wenn er das als betriebsbedingte Kündigung laufen lassen kann, was ja momentan recht einfach ist, sieht das vielleicht noch mal anders aus. Grade deswegen würde ich mir da wirklich Rechtsberatung holen. Ich weiss aus Erfahrung, dass viel machbar ist, auf das man selbst gar nicht kommt. Aber das gibts natürlich auch für Arbeitgeber, die jemanden los werden wollen.

    Da ist mal noch ein Satz speziell für unsereins


    Quelle https://www.haufe.de/personal/haufe…3_HI521566.html

  • Danke für den Tipp Susanne.
    Dann werd ich mich dahingehend mal durchfragen. Ne einschlägige Versicherung hab ich.

    Alles Gute! Charlotte

  • Hallo Charlotte,
    Ich habe meine Therapie auch im Lukaswerk gemacht.
    Wenn du Fragen hast auch gerne p. pN

    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Britt,
    muss ich dafür nicht für einen gesonderten Bereich freigeschaltet sein? Das bin ich noch nicht.
    Aber eine kurze Frage, ob es dir geholfen hat, geht ja vllt auch jetzt.
    Ich war ja schon früher, als ich mich hier angemeldet hab,unterwegs, um mich zu informieren. Und die fand ich einfach passend. Liegt ja aber doch immer wieder an den Personen, denen man gegenüber sitzt und eher selten am Konzept. Ich schreib dir, sobald ich weiss, wie das geht.
    Liebe Grüße, Charlotte

  • Du kannst natürlich auch hier öffentlich fragen,
    ich dachte nur wg. der Anonymität. Lukas - Werke gibt es ja nur "bei uns".
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Guten Morgen Charlotte,
    so, ich möchte dir jetzt schreiben, wie es bei mir war:
    2014 hatte ich meinen "Point of no return". Ich denke bei dir war der Klickmoment nun dein Ohnmachtsanfall.
    Ich bin damals ohne Anmeldung in die Klinik auch für 5 Tage in die "Geschlossene" zur Entgiftung gegangen. Du kannst mir glauben, dass war wirklich gruselig. Ich lag mit kotzenden, stinkenden und mit Menschen in einem Zimmer, die schlimme Krampfanfälle hatten.
    Da habe ich zum ersten Mal gesehen, was die Sucht mit einem Menschen macht. Wirklich schlimm. Spätestens da wusste ich aber, dass ich genauso enden würde, wenn ich nichts unternehme. Mit etwas unternehmen meine ich aber nicht nur die Entgiftung, das ist nur der erste Schritt.
    Ich kenn keinen, der nur mit einer 5-tägigen Entgiftung dauerhaft abstinent geworden ist.
    In dem Psychiatriezentrum konnte ich nach den 5 Tagen dann nahtlos in die qualifizierte Entzugsbehandlung (Käseglocke) gehen. Jetzt ging die Arbeit erst richtig los. Neben der medikamentösen Entgiftung zur Minderung körperlicher Entzugserscheinungen habe ich dort mit Hilfe von Ärzten, Sozial-und Sucht Therapeuten und Psychologen die ersten Bausteine für ein stabiles trockenes Fundament erhalten. In diesen 4 Wochen "musste" ich mich auch in einer "Motivationsgruppe" vorstellen. In der Regel stellen sich viele Gruppen in der Klinik vor. Ich habe mich wie du für das Lukas-Werk entschieden. Nach der Motivationsgruppe beantragte ich dann auch eine "richtige" über mehrere Monate dauernde (ambulante) Suchttherapie. In den 5 Wochen in der Klinik war ich übrigens "ganz normal" krankgeschrieben. Der AG muss davon also nichts erfahren. In der ambulanten Reha konnte ich wie wie gewohnt zum Dienst gehen.
    Ich wünsche dir für deinen 1. Schritt in die Klinik am Donnerstag ganz viel Kraft und Durchhaltewillen!
    Alles Liebe Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Britt, eigentlich war mein Ohnmachtsanfall nicht der Point of no return. Ich konnte mich da noch rechtzeitig in das Büro eines vertrauten Kollegen retten, der mich dann auch schnell heim gebracht hat.
    Viel schlimmer für mich sind morgens die ersten Stunden des Tages. Ich wache nachts zu absurden Zeiten auf, bin dann morgens wie gerädert, zittrig und schwindlig und der ganze übrige traurige Mist. Am schlimmsten ist das Herzrasen.
    Die Klinik, in die ich übermorgen gehe, hat hier in der Region einen guten Ruf, die bieten aber keinen qualifizierten Entzug an. Die anderen Kliniken, die ich gestern durchtelefoniert habe, haben sehr lange Wartelisten; so lange warten wollte ich nicht.
    Und das wird in der Tat ein Problem für mich. Das ein kurzer Entzug nicht reicht, ist mir vollkommen klar. Ich weiss nicht, wie ich die Wartezeit überstehen kann.

    LG Charlotte

  • Die Motivationsgruppe im Lukas-Werk kannst du OHNE Anmeldung besuchen. Einfach hingehen und dein Problem schildern.
    Oder du besuchst eine (oder mehrere) Selbsthilfegruppe? Auch dort hat man sicher ein offenes Ohr.
    LG

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Ihr Alle,
    der 1. Tag ist fast vorüber, hat gut geklappt. Meine Erfahrung hier ist völlig anders als eine, Britt.
    Sehr nettes Personal, 2 Bettzimmer, ne freundliche junge Zimmergefährtin, die auuch nicht wg Entzug hier ist. Mir gehts ganz gut, bisschen zittrig und lahmgelegt durch Beruhigungsmittel.
    Leider haben sich die ersten Untersuchungen als doch bedenklich herausgestellt. Aber das war ja zu erwarten. Mal sehen, in welche Richtung sich das Alles entwickelt.
    Liebe Grüße von Charlotte

  • Hallo in die Runde,
    Mal ne kurze Meldung: habe die ersten 5 Tage ganz gut hinter mich gebracht und werde voraussichtlich morgen oder übermorgen entlassen. Z.Zt bin ich ein bisschen unruhig, weil die Beruhigungsmittel langsam runter gefahren werden.
    Insgesamt hab ich den stationären Entzug als sehr positiv empfunden. Nettes Personal, eine gute Ärztin und eine sehr nette Gruppe im Zimmer mit gemischten Krankheiten. Also nicht der Horror, den Andere erlebt haben. Es fehlen noch ein paar Laborbefunde, dann kann ich nach Hause. Blöd nur, dass ich gleich Samstag wieder arbeiten muss, und da weiss ich echt nicht, wie ich das schaffen soll. Hier in der Klinik haben sie bei mir eine bisher unbekannte Diabetes entdeckt, die z. Zt mit Tabletten behandelt wird und diese machen unglaublich müde. Einen 8h Arbeitstag übersteh ich in meinem Job damit nicht. Nebenbei haben die hier auch noch ein paar andere Dinge entdeckt, die mit Alkohol eher nichts zu tun haben. War also gut, dass ich mal richtig ddurchgecheckt wurde.
    Viele Grüße von Charlotte

  • Hallo Charlotte,

    ich bin 51, Alkoholikerin, seit ein paar Jahren trocken.

    Blöd nur, dass ich gleich Samstag wieder arbeiten muss, und da weiss ich echt nicht, wie ich das schaffen soll. Hier in der Klinik haben sie bei mir eine bisher unbekannte Diabetes entdeckt, die z. Zt mit Tabletten behandelt wird und diese machen unglaublich müde. Einen 8h Arbeitstag übersteh ich in meinem Job damit nicht. Nebenbei haben die hier auch noch ein paar andere Dinge entdeckt, die mit Alkohol eher nichts zu tun haben. War also gut, dass ich mal richtig ddurchgecheckt wurde.

    Kannst du dich gleich nach deiner Entlassung von deiner Hausärztin krank schreiben lassen?

    Du darfst jetzt alles andere deiner Gesundheit unterordnen. Das kann auch befreiend sein, sich ganz darauf zu fokussieren, abstinent zu bleiben und gesund zu werden. Für mich war das unerlässlich zum trocken werden: Alles andere diesem Ziel unterzuordnen. Irgendwann war mir nämlich klar, dass sonst alles andere, das ich als wichtiger angesehen hatte, mit den Bach runter gehen würde, wenn ich nicht trocken würde.

    Warst du schon bei einer Suchtberatungsstelle und hast einen Rehaantrag gestellt? (Falls du darüber schon geschrieben hast und ich es überlesen habe, tut es mir leid.)

    Viele Grüße und alles Gute dir!
    Camina

  • Hallo Susanne & Camina, tatsächlich hatte ich hier im Kh schon einen Termin bei der Suchtberatung, trotzdem das hier keine Suchtklinik ist, die qualifizierte Entzüge anbietet, gibt es hier 1x wöchentlich eine Suchtberatung, so dass ich darauf nicht mehr warten muss. Wie es allerdings dann weitergehen kann, wird schwierig. Nach Durchsicht meiner Einsatzpläne für die nächsten Monate saßen wir etwas ratlos davor. Ohne meinen Arbeitgeber zu informieren, wird das kaum möglich sein und genau das würd ich gern vermeiden, weil bei uns gerade ne Weile von netriebsbedingten Kündigungen durchrauscht. Bin daher gerade zml frustriert. Ich versuche erstmal, mich noch eine Weile krankschreiben zu lassen und so etwas Zeit zu gewinnen.
    Ich hätte gerne zumindest einen Therapeuten/Therapeutin, aber die Wartelisten sind lang und passen muss es ja auch.
    Ich halt euch auf dem Laufenden.
    Viele Grüße von Charlotte

  • Hallo, heut ist Tag 14. Ich hab mich erstmal nach der Klinik noch eine Woche krankschreiben lassen, um in Ruhe zu sehen, wie es weitergehen könnte. Beratung war ja schon in der Klinik, ich dann gestern mal in einer Gruppe, aber das scheint nicht die Richtige für mich zu sein. Da wär ich sozusagen wieder die Mama, die Leute dort sind alle deutlich jünger als ich. Ich suche erstmal weiter. Mir wäre eine Therapeutin/Therapeut wichtiger, aber die Wartelisten sind lang.
    Z.Zt kämpfe ich immer mal wieder gegen Suchtdruck und mein altes Problem (Depressionen) taucht massiv wieder auf. Die hab ich in den letzten Jahren weggetrunken. Allerdings beisst sich da wohl die Katze in den Schwanz
    . Blöd auch, dass meine Leute dieses Jahr ohne mich auf unsere Lieblingsinsel fahren; ich muss arbeiten, um Coronaausfälle nachzuholen. Unabhängig davon läuft bei uns gerade ne Entlassungswelle durch und mein Job ist gefährdet. Ich hätt schon manchmal Lust, mich einfach zu betäuben, aber das würde die Probleme ja nicht lösen, sondern eher noch schlimmer machen.
    Also bring ich jetzt erstmal Tag für Tag irgendwie hinter mich. Dumm nur, dass ich im Moment zu gar nichts Lust habe. Ich mache die Sachen, die getan werden müssen, ansonsten fühle ich mich wie erstarrt.
    Also alles Andere als Anfangseuphorie, aber fast 2 Wochen ohne sind ja schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
    Und ich schlafe besser.
    Liebe Grüße von Charlotte

  • Hallo Charlotte,

    schön, dass Du Dich wieder gemeldet hast.

    Einfach mal ein paar Gedanken von mir:

    Ich musste damals auch lange auf einen Termin beim Psychologen warten. In diesem Termin setzte ich ganz viel Hoffnung, ich hatte große Angst, dass ich scheitern könnte, wenn ich nicht bald jemanden hätte, mit dem ich meine Probleme besprechen könnte. Zur "Überbrückung" hatte ich da tatsächlich meine SHG, die ich in dieser Zeit fast täglich besuchte. Ich hatte das Glück, dass es dort ein so engmaschiges Angebot gab. Gruppensitzungen an 365 Tagen im Jahr, auch Weihnachten, auch Silvester, etc.

    Ganz anders als bei Dir war meine Gruppe sozuagen "alt". Ab und an kam mal ein junges Mädel dazu und ich dachte mir immer "die arme, muss hier mit uns alten Säcken rum schlagen", wobei ich ja noch zu den Jüngeren gehörte. Ich habe keine weitere Erfahrung mit SHG, höre aber oft von anderen Betroffenen das die SHG meist relativ "alt" sind und dass junge Abhängige sich eher schwer tun eine "junge" Gruppe zu finden. Und jetzt ist es gerade bei Dir anders herum nixweiss0 Darum kann ich Dich nur ermutigen, Dir noch andere Gruppen anzusehen. Bestimmt kannst Du eine finden, die auch altersmäßig zu Dir passt.

    Als ich dann meinen ersten Termin beim Psychologen hatte, war der eine mittlere Katastrophe für mich. Da passte aus meiner damaligen Sicht ja fast gar nichts und ich hatte das Gefühl, dass mir dieser Mensch niemals helfen wird. Und er hat mir auch im nachhinein damals nicht geholfen. Erst viel später halfen mir Dinge, die ich dann irgendwann endlich mal verstand, richtig gut weiter. Aber damals hätte ich einfach nur heulen können. Soviel Hoffnung hinein gesetzt..... Und nix war's.

    Das wäre eine gute Gelegenheit gewesen mein Elend herunter zu spülen. Aber ich habe keine Sekunde daran gedacht. Denn ich wollte ja nicht mehr trinken. Also dachte ich: Du musst Dir anderweitig helfen, Du musst Dir wonanders Hilfe holen. Und ich überlegte ein paar Tage wer oder was das sein könnte. Letztlich fiel mir ein Mönch ein, den ich einmal erlebt hatte einer Krippenführung und der mich damals fasziniert hatte, weil er eine unglaubliche Ruhe und Zufriedenheit ausstrahlte. Ich wusste nichts von diesem Menchen, auch nicht seinen Namen. Nur das Kloster kannte ich natürlich.

    Er erschien mir aber als der Mensch, dem gegenüber ich mich öffnen wollte, von dem ich Rat erfragen wollte. Das hatte damals absolut nichts mit Religion oder Glauben zu tun. Denn ich war nicht gläubig. Und so kam es dann auch. Ich konnte ihn ausfindig machen, er war bereit mit mir zu sprechen und daraus wurden dann viele Treffen und Gespräche. Er erreichte mich und ich fand all die Hilfe die ich erhofft hatte. Verrückt auf der einen Seite auf der anderen Seite war es dann aber auch mein Wille mir Hilfe zu suchen, nicht aufzugeben und meine Bereitschaft alles zu tun. Ich meine, so als nichtgläubiger Mensch bei einem Kloster anzuklopfen und letztlich ja um Seelsorge zu bitten ist jetzt auch nicht so einfach. Mir war das egal, ich wollte einfach auch diese Zuversicht und diese Zufriedenheit in mein Leben bekommen und dieser Mann hat das für mich verkörpert.

    Vielleicht kannst Du ja auch quer denken, Dich aus Deiner Erstarrung lösen. Vielleicht auch mal verrückte Ansätze probieren, falls es da was in Deinem Leben gibt. Sich einem Menschen öffnen zu dem man Vertrauen hat kann sehr befreiend sein. Auch wenn dieser Mensch vielleicht nicht unbedingt im engeren Umfeld zu finden ist.

    Einfach nur ein Denkanstoss. Ansonsten wünsche ich Dir, dass Du standhaft bleibst und schnell einen passenten Therapeuten findest. Und denke immer daran: Wenn Du wieder trinkst wird nichts von dem was Dich belastet gelöst. Abslolut überhaupt gar nichts. Und es wird auch nicht "eher" schlimmer sondern es wird auf jeden Fall schlimmer. Dann geht's wieder von vorne los und Du weißt auch nicht, wie tief es dann dieses mal nach unten geht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich nach Beendigung meiner längeren Trinkpausen immer noch ein Stückchen tiefer gefallen. Erst habe ich getrunken, als hätte ich wochenlang an Durst leiden müssen und dann bin ich meist auf einem höhren Trinkniveau "kleben" geblieben.

    Deshalb: Lass das erste Glas stehen und kämpfe. Suche Dir parallel dazu weitere Hilfe und bleib stark. Dann wird es auch besser werden und Du wirst auch den richtigen Therapeuten finden.

    Alles Gute und lass wieder von Dir hören.

    LG
    gerchla

  • Hallo Charlotte,

    erstmal Glückwunsch zu den ersten zwei Wochen! Find ich ja gut, dass du dich hast krankschreiben lassen für die erste Woche zu Hause, als du merktest, dass dir das den Anfang erleichtern könnte.

    Zitat

    Mir wäre eine Therapeutin/Therapeut wichtiger, aber die Wartelisten sind lang.

    Bei uns ist das in den Suchtberatungsstelle so, dass du ziemlich schnell mehrere Termine bekommst, in denen gemeinsam geklärt wird, wie es weitergehen kann, ob und in welcher Form eine Entwöhnungstherapie sinnvoll wäre. Du schriebst ja auch, dass du schon ein erstes Gespräch im Krankenhaus hattest. Kannst du da nicht anknüpfen? Gerade wenn du auch eine Doppeldiagnose (Alkohol und Depression) hast, ist es bestimmt gut, wenn du dir weitere Hilfe suchst. (Gerchla schrieb ja schon Gutes dazu.)

    Auch ich wünsch dir, dass du dir die für dich richtige Unterstützung suchen kannst und vielleicht auch noch eine passende SHG findest.

    Viele Grüße
    Camina

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