Alkohol

  • Hallo alle zusammen,

    ich weiß nicht was ich tun soll/ kann:

    Ich bin/war 2,5 Jahre mit meiner Freundin zusammen. Nach und nach bemerkte ich, dass sie immer mehr Alkohol getrunken hat. Vielleicht war mal ein Tag in der Woche Pause. Sie trank bis zu 5 Dosen Bier(je 0,5 L, 5,4%).

    Das war immer Streitpunkt bei uns... Irgendwann hat sie zugegeben, ein Alkoholproblem zu haben.
    Sie sagte, ich würde nicht wissen worauf ich mich einlasse... Co- Abhängigkeit, etc.

    Als ich damals nicht weiter wusste, habe ich mich an ihre Mama gewandt. Sie bestätigte mir den übermäßigen Konsum... Das hatte bei ihr früh angefangen.
    Ich hatte mit der Mama gesprochen, weil ich nicht weiter wusste und irgendwo Hilfe gesucht habe.

    Ich hatte war bereits in einer Beratungsstelle, um mich als „Angehöriger“ zur informieren.
    Das kam, weil meine Freundin zu dem Zeitpunkt die ganze Zeit nur bei mir war. Ich habe gesehen, dass sie Post vom Stromanbieter bekommen hat, eine Zahlungsanforderung.
    Sie hatte lange Zeit keinen Strom. Als ich sie drauf angesprochen habe, sagte sie: Ich habe nie Post bekommen. Trotz das ich ihr die Briefe gezeigt habe, blieb sie dabei.
    Eine Zeit lang wurde sie aggressiv ( wurde mir gegenüber handgreiflich, machte meine Haustür kaputt, beleidigte mich, tritt mich, schrie rum).

    Beim letzten Mal sagte ich ihr, sie solle ihre Sachen packen und gehen.
    Ich möchte mich so nicht behandeln lassen. Genau so sagte ich ihr das auch.

    Es sind leider einige Sachen vorgefallen... Auch ich habe natürlich meine Fehler gemacht.

    Ich habe sie das letzte Mal vor 26 Tage gesehen...
    Habe ihr meine Gedanken/ Gefühle mitgeteilt, dass ich mir benutzt vorkomme.
    Seit dem sie wieder Strom hat, würde sie mich scheinbar nicht mehr brauchen.
    Das kam so, weil sie bei sich war und nach einem Telefonat und meiner Nachfrage, ob ich zu ihr kommen soll, nicht wollte das ich vorbei komme.

    Am ersten Tag als sie bei sich war, hatte sie sich etwas zu Essen bestellt.
    Als wir am telefonieren war, hörte ich die Klingel... Der Lieferant kam und brachte ihr das Essen....und das Bier.
    Auf meine Nachfrage, ob sie sich wieder Bier bestellt hat, verneinte sie das.
    (Man hat die Glasflaschen gehört!)

    Sie war mal einsichtig, ein Alkoholproblem zu haben und wollte sich helfen lassen... Zumindest sagte sie, dass sie sich wünschen würde, das es etwas gibt.

    Ich habe ihr angeboten, mit ihr zu einer Beratungsstelle zu gehen( könnte für andere genau so wegen mir sein, falls man uns zusammen sieht), auch gerne in eine andere Stadt.

    Sie saß zwei Mal in meiner Küche, war am weinen weil sie davon nicht abkommt und hatte sich bei mir bedankt, weil niemand ihr so klar gemacht hat wie ich, dass sie ein Problem damit hat.
    Sie würde es nie wieder gut machen können...

    Wir haben zwar zwischendurch miteinander geschrieben, allerdings fühlte sie sich von mir runtergemacht.
    Sie blockierte mich zwei Mal über WhatsApp, die Blockierung ist jetzt aber wieder raus.
    Noch dazu kommt, dass sie Tabletten nehmen muss (Blutdruck, Niere) und wenn sie was getrunken hat, bereits nach zwei Bier ziemlich voll war, sich übergeben hat, Kopfschmerzen bekam...
    Als ich sie fragte, ob sie mir das wirklich antun will, wenn ich morgens aufstehe und sie nicht mehr aufwacht, weil sie die Tabletten nimmt UND diese Mengen Alkohol trinkt, sagte sie nein, sie würde mir das nie antun wollen,.....weil sie mich liebt.

    Ich weiß nicht genau.... Sie will diese „Trennung“ genau so wenig wie ich....
    Aber ich sehe einfach eine Chance mehr, leider!

    Ich habe versucht das Richtige zu tun...
    Kann ich aber nicht, wenn sie nicht bereit ist.
    Habe versucht, ihr den Weg zu weisen, den sie nicht ganz allein gehen muss.


    Ich weiß, dass ich sie nicht retten kann... Möchte aber nicht aufgeben.
    Ich liebe diese Frau so abgöttisch!!!!!!!

    Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemachten und könnte mir darüber berichten....
    Einfach so zum Austausch.

    Vielen Dank....

  • Hallo, "Arno Nym"!

    Herzlich Willkommen hier bei uns im Forum!

    Kurz zu mir: Ich bin 57, m, Alkoholiker, seit einigen Jahren trocken und ebenfalls seit einigen Jahren in der Suchtselbsthilfe unterwegs.

    Das, was Du hier beschreibst, ist typisch. Und wenn Du hier im Angehörigenbereich mal ein wenig die Geschichten der anderen Angehörigen liest - brauchst nur wahllos zwei oder drei rauspicken -, dann wirst Du quasi mehr oder weniger Deine eigene Story lesen.
    Soviel Übrigens zu dem

    Zitat

    Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemachten und könnte mir darüber berichten....
    Einfach so zum Austausch.

    Und das Fazit hast Du auch schon selbst gezogen:

    Zitat

    Beim letzten Mal sagte ich ihr, sie solle ihre Sachen packen und gehen.

    Ich habe versucht das Richtige zu tun...
    Kann ich aber nicht, wenn sie nicht bereit ist.
    Habe versucht, ihr den Weg zu weisen, den sie nicht ganz allein gehen muss.

    Ich weiß, dass ich sie nicht retten kann...

    Du hast nicht VERSUCHT, das Richtige zu tun, sondern Du hast es getan: Du hast ihr Hilfe angeboten und Du hast Dich selbst geschützt, indem Du sie weggeschickt hast!

    Mehr kannst Du beim besten Willen nicht tun, ohne Dich selbst zu zerstören!!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Ohnename,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Aus Deinen Zeilen lässt sich Deine Verzweiflung deutlich heraus lesen. Ich muss wirklich sagen, dass ich aufgrund Deiner Schilderungen fast spüren konnte, wie verzweifelt Du bist und wie schlecht es Dir geht.

    Und ich habe mir jetzt vorgenommen, Dir meine Meinung zu unterschiedlichen Punkten aus Deinem Bericht zu schreiben. Als nicht direkt Betroffener kann ich das relativ sachlich tun, was bei Dir möglicherweise als "hart" ankommen könnte. Ich möchte Dir aber schon jetzt versichern, dass es nicht meine Absicht ist, Dich irgendwie vor den Kopf zu stoßen. Was ich Dir schreibe, schreibe ich aufgrund eigener Erfahrungen oder Erlebnissen und auch aufgrund der Gespräche (inkl. dem Austausch hier im Forum) die ich mit anderen Betroffenen hatte.

    Vorab: Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Davor trank ich weit über 10 Jahre abhängig. Die meiste Zeit davon heimlich. Ich hatte zu dieser Zeit Familie (Frau und 2 Kinder) und "pflegte" zum Schluss hin ein ausgeprägtes Doppelleben als Familienvater und erfolgreich im Job und gleichzeitig ein heimlich trinkender schwerer Alkoholiker. Das ganze war verbunden mit schwersten Lügereien und Betrügereien.

    Das nur mal als Einleitung, damit Du eine Vorstellung davon hast, wer Dir hier schreibt.

    Ich nehme jetzt mal Deine einzelnen Textpassagen und schreibe Dir dazu meine Gedanken:

    Zitat

    Sie sagte, ich würde nicht wissen worauf ich mich einlasse... Co- Abhängigkeit, etc.


    Sehr weise, was Deine Freundin Dir da gesagt hat. Ich würde sagen: da hat sie vollkommen Recht gehabt. Besonders auch was die Co-Abhängigkeit betrifft. Dazu später mehr.

    Zitat

    Ich hatte war bereits in einer Beratungsstelle, um mich als „Angehöriger“ zur informieren.


    Und wie war das? Bist noch dort? Nutzt Du noch andere Hilfsangebote neben dem Forum hier? Ich möchte Dich dazu ermutigen. Ich glaube Du kannst jede Hilfe brauchen die Du bekommen kannst.

    Zitat

    Eine Zeit lang wurde sie aggressiv ( wurde mir gegenüber handgreiflich, machte meine Haustür kaputt, beleidigte mich, tritt mich, schrie rum).


    Ich nehme das jetzt mal stellvertretend für viele andere Textpassagen, die Du hier ebenfalls geschrieben hast und möchte Dir sagen: Es deutet alles darauf hin, dass Deine Freunde ein ganz großes Alkoholproblem hat. Ich denke das ist Dir ja schon bewusst. Was Du alles so schreibst, auch z. B. das hier:

    Zitat

    Sie saß zwei Mal in meiner Küche, war am weinen weil sie davon nicht abkommt und hatte sich bei mir bedankt, weil niemand ihr so klar gemacht hat wie ich, dass sie ein Problem damit hat.
    Sie würde es nie wieder gut machen können...

    und auch das hier:

    Zitat

    Wir haben zwar zwischendurch miteinander geschrieben, allerdings fühlte sie sich von mir runtergemacht.
    Sie blockierte mich zwei Mal über WhatsApp, die Blockierung ist jetzt aber wieder raus.

    Das sind alles relativ typische Verhaltensweisen von Alkoholikern. Das schwankt dann, je nach Grundcharakter und Tagesform, zwischen weinerlichem Selbstmitleid, zwischen Zuversicht jetzt alles ändern zu wollen oder einfach auch Aggressionen /Gewaltausbrüchen entweder wahlweise in physischer oder psychischer Form (oder auch in Kombination).

    Du erlebst das alles ja gerade live.

    Was Deine Partnerin hier also macht, wie sie sich verhält, was sie sagt, wie sie reagiert (mal in Whatsapp sperren, dann wieder nicht, etc.), das ist alles ziemlich normales Verhalten, für eine Alkoholikern. Ich erinnere mich da noch sehr gut an mein eigenes Verhalten von damals.

    Das Problem ist jetzt hier einfach nur, dass Dir hier nur eine Statistenrolle zukommt. Du magst sie ja abgöttisch lieben, das will ich Dir gar nicht in Abrede stellen. Aber diese Liebe wird sie nicht retten. Diese Liebe wird höchstens dafür sorgen, dass Du mit den Abgrund gerissen wirst.

    Ich meine, wenn Du Dich schon ein wenig mit der Thematik beschäftigt hast, dann wirst Du wahrscheinlich schon wissen, dass Du ihr nicht helfen kannst. Dann wirst Du wissen, dass nur sie GANZ ALLEIN ihre Sucht bekämpfen und im Idealfall zum Stillstand bringen kann. Du kannst da nichts ausrichten.

    Insofern ist das hier, so gut es sicherlich von Dir gemeint ist

    Zitat

    Ich habe ihr angeboten, mit ihr zu einer Beratungsstelle zu gehen( könnte für andere genau so wegen mir sein, falls man uns zusammen sieht), auch gerne in eine andere Stadt.


    nur ein deutliches Zeichen für Deine Co-Abhängigkeit. Was auch aus vielen anderen Textpassagen von Dir ziemlich deutlich hervor geht. Ich denke bei Dir ist eine ganz große Gefahr in Richtung Co-Abhängigkeit vorhanden. Es gibt sehr viele Anzeichen in diese Richtung. Co-Abhängigkeit ist eine sehr ernstzunehmende psychische Erkrankung. Unbehandelt ist sie sehr gut dazu geeignet das Leben des Betroffenen an die Wand zu fahren.

    Da kann ich nur sagen: Bitte nimm das sehr sehr ernst und hole Dir hierzu unbedingt professionelle Hilfe.

    Zitat

    Ich habe versucht das Richtige zu tun...
    Kann ich aber nicht, wenn sie nicht bereit ist.
    Habe versucht, ihr den Weg zu weisen, den sie nicht ganz allein gehen muss.


    Sie MUSS diesen Weg allein gehen. Genau das wäre das Richtige. SIE muss ihre Sucht bekämpfen. Es ist absolut nicht Deine Aufgabe ihr hier die Wege aufzuzeigen oder sie dann gar noch an die Hand zu nehmen und zu begleiten. Es gibt Hilfe genug in unserem Land, sie muss sie nur wollen und annehmen.

    Bitte nicht falsch verstehen: Selbstverständlich könntest Du, für den Fall das sie sich selbst dazu entscheidet eine Entgiftung zu machen und dann anschließend eine Therapie antritt, aus der Ferne begleiten. Dann könntest Du Dir überlegen, ob Du bereit bist, diese wirklich sehr große Herausforderung mit einer (gerade trocken werdenden) Alkoholikern zusammen zu leben annehmen möchtest. Mit dem Wissen, dass da dann ganz große Veränderungen auch auf Dich zu kämen und mit dem Wissen, dass eine sehr große Gefahr des Scheiterns ihrerseits besteht. Denn leider schaffen nur sehr wenige Alkoholiker tatsächlich dauerhaft den Absprung.

    Schafft sie es nicht, bedeutet das auch für Dich den Rückfall in eine ganz schlimme Situation. Du wirst wieder leiden, Du wirst wieder verzweifeln, Du wirst wieder da sein, wo Du nicht mehr sein wolltest.

    Was will ich damit sagen: Richtig wäre es, wenn Du Dich um Dich und DEIN Leben kümmern würdest. Und Deiner Freundin ihres überlässt. Was sie daraus macht ist ihre Sache und nicht zuletzt aufgrund ihrer Sucht hast Du darauf absolut keinen Einfluss. Wenn sie will, kann sie ihr Leben jederzeit ändern. Sie kann den Kampf aufnehmen. Aber sie muss es wollen, für sich selbst, nicht für Dich.

    Du kannst nur darauf achten, dass Dein Leben lebenswert bleibt bzw. wird. Und da seht Dir aber aus meiner Sicht gerade Deine Co-Abhängigkeit gewaltig im Wege. Darum solltest Du Dich genau darum kümmern.

    Zitat

    Ich weiß, dass ich sie nicht retten kann... Möchte aber nicht aufgeben.
    Ich liebe diese Frau so abgöttisch!!!!!!!


    Genau hier liegt das Problem. Dein Kopf sagt Dir, Du kannst sie nicht retten. Du hast das wahrscheinlich schon häufiger gesagt bekommen. Aufgeben willst Du sie aber aufgrund Deiner Gefühle auch nicht. Also ist ihre Sucht auch Deine Sucht. Dein Wohlbefinden ist von ihrem Wohlbefinden abhängig. Ihr Wohlbefinden ist von ihrer Sucht abhängig. Somit ist Dein Wohlbefinden auch von ihrer Sucht abhängig. Da kommst Du nur raus, wenn Du eine Entscheidung für Dich und Dein Leben triffst. Ansonsten wirst Du gefangen bleiben in dieser Abhängigkeitsbeziehung.

    Und das, obwohl Du ja weißt, dass Du nichts erreichen kannst. Du kannst sie nicht retten. Aber Du könntest wenigstens Dich retten. Das solltest Du Dir eigentlich wert sein.

    Ich möchte Dir nochmal sagen, dass ich wirklich auch mit Dir fühle. Es ist nicht so, dass ich hier einfach kühl und sachlich mein "Zeugs" runter schreibe. Es tut mir unheimlich leid zu lesen was diese Sucht auch aus den Angehörigen macht, wie sehr die Angehörigen darunter mit zu leiden haben. Ich selbst habe ja auch meine Angehörigen enorm leiden lassen und am Ende auch ihre Lebensträume, ihre Zukunft zerstört. Aber ich wollte Dir auch deutlich schreiben, einfach in der Hoffnung, dass ich Dich damit erreichen kann, Dich rütteln kann, etwas bei Dir bewegen kann.

    Bitte lass Dir helfen, am besten auch professionell!

    Alles alles Gute und einen guten Austausch hier im Forum wünsche ich Dir.

    LG
    gerchla

  • Hallo Ohnename,

    jetzt hab ich einen Riesen Text geschrieben und er ist weg!
    Ich bin Angehörige und hab mich hier angemeldet, weil auch ich Hilfe suche.
    Der Unterschied von uns ist, mein Freund hat begriffen und hat die Entgiftung hinter sich. Er wartet jetzt auf die Reha.

    Deine Freundin ist noch nicht soweit. Daher ist die Trennung die einzig richtige Entscheidung. Sie zieht dich mit runter und macht euch beide kaputt.

    Mein Freund hat am Schluss viel mehr getrunken und war auch tagsüber nicht mehr ansprechbar. Ich hab gelitten, weil ich nicht mehr an ihn rankam.
    Bis ich die Reißleine gezogen hab und gesagt hab, ich trenn mich, wenn er nichts macht.
    In dieser Zeit ist aber schon sehr viel kaputtgegangen.
    Er trinkt jetzt seit 6 Wochen zu Hause und 3 Wochen Entgiftung nichts mehr. Er steht erst ganz am Anfang.
    Ich weiß nicht, ob er sich so verändert hat seitdem oder ob ich es bin, weil ich das alles eigentlich nicht mehr will. Es ist zu viel passiert.
    Ich hab jetzt entschieden, ich warte die Reha ab und guck Mal, wie es dann ist. Dann seh ich, wie es weitergeht.
    Was ich damit sagen will, auch wenn sie es einsieht und sich Hilfe sucht, ist das keine Garantie, dass alles wieder gut wird. Aber es ist ne Chance.

    Du hast erstmal alles richtig gemacht. Schütz dich selbst, solange sie noch nicht so weit ist. Es wird (aus eigener Erfahrung) schlimmer.
    Du liebst sie über alles. Ja das kenn ich auch. Aber irgendwann kommt ein Punkt, da geht nichts mehr.

    Ich hoffe so sehr für dich, dass du sie etwas wachrütteln kannst. Aber der Rest muss von ihr kommen.
    Schütz dich und lass dich nicht weiter in den Strudel reinziehen.
    Ich wünsch dir viel Kraft!

    LG Tinka

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für eure Antworten.
    Ihr habt alle so recht... Ich kann da absolut nichts gegen tun, aber das wusste ich bereits selber...
    Wollte es nur nicht wahr haben.

    Habe die letzte Zeit viel darüber nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, diese Beziehung hinter mir zu lassen.

    Sie hatte mir immer wieder geschrieben, mich immer wieder blockiert... und das nicht weil sie einsichtig geworden ist, sondern um mich aufs übelste zu beleidigen.

    Leider ist es das Beste was ich tun kann.

    Ich danke euch und wünsche euch alles Gute.

  • .... meine Frage wäre da noch, was diejenigen, die nun trocken sind , dazu bewegt hat mit dem trinken aufzuhören.

  • Eigentlich der Leidensdruck. In Kombination mit der relativ plötzlichen Einsicht, dass ich mir einen Großteil des Problems durch mein eigenes Handeln selbst mache, es also beenden könnte. Das musste ich aber erst sehen, hatte also ne Art "Geistesblitz", es hat Klick gemacht.

    Mei, ich stand vor der Frage ob ich weiter versuche, mich in den finalen Absturz zu saufen, oder obs nüchtern wirklich schlimmer wäre.

    Ich war halt immer der Meinung, wenn ich mit dem Trinken aufhöre, dann ist das Leben sowieso so beschissen, dass ich mir gleich einen Strick nehmen kann. War einfach meine Denke, meine tiefste Überzeugung, kann ich nicht auf die Schnelle erklären. Da müsste ich weit ausholen und irgendwo hab ichs hier auch schon mal zu ergründen und zu beschreiben versucht.
    Dabei habe ich die letzten Jahre meiner langjährigen Suchtkarriere ja nicht mal jeden Tag getrunken und war zu dem Zeitpunkt, als ich aufgehört habe, gar nicht mal besonders auf der Verliererseite, ich war nur bis in mein tiefstes Inneres hinein mein ganzen Leben bis da hin überzeugt davon, dass ein Leben ohne Rausch grundsätzlich vollkommen sinnlos ist.
    Und wenn ich getrunken habe, hab ichs meistens krachen lassen, bis nichts mehr reinpasste. Halb besoffen war für mich rausgeschmissenes Geld.

    Also letztlich gings mir dann vom Saufen selbst schon so beschissen, wie ich mir das Nüchternsein eh schon vorgestellt hatte. Besoffen sein war irgendwann nicht mehr schöner als meine bescheidene Vorstellung vom trockenen Leben.
    Da kams dann eh schon auf nichts mehr an, dann hab ich halt mal probiert wie das so wäre, wenn ichs zur Abwechslung mal ganz ohne probiere.
    Mein Partner hatte da innerlich schon das Weite gesucht, war am ausziehen, war nicht mehr auszuhalten mit mir. Davor hatte er das 13 Jahre lang mit Höhen und Tiefen, aber langsam schlimmer werdend, mitgemacht und wir hatten auch das volle Programm durch. Und ich habs ihm zuliebe und weil ich auch nicht ganz abstürzen wollte, ja auch dazwischen zeitenweise ohne probiert, Trinkpausen gemacht, aber mir fehlte dann einfach was, was ich mit nichts anderem füllen konnte, und was er mir auch nicht hätte geben können.
    Ich bin ganz ohne Drogen oder Alkohol nicht dauerhaft klargekommen, und wenn ich wieder angefangen habe, waren die Abstürze halt vorprogrammiert, die Gier kommt beim Trinken, die einen nennen das Kontrollverlust, die anderen wissen es schon vorher, wie es endet, kommt aber bei Vielen aufs Gleiche raus.

    Bevor ich mit ihm zusammen war, hatten mich schon mindestens zwei andere Kandidaten vor die Wahl gestellt, entweder sie oder meine Escapaden. Hab mich jedesmal für die Escapaden entschieden und die Typen weggeschickt, hat sich für mich einfach besser angefühlt. Mein letzter Partner (mit dem ich nach dem Aufhören auch wieder zusammenkam und bis heute zusammen bin) war sehr viel weiter bereit, das zu akzeptieren, die Liebe war wohl auch groß genug um einiges zu fressen, bis es halt doch zu schlimm wurde.

    Das war dann am Ende echt Stress, und ich dachte ja eigentlich, ich saufe gegen den Stress und weils das Leben schöner macht. Dafür musste ich zahlreiche Runden kotzend über der Kloschüssel hängend und mit zunehmenden Ängsten vor Schlaganfall, Delirium, sonstigen Hirnschäden, Variszen und was der Alkohol sonst noch für Schäden anrichtet, absolvieren, bevor ich geglaubt habe, dass es vielleicht ganz ohne Alkohol doch einfacher wäre. Also ich wusste durchaus, was ich da mache, konnte es aber nicht lassen. Passte also hinten und vorn nicht mehr zusammen. Und ich hab mich mit Händen und Füßen gegen diese Erkenntnis gewehrt, weil ich mir ein Leben ohne eben schlicht nicht vorstellen konnte. Heisst nach zwei drei nüchternen Tagen war ich immer gleich so weit, dass ichs ja im Griff habe und gar nicht richtig abhängigig bin. Bis mir dann halt mal aufgegangen ist, dass man ja schon nen ganz schönen Dachschaden haben muss, um das über Jahre so zu treiben.

    War dann einfacher aufzuhören, als weiter zu saufen. Aber dazu musste ich halt erst kommen. Und danachs wars noch ein Haufen Arbeit, erst mal die Trümmer aufräumen und bis ich dann mal wirklich mit meinem Leben so klar gekommen bin, dass es für mich dauerhaft auszuhalten ist, und ich glaube, das wusste ich irgndwie auch und davor hats mich vor dem aufhören ja auch gegraust. Ich meine das Glas stehen lassen und dann den ganzen Tag unzufrieden und grantig sein, kanns ja auch nicht sein, und um das dauerhaft zu ändern musste ich noch ziemlich viel tun. Das ist ja irgendwo auch der Punkt, warum man es für Andere nicht machen kann, weils echt ans Eingemachte geht und man durchaus auf der Strecke öfter mal überlegen muss, was man eigentlich will.

    Und von aussen kommt keiner wirklich dran, weil keiner dafür sorgen kann, dass es dem Anderen wirklich reicht (bei genauer Betrachtung müsste man ja dafür zu sorgen versuchen, dass er seinen Tiefpunkt schneller erreicht, wäre aber sehr fraglich ob das funktionieren würde, sowas wie Führerscheinverlust oder Trennung gehen genau in diese Richtung, aber eben ohne Erfolgsgarantie), auch keiner in die inneren Erklärungskonstrukte des aktiven Trinkers wirklich eingreifen kann (man kann ihm keine Einsicht vermitteln), und die meisten Hilfsversuche sind derartig ungeeignet, dass sie eher zur Leidensverlängerung beitragen, weil sie dem Saufenden die Verantwortung für sein Leben abnehmen wollen. Ich meine, das funktioniert ja auch zwischen Süchtigen selbst nur bedingt, obwohl die ihr Empfinden und ihr Denken gegenseitig wesentlich besser verstehen können, weil sie ähnliche Erfahrungen gemacht haben, als Angehörige das oft können, wenn der Andere einfach noch nicht so weit ist.

    Mal so ein Versuch, das ohne allzulangen Roman irgendwie halbwegs verständlich zu beschreiben.

    Gruß Susanne


  • .... meine Frage wäre da noch, was diejenigen, die nun trocken sind , dazu bewegt hat mit dem trinken aufzuhören.

    An einem bestimmten Punkt waren die Nachteile größer als die Vorteile, sprich: Es war anstrengender, weiterzusaufen als aufzuhören. Mein Körper gab deutliche Signale, dass er das Ganze nicht mehr ewig packt. Das morgendliche Unwohlsein, körperlich wie psychisch, das Gefühl, dass in den Gedanken kein Platz mehr ist für was anderes als "In welchem Supermarkt bin ich noch nicht allzu häufig gewesen in dieser Woche?", die abnehmende geistige Leistungsfähigkeit in meinem Beruf, der mir immer wichtig war. Das Gefühl, ich muss in allem besonders gut sein, weil ich ja diesen Makel der Sauferei ausgleichen muss.

    Es war eine Reihe von Faktoren, die bestimmt bei jedem anders sein können, die in der Summe letztlich darauf hinausliefen: Nee, ich will das nicht mehr. Das klingt ziemlich banal und vom Nicht-mehr-wollen bis zu den aktuell 9 Jahren Abstinenz war es dann natürlich noch ein hartes Stück Arbeit. Aber es war der Grundstein, den niemand anderes, sondern nur man selbst legen kann.

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