Neu hier und Kummer

  • Guten Morgen.
    Ich bin Cäcilia und habe mich nach langem Überlegen, soeben hier angemeldet. Ich komme mit meiner schon lange bestehenden Situation mit einem Alkohol - und Drogensüchtigen Ehemann nicht mehr alleine klar. Ich kann zwar jeder Zeit mit meiner besten Freundin reden, aber sie kann sich nicht wirklich in meine Situation reinversetzen, da sie glücklicherweise nicht selbst betroffen ist.

    Zu mir und meiner Situation : Ich bin 39 Jahre alt, seit 20 Jahren mit meinem Mann verheiratet und wir haben drei Kinder. Das älteste Kind ist 20 und vor graumer Zeit ausgezogen, da es hier zu Hause nur noch Streit gab, weil dieser junge Erwachsene Mensch auch ein Drogenproblem hat.

    Ich tue mir gerade etwas schwer, zu schreiben, wie es bei uns so ist... Mein Mann und ich haben uns vor 22 Jahren kennengelernt und es war Liebe auf den ersten Blick. Es hat allerdings noch ein3 gute Zeit gedauert, bis wir endlich zusammen waren. Wir sind ein paar Monate später zusammen gezogen, ich verlohr meine Arbeit und wir entschlossen uns, eine Familie zu gründen. Mein Mann hat schon immer gern mal einen getrunken, das hatte mich aber selten gestört, da es alles in maßen und nicht regelmäßig war. Er wuchs leider in einem trinkfreudigen Umfeld auf. Jedenfalls wurde ich schnell schwanger und mein Mann war Alleinverdiener. Nachdem unsee Kind dann in den Kindergarten gehen konnte, wollte ich wieder arbeiten bzw eine Lehre machen. Da wir aber niemanden hatten, der das kind vom Kindergarten abholt oder ab und zu mal aufpassen wollte und mein Mann morgens aus dem Haus musste und erst abends wieder heim kam, konnte ich nicht arbeiten gehen. Ich war zeitlich gebunden und habe deswegen weder eine Lehrstelle noch einen Arbeitsplatz gefunden. Ok, dann sind wir umgezogen und 5 Jahre später kam das zweite Kind. Mein Mann wollte aufvder einen Seite, dass ich arbeiten gehe, aber auf der anderen Seite warvihm nix recht. Er hatte Schichtdienst und ich erstens nicht immer dss Auto zur Verfügung und zweitens war ich immer noch zeitlich gebunden, wegen Grundschule und Kindergarten. Da er die ganze finanzielle Last alleine hat, gab es da schon immer wieder Streit. Im Ort gab es zwei Bäckereien, einen Metzger, zwei Getränkemärkte und einen Blumenladen. Ich wollte mich bei allen bewerben, da ich so kein Auto brauchte und meine Zeiten die ich hatte, hingehauen hätte. Aber das alles wollte mein Mann nicht. Begründung : das ist ein kleines Dorf, er war dort aufgewachsen und die Leute tratschen zu viel.... Fünf Jahre später kam dann das dritte Kind. Unsere Wohnung war zu klein, größere Mietwohnung finden ein Problem, so hat er sich dazu entschlossen ein Haus zu kaufen. Obwohl ich keine Arbeit hatte, musste ich die Kredite mit unterschreiben, weil wir ja verheiratet sind. Mein Mann hat immer schon Cannabis konsumiert, seit ichbihn kenne. Zwischenzeitlich waren immer mal längere Pausen von mehreren Monaten bis ein zwei Jahre. Ich habe das toleriert. Zwischendurch hat mein Mann die Arbeit gewechselt, vom Bau zu einer Autozulieferer Firma. Da fiel mir schon auf, dass sein Verhalten anders war. Ich schob es zuerst auf den Streß und die Schmerzen die er hatte, er musste Motorblöcke schleifen. Ich bekam mit, dass er wieder kifft und dasscer mich deswegen lange angelogen hatte... Nachdem wir das Haus gekauft haben, ging es bergab. Er hat das Haus innerhalb von 10 Wochen bezugsfertig renoviert, kam spät nach Hause und hatte immer eine Fahne. Manchmal hat er gar nicht geschlafen und ist morgens bei Zeiten wieder zum Haus gefahren um weiter zu arbeiten. Nachdem wir dann eingezogen sind, vor acht Jahren, wurde sein Alkohol und Drogen Konsum immer mehr. Wir hatten viele Gespräche deswegen, ich sagte ihm, das ich mir Sorgen mache, dass er zum Alkoholiker wird, was er aber immer verneint hat. Auch das mit dem kiffen wollte er lassen. Ende vom lied war, dass er alles erstmal heimlich gemacht hat. In der Zeit, als er das Haus renoviert hat, war er "arbeitslos" weil die Firma wo er arbeitete Insolventvwar, er bekam ei Übergangsgeld für knapp ein Jahr. Er hat sich dann wieder bei seinem ehemaligen Chef gemeldet und arbeitet seitdem wieder dort, aufm Bau. Seit ca. 6 Jahren hat sich die Situation mit dem Alkohol verschärft. Es wurd3 immer regelmäßiger und mehr. Kiffen tut er non stop seit gut 8 Jahren, mal mehr, mal weniger. Seit etwa drei Jahren weiß er selbst, dass er Alkohol und Drogen Abhängig ist. Aber kein Grund um sich Hilfe zu holen. Einmal hat er mir in seinem Rausch eine geklebt, mir voll eine Ohrfeige gegeben. Danach wollte er sich mit einem Küchenmesser die Hände abschneiden. Diese Nacht war für mich der absolute horror. Ich konnte ihn dann dazu bringen, das Messer weg zu legen, nach dem er sich wegen der Ohrfeige umbringen wollte. Er hat sich dann aber entschlossen, gegen die Spiegeltür zu boxen und hat sich dabei die Hand gebrochen und aufgeschnitten. Ich wollte einen Krankenwagen rufen, aber er schlug mir das Telefon aus der Hand. Dann habe ich mich im Bad eingesperrt und mit dem Handy den Notruf angerufen. Ich habe erklärt, was passiert ist und die erste Frage vom Notdienst war, ob sie die Polizei mitbringen sollen, damit sie ihm ein Verbot geben, dass er drei Tage nicht heim kommen darf. Das wollte ich aber nicht. Im Nachhinein hätte ich es besser gemacht. Insgesamt musste ich in den letzten 6 Jahren zweimal den Krankenwagen rufen, weil er irgendwo gegen geboxt hat und sich die Hand brach.
    Danach wurde es etwas ruhiger und wir haben uns langsam wieder angenähert, er trank auch eine Zeit lang keinen Alkohol, er wollte das alles nicht mehr und ich dachte, wir packen das zusammen. Seit drei Jahren trinkt er aber exzessiv. Jeden Tag Bier, Schnaps, Jägermeister... Vor zwei, 5 Jahren habe ich endlich eine Arbeitsstelle gefunden und es hat mir wahnsinnig Spaß gemacht. Aber wenn ich abends nach Hause kam, haben mir meine Kinder immer erzählt, dass der Papa wieder ganz viel geschimpft hat und rum geschrien hat, manchmal hat er ihnen Geld gegeben und sie zum Eis essen geschickt, dass er daheim in Ruhe saufen konnte.
    Auch zwischen uns gibt es fast täglich Streit. Er kam einmal zu mir auf die Arbeit und hat mich vor Chef und Kollegen angemault und war frech. Dascwarcso peinlich. Ich hab ihn dann, am nächsten Tag, gebeten nicht mehr zu mir auf die Arbeit zu kommen. E
    R hat geweint, er wollte das nie, hat sich entschuldigt etc. Wie immer... Leider habe ich nun meine Arbeit verloren, weil ich geklaut habe. Ist scheiße, ich weiß das, ich weiß nicht, warum ich das getan habe. Aber darum geht es nicht. Aber damit habe ich meinem Mann richtig Zündstoff gegeben. Er hält mir eh schon seit Jahren vor, dass ich angeblich nie arbeiten gehen wollte, dass ich mit ihm einen dummen gefunden habe, der mich mit durchfüttert. Er hat so viel für mich getan, ich hätte ihn immer nur verarscht, ich wäre eine faule Sau, er muss mir alles sagen, was ich machen soll, sonst passiert hier gar nichts, er brüllt immer und hält mir jetzt fast täglich vor, dass ich nie wieder arbeiten gehe, eine kleptomanin stellt doch niemand ein... Das wäre ja mein Plan gewesen. Außerdem beschwertver sich seit 20 Jahren immer über das gleiche, aber es ändert sich nichts. Ich kann noch nicht einmal den Haushalt führen und die bude sauber halten etc. Und egal was ich dagegen argumentiere, er hat seine ganz eigene Realität. Für ihn sind alles was er sagt Tatsachen. Ich habe mittlerweile kaum noch Selbstbewusstsein, werde täglich nieder gemacht, cer hat immervetwas zu meckern und er steigert sich immer rein. Außerdem ist er der Meinung, ich war mal sehr intelligent, aber heute könnt ich nicht mal logisch denken, geschweige denn mitdenken. Gestern wieder... Aber gestern habe ich ihm gesagt, dass ich es nicht mehr hören kann, dass es mich nervt. Er meinte, ihn nervt hier alles, es geht ihm hier so auf den Sack. Ich habe ihm dann gesagt, dass er dann was ändern soll. Er ist der Meinung, dasscer der einzige ist, der hier was ändert. Als ichbihn gefragt habe, was er denn geändert hat, kam als Antwort, er hat ein Haus gekauft und schleppt mich immer noch mit durch. Das ich für ihn die Beine breit mache, würde nicht reichen. Ich bin dann aufgestanden und gegangen. Später hatver dann wieder ganz normal mit mir gesprochen. Seit ein paar Monaten trinkt er täglich schon morgens vor der Arbeit ein Colabier und ein, zwei Gläser Schaps, manchmal kommt er in der Pause heim, dann das gleiche wieder, nicht zu vergessen das kiffen. Nach der Arbeit geht es weiter. Er ist nicht so ein typischer alkoholiker, der sich um nix mehr kümmert, er geht jeden Tag arbeiten, sorgt sichnums geld, will seine eigene Firma gründen, sorgt dafür, dass wir immer essen und trinken kaufen können... Aber seine Art mir gegenüber ist asozial und ganz oft ganz tief unter der Gürtellinie. Ich weiß nich mehr was ich noch machen soll. Er sagte ervwill keine Hilfe. Ich kann aber nicht den Rest meines Lebens oder seines Lebens so weiter machen.

    Bitte entschuldigt, dass ich ein Buch geschrieben habe.

  • Hallo Cäcilia,

    herzlich Willkommen hier im Forum und gut, dass Du Dich dazu durchgerungen hast, Deine ganze Last hier mal niederzuschreiben.

    Bevor ich Dir meine Gedanken schreibe stelle ich mich kurz vor:

    Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker, Papa von 3 Kindern und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Davor habe ich weit über 10 Jahre abhängig getrunken, die meiste Zeit davon heimlich, so dass es weder meine Frau noch meine weitere Familie wusste. Was aber nicht bedeutet, dass sie nicht die Folgen meiner Sucht zu spüren bekommen hätten. Am Ende führte es dann letztlich dazu, dass ich mich von meiner Frau trennte und mein Leben (fast) komplett neu startete.

    Ich komme also von der "anderen Seite", ich nenne es jetzt mal die Seite des "Täters", also desjenigen, der durch seine Sucht das Leben anderer ganz erheblich (negativ) beeinflusst oder sogar fast schon richtig kaputt macht.

    Meine Gedanken zu Deinen Zeilen:

    Ich lese aus ganz vielen Sätzen Dein nicht mehr vorhandenes Selbstbewusstsein heraus. Das ist, wenn man lange in einer kranken Beziehung mit einem Alkoholiker steckt und es nicht geschafft hat rechtzeitig heraus zu kommen, relativ häufig. Aber natürlich alles andere als gut.

    Bevor ich Dir schreibe, was aus meiner Sicht für Dich die wahrscheinlich einzige Option ist, würde mich mal interessieren, ob Du selbst an dieser Beziehung festhalten möchtest. Liebst Du Deinen Mann eigentlich noch? Kannst Du Dir vorstellen, Dein Leben weiter mit ihm zu verbringen? Selbst wenn er jetzt ganz plötzlich keine Drogen und keinen Alk mehr konsumieren würde (nicht falsch verstehen: was ich da von Dir lese lässt keinerlei Hoffnung in diese Richtung zu), ist dann nicht schon Zuviel kaputt gegangen um diese Beziehung vertrauensvoll fortführen zu können? Das sind Fragen die nur Du Dir beantworten kannst. Die Antworten darauf sind aber m. E. wichtig für Dich um überhaupt mal klar zu werden, ob es sich lohnt für irgendwas zu kämpfen.

    Und da kommen wir jetzt aber auch gleich zum Wesentlichen. Macht kämpfen überhaupt Sinn? Kann man als Angehöriger überhaupt gegen die Sucht seines Partner kämpfen? Oder, weniger martialisch ausgedrückt: Hat man als Angehöriger überhaupt einen Einfluss auf die Sucht seines Partners, auf sein Verhalten, auf seine Trinkmenge oder kann man mit richtigen "Maßnahmen" sogar dazu beitragen, dass er mit dem Trinken aufhört?

    Die Pauschale Antwort darauf lautet: NEIN

    Egal was Du tust, machst, sagst, etc. ER ALLEIN entscheidet darüber ob er trinken will oder nicht. Solange er in seiner Sucht kein Problem sieht (sondern alle Probleme auf Dich projeziert), solange passiert erst mal gar nichts. Da kannst Du ganz lieb sein, da kannst Du toben, da kannst Du unauffällig wie ein Mäuschen still sein - alles egal. Nichts wird sich ändern. Die Sucht ist stärker als alles andere und selbst die Liebe zu seinem Partner, ja selbst die Liebe zu den eigenen Kindern reicht oft nicht aus um den Betroffen wach zu rütteln und zu einer Veränderung seiner Trinkgewohnheiten zu veranlassen.

    Ich weiß wovon ich spreche, denn ich liebte meine Kinder über alles. Und ich wusste auch irgendwann, dass das alle ganz böse enden würde. Ich wusste auch, dass ich das nur dann verhindern könnte, wenn ich mit dem Trinken aufhören würde. Ich tat es erst als es bereits zu spät war.

    Also, was bleibt nun Dir eigentlich? Tja, so hart es klingen mag: Du kannst nur auf DICH schauen. Du musst entscheiden, wie Du Dein Leben weiter führen willst. Ihn solltest Du dabei nicht mit einbeziehen. Du solltest alle Entscheidungen die jetzt zu treffen sind an Deinen Wünschen und Bedürfnissen ausrichten. Du hast mit ihm gesprochen, wie ich aus Deinen Zeilen heraus lese sogar mehrfach. Er hat nichts geändert, warum auch immer. Er tut das, was ein typischer Alkoholiker halt so tut, was ich auch teilweise getan habe. Mal heult er, mal ist er aggressiv, mal trinkt er sogar eine Zeit lang nichts, dann wieder findet er tausend Gründe warum es ohne nicht geht. Natürlich will er keine Hilfe, natürlich könnte er aufhören wenn er wollte aber das Problem ist ja nicht er sondern Du, etc. Könnte ich beliebig verlängern.

    Was ich sagen will, er sollte raus sein aus Deinen Überlegungen. Er ist erwachsen und für sich und sein Leben selbst verantwortlich. Du aber auch und Du bist für Dich und Deine minderjährigen Kinder verantwortlich.

    Wenn ich Deine Geschichte so lese, dann würde ich alles für eine Trennung vorbereiten. Ja ich weiß, das Haus, die Schulden, die Kinder.... Wird nicht einfach und dann hast Du noch nicht mal einen Job. So weiter machen heißt aber: Weiter in Deiner privaten Hölle leben und das ohne irgend eine Perspektive das sich etwas verbessern wird. Eher wird es noch schlimmer, denn das ist der natürliche Verlauf dieser Sucht.

    Die Alternative hieße: Alleine mit den Kindern in eine ungewisse, sicher nicht einfache Zukunft starten in der Du viele Hürden und Herausforderungen überwinden musst. Wo Du aber immer für Dich selbst verantwortlich bist und wo Du immerhin die Aussicht darauf hast, dass Du irgendwann mal wieder Land siehst und in eine gute, auf jeden Fall in eine bessere, Lebenssituation kommst. Und alles ohne die Angst, wie er wohl heute wieder drauf ist, wenn er nach Hause kommt.

    Lies hier mal die Geschichten der anderen Angehörigen. Sie können Dir viel helfen. Und überlege Dir auch, ob Du nicht mal zu einer SHG gehst, also wenn das wieder möglich ist (nach den Ausgangsbeschränkungen).

    Ich belasse es jetzt mal dabei. Ich wünsche Dir, dass Du die richtigen Entscheidungen für Dich treffen kannst und natürlich auch einen guten Austausch hier im Forum findest.

    Alles Gute
    LG
    gerchla

  • Lieber Gerchla, vielen Dank erst einmal für deinen ausführlichen Post.

    Ich bin auch froh, dass ich hier geschrieben habe, alleine dass ich mir mal ein teil von der Seele schreiben konnte, hat mir schon etwas geholfen, zu wissen, dass ich meine Sorgen und Nöte hier " rauslassen" kann ohne Angst, verurteilt zu werden.

    Darf ich dich fragen, wieso DU den Entschluss gefasst dich von deiner Frau zu trennen?
    Mein Mann in seiner Rage auch schon öfter gesagt, dass er die Scheidung will, vor drei Jahren war er sogar beim Anwalt und hat alles in die Wege geleitet. Nach vier Monaten hat er aber alles zurück genommen. Wir haben weiterhin zusammen gewohnt, anfangs gab es viele Streitereien und Beleidigungen seinerseits, er kam sogar nachts ins Schlafzimmer, hat mich geweckt und beschimpft. Wir lebten getrennt von bett und Tisch, hatten aber irgendwann wieder gekuschelt und auch Sex. Er kam dann zu dem Entschluss, dass er sich nicht scheiden lassen will, weiler mich zu sehr liebt. Als Grund für die Trennung gab er an, dass ich ohne ihn (die kinder auch) viel besser dran wäre. Keiner mehr, der mich ständig beschimpft und runter macht, ich müsste keine Angst mehr haben, wie er drauf ist, wenn er heim kommt und das ich definitiv etwas besseres verdient habe..etc..

    Was war denn bei dir der Punkt, an dem du festgestellt hast, dass sich etwas ändern muss?

    Mein Mann hat jahrelang eingesehen, nach jedem Streit, wenn er wieder nüchtern war, zu welchem Unmensch er sich entwickelt hat. Seit ca einem halben Jahr sieht das jedoch anders aus. Er weis, dass er Abhängigkeit von Alkohol und Drogen ist. Er möchte das alles auch nicht, aber ich hätte ihn mehr oder weniger dazu getrieben, weil ich ihn immer alleine kämpfen lies. Das sind auch die Vorwürfe die er mir macht. Ich weiß dass ich nix dafür kann, dass er die Flucht in Alkohol und Drogen sucht. Ich habe ihn ja nicht dazu gezwungen. Ich hatte bisher auch ein nicht ganz so tolles Leben und einige Schicksalsschläge einzustecken, aber ich kann glücklicherweise ganz anders damit umgehen. Ich habe noch nie viel Alkohol getrunken, aber seit ein paar Jahren trinke ich keinen einzigen Tropfen, weil ich denke, es kann jeder zeit sein, dass er so austickt, dass ich meine kinder schnappe, ins Auto setze und weg muss. Omg, alleine wenn ich mir das gerade durchlese, ist das ein Armutszeugnis von mir. Ich habe immer wieder Hoffnung, dass sich unsere Situation zum besseren wendet. Wir lieben uns, das ist aber glaube ich, das einzige was uns noch zusammen hält. Mit der jeweiligen Hoffnung, dass der Partner sich ändert.

    Zu deienr Frage, ob ich meinen Mann noch liebe. Bis gestern hätte ich ja gesagt, aber seit gestern abend bin ich nicht mehr sicher. Ich bin nicht sicher, ob ich nur den Mann liebe, den ich gerne wieder zurück hätte, wie er früher einmal war, vor seiner sucht und seiner negativen Veränderung oder ob ich ihn liebe. Gestern nach der Arbeit war er noch mit unserem sohn unterwegs. Er kam erst nach 22 uhr heim. Er war noch keine fünf Minuten daheim und es gab schon Streit. Ich versuche dann immer ruhig und sachlich zu bleiben. Er hatte eine Fahne, die man im ganzen Treppenhaus roch. Und je mehr er auf mir rumgehackt hat, desto wütender wurde ich. Ich höre mir nicht mehr langer an, wie dumm und unfähig ich doch bin. Er hatte irgendwann die Schnauze voll und sagte mir, dass wir uns scheiden lassen. Ich sagte " okay, wachen wir. Aber in ein paar Tagen kommst du eh wieder und heulst und sagst wie leid dir alles tut." Er hat sarkastisch gelacht und gemeint, dass wir ja sehen werden, wer heult. Ihm ist es ernst, er hat kein Bock mehr.
    Aber ich soll ihn nehmen wie er ist. Er ist auch der. Meinung, dass ichnes auf meiner Arbeit extra soweit getrieben habe, dass ich gekündigt werde, weil ich kein Bock habe arbeiten zu gehen, sonst hätte ich nicht gemacht, was ich da gemacht habe. Er sei immer der dumme, der mir meinen goldenen Arsch finanziert. Doch damit swi jetzt Schluß, ich bekomme keinen Cent mehr von ihm, ich. Muss jetzt gucken was ich mache...
    Also im Moment lohnt es sich nicht mehr zu kämpfen. Er sieht dass nur er alleine kämpft und mir sei alles scheiß egal. Er findet alles lächerlich und ich sei noch zu blöd um mich mal um irgendwas zu kümmern. Dabei bin kümmer ich mich um alles was anfällt, ausser Reparaturen am haus, oder Dinge in unserem großen, verwilderten Garten, die ich ohne die Geräte, die ich nicht benutzen darf, gar nixh nicht bewerkstelligen kann.

    In einem hat er recht. Ich kann mich und meine Mädels nicht komplett alleine finanzieren, ohne Amt. Dafür hatte ich auch als ich gearbeitet habe, nicht genug verdient. Ich durfte aber auch nur in Teilzeit arbeiten und das war ihm schon zu viel. Er hatte ständig wegen meiner Arbeit rumgemeckert, aber dass ich die Arbeit jetzt wegen Dummheit (Diebstahl) verloren habe, ist für ihn ein gefundenes Fressen.


    Dasver nichts an seinem Suchtverhalten ändert sehenich. Auchnwenn er es nochnsonoft sagt. Er schafft es zwar, mal einpaar Tage nix zu saufen, aber dann geht es immer wieder von vorne los. Weil ich weis ja gar nicht, welchen druck er hat... Er hat so viele Gedanken im kopf, davon könnte ich nicht einmal träumen.

    Ich fühle mich momentan total gelähmt. Vor ca einer Woche haben wir wieder mal geredet. Er sagte da zu mir, dass er mich unendlich liebt und sich nie ganu vo mir trennen will. Er weiß, dass sein Alkohol Konsum viel ist und dass er asozial wird, vom trinken. Und er wüsste auch, dass es schlimmer werden wird, mit seinen Launen, alleinschon weil er sichbschon auf der Arbeit immer ärgert. Da sei es wie daheim, er müsste mit seinem Mitarbeiter reden, wie mit einem kleinen Kind, sowie mit mir. Und doch sind wir zu blöd um zu verstehen, was er will. Auch mit seinem Chef eckt er immer öfter an. Er sagte mir dann, wenn es zu schlimm wird, wie er sich uns gegenüber verhält, also mir und den Kindern, soll ich fur ein, zwei Tage mit den Kindern weg fahren, ubernachr woanders hin, aber ich solle ihn nie ganz verlassen und wieder kommen.
    Was soll ich denn davon halten?
    Gestern Abend fragte ichbihn, warum er mir mal sagt, dasscer mich liebt und ihm alles so leid tut und er mich gar nicht so behandeln möchte, aber dann dann wieder auf mir rum hackt mich schlecht macht und mir weh tut. Ich sagte auch, dass ihm
    Das Spaß zu machen scheint, das war auch für ihn der Punkt, wo er sagte, allein schon wegen diese Aussage lassen wir uns scheiden.
    Aber seine Antwort war hart: Wenn ich ihm auf den Sack gehe, dann sagt er liebe Sachen, dass er seine Ruhe hat, aber wenn ihn alles ankotzt, dannsagt er mir, was er wirklich denkt. Toll

    Vorher hat er eingesehen dass er der Hauptgrund für unsere beschissene ehe ist, weil er mit seinem Verhalten alles kaputt macht, da war es fur ihn auch kein wunder, warum ich zu dem geworden bin, wie ich heute bin. Aber mittlerweile bin ich schuld, weil ich nie gearbeitet habe, 17 Jahre lang, er noch so dumm war und als Alleinverdiener ein Haus gekauft hat, fur das ich noch nie einen Finger krumm gemacht habe und mir doch die Hälfte von gehört, was total lächerlich sei, da ich noch nicht einem was dafür bezahle. Er war noch nie faul, hat immer gearbeitet und geguckt, dass es uns gut geht ( leider hat er irgendwann den seelischen Aspekt aus den Augen verloren) er hat Blut und Wasser geschwitz, nur für uns und ich zeige weder Dankbarkeit noch Respekt. Im Gegenteil, er ist der Meinung, ich würde ihn von oben herab behandeln und sei total Respektlos. Wenn ich dann sage, dass er derjenige ist, der sich Respektlos verhält bekomme ich gesagt, dass man sich Respekt verdienen muss und ich von ihm keinen verdient habe
    weil ich nie für ihn da bin und eine faule sau sei. Außerdem habe ich ja nur einen dummen gesucht, der mich aushält und vom bisschen Beine breit machen, ändert sich seine Meinung nicht. Er zweifelt auch an meiner Liebe zu ihm. Ich fragte ihn, ob ich diesen ganzen Mist hier mitmachen würde, wenn ich ihn nicht wirklich lieben würde. Dazu meinte er, dass er mir hier doch gut geht. Ich kann leben und er geht dafür arbeiten. Ich wäre ja blöd, wenn ich von ihm weg ginge. Ich bin unendlich traurig und verletzt und mein Mann fühlt sich von mir verarscht und ist der festen Überzeugung, dass ich ihm immer nur erzähle, was ich denke, dass er hören will.

    Er meckert immer : seit 20 Jahren will ich dies, seit 20 Jahren sage ich das, immer wieder dasselbe, aber ändern tut sich nie was... Er bekommt gar nicht mit, dass ich schon so viel immer ind immer wieder geändert habe, in seinen Augen ändere ich nie etwas, sondern bin irgendwo stehen geblieben, er ist der einzige, der etwas ändert. Er will die Firma übernehmen und hat Ehrgeiz, er geht arbeiten... Das einzige was sich ändert ist in meinen Augen, dass seine sauferei und sein Verhalten schlimmervwerden.

    Er möchte, dass ich morgens nie mehr für ihn aufstehe. Er schläft seit geraumer Zeit im Wohnzimmer und ich im Schlafzimmer. Zwischendurch haben wir auch mal zusammen hier oder dort geschlafen. Ich bin morgens immer mit ihm oder für ihn aufgestanden, hab ihm Brote gemacht für die Arbeit und Getränke eingepackt, natürlich keine Alkohol. Aber gestern Abend sagte er eben dass ich für ihn nie mehr aufstehen soll. Da ich morgens aber meist bei Zeiten wach bin, hab ich dann heute morgen mit dem aufstehen gewartet, bis ich gehört habe, dass er weg fährt. Und was ist nun? Soeben bekomme ich eine WhatsApp von ihm mit dem Inhalt : Moje! "

    Ich fühle mich leer, traurig, wütend, verarscht, allein, mochte schreien, heulen, weg, da bleiben.... Ich bin gerade völlig überfordert mit der Situation.

    Ich habe ihm auch schon mehrfach gesagt, songern ichbihm helfen will, das übersteigt meine Kompetenzen, aber ich bon bereit, wenn er sich Hilfe holt, den ganzen harten Weg, mit ihm gemeinsam zu gehen. Ich habe ihn geheiratet, weil ich ihnLiebe und nixht um ihn alleine zu lassen, wenn es schwer wird.

  • Hallo, Cäcilia!

    Auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich bin m, 57, Alkoholiker und nun auch schon einige Jahre trocken.

    Und ich kann mich den Ausführungen Gerchlas eigentlich nur anschließen: Das einzige Option, die Du hast, ist, Dich um DEIN Wohl und das Deiner Kinder zu kümmern! Dein Mann ist für sich selbst verantwortlich.

    Du schreibst, Du kannst Dich und Deine Mädels nicht alleine - ohne Amt - finanzieren. Na und?
    Meinst Du nicht, dass es das wert wäre - ein wieder selbstbestimmtes Leben, ohne ständige Beschimpfungen, ohne ständige Sorgen, ob ER wieder besoffen ist, wie ER wieder drauf ist etc. Du könntest Dir einen Job suchen, ohne Dir von IHM irgendwelche Erniedrigungen anhören zu müssen und vielleicht auch irgendwann wieder ohne Hilfe vom Amt leben können. Und die Kinder müssten sich nicht ständig die Streitereien anhören und leiden …

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,
    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
    Uns aus dem Elend zu erlösen
    können wir nur selber tun!

    Das gilt nicht nur für uns Alkoholiker oder anderweitig Betroffene - das gilt genauso für die Angehörigen!
    Also such Dir Hilfe, geh zu einer Suchtberatung, schau in unsere Linksammlung - mach was, wird aktiv! Für Dich, für die Kinder!

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Erfolg sowie einen guten Austausch hier!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morrgen Cäcilia,

    das ganze Gejammer und Gestreite kann Dein Mann locker aushalten, denn entscheidend ist, was hinten raus kommt. Und hinten kommt nichts raus, denn Du änderst ja auch nichts. Du bist ja immer noch bei ihm, hat also keinerlei Konsequenzen für ihn. Er kann doch machen, was er will, Du bleibst ja eh bei ihm.

    Warum soll er denn was ändern? Er kann weitersaufen und hat eine Blöde, die sich terrorisieren lässt. Die einzigen, die mir dabei wirklich leid tun, sind eure Kinder, denn mit solchen Eltern ist man ja gestraft fürs Leben.

    Jetzt wirst Du wahrscheinlich explodieren, aber mei, Pech. Vielleicht wachst Du mal auf, sonst pennst Du halt weiter. Wie lange machst Du das jetzt schon mit? Wenn Deine ganzen Überlegungen und Eure Unterhaltungen und Streitereien irgenddwas bringen würden, dann hätten sie schon lange was gebracht. Aber das Ergebnis von dem Ganzen ist ja das, was Du jetzt hast. Wahnsinnig viel Aufwand für weniger als nichts. Nicht gerade ein Erfolgsmodell. Willst Du so leben?

  • Hallo Greenfox, hallo Susanne68

    @ Greenfox : ich bin natürlich auf Arbeitssuche, habe schon mehrer Bewerbungen verschickt und bin dabei, weitere zu schreiben. Ich möchte überhaupt nicht von meinem Mann abhängig sein, das denkt der aber leider. Ich weiß auch, dass es keine Schande ist, vom Amt Geld dazu zu bekommen, auch wenn man arbeitet. Aber dies momentane Situation mit diesem Coronavirus mach die Arbeitssuche nicht gerade einfacher. Bislang hab ich schon eine Absage bekommen. Ich habe im Einzelhandel gearbeitet, was mir wirklich viel Spaß macht und mich auch irgendwie erfüllt hat. Derzeit überlege ich, ob ich nicht in die Pflege gehe. Das Arbeitsamt zahlt mir auch eine Ausbildung, wenn ich noch eine machen möchte.


    Natürlich mochte ich gerne ein selbstbestimmtes Leben ohne Angst führen.


    Susanne68 : Ich weiß, dass ich selbst schuld bin dass es jetzt so ist, wie es ist. Ich explodiere nicht! Ich weiß dass du recht hast. Aber ich habe den Absprung bisher nicht geschafft. Weil mein Mann mir immer wieder Hoffnung gegeben hat, ich mich an jedem noch so kleinen Strohhalm fest geklammert habe. Ich weiß selbst, dass diese Ehe so keinen sinn mehr macht. Er sieht seine Meinung als die Wahrheit, auch wenn er immer sagt, dass es ja nur seine Meinung ist, weil ich ihm ja schließlich zeige, dass mir alles was er sagt und will, völlig egal sei...

    Das beste ist ja, dass ich meine Töchter sofort aus so einer Situation raus holen würde, sollten sie so einen Partner haben. Ich würde jedenfalls alles versuchen, dass sie so etwas nicht mit machen müssen. Aber ich lass mir das alles gefallen und mache das mit?! Passt nicht.

    Früher, wenn ich von Frauen hörte oder mitbekam, dass ihr Mann säuft, sie seelisch mißhandelt oder gar schlägt, hab ich nur Kopfschütteln übrig gehabt und mi h gefragt, wieso sie sich nicht trennen. Jetzt sitze ich selbst so da. Ich beschäftige mich in letzter Zeit viel mit mir selbst und ich glaube einer der Gründe, weshalb ich Angst vor einer Trennung habe ist der, dass mein Mann damals, als er die Scheidung wollte, mich noch mehr tyrannisiert hat, als davor. Meine älteste Tochter schlief bei mir im Bett mit und die Kleinste zusammen mit unserem Sohn, der ja mittlerweile ausgezogen ist, bei ihrem Vater im Wohnzimmer. Jeden Abend oder mitten in der Nacht kam mein Mann hoch, riss die Tür auf und brüllte rum, beschimpfte mich... Einmal wolle er mein Handy haben, da er ja den Vertrag bezahlt, wollte es mir aus der hand reißen, da hab ich es ihm aber vor die Füße auf den Boden geknallt. Ich hatte ständig Angst, wenn ich im Bett lag, wann er wieder hoch kommt und was er jetzt wieder für ein Problem hat.

  • Wenn, dann mach es richtig, mach einen RICHTIGEN Schnitt: Trennung, auch räumlich. Alles Andere ist Kinderkacke.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Cäcilia,

    weißt Du, alles was Du schreibst, all die scheinbar unvorstellbaren Widersprüche die Dein Mann in sich vereint, all das für Außenstehende unfassbare Verhalten Deines Mannes, all das ist für einen Alkoholiker, der so tief in der Sucht hängt wie Dein Mann ziemlich typisch, quasi normal.

    Obwohl ich selbst Alkoholiker bin und die Wirkung dieses Zeugs und auch die Veränderung meines eigenen Wesens und meiner eigenen Psyche miterlebt habe (und es glücklicherweise auch nicht vergessen habe), musste ich beim Lesen Deiner Zeilen ein ums andere mal den Kopf schütteln. Nicht, weil ich so entsetzt darüber bin was Dein Mann so treibt (der verhält sich, wie schon geschrieben, wie es viele Alkoholiker in dieser Phase der Sucht tun), sondern ich bin eher entsetzt, wie wenig Du Dir eigentlich wert bist. In diesem Zusammenhang bitte ich Dich, dass Du Dich auch mal mit der Krankheit "Co-Abhängigkeit" beschäftigst. Ich kann nicht genau beurteilen, ob Du davon betroffen bist, es könnte aber sein, dass das auch eine Rolle spielt. Und das ist dann auch eine sehr ernstzunehmende Angelegenheit.

    Und bitte denke auch mal über die sicher sehr harten, aber doch auch sehr berechtigten Worte von Susanne nach, was die Zukunft Deiner (Eurer) Kinder betrifft. Es ist eben so, dass Du die Verantwortung für Deine Kinder hast. Klar wäre da ja auch noch der Vater, aber den kannst Du halt alkoholbedingt komplett vergessen. Du bist der einzige Halt, der einzige Anker, den Deine Mädels haben. Ich weiß, es ist nicht gerecht und es ist nicht das, was man sich wünscht, wenn man gemeinsam eine Familie gründet und Kinder bekommt. Man wünscht sich, dass beide Elternteile ihrer Verantwortung gerecht werden. Aber Dein Mann hat sein Leben an den Alkohol abgegeben. Und der lässt keinen Raum für andere Beziehungen. Der Alkohol will immer der /die Einzige sein, die Sucht setzt alles daran die Nummer eins im Leben eines Süchtigen zu sein. Und das ist sie auch, dann kommt lange nichts, sehr lange und dann kommst vielleicht mal Du oder die Kinder. Aber nur wenns gerade passt.

    Ich finde es gut, dass Du mal darüber nachgedacht hast, ob Du ihn eigentlich noch liebst. Und Deine Aussage, dass Du möglicherweise noch den Menschen liebst, der er einmal war, die habe ich schon häufiger von Betroffenen gehört oder gelesen. Man klammert sich an die Hoffnung, dass ja alles wieder gut werden könnte, dass man den Menschen zurück bekommen könnte, den man so geliebt hat. Wenn, ja wenn er halt einfach mal mit dem Saufen aufhören würde....

    Nun, da muss ich Dir sagen (aus eigener Erfahrung): diesen Menschen bekommst Du ganz sicher nicht mehr zurück! Angenommen er würde heute aufhören mit dem Trinken und den Drogen, würde sich in Therapie begeben, würde ein intensives Programm durchlaufen und sich mit sich selbst, seiner Sucht und seinem Leben nach der Sucht beschäftigen und würde es dann auch noch schaffen, wirklich stabil suchtfrei zu sein - Du hättest einen ganz anderen Menschen vor Dir als den, den Du vor der Sucht gekannt hast. Die Suchterfahrung und auch die Erfahrungen die man dann beim Überwinden macht, die prägen einen enorm. Es ist nicht so selten, dass sich Paare trennen, nachdem der süchtige Partner trocken wurde. Weil es dann einfach nicht mehr zusammen passt und weil auch der nicht süchtige Partner im Grunde eine Art Therapie durchlaufen muss, um überhaupt mit dieser neuen Situation klar zu kommen. Das, liebe Cäcilia, ist wirklich eine sehr komplexe Geschichte in der z. B. auch das Thema "wieder vertrauen können" ein große Rolle spielt. Ich möchte das jetzt an dieser Stelle nicht zu tief ausführen, Du hast aktuell ja noch ganz andere Probleme und Dein Mann ist m. E. ganz weit davon entfernt mit dem Trinken aufzuhören.

    Hier dann gleich zu Deiner Frage, warum ICH mich getrennt habe. Tatsächlich wollte meine Frau, dass wir zusammen bleiben und es zusammen durchstehen. Aber je klarer ich wurde, desto klarer wurde mir, dass ich es an der Seite meiner Frau nicht schaffen würde dauerhaft trocken zu bleiben. Ich versuchte mir über meine Gefühle klar zu werden (darum auch meine Anregung an Dich das gleiche zu tun) und ich stellte fest, dass ich meine Kinder über alles liebte, meine Frau jedoch.... Sie war (ist) ein wirklich guter Mensch, ein Mensch, der das alles ganz bestimmt nicht verdient hatte. Aber ich liebte sie nicht mehr und es war in diesen Suchtjahren so viel passiert (ich betone: an quasi allem war ich schuld, nicht sie, denn sie wusste ja noch nicht mal was wirklich los war), dass wir uns auseinander gelebt hatten. Darüber hinaus hatte ich so enorme Schuldgefühle ihr gegenüber, dass es mir kaum möglich war, mich in ihrer Nähe aufzuhalten.

    Ich hatte viele Gespräche, mit unterschiedlichen Menschen. Mit einem Freund, mit Psychologen und mit einem Mönch und am Ende war ich es allein, der eine Entscheidung treffen musste (wie Du übrigens auch). Und diese konnte für mich dann nur sein, mich für ein Leben ohne Alkohol zu entscheiden. Und da ich mir sicher war, dass ich es in meiner alten Welt, meinem alten Umfeld nicht schaffen würde, habe ich mich getrennt. Es spielten noch viel mehr Dinge eine Rolle, aber kann und will nicht alles hier schreiben, es würde auch den Rahmen sprengen.

    Meine Frau hätte damals eine Chance verdient, trotzdem bin ich auch nach vielen Jahren noch ganz sicher, dass es für mich die richtige Entscheidung war. Du solltest auch die richtige Entscheidung treffen für Dich und Deine Mädels. Ich ging nach dieser Entscheidung übrigens durch die Hölle. Ich wusste nicht, wie das alles ausgehen wird. Meine Schuld, vor allem die unglaubliche Verzweiflung und Traurigkeit meiner Kinder, brachten mich fast um. Und so war es dann auch die größte Herausforderung in meiner Zeit in Richtungen neues Leben ohne Alkohol, diese Schuld und diese tiefe Traurigkeit zu überwinden. Hat gedauert, war einiges an Arbeit, viel Hilfe von außen und heute bin ich ein sehr glücklicher Mensch, mit neuer Familie und einer wirklich guten Beziehung zu meinen Kindern und auch meiner ersten Frau. Wenn Du mir das nach einem halben Jahr Trockenheit gesagt hättest, ich hätte es für absolut ausgeschlossen und unmöglich gehalten.

    Ich schreibe Dir das so, weil ich Dir damit zeigen will, dass man es selbst in der Hand hat. Auch Du hast es selbst in der Hand. Und ich hatte übrigens auch einen Berg Schulden an der Backe, hab Jahre gebraucht sie abzustottern. Und noch einen ganzen Schwung anderer suchtbedingter Altlasten....

    Zitat

    Was war denn bei dir der Punkt, an dem du festgestellt hast, dass sich etwas ändern muss?


    Diesen Punkt gab es so klar bei mir überhaupt nicht. Innerhalb meiner Trinkerkarriere gab es mehrere Situationen, wo ich mir sagte: So geht es nicht weiter! Was folgte waren entweder Trinkpausen oder der Versuch, reduziert oder kontrolliert zu trinken. Naja, das kennst Du doch auch von Deinem Mann, oder?
    Selbstverständlich scheitere ich früher oder später immer. Und wenn eine Trinkpause länger andauerte, dann hab ich meist danach mehr getrunken als vorher. Dauerhaft mehr meine ich. So dass ich halt irgendwann mal bei 10 - 12 Bier pro Tag angelangt war, was aber am Ende dann auch oft nicht mehr ausreichte und ich musste noch Wein dazu gießen. Und so wurde ich also immer kaputter. Körperlich aber vor allem auch psychisch.

    In all der Zeit hatte ich mir ein ordentliches Doppelleben aufgebaut, welches es mir ermöglichte, mir meine Auszeiten von Frau und Kindern zu nehmen. Dieses Doppelleben war natürlich enorm belastend und nur durch Lügen und Betrügen überhaupt aufrecht zu erhalten. Eines Abends kam ich nach Hause, ich weiß noch, dass ich relativ nüchtern war (nur 3 oder 4 Bier zu diesem Zeitpunkt) und meine Frau stellte mich wegen einer dieser Lügen zur Rede. Nun hätte ich es ganz sicher geschafft, mich aus dieser Situation durch neuerliches, kreatives Lügen herauszuwinden (wie ich es unzählige Male vorher auch schon getan hatte), doch ganz plötzlich und spontan wusste ich: Jetzt ist der Moment! Jetzt ist es vorbei, jetzt outest Du Dich, jetzt willst Du nicht mehr. Und so war es dann auch. Obwohl ich ganz genau wusste: Wenn ich es jetzt sage, wenn ich mich jetzt oute, dann wird die Welt meiner Frau und Familie und auch meine eigene komplett zusammen brechen. Nichts wird mehr so ein wie es einmal war, nichts wird mehr rückgängig zu machen sein, ich werde nichts bagatellsieren können. Es ist dann over and out - Und so war's dann auch. Ich werde diesen Moment und die Reaktion und die Worte meiner Frau niemals vergessen.

    So war das bei mir und meine Situation und auch mein Trinkverhalten, die Art wie ich meine Sucht ausgelebt habe, hat nichts mit dem zu tun was Dein Mann tut. Ich war nicht weniger grausam wie es Dein Mann Dir gegenüber ist, aber ich war es auf eine ganz andere Art und Weise. Was ich damit sagen will: Es ist nicht möglich, die eine Sucht und den einen Suchtausstieg mit einem anderen zu vergleichen oder zu hoffen, dass es vielleicht bei Deinem Mann zu einer ähnlichen Situation kommt. Es ist alles höchst individuell und nicht vorhersehbar. Die Erfahrung zeigt aber halt einfach nur, dass es sehr wenige sind, die überhaupt versuchen vom Alkohol weg zu kommen und von diesen Wenigen sind es dann nochmal sehr wenige, die es dauerhaft schaffen.

    Insofern nochmal mein Apell an Dich: Kümmere Dich um DEIN Leben! Alles andere bedeutet nur ein Verlängern Deines Leidens. Wenn Du auf Kummer und Leid stehst und Deinen Mädels das ebenfalls angedeihen lassen möchtest, dann kannst das ja weiter so machen. Wenn Du aber irgendwann mal wieder sowas wie glücklich sein möchtest, dann musst Du Dein Leben in die eigenen Hände nehmen. Und so wie es aussieht wäre das mit einem kompletten Neustart bei Dir verbunden.

    Ok, mehr habe ich jetzt erst mal nicht zu sagen.

    Alles Gute.

    LG
    gerchla

  • Ich danke euch, wirklich. Auch dafür dass ihr teils schonungslos seid! Das ist genau das, was ich brauche und nicht jemanden, der mir nur gut zuspricht und das sagt, was ich vielleicht lieber hören möchte.

    Greenfox: Wie soll ich das denn im Moment anstellen? Ich bin auf Arbeitssuche, bekomme erst ab Juni Geld, habe also keine finanziellen Mittel ( da hat mein Mann leider recht, ich bin finanziell von ihm abhängig. Er gibt mir Geld und ich gehe einkaufen, nur als Beispiel), es herrschen Ausgeh- und Kontaktbeschränkungen, daher könnte ich mir im Moment auch keine Wohnung angucken und das Amt hat geschlossen, so dass ich nicht mal Alg2 beantragen kann. Wenn ihr da vielleicht Ideen habt, bitte raus damit. Ich weiß, dass es für fast alles eine Lösung gibt, aber im Moment sehe ich da keine. Vielleicht habe ich aber auch gerade Tomaten auf den Augen. Eine Wohnung zu finden ist das eine, die Kaution aufzubringen das andere und wieder was anderes wird die Einrichtung sein. Ich weiß eben nicht, wie ich das ohne Geld alles bewerkstelligen soll. Deshalb habe ich eben an " getrennt von Tisch und Bett" gedacht. Auch wenn es das alles wohl noch schwieriger macht.

  • Hallo liebe Cäcilia,

    ich habe Deine Posts mit gelesen und setze mal beim Praktischen Teil an. :blumen2:

    zur Antragstellung (ALG2 oder anderes) hier mal ein Link fürs nötige Formular.
    Das geht heute - und vor allem im Moment - vielfach ohne direkten Kontakt.

    https://www.hartziv.org/download/ALGII_Hauptantrag.pdf

    Die JobCenter haben während der Kontaktbeschränkungen telefonische Hotlines
    geschaltet, die auf der jeweiligen Seite des zuständigen JobCenters genannt
    sind. (So ein Verweis auf der offiziellen Seite.)

    Hilfreiche Hinweise und Tipps zum Verfahren (Formular ausfüllen etc.) kannst Du
    schonmal auf einer Seite wie dieser einholen. Die ist empfänger-freundlicher,
    d.h. mit mehr Hintergrundwissen gestaltet, als die Seite der Arbeitsagentur. ;)

    https://www.hartziv.org/formulare.html

    Zusätzlich gibt es Sozialverbände, die für einen geringen Monatsbeitrag sozial-
    rechtliche Beratung (auch telefonisch) anbieten. Das könnte auch für weitere
    Themen Deiner eigenen Planung unterstützend sein.

    https://www.vdk.de/deutschland/pa…beratungsstelle

    https://www.sovd.de/der-sovd/beratung


    Vielleicht hilft es Dir, Dich einfach mal mit dem nächst möglichen kleinen Schritt
    (j-d anrufen oder Infos aus einer Seite rausschreiben) zu beschäftigen, statt vor
    einem großen Berg und ohne reale Infos zu stehen, der "unknackbar" erscheint.

    Keine Situation ist unlösbar, wenn man sich die nötige Zeit gibt und allmählich
    einen eigenen Zugang zum Thema findet. Versuche, keinen Druck auf Dich
    auszuüben - davon hast Du längst genug - aber wenn die Gedanken kreisen,
    dann teste doch einfach mal die Infos auf Antworten hin, die Du suchst.

    So bin ich immer vorgegangen, wenn ich mehr noch nicht überblicken konnte
    und Halt gesucht habe.

    Alles Liebe für Deinen Weg und vor allem Mut, egal in welchem Tempo Du ihn
    gehst ...

    :sun:

    Wolfsfrau

    -----------------

    p.s.

    - zur Kaution:
    Es ist möglich, ein "Kautionsdarlehen" beim Amt (Monatsrate ca. 45 Euro) zu bekommen.

    - Einrichtung:
    Wenn Du second hand magst, lässt sich vom Geld für die fällige "Erstausstattung" (bei
    Bezug einer neuen, leeren Wohnung) einiges auf die Beine stellen. Es gibt sehr hochwertige
    Möbel, die aus unterschiedlichsten Gründen günstig abgegeben bis verschenkt werden. :)

  • Wolfsfrau hat Dir schon sehr viele und sehr nützliche Tipps gegeben. Ebenso hat Gerchla auch schon ausführlich beleuchtet ...

    Nur noch ein ganz kurzer Gedanke von mir:

    Weisst Du, worin sich Alkoholiker/Süchtige und Co-Abhängige fast immer einig sind? Im Ausreden (er)finden, warum die Situation einfach nicht zu ändern ist!

    Ja: sie ist nicht einfach zu ändern, aber sie ist zu ändern!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Wolfsfrau, vielen Dank für die links die du mir eingestellt hast. Da werde ich nachher, wenn ich etwas mehr Ruhe habe, direkt mal nach schauen. Wegen dem Alg2 hab ich schon mal heute Mittag kurz reingeguckt, da ich eh regelmäßig auf die Seite der Arbeitsagentur muss, weil ich ab Juni Alg1 bekomme. Vielleicht macht das die Sache etwas einfacher für s Amt. Jedenfalls haben die schon einige Daten von mir. Allerdings nehme ich an, dass die dann auch den Verdienst von meinem Mann wissen wolle und welche monatlichen Ausgaben wir haben? Wie kann ich den das am besten so lösen, dass mein Mann davon nix weiß und mitbekommt? Ist das überhaupt möglich?

  • Das mit der Jobsuche hat sich doch durch Corona nur verschärft, aber so wie Du das beschreibst, war doch da schon bald 15 Jahre der Wurm drin. Du schreibst doch selbst, dass Du Deinem Mann schon nach dem zweiten Kind nichts mehr recht machen konntest.

    Mach Dir doch nichts vor. Auf der einen Seite hast Du die Scheidung nicht nachverfolgt, weil Dein Mann da noch mehr ausgeflippt ist und Du wohl zu Recht Angst vor ihm hattest. Und jetzt machst Du Dir Hoffnungen auf die Trennung von Tisch und Bett und da wird er dann handzahm? Das glaubst Du doch selbst nicht.

    Frauenhäuser haben sich drauf eingestellt, dass es wegen den Ausgangssperren jetzt vermutlich vermehrt zu häuslicher Gewalt kommt. Und Frauenhäuser sind exakt das, was für solche Situationen wie Deine geschaffen wurde. Das wäre ganz sicher eine Möglichlickeit, wenn Platz ist, und da sind normalerweise auch Leute, die sich mit Deinen sonstigen Problemen auskennen. Natürlich ist das nichts auf Dauer und sicher kein Zuckerschlecken, aber das ist es jetzt ja auch schon nicht. Also was hast du überhaupt noch groß zu verlieren, wenn Du das machst? Es wäre zumindest mal ein Anfang.

    Denk mal drüber nach, ob Du nicht grundsätzliche Änderungen genau so scheust wie er. Es wäre halt nett für Dich, wenn er sich ändern würde, denn dann könnte Dein Leben einfach so weiterlaufen. Ist aber halt nicht. Und Du hattest mit Sicherheit auch vor 10 oder 15 Jahren schon Ausreden, warum Du das mit machst. Und das ist das, was Dich eigentlich hindert. Du wirst Deinen Hintern hoch bringen müssen, sonst wird dein Leben einfach so weiterlaufen wie es jetzt ist, ob Du jammerst oder nicht.


  • Allerdings nehme ich an, dass die dann auch den Verdienst von meinem Mann wissen wolle und welche monatlichen Ausgaben wir haben? Wie kann ich den das am besten so lösen, dass mein Mann davon nix weiß und mitbekommt? Ist das überhaupt möglich?

    Für Fragen wie diese war der Link zu den zwei Beratungsvereinen gedacht,
    die auf Sozialrecht spezialisiert sind. Sozialleistungen gehören auch dazu.
    Ebenso alles, was die Vorbedingungen umfasst. Genau dazu findest Du dort
    gute Beratung!

    Nimm alle Fragen ernst, die Dich jetzt beschäftigen und gehe jeder einzelnen
    mit fachkundiger Hilfe/Beratung nach. Damit nimmt Dein Weg Gestalt an und
    die Situation gliedert sich in einzelne, machbare Bestandteile für ihre Lösung.

    Alles Gute! :)

    Wolfsfrau

  • Hallo.
    So, dass mit der Trennung ist nun zur Tatsache geworden. Da wir noch ein freies Zimmer haben, hat mein noch Mann dieses zu seinem Reich erklärt. Da darf auch niemand mehr von uns rein. Ich möchte nicht erwähnen, cwas mir alles an den Kopf geworfen wird... Aber ich hab ihm sein Leben und seine Träume kaputt gemacht weil ich nie hinter ihm stand und ihn finanziell unterstützt habe. Diese Aussage hat sich in mein Hirn eingebrannt und macht mir wirklich sehr zu schaffen. Ich Zweifel an mir selbst. Bin ich letzten Endes doch tatsächlich Schuld, zu dem was oder wie er geworden ist? Ich habe ihm gesagt, dass ich vorerst mit den Mädels zu meiner Oma ins Haus ziehe, bis es mit der Schule weitergeht. Seine Aussage : wenn du gehst, dann bist du hier weg, dann bist du draußen und brauchst auch nicht mehr zu kommen. Solltest du wieder kommen, wird dir eine andere tussi die Tür öffnen! " Das war ein Schlag ins Gesicht! Hört sich fast so an, als da schon jemand wartet. Oder er will mich verletzt. Keine Ahnung, letzteres hat er jedenfalls geschafft. Er hofft, dass ich noch mal so einen dummen finde, der mich aushält und mir mein Leben bezahlt ohne dass ich etwas machen muss. Ich finde das so furchtbar. Die Kinder bekommen natürlich alles mit. Er findet mich außerdem respektlos und hochnasig. Dafür habe ich doch gar keinen Grund

  • Hallo Cäcilia,

    ich bin jetzt gerade ein wenig verwirrt und frage deshalb vielleicht ein wenig blöd nach, aber:

    Bist Du jetzt raus aus dem Haus oder nicht? Du hast ja geschrieben, dass er das letzte freie Zimmer in Beschlag genommen hat und ich verstehe hier die Zusammenhänge gerade nicht so genau. Wolltest Du in das Zimmer und kannst jetzt nicht? Und deshalb bist Du mit den Kindern zu Deiner Oma?

    Also wenn Du wirklich raus sein solltest, dann möchte ich Dir dazu erst mal gratulieren. Ich kenne Deine Oma aber sie wird allemal besser sein als Dein Mann. Was Du von Deinem Mann schilderst lässt ein weiteres Zusammenleben aus meiner Sicht überhaupt nicht zu. Ohne das Du dabei noch weiter zu Grunde gehst und vor allem auch Deine Kinder. Sie werden ohnehin ohne Hilfe wahrscheinlich nicht unbeschadet aus dieser Geschichte heraus kommen.

    Wenn Du noch nicht raus sein solltest: Bitte mach Dich unbedingt davon. Seine Aussage, dass Du nicht mehr zurück kannst, wenn Du mal gegangen bist solltest Du aus Aufforderung sehen wirklich zu gehen. Denn da brauchst Du wirklich keinen Gedanken dran verschwenden in dieses Umfeld nochmal zurück zu wollen.

    Kommen wir zu Deinen Schuldgefühlen. Also dazu:

    Zitat

    Ich Zweifel an mir selbst. Bin ich letzten Endes doch tatsächlich Schuld, zu dem was oder wie er geworden ist?

    Das hat also seine Sucht mit Dir gemacht! Keine Spur mehr von Selbstbewusstsein vorhanden bei Dir. Stattdessen nur noch Selbstzweifel. Er säuft seit Jahren, er beleidigt Dich, er behandelt Dich wie ein Stück Dreck, er nimmt völlig unbeteiligt in Kauf, dass Eure Kinder das alles mitbekommen ABER DU zweifelst an Dir und bist sogar noch bereit die Schuld auf Dich zu nehmen. Da hat er ja ganze Arbeit geleistet, der Herr Göttergatte. Ich hoffe Du hast den Gong gehört. Du musst da unbedingt raus. Und Du darfst da auch nicht mehr wieder zurück.

    Also bitte streich diesen Zusatz "bis es mit der Schule weitergeht" mal aus Deinem Gedächtnis. Du solltest keine Gedanken daran verschwenden zu ihm zurück zu kehren und lieber die Gelegenheit nutzen eine dauerhafte Zukunft ohne ihn vorzubereiten. Wenn Du zurück gehst bist Du ganz schnell wieder da wo Du vorher warst. Und es würde noch schlimmer werden, glaube mir. Soll er jetzt mal selbst schauen wie er zurecht kommt. Müsste ja prima laufen wenn Du nicht mehr da bist. Warst ja für alle Katastrophen in seinem Leben verantwortlich und wenn Du weg bist dann wird ja alles wunderbar werden.

    Ach, und sollte er wirklich gesagt haben, dass eine andere "Tussi" aufmachen wird, dann kannst Du daran ja mal schön sehen, was Du in seinen Augen bist. Nämlich auch eine "Tussi", beliebig und austauschbar. Leider ist das bei Alkoholikern häufig der Fall, dass sie ihren Partner, wenn er/sie es denn doch schaffen sollte den Säufer zu verlassen, einfach austauschen. Eine Co-Abhängige gegen die nächste sozusagen. Ich frage mich heute oft, warum das doch immer wieder so gut funktioniert. Wer will schon mit einem kaputten Alkoholiker zusammen leben? Aber naja, Du warst (und bist ja scheinbar auch noch ein wenig) am Zweifeln ob Du ihn verlassen sollst oder nicht.

    Es ist hart. Ich fühle wirklich mit Dir. Aber Du kannst ihn mit normalen Maßstäben nicht mehr messen. Schon lange nicht mehr. Du hast es mit einem schwer kranken Menschen zu tun der nicht bereit ist, etwas gegen seine Krankheit zu unternehmen obwohl nur er allein das könnte. Insofern hilft nur logisches Denken. Und das sagt: Er will nicht, also werde ich.....

    Alles alles Gute Dir und Deinen Kindern!

    LG
    gerchla

  • Damit Du nicht denkst, es wäre die Meinung eines Einzelnen:

    Ich schließe mich Gerchlas Aussage vollinhaltlich an!!

    Und kann mich nur aus- und nachdrücklich wiederholen:

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,
    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun
    Uns aus dem Elend zu erlösen
    können wir nur selber tun!

    Das gilt nicht nur für uns Alkoholiker oder anderweitig Betroffene - das gilt genauso für die Angehörigen!
    Also such Dir Hilfe, geh zu einer Suchtberatung ... - mach was, werd aktiv! Für Dich, für die Kinder!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo ihr lieben.

    Mangels Internet kann ich mich erst heute melden.

    Also die Situation ist momentan folgendermaßen : da die schulen wieder öffnen und meine Oma nicht nur einen Ort weiter wohnt, wohnen wir derzeit alle im gemeinsamen Haus. Jeder hat sein eigenes Zimmer. Mein Mann ist in das Zimmer gezogen, das noch frei war, damit er nicht mehr im Wohnzimmer schlafen muss, da meine Mädels und ich dadurch sehr eingeschränkt waren. Denn wir haben die Küche und Wohn-Esszimmer nicht durch Türen abgetrennt, es gibt nur Durchgänge....
    Da mein Mann diese Woche nicht arbeiten musste, ging es hier recht ruhig von statten, wir reden auch in normalen ton miteinander. Er fragte mich, ob es denn keine andere Lösung für uns gibt, statt dass wir uns trennen. Doch klar. Alkohol sein lassen. Er sagt, er schafft das nicht alleine. Ich sagte ihm, dass er da nicht alleine durch muss, sofern er bereit ist, sich professionell helfen zu lassen, werde ich ihn begleiten und für ihn da sein. Ich weiß, dass er niemals wieder der Mann sein wird, den ich geheiratet habe. Aber allein für seine Gesundheit und dass er wieder auf die Füße kommt, ist es mir wert.
    Außerdem habe ich vorgeschlagen das Haus zu verkaufen und dann woanders quasi neu anzufangen. Aber das mit dem Haus findet er für quatsch, denn Alkohol und Drogen gibt es überall. Da hat er recht, aber dann wäre er von seinem miesen Umgang in seinem aktuellen Umfeld weg. Wie gesagt, diese Woche war sehr angenehm bisher, da er zu Hause war. Aber nächste Woche muss er wieder arbeiten und dann hat er wieder Stress und dann ist er normalerweise immer sehr schlecht gelaunt, sagt, dass jeder ihn verarschen möchte, trinkt wieder mehr etc...

    Nun ja, er hat es geschafft, drei Tage nix zu trinken, gestern aber dann doch wieder zwei Flaschen Bier. Ich kapier das nicht, er weint und will das alles nicht mehr, keinen Alkohol und keine Drogen, aber weigert sich, professionelle Hilfe zu holen. Kann man das irgendwie erklären? Außer, dass er ja nix machen muss weil ich ja noch immer hier bin... Ich schaffe es aber zumindest, mich um meine Angelegenheiten zu kümmern und mache das was ich für gut und richtig für mich und meine Töchter finde. Da frag ich ihn auch nicht.

  • Na ja, das ist halt Sucht. Nur weil er grade mal nichts trinken will, heisst das noch lange nicht, dass er das auch schafft. Schaffen nicht mal nicht-Süchtige so einfach, wenn ihnen der Alkohol was gibt oder der Wein schmeckt oder es für sie irgendwie dazu gehört.

    Und Süchtige brauchen den Stoff, sonst wären sie ja nicht süchtig. Ich kenne Leute, die über hundert klinische Entgiftungen und drei professionelle Langzeittherapien gebraucht haben, da sind die Versuche die sie selbst im stillen Kämmerlein unternommen haben, noch gar nicht mitgezählt, und selbst dann schaffen es manche noch nicht.

    Kann übermorgen ausserdem schon wieder alles ganz anders sein, Stimmungswechsel und Ungeduld sind da absolut normal.
    Geradezu klassisch, dass man nach nem Vollrausch - oder wenn die Ehefrau das anscheinend mal ernst nimmt - , nie wieder was trinken will, das im Brustton der Überzeugung auch erzählt und dann drei Tage später trotzdem wieder gute Gründe findet, warum jetzt ein oder zwei doch nicht so schlecht wären und man das doch leicht packt. Und auf gehts in die nächste Runde. Was glaubst Du, wie oft das jeder, der sich eine Weile damit beschäftigt, schon gehört hat?

    Die allerwenigsten schaffen es auf Anhieb. Meistens gehören da jahrelange Versuche dazu, das erst mal anders unter Kontrolle zu kriegen, bevor man selbst überhaupt merkt wie abhängig man ist, und es dann auch lassen kann. Da gehört ja dann auch ein bisschen mehr dazu als nur mal kurz ein paar Tage nichts zu trinken, sondern wenn er schon so lange gesoffen hat, muss er seine ganze Lebenseinstellng überdenken.

    Deswegen sind da Angehörige schlicht überfordert. Ist ja nett von Dir, das Du ihm helfen willst, meinem Partner hat man in der Suchtberatung gesagt, wenn ich mehr als zwei Rückfälle baue, wird das eine unendliche Geschichte. Auch Angehörige müssen da konsequent sein und die werden in ihrem Verhalten genauso rückfällig, weil sie auch noch nach anderen Auswegen suchen...und der Partner, Ehemann ihr Suchtmittel ist.

    Es ist letztlich so, wenn er es schaffen würde, dann würde er Dich dazu nicht brauchen, und wenn er es nicht schafft, dann stehst Du machtlos daneben. Leidest aber mit und erlebst dutzende Enttäuschungen. Und natürlich weiter die Streitereien.

    Es ist aber natürlich Deine Entscheidung, wie weit du das mit machst. Du musst schon ein gutes Gespür dafür entwickeln, ob es das noch bringt. Oft ist es nämlich leider vergebliche Liebesmüh, naürlich nicht immer, aber da muss der Süchtige schon was tun dafür und selbst dann braucht es noch ein Stück Glück. Und Du müsstest auch was tun, denn für Dich würde das auch ein gewaltige Umstellng bedeuten. Viel mehr als Du Dir jetzt vorstellen kannst. Und diese Entscheidungen kann Dir niemand abnehmen.

    Viele solcher Fragen haben hier dutzende andere Angehörige auch schon gestellt und sie wurden auch schon umfangreich beantwortet. Ausserdem gibts hier eine ganze Reihe gute Literaturempfehlungen. Vieles davon kann helfen, das besser zu verstehen, nur lesen muss man halt selbst.

  • Ich sag da mal noch was, vieleicht wird Dir dann was klar, vielleicht auch nicht. Vielleicht irre ich mich auch, aber ich will Dir meinen persönlichen Eindruck da auch nicht vorenthalten. Und mein Problem ist es ja auch nicht.

    Ich meine, Du hältst seit über 20 Jahren an ihm fest, und er hält am Alkohol fest, vielleicht auch an Dir. Jedenfalls kommst Du so wenig von ihm weg wie er vom Alkohol und der Kifferei.
    Und dass Du das so lange mitmachst, ist ja auch nicht mehr mit Vernunft zu erklären, das würde ja kein Mensch, der auch noch andere Möglichkeiten hätte, freiwillig so lange mitmachen, wie du das beschreibst.
    Ein normaler Mensch hätte ja längst die Flucht ergriffen und nicht immer wieder geglaubt, dass das doch noch was wird, wie Du das immer noch tust. Wenn man den gleichen Fehler hundertmal macht, wird nichts davon besser. Und dass Dein Mann Trinkpausen macht, ist ja nun auch nichts neues, hattest Du doch alles auch schon.

    Also wenn Du da so drunter leidest, wie Du das beschreibst, ist von Deiner Seite ja auch eine gewisse Abhängigkeit, vielleicht auch eine gewisse kranke Verhaltensweise gegeben.
    Die Möglichkeit, da raus zu kommen, wäre vielleicht nie besonders angenehm gewesen, aber es hätte Dich auch niemand dazu zwingen können, so lange mit Deinem Mann unter diesen Umständen zu leben. Irgendwelche Möglichkeiten, da raus zu kommen, hätte es immer gegeben. Sehr wahrscheinlich hast Du auch irgendwas davon, was Dir wichtiger ist als der ganze Mist zusammen.

    Und so ähnlich wirds bei Deinem Mann halt auch sein. Weitersaufen ist immer noch einfacher, als das konsequent wegzulassen. Dazwischendrin wird halt gejammert, aber irgendwie gehts trotzdem weiter. So wie Du das ja auch machst. Er müsste halt auf zu viel verzichten, und Du kannst das nicht bieten, was er anstelle dessen bräuchte. Das meine ich nicht beleidigend, aber dieses Gefühl, was ihm Alkohol und Dope bringen, kansst Du ihm einfach nicht geben. Und um sich dafür einen Ersatz zu schaffen, mit dem er dann zufrieden wäre, müsste er sehr viel tun und dafür geht es ihm einfach noch nicht schlecht genug.

    Und darin, dass keiner von Euch beiden Nägel mit Köpfen macht, seid ihr euch ziemlich ähnlich. Dir gehts auch noch nicht schlecht genug, um wirklich was zu ändern. Du hältst es auch noch mit scheinbaren und halben Lösungen aus. Ihr scheut Euch beide davor, wirklich mal in die Vollen zu greifen. Und Du bist auch Teil seiner Umgebung.

    Und so wie Du das beschreibst, mit der momentanen Situation, könnt ihr Euch gegenseitig noch lange das Leben zu Hölle machen, und er wird immer wieder ganz wunderbare Saufgründe finden. Ihr schaukelt Euch ja da gegenseitig hoch. Und einer von Euch beiden muss nun mal anfangen, das richtig durchzuziehen, und wenn er es nicht macht, dann musst Du es tun. Und wenn Du lieber drauf wartest, dass er sich ändert, dann ist das auch (D)eine Entscheidung. Keine Entscheidung ist auch eine Entscheidung. Dann darfst Du Dich aber auch nicht wundern. Du lebst dann ganz einfach das Leben, für das Du Dich, aktiv oder passiv, entschieden hast.

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