Ist meine Partnerin alkoholkrank?

  • Hallo Outdoor,

    Ich spüre deine Verzweiflung und das Unverständnis regelrecht aus deinen Zeilen heraus. Was du da schilderst erinnert mich an mich als ich damals auch selbst bei frischer Tat ertappt noch alles abstritt...Total betrunken war ich noch in der Lage zu behaupten nichts getrunken zu haben und mein Verhalten irgendwelchen Hustenbonbons zuzuschreiben...irrsinnig.

    Es erklärt sich aber dadurch dass ich einfach nicht zugeben konnte ein Problem zu haben,ich hätte es mir selbst ja dann auch knallhart eingestehen müssen und das hätte Konsequenzen gefordert,heisst aktiv etwas dagegen zu unternehmen. Ich war aber dazu überhaupt nicht bereit,ich wollte nichts ändern und die beste Verteidigung heisst wohl auch bei deiner Freundin Angriff...in Form von Gegenvorwürfen,Schulgefühle zu vermitteln versuchen etc...“wie kannst du nur behaupten ich hätte ein Problem...“ gehört klar in diese Kategorie,eine klassische Reaktion von jemanden der noch Meilensteine von der Einsicht entfernt ist. Dass diese Einsicht bei ihr einschlägt hängt von ihr ab,wieviel Leidensdruck für sie aushaltbar ist. Von Aussen darauf einwirken zu wollen ist meist sinnlos...aber das hast du hier ja schon öfter geschrieben bekommen.Sie wird sich zu allergrösster Wahrscheinlichkeit nicht ändern,ihr Trinkverhalten deinen Wünschen anpassen auch nicht. Das beste wäre für dich diese Tatsache zu akzeptieren und dann zu entscheiden ob du damit leben willst oder nicht. Man kann Menschen nicht nach seinen Vorstellungen modellieren,man kann auch niemanden retten der nicht gerettet werden will...

    Alles Gute dir,denk etwas mehr an dich und deine Bedürfnisse...

    Rina

  • Ja und vergiss nicht dass es hier um eine ernste und schwerwiegende Krankheit geht...selbst bei aller Liebe zu meinem Mann und meinen beiden Kindern hat es Jahre gedauert bis ich endlich soweit war mir Hilfe zu suchen. Ich habe öfters der Familie zu liebe Trinkpausen gemacht,von Dauer waren die logischerweise nicht. Es wurde mit jedem Mal schlimmer...Alkoholismus ist progressiv, die Menge nimmt zu,die Häufigkeit auch und die Abstände werden kürzer.
    Lügen,Verstecken und Selbstbetrug gehören genauso ins Bild...von alleine wird es nie besser. Überlege dir wirklich ob du das so leben willst und dich selbst dabei in eine Co-Abhängigkeit begeben willst...ich und mein Mann haben uns nicht getrennt, aber es steht halt auch eine ganze Familie mit kleinen Kindern auf dem Spiel...wäre dem nicht so glaube ich kaum dass mein Mann das durchgestanden hätte...denn das was du bis jetzt von Aktionen von deiner Freundin geschrieben hast ist noch sehr harmlos zudem was wahrscheinlich noch kommen mag.


  • Angriff...in Form von Gegenvorwürfen,Schuldgefühle zu vermitteln versuchen etc...“wie kannst du nur behaupten ich hätte ein Problem...“ gehört klar in diese Kategorie,eine klassische Reaktion von jemanden der noch Meilensteine von der Einsicht entfernt ist. Dass diese Einsicht bei ihr einschlägt hängt von ihr ab,wieviel Leidensdruck für sie aushaltbar ist. Von Aussen darauf einwirken zu wollen ist meist sinnlos...aber das hast du hier ja schon öfter geschrieben bekommen.Sie wird sich zu allergrösster Wahrscheinlichkeit nicht ändern,ihr Trinkverhalten deinen Wünschen anpassen auch nicht. Das beste wäre für dich diese Tatsache zu akzeptieren und dann zu entscheiden ob du damit leben willst oder nicht. Man kann Menschen nicht nach seinen Vorstellungen modellieren,man kann auch niemanden retten der nicht gerettet werden will...

    Yepp - dem kann ich nur zustimmen und nix hinzufügen.

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Also ist es ihr durchaus bewusst das sie ein Problem hat, aber sie will es sich nicht eingestehen?!
    Das Schlimme ist, dass sie sich über die Konsequenzen nicht bewusst ist.
    Sie fährt betrunken Auto, irgendwann nimmt man es auch auf ihrer Arbeit war und wenn das so ist, wird sie mit Sicherheit mit ihrem Arbeitgeber richtig Probleme bekommen.
    Sie hat auch einen kleinen Sohn und gerade deswegen kann ich nicht verstehen, dass sie das alle so leichtfertig aufs Spiel setzt.
    Im schlimmsten Fall entzieht man ihr ja das Sorgerecht und der Kleine geht zum Papa.
    Aber wie ihr schon schreibt, es ist eine Sucht und sie kann ja dann auch nicht anders.
    Wahrscheinlich muss erst etwas gravierendes passieren, damit sie es sich eingesteht.
    Wir wollten ja auch ein Kind, aber das kann man in dieser Situation kaum verantworten, da sie mit Sicherheit in der Schwangerschaft weiter trinken würde.

  • Man kann sich auch ein Alkoholproblem eingestehen und sagen, so schlecht, dass ich deswegen aufhöre - und die Anstrengungen des Aufhörens auf mich nehme - gehts mir noch lange nicht. Natürlich kann man sich auch bis zum Erbrechen und noch länger einbilden, dass mans unter Kontrolle hat. Man müsste ja nur wollen, um das zu zeigen, aber man will halt nicht, oder so.

    Und so lange Du ihr garantierst, das Du ihr hilfst, gehts ihr ja nicht schlecht. Also warum sollte sie was ändern? Und selbst wenn Du gehen solltest...das kann sie ja runterspülen.

    Also da gibts viele Möglichkeiten, und Du läufst immer hinterher. So lange, bis Du nicht mehr hinterher läufst.

  • Bei der hohen Toleranzgrenze die sie bei Alkohol hat, denke ich, dass sie das schon seit Jahren so macht.
    Jetzt ist zwischen uns auch eine ganz komische Stimmung.
    Obwohl ich es ja nur gut meine und ihr helfen will, komme ich mir jetzt vor wie derjenige der ihr böses will oder wie ein Störfaktor.
    Es ist erschreckend zu erkennen, dass der Alkohol wichtiger ist, als der Partner mit dem man eigentlich sein Leben verbringen wollte.
    Und ich würde definitiv versuchen alles mit ihr durchstehen, sie unterstützen, den kleinen nehmen falls sie irgendwo stationär müsste deswegen.
    Sie versucht ja nicht mal ein bisschen etwas zu ändern, im Gegenteil, der Alkohol wird ihr immer wichtiger.
    Und das macht mich unendlich traurig.
    Alleine zu sehen, wie sie langsam auf den Abgrund zusteuert.

  • Obwohl ich es ja nur gut meine und ihr helfen will, komme ich mir jetzt vor wie derjenige der ihr böses will oder wie ein Störfaktor.

    Kennst Du die Steigerungsform - eigentlich: den Superlativ - von "schlecht machen"? Das ist "gut meinen" ...

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  • Sie wird für dich oder wegen Dir nichts ändern an ihrem Trinkverhalten.
    Der grösste und einzige externe Ansporn könnte eventuell ihr Sohn sein,scheint aber nicht so.
    Du kannst nichts tun wenn sie nicht will,sie darf sich auch bis in die Obdachlosigkeit,in den Knast oder zum Friedhof hin trinken,spätestens da wo jede Suchtkarriere endet. Du kannst dem Zusehen oder es lassen,im Gegensatz zu ihrem Kind hast du die Wahl,das ist mit Sicherheit das traurigste an der ganzen Sache.

    Viel Glück für dich die für dich richtigen Entscheidungen zu treffen,ich hoffe für deine Freundin dass sie nicht allzu lange zu leiden braucht. Das kann man aber schlecht vorher sehen, die meisten Betroffenen schaffen den Absprung nie.

    Viel Kraft und Energie Von Herzen
    Rina


  • Obwohl ich es ja nur gut meine und ihr helfen will, komme ich mir jetzt vor wie derjenige der ihr böses will oder wie ein Störfaktor.

    Du musst Dir nur mal vorstellen, wie es für Dich wäre, wenn Dir jemand Deine über alles geliebte Freundin wegnehmen wollte, weil er meint, dass sie Dir schadet. Obwohl Du sie über alles liebst und Dir ein Leben ohne sie nicht vorstellen kannst, kommt da irgendwer und verlangt, Du sollst sie verlassen. Da würdest Du Dich möglicherweise auch dagegen sträuben, kommt drauf an, was Du für ein Typ bist.

    Ich hab die Tage schon mal bei jemandem geschrieben, Du hast keine Vorstellung, was das für eine gefühlte Zumutung ist und was Du von Deinem Partner erwartest, wenn Du denkst, er könnte wegen Dir aufhören.

    Und bei den Alkoholikern selbst wissen wir als Betroffene ganz genau, dass, wer nicht hundertprozentig hinter seinem Entschluss, aufzuhören, steht, schlechte Karten hat, oder für den Anfang wenigstens massiv hoffte, dass das bitte endlich mal vorbei wäre, und weder von dem intensiven Wunsch noch von hundertprozentigem Entschluss sehe ich bei Deiner Partnerin irgendwas.

    Gruß Susanne

  • Für einen Außenstehenden wie mich ist es eben verdammt schwer das alles nachzuvollziehen.
    Man kann es sich einfach nicht vorstellen, dass Alkohol so abhängig machen kann, bzw. einen so in den Abgrund reißen kann und sich die Gedanken nur noch darum drehen.
    Was denkt ihr, was passieren muss, damit sie mal wachgerüttelt wird?
    Ich denke da auch an erster Linie an den Kleinen.

    Kein Außenstehender würde mir das glauben das sie dieses Problem hat, da sie immer sehr adrett wirkt, schlank, sehr hübsch und immer gepflegt und schön angezogen.
    Mich wundert auch, dass ihre engsten Freunde davon immer noch nix mitbekommen haben.
    Aber viele von denen trinken auch regelmäßig extrem viel und einige davon sind Alkoholiker und einer in jungen Jahren vor kurzem daran gestorben. :(

    Ansonsten, guter Job und sie meistert ja ihren Alltag auch bestens.
    Selbst wenn sie getrunken hat, merkt man ihr das absolut nicht an, bis auf die roten Augen und die Fahne.
    Ich hätte das einfach niemals gedacht und fühle mich einfach nur hilflos.


    Aber wenn man sich mal beliest, wird es mit der Zeit ja immer schlimmer, der Alkohol übernimmt die Kontrolle und es wird immer mehr und öfters getrunken.


  • Was denkt ihr, was passieren muss, damit sie mal wachgerüttelt wird?

    erstends mal: in Bezug auf sie bist Du hilflos. Erst mal müsste sie sich selbst helfen wollen, dann könntest du sie vielleicht unterstützen, aber nur vielleicht.
    Wenn überhaupt, dann kannst Du nur Dir selbst helfen, und wenn Du das nicht kannst, dann hast Du auf sie erst recht keinen Einfluss.

    Was passieren muss? Keiner kann hellsehen.
    Bei manchen reicht Führerschein- oder Arbeitsplatzverlust, andere versaufen Haus, Familie und jegliches soziales Leben, und die allermeisten hören gar nie auf.
    Und auch Therapien und Selbsthilfegruppen haben viel mit Rückfälligen und Leuten, die sich zu Tode saufen, zu tun, also selbst Experten können nicht mal allen helfen, die wissen, das sie ein Problem haben und die was tun müssen und wollen.

    Ich musste mich jedenfalls mehrmals fast zu Tode saufen und morgens mit unklaren Verletzungen aufwachen, wo mir klar war, das ich im Suff jegliche Kontrolle verloren hatte, der Notarzt war schon mal da, mein Partner hatte mich verlassen und ich kannte meine Kloschüssel auch sehr gut. Es war nicht Todesangst, denn das wäre mir egal gewesen,sondern die Angst, eines Morgens mit irreparablem Hirnschaden aufzuwachen und das dann womöglich noch mitzukriegen. Kommt ja vor.
    Und mir hats auch niemand angesehen und ich lebte auch nicht in der Gosse. Ich verdiene mein Geld auch mit dem Kopf. Aber ich schätzte, länger als ein halbes Jahr hätte ich nicht mehr ohne irreparable Schäden weitermachen können. Ich hatte da so ein bestimmtes Gefühl, dass es kurz vor knapp war.
    Also ich musste an meine eigenen Grenzen kommen und es musste mir beschixxener gehen, als ich mir das nüchterne Leben vorstellen konnte (was in meiner Vorstellung ein halbes Leben lang wirklich furchtbar war), damit ich den Gedanken ans aufhören fassen konnte. Ich brauchte das Gefühl, das ich alkoholtechnisch emotional nichts mehr zu verlieren hatte und durch den Versuch, aufzuhören nur noch gewinnen konnte, egal wie schwer es geworden wäre. Und dazu musste es schon sehr schlimm sein.

    Sprich das kann noch lange dauern. 10 Jahre sind da keine Zeit. Da könntest Du schon längst mit jemand Anderer Familie haben.

  • Kein Außenstehender würde mir das glauben das sie dieses Problem hat, ...

    Was meinst Du, warum wir so deutlich schreiben? Weil WIR als Alkoholiker eigentlich keine "Außenstehenden" sind ...

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  • Ich kann gut verstehen dass man als Nicht-Bertoffener die Macht des Alkohols und der Krankheit die er auslöst schwer nachvollziehen kann. Man bräuchte ja nur weniger zu trinken,oder gar nicht,das kann doch nicht so schwer sein...? Susannes Beschreibung trifft es sehr gut,ich konnte und v.a. Wollte mir lange Zeit ein Leben ohne Alkohol nicht vorstellen...es war für mich dann nicht mehr lebenswert,wenn man mir nun auch noch den Wein nahm was blieb mir dann noch? Mich regelmässig Abschiessen zu können war irgendwann mein Lebensinhalt, die Sucht stellte sich als absolute Priorität ein- über die Liebe meiner eigener Kinder. Zugegeben hätte ich das damals natürlich nie,es war aber so.
    Und es ist eben auch so dass Alkoholkarrieren sehr lange dauern...wie bereits gesagt,10Jahre sind da nicht mal lange...ich habe ab meinem 1.Konsum an bis zum Ausstieg fast 20Jahre exzessiv getrunken...nicht täglich,machte erfolgreich Studium und Karriere und trieb regelmässig Sport,also auch mir sah man es nicht an! Der Obdachlose auf der Parkbank der als DAS Alkoholikersymbol hinhalten muss stellt eine winzige Minderheit aller Alkoholiker dar. Die meisten funktionieren sehr lange,Jahrzehnte unauffällig. In meiner SHG gibt es einen Chirurgen der jahrelang unter Alkohol operiert hat...die Wahrheit sieht so aus.

    Ich habe meinen Job verloren,mein Auto öfters zu Schrott gefahren, es ist ein Wunder dass niemand zu Schaden kam und ich immer noch meinen Führerschein habe! Aber selbst das hat mir nicht gereicht um aufzuhören...Man spricht oft von einem persönlichen Tiefpunkt den der Abhängige erreichen muss um aufhören zu wollen. Bei mir waren es eher die Anhäufung vieler Ereignisse...der sogenannte Tiefpunkt kann aber je nach Person immer tiefer sinken und gar nie erreicht werden. Wie Susanne es schon schrieb, selbst bei einem Alkoholiker der unbedingt etwas ändern will,alles in Bewegung setzt und sämtliche Hilfsangebote wahrnimmt sehen die Heilungschancen immer noch Bescheiden aus!! Also für jemanden der selbst gar nicht will...ich denke du weisst was ich meine.

    Es ist auch nicht unbedingt einfach zur Einsicht zu gelangen wenn der ganze Freundeskreis kräftig trinkt...es findet sich immer jemand der mehr konsumiert,der somit das eigene Trinkverhalten relativiert und rechtfertigt. Ein Aufhören ginge dann auch mit dem Verlust dieser Gemeinschaft einher,der sozialen Struktur des gemeinsamen Trinkens...ein unglaublicher Verlust in den Augen eines Abhängigen!!! Es ist eben viel viel mehr als einfach nur das Produkt Alkohol und „einfach nicht trinken „ ist nicht möglich.

  • Sie hat mir angeboten den ganzen Alkohol den sie hat zu entsorgen, damit ich mir keine Gedanken mehr machen muss.
    Nur leider trinkt sie ja heimlich, also wirkt diese Beruhigungspille nicht.
    Zumal sie den Alkohol zu Hause überhaupt nicht anrührt um ihre Sucht zu vertuschen.
    Dieser wird nur bei Besuch angerührt, quasi wenn offiziell getrunken wird.
    Was ich auch erschreckend finde, selbst wenn das was sie immer trinkt leer ist, greift sie auf alkoholische Getränke zurück die sie sonst nie anrührt.
    Ich denke mal, dass sie immer einen gewissen Pegel haben muss, um sich gut zu fühlen.

    Sie tut mir wirklich so unendlich leid, so etwas hat niemand verdient. :(
    Ich finde Alkohol sollte verboten werden!

  • Das Schlimme finde ich auch, selbst wenn man sie am helllichten Tage beim heimlichen trinken direkt erwischt, streitet sie es noch ab.
    Also man hat ja quasi keine Chance ihr zu helfen, da sie es ja selbst überhaupt nicht wahrhaben will.

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