Mein Mann ist wohl alkoholkrank. Er trinkt täglich, zwar "nur" Bier. Aber täglich. Die Menge kann ich nicht sagen. Die Bierflaschen sind immer weggeräumt, er bringt sie auch immer selbst zurück und kauft selbst den Nachschub. Selbst die Kronkorken sieht man nicht einmal im Mülleimer. Das ist das einzige was er wirklich zuverlässig schafft.
Beruflich ist er selbstständig und arbeit von zu Hause aus. Das scheint auch so weit noch zu funktionieren.
Alles andere was er früher im Haushalt gemacht hat, lastet inzwischen auf mir. Sein schmutziges Geschirr stapelt sich in der Küche. Die jüngste Verschlechterung ist, dass er es mit dem Waschen nicht mehr so genau nimmt und manchmal tagelang nicht unter die Dusche geht. Er riecht dann richtig unangenehm und es ekelt mich vor ihm. Er war früher immer so genau mit der Körperhygiene. Parfüm wollte er nie, aber er hat immer gut gerochen, höchstens etwas nach Seife.
Was er absolut nicht erträgt, ist wenn ich irgendetwas auf Alkohol schiebe, zb keinen Sex will, weil er betrunken ist. Dann wird er sehr beharrlich und lässt mich erst wieder in Ruhe, wenn ich sage, dass es an mir liegt, ich zu müde bin oder sowas.
Eigentlich will ich weg, will meinen Feind Alkohol nicht mehr sehen. Wir haben aber eine Tochter. Sie liebt ihren Vater trotz allem sehr. Ihr gegenüber beherrscht er sich immer so, dass sie seine Wut nicht abbekommt. Zu ihr ist er dann wie ein großer lustiger Kumpel, der jeden Blödsinn mitmacht. Trotzdem bricht es mir das Herz, wenn sie sagt, Papa du stinkst schon wieder nach Bier. Er scheint solche Aussagen nicht zu hören. Wie ernst es ihr ist, weiß ich auch nicht. Sie beschwert sich auch, dass ich nach irgendetwas rieche, was sie nicht mag.
Als er ein paar Tage beruflich weg war, hat sie ihn sehr vermisst.
Am liebsten würde ich bei ihm bleiben, bis sie erwachsen ist, um ihr die Trennung zu ersparen. Aber immer öfter erwische ich mich bei dem Gedanken, dass ich mir wünsche mich zu verlieben. Vielleicht auch nur um wen zu haben, der mir in dieser Situation beistehen kann. Ich fühle mich auch sehr isoliert. Ich war nie der Mensch, der einen riesigen Freundeskreis hatte und nun ist jedes Mal weggehen von mir ein Riesenproblem und über so was kann man nicht einfach mit guten Bekannten reden. Die glauben wir sind asozial, was aber gar nicht stimmt.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter.