Beiträge von ratlos123

    Danke für deine Antwort. Ich weiß leider überhaupt nicht, wo ich hin will. Wir haben auch eine Tochter. Das Problem ist den eigenen Gefühlen trauen. Vielleicht bilde ich mir alles nur ein und raube meiner Tochter den Vater und eine unbeschwerte Kindheit. Vielleicht raube ich ihr auch die unbeschwerte Kindheit indem ich weitermache. Er hat es leider auch geschafft mich sehr zu isolieren. Wenn ich mit einer Freundin was ausgemacht habe, dann hat er meist selbst was vor und kann nicht auf unser Kind aufpassen. Inzwischen nehme ich sie trotzdem mit, aber da kann man natürlich sowas nicht besprechen.

    Der Alkohol ist ein riesiger Berg, eine Trennung ist ein riesiger Berg.

    Und leider wird die Situation jedes Jahr schlimmer. Wobei es auch besser wird. Früher wurde er im Rausch leicht aggressiv, inzwischen nicht mehr. Er wird immer müder und schläft ein. Es ist aber auch belastend, wenn es keine gemeinsame Abende gibt. Dafür ist er jetzt in der Früh immer so grantig.

    Und mein Herz zerbricht, wenn mich meine Tochter fragt, warum der Papa in der Früh so ist. Ich erkläre immer was mit schlecht geschlafen. Dann denke ich mir es kann so nicht weitergehen.

    Wenn mich dann aber meine Tochter fragt, ob ich mich eh nicht von Papa trenne, dann schlägt es wieder ins Gegenteil um.

    Es ist auch gar nicht so, dass ich ihn nicht mehr liebe, sondern es ist der Alkohol, der was mit ihm macht. Und dann der Gedanke, er müsste einfach nur aufhören und wir könnten glücklich sein. Und ich weiß, dass ich dafür nichts machen kann außer warten und hoffen, dass der Punkt kommt, wo er anders leben möchte. Wir haben früher so viele schöne Ausflüge gemacht. Das alles hätte ich gerne zurück. Nicht immer im abgedunkelten Wohnzimmer sitzen und fernsehen.

    Ich weiß gar nicht was ich mir hier gerade erhoffe, meine Gedanken sind zu wirr.

    Mein Mann trinkt regelmäßig und (in meinen Augen) zu viel. Genaue Mengen weiß ich nicht, da volle Bierflaschen und Leergut in der ganzen Wohnung verteilt ist. Früher habe ich noch Kronkorken aus dem Müll gesammelt um die Menge zu zählen. Er richt auf jeden Fall jeden Abend im Bett sehr unangenehm nach Alkohol und auch das ganze Schlafzimmer riecht so.

    Mit ihm darüber zu reden ist absolut sinnlos. Er meint, er braucht halt sein Feierabendbier und wird sehr ungehalten bis aggressiv, wenn er darauf angesprochen wird.

    Er hat inzwischen auch einige gesundheitliche Baustellen, die ich mit dem Alkohol in Verbindung bringen (hoher Blutdruck, Herzrhytmusstörungen, fehlende Belastbarkeit). Er sieht die Ursache im Bewegungsmangel und der falschen Ernährung. Er hat aber keine Zeit regelmäßig zu kochen und Bewegung zu machen. Der Alkohol spielt seiner Meinung nach dabei keine Rolle. Letztes Jahr war er ein paar Wochen trocken. Am 2. Tag ist es ihm körperlich sehr schlecht gegangen mit dem Herz. Ich habe damals sogar die Rettung gerufen, die aber nichts festgestellt hat. Danach ist es rasant mit ihm aufwärts gegangen. Er hat aber auch vernünftiger gegessen und viel Bewegung gemacht.

    Dann ist er irgendwann wieder in den Alkohol gekippt, zuerst nur beim Weggehen und dann sehr schnell auch wieder zu Hause. Seither hat er auch jeden Antrieb Familienaktivitäten zu machen verloren. Er sagt nicht nein, aber er geht auch nicht auf entsprechende Vorschläge ein. Oder er diskutiert so lange, bis es nicht mehr geht. Dann vereinbaren wir, dafür aber nächstes Wochenende.

    Inzwischen meint er seine Kondition würde sportliche Aktivitäten nicht zulassen und jammert wie schlecht es ihm geht. Und ich bin eine schlechte Ehefrau. Ich schaff kein Mitgefühl, denk mir nur dann sauf halt weniger, dann geht es dir besser. Wenn es ihm aus einem anderen Grund schlecht gehen würde, hätte ich auch mehr Mitgefühl, würde versuchen ihm zu helfen. Warum kann ich das so nicht? Ich habe immer das Gefühl es steht ein weißer Elefant im Raum, aber keine darf was sagen.

    Es tut so verdammt weh untätig seiner Selbstzerstörung zusehen zu müssen.

    Danke für eure Antworten. Leider sind die Mengen die er pro Abend konsumiert deutlich höher. Früher habe ich versucht Kronkorken aus dem Müll zu holen, um sie zu zählen. Das mache ich nicht mehr. Letzten Frühling hat er 2 trockene Monate gehabt. Die ersten Tage ist es ihm richtig schlecht gegangen, hatte einen rasenden Puls und plötzlich einen zu niedrigen Blutdruck. Ich habe damals sogar die Rettung gerufen, weil er mich so aufgelöst angerufen hat. Er ist aber überzeugt, dass die Symptome von den Blutdruckmitteln kommen. Ich sage nicht mehr dagegen, weil er es eh nicht glaubt.

    Seitdem er aufgehört hat, ist es wieder schlimmer als vorher.

    Seiner Mutter geht es auch schlecht, sie ist seit einigen Wochen ein Pflegefall. In dieser Situation will ich ihn nicht zusätzlich belasten.

    Manchmal schaue ich im Internet nach Wohnungen. Es bricht mir das Herz, meine Tochter aus ihrem Zuhause raus zu reißen. Sie hat Kinder in der Anlage, mit denen sie befreundet ist. Es ist seit der Geburt ihr zu Hause.

    Und schließlich habe ich bei einer Trennung auch Angst vor einem Gewaltausbruch seinerseits. Er hat dann nichts mehr zu verlieren und hat bereits Andeutungen gemacht, wenn er jemanden ermorden will, dann macht er das und die staatlichen Instanzen sind ihm egal. Es sind bei ihm sicher auch Depressionen mit dabei. Meine Tochter müsste ich vorher zumindest sicher unterbringen, wo er sie nicht findet.

    Manchmal denke ich mir, es wäre alles so einfach, einfach den Dreck nicht mehr trinken und unsere Probleme wäre gelöst. Aber das zu schaffen, ist so unendlich schwer und es liegt nicht in meiner Hand. Wenn ich ehrlich bin, versuche ich es gar nicht mehr. Es ist so aussichtslos.

    Mein Mann ist wohl alkoholkrank. Er trinkt täglich, zwar "nur" Bier. Aber täglich. Die Menge kann ich nicht sagen. Die Bierflaschen sind immer weggeräumt, er bringt sie auch immer selbst zurück und kauft selbst den Nachschub. Selbst die Kronkorken sieht man nicht einmal im Mülleimer. Das ist das einzige was er wirklich zuverlässig schafft.

    Beruflich ist er selbstständig und arbeit von zu Hause aus. Das scheint auch so weit noch zu funktionieren.

    Alles andere was er früher im Haushalt gemacht hat, lastet inzwischen auf mir. Sein schmutziges Geschirr stapelt sich in der Küche. Die jüngste Verschlechterung ist, dass er es mit dem Waschen nicht mehr so genau nimmt und manchmal tagelang nicht unter die Dusche geht. Er riecht dann richtig unangenehm und es ekelt mich vor ihm. Er war früher immer so genau mit der Körperhygiene. Parfüm wollte er nie, aber er hat immer gut gerochen, höchstens etwas nach Seife.

    Was er absolut nicht erträgt, ist wenn ich irgendetwas auf Alkohol schiebe, zb keinen Sex will, weil er betrunken ist. Dann wird er sehr beharrlich und lässt mich erst wieder in Ruhe, wenn ich sage, dass es an mir liegt, ich zu müde bin oder sowas.

    Eigentlich will ich weg, will meinen Feind Alkohol nicht mehr sehen. Wir haben aber eine Tochter. Sie liebt ihren Vater trotz allem sehr. Ihr gegenüber beherrscht er sich immer so, dass sie seine Wut nicht abbekommt. Zu ihr ist er dann wie ein großer lustiger Kumpel, der jeden Blödsinn mitmacht. Trotzdem bricht es mir das Herz, wenn sie sagt, Papa du stinkst schon wieder nach Bier. Er scheint solche Aussagen nicht zu hören. Wie ernst es ihr ist, weiß ich auch nicht. Sie beschwert sich auch, dass ich nach irgendetwas rieche, was sie nicht mag.

    Als er ein paar Tage beruflich weg war, hat sie ihn sehr vermisst.

    Am liebsten würde ich bei ihm bleiben, bis sie erwachsen ist, um ihr die Trennung zu ersparen. Aber immer öfter erwische ich mich bei dem Gedanken, dass ich mir wünsche mich zu verlieben. Vielleicht auch nur um wen zu haben, der mir in dieser Situation beistehen kann. Ich fühle mich auch sehr isoliert. Ich war nie der Mensch, der einen riesigen Freundeskreis hatte und nun ist jedes Mal weggehen von mir ein Riesenproblem und über so was kann man nicht einfach mit guten Bekannten reden. Die glauben wir sind asozial, was aber gar nicht stimmt.

    Ich weiß einfach nicht mehr weiter.