kein Alkohol mehr aber ungeduldig und zickig

  • Hallo zusammen,

    dass ich Alkoholiker bin steht jetzt für mich außer Frage, ich komme damit gut klar, bin sogar ein wenig stolz, auch wenn ich erst 8 Monate trocken bin.
    Da es mir vorher nicht körperlich und seelisch nicht schlechter ging, kann ich ohne Alk. keine wirkliche Verbesserung feststellen.
    ABER, ich bin deutlich ungeduldiger geworden. Ich arbeite in der IT-Branche und habe einen Mann der dazu gar keine Lust hat. Soll heißen, wenn er vor einem Computer steht hat er sofort die Hände in den Hosentaschen. Macht nix, braucht ihn nicht zu interessieren. Jetzt bin ich aber zunehmend genervt wenn sein Handy plötzlich kein w-lan mehr hat oder er mal wieder im Flugmodus ist, usw. Er war das nie, bei uns passiert das immer durch "Zauberhand". Oder auf die Frage "wo ist das Salz" meine Antwort: Küchenschrank-linke Tür-zweites Bord von oben-ganz recht" Für mich eine klare Ansage. Mein Mann steht vor dem Schrank und schauuuuuut. Ich dann genervt: "Den Schrank musst du schon öffnen".
    Früher, also als ich noch getrunken habe, hat mich das ganz kalt gelassen, mit einem Lächeln habe ich ihm das Salz gegeben oder das Handy gerichtet.
    Ich will gar nicht so ungeduldig sein, es tut mir auch immer leid denn er hat das nicht verdient. Mit mir war er auch immer geduldig. Aber ich jetzt so impusiv, das war ich früher nicht.

    Kennt Ihr das auch, bzw. wie geht man damit um?

    Vielleicht fällt Euch dazu etwas ein.
    Viele Grüße und ein schönes WE
    Ina

  • Hallo Ina,

    das ist ja irgendwie so ein Klassiker, dass Männer nix finden.

    Ich erwarte allerdings von meinem Lebensgefährten, dass er sich zumindest Mühe gibt etwas zu finden, bevor er mich dafür einspannt. Von daher wäre ich auch genervt, wenn er es noch nicht mal schafft in den Küchenschrank zu gucken.

    Warum sollte man da nicht genervt sein? Das nervt richtig!

    Und als Fehlerquelle am Handy den Flugmodus auszuschließen, dafür muss man nicht im IT Bereich arbeiten.

    Wie wäre es mal damit.

    Du darfst deine Gefühle fühlen! Das ist okay, das bist du und das darfst du auch sein.

    Also erstens Gefühl wahrnehmen und anerkennen: Ich bin davon genervt.

    Zweitens: Mann freundlich darauf ansprechen, dass es dich nervt, dass er schon fragt, ohne es jemals selber zu probieren

    Wenn das nicht hilft, einfach nicht mitspielen und statt dessen antworten, mit einem freundlichen:
    Weiß ich auch nicht, Schatz. :) Träller

    Vielleicht reicht das ja schon um diese Mechanismen zu durchbrechen.

    Aber vielleicht steckt auch noch mehr dahinter?

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Risu,

    na klar steckt mehr dahinter.
    1. und ganz banal, ich habe ihm 45 Jahre alles abgenommen wozu er keine Lust hatte, da er fast nur gearbeitet hat. Die Zeit die übrig blieb sollte für die Kinder sein. Da sieht man was dabei heraus kommt.

    2. FRUST !!! was die Abstinenz betrifft.
    Ich bin ja erst seit ein paar Tagen hier bei Euch im Forum und immer wenn ich ein wenig Zeit habe lese ich hier.
    Einige sind wie ich, noch am Anfang der Trockenheit haben aber schon erstaunliche Erfolge zu vermelden was verbesserte Lebensqualität, Vitalität und Leistungsfähigkeit betrifft.
    Das habe ich alles nicht.
    Zwar weis ich, dass ich ganz andere Voraussetzungen hatte weil bei mir alles easy war, aber irgend etwas müsste sich doch zeigen...

    So, jetzt war eine Pause während des Schreibens, unsere Tochter kam vorbei und ich konnte sie befragen ob sie eine Veränderung festgestellt hat.
    Ja, ein Teil Frust zurück. Sie meinte ich hätte mich schon verändert, z.B. bin ich aktiver im Umgang mit den Enkelkindern geworden. Das ist ja immerhin etwas. ( Wir können ja bald Kekse backen)
    Dennoch, ich kann nicht einmal sagen was ich jetzt erwarte, vielleicht muss ich bei mir anfangen zu suchen. Mein Therapeut meinte ich soll auch mal Sachen machen die mir Freude bereiten. Damit tue ich mich aber schwer, ich kann doch nicht Z.B. sitzen und stricken, wenn die Fenster nicht geputzt sind.
    Was mir allerdings in letzter Zeit viel Freude gemacht hat sind gemeinsame Besuche von Ausstellungen von Aquarellmalerei oder zum Thema Bauhaus. Da kann auch ruhig alles andere liegen bleiben.
    Vielleicht fehlt mir auch nur die Gemeinsamkeit?
    Da wir uns räumlich aus dem Weg gehen können (zwei Wohnsitze) wenn wir uns auf den "Keks" gehen, bin ich dann auch schon mal alleine und habe Zeit darüber nach zu denken.
    Ob das so gut ist...? weis nicht.

    Eins ist mir jedenfalls durch dieses Forum bewusst geworden, Trocken sein ist schön.
    So, genug gejammert, schönen Abend und liebe Grüße
    Ina

  • Hallo Ina,

    das hört sich so an, als ob auch da dein Suchtgedächtnis dahinter steckt und Dir erzählt, dass du ja mit Alkohol viel geschmeidiger warst und nicht so genervt reagiert hast...

    (So nach dem Motto: Siehste, war ja doch nicht alles schlecht...)

    Und es stimmt auch. Mit dem Alkohol kann man sich sein Leben schön trinken. Ärger, genervt sein, egal, ich trink mir gleich einen Wein oder zwei oder drei und schwups bin ich gut drauf.

    Anstatt sich mit Emotionen auseinanderzusetzen kann man sie halt auch im kleinen Rahmen hervorragend wegtrinken. Dann ist man schön angepasst, man funktioniert und man stört keinen...

    Man selber ist zufrieden, weil man sich dann immer mit dem Alkohol tröstet oder belohnt.

    So lange bis es nicht mehr funktioniert oder bis man auffällt.

    Du bist übrigens nicht die einzige, die nicht die gewünschten Änderungen feststellen kann.

    Bei mir gab es auch ein zwei Veränderungen, die ich mir gewünscht hätte und die leider nicht eingetreten sind.

    Man bleibt halt man selbst. :)

    Aber, die Rückmeldung, dass du aktiver bist mit den Enkeln ist doch schon eine tolle Sache. Nutze die Zeit. Für dich und deine Enkel und lass mal die Fenster Fenster sein.

    Dir auch einen schönen Abend.

    Grüße,
    Risu

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Risu,

    Suchtgedächtnis meinst Du. Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen.
    Das hatte sich bisher nicht gemeldet ebenso wie Suchtdruck, den hatte ich auch noch nicht.
    Ich werde aufpassen und das "im Auge" behalten.
    In der SHG sagen sie dazu: wenn vorher alles gut war, was soll dann jetzt besser werden.

    Hab' einen schönen Tag und
    viele Grüße
    Ina

  • Hallo Ina,

    Ich lese sehr viel Positives in deiner Schilderung. Dass du aktiv mit deinen Enkelkindern bist, Freude an Unternehmungen hast.

    Ehrlich gesagt, das sind in meinen Augen RIESIGE Veränderungen zum Guten. Du solltest dir den Druck nehmen, mehr zu wollen, dankbar sein dass du diese Dinge genießen kannst.
    Ein Wort gebe ich dir mit auf den Weg : Demut...hoffe, du kannst etwas damit anfangen.

    Alles Gute weiterhin

    Grüße von Emilie :)

  • Hallo Emilie,

    ja Du hast recht, eigentlich ist auch alles positiv und dafür bin ich auch dankbar.

    Mit dem Begriff "Demut" kann ich sehr viel anfangen, nur scheinbar muss ich daran erinnert werden.
    So, heute wird noch ein schöner Tag, wir treffen uns alle bei unserem Sohn und meine Schwiegertochter hat Besuch von ihrer Familie von der Krim.
    Früher wurde dann viel Alkohol getrunken, aber seit die in ihrer Familie auch einen Alkoholiker haben, fällt das komplett weg.

    Am Montag kann ich bestimmt nicht in die SHG gehen, denn vormittags habe ich eine Kiefer-OP und Angst davor.
    Aber dafür habe ich ja jetzt Euch, dafür bin ich auch dankbar.

    Dir auch alles Gute
    Ina

  • Ich wünsche dir einen schönen Tag inmitten der Familie.

    Drücke die Daumen für den Eingriff Morgen !

    Emilie

  • Moin moin Ina,

    ich bin Betty, 63 Jahre und seit dem 15.04.2014 alkoholfrei. Die Frage Alkoholiker oder nicht oder Missbräuchler waren für mich am Anfang wichtig, jetzt hat sich dieses Thema für mich erledigt und ich finde es nicht mehr wichtig. (Das kurz zu meiner Person als Info).

    Ich habe jetzt hier deine Gedanken in mich aufgenommen und irgendwie habe ich das Gefühl, dass "eigentlich" alles in Ordnung scheint, aber es gibt ja doch Dinge, die dich stören. An deiner Person, weil du "zickig" bist und an anderen Personen, weil sie dich nicht richtig wahrnehmen???

    Ich habe mein ganzes Leben lang getrunken. Mal mehr - mal weniger. Sehr oft mit Überlegung. Während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht. Ich habe mich immer schon gut ernährt und Sport getrieben... (Heute weiß ich, dass ich all diese Dinge gemacht habe, weil ich meine Achtung vor mir selbst nicht verlieren wollte). Nach meinem endgültigen Entschluss, mich von dem Alkohol zu trennen, habe ich mein Leben neu aufgebaut.

    Was will ich und was will ich nicht.
    Was mag ich und was stört mich.
    Was tut mir gut und was geht gar nicht.

    Es war eine langer Prozess und heute bin ich an einem Punkt, der mein Leben glücklich, zufrieden und sehr lebenswert macht.

    Warum bist du ungeduldig? Warum bist du zickig? nixweiss0

    Wenn dein Mann die Schranktür nicht findet, dann mach es nicht zu deinem Problem. Er wird sich daran gewöhnen, wenn du ihm nicht alles abnimmst. Wichtig ist, dass du deine innere Zufriedenheit findest. Ich kann mir vorstellen, dass eben die Umwandlung noch in vollem Gange ist. Es dauert seine Zeit. Ich war während des ersten Jahres manchmal auch sehr ungehalten. Zu Recht oder nicht? Bei manchen Dingen dachte ich, ich dürfte nicht ungehalten sein....

    Aber :) mal im Ernst, wenn ein Mensch vor einem gefüllten Kühlschrank verhungert, weil er die Tür nicht öffnen kann (sinnbildlich) , dann würde mich das auch aufregen. Nimm es mit Humor.

    Mach dir mal Gedanken über deine Wünsche, deine Vorstellungen und dann fang an, das eine oder andere zu ändern.

    LG aus dem Norden von Betty :sun: :sun:

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.


  • Hallo Ina,

    das ist ja irgendwie so ein Klassiker, dass Männer nix finden.

    Oha - bei mir war es die Frau, die den Wald vor lauter Bäumen nicht gefunden hat!!

    Da ich ich im Urlaub war, ein verspätetes Hallo und Herzlich Willkommen hier im Forum von mir :welcome:

    Ich bin m, 56, Alkoholiker und seit einigen Jahren trocken. Und seit ich trocken bin, sehe auch ich natürlich die Macken der Anderen - einige verstärkt, andere überhaupt jetzt erst und andere vermeintlichen Macken sind plötzlich weg.
    Einfach, weil meine eigene Wahrnehmung eine völlig andere ist.

    wir treffen uns alle bei unserem Sohn und meine Schwiegertochter hat Besuch von ihrer Familie von der Krim.
    Früher wurde dann viel Alkohol getrunken, aber seit die in ihrer Familie auch einen Alkoholiker haben, fällt das komplett weg.

    Auch dieses "Problem" kenne ich zur Genüge - meine (mittlerweile Ex-)Frau stammt aus Sibirien und von daher wurde bei Familienfeiern immer ordentlich auf die Gesundheit angestoßen. Es hat mich viel Arbeit gekostet, ihnen zu erklären, warum, wieso, weshalb ... Aber jetzt ist alles geklärt - und merkwürdiger Weise der Alkoholkonsum in der gesamten Familie (auch wenn ich nicht anwesend bin - und wir treffen uns noch oft) drastisch gesunken ;) nixweiss0

    Alles Gute für die OP!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Moin, moin an alle,

    Kiefern-OP war schnell und schmerzlos erledigt. Angst war umsonst.
    Zur SHG war ich auch noch, da hätte ich lieber meinen Mann schicken sollen. Themen waren Fußball und Prostata.
    Na, immerhin bin ich jetzt auf diesem gebiet auch umfänglich informiert.

    Momentan befinde ich mich in einer Hochstimmung weil alles so gut läuft. Auch die Abstinenz.
    Das liegt sicher auch an Euren lobenden, aufmunternden aber auch hinterfragenden Zeilen.

    Ich danke Euch allen und hoffe bald davon zurück geben zu können.

    Liebe Grüße
    Ina

  • Guten Tag die Damen und Herren,
    auch wen ich mich auf sehr dünnes Eis begebe, Lebensuntauglichkeit ist NICHT geschlechtsspezifisch, ich schwör!! ::)
    Zum Thema Wesensveränderung hab ich eine krude Theorie, Alk verändert die Persönlichkeit, oder? Aus ängstlich wird mutig, aus Langweiler wird Partyhengst/Stute, aus Arsch wird Kumpel, aus zickig wird liebenswert aus ungeduldig wird gelassen oder umgekehrt usw. Gilt das nicht auch in die andere Richtung wen ich nicht mehr trinke? Ich denke schon! Also ohne dir jetzt zu Nahe treten zu wollen aber horche doch bitte mal in dich, ob du nicht auch schon ein wenig zickig, ungeduldig und genervt warst vom Verhalten deines Mannes bevor du getrunken hast? Sollte das so sein, hast du keinen Grund zur Sorge, deine Gefühle und Empfindungen haben sich "bloß" normalisiert. Jetzt musst du nur noch einen "Ersatz" für den Alk finden um diese Merkmal wieder umzukehren ( z.B. Achtsamkeit, Meditation, auskotzen bei der Freundin)
    Das ist meine Theorie und bin gerne bereit mich berichtigen zu lassen.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!