Ist mein Freund Alkoholiker?

  • Hallo zusammen....
    Ich habe nun seit einiger Zeit, einen Freund ( Er43, ich 21). Er lebt in einem Hotel bei mir in der Nähe. Ja ich weiß, dass er verheiratet ist und am Freitag zu seiner Familie fährt. Ja ich weiß, dass es moralisch sehr verwerflich ist und es geht mir auch nicht gut mit der Situation. Es ist für mich auch schon der Schlussstrich gezogen. Ich möchte nur wissen, ob er ein ernsthaftes Alkoholproblem hat.
    Also in der Zeit in der wir uns kennengelernt haben, hat er mir viele seiner Probleme anvertraut. Wir haben viel darüber gesprochen, er ist sehr sensibel, hat mir aber auch nie versprochen seine Familie zu verlassen. Da war er immer ehrlich.
    Naja was mich stutzig macht ist halt, dass er oft angetrunken ist wenn ich zu ihm komme, er Treffen plötzlich absagt ( mir aber schreibt, kann also keine Andere sein), Alkohol immer ein großes Thema für ihn ist...Er isst immer Dinge mit viel Zwiebeln wenn wir uns treffen( obwohl er sehr viel Wert auf Hygiene legt)....er hat bei unserem ersten Date 800ml Wein getrunken und ist glaube ich noch gefahren...
    letztens hat er dann so ganz salopp gesagt „ich bin ja auch Alkoholiker“ ....Ich war so perplex, dass ich nur gesagt habe „kann ich mir nicht vorstellen“ .....später im Bett sagte er dann „was würdest du denn machen, wenn ich Alkoholiker wäre“... Er sagt oft so Dinge wie „ich will dir dein schönes Leben nicht kaputt machen, mein Leben ist eh schon kompliziert genug“
    Er hat letztens auch Schmerzen im rechten Oberbauch gehabt, er sagte es wäre ein Krampf...er hat aber direkt an seine Leber gegriffen... tatsächlich hat er auch einen sehr prallen runden Bauch... ansonsten ist er sehr schlank...
    Neuerdings holt er mich oder ich komme erst ab 20:30 zu ihm...es ist dann immer was wichtiges von der Arbeit...das glaube ich aber nicht und wenn wir uns dann sehen hat er immer schon was getrunken...
    Er muss häufig aufstoßen und ist immer sehr schläfrig und seine Augen wirken auch etwas gelblich...
    Sehe ich da etwas schwarz oder übertrieben?
    Vielleicht hat ja jemand ähnliche Erfahrungen und kann mich daran teilhaben lassen?

  • Was ich noch hinzufügen sollte, er erwähnte mal, dass er seit er mich kennt wieder mehr trinkt. Ich trinke in seiner Gegenwart nichts....
    Er hat auch Potenzprobleme und schiebt es auf eine Blockade im Kopf...mit „ kleinen Pillen“ ist diese Sperre dann weg...
    Bin ich schuld an seiner Situation im Moment?

  • Hallo, Glühwürmchen!

    Mal ganz ehrlich eine Frage: Was erwartest Du Dir wirklich von uns? Eine Ferndiagnose? Eine (un)moralische Bewertung?

    Es ist für mich auch schon der Schlussstrich gezogen. Ich möchte nur wissen, ob er ein ernsthaftes Alkoholproblem hat.

    Entweder hast Du einen Schlußstrich gezogen, dann kann es Dir doch egal sein, ob er nun nur ein kleines oder ein "ernsthaftes" Alkoholproblem hat.

    Und wenn Du doch keinen Schlußstrich gezogen hast ...

    ... er hat Dir gegenüber zugegeben, Alkoholiker zu sein. Du hast bemerkt, dass er trinkt und trotzdem Auto fährt. Er betreibt die ttypischen "Abwehrmaßnahmen" gegen Alkoholgeruch (in seinem Fall: Zwiebeln). Er muss ständig aufstoßen und hat gelbliche Augen (deutet auf mögliche Leberschädigung hin) Usw ...

    ... dann solltest Du mal ein wenig hier im Forum stöbern und die Geschichten von uns Betroffenen und anderen Angehörigen lesen. Dann wirst Du sehen, dass DU absolut NICHTS machen kannst - er ist selbst für sein handeln verantwortlich.

    Entschuldige, ich vergass: Ich bin selbst Alkoholiker, mittlerweile seit einigen Jahren trocken und in der Suchtselbsthilfe ein wenig aktiv.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hey Greenfox,
    Ja ich weiß ich kann ihm nicht helfen und eigentlich geht es mich auch nichts an. Aber dadurch, dass ich ihn wohl liebe fällt es mir halt schwer...und ich weiß halt nicht an wen ich mich wenden kann um zum Beispiel das betrunken Auto zu fahren, zu melden. Und das hat er definitiv getan...800ml Wein und Auto fahren geht gar nicht.
    Ich stöbere hier weiter und werde mich weiter mit dem Thema auseinander setzen. Ich danke für deine Antwort und die Arbeit die ihr hier leistet...es ist obwohl er nicht so stark in meinem Leben ist sehr schwer und schmerzhaft...das er sich mir anvertraut hat, hat mich ganz schön überfordert...

  • Hallo Glühwürmchen, :)

    ich bin Angehörige (erwachsene Tochter) und musste mich mit meiner eigenen
    Machtlosigkeit gegenüber fremder Sucht (Eltern) ausgiebig anfreunden. Das dauert.

    Da Du hier vielleicht noch Sorgen zu Deiner eigenen "Beteiligung" an seinem Konsum
    bzw. seinen Schwierigkeiten hast, möchte ich kurz dazu teilen:


    Was ich noch hinzufügen sollte, er erwähnte mal, dass er seit er mich kennt wieder mehr trinkt.
    Ich trinke in seiner Gegenwart nichts....

    Das deutet eher darauf hin, dass für ihn Beziehung leben (Nähe/Distanz/was immer) ein Thema
    ist, das ihn möglicherweise an eigene Grenzen bringt. Er hat Dich ausgewählt. Auch das hat eher
    mit ihm zu tun. (Solltest Du ob gewollt oder nicht Auslöser für seine eigenen alten Muster sein.)



    Er hat auch Potenzprobleme und schiebt es auf eine Blockade im Kopf...mit „ kleinen Pillen“
    ist diese Sperre dann weg... Bin ich schuld an seiner Situation im Moment?

    ... von mir ein klares "Nein". Egal, ob seine Probleme durch die gelebte Beziehung entstehen
    oder erst dadurch neu ausgelöst sind. Er ist Herr im eigenen Haus und man kann kommunizieren,
    um für sich Lösungen zu erreichen.



    ...das er sich mir anvertraut hat, hat mich ganz schön überfordert...

    Ich denke, hier liegt der Hund begraben. Er zeigt Dir seine Überforderung (> Alkohol nötig),
    und damit stehen unbemerkt gleich eine ganze Reihe Schuhe vor Deiner Haustür für Dich
    bereit, die Du Dir anziehen könntest ... - es sind aber Männerschuhe!

    Mir scheint, jetzt suchst Du Verantwortlichkeit bei Dir. Oder bist ganz unnötigerweise bereit,
    einen eigenen Preis für seine Sucht zu bezahlen (Mitschuld, noch ungenutzte Kräfte für ihn,
    Verbesserungswünsche an Dich selbst, o.a.). Das sind alles kleine Vermutungen ins Blaue,
    ich lege nur offen, was ich auf meinem Weg dazu gelernt habe.

    Genau genommen sollte Dein (Ex) Freund sich seine Themen zu Herzen nehmen, sie sich
    erlauben, und dann Hilfe dazu aufsuchen. Zuerst für das Alkoholthema, und nüchtern dann
    für alles, was in seinem eigenen Leben, einschließlich Beziehung, zu Schwierigkeiten führt.

    - ... und Du bist völlig raus aus seinem Kampf - :blumen2:


    Mitgefühl ist ein ehrliches Gefühl, das darf aber abgegrenzt von jeglicher Schuld bestehen.
    (So schlau war ich nie, diese Sicht verdanke ich meinem eigenen Therapeuten.) ;)


    Liebe Grüße und gute Kraft für alles Eigene,

    Wolfsfrau

  • Hallo Wolfsfrau,
    danke für deine ausführliche Antwort. Ich glaube zu verstehen was du sagen willst, ich muss es glaube ich nur noch begreifen. Ich war lange nicht so verliebt, wie in diesen Mann. Dafür kann ich nicht mal Gründe nennen...es war einfach Hals über Kopf und dann so intensiv...
    Naja, tatsächlich ist das Thema für mich durch, ich möchte nur die letzten Monate verstehen. Das tue ich tatsächlich mittlerweile auch...die „Alkoholabhängigkeit“ erklärt auf einmal so viele Dinge und vieles wird so klar.
    Ja er muss es selber in die Hand nehmen. Ich bin tatsächlich raus aus der Nummer...er hat mich glaube ich gewählt, weil ich sehr stark in dem Umfeld bin in dem er mich kennengelernt hat...er nennt mich auch immer Wonder Woman...würde nicht von diesem Planeten stammen...alles Aussagen, die mir sehr viel aufbürden, denn ich habe in dieser Beziehung kein Recht schwach zu sein...ich bin in seinen Augen immer die Starke...
    Ich muss jetzt den Absprung schaffen...es tut mir weh und ich will ihn eigentlich nicht verletzen...aber dieses Spiel kann ich nicht mitspielen...

  • nochmals Hallo, Glühwürmchen, :)

    ... weil ich es gerade noch fand:


    ...es tut mir weh und ich will ihn eigentlich nicht verletzen...
    aber dieses Spiel kann ich nicht mitspielen...

    44.


    ... ich möchte gern ergänzen: Nicht DU verletzt ihn, das macht er schon selbst.
    Indem er sich mit seinen Problemen NICHT für sich selbst einsetzt, sondern sie
    vertagt oder Dir über den Tisch schiebt: Schau, ich bete Dich an. - Genau wie Du
    sagst: Du hast also die Power ... (in Klammern: Mach ... rette mich.)

    Das ist emotionale Ausbeutung, solange er keinen Finger in eigener Sache rührt.
    (Und es mag unbewusst sein, das spielt für Deine Unversehrtheit aber keine Rolle.)

    Super, wie klar Du bist. Es tut ja auch wirklich weh, einen Traum oder ein Potential
    loszulassen. Ich möchte Dich ermutigen, auf Dein Bauchgefühl und die spürbaren
    Grenzen zu vertrauen. Ich glaube, Du erfasst das alles schon ziemlich genau.

    Liebe Grüße
    Wolfsfrau

  • Hey Wolfsfrau,
    Wahnsinn...du bringst es wirklich auf den Punkt. So sehe ich das auch. Kann man nur hoffen, dass er irgendwann aufwacht und sieht, dass er sich nur selber helfen kann. Ich glaube er trägt eine sehr traurige und schwierige Geschichte mit sich. Schade, dass ich die Illusion aufgeben muss, ich wäre sehr gerne für diesen Mann mehr als nur die „Geliebte“...
    Naja den Weg muss er jetzt gehen oder vielmehr erst finden!

    Ich hoffe aus Liebe, dass er es schafft...
    Dieser Mann ist etwas sehr besonderes!!!

  • Hallo Glühwürmchen,

    von mir noch ein verspätetes herzliches Willkommen hier im Forum.

    Ich stelle mich mal kurz vor: ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol.

    Da hat sich Dein (ex?)Freund ja ein ganz schönes Doppelleben aufgebaut. Einerseits die Familie, wo er wahrscheinlich den lieben und verantwortungsbewussten Familienpapa gibt und andererseits Dich, wo er.... ja was eigentlich? Vielleicht einen Menschen gefunden hat, mit dem er das teilen kann was er mit seiner Frau nicht teilen kann?

    Zitat

    Ich glaube er trägt eine sehr traurige und schwierige Geschichte mit sich. Schade, dass ich die Illusion aufgeben muss, ich wäre sehr gerne für diesen Mann mehr als nur die „Geliebte“...

    Ich kann nicht beurteilen, was Du für ihn warst oder bist. Vielleicht warst oder bist Du für ihn viel mehr als nur eine Geliebte, vielleicht bist Du der Mensch, den er sich immer gewünscht hat, als Partnerin. Vielleicht ist es aber auch sein Alkoholkonsum, der dieses Denken ihn ihm überhaupt erst möglich gemacht hat oder es in einer Weise verstärkt, die mit Realtität nichts mehr zu tun hat. Vielleicht wüsste er erst wenn er seine Familie verlassen würde, ob seine Gedanken und Gefühle die richtigen waren. Nun, eigentlch ist das egal, denn er trifft ja keine Entscheidung, er lässt Dich am langen Arm verhungern und bekämpft sein Leiden (das ich ihm durchaus als "echt" zugestehe) mit Alkohol.

    Davon hast Du nichts, außer das Du ebenfalls leiden musst. Ich möchte hier noch betonen: Ich will hier nicht urteilen, nur meine Meinung sagen, denn ich kenne mich aus eigener Erfahrung mit Doppelleben sehr gut aus, leider.

    Und ich weiß auch, dass so ein Doppelleben mit das Schlimmste ist, was man tun kann. Wenn das ganze dann noch in eine Alkoholsucht führt (oder auch durch eine Sucht befördert wird), dann gibt es bei der ganzen Geschichte nur Verlierer. NUR.

    Da wären zunächst mal seine Frau und Kinder, dann natürlich Du, die ja auch nur ein kleines "Stückchen" von ihm hat und dazu noch ein alkoholsüchtiges. Und dann natürlich auch er selbst. Er lebt eigentlich nicht mehr richtig sondern ist nur damit beschäftigt seine beiden Leben zu organisieren. Einerseits seiner Familie gerecht zu werden, andererseits aber auch Dir, denn ich nehme dann schon mal an, dass Du ihm wichtig bist. So, und wenn er dazu nun noch den Alkohol als Hilfsmittel einsetzt, um z. B. mit seinen Schuldgefühlen klar zu kommen, um z. B. einfach mal an nichts mehr denken zu müssen, um z. B. überhaupt mit der ganzen verfahrenen Situation überhaupt irgendwie klar zu kommen, dann ist die Katastrophe vorprogrammiert. Sowas kann man durchaus viele Jahre durchziehen, irgendwann jedoch fällt das Kartenhaus zusammen. Unweigerlich. Spätestens dann, wenn seine Sucht so stark ist, dass er die Kontrolle über seine Lügenkonstruktionen verliert.

    Nun, da Du ja hier schreibst und nicht er will ich auch Dir und nicht ihm meine Meinung dazu mitteilen. Dir möchte ich sagen: Völlig egal ob er schon süchtig ist oder noch nur Missbrauch betreibt: kläre die Situation und kümmere Dich um Dich und Dein Leben. Wenn ich Dich richtig gelesen habe, dann bist Du da ja bereits dabei. So ganz kannst Du es aber noch nicht vollendet haben, denn sonst würdest Du hier nicht schreiben. Du solltest aus dieser Geschichte jetzt raus sein, er muss sich um sein Leben selbst kümmern. Gerade in Eurer besonderes Situation kann ich Dir nur empfehlen, Dich hier komplett zurück zu ziehen. Und auch definitiv, egal was von seiner Seite noch kommen sollte.

    Du schreibst ja, dass Du ihn liebst. Und wenn dem so ist, wird Dir das sicher nicht leicht fallen. Aber es wird das beste sein, für Dich und wahrscheinlich auch für ihn, denn Du nimmst ihm dann den Druck, denn sein Doppelleben ganz sicher in ihm erzeugt hat. Vielleicht hat er ohne diesen Druck die Chance, wieder zu einem moderaten Trinkverhalten zurück zu finden. Das wäre dann möglich, wenn er noch nicht süchtig sein sollte. Aber, das alles ist natürlich reine Spekulation von mir. Ich bin aber überzeugt davon, dass Du ihm und auch Dir selbst eim meisten hilfst, wenn Du künftig Dein eigenes Leben lebst und ihm seines lässt.

    Alles alles Gute für Deine Zukunft wünsche ich Dir!

    LG
    gerchla

  • Hi Gerchla, erstmal danke für deine Antwort!
    Auch dir kann ich nur Recht geben, wenn du sagst es ist für ihn das Beste. Aus dem Grund gehe ich, um ihn nicht weiter einen Grund zum trinken zu geben. Nicht weil ich mir die Schuld gebe sondern weil ich ihm nicht weiter einen Grund bieten will. Gestern war er wieder zurück und prompt bot er mir an ihn um 22 Uhr im Hotel zu besuchen...vorher nicht, da Anruf bei seiner Frau...mal ist es ein Anruf/ dann die Kinder/ der Job/ ein Kollege gibt was aus/ Sachen die nachgearbeitet werden müssen aber immer der Zeitraum 20:45-21-45 in dem ich Aufschlagen darf. Dann hat er ne Fahne oder riecht nach Essen...
    Tja kann alles ein Zufall sein...

    Kennt ihr das, dass euch in einer Sekunde total bewusst ist, ja er ist Alkoholiker und in der nächsten denkt ihr...ach Quatsch das sind bestimmt Zufälle?!! Geht das nur mir so?!

  • Hallo Glühwürmchen,

    Zitat

    Gestern war er wieder zurück und prompt bot er mir an ihn um 22 Uhr im Hotel zu besuchen...vorher nicht, da Anruf bei seiner Frau...mal ist es ein Anruf/ dann die Kinder/ der Job/ ein Kollege gibt was aus/ Sachen die nachgearbeitet werden müssen aber immer der Zeitraum 20:45-21-45 in dem ich Aufschlagen darf.

    Schau, und genau deshalb solltest Du Dich unbedingt um Dein Leben kümmern. Ganz unabhängig davon. ob er Alkoholiker ist oder nicht. Er gibt Dir einen klar definierten Slot in seinem Leben. In diesem Fall der von Dir angegebene Zeitraum. Bist Du Dir nicht mehr wert als ein Timeslot im Leben eines Mannes, der auch schon klar gesagt hat (wenn ich das richtig gelesen habe), dass er sich nie ganz für Dich entscheiden wird? Du solltest Dir keine Gedanken mehr darüber machen, ob Du es Dir vielleicht nur einbilden könntest, dass er ein Alkoholproblem hat. Es ist völlig unwichtig.

    Er ist ein verheirateter Familienvater der Dich per Slot in sein Hotelzimmer bestellt. Ums mal provokant auszudrücken. Ich finde: das ist keine Perspektive für eine junge Frau. Und: solche Erfahrungen können auch dazu beitragen, Dein eigenes Leben auf Dauer enorm zu belasten. Auch ganz ohne Alkoholsucht des anderen. Du spielst hier die 2., 3. oder 4. Geige. Vorher kommen erst mal alle anderen, irgendwann dann Du. Ob dabei nun der Alkohol ein Rolle spielt oder nicht ist eigentlich nebensächlich.

    In dieser Art von Beziehung ist für Dich nichts zu gewinnen. Du kannst und wirst nur verlieren. Darum löse Dich, auch wenn es schwer ist. Lass ihn los, von mir aus: lass ihn in Liebe los aber lass ihn los.

    Und dann wirst Du auch neu beginnen können.

    LG
    gerchla

  • Hallo Glühwürmchen,

    noch zu Deiner Frage:


    Kennt ihr das, dass euch in einer Sekunde total bewusst ist, ja er ist Alkoholiker
    und in der nächsten denkt ihr...ach Quatsch das sind bestimmt Zufälle?!!
    Geht das nur mir so?!

    Ich kann aus eigenem Erleben nur beisteuern, dass ich diese Ungläubigkeit, meiner
    Wahrnehmung ("etwas reicht mir nicht", "ich komme hier zu kurz", "etwas tut weh")
    gegenüber, durchaus kenne.

    Vorzugsweise kurz vor der Trennung (durch mich). Ich habe dann Runde (Treffen) um
    Runde (Treffen) gebraucht, immer wieder ins Gesicht meines Partners geguckt, konnte
    das nicht mit seiner emotionalen Distanz und meinem Schmerz "zusammen bringen".

    Ich "sah" immer noch das Gesicht, dem ich so gern vertrauen wollte. Und dahin passte
    das andere, seine Abwesenheit, Lieblosigkeit, die anstrengenden Rückzüge, einfach nicht.
    Die wollte ich nicht haben. Das Fachwort dafür heißt "Leugnen".

    Eine Weile lang bin ich immer wieder gegen meine Wahrnehmung angetreten, weil ich den
    Traum nicht aufgeben wollte. Und irgendwann zwang mich die innere Erschöpfung und auch
    der Frust dazu, auf meiner Seite einen Riegel vorzuschieben. Dann erst konnte ich gehen.

    Ich hatte auch mal so ein Verhältnis (Alkoholiker, aber ohne Hotel). Ich war einfach zu jung,
    mitzubekommen, dass er trank und ich eine fröhliche, anspruchslose Zugabe zu seinem Leben
    war. Er zelebrierte guten Whiskey in einem Urlaub und ich hielt ihn für so weltgewandt. (Stell
    Dir ein knallrotes Gesicht vor, wenn ich jetzt meine Naivität sehe.) Er war Dozent und überhaupt.
    So viel älter als ich (wie bei Euch), also musste ich ja .. toll (??) .. sein ... (nochmal rotes Gesicht).

    Mit der Nummer bist Du also nicht allein. ;D

    Liebe Grüße und allzeit einen aufrechten Gang!

    Wolfsfrau

  • Ich kann aus eigenem Erleben nur beisteuern, dass ich diese Ungläubigkeit, meiner
    Wahrnehmung ("etwas reicht mir nicht", "ich komme hier zu kurz", "etwas tut weh")
    gegenüber, durchaus kenne.

    Vorzugsweise kurz vor der Trennung (durch mich). Ich habe dann Runde (Treffen) um
    Runde (Treffen) gebraucht, immer wieder ins Gesicht meines Partners geguckt, konnte
    das nicht mit seiner emotionalen Distanz und meinem Schmerz "zusammen bringen".


    So habe ich das auch wahrgenommen, die Abwesenheit, die emotionale Distanz.
    Ich war jedoch überzeugt, an dieser Distanz schuld zu sein.
    Weil ich nicht genug lieb, geschmeidig, werbend war, musste er sich ja distanzieren.
    Entsprechende Andeutungen kamen von ihm:
    "Du hast keine Leichtigkeit mehr"
    Das war der entscheidende Vorwurf. Ich war zu ernst, empfindlich, uneasy geworden.
    Da MUSS er sich doch abwenden.

    Meine Bedürfnisse waren übrigens unangemessen und nicht erfüllbar.
    "Da kann ich Dir nicht helfen" (Erstaunlich, er musste MIR helfen und konnte das nicht mehr)
    Also auch da das Problem bei mir.


    Ich "sah" immer noch das Gesicht, dem ich so gern vertrauen wollte. Und dahin passte
    das andere, seine Abwesenheit, Lieblosigkeit, die anstrengenden Rückzüge, einfach nicht.
    Die wollte ich nicht haben. Das Fachwort dafür heißt "Leugnen".

    Eine Weile lang bin ich immer wieder gegen meine Wahrnehmung angetreten, weil ich den
    Traum nicht aufgeben wollte.


    Bei mir war es das anspruchslose Warten, dass da wieder mehr kommt an Zuwendung.
    Die winzigen Krümel habe ich als Zeichen der Hoffnung gedeutet.

    Und oft habe ich mich einfach geekelt ....

    Glühwürmchen, mache nicht den Fehler, Dich als das Problem zu sehen.

  • Ja ich glaube das Thema sollte für mich wirklich durch sein. Zumal er mich wirklich in den letzten Wochen wie eine Eskort- Dame behandelt hat. Komm vorbei dann schnell zur Sache und dann nur noch müde an mich gekuschelt da liegend. Keine Energie für Kino, Essen gehen... keine Musik...kein gedämpftes Licht... nichts....
    Das schlimmste war für mich immer wenn ich dann um halb eins Nachts los wollte hat er mich nicht mal zum Auto gebracht...das war schon Zuviel...
    Wenn ich das gerade so schreibe könnte ich mich selber Ohrfeigen....

  • Ich habe gerade Schluss gemacht, ich bin hingefahren und habe es ihm persönlich gesagt...ohne Schuldzuweisungen und ohne eine Antwort auf meine hier offene Frage zu bekommen.
    Ich habe einfach gesagt ich könne ihn nicht teilen und es wäre für mich schlimm, was seiner Frau dadurch angetan wird. Das empfinde ich so, es ist also keine Lüge und ich hoffe ihm so nicht noch mehr Grund zum trinken zu geben.
    Ich hoffe ich habe es richtig gemacht.
    So jetzt muss ich wohl mein eigenes Leben wieder in den Griff bekommen.
    Ich habe aus dieser Situation aber meine Schlüsse gezogen. Alkohol ist ein Teufel er zerstört soviel und ich möchte selber jetzt auch keinen mehr konsumieren um Menschen in meiner Umgebung deutlich zu machen, wie schwer es für Abhängige ist. Sie werden jeden Tag auf so viele Weisen damit konfrontiert...Alkohol hat mir die Möglichkeit genommen eine Beziehung zu haben...wer weiß wie ehrlich diese Liebe gewesen wäre wenn Alkohol nicht unser ständiger Begleiter gewesen wäre....
    Oder ohne ihn wäre seine Familie intakt und es wäre nicht so weit gekommen....


  • Ich habe gerade Schluss gemacht, ich bin hingefahren und habe es ihm persönlich gesagt
    ...ohne Schuldzuweisungen (...) Ich hoffe ich habe es richtig gemacht.


    Hallo Glühwürmchen,

    vor allem hast Du es für Dich selbst gemacht, und damit ist es immer richtig! :blumen2:
    So wie Du Deine Entscheidungen triffst, trifft auch dieser Mann seine eigenen.
    Ob er sich fürs Trinken auf äußere Gründe beruft, ist eine davon.

    Du bist nur für Deine eigenen Worte verantwortlich, und ohne Schuldzuweisungen
    zu sprechen, obwohl Du selbst ziemlich verletzt bist, ist schon ziemlich fair, finde ich. :)

    Viel Kraft wünsche ich Dir, jetzt erstmal in Ruhe zu verarbeiten,
    und liebe Grüße dazu,

    Wolfsfrau

  • Hallo Glühwürmchen,

    ich wünsche dir für dein Leben alles Gute. Du hast für dich eine Entscheidung getroffen. 44. Ich empfinde es als richtig. Lauf deinen Weg in die Zukunft. Du wirst ganz sicher neue Perspektiven finden und deinen Schmerz auch verarbeiten. Es gibt Dinge im Leben, die wir erledigen müssen. Warum auch immer. Du hast jetzt eine Erfahrung gemacht und sicher auch etwas daraus mitgenommen. Dir also weiterhin ganz viel Glück, Freude und eine positive Zukunft. :sun:

    Herzliche Grüße von Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Glühwürmchen,

    auch wenn es Dir jetzt weh tut aber ich bin ziemlich sicher, dass Du richtig gehandelt hast. All die Analysen Deiner und seiner Situation in dieser Geschichte finde ich sehr reflektiert und sehr treffend. Nun kannst Du wieder glücklich werden, auch wenn Du Dir das im Moment vielleicht noch nicht richtig vorstellen kannst.

    Und er kann das tun was er für richtig hält.

    Ich wünsche Dir für Deine Zukunft alles Gute!

    LG
    Gerchla

  • Hallo Wolfsfrau, Gerchla und Betty,
    gestern musste ich ihn durch die Arbeit nochmal sehen. Er schrieb mich vorher an und wollte Smalltalk beginnen. Habe aber an der Art wie er geschrieben hat schon gemerkt, dass er wohl nicht nüchtern ist. Auch zu dem Termin wo ich ihn sehe kam er glaube ich alkoholisiert...eine reine Vermutung, da komme ich ihm nicht so nah, als das ich das riechen könnte. Es war eine seltsame Situation aber wir haben sie glaube ich ganz erwachsen gemeistert. Am Schluss stand er noch 2 Minuten in der Tür und schaute nur ohne was zu sagen. Dann ist er gegangen...
    Ich weiß, dass es besser so ist. Ich wünsche ihm, dass er es schafft...und ich wünsche ihm, dass er auf Dauer entweder mit seiner Frau wieder glücklich wird oder eine Frau findet die ihm trocken eine Stütze ist.
    Ja ich denke auch, dass wir einander begegnen mussten...ich kenne ihn schon 2,5 Jahre aber erst vor einem Jahr hat er mich in den sozialen Medien angeschrieben und nochmal ein halbes Jahr später hat er meine Hilfe gesucht...es war wohl so bestimmt...Achja wie sagt man so schön...
    Lass los was du liebst, wenn es zu dir gehört kommt es zurück...oder so....

  • P.s.: ja auch allein durch den Timeslot den er mir gegeben hat geht es nicht...wobei ich denke, dass ich den nicht durch die Ehe sondern durch den Alkohol bekommen habe. So konnte er glaube ich nach der Arbeit noch in Ruhe was trinken...

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