Selbsthilfegruppen

  • Hallo zusammen,

    auch ich werde bei diesem Thema sofort unruhig. Im prinzip teile ich Katr0´s Meinung. Was mich nervös macht, ist die Darstellung: Alkoholismus ist eine unheilbare Krankheit mit der ich bis zu meinem Lebensende umgehn muss und ich muß jeglichen Kontakt mit dem Alkohol meiden bis hin zum Vermeiden "nasser" Gedanken.

    Diese Einstellung, die ich vor allem in SHG´s gefunden habe,schreckt viele Aussteigwillige ab. Es kommen zwar viele mit dieser Einstellung klar und die sind dann auch abstinent. aber es ist einfach nicht die einzig mögliche Einstellung um abstinent zu bleiben.

    Aber warum haben soviele trockene Alkoholiker diese Sichtweise? Kann es sein das auch hier gilt: "Viel Feind - viel Ehr".
    Will sagen: je größer und unbarmherziger der Feind Alkohol ist, desto größer ist meine Leistung, wenn ich ihn besiege. So wird aus einem ehemals bedauernswerten (oder verachteten) Alkoholiker ein Held der z. T. in SHG´s sein Publikum findet, das in gebührend feiert, wenn er alle Lebensmittel aufzählen kann, in denen Spuren von Alkohol zu finden sein könnten.
    Damit bleibt der Alkohol das, was er vorher war: Lebensinhalt. Und genau das wollte ich nicht.

    In diesem Sinne einen ruhigen, gemütlichen Restsonntag.

    Pit

  • Uups..
    erstaunliche Diskussion, die ich da angestossen habe! Und ich muss sagen, ausgesprochen positiv! Mich überrascht das Ausmaß an Zustimmung dazu, dass die Philosophie von SHGs oft einen Einstieg in irgendeine Form von Therapie eher behindert als verbessert.

    "wer mit 12-Schritte-Programmen erfolgreich ist, hat diesen Erfolg nicht dank, sondern trotz dieser Programme geschafft"

    Es wird Zeit, dass sich das herumspricht - die 14 Jahre, die im Durchschnitt bis zur "Kapitulation" vergehen, sind mit viel zu viel Not und Elend verbunden, für Betoffene und ihr Umfeld! Und das muss nicht sein.

    LG

    Praxx

  • Eigentlich wollte ich mich gestern schon äußern, aber kurz bevor ich auf speichern klicken konnte, ist mein PC abgestürzt ;(

    Aber mir rollen sich gerade die Fußnägel hoch! Insbesondere darüber, wie hier SHGs pauschal als diktatorische, indoktrinierende etc. Sekten hingestellt werden! >:(
    Mag ja sein, dass es solche Gruppen gibt - aber genau wie Ihr unterschiedlich seit, sind es die Gruppen auch!


    Das wirklich Alleraller…schlimmste am Gedankengut der SHGs -zumindest wie ich das bei den Vertretern wahrnehme, die sich hier und in anderen Foren als von ihnen beeinflusst outen, ist der folgende Satz:

    Ich kann (im Gegensatz zu anderen Menschen) nicht mit Alkohol umgehen.

    Es wird überhaupt nicht versucht, einen entsprechenden Umgang mit dem Stoff zu erlernen, um sich Handlungsalternativen zu erarbeiten, von denen eine dann schließlich heißen könnte, sich auf Augenhöhe vom Alkohol zu verabschieden.
    ...
    Wenn nichts mehr geht, sind sie dann schließlich bereit und landen in den Armen der SHGs.

    Und wenn sie dann zu den wenigen gehören, die ihre Sucht tatsächlich stoppen können, haben sie einen -wie ich meine- unnötig langen Leidensweg hinter sich und die ständige Angst vor sich, erneut zum Säufer zu mutieren, wenn sie nicht achtsam genug mit sich umgehen.

    Ich habe für mich erkannt, dass ich nicht mit Alkohol umgehen kann - also lasse ich ihn weg! Ich war auch mal der Meinung, ich könnte meinen Umgang mit dem Zeug kontrollieren - und das ist schrecklich in die Hose gegangen.
    Und bei dem Ausstieg hat mir meine Gruppe (zu Anfang Gruppen) mächtig gewaltig geholfen! Und hier fand keine - wie von katro unterstellte - Gehirnwäsche statt!

    Wer der Meinung ist, dass er mit Alkohol umgehen kann und will - bitte schön, der tue es!
    Bei uns wird niemand gezwungen, dem Alkohol abzuschwören und/oder sich als Alkoholiker/Kranker zu sehen! Wir berichten lediglich über unsere Erfahrungen!


    Mich überrascht das Ausmaß an Zustimmung dazu, dass die Philosophie von SHGs oft einen Einstieg in irgendeine Form von Therapie eher behindert als verbessert.

    "wer mit 12-Schritte-Programmen erfolgreich ist, hat diesen Erfolg nicht dank, sondern trotz dieser Programme geschafft"

    Diese Aussage empfinde ich persönlich als bodenlose Frechheit! Ich könnte momentan gerade Rumpelstilzchen spielen >:(
    Abgesehen davon, dass nicht alle SHGs die 12 Punkte der AAs proklamieren - es gibt sehr, sehr viele Gruppen/Vereine, die nicht konfessionsorientiert sind.
    Ich persönlich habe als orthodoxer Atheist, der gerne mit Menschen in Dialog tritt, nichts mit den AAs am Hut. Ist einfach nicht mein Ding.
    Aaaber: Die AAs sind nun mal die Ersten ihrer Art und haben weltweit so vielen Menschen geholfen, den Ausstieg zu schaffen!
    Es gibt etliche andere Gruppen und Therapieformen. Und es gibt trockene und staubtrockene Alkoholiker. Und eben auch Ignoranten ...


    ... mir ist zumindest stets bewusst dass ich im Prinzip immer die freie Wahl habe. Trinken oder eben nicht. So ist das nunmal. Diese zwei Wege sind mir IMMER gegeben und die Entscheidung liegt bei mir allein ...

    Diese Entscheidungsmöglichkeiten hat Jeder jederzeit.
    Und da ist es egal, ob und wie man den Ausstieg geschafft hat - oder seinen Weg bezeichnet. Ob nun mit oder ohne Gruppe, ob nun mit oder ohne Bekenntnis, Alkoholiker zu sein ...

    Aber Menschen, die einen anderen Weg als man selbst gewählt haben, zu "unterstellen", einer Gehirnwäsche unterzogen worden zu sein - das empfinde ich, wie schon gesagt, als Frechheit!

    Sorry, falls es etwas konfus rüberkommt, aber es ist etwas schwierig, meine Gedanken hier kurz und knapp - und dann auch noch geordnet - rüber zu bringen ...

    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen Greenfox,

    ich habe den Eindruck, dass du viele Dinge, die da geschrieben wurden, falsch liest. Niemand hat von Diktatur, Indoktrination oder Gehirnwäsche geschrieben. Es geht vielmehr darum, dass das Gedankengut vieler SHGs mitunter dazu beiträgt, den Leidensweg jener Süchtigen verlängern, die (noch) nicht zur Kapitulation bereit sind und deshalb immer wieder -wie auch du das getan hast- versuchen, weniger zu trinken, ohne die Wurzeln ihrer Sucht anzugehen.

    Dass du dich aufregst,habe ich erwartet. Und das ist auch dein gutes Recht, wie auch ich das Recht habe, hier meine Meinung und Erfahrung zu vertreten.
    Zumindest schriebst du mir heute nicht -wie in der Vergangenheit einmal entgleisend passiert- geistigem Dünnschiss zu. Und das ist positiv.

    Gruß
    Katro

  • Guten Morgen, katro!

    Niemand hat von Diktatur, Indoktrination oder Gehirnwäsche geschrieben.

    Stimmt - diese Worte wurden nicht verwendet. Aber so kommt es zumindest bei mir an. Es kann ja sein, dass jemand schlechte Erfahrungen mit einer/mehreren SHG gemacht hat (was traurig genug ist), dies aber derart zu verallgemeinern und ALLE zu verunglimpfen ... Alle Mörder sind Menschen - aber umgekehrt ... ???

    Es geht vielmehr darum, dass das Gedankengut vieler SHGs mitunter dazu beiträgt, den Leidensweg jener Süchtigen verlängern, die (noch) nicht zur Kapitulation bereit sind und deshalb immer wieder -wie auch du das getan hast- versuchen, weniger zu trinken, ohne die Wurzeln ihrer Sucht anzugehen.

    Hier störe ich mich ausserordentlich an dem Begriff "Gedankengut" und die häufige Weglassung des Wörtchens "mitunter". Denn genau dies impliziert bei mir die "Gehirnwäsche" ...

    Zumindest schriebst du mir heute nicht -wie in der Vergangenheit einmal entgleisend passiert- geistigem Dünnschiss zu.

    Für diese Entgleisung muss ich mich nochmals in aller Form bei Dir entschuldigen!
    Auch wenn ich Dich heute zitiert habe, ich habe mich nicht nur auf Deine Äußerungen/Einstellung bezogen.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • (Ich sehe gerade, dass jemand vor mir geschrieben hat, aber ich schicke das erst mal so ab - also den Beitrag über meinem, den habe ich noch nicht gelesen).

    Immer wenn Diskussionen in dieser Richtung gestartet werden, fliegen die Fetzen. Dabei glaube ich, dass wir gar nicht so unterschiedlicher Meinung sind, sondern vielleicht einfach nur manchmal aneinander vorbeireden.

    Zum einen gebe ich greenfox recht: es gibt solche Selbsthilfegruppen und solche. Wir haben Gott sei Dank die Wahlfreiheit, zumindest hier in Deutschland. Wobei ich schon gelesen habe, dass man in den USA nicht gefragt wird, sondern automatisch in die AA "zwangseingewiesen" wird, wenn man wegen Alkohol auf- oder straffällig geworden ist.

    Nicht alle SHGs sind gleich und nicht alle sind dogmatisch. Es ist in der Tat so, dss SHGs vielen Menschen das Leben gerettet hat. Das liegt auch am sozialen Zusammenhalt. Ich habe in verschiedenen SHGs erlebt, wie wichtig es ist, Freunde zu finden, die nicht (mehr) trinken. Viele Menschen haben sich im Laufe der Jahre einen Bekannten- und Freundeskreis aufgebaut, der aus (Mit-)Trinkern besteht. Trinken sie plötzlich nicht mehr, sind sie einsam. Diese Einsamkeit war für mich als Außenstehende schwer zu ertragen. Nicht alle Leute sind z.B. so kontaktfreudig wie ich. Manche tun sich richtig schwer, einen neuen Bekanntenkreis aufzubauen. Auch hierfür sind SHGs gut. In den meisten SHGs werden Ausflüge, Treffen außerhalb der Gesprächsgruppen organisiert, Telefonnummern ausgetauscht, es entstehen Freundschaften, nüchterne, trockene Kontakte. Das ist nicht zu unterschätzen! Es ist wichtig. Niemand sollte einsam sein, nur weil er den Alkohol meidet.


    Allerdings ging es ja im Kern der Diskussion darum, inwieweit die Suchthilfe abschreckend wirkt oder nicht. Es gibt viele Menschen, die entweder Berührungsängste haben, eine SHG zu besuchen oder die einmal in einer Gruppe waren und dann viele, viele Jahre nicht mehr. So wie ich.

    Denn Praxx hatte (leider) Recht. Mir ging es auch so. Ich war schon vor mehr als 15 Jahren bei einem Treffen der AA. Und ich ging nicht mehr hin. Aber nicht, weil die Leute so schrecklich waren oder weil ich dachte, das ist eine Sekte.... sondern weil es für "Anfänger", die sich noch nicht sonderlich stark mit ihrer Sucht auseinander gesetzt haben, schon abschreckend wirken KANN, wenn man hört, dass man unheilbar krank ist, dass man immer nur eine Ellenlänge vom nächsten Glas entfernt ist usw.... Da wird am Anfang erst einmal jegliche Hoffnung im Keim erstickt. Ich betone: anfangs! Und ich glaube, darauf will auch Praxx hinaus: dass dann Jahre "verloren" gehen, wo man früher hätte handeln können.

    Liebe, respektvolle Grüße
    Pinguin

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“


  • Dabei glaube ich, dass wir gar nicht so unterschiedlicher Meinung sind, sondern vielleicht einfach nur manchmal aneinander vorbeireden.

    Ich denke schon, dass wir in einigen sehr wesentlichen Dingen unterschiedlicher Meinung sind.
    Einige derer, die sich in diesem Forum äußern, sind der Überzeugung und meinen das auch so zu erfahren, dass der Alkoholismus nicht heilbar ist und ausschließlich durch Abstinenz zum Stillstand gebracht werden kann. Andere, zu denen auch ich gehöre, gehen aus ihrer eigenen Erfahrung oder aufgrund wissenschaftlicher Publikationen davon aus, dass ein endgültiger Suchtausstieg auch ohne Alkoholabstinenz gelingt.

    Mittlerweile sehe ich das so, dass wir uns zwar in die Position des anderen hineinversetzen können, aber aufgrund der beim Suchtausstieg gemachten individuellen Erfahrung diese andere Position schlicht und einfach falsch finden. Und wenn dann noch die jeweils andere Seite Dinge äußert, die als moralische Angriffe verstanden werden können, dann knallt es. So wurde mir beispielsweise einmal vorgeworfen, dass es unverantwortlich sei, in einem Alkoholikerforum den Sinn der unbedingten Abstinenz in Frage zu stellen. Und jetzt sehen sich SHG-Mitglieder plötzlich dem Vorwurf ausgesetzt, nicht uneingeschränkt „zu den Guten“ zu gehören, sondern mit ihrem vehementen Drängen auf Abstinenz dazu beizutragen, dass eine Reihe von Alkoholikern den Kopf in den Sand steckt, weil sie sich diesen Weg nicht zutraut.

    Man lernt jedoch mit solchen Vorwürfen zu leben und geht zur Tagesordnung über. Schließlich kann sich jeder Leser das herauspicken, was ihm praktikabel erscheint.

    Katro

  • Seit dem ich es verfolge finde ich persönlich es immer wieder sehr schade dass Gespräche und Diskussionen dieser Art egal wo, so oft in den Bahnen des alleinigen Rechthabens verlaufen. Anstatt dass ein gegenseitiger Austausch von Meinungen und Ansichten ermöglicht wird, in dem alle Beteiligten voneinander lernenund miteinander, aneinander wachsen können bilden sich oft ´Fronten´ die neben dem eigenen Standpunkt kaum einen anderen gelten lassen.

    Es gibt so viele verschiedene Ursachen der Sucht. Körperlich, psychisch, seelisch - und jede Sucht ist in ihren Wurzeln und ihrem Verlauf oft sehr individuell. Ebenso gibt es keine genau zu definierende ´Grenze´ zwischen Abhängig und Nichtabhängig …

    Der Begriff des Alkoholikers ansich ist eigentlich kaum zu definieren und dass ´Alkoholismus´ per se immer unheilbar sei ist in meiner Meinung nach eine genau so blindäugige Behauptung wie der hier aufgekommene Satz wer nach dem 12Punkte Programm die Sucht überwindet hätte dies nicht wegen sondern trotzdessen geschafft. Beides sind in meinen Augen bloße Dogmen die in reinem Schwarz oder Weiß Denken stattfinden.

    Selbsthilfegruppen sind Gruppen in denen Menschen einen Weg aus der Sucht gefunden haben und in denen eine Kommunikation darüber statfindet. Für mich war es in der Anfangszeit meines Ausstieges sehr wichtig zumindest erstmal zu sehen dass es möglich ist auch aus der stärksten Sucht herauszufinden und zufrieden Suchtfrei leben zu können.
    Viele der Menschen die in Selbsthilfegruppen aktiv sind haben den Weg aus der Sucht über die klassische Suchtmedizin geschafft, und das ist für diese Menschen sehr gut so! Es erklärt aber auch warum gewisse Ansichten dort natürlich verstärkt vertreten sind. Der besuch der Selbsthilfegruppen ist kein Pflichtprogramm, er stellt lediglich eine von vielen Hilfsmöglichkeiten in der Hilfe zur Selbsthife dar. Die Herangehensweise und Atmosphäre in den verschiedenen Gruppen unterscheidet sich stark.

    Wenn schon immer mehr Stimmen aufkommen die sagen dass es auch andere Wege gibt oder geben muss dann kann ich nur sagen: Nur zu! Tut Euch zusammen und zeigt diese neuen Wege auf! Jeder einzelne Mensch dem geholfen werden kann und wenn es auch auf neuen oder unkonvetionellen Wegen ist, ist ein großartiger Erfolg! Aber lasst doch bitte den bisher bestehenden und mitunter wirklich sehr hilfreichen Angebote weiterhin ihre berechtigte Geltung…

    Denn DANN könnte es meiner Meinung nach eine wirklich und tatsächlich interessante Diskussion ergeben. Wenn die verschiedenen Standpunkte auf gleicher Augenhöhe sozusagen gleichberechtigt MITEINANDER reden und nicht gegeneinander. Das Ziel ist ja zumindest schon mal ein gemeinsames…

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (22. Dezember 2014 um 00:11)


  • Seit dem ich es verfolge finde ich persönlich es immer wieder sehr schade dass Gespräche und Diskussionen dieser Art egal wo, so oft in den Bahnen des alleinigen Rechthabens verlaufen. Anstatt dass ein gegenseitiger Austausch von Meinungen und Ansichten ermöglicht wird, in dem alle Beteiligten voneinander lernen und miteinander, aneinander wachsen können bilden sich oft ´Fronten´ die neben dem eigenen Standpunkt kaum einen anderen gelten lassen.
    ...

    Wenn schon immer mehr Stimmen aufkommen die sagen dass es auch andere Wege gibt oder geben muss dann kann ich nur sagen: Nur zu! Tut Euch zusammen und zeigt diese neuen Wege auf! Jeder einzelne Mensch dem geholfen werden kann und wenn es auch auf neuen oder unkonvetionellen Wegen ist, ist ein großartiger Erfolg! Aber lasst doch bitte den bisher bestehenden und mitunter wirklich sehr hilfreichen Angebote weiterhin ihre berechtigte Geltung…

    Leider muss ich LiS zustimmen.
    Hier werden oft Töne laut, die mir persönlich sehr missfallen.

    Ich habe immer zu-/angegeben, dass ich ein Verfechter von Selbsthilfegruppen bin - schon alleine auf Grund meiner eigenen Erfahrungen. Und ich gebe auch gerne zu, dass es nicht nur diesen einen Weg des Ausstiegs gibt.
    Aber mir missfällt die zunehmend aggressive Stimmung, wenn den Menschen, die wie ich den Ausstieg über die SHG geschafft haben und sich auch danach weiterhin in SHG engagieren (was heisst eigentlich „danach“, ab wann ist das?) unterschwellig eine „Gehirnwäsche“ unterstellt wird, weil sie hier „ihr Gedankengut“ (??) verbreiten … Geht’s noch??

    Dass man Zweifel an der einen oder anderen Art und Weise des Ausstiegs, dem Weg in die Nüchternheit – oder wie auch immer man es bezeichnen will – hat, ist doch wohl völlig legitim. Schließlich macht jeder seine eigenen Erfahrungen.
    Der Eine hat den Flieger von Berlin nach Rom genommen, der Andere ist mit dem Auto gefahren und wieder ein Anderer ist gelaufen – aber alle sind in Rom angekommen. Und wenn sie nun ihre Erfahrungen öffentlich austauschen über die jeweiligen Vor- und Nachteile, dann können zukünftige Rom-Besucher selber entscheiden, wie sie reisen wollen …
    Und, ich glaube/dachte, die Zeiten, da man den Flieger oder das Auto als „Teufelswerk“ bezeichnete, sind vorbei …

    Eigentlich geht es hier im Forum sonst sehr offen zu - und das ist eigentlich das, was mir gefällt. Aber Wermutstropfen gibt es anscheinend immer und überall im Leben ...

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Soweit ich mich erinnere, hat hier niemand im Zusammenhang von SHGs von GehirnWäsche geschrieben. Und Gedankengut ist es -oder von mir aus auch Theorie- weil viele Steine, auf denen aufgebaut wird, unbewiesen sind. Katro

  • weil viele Wege nach Rom führen, ist es wichtig mehrere zu kennen.

    Ich wehre mich dagegen die SHG als einzigen Weg öffentlich zu propagieren, Was macht ein Aussteigewilliger, wenn er in der SHG merkt:"Das ist nicht mein Ding." und er hat gefühlte 1000mal gehört: "ohne SHG hätte ich es nicht geschafft". Deswegen halte ich den Satz:"Manche haben es nicht wegen der SHG (12 Punkte), sondern trotz SHG geschafft" für wichtig.

    Übrigens, ich habe in meinem Heimatort (100000 Einwohner) alle SHG besucht, die in Frage kommen (4 Gruppen), alle haben mich abgeschreckt und sind nicht nur mich. Ich bin heilfroh, das ich lese das es anderen auch so geht.

    Und ich möchte den Menschen Mut machen und zeigen das es nicht der einzige Weg ist. Nur, wir nicht SHG´ler haben keinen festen Termin, keine Telefonnummer und keinen Raum wo wir uns treffen aber wir sind trotztdem präsent und erfolgreich.

    Liebe Grüße und schöne Feiertage

    Pit.

  • Moin, moin -

    um dann `mal ins allgemeine Internet-Deutsch zu verfallen:

    Ich leike ausdrücklich Greenfox` Beitrag und JA,
    mir geht dieses undifferenzierte SHG-Gebasche hier auch gewaltig auf den Zeiger!

    Die Tage werde ich einen differenzierten Diskussionsbeitrag abliefern - aber das musste
    jetzt einfach SO raus!

    Beste Grüße
    keppler

  • Nunja: Jeder doch nach seiner Façon, so denke ich. Und ... nehmts mir bitte nich krumm, aber ich glaub ich weiss nun um welches Thema ICH in Zukunft wohl einen großen Bogen machen werde.

    (und nur damit das hier nicht falsch ankommt, mein letzter Beitrag war weder an irgendjemand persönlich gerichtet noch irgendwie partei ergreifend zu verstehen - sondern vielmehr als Gedankenanstoss an Alle gerichtet)

    Gute Grüße, LiS

    Einmal editiert, zuletzt von Land-in-Sicht (22. Dezember 2014 um 20:02)

  • Ist denn nicht schon alles gesagt worden?

    Streiten ist doch prinzipiell in Ordnung, aber bei dieser SHG-Diskussion kommen wir einfach nicht auf einen gemeinsamen Nenner, das war nämlich noch nie so - warum sollte es jetzt auch anders sein? Und ist es überhaupt wichtig, dass hier jeder jeden versteht? Ich denke nein. Es geht doch einfach nur um Respekt. Die SHG-Befürworter mögen doch bitte die Meinung derer respektieren, welche die SHGs ablehnen und die SHG-Gegner mögen doch bitte die Ansichten derer respektieren, welche die SHGs schätzen gelernt haben. Kann es nicht so einfach sein? Ach bitte, das wäre doch gut, oder?

    Pinguin

    PS: Das Wichtigste ist wirklich die Gruppe selbst und an sich. Man darf sie bitte wirklich nicht alle über einen Kamm scheren. Und was ich persönlich noch wichtiger finde ist das:
    WER HEILT, HAT RECHT!

    „Erfolg ist nicht auf Erfolg aufgebaut. Er ist auf Fehlern aufgebaut. Er ist auf Frustration aufgebaut. Manchmal ist er auf Katastrophen aufgebaut.“

  • Ich finde:

    RESPEKT ist wichtig.

    Jeder so wie er kann und möchte. Letztendlich zählt das Ergebnis.

    Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.


  • Die SHG-Befürworter mögen doch bitte die Meinung derer respektieren, welche die SHGs ablehnen und die SHG-Gegner mögen doch bitte die Ansichten derer respektieren, welche die SHGs schätzen gelernt haben.

    Genau ... also ich selbst kann ´beide Seiten´ sehr gut verstehen und diese Wege nachvollziehen!

    Und gerade weil es so toll ist dass unterschiedliche Menschen sich auf verschiedenen Wegen wieder ihr freies erfülltes Leben zurükerobern, finde ich es wichtig dass eben auch verschiedene Wege und Standpunkte nebeneinander gleichberechtigten Wert und Bestand haben dürfen.

    LiS

  • Hallo
    Jeder sollte seine Meinung haben, aber auch andere tolerieren.
    Ich bin Beim Kreuzbund , glaube diese Gruppe ist für Menschen, die sich Familiär aufgehoben fühlen möchten.
    Lockere Atmosphäre(nicht immer) ;D,nette leute die einen verstehen.
    Ich bin Froh dabeizusein, mit hilfts und das ist das was zählt.
    Jeder muss seinen Weg finden .
    Ich liebe die Gespräche mit anderen Menschen die Diskussion und auch deren Meinungen.

    #dies soll mein Beitrag Zur SHG sein
    MFG
    Guido

  • Die Akzeptanz das neue Unbekannte anzunehmen geht mM weit über die Alkoholproblematik hinaus; ist sozusagen eine unserer vielen menschlichen Seiten und begegnet uns ständig wieder wenn es ans Eigemachte geht.
    Als ich vor vielen Jahren mich entschloss eine Selbsthilfegruppe zu besuchen, war ich schon ein Jahr ohne die Flüssigkeit. Meine Abstinenz war stabil. In trockenen Tüchern könnte man auch sagen.

    Dennoch wollte ich mal andere Trockene kennenlernen und auf der Strasse oder im Alltag ging das halt nicht. Niemand läuft mit einem Plakat durch die Gegend: Ich bin ...!


    Auf dem Weg ins erste Meeting war mir dann schon etwas mulmig. Meine grösste Sorge war das da im Raum jemand aus meinen alten Trinkertagen sitzen könnte.
    Was malte ich mir da aus? Die Blamage nicht mehr derjenige zu sein der die Zügel seines Ponyhofs in Händen hält. Es war Niemand dort aus meinen alten Tagen. Dennoch kamen mir die Geschichten über unseren grossen Durst sehr vertraut vor und ich fühlte mich sofort heimisch.
    Nachträglich betrachtet wäre es ein kleines Highlight gewesen dort einen Kumpel mit gemeinsamer kleiner Geschichte zu treffen. Einen der auch den ersten Schritt gegangen ist.
    Wir waren dem Alkohol gegenüber machtlos ...!


    Welch ein Witz am Rande. Das Unterbewusstsein versucht doch ständig Situationen zu kreieren um unseren eigenen Fortschritt auszubremsen. Das beste ist dies als eine Seite des eigenen Menschseins zu erkennen, diese Warnlämpchen haben schon ihre Berechtigung, sind jedoch oft ganz einfach überflüssig.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!