Er trinkt heimlich

  • Hallo, ich bin gerade zu meinem Freund nach Kanada gezogen und er trinkt heimlich, verleugnet es aber. Zudem nimmt er Valium was den Effekt verzerrt/ verstärkt. Wie verhalte ich mich am besten? Weiterhin ansprechen trotz Verleugnung?
    Danke !

    Viele Grüße
    Simba

  • Guten Morgen Simba,

    ich hab mal in Deinem anderen Thread gestöbert, was wir damals geschrieben haben. Dabei ist mir das hier aufgefallen:

    Zitat

    ich werde in ca 2 Monaten zu ihm ziehen, somit guck ich das ich mich jetzt schon etwas auseinandersetze, was aber schwierig ist, da ich ja nicht weiß ob er tatsächlich ein Problem hat.

    Du bist jetzt also zu ihm gezogen, so wie Du es angekündigt hattest. Wie beurteilst Du denn die Situation jetzt? Bist Du jetzt der Meinung das er tatsächlich ein Problem hat oder bist Du Dir immernoch unsicher diesbezüglich?

    Im Grunde haben iwr Dir ja in Deinem anderen Thread schon recht viel dazu geschrieben. Natürlich macht es Sinn ihn darauf anzusprechen und ihn zu konfrontieren. Wobei Du es vermeiden solltest ihm Vorwürfe zu machen und am besten mit Ich-Botschaften kommunizierst, also "ich nehme wahr das.... oder ich fühle mich nicht wohl wenn, usw." Du hast ihn ja als reflektieren und intelligenten Mann beschrieben und ich nehme an, er wird dann passende Antworten für Dich parat haben. Letztlich musst Du Dir und Deinen Empfindungen dann vertrauen, also ob Du im glaubst oder nicht. Wenn er alkoholabhängig ist wird er versuchen die Dich zu manipulieren. Ich kenne keinen Alkoholiker der das mit seinem Umfeld nicht getan hätte.

    Bei alle dem solltest Du m. E. aufpassen, dass Du nicht mit in die Suchtspirale hinein gerissen wirst. D. h. Du solltest klare Regeln für Dich definieren was für Dich ok ist und ab wann eine Grenze überschritten ist. Und auch festlegen, was das dann für Dich bedeutet und welche Konsequenzen Du dann daraus ziehen wirst. Anslonsten läufst Du Gefahr in ein sehr gefährliches und lang andauerndes Spiel hinein gezogen zu werden, wobei Spiel wohl das falsche Wort ist.

    Ich wünsche Dir auf jeden Fall, dass er offen reagiert, über sich nachdenkt und selbst zur Erkenntnis kommt etwas ändern zu wollen. Sonst wird' schwer für Dich werden...

    LG
    gerchla

  • Hallo gerchla!

    Danke für deine Antwort!
    Ja, ich bin in Kanada. Ja ich denke es ist tatsächlich ein reales Problem! Ich habe ihn auch drauf angesprochen er hat es auch seinem Psychiater erzählt ( er ist rhetorisch sehr geschickt, er hat gesagt er trinkt aber noch nicht so viel das es ein Problem wäre


  • Zudem trinkt er auf Valium und Effexor was den Effekt verzerrt.

    Liebe Grüße
    Simba

    In anderen Worten: Dein Freund ist hochgradig polytox! ;)

  • Und da Du es vorher wusstest ... masochistisch veranlagt?? nixweiss0

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ich bin mit Sicherheit nicht masochistisch veranlagt. Und aus meinen vergangenen Threads ist zu entnehmen das es Anzeichen gab aber von Gewissheit war keine Rede. Ich finde es schade das man hier so schnell kategorisiert wird.

  • Erstens hat MAN Dich hier nicht kategorisiert, sondern wenn dann ich. Und das war nicht meine Absicht, sondern meine Ansicht. Und dass nicht weil ich Dich so gut kenne, sondern auf Grund meiner eigenen Erfahrungen als Betroffener und meiner vielen Gespräche mit anderen Angehörigen. Im Übrigen war es keine Fest-, sondern eine Fragestellung.

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  • Hallo Simba,

    oh, das sind leider keine schönen Nachrichten von Dir. Ich will mal auf ein paar Dinge eingehen.

    Zitat

    Ich habe ihn auch drauf angesprochen er hat es auch seinem Psychiater erzählt ( er ist rhetorisch sehr geschickt, er hat gesagt er trinkt aber noch nicht so viel das es ein Problem wäre

    Kannst Du glauben, musst Du aber nicht. Jetzt, wo Du Dir selbst sicher bist das er (leider) ein echtes Problem hat musst Du auch damit rechnen, dass Du manipuliert wirst. Zumindest kenne ich aus meiner Erfahrung heraus zahlreiche Geschichten (inkl. meiner eigenen) in denen Angehörige durch den trinkenden Partner massiv minipuliert werden. Dazu gehört dann natürlich oft auch lügen, vertuschen und manchmal auch betrügen. Also die ganze Palette die benötigt wird um sich sein Suchtleben weiterhin aufrecht erhalten zu können. Das ist leider ein fast immer vorhandenes Merkmal dieser Krankheit.

    Die Tatsache, dass er rhetorisch sehr gesichickt ist spielt ihm hier natürlich auch noch in die Hände. Damit wird er sicher bei allem was er sagt sehr überzeugend rüber kommen. Du solltet damit rechnen, dass vieles davon nicht so stimmt wie er es sagt. Wie gesagt, ich will ihn nicht schlecht reden oder so, das liegt mir fern. Es ist nur das was ich bei mir selbst und aus den Geschichten ganz vieler anderer Alkoholiker und Angehöriger weiß. Das bei Dir jetzt alles anders ist, hmmm.... naja, ich denke die Wahrscheinlichkeit ist sehr gering.

    Zitat

    Er versteckt Wein im Auto, Whisky im Mantel und hat ziemliche Wutausbrüche, primär seinen Eltern gegenüber.


    Ein ganz starkes Anzeichen für eine Sucht. Ich könnte Dir Geschichten erzählen von meinen Verstecken. Natürlich auch das Auto, dafür musste bei mir das Reserverad weichen und in der Mulde ließ sich der Alkohol super verstecken. Im aufgeschichteten Feuerholz im Garten hatte ich einen Hohlraum, voll mit Bier und Wein. War im Winter immer blöd, weil wenns starken Frost gab hatte ich Angst das Zeug könnte auffrieren. Natürlich im Geräteschuppen, im Jetbag der die meiste Zeit im Keller eingelagert war, sogar im nahegelegenen Wald war meist ein- manchmal soger zwei Kästen Bier mit Zweigen getarnt. Ich denke, wenn Du suchen würdest, dann würdest Du noch einiges mehr finden. Aber bitte mache nicht den Fehler und suche danach. Denn das ist die Sache Deines Freundes - wenn er trinken möchte, dann lass ihm seins. Du kannst es nicht ändern. Kümmere Dich um Dich, dazu später noch mehr.

    Was die Wutausbrüche gegenüber der Eltern betrifft: Vielleicht gibt er ihnen ja die Schuld an seiner Situation. Vielleicht haben sie auch "Schuld", weil in seinier Kindheit oder Jugend (oder auch jetzt noch) Dinge passieren/passiert sind mit denen er nicht umgehen kann und die er nun mit Hilfe von Drogen versucht zu verarbeiten / auszuhalten / zu kompensieren. Genau das sollte er herausfinden. Aber das ist eben auch genau das, was man z. B. in einer Therapie macht. Therapien können aber nur erfolgreich sein, wenn die Alkoholsucht zum Stillstand gebracht wurde. Ein süchtiger Mensch kann nicht therapiert werden, und zwar ganz egal von was er therapiert werden soll (Angststörung / Panikattaken / Depressionen / Wutausbrüche). Das ist so und das wird Dir jeder sagen der etwas davon versteht.

    D. h. seine Besuche beim Psychiater können m. E. keinen wirklich durchschlagenden Erfolg haben.

    Zitat

    Ich habe ich im Forum von Verlagerungen der Trinkgründe gelesen. Mir kommt es so vor das er so ein Opferdasein von sich kreiert damit er sein Trinkkonsum rechtfertigen kann. Kann das sein?


    Naja, er hat vielleicht selbst schon bemerkt, dass bei ihm etwas nicht stimmt, das es nicht normal ist, was er so konsumiert, wie er sich verhält. Auch wenn er z. B. Dir gegenüber versichert, dass er alles im Griff hat usw. Die Sucht vor sich selbst zu rechtfertigen hat bei mir einen langen Zeitraum in Anspruch genommen. Ich habe das z. B. dadurch versucht, dass ich immer wieder mal Trinkpausen eingelegt habe (was aber irgendwann mal nicht mehr funktioniert, wenn die Sucht zu weit fortgeschritten ist) und immer wenn ich dann ein paar Tage nichts getrunken hatte, dann sagte ich mir: Ja, also so schlimm kanns ja dann nicht sein. Wenn ich will, dann kann ich ja verzichten.

    Das ist sehr trügerisch. Gleichzeitig habe natürlich auch auf andere geschaut, die noch mehr getrunken haben. Auch das war für mich eine Rechfertigung, weil bei mir war's ja nicht so schlimm. Und noch vieles mehr. Und das alles hat sich aber in meinem Hirn abgespielt. Das hat mein Umfeld gar nicht mitbekommen. Das habe ich alles mit mir alleine ausgemacht. Das ist auch sehr typisch für funktionierende Alkoholiker. Sie wollen ja nicht raus aus der Sucht, sie können sich (noch) gar nicht vorstellen ohne das Suchtmittel zu leben. Es gibt viele Gründe, warum sie lieber weiter trinken als z. B. zum Arzt zu gehen, zur Suchtberatung usw. Denn dann wäre ja die "Tarnung" weg und dann hätte das ja wirklich ernste Konsequenzen. Das diese nur positiv sind, nimmt der Süchtige in diesem Zustand aber nicht wahr. Die Scham spielt dabei bei vielen auch eine ganz große Rolle. Es gilt ja immer noch als großes Zeichen von Schwäche, wenn man alkoholsüchtig wurde.

    Dabei ist das eine Krankheit die sich durch alle Bevölkerungsschichten zieht und die letztlich nichts anderes als eine Erkrankung der Psyche darstellt. Aus meirner Sicht eigentlich die Verlagerung eines psychischen Problems auf die Alkoholsucht ohne jedoch das psychische Problem zu beseitigen. Der Alkohol dient als vermeintliches als Hilfsmittel um das eigentliche Problem wegschieben zu können. Man beseitigt es aber damit nicht, es bleibt und wartet einfach bis der Alkhohol seine Wirkung verliert. Funktioniert am Anfang auch prima, aber dann kommt eben die Sucht ins Spiel und das ganze nimmt eine negativ-Dynamik an die sich gewaschen hat.

    Aber jetzt zu Dir. Du schreibst ja hier, nicht Dein Freund. Was kannst Du jetzt tun?

    Vielleicht klingt das jetzt bitter aber Du kannst für ihn nichts bzw. nicht allzu viel tun. Du hast ihn angesprochen, das ist genau richtig. Er weiß das Du seine Sucht wahr nimmst. Nun kannst Du "nur" auf Dich achten, Deine Bedürfnisse klar machen und diese auch einfordern. Du solltest Grenzen definieren, die er nicht überschreiten darf. Sollte er es doch tun, sollte er wissen, welche Konsequenzen das hat. Diese angekündigten Konsequenzen solltest Du dann auch einhalten, sonst wird er die Grenzen immer wieder überschreiten. Letztlich wirst Du Dir irgendwann überlegen müssen, was Du von Deiner Beziehung erwartest und ob diese Erwartungen erfüllt werden (können).

    Helfen könntest Du ihm erst dann, wenn er selbst etwas gegen seine Sucht unternimmt. Z. B. eine Therapie antritt. Dann kannst Du ihm motivierend beiseite stehen und ihm klar machen, dass Du für ihn da bist. Solange er sich jedoch für's Trinken (und dann ja auch noch die anderen Drogen) entscheidet, wirst Du nur Statistin sein.

    Bitte verstehe mich nicht falsch. Ich will Dich nicht runter machen oder so. Alles was ich schreibe basiert auf eigenen Erfahrungen und den Erzählungen anderer die diese Erfahrungen ebenfalls gemacht haben. Nur deshalb schreibe ich Dir das.

    Ich wünsche Dir, dass Du einen guten Weg für Dich, idealerweise für Euch beide, finden kannst.

    LG
    gerchla

  • Hallo Gerchla, vielen Dank für die ausführliche Antwort!

    er fängt häufig aus dem nichts Streit an. Die Gründe sind nicht nachvollziehbar. Bspw. bin ich egoistisch wenn ich ins Bett gehe und schlafen dann kommt sowas wie und was ist wenn ich in 2Std Panik habe??? Das kommt fast jeden Abend. Sogar wenn ich Hunger habe und esse ist es oft ein Problem weil ich nicht zuerst an ihn denke. Ich versteh die Welt nicht mehr er scheint Probleme zu kreieren.Wenn ich dann sage mir reicht's ich brauch ne Auszeit und geh spazieren dann bin ich jmd der gleich davon läuft anstatt etwas zu klären aber er will gar nix klären er will nur streiten. Und ja, er hält unterwegs ( Tankstelle etc .) und trinkt heimlich. Zahnbürste und Mundwasser im Auto.

    Grüße
    Rella

  • Was hat Dich eigentlich dazu bewogen, zu ihm zu ziehen, obwohl Dir zumindest das Risiko ja bewusst war?

    Wars ein Sprungbrett zum Auswandern?
    Hast Du gehofft, es ist nicht so schlimm?
    Oder wolltest Du es nur genau wissen?

    Jetzt weißt Du es genau.
    Andere wären das Risiko gar nicht erst eingegangen, schon gar nicht auf die Entfernung.
    Ich wünsche Dir, dass Du Dir nicht alle Optionen, da raus zu kommen abgeschnitten hast.

    Er macht das, was er macht, auch ohne dass Du es hier erzählst. Er braucht Dich nicht dazu, denn er konnte es schon vorher, und ich wette, er wird sich wegen Dir nicht ändern.

    Es ist Deine Entscheidung, ob Du Dir das antust - denn anders kann man das nicht ausdrücken, DU TUST DiR DAS AN, mit ihm zu leben - , oder ob Du die Situation verlässt.

    Und alle Gründe, warum Du da nicht weg kannst, kannst Du Dir schenken, sie werden nicht besser sein als seine Gründe, warum er säuft und giftet. Brauchst Du nicht rechtfertigen, musst aber auch nicht drüber jammern, denn hast Dich ja bewusst und trotz vorheriger Auseinandersetzung mit dem Thema dafür entschieden. Warum, das weisst nur Du.

    Gruß Susanne

  • Liebe Rella,
    dein letzter Beitrag hat mich erschreckt und ich möchte dir sagen, dass hier ganz, ganz grosse Vorsicht geboten ist!
    Ich erkenne meine Situation der letzten Jahre wieder in dem was du schreibst. Du bist müde, doch du „darfst“ nicht ins Bett? Du hast Hunger doch du „darfst“ nicht alleine essen? Hier werden deine GRUNDBeddürfnisse in Frage gestellt, hier musst du die Notbremse ziehen! Ein Mensch, der sich (zwar suchtbedingt oder auch krankheitsbedingt) so vor alles stellt, nie genug Aufmerksamkeit bekommt und dich nonstop verunsichert, wird dich weiter kleinmachen (schon fast unbemerkt im Alltag) und versuchen, dich nach seinen „Bedürfnissen“ zu formen, dass du gut in sein Leben passt. Ich finde, dieses Verhalten ist nur Kindern erlaubt (einen vom Schlafen und Essen abhalten), nicht aber einer erwachsenen Person.
    Es wird dir Schaden zufügen, wenn du in diesem Einfluss lebst.
    So wie Gerchla schrieb: was erwartest DU in einer Partnerschaft? Werden diese Erwartungen erfüllt? Wenn schon die Grundbedürfnisse erschwert zu erfüllen sind, wie steht es dann mit Bedürfnissen in einer Partnerschaft wie zB Vertrauen, Nähe, Verbundenheit, Loyalität...???
    Bedenke das JETZT, nicht irgendwann!
    Ich wünsche dir viel Kraft um zu DIR zu stehen!
    Verve


  • Was hat Dich eigentlich dazu bewogen, zu ihm zu ziehen, obwohl Dir zumindest das Risiko ja bewusst war?

    ...

    Jetzt weißt Du es genau.
    Andere wären das Risiko gar nicht erst eingegangen, schon gar nicht auf die Entfernung.
    Ich wünsche Dir, dass Du Dir nicht alle Optionen, da raus zu kommen abgeschnitten hast.

    Was bin ich froh, nicht der Einzige zu sein, der sich diese Frage gestellt hat ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

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    können wir nur selber tun!

  • Wobei das Dir in der Bestätigung Deiner Wahrnehmung womöglich mehr geholfen hat als ihr. Sie ist ja möglicherweise so in ihrem Helfersyndrom gefangen, dass sie das mal wieder überliest und sich nur angegriffen fühlt. Sie will ihm helfen, kann sich aber selbst nicht helfen...

    In gewisser Weise ist ja das, dass es jetzt dort so Scheixxe läuft, ihre größte Chance, dass sie mal wieder zu sich selbst kommt. Zu ihrem wie-auch-immer-Tiefpunkt, wo sie nicht mehr nur drüber nachdenkt, was sie tun könnte, damit er...sondern darüber, was sie tun könnte, damit sie...

    Das war es aber auch schon, was ich dazu sagen wollte.

  • Was mich dazu bewogen hat ein 2tes mal nach Kanada zu gehen ( Nein ich stecke hier nicht fest, ich kann jederzeit nach Deu zurück) ist die Tatsache, dass er " trotz" dem Alkoholkonsum ein toller Mensch ist. Er hat viel für mich getan , wir verstehen uns blind jedoch ist es tatsächlich so das die Sucht und die daraus resultierenden Verhaltensweisen dazu führen können das ich wieder zurück gehe. Wie Gerchla schon geschrieben hat, der Alkohol ist ein Symptom . In seinem Fall PTSD. Er geht zum Psychiater und Psychotherapeuten und ich denke ich sollte ihm eine Chance einräumen bevor ich die Zelte hier

  • Bitte entschuldige - es soll partout nicht schulmeisterlich klingen - aber was heisst PTSD?? Meinst Du vielleicht PTBS = Posttraumatisches Belastungssyndrom?

    Das war auch bei mir EIN "Grund" für mein Saufen damals. Und ohne den Alk habe ich auch mein PTBS in den Griff bekommen.

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  • Ja. Posttraumatische Belastungsstörung. Danke für die ganzen Meinungen/Erfahrungen! Das macht leider alles hier wenig Hoffnung :-\.

    Grüße
    Simba

  • Hallo Simba,

    dass das für Dich nicht einfach ist, wird hier niemand bezweifeln (ich jedenfalls nicht). Wenn Du jemanden liebst, der sich selbst zerstört, und es auch nicht hilft, wenn Du Dein Bestes gibt, das ist immer hart. (Da mir keine Trostsprüche helfen, wenn es mir kummermässig schlecht geht, versuche ich es gar nicht erst, bin da nicht der geeignete Typ dazu)

    Und daran, dass er sich mit Alkohol und Tabletten ZUSÄTZLICH zu der PTBS mehr selbst zerstört, als dass er sich damit hilft, dürfte ja wohl kein Zweifel bestehen. "Er trinkt, weil" ist ja ein Scheinargument von ihm oder auch von Dir, weil Du es verstehen willst, weil es bei der Bewältigung einer PTBS ja gar nicht hilft - schafft vielleicht kurz Erleichterung, schadet auf Dauer aber zusätzlich, wird zum ganz eigenen Problem, ein weiteres Packl das er bewältigen müsste. Konserviert das Trauma ausserdem zusätzlich. Ich nehme an, das seine Therapeuten kaum begeistert wären, wenn er das wüsste, was Du hier über sein Trinkverhalten schreibst. Kann ich mir kaum vorstellen, dass die das gut heißen.

    Das Problem ist, dass so eine Beziehung auch auf Dich zerstörerisch wirkt, ich habe selbst schon mehrere solche Fälle erlebt. Und je länger Du in der Situation verbleibst, und je mehr Du mit Dir machen lässt, weil du den Absprung nicht schaffst, weil er im Grund ein netter Kerl ist, usw usf., desto schwerer wird es Dir selbst fallen, danach selbst wieder gesund zu werden.

    Das merkst Du jetzt vielleicht noch gar nicht in seiner ganzen Tragweite - und was es auf Dauer mit Dir macht - , aber für Dich selbst ist das was Du gerade erlebst, ja auch kein Spaß sondern eine Belastung. Lass ihn mal in seinem Zustand richtig ausrasten, dann hast Du möglicherweise selbst irgendwann eine PTBS. Aber auch wenn es nicht so weit kommt, zehrt es ganz gewaltig an Deinen Kräften. Nicht wenige Angehörige eines Suchtkranken sind ja selbst irgendwann behandlungsbedürftig, weil es einfach zu viel wird und sie selbst krank werden.
    Die Meinungen und Erfahrungen hier wären ja ganz egal, wenn Deine eigene Erfahrungen sie Lügen strafen würden. Aber ich denke, sie treffens nur recht gut und führen Dir Deine Situation vor Augen.

    Ich halte aber auch wenig davon, etwas zu beschwichtigen und zu beschönigen. Hoffnung zu machen, wenn ich selbst aus dem von Dir geschrieben nicht daran glaube, wäre unehrlich. Und wenns wirklich falsch wäre, was hier geschrieben wird, dürftest Du es überlesen.
    Ich wünsche Alles Gute auf Deinem Weg und wenn es dazu kommt, eine kluge und weise Entscheidung, mit der Du selbst auf Dauer leben kannst.

    Gruß Susanne.

  • Hallo Simba,

    jetzt hast Du ziemlich viele und vor allem sehr deutliche Rückmeldungen erhalten. Ohne diplomatische Umschreibungen sondern ganz klar und deutlich formuliert.

    Wenn ich zurück blicke auf Deine ersten Posts hier, also auf die Zeit bevor Du mit ihm nach Kanada gegangen bist, dann vermute ich, dass derart deutliche Worte nicht in der gleichen Weise bei Dir angekommen wären als sie das jetzt tun. Ich denke damals hättest Du Dich angegriffen gefühlt, missverstanden und wahrscheinlich hättest Du Dich zurück gezogen oder zurück "geschossen". Jetzt jedoch reagierst Du so:

    Zitat

    Danke für die ganzen Meinungen/Erfahrungen! Das macht leider alles hier wenig Hoffnung :-\.

    Das zeigt mir, dass Du einen großen Schritt in Deiner persönlichen Entwicklung gemacht hast. Bezogen auf die Situation und die damit verbundene Beziehung zu Deinem Partner. Du hast erkannt und hoffentlich auch akzeptiert, dass er ein Riesenproblem hat und dass Deine ursprüngliche Hoffnung, Du könntest Dich täuschen und er hat ja vielleicht doch alles im Griff, leider eine falsche Hoffnung war.

    Nun geht es m. E. für Dich darum, weitere wichtige Erkenntnisse zu gewinnen und die daraus folgenden Konsequenzen auch umzusetzen. Die Situation in der Du Dich gerade befindest halte ich für mehr als besch...en, um es mal so deutlich zu sagen. Das was Du berichtet hast lässt mich den Kopf schütteln und gleichzeitig löst es Alarm in mir aus. Eine weitere Bestätigung, dass Du hier in einer für Dich höchst schädlichen Beziehung steckst brauchst Du sicher nicht.

    M. E. kann es für Dich jetzt nur darum gehen, Dich schnellstmöglich aus dieser Beziehung zu lösen, wenigstens aber darum Dich abzugrenzen und aus der "Gefahrenzone" zu begeben. Meine Vorschreiber haben es ja bereits sehr deutlich formuliert. An der Situation Deines Partners kann sich nichts ändern so lange er trinkt. Keine Therapie wird greifen soilange die Sucht nicht zum Stillstand gebracht wurde. DU wirst seine Sucht aber keinesfalls zum Stillstand bringen, bitte sei Dir dessen stets bewusst. Das kann nur er alleine. Diese Erfahrung habe ich als Alkoholiker selbst gemacht, das werden Dir alle Angehörigen hier bestätigen und ich habe es von ganz vielen Menschen mit denen ich mich seit meinem Ausstieg gesprochen habe nie anders gehört. Also bitte nimm es an, denn es ist leider so. Du kannst ihn nicht trocken legen.

    Nun hat er ja aber gleichzeitig noch ein zweites, ganz großes Problem. Nämlich PTBS. Das alleine, ohne seine Süchte (er scheint ja auch Polytox zu sein und nicht "nur" alkoholsüchtig) ist schon eine ganz große Herausforderung, nicht nur für den Betroffenen sondern auch für einen Partner. Die Kombination ist nahezu fatal, aber, soweit mir bekannt, gar nicht so selten. Leider dienen Alkohol und auch andere Drogen oft dazu, andere psychische Erkrankungen zu verdrängen um sie quasi "erträglich" machen zu können. Ein fataler Irrglaube, wie Du sicher aus Deinen eigenen Erfahrungen jetzt auch sehen kannst.

    Was bleibt Dir also nun? Auch wenn ich mich wiederhole, Du kannst nur auf Dich selbst schauen. Bei den vorliegenden Informationen glaube ich nicht, dass Du noch irgendwas tun kannst. Wenn dann ist er jetzt dran. Müsste erst mal seine Sucht zum Stillstand bringen. Proaktiv, von sich aus. Nur dann, aber auch das solltest Du Dir gut überlegen, hätte es m. E. überhaupt einen Sinn das Du ihn auf diesem Weg begleitest. So wie Du die Lage jedoch schilderst, wirst Du Dir darüber keine Gedanken machen müssen. Ich denke er wird nichts ändern und somit wahrscheinlich noch tiefer in die Sucht und die damit verbundene Abwärtsspirale rutschen.

    Wenn Du nicht mit hineingezogen werden möchtest musst Du Entscheidungen treffen. Für Dich und Dein Wohlbefinden. Gut finde ich das hier:

    Zitat

    ( Nein ich stecke hier nicht fest, ich kann jederzeit nach Deu zurück)


    Damit steht Dir ein Weg offen, der Dich Dir auch räumlich eine große Distanz verschaffen würde. Ich denke, das ist für Dich die letzte Option, ich finde es jedoch sehr gut, dass Du diese Option hast. Viellieicht entpuppt sich diese Option für Dich bald als die einzig sinnvolle...

    Hierzu möchte ich Dir auch noch etwas schreiben:

    Zitat

    Er geht zum Psychiater und Psychotherapeuten und ich denke ich sollte ihm eine Chance einräumen bevor ich die Zelte hier


    Ich schrieb es schon und ich schreibe es nochmal: Meiner Meinung nach kann ein nasser Alkoholiker nicht erfolgreich von einer anderen psychischen Erkrankung therapiert werden. Die Chance die Du ihm also bestenfalls einräumen kannst, ist die, dass er von sich aus aktiv einen Schritt nach dem anderen macht. Erst seine Sucht (Süchte) zum Stillstand bringt, anschließend seine PTBS behandeln lässt. Wenn Du darauf wartest, dass sich durch seine aktuellen Besuche beim Psychiater "einfach so" etwas ändert, dann wirst Du wahrscheinlich vergeblich warten. Es liegt also an Dir, wie viel Zeit Du ihm "geben" willst, um sich auf den Weg zu machen. Wie lange Du bereit bist, in der aktuellen Sitation noch auszuharren. Für mich, mit meinen Erfahrungen, gäbe es hier keinen Spielraum: Entweder sofort und unverzüglich oder ich würde meine Konsequenzen ziehen...

    Es ist nicht so, dass ich Deine Gefühle und Dein Verhalten nicht auch nachvollziehen könnte. Du liebst ihn (nehme ich mal an), kennst ihn als tollen Menschen und es scheint auch (teilweise) ein blindes Verständnis da zu sein. Sowas will man nicht einfach hinwerfen, da käme man sich auch ziemlich schäbig vor. Und natürlich denkt man auch, es kann doch nicht sein, dass ich da nichts erreichen kann und gerade die Liebe kann doch gemeinhin Berge versetzen! Die Wahrheit ist: Die Sucht ist i.d.R. deutlich stärker als die Liebe! Bestenfalls könnte Dein Rückzug bei ihm eine Änderung, ein Nachdenken seinerseits auslösen, was im Idealfall dazu führen könnte, dass er sich entschließt etwas zu unternehmen. Weil er Dich eben nicht verlieren möchte. Es kann aber auch jederzeit sein, dass sich gar nichts ändert und das für ihn einfach alles so weiter geht wie bisher. Nur dann halt ohne Dich.

    Ich wünsche Dir, dass Du die richtigen Entscheidungen treffen kannst.

    LG
    gerchla

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