Er wollte die Trennung, als ich ich seine Sucht erkannt habe

  • Hallo, nachdem ich die letzte Monate Nacht für Nacht wach liege und mich versuche durch solche Foren wieder auf den richtigen Weg zubringen, will ich auch mal was schreiben. Bevor es ein Roman wird zähle ich Stichpunkte auf:

    - im Januar Trennung nach dreijähriger Beziehung. ich war angeblich 25 Jahre seine "Große Liebe". Wir haben uns immer gut verstanden, aber lange nicht gesehen. In der Zeit er geschieden (2x) ein Kind, ich geschieden (2x) 4 Kinder...

    - als wir uns wieder getroffen haben war ich emotional am Boden. Er hat mich hochgeholt und mir das Gefühl gegeben, dass ich endlich angekommen bin. Ich mochte alles an ihm, wie gesagt ich mochte ihn schon immer gerne, halt als Kumpel. Dann wurde es ein ganz anderes Gefühl, wir konnten stundenlang reden, hatten Spaß auch im Bett
    Ich sagte: du bist der Mann den ich mir sogar vorstellen könnte zu pflegen, wenn mal was wäre....

    - seine Tochter (damals 8) mochte mich anfangs sehr (ich glaube auch immer noch) und auch mein Sohn (ebenfalls 8) verstanden sich super. Meine großen Töchter (26) sahen ihn mit meinen Augen... Mein anderer Sohn(29) fragte ob es mein Ernst ist: er sagte Mama, was soll ich denn mit ihm reden, über Alkohol? Er hat doch immer ein Bier in der Hand?

    - seine Eltern und auch meine Familie waren alle in der Zeit sehr harmonisch miteinander, großer Bekanntenkreis. Wobei meine Mutter meinte, dass er immer eine "Fahne" hat. Egal zu welcher Tageszeit....Seine Schwester hat auch mal den Alkoholkonsum kritisiert. Ein Ex Kollege, meinte pass mal etwas auf ihn auf....

    - als er auf seiner Arbeitsstelle unzufrieden wurde , hab ich ihn zu mir auf die Arbeit geholt. Kleiner Betrieb. Nur die Chefs (Ehepaar) ich und damals ein Techniker den er ersetzt hat. Unsere Chefs Alkoholiker aber liebe Menschen. Chef im letzten Jahr Selbstmord /Alkohol u. Depressionen). Jetzt ist er sowas wie der Chef und ich hab das mit seinem Trinken auf den Stress geschoben...Nebenbei haben wir ja seinen Dachboden ausgebaut. War mir für nix zu schade, hab auch Rasen gemäht und wollte ihn entlasten. Hab ihn oft gelobt und gesagt wie froh ich bin ihn zu haben und er mich nach so vielen Jahren noch wollte.

    -wir sind vor zwei Jahren in sein Haus gezogen, mein kleiner Sohn und ich. Seine Tochter war alle zwei Wochenenden und Ferien da und einen Nachmittag in der Woche. Mein Sohn hatte den Alltag, seine Tochter ein Prinzessinenleben (anderes Thema aber spielte dann auch eine große Rolle).

    - im Laufe der Zeit fiel mir auf, ohne sein tägliches Bier geht gar nix. Er ist Allrounder weiß viel, kann viel und ist beliebt, witzig...hat nen Garten, technisch begabt, bastelt, kocht repariert, Energiesparfuchs usw....ständig Leute da, und immer Bier dazu... der erste Gang um 16 Uhr Kühlschrank. Feierabendbier... am Wochenende ab mittag... Nur Leichtbier ca 6 Fl. täglich, manchmal mehr, am Wochenende auch normal Bier und mal was härteres...

    - so das Problem, seit ich bei ihm wohnte ist die Stimmung gekippt. Vorher hab ich das mit dem Bier nicht so gemerkt. Irgendwann hab ich mitgezählt und auch mal gefragt ob er täglich was trinken muss. Ich selbst trink auch mal was (nicht täglich und nie alleine), hab aber gemerkt wenn wir beide zuviel hatten, dass es eskaliert ist....Streit wegen nix...Auch Bekannte meinten dann mal, er fährt kein Motorrad mehr, hat immer ein Bier u Kippe in der Hand.Er hat es auch vermieden einkaufen etc zu fahren. Gemeinsamer Urlaub mit Kids letztes Jahr war nicht schön... er wollte glaub ich wegen seiner Tochter relativ nüchtern bleiben und musste mit dem Auto fahren, da war er sehr angespannt...

    Ich kürze jetzt ab:

    Aktueller Stand: Der Streit wurde mehr, ich hab in seinen Augen alles falsch gemacht. Ihn kritisiert. Würde seine Tochter attackieren (lächerlich sie ist immer nur bei mir gewesen, Unternehmungen Eis essen, Schwimmbad usw... er ist nie mit...nur ganz am Anfang). Mein Sohn wurde auch oft von ihm blöd angemacht...Zu seiner Mutter war er frech und plötzlich alle meine Freunde usw blöd....Und ich sollte meine Fresse halten und nicht nerven... er trinkt seit 30 Jahren wenn dann hab ich ein Problem damit nicht er... Es lief auch im Bett nix mehr, es ging nicht (dachte meine Schuld). Er war öfter krank Hautausschlag, Bluthochdruck..nachts ständig auf Toilette...er ist dünn, nur der Bauch dafür zu groß, er riecht manchmal komisch... er isst nicht viel...

    Weihnachten wurde er in seinem Suff in ner Kneipe zusammengeschlagen.... das war es dann. Ich hab ihm ins Gesicht gesagt, dass ich der Meinung bin, dass er Alkoholiker ist. Darauf wollte er die Trennung. Ich wollte ihm helfen. Ich liebe ihn. Aber er wurde böse. Ok ich bin niemand der sich täglich anschreien lässt, durch Zufall hat es mit ner Wohnung ganz schnell geklappt (Glück???) Seit Frühjahr wohne ich in einer eigenen Wohnung. Aber ich sehe ihn täglich auf der Arbeit. Ich weiß das er in Wirklichkeit ein lieber Kerl ist. Er hat nach zu viel Alkohol immer geweint. Ca. einmal die Woche ein sentimentaler Anfall: Lieder von früher, noch mehr Bier usw....Ich bin nicht mehr an ihn ran gekommen. Dummerweise liebe ich ihn ja noch. Ich hätte nie mit sowas gerechnet. Er macht auf stur. Er redet nur belangloses und wir sind jetzt Kollegen mehr nicht. Ich weiß dass man es nicht tun soll, aber ich frage ihn öfter nach dem warum. ich zerfleische mich. Such die Fehler bei mir. Ich will wissen was ich ihm getan habe. Kurzzeitig ging es mir gut und ich hatte Mut für ein Leben ohne ihn.... dann sah ich ihn mit ner anderen. Langjährige Bekannte, die ihn schon immer wollte. Mit ihr verbringt er aktuell Zeit, angeblich sind dort viele und er hat nix mit ihr, noch nicht....

    Danke fürs lesen...mir laufen grad schon wieder die Tränen runter, bis zwölf sehe ich noch... dann bis Montag Auszeit... Ach ja nein ich möchte aktuell nicht kündigen. Der Job macht mir Spaß und ich bekomme gutes Geld. Soll ich das jetzt auch noch verlieren. Falls er oder die Chefin sich zu Tode trinken (täglich zwei Fl. Wein bei 50 Kilo), dann muss ich mich sowieso umorientieren. Oder vielleicht kündigt er ja, weil ich ihn nerve... Ich weiß nicht warum er mich loswerden wollte so schnell, zu gegebener zeit will er mir seine Gründe nennen. Solange zerbreche ich mir täglich und jede Nacht den Kopf...

    Kurz noch zu mir, werde als selbstbewusst, freundlich ,lieb usw bezeichnet, steh im Leben. Lass mich nicht so leicht runterziehen. hab nur ein Problem damit wenn ich nicht geschätzt werde oder alles was ich tue selbstverständlich ist. Höre gern mal ein liebes Wort..

    Traurige , verwirrte Grüße und schön dass es euch gibt

  • Hallo Dina,

    das du eine ganz liebe bist, liest man raus. Ich bin neu hier und kein Profi. Die Profis, werden dir bestimmt gleich Antworten.

    Nur ganz kurz: Wenn du meine Schwester wärst, würde ich dir Raten, ihn weiter ziehen zu lassen. Das hast du nicht nötig.

    So einen wie deinen Ex, findest du überall. Such dir lieber einen, der deine Liebe verdient, verschwende deine Zeit nicht mit so einem. Nur blöd, dass du mit ihm zusammen arbeiten muss. :(

    Er will dir, wenn es ihm passt erklären warum es zu Trennung kam. Er soll sich seine Erklärung in den Hut stecken.

    Das habe ich vor einem Jahr meiner Schwester geraten. Ihr geht es 100000000000 mal besser.

    Viel Glück an deinen Weg

  • Hallo Dina,

    fühl Dich mal virutell gedrück. Deine Geschichte hat mich sehr berührt. Bei vielem was Du geschrieben hast, lese ich Deine Verzweiflung, Dein "verwirrt sein" heraus. Wenn Du über ihn schreibst, dann erkenne ich einen Alkoholiker, einen recht typischen. Die "Argumente" die er Dir gegenüber bringt, was er sagt, wie er sich rechtfertigt, wie er plötzlich Dich und Deine Familie angreift usw., es ist eigentlich so durchschaubar, wenn man diese Krankeheit ein wenig kennt.

    Ich bin selbst Alkoholiker, 50 Jahre alt und lebe jetzt aber glücklicherweise schon lange ohne Alkohol. Meine Denkweise, meine Gefühle von damals, all das was ich dadurch getan und anderen angetan habe, das ist mir aber noch so präsent als wäre es gestern gewesen.

    Ich bin grundsätzlich immer jemand, der nicht gleich schreibt: Verlasse ihn, schau zu, dass Du Land gewinnst. In Deinem Fall jedoch frage ich mich wirklich, wie Du da heraus kommen könntest. Du hast Dich zwar getrennt, hast also sozusagen schon "die Beine hin die Hand geommen", aber ihr seht Euch täglich auf der Arbeit.

    Also ehrlich, und auch ganz unabhängig von der Alkoholsucht, aber sowas ist nach Trennungen grundsätzlich nicht ideal. Denn so ist es Dir enorm erschwert Abstand zu gewinnen. Die Tatsache, dass Du ihn noch liebst trägt sein übriges dazu bei. Jetzt hast Du es schon geschafft ihn sozusagen "in Liebe loszulassen", will sagen, Du bist gegangen obwohl Du ihn noch liebst, wie Du ja selbst schreibst. Sowas ist ein großer Schritt und dieser war für Dich sicher kein einfacher. Und jetzt wird das sozusagen unterlaufen dadurch, dass ihr euch in der Arbeit seht.

    Aus dem was Du schreibst meine ich heraus zu lesen, dass Du immernoch etwas von ihm erwartest. Ein bestimmtes Verhalten vielleicht, eine bestimmte Wertschätzung Dir gegenüber vielleicht, ein nicht einfach so wegschmeißen dessen was ihr all die Jahre gehabt habt vielleicht. Aber ist das alles nicht ein Rumgeeiere? Ist es nicht so, dass hier die klare Linie fehlt, zumindest von Deiner Seite aus? Ist es nicht so, dass Du irgendwie (obwohl Du ausgezogen bist) hoffst, es könnte doch alles noch gut werden? Und er enttäuscht Dich ein ums andere mal, weil er so gar nichts tut, was in diese Richtung geht? Lese ich das richtig?

    Ich möchte Dir sagen, dass Du Dir ganz klar werden solltest, was Du eigentlich möchtest. Lass ihm sein Leben. Wenn er es trinkend verbringen möchte, selbst wenn er sich zu Tode trinken möchte, lass es bei ihm, es ist seine Entscheidung. Es geht hier nur um DICH. Du solltest darauf achten, dass Du nicht kaputt gehst bei der ganzen Geschichte. Und Du kannst auch nichts anderes tun als auf Dich zu achten. Du wirst sicher bemerkt haben, dass Du auf ihn und seine Sucht keinen Einfluss, keine Macht hast. Wenn dem so wäre, dann hättest Du ihn längst von der Flasche weg gebracht. Aber genau das funktioniert eben nicht, genau das unterbindet die Sucht. Und der Mensch, der er mal war oder von dem Du denkst das er mal war, der hat längst andere Prioritäten, nämlich den Alkohol. Da hilft es Dir auch nichts, wenn dieser "gute" Mensch ab und an mal "aufblitzt", denn er könnte nur theoretisch und im allerbesten Fall und nur dann zurück kehren, wenn er seine Sucht zum Stillstand bringen würde.

    Danach sieht es nach Deinen Schilderungen überhaupt nicht aus. Überhaupt nicht. Und selbst wenn, wäre das ein langer Weg mit unsicherem Ausgang. Wenn ich mich als Beispiel nehme: Ich wurde nach dem ich aufgehört hatte mit den Trinken nicht mehr derjenige, der ich vor meiner Trinkerzeit war. Ich denke ich kann von mir sagen, dass ich ein anderer Mensch bin, gerpägt durch die Erfahrungen meiner Trinkerzeit. Und, so wie Du das schilderst, kanntest oder kennst Du ja eigentlich nur den trinkenden Menschen, denn er scheint ja schon seit 30 Jahren zu trinken. Wie er wäre wenn er wirklich abstinent leben würde, also dauerhaft und nicht nur ein paar Wochen, das weißt Du gar nicht.

    Darum kann ich nur nochmal sagen: Du bist der wichtigste Mensch in Deinem Leben. Nimm Dich wichtig, gib Dir die Bedeutung die Dir zusteht und die Du verdient hast. Achte auf Dich, das hast Du in der Hand. Und lass ihm seins.

    Und ich bin jetzt ganz ehrlich: Wenn es irgendwie möglich wäre würde ich in Deiner Situation den Arbeitsplatz wechseln damit Du wieder zu Dir und zur Ruhe finden kannst.

    Und ja, ich weiß, dass ich mich sehr leicht rede, dass es alles andere als einfach ist und man von außen immer klug daher reden kann.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und finde es sehr gut und schön, dass Du den Mut hattest Dich hier zu öffnen. Ich bin sicher, Du wirst noch viele Anregungen auch von anderen Betroffenen erhalten. Alles alles Gute für Dich!

    LG
    gerchla

  • Danke erstmal Sven und Gerchla. Fühl mich echt verstanden. @Sven mein Bruder sagt das selbe obwohl er ihn auch sehr mag... Hier bei uns sind viele mit einander verstrickt, mögen sich alle. Man erfährt ständig was und kann sich nicht wirklich aus dem Weg gehen...Klare Linie.. Ja scheiße ich wollte mit ihm alt werden.... lg

  • Zitat

    Ja scheiße ich wollte mit ihm alt werden....

    Das wollte meine Frau auch mit mir. Kurz nachdem ich trocken wurde habe ich mich von ihr getrennt. Und damit all ihre bis dahin in Stein gemeiselten Zukunftspläne einfach so weggefegt. Ich habe dadurch auch meine von mir über alles geliebten Kinder "verloren", d.h. ich wurde zum stundenweisen Wochendpapa. Es war für mich die Hölle, diese Entscheidung war die schwerste in meinem Leben und doch wusste ich, dass ich sie treffen muss und dass ich sie so treffen muss. Und natürlich gingen auch meine Frau und meine Kinder durch die Hölle.

    Aber wir waren konsequent. Sowohl sie als auch ich! Als die Entscheidung getroffen war, waren wir beide konsequent weil wir wussten, dass alles andere nur in eine Katastrophe führen würde. Und natürlich hat es einen Moment gedauert, bis wir beide wieder ein normales Leben führen konnten. Jeder von uns hat sich Hilfe geholt, ich sowieso, weil ich ja auch noch meine Alkoholsucht im Nacken hatte aber auch sie, weil sie die Trennung verarbeiten musste. Und auch unsrere kleine Tochter hatte einen Psychologen.

    Vielleicht verstehst Du was ich damit sagen möchte.

    Um Dir Mut zu machen möchte ich Dir noch sagen, dass wir heute sehr gut miteinander reden können, ein sehr gutes Verhältnis haben. Hätten wir keine Kinder gehabt, wären wir sicher komplett getrennte Wege gegangen. So aber sahen wir uns ab und an und heute können wir auch mal in Ruhe zusammen einen Kaffee trinken, ohne tieferen Anlass. Und ich bin heute wieder verheiratet mit einer wunderbaren Frau und ich bin ein sehr glücklicher Mensch. Hättest Du mir das damals prophezeiht, ich hätte Dir kein Wort geglaubt.

    Ganz liebe Grüße
    Gerchla

  • Gerchla schön dass du als Mann antwortest und du ja auch der mit dem Alkoholproblem bist. Ich versteh halt nicht was in seinem Kopf vorgeht. Wir haben alles erreicht was wir wollten. In einer relativ kurzen Zeit. Aber dadurch dass ich ihn solange kenne, tut es weh dass die Freundschaft auch vielleicht weg ist. Ich bin nicht mehr die selbe wie vor 30 Jahren. Er zum Teil schon. Ich war schon immer positiv und auch realistisch. Meine zwei Scheidungen waren nicht schön. Aber den Kindern zu liebe haben wir uns alle zusammen gerissen. Es wurden auch zb Geburtstage von den Kindern gemeinsam gefeiert . Mit ihm jetzt hab ich nichts. Es war sein Haus... Hab nur das dumpfe Gefühl, dass ich nicht weiß warun es so enden musste... Soll es echt am Alkohol liegen? Ich bin niemand wo klammerrt. Wie gesagt, hab Trennungen hinter mir und weiß dass irgendwann mal wieder die Sonne scheint. Das jetzt hat mich komplett zerstört. So kenn ich mich nicht. Bib fröhlich und vor ein paar Jahren sogar mal in ein anderes Bundesland gezogen. Da hatte ich Heimweh und gemerkt dass ich doch lieber ein richtiges Familienleben haben will. Obwohl ich nur bedingt an sowas glaube, war ich seine vielleicht letzte Chance von der Sucht los zukommen? Er hat am Anfang ja selbst gesagt er wjll nehr Ruhe, ne Frau da inner da ist, weniger trinken... Er hat es nicht geschafft, auch nicht wegen mir....
    @ Gerchla ich freue mich zu lesen, dass alles gut geworden ist und auch deine erste Frau damit klar kommt. LG

  • Sorry für die Schreibfehler übers Handy sind solche Texte kein Spaß

  • Hallo und willkommen im Forum, liebe Dina,

    viele Gutes und Richtiges aus dem Erleben und der Sicht eines betroffenen Alkoholikers, der so ziemlich alle Tricksereien eines nassen, süchtigen Alkoholikers kennt, hast Du von Gerchla erhalten.
    Da gibt es nichts hinzufügen, und ich denke auch, dass Du genau weißt, wo Dein Freund und Ex-Lebensgefährte bzgl. seiner Alkoholproblematik steht.
    Weißt Du, was ich als erstes dachte, als ich Deine Geschichte las: Schon wieder eine, die in die Falle getappt ist, die gut getarnt, mit schönen Worten und dem „tollen“ Gehabe von manchen Alkoholikern ausgelegt wird!

    Nun bist Du hier bei uns im Forum gelandet, und es würde für mich wenig Sinn machen, hier über Deinen Ex-Lebensgefährten viel zu schreiben. So wie er für sich seinen Weg finden muss, musst Du für Dich Deinen Weg finden.

    Ich will Dich von Herzen dazu beglückwünschen, dass Du den ersten, sehr wichtigen und wahrscheinlich entscheidendsten Schritt getan hast, der nötig ist, um Dich aus der Verstrickung in seine Sucht lösen zu können! Du bist gegangen, hast Dein Leben wieder in die eigenen Hände genommen, und hast so gut für Dich gesorgt. Gratulation dazu!

    Wenn Du Dich im Forum im Angehörigenbereich eingelesen hast, dann wirst Du viele ähnliche Geschichten finden, bei denen dieser Schritt oft sehr, sehr lange gedauert hat.
    Ich möchte Dir aber auch ein Kompliment zu Deinem Sohn machen: Der ist ein richtiger „Checker“ und hat offensichtlich ein Gespür dafür, wenn – in Bezug auf süchtiges Verhalten – etwas „faul“ ist.

    Leider ist es tatsächlich so, dass die Sucht, egal ob Alkoholismus oder eine andere, sehr, sehr viel im Leben der betroffenen Süchtigen, aber auch im Leben ihrer Angehörigen und Lieben zerstört.
    Bei Dir ist nach den zahlreichen Erfahrungen mit Partnern, die Du schon machen musstest, nun auch Dein „ultimativer Lebenstraum“ zerstört worden.
    Zuerst, so denke ich, ist man versucht Dir zu schreiben: Mist! Auch das noch! Das muss doch nicht sein!

    Aber dann, wenn ich gründlicher darüber nachdenke, und wenn ich die Mehrzahl der Suchtverläufe und betroffenen Partnerschaften in Erwägung ziehe, möchte ich Dich „fast“ schon dazu beglückwünschen, dass es, so wie sich Deine Schilderung liest, so rasch und so schnell „über die Bühne“ gegangen ist. Man sagt oft lapidar: Besser ein Ende mit Schrecken, als einen Schrecken ohne Ende!

    Trotzdem ist natürlich die tiefe Trauer über den Verlust, darüber „durch die Sucht im Stich gelassen worden sein“, und darüber, dass sich Dein Lebenstraum – mit ihm alt zu werden – in Luft aufgelöst hat, vorhanden. Dazu kommt Deine Liebe. Liebe ist ja eigentlich ein wunderbares Geschenk und füllt die Liebenden „ganz aus“. Wird sie, so wie bei Dir jetzt, durch etwas „Anderes“ ab- und zurückgewiesen, dann schmerzt das unerträglich.

    Du hattest es mit einem mächtigen Gegner zu tun, gegen den Du keine Chance hattest: Die Sucht.
    Würde Dein Ex-Lebensgefährte sein Ausgeliefertsein an die Sucht erkennen können, dann hätte er eventuell eine Chance, sich daraus zu befreien.
    Aber Du, als Freundin und Angehörige, hast nicht den Hauch einer Chance, gegen diese mächtige Sucht anzugehen. Im Gegenteil – und das hast Du jetzt selbst erleben müssen: Sobald Du Dich zwischen den Süchtigen und seine absolute große Liebe No. 1 stellen möchtest, bist Du eine Feindin, gegen die mit allen Mitteln vorgegangen werden muss.

    Nun, Gerchla schrieb Dir, dass Dein jetziges „Leiden“ nicht kleiner wird, wenn Du tagtäglich mit diesem Mann zusammenarbeiten musst. Ich denke, das weißt Du.
    Deine Argumente – guter Job, gutes Geld – sind absolut nachvollziehbar!
    In unserem Leben gibt es Situationen und Entscheidungen, deren Prioritäten nur wir selbst feststellen und treffen können. Da helfen keine Ratschläge von außen.
    Was Dir wichtig ist, und womit Du Dich so fühlst, dass Du einigermaßen sicher weißt, Du verschwendest keine wertvolle Lebenszeit für etwas, das über kurz oder lang ohnehin nicht tragbar ist, kannst nur Du für Dich alleine herausfinden.

    Mir hat in solchen Situationen oft geholfen, wenn ich „5 Jahre weiter dachte“. Ich versuchte dann, eine andere Perspektive einzunehmen, mir vorstellen, „was wäre wenn …“, und wie ich dann wohl „in 5 Jahren über die Situation denken und fühlen würde“.
    Du hast aufgrund Deiner Lebensgeschichte auch schon ähnliche Erfahrungen gemacht, über die Du heute völlig anders denkst, wie damals, als sie topaktuell waren, und Dich niederzudrücken drohten, oder?

    Ich wünsche Dir von Herzen, dass Du für Dich die richtigen, zukunftsweisenden Entscheidungen treffen kannst, sodass Du nicht … nach Jahren des Leidens und der Trauer … feststellen musst: Ach hätt‘ ich doch bloß …

  • Hallo Dietmar, auch dir danke ich für deine Reaktion auf meinen Beitrag. Darf ich fragen ob du Angehöriger bist? Obwohl wie du schon schreibst, glücklich is niemand wirklich, egal in welcher Position. Mein Verstand sagt mir auch, das loslassen auch ne große Chance ist. Und so entspannt war unsere Beziehung nicht mehr. Ich häng zu sehr an der Vorstellung wie es geplant war. Und was mir selbst auffällt, ich fühle mich schuldig. Ich etappe mich dabei, Sachen nicht zu tun, weil ich weiß dass er es nicht mag. .. Ich dreh langsam durch glaub ich. Meine erwachsenen Kinder und auch Freunde geben mir aber ständig das Gefühl, dass ich glücklich sein soll. Und irgendwie haben sie und auch du ja recht. Ich habe Glück, dass ich so schnell von dort weg gekommen bin.
    Dein 5 Jahresplan ist gut, ich hab vor nem halben Jahr aufgeschrieben wie ich mich fühle. Ok noch nicht gut, aber immerhin anders.
    Es ist wahrscheinlich wirklich so, weil ich weiß, dass ich dagegen nichts tun kann. Und er nicht so denkt wie ich es mir wünschen würde.
    Er hat auch schon einige Verletzungen erlitten, durchs Trinken. Er weiß am nächsten Tag nichts. Er wurde erst in letzter Zeit laut. Entschuldigungen Fehlanzeige.. Warum kann ausgerechnet er mir so weh tun? Jedem anderen würde ich sagen, sowas brauchst du nicht. Ich will das dieses Gefühl endlich in meinem Körper ankommt. Durch das Schreiben und Lesen kommt es langsam schon im Kopf an. Ich danke euch lg Dina

  • Zitat von “Dina“

    Darf ich fragen ob du Angehöriger bist?


    Natürlich darfst Du! Ich ging davon aus, dass Du Dich hier schon eingelesen hast, und die primäre Rolle der aktiven Teilnehmer etwas kennst.
    Primär bin ich trockener Alkoholiker.
    Sekundär aber auch Angehöriger. Sowohl als Kind, Ex-Partner einer Alkoholabhängigen, und bei diversen Freund*innen.

    Ich weiß bis heute nicht, was zuerst war, vermute aber, aufgrund meines seinerzeit im Übermaß trinkenden Elternhaus und der Verwandtschaft, wurde mir zumindest damals schon die Neigung zu einer gewissen Co-Abhängigkeit mitgegeben.
    Später war ich dann viele Jahre selbst schwerstalkoholabhängig und polytox. (Verschiedene Drogen und Medikamente).

    Heute muss ich höllisch aufpassen, dass ich nicht in zumindest in Teilen ein schädliches co-abhängiges Verhalten zeige.
    Ein Merkmal ist: Sich schuldig fühlen, wenn andere (Süchtige) Alkohol konsumieren. Gerade in der Suchtselbsthilfe, in der ich lange tätig war, schleichen sich wider besseren Wissens die Gedanken ein, ob man (ich) nicht etwas falsch gemacht habe, etwas falsches gesagt habe, oder eine Hilfestellung falsch angegangen bin, wenn die hilfesuchenden Betroffenen dann doch wieder zur Flasche greifen.
    Aus eigener Erfahrung kann ich Dir schreiben: Das ist niemals so!
    Wenn ein Süchtiger Gründe zum Saufen sucht, sich nach Alibis für seine Unfähigkeit umsieht, warum er jetzt gerade in dieser Situation die Flasche nicht stehen lassen kann und trinken "muss", dann kommt eine unglaubliche Findungsgabe und Fantasie zum Vorschein.

    Ein Beispiel ist die fast schon berühmt, berüchtigte Feststellung: Als ich früher noch im Fußballverein spielt, soffen wir, wenn wir ein Spiel verloren hatten. Hatten wir eines gewonnen – soffen wir. Und wenn ein Spiel wegen schlechten Wetters ausfiel, dann soffen wir erst recht …

    Seinen „Kurs halten“, egal ob man Suchtkranker oder Angehöriger ist, ist schon alleine sehr schwer. In einer Partnerschaft ist es aber nochmal viel schwerer.
    Dann vermischen sich die Dinge, und oftmals ist nicht mehr richtig festzustellen, ob der Twist nun vom Alkoholkonsum, oder von Partnerschaftsproblemen herrührt, die grundsätzlich vorhanden sind.

    Warum er ausgerechnet Dir so weh tut, fragst Du.
    Nun, ich denke, das liegt auch daran, weil Du als Partnerin viel mehr über seine dunkelsten Seiten weißt, wie alle anderen um ihn herum, vor denen er noch weitgehend „heile Welt“ vorspielen kann. Und dann, wie ich Dir schon schrieb, stellst Du Dich auch noch zwischen ihn und seine Sucht. Da werden viele Alkoholiker zum Tier …
    Aber letztlich ist das doch alles jetzt egal, oder nicht?
    Du versuchst Dein Leben auf die Reihe zu bekommen, und was er mit seinem macht, wird sich zeigen – oder halt nicht. Du wirst darauf wenig bis gar keinen Einfluss nehmen können.

  • Dietmar wenn ich die Mitglieder anklicke kommt dass ich keine Berechtigung habe... Stimmt hab schon viel mitgelesen hier. Und man findet sich oft in den Erzählungen wieder. Auf der einen Seite traurig, aber auch ein Trost, dass man nicht alleine ist.
    Alkohol war in meinem Umfeld auch präsent, schon immer. Aber die tragischen Zusammenhänge fallen mir jetzt erst auf. Mit Ende 40, ohjee.... Früher is auch nicht si offen darüber geredet worden.
    Bei ihm waren früher auch noch Drogen im Spiel, das war aber in der Zeit als wir keinen Kontakt hatten... Ich bin nicht fehlerfrei und kann auch ganz schön austicken, ohne Hilfsmittel :) das hat er auch nicht verstanden und meine Erklärungen dazu wollte er nicht hören. Es ist ja keine Kunst in guten Zeiten da zu sein....Momentan stehen etliche auf seiner Seite, weil sie die dunkle Seite nicht kennen. Und wenn ich jetzt mit meinen Prophezeiungen über ihn recht behalte, auch wenn es noch Jahre dauert. Werde ich nie schadenfroh sein, im Gegenteil ich werde traurig sein. Das er so schwach ist... Ok ich bin die Starke und werde versuchen für meine Kinder wieder die fröhliche Mutter zu sein die sie verdient haben... Hoffe heute Nacht seh ich es immer noch so... Lg

  • Liebe Dina,
    ein Gedanke von mir, der mir spontan beim Lesen kommt:
    bitte verbiete dir nicht, traurig zu sein! Du darfst aus tiefstem Herzen traurig sein, über die geplatzten Träume, über den üblen Umgang mit dir, über die Verletzungen. Das darf weh tun, du darfst es zulassen. Distanziere dich von vermeintlichen Erwartungen anderer, du müsstest doch jetzt glücklich sein und eine fröhliche Mutter. Fühle hinein in deine Traurigkeit, was will sie dir sagen? Welche Bedürfnisse wurden in dieser Beziehung nicht erfüllt? Stabilität, Respekt, Wertschätzung, Sicherheit, Zuneigung, Vertrauen, Nähe, ... Du hast das Recht auf ein Leben, in dem deine Bedürfnisse erfüllt werden! Versuche anzunehmen, dass diese Beziehung nicht dazu beigetragen hat, im Gegenteil! Darüber darfst du traurig sein.
    Überlege und fühle, was dir gut tut! Tut es dir gut, dich schuldig zu fühlen? Es ändert nichts, verbraucht nur Aufmerksamkeit und Energie beim Blick nach vorne. Tut es dir gut, dich zu fragen warum alles so kam oder „hätte“, „wäre“, „wenn - dann“ zu denken? Nein, es ist immer der Blick zurück.
    Achte darauf, was DIR gut tut. Auch auf Gedanken, ob sie dir gut tun. In meiner „schlimmsten“ Zeit als Angehörige habe ich gepuzzelt. Das war mein Gedankenstopp, ein Mich-Rausnehmen aus der emotionalen Belastung, eine Pause für Kopf und Herz.
    In kleinen Schritten (ich bin nicht beim Puzzeln geblieben ; ) - Dietmars bewährte Methode - rauskommen aus dem Thema auf dem Weg zurück zu dir.
    Ich wünsche dir Trost bei dir!
    Liebste Grüsse!
    Verve

  • Guten Morgen, ihr seid alle so lieb. Es tut wirklich gut und ich bin froh hier was geschrieben zu haben.

  • Liebe Dina,
    liebe Verve,

    von Dir mal wieder zu lesen, liebe Verve, und dann gleich etwas, aus dem ich herauslesen kann, wie Du an und mit Dir gearbeitet hast und Klarheit in Deinem Fühlen und Denken bekommen hast, freut mich riesig!

    Du sprichst etwas an, das oft in seiner Bedeutung nicht richtig wahrgenommen wird: Die Trauer.

    Und – hier im Kontext zu der Beziehungsproblematik von Dina – fällt mir mal wieder auf, wie stark die Parallelen von stoffgebundener Sucht und Co-Abhängigkeit, bzw. durch die Sucht ausgelöste Beziehungsproblematiken sind.
    In den Suchttherapien wird immer wieder eine Methode vorgeschlagen, wie sich Betroffene von „ihrem geliebten Suchtmittel“ verabschieden können. Es sozusagen (nach Möglichkeit) für immer „beerdigen“.

    Mit einem Abschiedsbrief. In Ruhe sich nochmal intensiv mit allem auseinandersetzen, was mich so lange begleitet hat, lange Zeit „mein bester Freund“ war, aber auch so viel Unheil über mich gebracht hat.
    Das ist dann eine Zeit, in der ich all die Traurigkeit, den „Verlust“ (ohne hier jetzt auf die tiefere Auslegungen von „Verlust“ eingehen zu wollen!), die guten, wie die schlechten Zeiten „in mir aufleben lasse“ – und mich dieser Trauer ganz und voller Inbrunst hingebe.

    Danach kommt das endgültige Loslassen …
    Das tut weh! Das muss wehtun, wenn ich authentisch bleiben will! Weil ich mit derselben Leidenschaft, mit der ich „geliebt“ habe, jetzt auch über die Trennung trauere.

    Ich glaube, nur Betroffene, denen es nicht möglich ist, die Bedeutung der Trauer und des Abschieds in voller Tragweite wahrzunehmen, wischen so etwas mit einer Handbewegung zur Seite.
    Um dann, wie ich es auch schon viele Male miterlebt habe, „von hinten und unvorbereitet“ irgendwann wieder davon „eingeholt“ zu werden.

    Zitat von “Verve“

    Fühle hinein in deine Traurigkeit, was will sie dir sagen? Welche Bedürfnisse wurden in dieser Beziehung nicht erfüllt? Stabilität, Respekt, Wertschätzung, Sicherheit, Zuneigung, Vertrauen, Nähe, ... Du hast das Recht auf ein Leben, in dem deine Bedürfnisse erfüllt werden!


    Und auch hier: Egal ob es die Liebe, die Partnerschaft – oder „der Stoff“ war, es hatte ein Funktion, an die meine Erwartungen und Bedürfnisse geknüpft waren.
    Ich wollte, und wünschte es mir, diese Stabilität (beim Stoff: die Stütze durch den Stoff), den Respekt, die Wertschätzung, Sicherheit und die Zuneigung. Genauso wie ich vertrauen wollte und mich auf die Nähe einließ.

    Und das ist jetzt – weg. Der Platz, den all das ausgefüllt hat, ist jetzt zuerst einmal leer.
    Das fühlt sich richtig mies an!
    Auch, weil ich, wie das oft bei einer Trennung ist, stattdessen Unsicherheit, Verachtung, und Abneigung erhalten habe. Aus der Nähe wurde eine unüberbrückbare Distanz, die schmerzt. Meine Liebe „wurde mit Füssen getreten“. Auf meinen Gefühlen wurde „herumgetrampelt“.
    Also wenn das nicht wehtut – dann weiß ich nicht …

    An diesem Punkt kommt oft die Empfehlung – auch von mir – dass jetzt in Liebe loslassen am besten wäre.
    Was meist nicht dazugesagt wird (auch von mir nicht ;)), das ist, dass dieses „in Liebe Loslassen“ ein Größe und eine Klarheit erfordert, vor allem aber die Wiederentdeckung der Eigenliebe zu sich selbst, die nur durch einen (meist) langwierigen und sehr geduldigen Reifeprozess entwickelt werden kann.

    Liebe Dina, es ist jetzt Zeit, Dich ganz auf Dich zu konzentrieren. Wie Verve schreibt, Dir etwas „Gutes“ zu tun. (Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!). Auszusteigen aus dem Hamsterrad, und der Gedankenspirale an „ihn“ und „seine Krankheit“.
    Du willst gesunden, und das erfordert so viel Kraft, dass Du Dich nicht mit der Krankheit anderer Leute beschäftigen kannst.

  • Der gesagt hat hau ab!... Mein allergrößtes Problem ist, dass er mir das Gefühl gibt, ich wäre schlecht für ihn und bin schuld. Ihr könnt mir glauben, ich habe nichts getan was das rechtfertigt. Hätte er gesagt, sorry tut mir leid ich hab mich geirrt, meine Gefühle reichen nicht... Es hätte auch weh getan... So bleibt mir jetzt das Gefühl, was passt nicht mit mir? Er meint immer zu gegebener Zeit sagt er mir die Gründe

    Liebe Dina,
    ich glaube, Du hast unsere Beiträge nicht richtig und vollständig gelesen!
    Er (Dein Ex) kann Dir „kein Gefühl geben“.
    Du lässt es zu, dass in Dir aufgrund seiner Manipulation „das Gefühl in Dir aufkommt“.
    Und natürlich ist jeder, der sich zwischen ihn und seine Sucht stellt, ganz, ganz „schlecht für ihn“. Er will ja in Ruhe weitertrinken! Jeder, der ihn auf seinen hohen Konsum aufmerksam macht, regt ihn so auf, dass er gleich nochmal mehr trinken muss.
    Das ist alles das Wesen der Sucht!

    Dafür kannst Du nichts, und auch sonst niemand. Dafür ist ganz alleine er verantwortlich, und wie es scheint, hat er sich zumindest vorläufig dafür entschieden, dass er seinen Stoff mehr liebt, als jeden anderen Mitmenschen.
    Daran sind schon viele liebende Angehörige und Partner*innen „zerbrochen“, und haben sich (leider) in ihre Selbstzweifel stürzen lassen.

    Ich habe viele Alkoholiker kennengelernt, die für ihre Sucht extra einen Streit vom Zaun brechen, damit sie
    a) einen weiteren, vermeintlichen Grund haben weitersaufen zu können („Bei der Frau muss man ja saufen“)
    b) gleich nochmal eine Schippe drauflegen können, und das in aller Ruhe, weil die, die sich zwischen die Sucht und den Säufer stellt, sich vom Acker gemacht hat (in Deinem Fall weggescheucht wurde.)

    Ich prophezeie Dir eines: Solange er weitersäuft, wird er Dir niemals den wahren Grund für seine Trennung nennen können! Alles, was er solange dazu sagt, ist allein durch seine Sucht bedingt.
    Vielleicht, hoffen wir das mal, wird er irgendwann an den Punkt kommen, an dem er aktiv versucht seine Sucht zum Stillstand bringen zu wollen, dann, vielleicht, wird er Dir die Wahrheit sagen können.

  • Ach Dietmar, doch ich weiß was du und alle andern, auch in andern Beiträgen meinen. Ich kann nur damit nicht umgehen. Ich tu mir so schwer ihn als Kranken zu sehen. Und mit Kranken hat man ja Mitleid und versucht zu helfen. Das funktioniert ja hier nicht. Diese Hilflosigkeit, is es was mich fertig macht.
    Ich setze mir jetzt noch eine Frist zum Traurig sein und hol mir Stück für Stück mein Leben zurück. Das war vor ihm eigentlich echt ok.
    Es tut echt gut sich hier auszutauschen.

  • Guten Abend, Nacht... Ich muss mir das jetzt noch von der Seele schreiben. Ich habe mir heute vorgenommen einen schönen Tag zu haben, Schulfest, Sonnenschein und bei Freunden gemütlich grillen. Wollte positiv sein und mir eure Ratschläge zu Herzen nehmen. Dachte ich mach mich mal wieder hübsch, für mich und geh lächelnd raus... Es hat auch geklappt und ich fühlte mich echt besser heute. Bis auf den Schock des Abends jetzt. Dachte vorhin ach schaust mal so in FB und whats app rum und was springt mich an!? Bilder von ihm, auf der Seite von ner Guten Freundin von mir. Gartenfest. Er zwar wieder mit Bier und Zigarette, aber neue Friseur, schickes Hemd und ne unbekannte Frau neben ihn. Hilfe mir war schlagartig schlecht. Das positive Gefühl des Tages weg.
    WARUM? Ich soll mich das nicht fragen, er beherzigt meine Tips sich mehr zu pflegen.... Aber nicht für mich! Bitte warum tut ein Mensch sowas, das hat doch jetzt bix mit Alkohol zu tun. Oder kam er mit mir schon lange nicht mehr klar, hat deswegen mehr getrunken?... Verdammt tut das weh... Ihr kennt mich nicht persönlich und es gibt immer zwei Seiten. Glaubt mir ich habe nie etwas getan, was das rechtfertigt. Nicht gelogen, betrogen...erst Traumfrau dann Albtraum. Länger gespürt das die Liebe verblasst, zu oft nach dem Grund gefragt... Ich wollte heute stolz auf mich sein, den Tag meistern und nun frag ich mich wieviel man weinen und aushalten kann...

  • Liebe Dina,
    ja, sei stolz auf dich!!! Du hast dich um DICH und dein Wohlergehen gekümmert, so wie es sich liest konntest du den Tag geniessen! Das hast du gut gemacht! Oft ist es nur ein kurzer Moment oder ein paar Stunden von denen man danach merkt: „Huch, ich habe ja gelacht, ich habe mich wieder auf andere Menschen, Gespräche, Themen einlassen können!“ Das Gedankenkreisen und die Traurigkeit waren für einen Moment vergessen. Das ist das was zählt! Diese Erfahrung wieder zu haben! Dass du DU bist und ein EIGENES Leben führst, führen kannst!
    Natürlich geht das nicht mit einem Schalter von heute auf morgen und dann ist mit positivem Denken wieder alles gut. Es ist ganz normal bei der Verarbeitung, dass der Schmerz wieder kommt, oder Angst, oder Insuffizienzgefühle. Es ist normal und gehört dazu! Sammle Stunden, in denen es dir gut geht, unABHÄNGIG von ihm! Wenn der Schmerz wieder zuschlägt, vor allem durch so einen Trigger wie Bilder bei FB, versuche Gedanken und Gefühle zu sortieren.
    Schuldgefühle Stop!
    Rechtfertigungen (ich habe nie gelogen, betrogen, mich um die Tochter gekümmert ...) Stop!
    Du bist DU und hast alles für dich gut und richtig gemacht! Alles was passiert ist ist vorbei!
    Wie kannst du den Sonntag schön für DICH verbringen?
    Liebste Grüsse!
    Doro

  • Liebe Doro, es kostet soviel Kraft. Hab heute Nacht alles aufgeschrieben. Einen Brief an mich. Einen an ihn den ich nicht weg schicke oder im gebe. Ich versuche alles um wieder fröhlich zu sein. Hab das Gefühl ich komm aus der Nummer nicht raus. Dachte die Abende als ich noch bei ihm war, bis ich in meine Wohnung konnte waren die schlimmsten. Es gibt ne Steigerung hab ich gemerkt. Zum Glück trinke ich nicht, sonst wäre diese Zeit jetzt mein Untergang.
    Ich raff mich nachher auf und geh mit Bekannten und meinen Sohn weg. Kostet mich viel Kraft. Ich wünsch dir auch nen schönen Tag. Lg Dina
    Ps: hoffe dir geht's gut, weiß nicht was jeder einzelne hier durchmacht. Bestimmt einiges...

  • Ja, das kostet Kraft! Ich hoffe du hast durchs Schreiben etwas loswerden können.
    Von Dietmar habe ich viel gelernt, zwei Sätze von ihm sind Leitsätze für mich geworden:
    - Schrittchen für Schrittchen
    - habe Geduld mit dir
    Mir geht es gut. Trotzdem spüre ich an vielen Tagen die Angst im Rücken, die Traurigkeit im Hals, die Sorgen in der Brust. Das darf sein, sie dürfen sich immer wieder melden. Trotzdem mache ich dann das nächste Schrittchen ; ).
    Einen schönen Nachmittag!
    Verve/Doro

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