Hallo liebes Forum,
das hier ist mein erster Eintrag. Ich bin das Kind einer Alkoholikerin, ein erwachsendes Kind wie man so schön sagt.
Ich habe meine Mutter seit gut 10 Jahren nicht mehr gesehen, ich bin nicht sicher ob und wo sie lebt.
Ich möchte mein Thema der Zeit widmen. Ich weiß nicht ob es anderen auch so geht, naja deswegen suche ich vermutlich den Austausch, aber ich aber keinerlei Fähigkeit Ereignisse meiner Kindheit Jahreszahlen oder einer gewissen Chronologie zuzuordnen.
Meine früheste Kindheit ist geprägt durch Erlebnisse mit meiner betrunkenen Mutter, von Vollsuff, bis kotzend und blutend am Boden liegen. Ich habe erlebt wie sie eingeliefert wurde und wie sie dann "weg" war und welche verwirrende Erleichterung das mit sich brachte. Ich habe so viele Situationen mit ihr und wegen ihr als Kind erlebt, die Erinnerungen sind da, teilweise sehr klar aber irgendwie ist alles ein Erinnerungs-Brei.
Ich kann dem kaum bis gar nicht Jahreszahlen zuordnen, teilweise ist es wie im Nebel. Als ob ich selbst betrunken gewesen wäre.
Wem von euch geht es ähnlich?
Auch die überall beliebten "Kindheitserinnerungen", dieses "weißt du noch?" oder "ach damals da war ich da und da" das gibt es bei mir nicht. Ich habe leider auch keinerlei Kinderbilder von mir.
Ein weiterer Punkt: die Zeit heilt alle Wunden, so heißt es, doch tut sie das? Ich bin über den zu tiefst verletzten pubertären Punkt hinweg, dass ich meiner Mutter die Krätze an den Hals wünsche. Ich war lange, viele Jahre so wütend. Hin und wieder bin ich es auch immer noch aber eben anders. Aber im Großen und Ganzen habe ich meine Wut getauscht, gegen Trauer. Gegen Trauer gegen Liebe, gegen Sehnsucht und Enttäuschung. Ich weiß inzwischen das all diese Gefühle gelebt werden dürfen, trotz dem was vorgefallen ist. Und dennoch fühle ich mich wund, wie das Kind dieser Frau eben. Es fühlt sich an, als ob sie mich mit einer Behinderung versehen hätte, mit der ich leben muss.
Wie ist es für euch?
Ich spüre diese "Behinderung" in meiner Ehe, im Umgang zu meinem Kind, in Minderwertigkeitsgefühlen, in so vielen Situationen.
Trotz Therapieerfahrung, sowie dem Besuchen einer Selbsthilfegruppe habe ich das Gefühl eine Tasse mit Sprung zu sein Ich lächele während ich das tippe und dennoch fühlt es sich so unbeschreiblich tief und traurig an. Ich lache und weine buchstäblich gleichzeitig.
Ich freue mich über jede einzelne Antwort, jede Erfahrung die mit mir geteilt wird, ich wünsch euch was!