Schluss ab heute

  • Hallo zusammen... ich bin wieder hier. Habe gerade meine letzten Nachrichten von 2015 gelesen und mich richtig erschreckt, dass ich es leider nicht geschafft, trocken zu werden ;(
    Ich bin mittlerweile 37 und habe schlimme Abende hinter mir. Habe die Kinder lallend ins Bett gebracht und meinem Mann erzählt, das käme durch die Heuschnupfentabletten. Und das Schlimmste: ich musste mich heute wieder mal aufgrund des Katers krank schreiben lassen... und das in der Probezeit...
    Heute will ich wieder neu aufhören. Freue mich auf Antworten. Könnte nur noch weinen. Die Kids werden es immer in Erinnerung behalten

  • Hallo (again), Sonja!

    Planst Du mal wieder, etwas zu tun - oder tust Du zur Abwechslung auch mal etwas? Denn unsere (zumindest meine) Empfehlungen sind nach wie vor die selben: GEH zu einer Suchtberatung, GEH zu einer Selbsthilfegruppe, MACH etwas - und rede nicht nur!

    Es ist nur ein Märchen, dass der Berg zum Propheten gekommen ist!!
    Oder warst Du tatsächlich - wie von Dir damals"angedacht" - mal in einer SHG? Irgendwie habe ich meine Zweifel :sorry:

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Liebe Kunstblume,

    ich war vor vier Jahren noch nicht hier im Forum, aber ich habe mir deine Beiträge mal durchgelesen.

    Es ist gut, dass du es erneut angehen willst, trocken zu werden. Viele (auch ich) haben es nicht im ersten Anlauf (dauerhaft) geschafft.

    Aber wie Greenfox schon schreibt, „es“ geht nicht von selbst, du musst den Weg schon selber gehen.

    Wie sehen deine nächsten Schritte aus?
    Morgen früh zum Arzt?

    Ich wünsch dir alles Gute!

    Camina
    trockene Allkoholikerin und Mutter

  • Danke für die Antworten.
    Ich werde am Mittwoch das erste Mal zu einem Treffen der AA gehen. Ja, Greenfox, du hast recht. Ich war nicht auf einem Treffen oder beim Arzt. Ich habe mich nicht getraut und mir eingeredet, es selbst zu schaffen.

  • Liebe Kunstblume,

    nun hast du dich schon wieder abgemeldet. Ich möchte dir trotzdem noch schreiben, dass du nicht verzweifeln musst, denn du musst den Weg zwar selber gehen, aber du kannst dir helfen lassen. Geh zum Arzt und leg die Karten auf den Tisch. Mach einen qualifizierten Entzug. Und lass dich in einer Suchtberatungsstelle über Therapiemöglichkeiten beraten.

    Du kannst es schaffen, glaub mir.

    Alles Gute,
    Camina

  • Ich hoffe, Du schaust doch noch hier rein, auch wenn Du Dich schon wieder abgemeldet hast (Warum eigentlich nixweiss0 ):

    Ich habe es auch nicht beim ersten Anlauf geschafft. Aber ich bin dran und aktiv geblieben! Und nun bin ich doch schon elf Jahre trocken - hätte ich damals auch nicht geglaubt.

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  • Hallo endlich wieder... irgendwie konnte ich mich unter Kunstblume nicht mehr einloggen und nun bin ich hier als Paperplane unterwegs. Ich hatte mich wieder angemeldet, weil ihr meinen Namen kanntet und das hat mich erschreckt schwitz. Aber ich han ihn wahrscheinlich damals selbst geschriben ::)
    Am Mittwoch war ich in einer SHG. Es tat wirklich richtig gut. Hab zwar die ganze Hinfahrt geheult, aber hab es durchgezogen. Dadurch, dass alle so offen über ihr heimliches Trinken ect. gesprochen haben, hat sich bei mir auch die Erkenntnis ergeben, eine Alkoholikerin zu sein.
    Das war erstmal ein Schock, aber auch irgendwie entlastend. Nun bin ich 7 Tage trocken und heute fällt es mir sehr schwer. Habe das Gefühl, das Wochenende nicht richtig ausgekoster zu haben ohne Wein... obwohl es schön war. Ich fühle mich trotzdem traurig :-[

  • Hallo Paperplane/Kunstblume,

    ich freue mich richtig, dass du dich wieder angemeldet hast. Und dass du dich auf den Weg gemacht hast, trocken zu werden.

    Zu deiner Wehmut kann ich schreiben, dass ich das verstehe. Anfangs dachte ich (auch?), dass die schönen Zeiten ohne Alkohol weniger schön und die schlimmen Zeiten noch schlimmer sein würden. Zum Glück ist das Gegenteil der Fall. Aber es dauerte einige Zeit, bis ich das erkennen konnte.

    Hast du außer dem Besuch bei der SHG noch irgend welche anderen Schritte unternommen?
    Bei einer Suchtberatung könntest du dich über Therapiemöglichkeiten informieren und dir dadurch noch mehr Hilfe an deine Seite holen.

    Wie sieht deine Wohnsituation aus? Ist dein Zuhause alkoholfrei? Das war für mich am Anfang sehr wichtig, und ist es tatsächlich bis heute.

    Alles Gute und Gratulation zu den ersten sieben Tagen!

    Gruß,
    Camina

  • Hallo Camina,

    danke für deine liebe Antwort.
    Ich werde erstmal zum HA gehen... wie war es bei euch danach? Sind die dann noch normal zu einem, wenn man mal wegen ner Grippe hingeht?
    Alkohol ist nur eine Flasche Bacardi von meinem Mann da und der merkt sofort, wenn ich da ran ginge.
    Habe gerade noch eine leere Flasche Wein in meinem "Versteck" entdeckt :-[ wie schrecklich peinlich.

    Ich sag gute Nacht fürs erste
    LG

  • Schön, dass Du wieder da bist. Und sehr gut, dass Du Dich durchgerungen hast, eine SHG auch tatsächlich mal zu besuchen.
    Und - es hat auch gar nicht weh getan ;)

    Ich habe mir erlaubt, Deine alten Beiträge mit Deinem jetzigen Account zusammenzuführen. Also nicht wundern :)

    Und was den Hausarzt angeht: bei mir war er auch bei einer Gruppe ganz normal zu mir, nachdem ich mich als Alkoholiker bzw trockener Alkoholiker geoutet habe. Nur hat er mir eben keine alkoholhaltigen Medikamente mehr verschrieben. Ich habe es übrigens ALLEN Ärzten gesagt. Das ist nicht nur wegen der Medikamente wichtig. Auch wenn mal eine (örtliche) Narkose nötig sein sollte, kann dies sehr wichtig sein, da Alkoholiker (und/oder Medikamenten-Abhängige) eine ganz andere Toleranz haben als "normale" Menschen.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

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    können wir nur selber tun!

  • Moin,
    Du bist auf dem Weg. Herzlichen Glückwunsch. Ich wünsch dir alles Gute und viel Erfolg. Bleib dran.
    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Paperplane,

    ich sag jetzt mal: Willkommen zurück im Forum. Ich wollte Dir eigentlich schon unter Deinem alten Nick schreiben aber Du warst schneller weg als ich schreiben konnte.

    Ich will mich mal kurz vorstellen: ich bin fast 50 Jahre alt, Alkoholiker, Vater von mittlerweile 3 Kindern und lebe jetzt schon mehrere Jahre ohne Alkohol. Vorher trank ich fast meine ganze Alkoholikerzeit komplett heimlich. Ich denke mal ich war etwa 12 Jahre, vielleicht auch etwas mehr, abhänigig trinkend. Ungefähr 10 davon habe ich heimlich getrunken.

    Es begann eigetlich alles ganz harmlos mit den allseits bekannten und beliebten Feierabendbier, nur eines zum Essen am Abend. Erst mal. Mehr war es nur, wenn wir mal am Wochenende unterwegs waren, bei Feiern oder im Urlaub. Aber dann auch nicht exzessiv, sondern dann waren es halt mal 4 oder 5 Bier und ich büßte dafür dann am nächsten Tag. Und so rutschte ich langsam hinein und aus dem einen Bier wurden zwei und was noch fataler war, ich trank quasi täglich. Das fiel natürlich irgendwann meiner Frau auf und sie sprach mich darauf hin dann auch an.

    Was dazu führte, dass ich zunächst mal nicht mehr täglich trank, Pausen einlegte usw. Ich erinnere mich gut, dass ich mich damit schon damals nicht recht wohl gefühlt habe, ich konnte das aber noch recht problemlos machen. Heute weiß ich, dass ich schon damals bereits süchtig war oder aber jedenfalls ganz kurz davor. Es kam wie es kommen musste, ich trank irgendwann wieder so nach und nach meine "gewohnte" Menge und irgendwann sprach mich meine Frau wieder an. Das Spiel ging so vielleicht 3 mal und dann hörte ich "offiziell" ganz mit dem Feierabendbiertrinken auf.

    Jedoch natürlich nicht wirklich sondern ich begann mit dem heimlichen trinken. Von diesem Zeitpunkt an hat man mich kaum noch mit Alkohol in der Hand gesehen. Nur bei besonderen Anlässen, jedoch keinesfalls in alltäglichen Situationen, wie z. B. zum Essen. Bestenfalls wenn wir mal zum Essen in ein Restaurant gingen habe ich mir mal eini Bier etc. "gegönnt" um dann natürlich demonstrativ meine Frau zu bitten, doch nach Hause zu fahren weil ich ja niemals fahren würde wenn ich was getrunken habe. Nun, dass mein Reserveradkasten mit Plastikbierflaschen gefüllt war (den Reifen hatte ich entsorgt, und Plastikbierflaschen deshalb, weil diese beim Fahren nicht klirren), das wusste sie natürlich nicht. Und dass ich, wenn ich auf die Toilette "musste" immer zum Auto gerannt bin um dort schnell eines auf ex zu trinken, das wusste sie natürlich auch nicht.

    Was ich damit sagen will, ich kenne mich in Deiner Welt des heimlichen Trinkens und dem damit verbunden Lügen sehr gut aus. Meine größte Herausforderung bestand irgendwann mal darin, meine Flaschenentsorgungslogistik einigermaßen aufrecht zu erhalten. Irgendwann war ich bei um die 10 Bier pro Tag + oft noch ne Flasche Wein. Alles heimlich und da kannst Du Dir sicher vorstellen, dass die Flaschen ja am nächsten Morgen irgendwie verschwinden mussten. Natürlich war ich jemand, der immer mit Rucksack in die Arbeit gegangen ist (offiziell hatte ich dort meine Brotzeit deponiert), aber oft passten die ganzen Flaschen gar nicht alle da rein. Naja, irgendwie habe ich es immer hinbekommen. In der Hecke unseres Nachbars sind wahrscheinlich noch heute dutzende leerer Plastikflaschen zu finden....

    Aber gut, das alles nur, damit Du ein Gefühl bekommst, wie mein alkoholischer Hintergrund aussieht.

    Eigentlich schreibe ich Dir ja um Dir Mut zu machen. Ich möchte Dir aus meiner Erfahrung eines sagen: Die auf den ersten Blick tolle Idee, heimlich mit dem Trinken aufzuhören, weil man ja auch heimlich getrunken hat, die hat bei mir nie funktioniert. Und ich glaube fast, die wird bei niemanden funktionieren der tatsächlich süchtig ist. Ich fand es bestechend das zu versuchen, denn dann wäre ja allles so gewesem, wie ich es versucht hatte vorzugauckeln. Ich schaffte mit dieser "Methode" allerdings nur Trinkpausen, die nach wenigen Wochen meist ganz schnell vorbei waren und ich war wieder im alten Fahrwasser, natürlich weiterhin heimlich. Für meine Umwelt änderte sich also nichts, die bekamen von alle dem nichts mit.

    D.h., meine Frau bemerkte natürlich über die Jahre, dass unsere Ehe immer mehr kaputt ging. Sie mich nicht mehr erreichen konnte usw. Aber selbst als ich begann mich sogar körperlich stark zu verändern kam sie nicht auf Alkohol als Problem.

    Gut, irgendwann kam dann Tag X für mich. Wieder einmal sprach mich meine Frau an weil eine meiner Lügereien aufgefolgen waren. Eine ganz schlimme Lügerei war das damals. Ich kam von der Arbeit nach Hause und hatte gerade erst so 3 oder 4 Bier getrunken, war also noch topfit. Das waren die letzten Biere meines Lebens, ich wusste das nur noch nicht. Sie sprach mich an, und ich, ich log mich dieses Mal nicht aus dieser Situation heraus (was mir wohl sicher auch wieder gelungen wäre, denn darin war ich wahrlich meisterlich), sondern machte reinen Tisch und erklärte ihr, dass ich Alkoholiker bin. Was sie mir nicht glaubte.

    Ich habe ihr dann all meine Vorräte bzw. Verstecke gezeigt. Der Jetbag im Keller war voll mit Bier, der Brennholzstapel im Garten war ausgehöhlt und gefüllt mit Bier und auch Weinflaschen, im nahe gelegenen Wald hatte ich im Dickicht ganze Bierkästen versteckt und natürlich der berühmte Reserveradkasten im Auto.

    Nun glaubte sie mir. Und von diesem Punkt an war sowohl ihr Leben als auch das Leben meiner Kinder und natürlich auch mein eigenes nicht mehr das was es einmal gewesen war. Damit war klar, jetzt ist Tag Null - Neustart mit vorheriger Abrechnung und Generalbeichte. Sie erfuhr von mir ALLE meine Lügen. Da war viel zu erzählen, das konnte ich gar nicht alles an einem Tag schaffen und vieles fiel mir dann auch erst nach und nach wieder ein. Ich wusste oft auch nicht mehr was gelogen war und was nicht. Jedenfalls hatte ich Lebensversicherungen verprasst, Sparverträge aufgelöst, unser Konto ins Unermesslichie überzogen obwohl ich nicht schlecht verdient hatte u.v.m.

    Natürlich musste ich ihr auch eingestehen, dass viele meiner Dienstreisen gar nicht statt fanden, ich in der Zeit woanders war, ich in der Zeit trank, usw.

    Und dann zog ich erst mal aus. Ließ meine Frau und meine beiden Kinder erst mal zurück in ihrem Elend und begab mich auf meine Reise in ein Leben ohne Alkohol. Diese Reise begann unter schlechten Voraussetzungen für mich, denn ich liebte meine Kinder über alles (wie halt ein nasser Alkoholiker lieben kann, denn das ich wegen meiner Kinder zum Trinken aufgehört hätte, dazu hat die Liebe ja offenbar nicht gereicht). Es war die Hölle für mich, getrennt von meine Kindern zu sein und meine Schuldgefühle gegenüber meiner Frau nahmen wir die Luft zum Atmen.

    ABER: Eines wusste ich ganz genau! Ich wollte da raus und ich wollte NIE wieder trinken. Ich wollte das schaffen und ich wollte ALLES dafür tun. Bereits am ersten Abend ohne Alkohol ging zu den AA. Dort war ich dann fast täglich zu finden. Bei uns gab es erfreulicherweise jeden Abend eine Gruppensitzung, wenn auch meist mit unterschiedlichen Teilnehmern. Was mir egal war, hauptsache ich unternahm etwas. Ich ging auch zum Arzt, zu spät aus meiner heutigen Sicht, denn ich hatte bereits kalt entzogen. Hier darf ich Dir sagen, dass Du, wenn Du Deine Sucht mal zum Stillstand gebracht hast, jederzeit mit einer Erkältung oder Grippe zum (gleichen) Arzt gehen kannst ohne das dieser Dich schief an sieht.

    Ich ging zum Psychologen, weil ich meine Sucht aufarbeiten wollte und ich mir besonders auch Hilfe im Umgang mit meinen Schuldgefühlen erhoffte. Bei letzterem hat er mir nicht helfen können so dass ich nach anderen Wegen gesucht habe. Ein Mönch war es dann letztlich, der mich in ewig vielen Gesprächen wieder in die richtige Spur gebracht hat. Eine längere Geschichte, die ich jetzt nicht im Detail erzählen möchte. Jedenfalls half er mir dabei mit meiner Schuld umzugehen und gab mir auch sonst sehr viele sehr wertvolle Ratschläge.

    Mittlerweile war dann klar, dass ich mich von meiner Frau trennen wollte und ich trennte mich dann auch offiziell. Jetzt war viel zu regeln, finanzielles aber auch der Umgang mit meinen Kindern, wobei mein Sohn bald erwachsen war, es mehr um meine Tochter ging, die damals im Grundschulalter war. Das waren schwere Zeiten, denn meine Frau traute mir (völlig zurecht) keinen Deut mehr.

    Das wichtigste in dieser ganzen Zeit war, dass ich nicht mehr getrunken habe. Paradoxerweise war das die einzige Zeit in meinem Leben, wo ich, wenn man so will, einen Grund zum Saufen gehabt hätte. Nie ging es mir schlechter als in dieser Anfangszeit nach meinem Outing. Aber ich hatte wirklich nicht ein einziges Mal das Gefühl, dass ich jetzt trinken will. Zu fest war meine Überzeugung, dass ich nie mehr trinken werde, zu überzeugt war ich davon, dass ich mir jetzt mein Leben zurück holen werde und zwar mein Leben ohne Alkohol.

    Selbstveständlich, das möchte ich Dir auch noch schreiben, hatte ich viele Gänge nach Canossa vor mir. Meine Eltern, meine Geschwister, die verbliebenen Freunde, sie alle dachten ja von mir ich wäre der tolle Familienvater, der erfolgreich im Job ist und der alles im Griff hat. Sie alle bekamen (verzeih mir den Kalauer) reinen Wein von mir eingeschenkt.

    All das war notwendig für mich, sonst hätte ich es womöglich nicht geschafft. Es war hart, sehr hart, aber auch befreiend. Nie mehr wollte ich mir irgend eine Lügenwelt aufbauen. Nie mehr wollte ich die Unwahrheit sagen, nie mehr Probleme aufschieben oder gar verdrängen. Und das musste ich aber erst lernen. Ich hatte es nämlich verlernt. Und das dauerte, das dauerte lange, sehr lange.

    Es war ein Prozess. Heute denke ich, dass ich nach ca. einem Jahr ohne Alkohol ganz grob die wichtigsten Baustellen einigermaßen abgearbeitet hatte. Jedoch noch weit von dem entfernt was ich eigentlich wollte. Aber es ging sozusagen Woche für Woche, Monat für Monat voran und für mich aufwärts. Wie gesagt, dass ist jetzt viele Jahre her und ich möchte sagen, dass ich noch heute an mir arbeite und mich auch noch heute versuche zu entwickeln. Nur das es jetzt nicht mehr so sehr um die Aufarbeitung meiner Suchtzeit geht, wenngleich da immernoch immer wieder mal was auftaucht. Es geht jetzt mehr um meine Persönlichkeit, darum meine Zufriedenheit zu wahren, mein Leben weiter positiv zu gestalten. Und das kann ich nur, weil ich nicht mehr trinke. Würde ich trinken, hätte für "sowas" gar keinen Geist.

    Also, das war jetzt sehr viel von mir und es ist auch nicht das erste mal, dass ich das alles von mir schreibe. Ich tue das, weil ich hoffe, dass etwas für Dich dabei ist, das Dich motiviert Dein Leben ohne Alkohol wirklich anzugehen. Ich glaube ein wenig Motivation von außen kann man gut gebrauchen wenn auch der weitaus größere Teil von Dir selbst kommen muss. Alles Gute wünsche ich Dir und ich hoffe mal, Du bleibst dieses Mal hier und meldest Dich nicht gleich wieder ab. Sonst habe ich das alles umsonst geschrieben, das fände ich sehr schade ;)

    LG
    gerchla

  • Hi, danke Greenfox für das Zusammenführen der Accounts , das ist ja Klasse. Danke für die Antworten!
    Also das alles hat mir bis jetzt richtig gut getan und das, obwohl es mir weiterhin sehr schwer fällt und mein Mann auf Montage ist... Könnte also ohne Probleme jetzt einfach so Wein trinken, aber habe zum Glück keinen da.

    Ja, Gerchla, und ob da was für mich dabei war. Musste wirklich weinen :-[ Da hast du ja echt was durchgemacht... und ich war auf dem Weg dorthin. Das heimliche Trinken der Weinflaschen, wenn mein Mann eine rauchen war, das zur Tanke fahren, weil ich sonntags noch Brot brauchte... oh man...
    Heute ist Tag 8. Ich bin nicht mehr soo gereizt wie sonst.
    Ich denke leider nur immer noch, ach irgendwann geht das wieder mit nem Glas Rotwein bei meiner Schwester. Aber ich weiß jetzt auch, dass es nur ein Aufscgieben wäre... Ich kann mir leider noch kaum vorstellen, wie die Feiertage ohne Alkohol werden. In meinem Kopf gehört das alles fest zusammen ;(

    Am 15.4. habe ich einen Termin beim Hausarzt... dann möchte ich auch meine Leberwerte prüfen lassen. Hab echt etwas Respekt davor.

  • Feiertage ohne Alkohol ...
    Früher konnte ich mir zum Beispiel Silvester ohne Alkohol nie vorstellen - heute kann ich Dir sagen, dass es hervorragend geht. Und ich kann Dir heute noch erzählen, wie die Silvesternacht vor 6 Jahren verlaufen ist. Im Gegensatz zu früher, wo ich Dir an Neujahr nicht hätte sagen können, was in der Nacht zuvor abgegangen ist ...

    Freu Dich einfach drauf, Dein Leben nicht mehr nach dem Alkohol ausrichten zu müssen: besorgen, Vorrat schaffen, konsumieren ohne dass es andere mitbekommen, Flaschen entsorgen, Auto fahren mit/ohne "Rest"? ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen. Wieder ein Tag ohne Kater und eine ganz gute Nacht. Ich werde daran am Samstag denken, Greenfox. Da sind wir auf einem 50. und ich werde fahren 44.

  • Guten Morgen Paperplane,

    erst mal möchte ich Dir sagen, dass ich mich tatsächlich eben sehr gefreut habe, dass Du noch hier bist und das Du geantwortet hast. Ich bin ehrlich, ich war mir nicht ganz sicher ob das so sein würde.

    Wenn Du schreibst, ich hätte viel mitgemacht, dann möchte ich Dir darauf antworten:

    Ja das habe ich, aber es war alles selbstverschuldet und es gibt auch noch viel viel schlimmere Lebensgeschichten bei uns Alkoholikern. Mein Leben lag auch damals schon in meiner Verantwortung, allein in meiner Verantwortung und niemand hat mich dazu gezwungen mit dem Trinken zu beginnen und dann auch gleich noch so, dass ich süchtig werde. Und, was mir noch viel wichtiger ist: Meine Familie und mein Umfeld hat noch viel mehr mitgemacht als ich. Mehr deshalb, weil sie völlig unverschuldet von mir in diesen Sumpf hinein gezogen wurden. Deshalb sage ich, dass ich Täter war, nicht Opfer. Und ich möchte mich nicht hinter dem Alkohol verstecken und sagen: Naja, ich konnte ja eigentlich nichts dafür, es lag an meiner Sucht. Auch wenn das vielleicht bedingt sogar richtig sein sollte, kann ich diese Sichtweise für mich selbst nicht akzeptieren. Denn: Mein Leben, meine Entscheidungen, ich hatte es selbst in der Hand.

    Aber es geht jetzt ja nicht um mich. Es ist wirklich sehr schön, dass Du hier bist und dass Du weiter dran bleibst. Was mir in den Anfangswochen sehr geholfen hat und was ich mir in manchen Situationen tatsächlich bis heute bewahrt habe ist folgendes: Einfach mal nicht immer so gaaaanz weit voraus denken. Einfach mal auf sich zukommen lassen, mal von Tag zu Tag denken. Ich meine das jetzt gar nicht so sehr in Richtung der alten Weisheit (die habe ich von den AA) "Immer nur heute nichts trinken", sondern ich meine das jetzt bezogen auf anstehende Ereignisse, auch auf tatsächliche oder vermeintliche Probleme usw.

    Nehmen wir mal Deinen Arztbesuch. Erst mal finde ich es einfach super, dass Du ihn ausgemacht hast und hingehen wirst. Das ist ja schon mal ein ganz wichtiger Schritt. Aber ich lese bei Dir natürlich heraus, dass Du ordenlich Respekt davor hast, vielleicht ja sogar Angst. Und ehrlich, die hatte ich damals auch!!! ABER, jetzt lass Dir mal gesagt sein: Unbegründet! Und ich sage Dir deshalb: Lass die Dinge auch einfach mal auf Dich zukommen. Setzte Dich nicht schon vorher unter Druck, denke Dir nicht schon vorher die möglichen schlimmsten Szenarien aus. Warte ab und entwickle für Dich das Bewusstsein, dass Du für alles immer eine Lösung finden wirst. Und das wirst Du auch, solange Du nicht trinkst.

    Ich habe hier dann tatsächlich die Erfahrung gemacht, dass viele Dinge einfach ganz anders gekommen sind, als ich es gedacht hatte. Komischerweise hatte ich (war wohl ein Erbe meiner Suchtzeit) immer nur die negativen Möglichkeiten im Kopf. Wahrscheinlich wird dieses oder jenes passieren, bestimmt habe ich dies und das, usw. Nun, natürlich trifft es einen auch mal hart, auch wenn man nichts mehr trinkt. Natürlich kann sogar auch mal das Schicksal zuschlagen bei uns alkoholfreien Ex-Trinkern, eben ganz genauso wie das bei jedem anderen Menschen auch passieren kann. Aber wir können ohne Alkohol viel besser damit umgehen, manchmal auch gestärkt aus zunächst schlimmen Situationen heraus gehen.

    Was ich sagen will, versuche doch einfach mal ein wenig mehr positiv zu denken, Dir nicht zu viele negative Szenarien auszumalen. Ich vermute (ich weiß es natürlich nicht), dass Du solche Gedanken bezüglich vieler anderer Dinge die jetzt anstehen, die Dich "erwarten" möglicherweise hast.

    Wichtig ist: Ich will damit nicht sagen, dass Du Deine Sucht auf die leichte Schulder nehmen sollst. Also nicht nach dem Motto: Ach naja, wird schon irgendwie alles werden, ich lass es halt einfach mal laufen. Nein, das meine ich nicht.

    Ich habe immer an der Aufarbeitung meiner Sucht gearbeitet. Wirklich vom ersten Tag an. Das war für mich enorm wichtig und ein Garant dafür, dass ich nie mehr getrunken habe.

    Diese Gedanken, die Du jetzt von Dir schilderst, dass Du ja vielleicht doch noch mal irgendwann mit Deiner Schwester ein Glas Rotwein trinken könntest, die halte ich für brandgefährlich. ABER: Ich will Dich deshalb keinesfalls verurteilen! Das ist mir wichtig Dir zu schreiben. Du hast sie ja, diese Gedanken und Du wirst sie nicht einfach so wegknipsen können. Ich denke Dein Hirn, Dein Verstand wird Dir genau sagen: Das wäre keine gute Idee - Trotzdem sind diese Gedanken da. Simpel gesprochen wartet Deine Sucht auf eine gute Gelegenheit um Dich wieder einzusacken. Auch das weißt Du wohl vom Verstand her, jedoch kannst Du diese Gedanken (im Moment!) trotzdem nicht einfach abstellen. Der anstehende 50. Geburtstag könnte so eine Gelegenheit sein, wo Dein Suchtgedächtnis auf seine Chance lauert. Du hast Dich entschieden hin zu gehen, kann man machen.... Man könnte zumindest in der Anfangszeit auch sagen: ich minimiere meine möglichen Triggermomente erst mal und bin bei Feiern etc. erst mal raus. Allerdings gibt es auch die anderen Seite, die sagt: Konfrontation kann auch stärken, natürlich nur dann, wenn man diese Konfrontation unbeschadet, sprich alkohlfrei, übersteht. Für beide Varianten gibt es Fürsprecher. Ich war am Anfang erst mal ein Vermeider - was mir sehr leicht fiel denn ich hatte gar keinen Bock auf eine feiernde Gesellschaft usw. Ich war viel zu sehr mit mir und meiner Sucht bzw. der Aufarbeitung und den daraus resultierenden Herausforderungen beschäftigt.

    Also heißt es dagegen kämpfen und sich weiter entwickeln. Strategien finden, die Dir helfen entweder diese Gedanken so gut es geht komplett aus dem Hirn zu bekommen oder aber einen "Automatismus" zu entwickeln, zu erlernen, wie Du mit ihnen umgehst. Wenn sie richtig stark werden meine ich, wenn Du Gefahr läufst ihnen nachzugeben. Auch hier gibt es Möglichkeiten gegenzusteuern und normal verschwindet dieser akute Druck dann auch recht schnell wieder.

    Ich erzählt noch mal von mir: Ich hatte das große Glück, dass ich quasi vom ersten Tag ohne Alkohol an täglich gespürt habe wie es mir besser geht. Zunächst, die ersten Wochen und Monate, beschränkte sich das stark auf meine pysische Gesundheit. D. h. ich fühlte mich fit, ausgeschlafen, nahm rasend schnell ab, musste mir neue, engere Gürtel für die Hosen kaufen, bald dann auch neue, kleinere Hosen und Hemden usw. Ich habe das als äußerst motivierend und positiv empfunden. Bald schon wurde ich auch von Außenstehenden angesprochen, dass ich ja so viel besser und gesünder aussehen würde usw.

    Psychisch war die Lage allerdings eine ganz andere. Und das, liebe Paperplane, ist ja unsere eigentliche Challenge. Die Psyche entscheidet ob wir wieder trinken oder eben nicht. Und hier habe ich wirklich ganz viel gemacht. Alleine aber auch mit viel Hilfe. Du gehst jetzt zum Arzt, prima. Schau mal wie Du mit ihm/ihr zu Rande kommst. Vielleicht könnt ihr zusammen ein weiteres Vorgehen gut planen und vereinbaren. Bei mir war es ganz sicher die Hilfe von Außen, die vielen vielen Gespräche, die mich stark gemacht haben. Die letztlich dann verantwortlich dafür waren, dass ich solche Gedanken wie Du sie jetzt hast, nie hatte.

    Es gibt nichts, bitte glaube mir das, dass Du ohne Alkohol nicht auch mindestens genauso gut und erfüllend machen könntest als mit. Vielleicht sind manche Dinge etwas anders, aber sie sind deshalb nicht schlechter! Wir Alkoholiker müssen das nur (wieder) lernen, denn durch die Sucht haben wir gelernt wie der Stoff wirkt, und wie einfach er es uns macht, manche Situationen so oder so zu erleben, zu fühlen usw. Aber all das war nicht ECHT!

    Und, nicht dass Du jetzt denkst, ich wäre ein hardcore Trockener, ein Ex-Trinker der jetzt mit der Faust in der Tasche trocken ist. Nein, ich bin unterwegs, geschäftilich wie privat, habe auch mal Menschen um mich, die (moderat) trinken ohne das ich damit ein Problem hätte, ohne dass ich mit erhobenen Zeigefinger darauf hinweise, wie gefährlch der Konsum von Alkohol sein kann. Aber ich selbst verspüre keinerlei Wunsch, selbst zu konsumieren. Und natürlich habe ich auch viele positive Erinnerungen an meine Zeiten mit Alkohol. Also nicht an die letzten Jahre meiner Sucht, welche nur noch die Hölle waren aber vorher, als ich wie ich heute weiß bereits süchtig war, jedoch noch gut funktionierte und noch "alles gut im Griff" hatte, da gab es durchaus lustige und gesellige Abende und entsprechend auch positive Erinnerungen.

    Aber ich weiß halt heute auch, dass ich jetzt solche Abende oder Momente auch habe, dass es eben nicht der Alkohol sein muss, der dafür sorgt dass man eine schöne Zeit hat. Nur weiß man das halt nicht, wenn man es nicht anders kennt bzw. sich über viele Jahre so daran gewöhnt hat. Und dann ist da natürlich noch unsere trinkfreudige Gesellschaft, in der Alkohol ja gar nicht wegzudenken ist und wo Alkohol ja quasi das Schmiermittel schlechthin ist. Und das bekommen wir ja permanent zu sehen, zu lesen oder in eigenen live Erlebnissen präsentiert.

    Genau deshalb brauchts schon einen Plan, wie man sein Leben ohne Alkohol führen möchte, denn wir (Du) wirst einfach ständig damit konfrontiert werden.Wenn Du es aber schaffst zu erkennen, dass Alkohol eigentlich zu keiner Zeit positiv oder hilfreich für Dich ist, dann wirst Du stark genug werden um ein sehr zufriedenes Leben ohne zu führen.

    Ich wünsche Dir, dass Du Deinen Weg finden kannst. Bleib jetzt dran, Du hast den Anfang gemacht. Arbeite an Dir, arbeite Deine Sucht auf, versuche heraus zu finden, warum wieso weshalb und überlege Dir, wo Du hin möchtest, wer Du sein möchtest, wie Du sein möchtest, was Du noch erreichen willst in Deinem Leben. Und suche und hole Dir alle Hilfe die Du bekommen kannst (super das Du bereits eine SHG hast, besuche sie regelmäßig, mir hat das enorm viel geholfen). Und dann wirst Du merken, wie sich alles verändert. Wie Du Dich veränderst, wie Dein Umfeld sich verändert (oder Du es anders wahr nimmst) und Du wirst spüren, dass Du Dir langsam Dein Leben zurück holst.

    Oh, wieder so viel geschrieben ;)

    Alles alles Gute weiterhin!

    LG
    gerchla

  • Hallo Paperplane,

    ich bin noch relativ neu hier und trinke seit über 8 Monaten keinen Alkohol mehr. Meinen Werdegang kannst du hier im Forum nachlesen. Kurz zusammengefasst bin ich 56 Jahre und habe über 30 Jahre mehr oder weniger heftig getrunken.
    Ich habe auch immer mal wieder Trinkpausen, teilweise über 6 Monate eingelegt und mein Ziel war nicht die Abstinenz, sondern die Rückkehr zu einem „normalen“ Alkoholkonsum.
    Also nicht das klassische „nie wieder Alkoholtaktik“ sondern immer mit Hintertürchen.

    So ähnlich schätze ich auch dich ein (soweit mir das zusteht), da ich mir deine Anfangspost von vor 4 Jahren durchgelesen habe.

    Als ich vor über 8 Monaten wieder einmal die Schnauze voll hatte und mich meine Freundin wegen meiner Trinkerei verlassen hatte, war die erste Einstellung auch nicht anders.
    Aber ich habe im Gegensatz zu meinen bisherigen Abstinenzversuchen diesmal eine Gruppe aufgesucht und mich umfassend mit meinem Problem auseinandergesetzt.
    So nach cirka 2 Monaten und einer anfänglichen Euphorie, dass ich ja gar nicht so abhängig bin, ist mir jedoch allmählich klar geworden, dass ich mich mein Leben lang im Kreis gedreht habe.
    Ich habe mir grundlegende Gedanken gemacht und kam zu einem klaren Ergebnis:
    Ich kann nicht mit Alkohol umgehen, er macht mich unglücklich und schadet mir!

    Weshalb also nicht ganz darauf verzichten und mich auf ein zufriedenes alkoholfreies Leben einstellen in dem der Alkohol keine Rolle mehr spielt?

    Das klingt jetzt sehr vereinfacht aber ich versuche es dir zu beschreiben.
    Je länger ich auf den Alkohol verzichtet habe desto besser habe ich mich gefühlt.
    Dinge die ich gar nicht mehr für möglich gehalten habe konnte ich ohne Alkohol bewältigen und je mehr davon, desto mehr ist mein am Boden liegendes Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen zurückgekehrt.

    Nach nunmehr 8 Monaten fühle ich mich in dieser Richtung bestätigt und ich habe so etwas wie eine, ich nenne es mal, „stabile Zufriedenheit“ erreicht und die entwickelt sich von Tag zu Tag immer mehr.
    Ich weiß natürlich, dass es immer eine Gefahr gibt aber ich bin im Moment so zufrieden und die Dinge haben sich in jedem Bereich meines Lebens so positiv entwickelt (meine Freundin ist auch wieder zurück ), dass ich im Moment sagen kann, dass es mir an nichts fehlt und dass ich den Alkohol in keinster Weise vermisse.

    Das ist jetzt bei mir so und wahrscheinlich bei jedem anders.

    Ich möchte dir einfach ein positives Feedback geben, wie es laufen kann.

    Ich war 30 Jahre mehr oder weniger ein unglücklicher zerrissener Mensch, dem man das nach außen hin nicht ansah, dass er Probleme mit Alkohol hatte.
    Mich hat auch noch keiner darauf angesprochen und nur meine Freundin weiß von meiner „Geschichte“.
    Ich bin jetzt in einer Situation in der ich gar nicht mehr darüber nachdenke ob ich vielleicht irgendwann ein Bier oder ein Glas Wein trinken kann, bzw. möchte.
    Ich weiß, dass ich das nicht mehr möchte und dass ich auch keinerlei Mehrwert aus einer solchen Aktion ziehen würde.
    Die schönen Momente werden durch Alkohol nicht schöner und die schlechten Momente hält man vielleicht mit Alkohol kurzfristig „besser“ aus, aber das dicke Ende kommt eben dann unweigerlich und da ich über 30 Jahre damit zu tun hatte, weiß ich genau wohin das führt.

    Michael Phelps, der Weltklasseschwimmer, der auch ein massives Alkoholproblem hat, hat seine Alkoholsucht mal mit einem Satz auf den Punkt gebracht:

    " Ich war an einem sehr dunklem Ort" :-[

    Besser könnte ich es nicht sagen und an diesen Ort möchte ich nie nie mehr zurück.
    Das ist meine Motivation in dieser Richtung und auf der anderen Seite befinde ich mich jetzt an dem Ort an dem ich seit über 30 Jahren sein wollte.

    Klingt alles sehr euphorisch und fühlt sich zumindest für mich auch so an.

    Das Schreckgespenst des Rückfalls ist natürlich da, bestimmt aber mein Leben nicht mehr.
    Vielleicht wird es irgendwann mal wieder stärker und klopft an meiner Tür.

    Aber damit setze ich mich dann auseinander wenn es soweit ist. Und ich werde dem dann nicht hilflos gegenüberstehen.
    Denn ich habe meine Gruppe und das Forum und noch etliche andere Dinge, die ich dann gegenhalten kann 44..

    Ich hoffe mal, dass ich dich ein bisschen positiv aufbauen konnte.

    Mir hat jedenfalls der Verzicht auf dieses Teufelszeug eine ganz neue und positive Lebensqualität zurückgegeben auf die nie mehr verzichten möchte.
    Alleine das Gefühl jeden Tag aufzuwachen und wirklich ich selbst zu sein. 24 Stunden mit klarer Birne durch die jetzt wieder spannende Welt zu laufen.
    Nicht mehr planen müssen wie ich mein Leben mit meiner Sauferei in die Reihe bekomme.
    Die Liste könnte ich noch endlos weiterführen und ich schreibe mir auch jeden Tag auf wie ich mich fühle und wie es mir geht.
    Auch das bringt mich immer weiter weg von meinem falschen „Freund“.
    In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute für deinen hoffentlich alkoholfreien weiteren Lebensweg.

    Changemaker

  • Viiieelen Dank für die absolut motivierenden Nachrichten! Ich habe mir jetzt Zeit genommen, alles in Ruhe zu lesen (wo die Kids schlafen) und es ist wirklich ermutigend. Danke auch dir, Changemaker. Ich werde es versuchen, alles auf mich zukommen zu lassen. Das, wie ihr schreibt, Auseinandersetzen mit der Sucht, kommt auch bei mir in die Gänge. Immer wieder kommen Situationen hoch, von damals und heute, und wieviel schlimmer alles geworden ist ;( ;(
    Ich freu mich schon auf das nächste AA Treffen, wobei ich erst wieder jemanden für die Kids brauche. Ich hoffe, es klappt am Samstag.
    P.S. schreibe immer vom Handy aus :-[ deshalb die ggf. Tippfehler zwischendurch.

  • Eine Frage noch an euch: Kann es am Anfang sein, dass man leicht unkonzentriert ist oder auch verwirrt, wenn man aufhört zu trinken? Ich kann kaum einschlafen und hab bei der Arbeit heut ein paar blöde Fehler gemacht :-X

    Und: Meine Email Adresse kann doch niemand sehen, richtig? :-[

    Danke schonmal :)

  • Moin.
    Deine e-mail-adresse kann niemand sehen. Keine Sorge. Ja, und dieses Gefühl der Unruhe, schlechtere Konzentration etc. kenne ich auch. Besser gesagt "kannte". Das wird mit der Zeit besser.
    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

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