Die Haupe

  • Moin moin an alle hier. Ick bin die Haupe und denke ick hab nen tüchtiges Alkoholproblem. Trinken ist nicht täglich, aber ab und an und immer öfter und dann bis zur Bewusstlossigkeit. Nach dem letzten Mal an Weihnachten bin ich eine tiefe depressive Phase reingerutscht da ich psychisch eher labil bin. Mein Verhalten bei diesen Totalausfällen ist so schlecht, daneben und peinlich, dass mir das fast mehr zu schaffen macht als das Saufen. Dazu gehört Schlägereien anfangen, Freunde beleidigen, andere Typen angrabschen und vieles vieles an was ich mich nicht erinnern kann und will. Das ich noch lebe grenzt an ein Wunder und ist wohl dem sagenhaften geduldigen Gemütern meiner Mitmenschen zu verdanken. Momentan weiß ich überhaupt nicht weiter und habe große psychische Schwierigkeiten. Nicht trinken ist kein wirkliches Problem für mich, aber ich habe vor der nächsten Katastrophe, die ziemlich sicher kommen wird, sehr große Angst und bald habe ich gar keine Freunde mehr und werde alleine leben und sterben (das Ausrufezeichen dahinter kann ich gar nicht groß genug setzen)!! Das mit dem alleine leben habe ich zumindest schon ziemlich gut hinbekommen. Dad Ganze, Saufen bis zur Intensivstation geht nun schon seit knapp 25 Jahren. Was als Jugendliche mit 15 Jahren vielleicht noch lustig war, ist es jetzt ganz sicher nicht mehr. Die Abstände werden zwar größer, was damals einmal im Monat war ist jetzt einmal im Jahr, aber ich komme immer weniger damit und mit mir klar. Schon wieder gesoffen bis zum Blackout, schon wieder Freunde vergrault, schon wieder drinnen inner Depression. Ich will es einfach nicht mehr, sage das aber schon seit Jahren und immer passiert es wieder, hach ein Bier kein Problem, aber dann kommt das zweite und dritte und Schnaps und Wein und schon wieder steht de Haupe nackt auffe Tanzfläche und will alle verhauen. Um sich das vorzustellen, kann ich Leute zitieren die dabei waren: es ist eine Verwandlung wie bei dem unglaublichen HULK, plötzlich bin ich grün, schreie und versuche auf Hochhäuser hochzuklettern. Habe es versucht ein bisschen lustig darzustellen, die Wahrheit ist allerdings sehr sehr traurig und darüber bin ich mir auch mir auch mehr als bewusst.
    Ich hoffe auf Hilfe, bzw. jemand der mit mir redet und auf einen Austausch weil mir die letzte Aktion immer noch sehr zu schaffen macht und ich traue mich kaum raus auffe Straße und denke bin auch kurz davor mich selbst aufzugeben.
    Termin beim Psychologen zu bekommen in Dtschl ist auch witzig, Donald Trump in Mexiko auffe Straße zu treffen ist wohl einfacher.
    Grüße und Hallo an alle
    Haupe

  • Hallo!

    Ich gehe mal davon aus, Du trinkst noch, oder?

    Du klingst nach Berlin/Brandenburg. In Berlin ist unser Moderator Greenfox beheimatet. Vielleicht kann er dir einen guten Tipp geben, welche Suchtberatungsstelle Du am besten mal aufsuchst, um deinen Fall zu besprechen.

    Ich rate grundsätzlich zu einem Gang zur Beratung. Da sitzen Profis, die dich nach einigen Gesprächen "einschätzen" können , um die weitere Vorgehensweise abzustimmen (Entgiftung, Therapie, Psychotherapeut).

    Zudem rate ich stets, auch den Hausarzt mit ins Boot zu holen, insbesondere was die Entgiftung anbelangt.

    Ansonsten empfehle ich stets Fachliteratur und den Kontakt zu Selbsthilfegruppen. Die erwarten jedoch, dass man dort nüchtern aufschlägt; das besoffene Gequatsche einer strammen Person will sich verständlicherweise niemand antun.

    Gutes Gelingen wünscht
    der Rekonvaleszent

  • Auch von mir erstmal ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 55, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen nun schon einige Jahre trocken und in der Suchtselbsthilfe aktiv.

    Ich kann mich Reko nur anschließen: auch ich empfehle Dir einen Besuch bei einer Suchtberatungsstelle und/oder einer SHG. Die Suchtberatungsstellen sind kostenlos und arbeiten anonym. Sie können Dich auch bei der Suche nach SHG unterstützen - hingehen musst Du schon selber. Und da brauchst Du keine Angst zu haben - ich habe noch von keiner gehört, die beisst ;)

    Aber ich denke, gerade eine SHG könnte Dir helfen, denn dort kannst Du mit realen Menschen in direktem Kontakt sprechen, die Deine Probleme kennen und mehr oder weniger selbst durchgemacht haben.

    Ich hoffe auf Hilfe, bzw. jemand der mit mir redet und auf einen Austausch

    Natürlich ist es nicht unbedingt einfach, ein erstes Mal über seine Probleme zu REDEN (nicht anonym zu schreiben). Aber im Laufe der Jahre habe ich schon einige "Schränke" sitzen sehen, die anfangs nur rumdrucksten, nicht wussten, was sie wie sagen sollten - und auf einmal sprudelte es nur so. Und dann saßen sie mit Tränen in den Augen da und waren erleichtert, dass sie es endlich mal rausgelassen hatte - und das Problem dann angehen konnten.

    ick hab nen tüchtiges Alkoholproblem. Trinken ist nicht täglich, aber ab und an und immer öfter und dann bis zur Bewusstlossigkeit. ... Nicht trinken ist kein wirkliches Problem für mich ... Das mit dem alleine leben habe ich zumindest schon ziemlich gut hinbekommen ... Dad Ganze, Saufen bis zur Intensivstation geht nun schon seit knapp 25 Jahren.

    Widersprüche über Widersprüche. Du haust Dir selbst die Taschen voll und redest Dir Deine Probleme schön ... von wegen "Das mit dem alleine leben habe ich zumindest schon ziemlich gut hinbekommen" Glaubst Du das selber?? Du lebst notgedrungen alleine! Weil Du im Suff alle vergrault hast! Okay - hast Du gewissermaßen "hinbekommen" :(

    Schau doch mal in unsere Linksammlung - da findest Du viele informative und weiterführende Links, die Dir auch bei der Suche nach einer Suchtberatungsstelle helfen können.

    Viel Erfolg und auf einen guten Austausch!

    Gruß
    Greenfox

    Ach ja - und ich würde Dich eher auf Süd-Schweden verorten als hierher in den Berliner Raum ... Wer hat denn nun recht ??? (Vermutlich keiner)

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Haupe,

    herzlich Willkommen hier bei uns im Forum.

    Ich habe lange überlegt was ich Dir eigentlich schreiben soll oder will. Meine Vorschreiber haben Dir ja bereits einiges gesagt, Dir das mitgeteilt, was man natürlich wissen sollte, worüber man als Betroffene(r) nachdenken sollte. Suchtberatung, Selbsthilfegruppe, Arzt einweihen, Freunde einweihen (falls man noch welche hat), Familie informieren, Psychologen besuchen usw.

    Ich glaube fast, dass Du das alles irgendwie wahrscheinlich schon gewusst oder mal gehört hast. Ich habe hier ja schon häufiger geschrieben, dass es meiner Meinung nach keinen Königsweg aus der Sucht heraus gibt, das jeder selbst seinen Weg finden sollte. Aber natürlich gibt es bestimmte "Intrumente", die bei vielen von uns gut geholfen haben oder gut helfen oder unterstützen. Und die genannten Maßnahmen gehören sicher dazu, sind quasi soetwas wie die Basis, das Standardwerkzeug das man nutzen kann um aus dem Schlamassel wieder heraus zu kommen.

    Aber schreiben wollte ich Dir jetzt eigentlich etwas ganz anderes:

    Als ich Dich las, dachte ich mir erst: Wow, ganz schön taff. Versucht mit Galgenhumor ihre bescheidene Situation zu beschreiben. Aber um so mehr ich las und umso mehr ich nachdachte, bekam ich das Gefühl, dass da ein Mensch schreibt, der ziemlich verzweifelt ist. Ich will Dir keinesfalls zu nahe treten, ich kann mich natürlich komplett irren und Du darfst meine Zeilen auch gerne einfach ignorieren.

    Jedenfalls habe ich das Gefühl, dass bei Dir einiges mehr im Hintergrund "lauert" als "nur" die Alkoholsucht. Du scheinst zur Kategorie der Epsilon-Trinker zu gehören, kannst also problemlos lange Zeit gar nichts trinken um dann irgendwann umso heftiger wieder zuzuschlagen. Ich trank täglich und kann Dir diesbezüglich leider (oder zum Glück) keine eigenen Erfahrungen mitteilen. Vielleicht gibt es hier ja noch jemanden, der ein ähnliches Trinkverhalten hatte wie Du und der es geschafft hat seine Sucht zu überwinden.
    Ich denke mir, es wird bei Dir, wie bei allen anderen Alkoholikern (mich eingeschlossen) auch, Gründe geben, weshalb Du Dich in den Alkohol flüchtest. Ich denke, bei Deinem Trinkverhalten werden es nicht vornehmlich körperliche Entzugserscheinungen sein, die Dich trinken lassen müssen damit Du überhaupt funktionieren kannst. Bei Spiegelrinkern beispielsweise ist das so, haben sie nicht ihren Pegel können sie gar nicht funktionieren. Der Weg dorthin ist i. d. R. ein langer und auch Spiegeltrinker begannen ihre Sucht aus anderen Gründen. Ich denke mir, es gibt bei Dir sicher ganz klare Auslöser, Gründe, warum Du das tust. Und wenn es "nur" eine grundsätzliche Unzufriedenheit mit Deinem Leben ist, Deiner Situation ist.

    Vielleicht willst Du jemand sein der Du nicht bist, vielleicht willst Du einfach nur vergessen, vielleicht fühlst Du Dich stärker, besser, mutiger wenn Du getrunken hast, vielleicht willst einfach mal an keine Probleme mehr denken müssen. Ich weiß es nicht. Aber das ist es, worum Du Dich eigentlich kümmern solltest. Denn wenn Du mit Dir und Deinem Leben auch nur einigermaßen im Reinen bist, dann brauchst Du nicht mehr trinken. Die vermeintlichen Gründe für's trinken müssen beseitigt werden, im Idealfall. Nun sagen wir trockenen Alkoholiker ja oft: Es gibt keinen Grund um zu trinken!

    Natürlich nicht, das stimmt. Aber es gibt Gründe warum wir süchtig wurden, warum wir zu Trinkern wurden. Und das ist oft gar nicht so einfach herauszufinden. Ich brauchte etwas ein Jahr (ab dem Zeitpunkt wo das letzte Bier in meine Kehle floss), bis ich einigermaßen das Gefühl hatte, ich habe jetzt einen Plan, ich kann mir jetzt einigermaßen vorstellen, warum wieso weshalb.

    Ich wollte Dir also aus meiner ganz persönlichen Sicht, aus meiner ganz persönlichen Erfahrung heraus schreiben, dass es genau darauf ankommt: Nämlich auf das auseinersetzen mit sich selbst. Mit seinem Leben, mit dem wer man ist, wer man sein möchte, was man (noch) erreichen möchte, was für einen selbst eigentlich "Glück" bedeutet, wo man hin will.... Sehr philosophisch dieser Ansatz und, die Umsetzung kann auch sehr schmerzhaft sein. Aber eben auch klärend und bereichernd.

    Weißt Du, wir schreiben ja oft: Man muss sein Leben ändern, man muss sein Umfeld wechseln, man muss, man muss, man muss - Letztilich sind das aber alles nur zusammengefasste Erfahrungen von trockenen Alkoholiker, die genau diese Schritte (entweder alle davon oder auch nur einige) unternommen haben. Und so zum Erfolg kamen. Ich denke, alles was man tun "muss", erkennt man, wenn man es schafft sich einige zentrale Fragen das eigene Leben betreffend zu beantworten. U. a. die Fragen, die ich oben aufgeführt habe (können gerne noch individuell erweitert werden). Und oft hat das dann eben genau das zur Folge, was ich oben als "man muss" beschrieben habe.

    Und wenn man das schafft, dann wird man auch bemerken, dass einem Alkohol bei absolut nichts hilft. Bei keiner wirklich wichtigen zentralen Lebensfrage hilft einem der Alkohol auch nur ein Stück weiter. Es ist eben genau das Gegenteil der Fall.

    Ich wollte Dir jetzt einfach mal diese Gedanken von mir da lassen. Ich weiß nicht ob sie Dich erreichen, ob sie Dir was bringen. Ich kenne Dich nicht und ich weiß nicht ob Du meine Denke nachvollziehen kannst. Aber das musst Du ja auch nicht, Du entscheidest über Dein Leben so wie Du das für richtig hälst.

    Eines noch: Ich habe damals 7 Wochen auf meinen ersten Termin bei Psychologen warten müssen. Ich habe die Zeit mit fast täglichen Besuchen meiner SHG überbrückt. Ich gehe jetzt schon lange in keine SHG und ich benötige auch schon lange keinen Psychologen mehr. In meiner Anfangszeit war beides jedoch reines Gold wert für mich. Trotzdem setze ich mich noch heute (ich trinke schon viele Jahre nicht mehr) fast täglich mit mir und meinem Leben auseinader. Nicht mehr mit meiner Sucht, aber mit meinem Leben, wer ich bin, wer ich sein will und was ich noch werden möchte (rein auf meine Persönlichkeit bezogen). Und genau das macht mich stark - denn eine Sucht ist eben eine Sucht - sie bleibt ein Leben lang wenn man sie mal hat. Entzieht man ihr aber den Nährboden, dann kann sie nicht aktiv werden.

    Alles Gute wünsche ich Dir und einen guten Austausch hier im Forum

    LG
    gerchla

  • Wow Gerchla! Shoot bist du gut. Jetzt hats mir mal kurz die Tränen in die Augen getrieben. Erstmal möchte ich mich bei dir bedanken, weil du mir das Gefühl gibst verstanden zu werden.

    Mein saloppes Geschnacke hier soll übrigens weder den Eindruck erwecken ich habe etwas intus noch soll es den ernst der Lage überdecken, du hast auch das richtig erkannt indem du es Galgenhumor und Verzweiflung nennst. Ich begrüße es jedoch, wenn jemand mit kritischem Auge auf meine Ausdrucksweise schaut, das macht mir nur bewusst wie unerträglich ich sein muss wenn ich voll betankt bin und mein zügelloses Zünglein völlig freien Lauf bekommt.

    Zitieren muss ich dich nicht und auch nicht korrigieren, da du mit fast allem Recht hast. Trinken tue ich tatsächlich monatelang keinen Tropfen und es fällt mir auch nicht schwer. Seit der Aktion an Weihnachten keinen Tropfen. Das soll nicht über die Tragweite hinweg täuschen, mein Verhalten bei den unbeschreiblichen Exzessen entzieht sich jeder Beschreibung. Leute die mich danach sehen schauen mich mit einer Mischung aus Mitleid, Ekel, Angst und Wut an und ich komme immer weniger damit klar und zweifele daran was für ein Mensch ich bin und was noch aus mir wird wenn es so weitergeht. Der Freundeskreise schrumpft um es überaus beschönend auszudrücken.
    Tägliches Trinken kann ich nicht nachvollziehen, deswegen kann ich dazu nichts sagen, ziehe aber vor jedem meinen Hut der es dann schafft damit aufzuhören. Da ich nicht täglich trinke hat es wohl auch so lange gedauert bis ich mir einigermaßen bewusst bin ein Problem zu haben. Vielleicht bin ich mir der Tragweite auch immer noch nicht komplett bewusst, aber wenn einen ganze Städte hassen, dann sollte man/ich anfangen zu denken. Zumindest traue mir selbst mittlerweile nicht und denke die nächste Katastrophe wird kommen.
    Ich versuche tatsächlich jemand anderen darzustellen wenn ich betrunken bin und vieles was ich in irgendwelchen Comedy Sendungen gehört habe und mich ansonsten nicht traue zu sagen flutscht dann raus. 'Leider' bin ich viel in Überland wo ein etwas harscherer Humor herrscht, der mir gut gefällt und den ich dann hier anwende und die Menschen damit völlig überfordere. Reaktionen habe ich schon aller erdenklicher Art erlebt, es haben schon gruppenweise Menschen um mich herumgestanden und laut applaudiert (bin trotzdem nicht stolz), es haben aber auch schon noch größere Gruppen mit abgebrochenen Bierflaschen vor mir gestanden und geschrien:"bist du jetzt endlich still!", erfolglos, weil ich mach weiter und weiter. Mit dem psychischen hast du auch Recht, meine Mutter war schwer depressiv und begann Suizid als ich klein war, und wie ich erst vor kurzem erfahren habe, bzw. wie ich es versuche nachzuvollziehen wollte sie mich mitnehmen. Das soll aber keine Ausrede sein und ist auch nicht der Grund der Exzesse, zumindest so wie ich es beurteile. Es fehlt anscheinend der Schalter der mir sagt jetzt aufzuhören mit dem Trinken und es gibt immer und immer und immer wieder Rückfälle.

    Danke auch deine Tipps für die Vorstellung/ Gedanken seine Lebensziele vor Augen zu haben. Allerdings auch wie du richtig erkannt hast, bin ich mir darüber so wie ich es beurteilen kann recht gut bewusst und habe ein erfolgreiches Leben. Ich bin erfolgreiche Leistungssportlerin und nach einer erfolgreichen Weiterbildung Abi, Uni... beruflich ganz weit oben. Nach außen hin alles fein. Von Glück kann ich sagen, dass der letzte Exzess weit weg von Arbeitskollegen war und ich wenigstens auf der Arbeit sein kann.

    Bei der Suchtberatung habe ich bereits Email geschrieben und warte auf einen Termin. Danke für den Hinweis an alle.

    Die Haupe

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